

Wächtersteine ist ein archäologischer Begriff für ausschließlich paarweise verwendete großeFindlinge an den Ecken von rechteckigen und trapezförmigenHünenbetten derTrichterbecherkultur (TBK). Es handelt sich um auffallend große Blöcke, die entweder die Eckpfeiler eines Hünenbettes bilden oderantenartig aus derPhalanx hervorragen und den Schmalseiten der Einfassung ein monumentales Aussehen verleihen. Einzelne Steine, die in der Nähebelgischer,bretonischer undkorsischerMegalithanlagen aufgestellt wurden, heißen dagegen „Menhir indicateur“.
Wächtersteine sind für trapezförmige Hünenbetten typischer als für rechteckige und finden sich vereinzelt inDänemark undSkandinavien, vor allem aber inMecklenburg-Vorpommern,Niedersachsen (Salongrab),Sachsen-Anhalt (Drebenstedt,Leetze,Winterfeld) und vereinzelt inHolstein (Hünenbetten „Alter Hau“). In Deutschland finden sich die imposantesten erhaltenen Beispiele an den trapezförmigen Anlagen vonDummertevitz undNobbin auf der InselRügen.
Auf dem mecklenburgischen Festland erreicht lediglich ein Block amHünenbett ohne Kammer vonKritzow eine Höhe von 2,5 m.
Die Wächtersteine derAltmark erreichen Höhen bis 2,8 m.
Bei einigen Anlagen ragen die Wächtersteine schräg aus der Phalanx heraus. So amUrdolmen vonFrauenmark,Landkreis Parchim und amGanggrab vonMellen, imLandkreis Prignitz. Am Ganggrab vonNaschendorf,Landkreis Nordwestmecklenburg sind die Blöcke der Schmalseiten konkav aufgestellt, so dass die Ecken hervortreten. Diese Form zeigt auch die breitere Schmalseite des trapezförmigen Bettes vonKruckow, im Alt-Landkreis Demmin.
Gänzlich herausgelöst aus der Phalanx der Einfassung sind die Wächtersteine an einer Anzahl von rechteckigen Hünenbetten. Die Blöcke wurden als antenartige Verlängerung der Langseiten aufgestellt. Andere Wächtersteine die wenig aus den Einfassungen ragen sind die Betten vonGrevesmühlen-Barendorf, Kreis Nordwestmecklenburg,Barkvieren, Kreis Rostock undMankmoos, Kreis Nordwestmecklenburg.
Untersuchungen an den Wächtersteinen von Dwasieden,Lancken-Granitz 1 und Nobbin ergaben, dass die Wächtersteine nicht isoliert von den übrigen Einfassungblöcken aufgestellt wurden. IhreBasen befindet sich auf gleicher Höhe mit den übrigen Einfassungssteinen und es existieren/existierten Verbindungen in Form vonTrockenmauerwerk zu den anschließenden Blöcken. Obwohl man Wert auf besonders hohe Wächtersteine legte, gelangten zumeist nurFindlinge zur Aufstellung, die eine ausgeprägte Standfläche besaßen und damit Gewähr für Standfestigkeit (Eigenstatik) boten. Die Notwendigkeit zeigt sich an einem Wächterstein der Dwasiedener Anlage, der keine statisch günstige Grundfläche besitzt und umstürzte, wie die 40Schälchen auf seiner Oberseite zeigen.
Eine Variante der Wächtersteinidee sind jene Schmalseiten von Langbetten, bei denen alle (vier oder fünf) nahezu gleich hohen Steine, die Steinhöhe an den Langseiten vielfach überragen, wie es bei denVisbeker Anlagen (Visbeker Braut und Bräutigam) der Fall ist.
Der am Nobbiner Hünenbett bis auf den gewachsenen Boden freigelegte Bereich zwischen den Wächtersteinen erbrachte keine Hinweise auf eine besondere Nutzung. Auffallend ist aber, dass an den Schmalseiten vielerMegalithanlagen große Mengen vonFeuersteinabschlägen angetroffen wurden, die anscheinend vor Ort erzeugt wurden, da es Anhäufungen gab, bei denen ein Teil derAbschläge vom selben Kern stammte. Solche Beobachtungen gab es auch an den „Wächtern“ vonDwasieden und Lancken-Granitz. Am eindrucksvollsten sind die vielen Abschläge, die auf mehreren Haufen an den stelenartigen Blöcken der Einfassung deserweiterten Dolmen 2 vonSerrahn, imLandkreis Mecklenburgische Seenplatte zutage kamen. Sie lagen so zusammen, dass ihre Herstellung zweifelsfrei am Fundplatz erfolgte. Abschläge in großer Zahl fand man allerdings auch an einem Deckstein des Ganggrabes 1 vonGnewitz, Kreis Bad Doberan. Keiner der Abschläge ist retuschiert, sie stellen also Schlagabfall dar. Mit einer Zweckbestimmung der Wächtersteine haben sie nur indirekt zu tun.