Volker Gernot Scheer (*9. Juni1940 inKandern) ist ein deutscher Kaufmann, Betriebswirt und Heimatforscher.
Scheer besuchte Schulen inObereggenen, Kandern undLörrach und zu seinen Lehrern gehörte auch der HeimatforscherAlbert Eisele.Nach dem Abitur am Walter-Eucken-Gymnasium[1] inFreiburg im Breisgau studierte Scheer an derAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg Betriebswirtschaftslehre, besuchte dieAkademie für Führungskräfte der Wirtschaft Bad Harzburg und schloss sein Studium an derLehranstalt des deutschen Textileinzelhandels in Nagold (LDT) mit dem Betriebswirt ab.Danach führte Scheer 35 Jahre das frühereModehaus Brucker in Kandern und gründete 1967 den dortigen Werbering,[2] dessen Vorsitzender er bis 1999 blieb. 1967 übernahm er auch den Vorsitz des örtlichen Einzelhandelsverbandes. Auch als ehrenamtlicherArbeitsrichter beimArbeitsgericht Lörrach (1976–1980) und Mitglied der Prüfungskommission derIHK Hochrhein Bodensee engagierte sich Scheer. Im örtlichen Schwarzwaldverein[3] wirkte er von 1980 bis 1993 als Vorsitzender. Überdies war Scheer auch mit denFreien Wählern bzw. derFreien Wählergemeinschaft Kandern (FWG) in der Kommunalpolitik aktiv und wirkte von 1970 bis 1989 als Stadtrat; 1970 bis 1974 als Bürgermeister-Stellvertreter. Als Kommunalpolitiker initiierte Scheer die Städtepartnerschaft mitSoufflenheim imElsass inFrankreich und einen Austausch zum Thema Denkmalschutz mit den schweizerischen GemeindenMuttenz undAllschwil.
Scheer lebt im Ruhestand inTodtnauberg und Freiburg.
Neben und teilweise verbunden mit seinen Ehrenämtern veröffentlichte Scheer zahlreiche Aufsätze, Bücher, Kalender und Wanderkarten zu andern und seinem Umland. Mit diesen Publikationen bediente er nicht nur lokalhistorisch interessierte Mitbürger, sondern prägte maßgeblich auch ein neues Image der Kleinstadt. So war er beteiligt an der Erinnerung anJohann August Sutter, den in Kandern geborenen sogenanntenKaiser von Kalifornien, aber vor allem an der Belebung der Erinnerung an den MalerAugust Macke der oft in Kandern weilte und dort bedeutende Werke schuf. Scheers Werke zur Stadtgeschichte erlebten jeweils Neuauflagen.
Als Herausgeber und Mitautor organisierte Scheer 1971 den SammelbandBrezel- und Töpferstadt Kandern mit zahlreichen Aufsätzen zu Kandern, seiner Geschichte und seinen Persönlichkeiten, wobei natürlich die Kanderner Keramik und seine Schöpfer breiten Raum einnehmen. 2001 erschien unter dem TitelKandern und Umgebung die 6. Auflage, womit das Werk eine Gesamtauflage von 30 000 erreichte. Der BandKandern in alten Ansichten erschien in zwei Auflagen 1984 und 1989. 2005 erschien die erste Auflage der umfangreichen StadtchronikBuch Kandern – Stadt seit 1810, die 2010 in 3. Auflage unter dem TitelKandern 1810-2010 – Zweihundert Jahre Stadtrecht mit zahlreichen Abbildungen und einerCompact Disc herausgebracht wurde. 2024 folgte eine ebenfalls umfangreiche und mit vielen Fotos und Abbildungen ausgestattete ChronikTonwarenfabrik Ernst Kammüller und Tonwerke Kandern, die die Geschichte der für die Stadt bis in die jüngste Zeit bedeutsamen Grob-Keramik-Herstellung aufarbeitet.
Ergänzt werden diese Werke durch Jubiläumsschriften und Spezialbroschüren wie125 Jahre Schwarzwaldverein Kandern (2008),150 Jahre Katholische Kirche Kandern 1861–2011 (2011) undDie Epitaphe der evangelischen Stadtkirche Kandern (2019).[4]
Zwischen 2001 und 2006 gestaltete Scheer vierKanderner Kalender[5] mit alten Ansichten und Bildern vonJulius Kibiger und August Macke. Der Kalender mit 14 Bildern von Macke erschien 2004Auf das Jahr 2005 und bescherte Kandern eine Macke-Renaissance in deren Folge Kandern u. a. eine Schule und einen Rundweg nach dem Maler benannte.[6] Bereits 1976 wurde auf Scheers Anregung im KandernerGasthaus zur Krone eineMacke-Stube eingerichtet, wo auch Scheers Dokumentation zu Macke ausliegt.[7] Von 1974 bis 2000 kam die um natur- und heimatgeschichtlichen Informationen angereicherteWanderkarte Kandern in sieben Auflagen heraus.Seine historischen Kenntnisse verbreitete Scheer auch in zahlreichen Aufsätzen in Zeitungen und Zeitschriften sowie in Vorträgen und bei Führungen. Scheer berichtete 2016 in der Badischen Zeitung erstmals über den polnischen ZwangsarbeiterWaclaw Zenszykiewiez der 1941 in Kandern wegen Rassenschande gehenkt wurde.[8] Dieser Fall blieb lange unbeachtet, während ein gleichartiger Fall im nahenLörrach-Brombach im Roman und FilmEine Liebe in Deutschland große Aufmerksamkeit erregte.
2021 schenkte Scheer ein umfangreiches Archiv zur Geschichte von Kandern demKreisarchiv Lörrach und ein Jahr darauf seine Materialsammlung zu August Macke demAugust-Macke-Haus inBonn. Darunter auch Briefe und Karten von Mackes Witwe,Elisabeth Erdmann-Macke, mit der Scheer in Kontakt war.[9]
1993 wurde Scheer mit dem silbernen Ehrenzeichen des Schwarzwaldvereins ausgezeichnet. 1998 benannte ihn die Freie Wählergemeinschaft Kandern zu ihrem ersten Ehrenmitglied. 1999 überreichte ihm der damalige MinisterpräsidentErwin Teufel dieEhrennadel des Landes Baden-Württemberg für langjährige Verdienste im Ehrenamt und im gleichen Jahr wurde er Ehrenvorsitzender des Werberings Kandern. 2023 wurde Scheer für seine jahrzehntelangen Forschungen zur Kanderner Geschichte vomLandkreis Lörrach durch LandrätinMarion Dammann geehrt.[10][11]
Personendaten | |
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NAME | Scheer, Volker G. |
ALTERNATIVNAMEN | Scheer, Volker Gernot |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kaufmann, Betriebswirt und Heimatforscher |
GEBURTSDATUM | 9. Juni 1940 |
GEBURTSORT | Kandern |