Wagenrennen

Wagenrennen waren imantiken Griechenland undRom[1] eine beliebteSportart.
Wagenrennen wurden mitStreitwagen durchgeführt, die üblicherweise mit zwei[2] (griechisch: Synorisσυνωρίς, römisch:Biga)[3] oder vier[4] (griechisch: Tethripponτέθριππον[5], römischQuadriga) Pferden bespannt wurden. Teilweise wurden für die Wagenrennen eigene Sportanlagen errichtet, dielateinisch alsCircus bezeichnet werden.
Antikes Griechenland
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Pferdesportwettbewerbe, Hippische Agone, gab es bei verschiedenen athletischen Spielen imantiken Griechenland (siehe beispielsweisePanhellenische Spiele).
Die erste literarische Erwähnung eines Wagenrennens in Griechenland findet sich in derIlias (8. oder 7. Jahrhundert v. Chr.). Achill veranstaltete zu Ehren seines im Kampf gefallenen FreundesPatroklos ein solches.[6][7]
Bei denOlympischen Spielen der Antike wurde 680 v. Chr. das erste Wagenrennen mit Viergespannen über ungefähr 13 km ausgetragen. Im Laufe der Zeit kamen weitere Wagenrennen-Disziplinen über kürzere Distanzen, mit Zweigespannen und das Rennreiten hinzu.[8] Im Gegensatz zu den anderen altgriechischen Sportlern waren die Wagenlenker nicht nackt – Sie trugen eineBerufskleidung, die für die Rennen sicher gestaltet war. Mächtige Persönlichkeiten der griechischen Welt – wiePhilipp II. von Makedonien – ließen bei den Olympischen Spielen eigene Wagengespanne antreten.[9] Der AristokratKimon, der selber antrat, wurde vermutlich wegen seiner Erfolge als Wagenlenker umgebracht.[10]
Antikes Rom
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Den Brauch des Wagenrennens haben die Römer wohl von denEtruskern übernommen[1], die sie möglicherweise wiederum von den Griechen hatten.[11] Im Gegensatz zu den Griechen hielten die römischen Wagenlenker (agitatores[12]) dieLeinen allerdings nicht in der Hand, sondern schlangen sie sich um den Arm.[11] Dadurch hatten sie zwar einen besseren Halt, liefen aber auch Gefahr, mitgeschleift zu werden, sollte es zu einem Zusammenstoß kommen, was offenbar nicht selten geschah. Daher hatten sie ein Messer bei sich, um die Zügel notfalls abschneiden zu können.[1] Neben den häufigen unbeabsichtigten Zusammenstößen und aus der Kurve getragenen Wagen schlugen Wagenlenker auch aufeinander ein, sie lebten also recht gefährlich.[13] Die normalerweise sieben Runden wurde unter anderem mit Delfinen gezählt, da der Gott des Meeres,Neptun, auch als Schöpfer der Pferde galt.[14]

InRom wurde für die Wagenrennen derCircus Maximus, inKonstantinopel dasHippodrom erbaut.[15] Auch in einigen weiteren Orten des antiken Mittelmeerraums gab es entsprechende Anlagen (sieheCircus (Antike)#Circusbauten im römischen Reich).
Die Wagenrennen waren imPrinzipat und in derSpätantike auch politisch von großer Bedeutung. Die Anhänger verschiedener Mannschaften waren inZirkusparteien geteilt. Wahrscheinlich erst die „Grünen“ und die „Blauen“, später die „Weißen“ und „Roten“, die sich bisweilen bürgerkriegsähnliche Kämpfe lieferten. UnterDomitian gab es sogar sechs Parteien, Gold und Purpur kamen hinzu.[13] Derrömische Kaiser unterstützte häufig eine Partei.[13]
Die Farben der damalig vierZirkusparteien (weiß, rot, blau und grün) entsprechen nicht ganz den Farben der vierapokalyptischen Reiter in derOffenbarung des Johannes (weiß, rot, schwarz und grün). Da die apokalyptischen Reiter als Boten des Jüngsten Gerichts fungieren, also Unheil mit sich bringen, wird dies als Kritik an den Wagenrennen und dem römischen Staatskult insgesamt gewertet.[16]
Heutige Rezeption
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Römische Wagenrennen sind in der Filmgeschichte häufig gezeigt worden, besonders berühmt ist die Darstellung in dem MonumentalfilmBen Hur (1959).[17] Elemente des Wagenrennens sind in stark abgewandelter Form in modernen Pferdesportarten wie demFahrsport oder demTrabrennsport wiederzufinden. In dem BandAsterix in Italien wird ein Wagenrennen mit klassischen römischen Quadrigen in Form einer modernen Nationen-Rallye mit mehreren Überland-Etappen veranstaltet.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcBarbara F. McManus:THE CIRCUS: ROMAN CHARIOT RACING. Juli 2003, abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑Universität Mannheim, Lehrstuhl für Alte Geschichte (Hrsg.): Wagenrennen mit einem Zweigespann. Abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑Erwin Pollack: Bigae. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 465–467.
- ↑Universität Mannheim, Lehrstuhl für Alte Geschichte (Hrsg.):Wagenrennen mit einem Viergespann. Abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑Paul Jonas Meier: Agones 2. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 836–867.
- ↑Chariot racing. In:Encyclopædia Britannica, abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑Dirk Bennett:Chariot Racing in the Ancient World. In:History Today. 47. Jahrgang,Nr. 12. Britain Dezember 1997,S. 41–48 (worldagesarchive.com (Memento desOriginals vom 6. Februar 2008 imInternet Archive)).
- ↑M. Weisenhorn, Die hippischen Agone, Forum Archaeologiae 42/III/2007,Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 25. Oktober 2016 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/homepage.univie.ac.at
- ↑Markus Weisenhorn:DIE HIPPISCHEN AGONE. In:Forum Archaeologiae, 2007, abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑Ulli Kulke:Das alte Olympia war so korrupt wie die Fifa. In:welt.de, 8. Juni 2015, abgerufen am 20. Juli 2019.
- ↑abElizabeth Rawson:Chariot-Racing in the Roman Republic. In: Papers of theBritish School at Rome, November 1981,doi:10.1017/S0068246200008448.
- ↑Paul Jonas Meier: Agitator. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 822 f.
- ↑abcLudwig Friedländer:Sittengeschichte Roms – Kapitel VIII. Nachdruck, Phaidon Verlag, Wien 1934.
- ↑Erwin Pollack: Delphines 2. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 2510 f.
- ↑Hippodrome. In:Encyclopædia Britannica, abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑Karl-Heinrich Ostmeyer:Vier Pferde, Farben und factiones. Die apokalyptischen Reiter und ihr zeitgeschichtlicher Hintergrund (Offb 6,2–8). In:Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft. Band 113, Nr. 1, 2022, S. 99–121,doi:10.1515/znw-2022-0005.
- ↑Ben Hur: Wie gefährlich waren die Wagenrennen der Antike?. In:wissen.de, 5. September 2016, abgerufen am 19. Juli 2019.