Wüstegarten | ||
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Wüstegarten mit Kellerwaldturm, im Vordergrund der Turm derBurg Jesberg | ||
Höhe | 675,3 m ü. NHN[1] | |
Lage | beiJesberg;Landkreis Waldeck-Frankenberg undSchwalm-Eder-Kreis,Hessen (Deutschland) | |
Gebirge | HoherKellerwald,Westhessisches Bergland | |
Dominanz | 36 km → Bollerberg bzw.Heidkopf (Rothaargebirge) | |
Schartenhöhe | 315 m ↓ 5 km OBattenberg[2] | |
Koordinaten | 51° 0′ 57″ N,9° 5′ 2″ O51.0158611111119.0839444444444675.3Koordinaten:51° 0′ 57″ N,9° 5′ 2″ O | |
Topo-Karte | LAGIS Hessen | |
Besonderheiten | – höchster Berg desKellerwalds, imNaturpark Kellerwald-Edersee und imSchwalm-Eder-Kreis; –Ringwall der Heidelburg – AussichtsturmKellerwaldturm | |
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Blick von Südsüdwesten vom BergBurgholz (379,1 m) zumKellerwald mitHohem Lohr (656,7 m, links),Jeust (585 m, Mitte) und Wüstegarten (675,3 m, rechts); vorne dieGilserberger Höhen |
DerWüstegarten, auchHoher Keller, ist mit675,3 m ü. NHN[1] der höchste Berg desWesthessischen Berg- und Senkenlands, desKellerwalds, desNaturparks Kellerwald-Edersee und desSchwalm-Eder-Kreises inNordhessen.
Auf der Bergkuppe, die vomRingwall der Heidelburg umgeben ist, steht der AussichtsturmKellerwaldturm.
Der Wüstegarten liegt im Süden des Kellerwalds an der Grenze der GemeindenJesberg im Schwalm-Eder-Kreis undHaina imLandkreis Waldeck-Frankenberg. Er ist Teil des Naturparks Kellerwald-Edersee. Der nächstgelegene Ort,Haddenberg, ein Ortsteil von Haina, befindet sich an der Westseite. Nordöstlich des Bergs gelegene Teile des Hohen Kellers gehören zur GemeindeBad Zwesten und zur StadtBad Wildungen.
Der Wüstegarten wird von den linkenSchwalm-ZuflüssenUrff im Norden undGilsa im Süden und Osten und vom linken Gilsa-ZuflussNorde im Südwesten begrenzt. Jenseits bzw. südlich der Gilsa schließt sich dieOberhessische Schwelle mit demHöhenzug Hemberg an.
Der Wüstegarten bildet zusammen mit den sich nordöstlich anschließenden NebengipfelnHunsrück (635,9 m) undSauklippe (584,4 m) denBergkammKeller (auchHoher Keller genannt). Dieser gehört in dernaturräumlichen HaupteinheitengruppeWesthessisches Berg- und Senkenland (Nr. 34), in der HaupteinheitKellerwald (344) und in der UntereinheitHoher Kellerwald (344.0) zum NaturraumJeust und Keller (344.00).[3]
Teile des Bergkamms bestehen ausQuarzit mit Klippen und Blockfeldern. Zu den Gesteinsformationen am und auf dem Berg gehören dieMausefalle, dieWanderklippe, derHunsrück, derBirkenstein und dieExhelmer Steine.[4]
Der Wüstegarten ist Teil des seit 1971 bestehenden und 233,00 km² großenLandschaftsschutzgebiets Kellerwald (LSG-Nr. 329111). Der Berg befindet sich imFauna-Flora-Habitat-GebietHoher Keller (FFH-Nr. 4920-304).[1]
Auf der Kuppe des Wüstegartens sind die Überreste einesRingwalls zu erkennen. Der Steinwall ist im Zusammenhang der Auseinandersetzungen derKonradiner gegen dieliudolfingischen Sachsenherzöge, zunächst als spätkarolingische Grafen, dann als Inhaber des Königsamtes unterKonrad I., zu sehen. Er stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem 9. Jahrhundertn. Chr.[5] Eine auf dem Wüstegarten angebrachte Texttafel datiert dagegen sein Alter in dieEisenzeit und gibt eine Nutzung als befestigter Verteidigungsort und Kultplatz an.
DasOval misst 200 m × 140 m. Der heute noch erhaltene Wall ist stellenweise bis zu 7 m breit. 1963 wurde er archäologisch untersucht. Man stellte fest, dass die Steine eine Außen- und Innenfront bilden. Hölzerne Ein- bzw. Aufbauten konnten nicht nachgewiesen werden. Hinweise auf eine Besiedlung des Platzes wurden ebenfalls nicht gefunden.
Ein im Eingangsbereich desJesberger Rathauses ausgestellter Quarzitblock mit halbkugelförmiger Vertiefung, der auf dem Gipfelplateau gefunden wurde, wird volkstümlich als Opferschale und damit als Beleg für einekeltische Nutzung des Wüstegartens alsKultstätte oder Opferplatz gedeutet. Es gibt allerdings keinerlei Anhaltspunkte für einen nicht-natürlichen Ursprung der Schale oder eine Nutzung des Steins. Auch fehlen Funde, die auf die Anwesenheit einer keltischen Bevölkerung schließen lassen, in Niederhessen vollständig.
1475 wird der Wüstegarten erstmals alsder wuste garten urkundlich erwähnt. Im 16. und 17. Jahrhundert wird dieHeidelburg[1] genannte Wallanlage mit den BezeichnungenHeulburgk, Hulnburgk, Hedelberg undHeidelburg in Schriften und Urkunden erwähnt.
Auf dem Gipfel des Wüstegarten steht seit Herbst 2003 der 28 m hoheKellerwaldturm mit vollständig überdachter Aussichtsplattform in 25 m Höhe, der am 9. Mai 2004 offiziell eingeweiht wurde. Er ersetzt einen 18 m hohenAussichtsturm von 1971.
Der Kellerwaldturm wurde aus widerstandsfähigemLärchen-Kernholz errichtet und hat 123 Treppenstufen. Die Konstruktion in diagonal ausgeführter Doppelzangen-Bauweise soll dem Turm eine hohe Festigkeit gegenWindlast verleihen, da er flexibel nachgeben kann. Für Besucher auf der Plattform ist ggf. ein leichtes Schwanken spürbar.[6]
Nach Norden blickt man über den Kellerwald zu den Ederhöhen, die imTraddelkopf bis626,4 m hoch aufragen. Nach Nordosten blickt man zumHabichtswald, mit demFernsehturm auf demEssigberg und demHerkules auf dem Karlsberg. Außerdem sind derKaufunger Wald und derHohe Meißner zu erkennen, gelegentlich ist im Fernglas sogar der 137,7 km entfernteBrocken imHarz zu sehen. Ebenfalls in Richtung Nordosten sind im Vordergrund die Einmündung derGilsa in dieSchwalm und dahinter der auf dem BergAltenburg (432,7 m) stehende Aussichtsturm zu erkennen.
In ostsüdöstlicher Richtung erhebt sich derKnüll, im Südosten dieRhön und im Süden derVogelsberg, zu dem man über den im Vordergrund befindlichen HöhenzugHemberg schaut. Im Südsüdwesten ist bei klarer Sicht der 98 km entfernteGroße Feldberg imTaunus sehen. Im Südwesten liegt derWesterwald. Nach Westen schaut man am Fernsehturm auf demHohen Lohr vorbei zumRothaargebirge, zum Hoch-Sauerland und zumUpland.
Am Fuß des Aussichtsturms stehen Bänke und Tische. Das Erdgeschoss des Turms dient alsSchutzhütte, in der sich weitere Bänke und Informationstafeln über dieFlora,Fauna,Geologie undGeschichte des Kellerwalds befinden.
Im Jahr 2006 zeigten sich Risse an denSchichtholzbalken. Im April 2009 wurde daraufhin das Betreten des Turms aus Sicherheitsgründen zunächst verboten. Nachdem im Mai 2010 ein neues Gutachten zu dem Ergebnis kam, dass die Standsicherheit des Turms gewährleistet ist, darf er wieder von bis zu 15 Personen gleichzeitig bestiegen werden. EinRechtsstreit darüber, wer für die Schäden bzw. Baumängel verantwortlich ist, ist noch anhängig.[7]
Im Jahr 2013 wurden Pläne desDeutschen Wetterdienstes (DWD) bekannt, auf dem Wüstegarten in der Nähe des Gipfels ein neuesWetterradar mit einer Aussichtsplattform zu errichten.[8] Die Planung findet in Kooperation des DWD mit dem Wiesbadener WindkraftprojektiererABO Wind statt.[9] Ein neues Radar würde das rund 38 km[10] nordwestlich des Berges und 2,5 km südwestlich vonFlechtdorf (Ortsteil vonDiemelsee) befindliche Radar überflüssig machen. Dieses blockiert zahlreiche Windparkplanungen. Im März 2016 vermeldete ABO Wind, eine Baugenehmigung für das neue Radar erhalten zu haben.[11] Geplant ist demnach das bundesweit erste Wetterradar mit einer Aussichtsplattform, die sich auf 39 m Höhe befinden soll und den sanierungsbedürftigen Turm ersetzen wird.[12][8] Anfang September 2024 begannen die Bauarbeiten, und der Rohbau wurde im März 2025 fertiggestellt. Die Inbetriebnahme der Radarstation ist für 2025 geplant, im Anschluss erfolgt der Abriss und Rückbau des bisherigen Turms.
Zu den Freizeit- und Sportmöglichkeiten am Wüstegarten gehören:Mountainbiking,Nordic Walking,Reiten,Skilanglauf undWandern.
Über den Wüstegarten und vorbei am Kellerwaldturm verlaufen Abschnitte vonKellerwaldsteig (156 km langer Wanderweg im Naturpark Kellerwald-Edersee) undStudentenpfad (252 km langer Wanderweg, der vonGöttingen überKassel nachGießen führt). DerLulluspfad (184 km langer Fernwanderweg, der denEdersee mit demRennsteig verbindet) überquert den Hohen Keller in seinem nordöstlichen Teil.
Wanderwege beginnen zum Beispiel in oder beiDensberg,Jesberg,Bergfreiheit undHaddenberg. Der kürzeste Aufstieg zum Wüstegarten und Kellerwaldturm fängt am Parkplatz nahe Haddenberg an. Von dort sind zum Turm etwa 3 km durch ausgedehntenBuchenwald, aber auch vorbei anNadelbäumen zurückzulegen. Dabei sind etwa 225 m Höhenunterschied zu bewältigen. Man folgt dem Wanderweg „B4“ oder dem Kellerwaldsteig. Beim Aufstieg (ca. 45 Min.) kommt man an einer Holzarbeiterhütte, den FelsformationenExhelmer Steine[4] undMausefalle sowie dem Ringwall auf dem Bergkamm vorbei. Im unteren und mittleren Bereich des Bergs läuft man auf einem breiten Weg, im oberen auf einemPfad.
Unterhalb des Kellerwaldturms wurde 2020 am südlichen Hang derMoorpfad⊙51.0140699.085014 angelegt, der auf fast einem Kilometer Länge alsLehrpfad über die umliegende Pflanzengesellschaft informiert.[13]
Auf den Wüstegarten führen Forstwege von allen Seiten. Am schnellsten ist der Gipfel vom ParkplatzWüstegarten an der L 3296 südlich vonHaddenberg erreichbar.