AlsWüste werden die vegetationslosen oder vegetationsarmen Gebiete der Erde bezeichnet. NachJürgen Schultz beträgt die Flächenbedeckung mitausdauernden Pflanzen meistens weniger als 10 % beiVollwüsten – in der Regel ungleichmäßig auf sehr große vegetationsfreie Flächen mit vereinzelten „Vegetationsinseln“ verteilt – und 10 bis 50 % beiHalbwüsten.[1] Ursache für Wüsten sind entweder fehlende Wärme (Kältewüste,Eiswüste) derpolaren undsubnivalen Regionen, Überweidung oder Wassermangel (Trockenwüste,Hitzewüste). Wüsten zählen zurAnökumene.
Geomorphologische Einteilung der Wüstenarten
Sandwüste
Sandwüste in derSahara LibyensGeländewagen (vorne mittig) vor einer großen Düne in der Sandwüste deswestlichen großen Erg in Algerien
Die Sandwüste wird im ArabischenErg genannt, in der westlichenSahara und in derLibyschen Wüste auchEdeyen. Eine Sandwüste ist eine Wüste mit einer Oberfläche, die überwiegend ausQuarzsand besteht, der durch dieBodenerosion einerKieswüste entstand oder aus anderen Regionen eingeweht wurde. Sandwüsten nehmen, obwohl sie weithin fälschlich als Synonym für das PhänomenWüste angesehen werden, nur etwa 20 % der Wüstenflächen der Erde und auch der Sahara ein.
Die Lebensbedingungen in den Sandwüsten sind härter als in anderen. Es gibt sie mit und ohneDünen, die relativ stabil und in ihrem unteren Teil verfestigt sein können wie im südlichen Sandmeer und dort sog.Gassis bilden, oder die wie im nördlichen SandmeerÄgyptens – etwa umFarafra – alsWanderdünen vorkommen in Gestalt von (je nach vorherrschender Windrichtung) Quer-, Längs-, Stern- oder Sicheldünen. Die höchsten Sanddünen findet man inAlgerien, die längste ist der Abu Muharek mit ca. 600 km. Gut befahrbar sind nur verfestigte Sandebenen, ansonsten sind insbesondere Dünenfelder wie derErg von Bilma auch mitGeländewagen nur mühsam passierbar. Die weltweit größte Sandwüste ist dieRub al-Chali inArabien, und die zweitgrößte ist dieTaklamakan.
Kieswüste
Kieswüsten heißen in der WestsaharaReg, in der Zentralsahara nennt man sieSerir. Kieswüsten entstehen nach Erosion von Stein- oder Felswüsten (Akkumulation von gröberenKorngrößen durch Ausblasung der feineren Korngrößen) oder durch die Ablagerung vonKies im Vorfeld vonGletschern. Wagenspuren halten sich hier besonders lange. Kieswüsten sind gut passierbar.
Stein- oder Felswüsten nennt man auchHammada. Die Oberfläche dieses Wüstentyps ist übersät mit dicht blockigem, kantigem Schutt- oder Felsmaterial, angesammelt als Ergebnis der physikalischen Verwitterung und der Auswehung des Feinmaterials. Meist sind es mit Geröll bedeckte Hochflächen. Mit dem Auto kaum passierbar, außer auf alten Karawanenstraßen, die man gewöhnlich wie in anderen Wüstenformen an denAlamat erkennt (kleine Steinpyramiden als Wegzeichen) sowie an den Kamelgerippen, die sie säumen. Auf der Oberfläche der Gesteine findet sich vermehrtWüstenlack.
Salzwüsten nennt man in Algerien und TunesienSchott, in der zentralen und OstsaharaSebkha, in LibyenGrara. Salzwüsten entstehen meist inariden, abflusslosenSedimentbecken durch starkeVerdunstung. Sehr viele Wüsten des Typs liegen inIran undZentralasien. Sie sind schwer passierbar und wegen der Tümpel und Sumpffelder unter der Salzkruste möglichst zu meiden. Das Salz dieser Schotts repräsentiert allerdings nicht die Überreste eines alten Meeres, sondern es entstammt den Auswaschungen von aus umgebenden Bergländern heruntergeschwemmten Ablagerungen, die oft reichlich Salz enthalten, wobei es sich in abflusslosen Senken wie z. B. der Qattara-Senke naturgemäß ansammelte und dicke, stark salzangereicherte Ton- und Lehmflächen entstehen ließ, sog.Salztonebenen bzw.Alkaliflats. Nach Niederschlägen wandelten diese sich zu Salzseen oder Salzsümpfen, die aus einem schlammigen Gemisch aus Ton, Salz und Sand bestehen. Die Namen des parallel zur Straße Kairo – Alexandria verlaufenden nordägyptischenWadi El-Natrun, des libyschen Ortes El Atrun auf der Cyrenaika und der nordwestsudanesischen Oase El-Atrun sind Zeichen dieser Situation.
Eiswüste
Dem geomorphologischen Typ der Eiswüste entspricht der klimatische Begriff derKältewüste (siehe unten).
Einteilung nach klimatischer Entstehungsweise
Die Wüsten der Erde können klimatisch in fünf Typen eingeteilt werden, je nach der Ursache für ihre Trockenheit.[2]
1. Subtropische Wüste: Luftfeuchtigkeit wird vom Wind davongetragen, wie hier in derKalahari inNamibia.
2. Kalte Küstenwüste: An kaltem Wasser gelegen und dadurch sehr trocken und meist steril ist dieAtacamawüste wie hier inCobija (Chile).
3. Regenschattenwüste: Abgeschirmt durch Gebirge gibt es kaum Niederschläge in derMojave-Wüste in den USA.
4. Binnenwüste: Weiter entfernt vom Meer als alles andere, fast im Zentrum des eurasischen Kontinents liegt dieTaklamakan-Wüste in China.
5. Polarwüste: In denMcMurdo Dry Valleys in der Antarktis ist es so trocken, dass es auf Permafrostboden über weite Bereiche nicht einmal Eis gibt.
Sowohl auf der nördlichen als auch auf der südlichen Halbkugel werden die Luftmassen vomAntipassat kommend von den dort häufig auftretenden Hochdruckgebieten zum Absteigen gezwungen (Urpassat). Das erwärmt sie, wodurch die relativeLuftfeuchtigkeit abnimmt und trockene,wolkenlose Klimaverhältnisse aufkommen.
Die Hochdruckgebiete kommen durch die innertropische Konvergenzzone, kurzITC, zustande. Durch die starke Sonneneinstrahlung über einen großen Winkel wird in der Äquatorregion die Erde besonders stark erwärmt. Ebenso verdunstet viel Wasser. Da es in der Tropopause eine Inversionsschicht gibt, können die Luftmassen nicht weiter aufsteigen. Sie werden nach Norden und Süden abgelenkt. Durch die Kondensation des Wasserdampfes beginnt es zu regnen. In der Wendekreisregion beginnt die abgekühlte Luft, in der keine Feuchtigkeit mehr enthalten ist, abzusinken. Absteigende Luftmassen bewirken stets eine Auflösung der Wolken. In Bodennähe strömt die Luft wieder in die Äquatorregion zurück. Durch dieCoriolisablenkung entstehen die Passatwinde.
Kalte Küstenwüste
Nebelbank in der WüsteNamib beiAus (2018)-26.6447616.222939
Die KalteKüstenwüste ist in vielfacher Hinsicht eine besondere Form der Subtropischen Wüste. Passate und spezielleMeeresströmungen verstärken ihre Trockenheit.[2] Das kalte aufsteigende Wasser des Meeres kühlt die über ihr lagernden Luftmassen ab. Die in diesen Luftmassen enthaltene Luftfeuchtigkeitkondensiert, die relative Luftfeuchtigkeit steigt also und es bilden sich Wolken. Die Wolken haben allerdings so viel an Temperatur verloren, dass sie nicht mehr aufsteigen können – es entsteht eine stabile Schichtung und daher Nebel. Kommen diese Luftmassen nun in die Wüste, so werden sie erhitzt und verlieren stark an relativer Luftfeuchtigkeit, die Wolken lösen sich auf. „So nah am Wasser und doch so arm an Wasser“, hatAlexander von Humboldt einmal die Küstenwüste derAtacama beschrieben.
Weltweit gibt es drei gut entwickelte Fälle dieses Wüstentyps.[2] DieNamib an der Küste von Südwestafrika, die Atacama an der chilenischen und peruanischen Küste und die Wüste an der Pazifikküste vonNiederkalifornien in Mexiko.[2] Einige Grenzfälle existieren an der Nordwestküste vonAfrika, auf der östlichsten derKanarischen Inseln, an der NordwestküsteAustraliens und möglicherweise an der Küste vonSomalia.[2]
Regenschattenwüste
Regenschattenwüsten sind durch die Gestalt der Erdoberfläche bedingt und werden daher auch Reliefwüsten genannt. Sie treten im Inneren der Kontinente auf, vor allem an hohen Gebirgsketten oder in Beckenlagen. In solchen Regionen fällt nur geringer Niederschlag, weil sie imRegenschatten auf derwindabgewandten Seite von Randgebirgen liegen.
Die feuchten Luftmassen werden vor den Gebirgen zum Aufsteigen gezwungen. Oben auf der Gebirgskette ist die Luft kühler und kann daher weniger Wasser speichern: Die feuchten, kalten Luftmassen sind zum Abregnen gezwungen. Auf der anderen Seite der Gebirgskette erwärmt sich die Luft insgesamt (aufgrund der feuchtadiabatischen Abkühlung und der trockenadiabatischen Erwärmung) und die warmen, trockenen Luftmassen sinken. Unten bilden sich aufgrund der Wärme und Trockenheit Wüsten. Eine typische Regenschattenwüste ist dieWüste Juda.
Binnenwüste
Binnenwüsten befinden sich südlich der südlichen oder nördlich der nördlichen Wendekreise. Am bekanntesten sind dieWüste Gobi, dieTaklamakan und derGreat Basin.
Kontinentale Binnenwüsten und Regenschattenwüsten werden von manchen Forschern alsaußertropische Wüsten zusammengefasst.
Polarwüste
DiePolargebiete sind Wüsten. Sie erhalten nur sehr geringe Niederschläge und die Feuchtigkeit liegt meist in gefrorener Form vor, wodurch das Wasser für Pflanzen nicht zur Verfügung steht.[2] Durch die herrschenden extrem niedrigen Temperaturen ist der Boden gefroren und die Luft sehr trocken.[2] Ein bekanntes Beispiel sind diehyperaridenMcMurdo-Trockentäler in der Antarktis, die zu den trockensten Gebieten der Erde zählen.
Ähnliche Wüsten kommen auf den subantarktischen Inseln wie denPrinz-Edward-Inseln, insbesondere derMarion-Insel vor.[3] Diese werden of als fellfield (Fjaeldmark, Felsenfluren, Felsentundra) oder auch als „Windwüste“ (wind desert) bezeichnet. Sie kommen auf den höheren Bergen der Inseln, oberhalb ca. 500 bis 550 m, vor, insgesamt 120 km² der 290 km² Fläche der Marion-Insel.[4] Typisch ist eine nackte Felsoberfläche ganz ohne Böden, mit wenigen Moospolstern und Flechten in kleinen Mulden mit Schmelzwassereinfluss als einziger Vegetation. Trotz der Bezeichnung als „Windwüste“ ist Wind vermutlich nicht der entscheidende ökologische Faktor, vermutlich sind sie vor allem durch permanenten, möglicherweise täglichenFrostwechsel für Gefäßpflanzen besiedlungsfeindlich.
Weitere Wüstentypen
Sandwüste mit Sandsteinfelsen bei UNESCO-WeltnaturerbeJubbahHalbwüste mit Kakteen in derSonora-Wüste, Mexiko
Halbwüste (und Wüstensteppe)
Die Halbwüste stellt eineLandschaftszone dar, die mit 125 bis 250 mm Jahresniederschlag geringfügig feuchter als die echte (Trocken-)Wüste ist. Sie befindet sich mit einem Pflanzenkleid von weniger als 50 % meist am Rand (in der Übergangszone) einer „Vollwüste“. Entscheidend für die Differenzierung von Voll- und Halbwüste ist die Verteilung der „Pflanzeninseln“: Während in der Vollwüste nur begünstigteStandorte bewachsen sind, die durch ihre Lage im Schatten oder auf besser wasserspeichernden Böden gekennzeichnet sind; zeigt die Halbwüste ein relativ flächenhaftes Mosaik aus Bewuchs und Lücken, der sich nicht direkt aus den Standortverhältnissen ableiten lässt.[5]
Die Halbwüste leitet zuoffenen Vegetationstypen über: denDornsavannen undStrauchsteppen in dentropisch / subtropischen Trockengebieten (siehe etwaSahelzone) sowieTrocken- und Wüstensteppen in dentrockenen Mittelbreiten, die eine lückige und meist niedrige, jedoch insgesamt über 50 % Pflanzenbedeckung aufweisen. In der Literatur werdenWüstensteppen und Halbwüsten häufig nicht differenziert, obwohl die Vegetationsdecke bei Steppen nach einer häufigen Definition über 50 % liegt; Wüstensteppen jedoch geringer bewachsen sind.[6] Die Klimabedingungen sind sehr ähnlich, jedoch dominieren in den Halbwüstenholzige Pflanzen und in den WüstensteppenGräser und/oderKräuter.[1]
Isländisches Hochland
Edaphische Wüste
Ausgedehnte, aus bodenkundlichen (edaphischen) Gründen oder aufgrund vonBodenerosion vegetationslose Gebiete werden oft im allgemeinen Sprachgebrauch „Wüsten“ genannt. Inedaphischen (bodenbedingten) Wüsten werden zugeführteNiederschläge im stark wasserdurchlässigenBoden sehr schnell abgeführt. Wasser kann sich nicht oder nur sehr schlecht im Boden speichern, es fehlt für pflanzliches Wachstum. So bilden die riesigenSchotterfluren imIsländischen Hochland trotz erheblicher Niederschlags- und Schmelzwassermengen eine Wüstenlandschaft.
Die Anmutung als Wüsten gilt insbesondere für sandgeprägte Lebensräume wieKüstendünen. So wird die Dünenlandschaft der brasilianischenLençóis Maranhenses oft als Wüste angesprochen.[7] In den meisten Definitionen von Wüste sind diese Regionen allerdings nicht eingeschlossen, da die Vegetationsarmut hier nicht auf Wassermangel zurückgeht (die Lençóis Maranhenses erhalten zum Beispiel etwa 2000Millimeter Jahresniederschlag).
Ökologie
Das Überleben in Wüstengebieten, mit ihren vonWassermangel geprägten besonderenUmweltbedingungen, zwingtPflanzen undTiere, aber auch den Menschen zu jeweils ganz spezifischenAnpassungen. Regenschauer sind selten, doch wenn es einmal regnet, dann meist sehr heftig. Danachblüht die Wüste auf: Es wachsen farbenprächtige Wüstenpflanzen, die aber wegen des fehlenden Wassers einen kurzen Lebenszyklus haben. Dennoch gewährleisten u. a. auch diese kurzenVegetationsperioden ein häufig erstaunlich reiches Tierleben.
Flora und Vegetation
Wasseransammlung in einer Senke (hier auchVlei genannt) nach seltenem Regen in der WüsteNamib (Okt.2018)
Wüsten sind durch Vegetationsarmut oder gar Vegetationslosigkeit gekennzeichnet, nur etwa ein Viertel aller Wüstenflächen sind überhaupt bewachsen. Die vorhandene Vegetation (Xerophyten,Halophyten) wird durch an Trockenheit oder verstärkte Salzverträglichkeit angepasste Sträucher, Gräser und bestimmte tiefwurzelnde Bäume (z. B.Akazien in der Kalahari) bestimmt. Sie unterscheiden sich in wassersparenden, wasserspeichernden, unterirdisch überdauernden Pflanzen und in Pflanzen mit kurzer Vegetationszeit. So ist zum Beispiel in derNebelzone der Namib-Wüste der StrauchArthraerua leubnitziae (einFuchsschwanzgewächs) als häufigster Vertreter der ständigen Vegetation heimisch, er kann die hohe Luftfeuchtigkeit der Nebelschwaden nutzen. Pflanzen wie dieser gelingt es auch während der extremen und lange anhaltendenDürreperioden (am Beispiel der Arthraerua leubnitziae mehrere Tausend Jahre) ihrenWasserhaushalt aufrechtzuerhalten.
Fauna
In vielen Wüsten der Welt sind trotz der vermeintlich lebensfeindlichen Bedingungen zahlreiche Tierarten anzutreffen. So sind zum Beispiel in derGobi neben anderen Großtieren dieKropfgazelle und derSteppeniltis heimisch, zuweilen findet man auchSchneeleoparden undWölfe. Noch wesentlich zahlreicher alsSäugetiere sind in denariden GebietenReptilien und vor allem die außerordentlich anpassungsfähigenGliederfüßer (z. B.Insekten undSkorpione) anzutreffen.
Gerade die in heißen Sandwüsten lebenden Tiere weisen häufig sehr augenfällige Anpassungen an die hohen Oberflächentemperaturen des Sandes auf: so haben Insekten, die tagsüber auf dem Sand laufen, meist außergewöhnlich lange Stelzbeine, da die Temperatur schon wenige Zentimeter über dem Sand deutlich abnimmt. Hierdurch und durch eine schnelle Fortbewegung, sind die Tiere in der Lage, sich vor tödlicher Überhitzung zu schützen. Auch die langen Beine derKamele könnten sich als Schutz vor der Abstrahlungshitze entwickelt haben.
Kulturgeschichte
Sanddünen in der Wüste Sinai
In kulturhistorischer Hinsicht spielte die Wüste seit derAntike eine wichtige Rolle in der europäischen Historiographie und Literatur. Einerseits symbolisierte die Wüste seitHerodot das Fremde und Andersartige, das sich dem europäischen Zugriff entzog. Andererseits bot die Wüste aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Insbesondere durch dieBibel (Auszug aus Ägypten der Israeliten, VersuchungenChristi) und die späterehagiographische Literatur (Eremiten) wurde ein Bild der Wüste nach Europa transportiert, das im Kern bis heute fortwirkt. Durch dieDomestizierung desDromedars gelang es dem Menschen, tiefer in die großen Wüsten vorzudringen oder sie zu durchqueren. Dadurch konnte die Wüste zum Lebensraum des Menschen werden.
Verwüstung
Das Entstehen neuer und die Ausbreitung bestehender Wüsten ist meist vom Menschen verursacht (Desertifikation). Dazu zählenÜberweidung, unangepasster Ackerbau undEntwaldung. Natürliche Ursachen für Verwüstung sindDürreperioden, Ausbreiten von Sanddünen oder Ausfransen von Wüstenrändern. Verwüstung wird durch Ausblasung (Wind), Abschwemmung (Wasser), Versalzung und Skelettierung gefördert.
Die mit Abstand größten Wüsten sind die Antarktis, Sahara, Gobi und Grönland. Alle Wüsten der Erde zusammengenommen bedecken etwa ein Fünftel der gesamtenLandfläche der Erde, das sind fast 30 Millionen Quadratkilometer. Werden auch dieHalbwüsten mit hinzugerechnet, so ergibt sich etwa ein Drittel der Landfläche, also etwas weniger als 50 Millionen Quadratkilometer. Insgesamt bedecken sie knapp 10 % der gesamten Erdoberfläche.
Trockenwüsten in allen Breiten können starken Temperaturschwankungen unterliegen, abhängig von Meeresentfernung und Jahreszeit. Tagsüber erhitzt sich der Boden aufgrund der schlechten Wärmeleitung des quarzhaltigen und luftdurchsetzten Wüstenbodens nur oberflächlich. Zudem kann dieser im Vergleich zu feuchten Böden nur wenigWärmeenergie speichern (Wasser kann etwa sechsmal so viel Energie speichern wie Sand). Durch diegeringe Wolkenbildung dringt tagsüberWärmestrahlung zwar ungedämpft zu Boden und erhitzt ihn sehr stark (bis zu etwa 70 °C), allerdings strahlt nachts Wärme wieder ungehindert insWeltall ab (Wolken wirken als Isolierungsschicht, sowohl vom Weltall zur Erde als auch umgekehrt). Das führt zu Temperaturunterschieden von 50 K und mehr in tropisch/subtropischen Wüsten, insbesondere im „Winter“.
Dieser Effekt ermöglicht auch in den trockensten Wüsten ein bescheidenesLeben. Wegen der starken Abkühlung wird ein bodennaherTaupunkt erreicht. Pflanzen und andere Lebewesen können dann von den gebildeten Tautropfen leben.
Aufgrund der starken Temperaturschwankungen wird die physikalischeVerwitterung in der Wüste enorm gefördert. Die chemische Verwitterung erfolgt hingegen wegen des Wassermangels nur sehr langsam (vgl.Wüstenlack).
Literatur
Wolf Dieter Blümel:Wüsten. Entstehung, Kennzeichen, Lebensraum. UTB, Stuttgart 2013,ISBN 978-3-8252-3882-7.
Uwe Lindemann:Die Wüste. Terra incognita – Erlebnis – Symbol. Eine Genealogie der abendländischen Wüstenvorstellungen in der Literatur von der Antike bis zur Gegenwart. Heidelberg 2000,ISBN 3-8253-1006-X.
↑abJürgen Schultz:Die Ökozonen der Erde. 4., völlig neu bearbeitete Auflage, Ulmer UTB, Stuttgart 2008,ISBN 978-3-8252-1514-9. S. 210–212, 270–271.
↑abcdefghLogan, Richard F. „Causes, climates and distribution of deserts.“ Desert biology: special topics on the physical and biological aspects of arid regions 1 (1968): 21-50.online S. 23 ff
↑Valdon R. Smith and Ladislav Mucina: Vegetation of Subantarctic Marion and Prince Edward Islands. Chapter 15 in: L. Mucina and M. C. Rutherford (editors): The Vegetation of South Africa, Lesotho and Swaziland. Strelitzia 19: 698-723. South African National Biodiversity Institute, Pretoria, 2006.
↑V.R. Smith, M. Steenkamp, N.J.M. Gremmen (2001): Terrestrial habitats on sub-Antarctic Marion Island: their vegetation, edaphic attributes, distribution and response to climate change. South African Journal of Botany 67: 641-654.
↑Heinz Nolzen (Hrsg.):Handbuch des Geographieunterrichts. Bd. 12/I, Geozonen, Aulis Verlag Deubner & Co. KG, Köln 1995,ISBN 3-7614-1618-0. S. 133.
↑geohilfe.de Ökozonen nach Schultz: Trockene Mittelbreiten, abgerufen am 2. Dezember 2021.
↑Ralph D. Lorenz, James R. Zimbelman: Dune Worlds: How Windblown Sand Shapes Planetary Landscapes. Springer, Berlin, Heidelberg etc. 2014.ISBN 978-3-540-89725-5. darin Kap. 11.3.8 Lençóis Maranhenses auf Seite 127.
↑Sternberg, Troy, Henri Rueff, and Nick Middleton. „Contraction of the Gobi Desert, 2000–2012.“ Remote Sensing 7.2 (2015): 1346–1358.(PDF)