Wagenfeld befindet sich ungefähr in der Mitte zwischen den StädtenBremen (70 km) im Norden undOsnabrück (50 km) im Südwesten. Nordwestlich liegt es am Ausläufer desKellenbergs und hat dort die höchste Erhebung von ca. 69 m ü. NN (Bockeler Berg). Der Höhenunterschied beträgt zwischen 33 m ü. NN bis 69 m ü. NN.
Wagenfeld hat eine Gesamtfläche von 117,36 km² davon im Ortsteil Wagenfeld 76,35 km² und Ströhen 41,01 km². Moorfläche sind 13,90 km² = 8,5 %.Im bzw. am Rand des Gemeindegebiets befinden sich diese größeren Moorgebiete im Uhrzeigersinn:Neustädter Moor,Renzeler Moor,Großes Moor,Oppenweher Moor undRehdener Geestmoor.
Wagenfelder Aue Blickrichtung SüdenNeustädter Moor; im Hintergrund der Kleine Aussichtsturm
Die Gemeinde wird von mehreren kleinen Bächen durchflossen, die vorwiegend derUrbarmachung der Moore dienten. Größere Flüsse sind dieWagenfelder Aue, ein südöstlicher Zufluss derHunte, und dieGroße Aue im südöstlichen Gebiet bei Ströhen, die ein Nebenfluss derWeser ist.
Die Einheitsgemeinde Wagenfeld besteht aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Wagenfeld-Bockel, Wagenfeld-Förlingen,Wagenfeld-Haßlingen, Wagenfeld-Neustadt undStröhen.
Die Auburg 1654/1658St. Antoniuskirche 1850 oder 1860Auburg 1892Altes Amtshaus (in der Mitte); Links davon ist das ebenfalls nicht mehr existierende Alte Rathausgebäude
Der Name Wagenfeld taucht zum ersten Mal um 1280 in einem Verzeichnis der gräflichen ravensbergischen Lehnsgüter auf. Der Name leitet sich vonWakenfeld ab. Waken sind Wassertümpel die in den Morast- und Sumpflandschaften der Moorgebiete vorkommen.
An der durch das Dorf fließenden Wagenfelder Aue ließen die Grafen vonDiepholz Ende des 15. Jahrhunderts eine Schutzfeste mit dem NamenAuburg errichten. DieseWasserburg, auf einer Insel zwischen einem abgezweigten Arm der Aue und der Wagenfelder Aue gelegen, sollte die benachbartenMindener abschrecken, die damals regelmäßig in das Gebiet einfielen. Diese fühlten sich jedoch gerade durch den Bau der Auburg provoziert und zerstörten diese in der Folgezeit mehrere Male.
Als 1585Graf Friedrich II. vonDiepholz verstarb, brach einRechtsstreit über die territoriale Zugehörigkeit desAmtes Auburg, an dessen Ende es an dieLandgrafschaft Hessen-Kassel fiel. 1592 erhielt der Sohn desLandgrafen,Philipp Wilhelm von Cornberg, das Amt. Nach seinem Tod wurden die Besitzungen unter seinen zahlreichen Nachkommen aufgeteilt und es bildeten sich außer der Auburger Linie noch eine Richelsdorfer, Kettenbacher, Hüffer und eine Lübbecker derer von Cornberg.[2]
Sein ältester Sohn Bernd Philip stiftete die Auburger Linie und wurde nach seinem Ableben 1630 als erstes Oberhaupt der Auburger Linie in der Kirche von Wagenfeld beigesetzt. Als 1739 die Richelsdorfer Linie der Cornberger in der 4. Generation ausstarb, fiel Richelsdorf an die Auberger Linie, die 1762 wiederum nach Richelsdorf übersiedelte.
Am 23. September 1815 – somit 230 Jahre nach der Abspaltung von Diepholz 1585 – kamenPreußen,Hannover undKurhessen überein, das Amt Auburg an Hannover abzutreten. 1820 wurde die Amtsvogtei Auburg wieder demAmt Diepholz angegliedert.
DieVerkoppelung Wagenfelds von 1853 bis 1861 bewirkte die Trennung zwischen den Besitzungen des Gutes Auburg und den Privatflächen. Die Landwirte wurden aus derAbhängigkeit zu einem Grundherren entlassen und konnten fortan Privatbesitz erlangen. Zudem wurde das Wege- und Gewässernetz umfassend neu strukturiert. Die vier Ortschaften Bockel, Neustadt, Förlingen und Haßlingen wurden erstmals der Verwaltung eines Bürgermeisters (damals noch Samtvorsteher genannt) übergeben. Aus dieser Zeit stammt wohl auch die regionale Überlieferung, dass Wagenfeld „das größte Dorf Deutschlands“ sei, denn die neue Gemeinde hatte im Verhältnis zu anderen damaligen Gemeinden eine unübliche Größe.
Wagenfeld fiel im Zuge der Annektierung des Königreichs Hannover, nach demDeutschen Krieg 1866, an Preußen und wurde derProvinz Hannover sowie ab 1885 demKreis Diepholz zugeordnet.
1884 wurde der königlich hannoversche Kammerrat, Karl Ludwig Viktorvon Cornberg zu Auburg, zum Freiherrn ernannt und ein Jahr später durch denKönig von Preußen zum letzten Mal mit der Auburg belehnt. Als er 1891 kinderlos starb, erbte sein entfernter Verwandter Theodor von Cornberg die Auburg. Bereits 1904 verkaufte er den ausgedehnten Grundbesitz zu Auburg und Wagenfeld und starb als letzter Auburger von Cornberg nervenkrank in dem badischen StädtchenNeckarelz.[3]
1908 hat der damalige Landrat William „Willy“ Quassowski desKreises Diepholz alle vier Ortsteile Wagenfelds in politische Gemeinden mit eigenen gewählten Gemeinderäten umgewandelt, damit diese leichter Staatszuschüsse für die Schulunterhaltung erhalten konnten. Ganz Wagenfeld wurde zu einerSamtgemeinde mit vier Mitgliedsgemeinden.
1937 erwarb die Samtgemeinde Wagenfeld das Gebäude der Auburg sowie 26 Morgen Land (etwa 6,5ha). Während derZeit des Nationalsozialismus wurden zwölf ehemals in Wagenfeld ansässige jüdische Bürger und deren Ehegatten von ihren damaligen Wohnorten in sechs unterschiedliche Ghettos und Konzentrationslager (Auschwitz, Riga, Stutthof, Theresienstadt, Treblinka und Trostinez) deportiert und ermordet. Weitere 20 jüdische Wagenfelder konnten bis 1938 zum größten Teil in die USA, nach Großbritannien, Palästina oder Argentinien fliehen. Seit dem 14. September 2008 erinnert ein Gedenkbaum mit Gedenkplatte nahe dem Herrenhaus Auburg an die Wagenfelder Opfer derShoa.
Von Mai 1946 bis Oktober 1948 wurde von der britischen Militärverwaltung nach dem Muster der britischen Kommunalverwaltung ein Gemeindedirektorenbezirk mit den Gemeinden Rehden, Hemsloh, Barver, Wagenfeld und Hannoversch Ströhen gebildet, dessen Verwaltungszentrum in der Auburg eingerichtet wurde. Im Oktober 1948 wurden in Niedersachsen alle Direktorenbezirke wieder aufgelöst und alle ehemaligen Gemeinden wieder mit Bürgermeistern besetzt.
Am 25. November 1966 beschloss der Niedersächsische Landtag das „Wagenfelder Gesetz“ zur Auflösung der Samtgemeinde und Schaffung derEinheitsgemeinde Wagenfeld aus den vier Gemeinden Wagenfeld-Bockel, Wagenfeld-Förlingen, Wagenfeld-Haßlingen und Wagenfeld-Neustadt. Das Gesetz trat am 1. Januar 1967 in Kraft.Am 1. März 1974 wurde die GemeindeStröhen eingegliedert.[4] Grundlage dafür war das „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raume Grafschaft Diepholz / Grafschaft Hoya / Delmenhorst“ vom 8. November 1973.
Heute befindet sich auf dem Gelände der Auburg nur noch das Herren- und Gesindehaus. Nach 1945 wohnten dort zunächst acht Jahre lang Flüchtlingsfamilien. Danach dienten die Gebäude bis 1967 als landwirtschaftlicheBerufsschule.[5]
1977 wurde Wagenfeld Teil des aus den Landkreisen Grafschaft Diepholz undHoya neugeschaffenenLandkreises Diepholz.
1998/1999 wurde das historische Gebäude der Auburg restauriert. Seither bietet der „Kulturkreis Auburg“ in seinen Räumlichkeiten ein abwechslungsreiches Kulturprogramm an.
Von 1961 bis 2002 war Wagenfeld einBundeswehrstandort: DieLuftwaffe unterhielt dort die 3. Batterie desFlugabwehrraketenbataillons 25 (3./FlaRakBtl. 25), das der 4. Luftwaffendivision (Aurich) zugeordnet war. 1975 erhielt der Unterkunftsbereich der Einheit den Namen „Auburg Kaserne“. In Wagenfeld waren bis 1988 Soldaten der 42. US-Artillerie-Abteilung stationiert, die die kleine Zahl Atomsprengköpfe bewachten, die imVerteidigungsfall – nach Freigabe durch die Amerikaner – durch Bundeswehrsoldaten abgeschossen worden wären. Als Waffensystem wurden anfangs konventionelle Nike Ajax-Raketen, danach über viele JahreNike-Hercules-Raketen (mit sowohl konventionellen als auch nuklearen Sprengköpfen) verwendet, die schließlich ab 1989 durch dieMIM-104 Patriot (konventionell) abgelöst wurden. Die Umrüstung auf das Patriot-System machte die kleine US-Garnison überflüssig. Im Zuge ihrer Verkleinerung nach dem Ende desOst-West-Konfliktes hat die Bundeswehr ihren Standort Wagenfeld schließlich aufgelöst. Zu sehen sind bis heute dieKaserne, die geräumteRaketen-Abschussstellung (Bunker) sowie der ehemalige Feuerleit-Bereich (frühereRadarstellung).
Die Gemeindeverwaltung bezog 2005 einenFlügel des neuen „Dienstleistungszentrums Wagenfeld“[6], während das Alte Rathaus an der Hauptstraße heute nicht mehr besteht.
DerGemeinderat der Gemeinde Wagenfeld besteht aus 20 Ratsfrauen und Ratsherren sowie kraft Amtes dem Bürgermeister. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 7.001 und 8.000 Einwohnern.[7] Die 20 Ratsmitglieder und der Bürgermeister werden durch eineKommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse seit 2001.
Rat der Gemeinde Wagenfeld: Wahlergebnisse und Gemeinderäte
Seit November 2014 ist der parteilose Matthias Kreye der hauptamtlicheBürgermeister der Gemeinde Wagenfeld. Bei der letzten Bürgermeisterwahl wurde er mit 63,78 % der Stimmen gegen drei Mitbewerber gewählt. DieWahlbeteiligung lag bei 61,24 %.[9] Kreye löste den bisherigen Amtsinhaber Wilhelm Falldorf (CDU) ab, der nicht mehr kandidiert hatte.
1997 wurde in Wagenfeld die seit 1946 bestehendezweigleisige Gemeindespitze, mit einem hauptamtlichenGemeindedirektor und einem ehrenamtlichen Bürgermeister, nach derNorddeutschen Ratsverfassung aufgegeben. Die Gemeindedirektoren waren die Samtgemeindebürgermeister von 1946 bis 1962. Am 1. Juli 1962 wurde Karl-Heinz Placke zum Samtgemeindedirektor ernannt, ab 1967 als Gemeindedirektor in der Einheitsgemeinde bis zum 28. Februar 1995. Anschließend für die letzten zwei Jahre übernahm Henning Albers (1995–1997) das Amt.
Die Gemeinde Wagenfeld erhielt durch den Regierungspräsidenten in Hannover am 16. Juli 1969 die Erlaubnis, das nachstehend beschriebene Wappen zu führen.
„Geteilt; oben in Silber ein schreitender, schwarz bewehrter, rot gezungter roter Löwe, unten geschacht von Blau und Silber in drei Reihen.“[10][11]
Wappenbedeutung
Das Gemeindewappen ist den Familienwappen derFreiherren von Cornberg entlehnt und ist nur farblich etwas verändert. Der schreitende Löwe steht für die Abstammung der Familie von den Landgrafen von Hessen. DasSchach steht im Familienwappen für ein Schachbrett und ist im Familienwappen in den Farben Blau Rot und Silber gehalten. Die Gemeinde Wagenfeld teilt dieses Wappen, jeweils in der Farbgebung des geschachten Feldes verändert, mit der GemeindeCornberg.
Gemeindefarben
Flaggenbeschreibung
„Die Farben der Gemeinde Wagenfeld sind blau und silbern. In der Flagge wird neben den Farben der Gemeinde das Wappen der Gemeinde im Mittelfeld gezeigt.“[11]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel der Gemeinde enthält das Wappen der Gemeinde und die Umschrift „Gemeinde Wagenfeld, Landkreis Diepholz“.
Von der einstigen Burganlage derAuburg des Mittelalters befindet sich heute auf dem Gelände nur noch das Herren- und Gesindehaus. Weitere Gebäude und Hallen werden von dem örtlichenBauhof genutzt.
1905 wurde die Mühle durch Friedrich Söhler erbaut. Sie ist alsDurchfahrtholländer mit einem vierstöckigen Unterbau und Oberteil aus Ziegelsteinen erbaut. Die Mühle ist mit Segelflügeln, Kappe und Eichenschindeln ausgestattet. 1990 wurde sie komplett restauriert und wurde auch einige Zeit als Hochzeitsmühle genutzt.[15]
Seit über 425 Jahren findet am letzten Freitag im August der Wagenfelder Großmarkt statt. Aus dem anfänglichen Tanzvergnügen und Handel der bäuerlichen Bevölkerung ist im Laufe der Zeit ein Vergnügungsmarkt entstanden.
Auf dem Heidering veranstaltet derMotorradsportclub MSC Heidering Wagenfeld regelmäßigSpeedway-Training. Besonders hervorzuheben ist das große Ostertraining amKarsamstag.
Wagenfeld ist über dieB 239 zu erreichen, die von Nordwest nach Südost die Gemeinde durchquert und direkt durch die Ortschaft Wagenfeld verläuft. Zudem ist das Gemeindegebiete dicht durch mehrereLandesstraßen erschlossen:L 343,L 344,L 345,L 347 undL 349. Autobahnanschlüsse sind in Holdorf an dieA 1 (40 km) über die B 239 undB 214 im Westen und Kirchlengern an dieA 30 (44 km) undA 2 direkt über die B 239 im Süden.
Linie 170 vonDiepholz (Bahnhof derDB) über Wagenfeld nach Ströhen.
Zudem wird zu Schulzeiten durch mehrere Linien der Schülerverkehr sichergestellt.Die Gemeinde liegt im Tarifgebiet desVerkehrsverbund Bremen/Niedersachsen.
In Ströhen befindet sich ein inaktiver Bahnhof an derBahnstrecke Rahden–Bassum. Die Einstellung des Personenverkehrs war am 22. Mai 1982. Die endgültigeStilllegung folgte am 1. Juni 1994.
Zurzeit finden zwischen Rahden und StröhenDraisinenfahrten für Touristen statt.[21]
DasAktionsbündnis Eisenbahnstrecke Bassum-Bünde[22] plant die Reaktivierung nördlich von Rahden als „Dümmer-Weser-Bahn“ und Betrieb des Personenverkehrs durch dieBonner Rhein-Sieg-Eisenbahn bis 2020.
Wilhelm Falldorf: 'Häst all hört?' Sagen un annere lögenhaftige Geschichten ut Wagenfeld un Ströhen. Wagenfeld 1986, 72 S.
Wilhelm Falldorf:Wagenfeld und Ströhen. Ein geschichtlicher Überblick. Wagenfeld 1988.
Wilhelm Falldorf:Wagenfeld und Ströhen in alten Bildern. Band I (Hrsg.: Gemeinde Wagenfeld), Wagenfeld 1986, 96 S. m. 80 Abb.
Timo Friedhoff:Kirche und Kirchengeschichte in Wagenfeld. Wagenfeld 2001
Timo Friedhoff: 'Richtschnur meines Lebens …' – Das Leben der Freifrau Henriette von Cornberg-Auburg, geb. Freiin von Freitag-Daren. (Monographie), Wagenfeld 2001
Timo Friedhoff:Wagenfelder Fragmente. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Wagenfelds vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Geest-Verlag, Vechta-Langförden 2008;ISBN 978-3-86685-138-2
Julius Hummel:Chronik der Gemeinde Wagenfeld und des Amtes Auburg. (Hrsg.: Gemeinde Wagenfeld), Wagenfeld 1972, 209 S. mit zahlr. Abb.
Gerold Schmidt:Die Familie Scheide. Teil I: Die Herkunft aus Wagenfeld (Kreis Diepholz) und Ausdehnung nach Oldenburg. Oldenburgische Familienkunde, Heft 1/2, Jahrg. 38/1996, 106 S.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983,ISBN 3-17-003263-1,S.190.
↑abDie Wappenbeschreibung in § 2 Absatz 1 der Hauptsatzung ist unheraldisch. SieheGemeinde Wagenfeld: Hauptsatzung der Gemeinde Wagenfeld. (PDF) Abgerufen am 11. Juni 2024 (§ 2 Wappen, Flagge, Dienstsiegel).