Vitamin B6

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Vitamin B6 ist die Sammelbezeichnung für ähnlichechemische Verbindungen, deren aktivierterMetabolitPyridoxalphosphat ist. Sie beinhaltetPyridoxin,Pyridoxal,Pyridoxamin sowie deren phosphorylierte Derivate; es sindVitamine aus demB-Komplex. Alle Derivate können vomStoffwechsel ineinander überführt werden und besitzen dieselbe biologische Aktivität, weswegen sie auch als „Vitamere“ bezeichnet werden. Der Mensch kann denCofaktor Pyridoxalphosphat nicht völlig selbst herstellen und ist dafür auf die Zufuhr dieser Vorstufen mit der Nahrung angewiesen. Da Vitamin B6 in den meisten Nahrungsmitteln in ausreichender Menge vorhanden ist, treten Mangelerscheinungen selten auf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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Die Untersuchungen derVitamin-B-Gruppe führten Anfang des 20. Jahrhunderts zur Identifizierung mehrerer Vitamine wieB1 oderB2. Vitamin B6 wurde durch die tierexperimentellen Arbeiten vonPaul Gyorgy 1934 entdeckt.[1] Jene Komponente des Vitamin-B-Komplexes konnte hierbei die Symptome einer durch entsprechender, vitaminfreie (außer Vitamin B1 und B2) Diät hervorgerufene Rattendermatitis (auch Ratten-„Akrodynie“)[2] lindern, die Symptome unterschieden sich auch von denen anderer Vitamin-B-Mängel. Gyorgy bezeichnete den Faktor, der diese Akrodynie bei Ratten heilte, erstmals 1934[3] als „Vitamin B6“.[2]

Mehreren Arbeitsgruppen gelang 1938 die Isolierung von kristallinem Vitamin B6 als 3-Hydroxy-4,5-bis(hydroxymethyl)-2-methylpyridin; zuerst durch Samuel Lepkovsky[4], u. a. auch vonRichard Kuhn und Gerhard Wendt[5]. Die Synthese gelang ein Jahr späterKarl August Folkers. Gyorgy nannte die Verbindung 1939 „Pyridoxin“.[6]

DieIUPAC-IUB-Kommission für biochemische Nomenklatur bezeichnete 1973 alle 3-Hydroxy-2-methylpyridin-Derivate mit biologischer Aktivität des Pyridoxins als „Vitamin B6“.[1]

Beschreibung

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Vitamin B6 kommt als Pyridoxin (einAlkohol), Pyridoxamin (einAmin), Pyridoxal (einAldehyd) und derenPhosphorsäureestern, z. B. als metabolisch aktive FormPyridoxalphosphat (PLP oder PALP), vor. 4-Pyridoxinsäure ist dasAbbauprodukt des Vitamin-B6-Stoffwechsels, ist biologisch inaktiv und wird im Urin ausgeschieden.[1]

Die Umwandlung der Vitamere wird durch verschiedene Enzyme wie der Pyridox(am)in-5'-Phosphat-Oxidase (PNPO,EC 1.4.3.5), Pyridoxalkinase (PDXK,EC 2.7.1.35), Pyridoxalphosphatase (PDXP,EC 3.1.3.74) sowie anderenPhosphatasen wie dieAlkalische Phosphatase oder dieSaure Phosphatase ermöglicht.[7] DieAldehydoxidase katalysiert die Umwandlung von Pyridoxal zu 4-Pyridoxinsäure.

Physiologische Funktion

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Die phosphorylierten Vitamin-B6-Derivate wirken alsCoenzyme in über 180[7] enzymatischen Reaktionen, imLipid-,Glykogen- und besonders imAminosäurestoffwechsel. Eine weitere wichtige Aufgabe übernimmt dasPyridoxalphosphat als Cofaktor z. B. bei der Synthese derδ-Aminolävulinsäure, eines Zwischenproduktes in der endogenenHäm-Synthese. Genannt sei auch die Beteiligung von Pyridoxalphosphat als Cofaktor beim Abbau der „tierischen Stärke“ (Glykogen).

Vorkommen

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Vitamin B6-Gehalt einiger Lebensmittel[8]
LebensmittelGehalt Vit B6 mg / 100 g
Lachs0,98
Walnuss0,87
Rinderleber0,70
Avocado0,53
Huhn0,50
Weizenvollkornmehl0,46
Hering0,45
Karotte0,27
Feldsalat0,25
Kartoffel0,19
Weizenmehl (Typ 405)0,18
Apfel0,10
Joghurt0,05

Vitamin B6 kommt in geringen Dosen in fast allen Lebensmitteln vor. Gute tierische Quellen sind Milchprodukte, Fleisch (besonders Leber, Geflügel) und Fisch; gute pflanzliche Quellen sind Kohl, grüne Bohnen,Linsen,Feldsalat,Kartoffeln, Vollkornprodukte, Weizenkeime, Nüsse und Samen, Hefe,Weißbier,Avocado undBananen. Dagegen enthalten Fette, Öle oder Zucker so gut wie kein Vitamin B6.[9]

Lebensmittel können auch mit Vitamin B6 angereichert werden, insbesondereGetränke,Zerealien,Süßwaren und Milcherzeugnisse. Bis zu 80 % der Vitamin-B6-Aufnahme erfolgt bei Kindern über angereicherte Lebensmittel.[9]

In tierischen Nahrungsmitteln sind insbesondere Pyridoxal und Pyridoxalphosphat vertreten, in pflanzlichen dagegen Pyridoxin, Pyridoxamin und deren phosphorylierte Formen.[10][8]

Allgemein ist die Verfügbarkeit bei tierischen Nahrungsmitteln höher als die bei pflanzlichen.[11] Zudem verfügt Vitamin B6 aus ersteren über eine höhereBioverfügbarkeit, da es in Pflanzen bis zur Hälfteglykosyliert in Form von Pyridoxin-5‘-β-D-Glucosiden vorliegt.[8] So liegt es inBlumenkohl oderBrokkoli etwa zu 65 %, beiSpinat zu 50 % glykosyliert vor.[12] DieGlucoside werden zudem nur etwa zur Hälfte aufgenommen.

Die Bioverfügbarkeit kann auch durch die Lebensmittelverarbeitung oder durch ballaststoffreiche Lebensmittel gesenkt werden. Das Kochen von Lebensmitteln führt zu starken Vitamin-B6-Verlusten, wenngleich sie aus pflanzlichen Lebensmitteln geringer ausfallen. Dies liegt zum einen daran, dass das enthaltene Pyridoxin weniger hitzeempfindlich ist als Pyridoxal.[1] Bei einer schonenden Zubereitung bleiben schätzungsweise 80 % des Vitamin B6 erhalten. Gleichfalls führt die Sterilisierung vonMilch zu Einbußen; der Gehalt von Vitamin B6 inMilchpulver beträgt 30–70 % des ursprünglichen Gehaltes. Zum anderen kann das Vitamin mitLysin- oderCysteinresten von in der Nahrung enthaltenenProteinen reagieren, die daraus resultierenden Peptidaddukte werden schlechter absorbiert und weisen eine B6-antagonistische Wirkung auf.[12] Dies erklärt, warum Vitamin B6 ausWeizenkleien kaum bioverfügbar ist. Vitamin B6 ist auch lichtempfindlich.[10] So kann sich der Gehalt von Vitamin B6 bei Milch in klaren Glasflaschen innerhalb von Stunden durch Sonneneinstrahlung halbieren.[9]

Bakterien können Vitamin B6 in Form Pyridoxalphosphat aus 1-Deoxy-D-Xylulose-5-phosphat undD-Erythrose-4-phosphat oder ausGlycerinaldehyd-3-phosphat undD-Ribulose-5-phosphat synthetisieren.[13] Falls dies imDickdarm geschieht, steht das so mikrobiell freigesetzte Vitamin B6 jedoch nicht zur Verfügung, da es nicht dort aufgenommen wird (vgl. Abschnitt „Aufnahme und Speicherung“).[1]

Aufnahme und Speicherung

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Vitamin B6 wird hauptsächlich imJejunum desDünndarms absorbiert, teilweise imIleum.[9][8] Es gibt Hinweise darauf, dass dieser Prozess sättigbar ist und durch Carrier-Proteine (Transportproteine) vermittelt wird.[10] Die unphosphorylierten Vitamere werden etwa gleich stark und schnell resorbiert, die phosphorylierten Vertreter erst nach Hydrolyse durch eine membranständige Phosphatase.[1] Nach Aufnahme in die Darmschleimhautzellen wird Vitamin B6 zunächst durch eine Pyridoxalkinase phosphoryliert, wodurch ein Verlust durch passive Diffusion zurück in den Darm vermieden wird. Damit es in denPfortaderkreislauf gelangen kann, muss die basolaterale Membran überwunden werden – hierzu erfolgt eine Dephosphorylierung.

Im Blutkreislauf liegt Vitamin B6 im Plasma und in denErythrozyten überwiegend in Form von Pyridoxalphosphat (60 %), Pyridoxal (14 %) und Pyridoxin (15 %) vor und wird gebunden anAlbumin bzw.Hämoglobin transportiert.[1] Die Halbwertszeit von Pyridoxalphosphat im Blutplasma beträgt etwa 30 Tage.[8] Gelangt es in dieLeber, wird es überwiegend in die Leberzellen aufgenommen. Infolgedessen werden große Anteile in der Leber gespeichert bzw. als Pyridoxal-5’-phosphat von derGlykogenphosphorylase im Muskel gebunden – im Blutkreislauf befinden sich dagegen nur 0,1 %.[9] Im Körper ist PLP die wichtigste Speicherform für Vitamin B6.

Nicht enzymatisch gebundene Vitamere werden in der Leber und z. T. in denNieren dephosphoryliert und anschließend zu 4-Pyridoxinsäure oxidiert. Dieses ist biologisch inaktiv und wird über den Urin ausgeschieden.[9] Etwa die Hälfte des täglich aufgenommenen Vitamin B6 wird via 4-Pyridoxinsäure, sonst über andere, nicht-phosphorylierte Vitamin-B6-Verbindungen eliminiert.[8]

Bedarf

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DieDeutsche Gesellschaft für Ernährung sieht folgenden Bedarf gegeben:

  • Säuglinge (bis 12 Monate): 0,1–0,3 mg/Tag[14]
  • Kinder (1–15 Jahre): 0,4–1,4 mg/Tag[14]
  • Frauen: 1,2 mg/Tag[14]
    • Schwangere (ab 4. Monat): 1,9 mg/Tag[14]
    • Stillende: 1,9 mg/Tag[14]
  • Männer 1,4–1,6 mg/Tag[14]

Der Bedarf von Erwachsenen entspricht in etwa den Empfehlungen derWHO/FAO, die diesen bei 1,3–1,7 mg/Tag beziffern.[13] Je nach Ernährungsart und Gesundheitszustand schwankt der Vitamin B6-Bedarf – er hängt vom Proteinumsatz ab (Rolle des PLPs im Aminosäurenstoffwechsel) und steigt beispielsweise bei Proteinzufuhr.[1]

Bei einer ausreichenden Ernährung werden etwa 100 mg in der Muskulatur gespeichert (größtenteils in Form von Pyridoxalphosphat), darüber hinaus gehende Mengen mit dem Harn ausgeschieden.[11] 100 mg entsprechen in etwa einer Reservekapazität von bis zu 6 Wochen.[8]

DasBundesinstitut für Risikobewertung gibt die Empfehlung ab, dass der Vitamin-B6-Wert inNahrungsergänzungsmitteln nicht 3,5 mg[15] pro Tag überschreiten soll.[11] Eine tägliche Einnahme von mehr als 25 mg gilt als nicht sicher, je nach Körpergewicht liegt dieser Grenzwert bei Jugendlichen zwischen 5 und 10 mg pro Tag. In derEU sind Pyridoxinhydrochlorid, Pyridoxin-5′-phosphat sowie Pyridoxal-5′-phosphat als Vitamin B6-Verbindungen zugelassen. Ersteres zeichnet sich wegen seiner hohen Stabilität aus.[8]

Therapeutische Anwendungen

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Bei Vorliegen seltenerErbkrankheiten wie dieHomocystinurie (Defekt derCystathionin-β-Synthase) oder einerCystathioninurie (Störungen derCystathionin-γ-Lyase) können Therapieerfolge durch Gabe hoher Mengen Vitamin B6 (250 bis 1200 mg pro Tag) erzielt werden.[1] In beiden Enzymen ist PLP der Cofaktor. Bei einer Langzeitstudie von an Homocystinurie erkrankten Jugendlichen hat die tägliche Gabe von 200 bis 600 mg Vitamin B6 keine Anzeichen einer toxischen Neuropathie gezeigt.

EineHyperoxalurie vom Typ I verursacht u. a. einen Überschuss anGlyoxylat, das wiederum zu einem starken Anstieg an Oxalsäure und daraus resultierenden Symptomen führt. Der Grund für den Überschuss an Glyoxylat ist eine defekte Aminotransferase der Leber, die PLP als Cofaktor benötigt. Falls die Bindungsstelle dieser Aminotransferase so verändert ist, dass nur sehr hohe PLP-Mengen eine Wirkung entfalten können, kann mit Tagesgaben von 150 bis 1000 mg Pyridoxin therapiert werden.[1] Es gibt aber auch Fälle, in der die Bindungsstelle der Aminotransferase so verändert ist, dass überhaupt kein PLP mehr binden kann (Pyridoxin-resistent).

Analytik

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Durch die Bestimmung des Pyridoxalphosphates imBlutplasma lässt sich der Vitamin-B6-Status bestimmen. Jedoch gibt es viele Faktoren wie Geschlecht, körperliche Aktivität oder Lebensstil, die den Spiegel beeinflussen; daher gilt dieser nur als Indikator. Der Normalbereich für Männer liegt bei 27–75 nmol/l, der für Frauen bei 25–95 nmol/l und der Gesamt-VitB6-Gehalt im Blut bei Erwachsenen bei mehr als 35 nmol/l.[12]

Zur genaueren Abklärung – gerade bei Unterschreiten der Normalwerte – wird der Gehalt an 4-Pyridoxinsäure im Urin gemessen (Normalwerte > 2,5 µmol pro 24 Stunden). Die Bestimmung der Enzymaktivität derAlanin- (ALT) undAspartat-Aminotransferase (AST) in Erythrozyten kann als Indikator für einen Langzeitstatus herangezogen werden, jedoch können die Ergebnisse verfälschend sein.[12] Auch der früher durchgeführteTryptophan-Belastungstest (Normwert < 65 µmol pro 24 Stunden Xanthurensäure im Urin nach 2 g Tryptophanbelastung) kann durch Erkrankungen (besonders Entzündungen) oder hormonelle Einflüsse an Aussagekraft verlieren. Grundlage für den Belastungstest ist der oxidative Abbau Tryptophans zuNiacin, was bei einem Vitamin-B6-Mangel eingeschränkt ist.

Mangelerscheinungen (Hypovitaminose)

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Hauptartikel:Vitamin-B6-Mangel

Weil in fast allen Nahrungsmitteln Vitamin B6 vorkommt, sindMangelerscheinungen selten. Sie treten meistens gemeinsam mit einem Mangel eines anderen wasserlöslichen Vitamins auf und haben folgende Anzeichen:

  • Appetitverlust, Durchfall und Erbrechen
  • Dermatitis, Wachstumsstörungen undAnämien
  • Degeneration der peripheren Nerven mitParalyse undafferenterAtaxie, das heißt, Wahrnehmungen des Körpers werden nicht mehr an das Gehirn weitergeleitet, sodass dieses die notwendigen Bewegungsabläufe des Körpers nicht mehr richtig steuern kann
  • Krampfzustände in unregelmäßigen Intervallen
  • Mikrozytäre,hypochrome Anämie (Störung derHäm-Biosynthese)
  • Seborrhoe-ähnliche Zerstörungen um Augen, Nase und Mund (T-Zone)
  • Cheilosis undGlossitis
  • Angststörungen
  • Schlafstörungen (frühes Erwachen, Durchschlafstörungen)
  • Missempfindungen, Muskelzuckungen

Die Supplementierung von Vitamin B6 führt zu einer raschen Besserung.[12] Bei Personen mit chronischenVerdauungsstörungen,Übergewicht,Alkoholabhängigkeit,Niereninsuffizienz oder einer zu geringen Nahrungsaufnahme (z. B. durch häufige Diäten oder bei älteren Menschen), kann die Aufnahme des Vitamins durch die Nahrung erschwert oder stark verringert sein.[12][11] Zudem gibt es genetische Ursachen für einen Vitamin B6-Mangel, beispielsweise beiMutationen im ALDH7A1- oder ALAS2-Gen.[12]

Medikamentenwechselwirkungen

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Mangelerscheinungen können auch durch Anwendung verschiedener Medikamente ausgelöst werden:[12]

  • Cycloserin,Hydralazin oderD-Penicillamin erhöht die renale Eliminierung Pyridoxins. Zudem kann es mit Pyridoxin auchOxime bilden. Eine Supplementierung von 10 mg pro Tag Vitamin B6 ist daher empfehlenswert, bei der von Hydralazin beobachteten Polyneuropathien von 25–100 mg.[1]
  • Hydrazine wieIsoniazid (z. B. in der Therapie derTuberkulose)[16] oderIproniazid bilden mit Pyridoxal und PLPHydrazone. Deshalb wird bei einer länger dauernden Isoniazidbehandlung regelhaft Vitamin B6substituiert (50–100 mg pro Tag), um Polyneuropathien zu verhindern.[1]
  • PLP reagiert mitLevodopa (L-DOPA) zu Tetrahydrochinolonderivaten. Bei höheren Vitamin B6-Dosen wird die Aktivität deraromatischen-L-Aminosäure-Decarboxylase gesteigert, was die Biosynthese zuDopamin beschleunigt und die Therapiewirkung von L-DOPA reduziert. Infolgedessen sind hohe Vitamin B6-Gaben bei der Behandlung derParkinson-Krankheit mittels L-DOPA ohne peripheren Decarboxylase-Hemmer kontraindiziert.[17][1]
  • DerKatabolismus von Vitamin B6 wird mittelsvalproinsäurehaltigeAntiepileptika,Carbamazepin sowiePhenytoin erhöht, wodurch der Plasmaspiegel an PLP sinkt.
  • Während der Therapie obstruktiver Atemwegserkrankungen mittelsTheophyllin werden niedrige PLP-Blutwerte gemessen. Möglicherweise erklärt dies die zentralnervösen und neurologischen Nebenwirkungen.
  • eine langfristige Einnahmeöstrogenhaltigeroraler Verhütungsmittel; dies kann sich präklinisch neben einem niedrigen Vitamin B6-Spiegel im Serum auch durch eine gesteigerte Xanthurensäureausscheidung und durch einen erhöhten Aktivierungskoeffizienten der erythrozytären ALT bemerkbar machen.[1]

Folgen einer Überdosierung (Hypervitaminose)

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Tolerierbare obere Einnahmemenge (UL) von Vitamin B6
AltersgruppeDeutschland (mg / Tag)[15]EFSA (mg / Tag)[18]
Kinder (1–3 Jahre)nicht definiert3,2
Kinder (4–6 Jahre)nicht definiert4,5
Kinder (7–10 Jahre)106,1
Jugendliche (11–14 Jahre)158,6
Adoleszente (15–17 Jahre)2010,7
Erwachsene2512
Schwangere2512
Stillende2512

Dieakute und kurzfristige Aufnahme größerer Mengen von Vitamin B6 durch Supplemente ist wahrscheinlich ungiftig, durch den Urin werden überschüssige Mengen des wasserlöslichen Vitamins abgeführt.[11]

ChronischeHypervitaminose tritt durch tägliche Zufuhr von mehr als 50 mg[19] auf. Diese Dosis kann nicht durch natürliche Zufuhr erreicht werden, sondern nur durchSupplementation (z. B. Nahrungsergänzungsmittel). Sie führte bei einer geringen Anzahl von Fällen zuNeurotoxizität bzw. Nervenstörungen undPhotosensitivität.[20] Die Neurotoxizität hat eineperiphere,sensorische Neuropathie mitataktischen Gangstörungen,Reflexausfällen und Störungen des Tast-, Vibrations- und Temperaturempfindens zur Folge.[20] Die peripheren sensiblen Nerven zeigten eine unspezifische, axonale Degeneration großer und kleinermyelinisierter Fasern. Auch das Auftreten einer subepidermalen vesikulärenDermatose, wie dieAcne medicamentosa,[21] wurde beobachtet. Äußerlich glich sie einerPorphyria cutanea tarda, jedoch ohne Anzeichen einerPorphyrie.[20] Bei Säuglingen führt eine Überdosierung zu Sedierung, Hypertonie oder respiratorischen Störungen.[20]

Diese Beschwerden verschwinden nach Absetzen des Pyridoxins weitgehend, können bei besonders hohen Dosen jedoch auch permanent sein. Bei einer Überdosierung von 50 bis 300 mg täglich manifestieren sich Symptome nach Jahren, bei Dosen über 1 g pro Tag bereits nach Monaten.[20] Gefährlich ist daher eine unkontrollierte Selbstmedikation bei Anwendungsgebieten ohne sichere Indikation, vor allem wenn die Dosis bei einem Ausbleiben der erhofften Wirkung kontinuierlich gesteigert wird. Als sichere Dosierung für den Menschen gelten maximal 10 mg täglich.[19]

Für das sogenannte Megavitamin-B6-Syndrom wird derICD-Code E67.2 verwendet.[22]

Eine hohe Gabe an Vitamin B6 zeigte keine Wirksamkeit bei der Therapie desKarpaltunnelsyndroms,Depressionen oder kognitiver Störungen.[8] Dagegen könnten Immunfunktionen bei älteren Menschen stimuliert werden. Männer, die langfristig mehr als 20 mg Vitamin B6 pro Tag zu sich nahmen, hatten ein doppelt so hohes Lungenkrebsrisiko wie Männer einer Vergleichsgruppe. Bei Frauen trat dieser Effekt nicht auf.[23] Bei Rauchern erhöht sich dieses Risiko nochmals um den Faktor 3, vermutlich könnte das Wachstum der Krebsvorstufen durch die Vitamingabe angeregt werden.[24]

Hohe Dosen an Vitamin B6 beeinträchtigen die Wirkung mancher Medikamente wie Levodopa.[11]

Forschung

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Die Wirkung von Vitamin B6 bei der Prävention und Therapie vonKrebs wird untersucht. Zwar weisenBeobachtungsstudien eine inverse Korrelation zwischen einer erhöhten Einnahme von Vitamin B6 und Krebs auf, insbesondere Karzinome desGastrointestinaltraktes.[25] Jedoch zeigen aussagekräftigererandomisierte klinische Prüfungen (RCTs) keinen präventiven Effekt. Eine langjährige Überdosierung von Vitamin B6 (vgl. AbschnittHypervitaminose) war sogar mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs bei Männern assoziiert.

Die tägliche Supplementation von 500 µg Vitamin B6 zeigt gemäß einer Metaanalyseprospektiver Kohortenstudien ein geringeres relatives Erkrankungsrisiko fürHerz-Kreislauf-Erkrankungen.[26] Es liegen aber keine Daten von RCTs bei dieser Indikation vor.

Weder in Beobachtungs-[27] noch beiplacebokontrollierten RCTs[28] zeigt die Einnahme von Vitamin B6 präventive Vorteile bezüglichneurodegenerativen Erkrankungen wieDemenz.

Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass eine Vitamin B6-Einnahme invers mit einem erhöhten Risiko, anDepression zu erkranken (nur bei Frauen), korreliert.[29] Aber diesbezügliche RCTs, die eine Einnahme von Vitamin B6 bei Depressionen untersuchten, zeigten keinen signifikanten Effekt. Eine Subgruppenanalyse legt einen Vorteil beiprämenopausalen Frauen nahe, die Autoren verweisen aber auf die Notwendigkeit von mehr Studien.[30]

EinMetaanalyse untersuchte, ob hoheMagnesium- und Vitamin B6-Gaben einen Therapieeffekt bezüglich dem Schweregrad der Symptome beiAutismus von Kindern entfalten können; dies ist nicht der Fall.[31]

Literatur

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  • Helmut Heseker, Anna Stahl:Vitamin B6. In:Ernährungs Umschau.Band 2, 2008,S. 102–107 (ernaehrungs-umschau.de [PDF]). 
  • Klaus Pietrzik, Ines Golly, Dieter Loew:Handbuch Vitamine: Für Prophylaxe, Therapie und Beratung. 1. Auflage. Urban & Fischer, München 2007,ISBN 978-3-437-59162-4,S. 70–83. 

Weblinks

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Wikibooks: Biochemie und Pathobiochemie: Pyridoxalphosphat-Stoffwechsel – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

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  1. abcdefghijklmnKlaus Pietrzik, Ines Golly, Dieter Loew:Handbuch Vitamine: Für Prophylaxe, Therapie und Beratung. 1. Auflage. Urban & Fischer, München 2007,ISBN 978-3-437-59162-4,S. 70–83. 
  2. abIrwin H. Rosenberg:A history of the isolation and identification of vitamin B(6). In:Annals of Nutrition & Metabolism.Band 61,Nr. 3, 2012,S. 236–238,doi:10.1159/000343113,PMID 23183295. 
  3. Paul György:Vitamin B2 and the Pellagra-like Dermatitis in Rats. In:Nature.Band 133,Nr. 3361, März 1934,S. 498–499,doi:10.1038/133498a0. 
  4. Samuel Lepkovsky:Crystalline Factor I. In:Science. 18. Februar 1938,doi:10.1126/science.87.2251.169. 
  5. Richard Kuhn, Gerhard Wendt:Über das aus Reiskleie und Hefe isolierte Adermin (Vitamin B6). In:Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (A and B Series).Band 71,Nr. 5, 1938,S. 1118–1118,doi:10.1002/cber.19380710533. 
  6. Paul Gyürgy, Robert E. Eckardt:Vitamin B6 and Skin Lesions in Rats. In:Nature.Band 144,Nr. 3646, September 1939,S. 512–512,doi:10.1038/144512a0. 
  7. abMartin den Heijer:Vitamin B6 – Pyridoxine. In: Wolfgang Herrmann, Rima Obeid (Hrsg.):Vitamins in the Prevention of Human Diseases. 1. Auflage. Walter de Gruyter, 2011,ISBN 978-3-11-021448-2,S. 75. 
  8. abcdefghiHelmut Heseker, Anna Stahl:Vitamin B6. In:Ernährungs Umschau.Band 2, 2008,S. 102–107 (ernaehrungs-umschau.de). 
  9. abcdefVerwendung von Vitaminen in Lebensmitteln. (PDF) Risikobewertung von Vitamin B6. In: Bundesinstitut für Risikobewertung. A. Domke et al., 2004, S. 155ff., abgerufen am 6. Oktober 2021. 
  10. abcJanos Zempleni, John W. Suttie, Jesse F. Gregory III, Patrick J. Stover:Handbook of Vitamins. 5. Auflage. CRC Press, 2013,ISBN 978-1-4665-1557-4,S. 356. 
  11. abcdefVitamin B6 – Wirklich Power fürs Gehirn? Verbraucherzentrale, 22. März 2021, abgerufen am 10. Mai 2021. 
  12. abcdefghHans Konrad Biesalski:Vitamine, Spurenelemente und Minerale: Indikation, Diagnostik, Therapie. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, 2019,ISBN 978-3-13-242738-9,S. 106 ff.,doi:10.1055/b-0039-168614. 
  13. abKen Yoshii et al.:Metabolism of Dietary and Microbial Vitamin B Family in the Regulation of Host Immunity. In:Frontiers in Nutrition.Band 6, 17. April 2019,doi:10.3389/fnut.2019.00048,PMID 31058161,PMC 6478888 (freier Volltext). 
  14. abcdefEmpfohlene Zufuhr von Vitamin B6. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, abgerufen am 20. Mai 2019. 
  15. abHöchstmengenvorschläge für Vitamin B6 in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. (PDF) BfR, abgerufen am 10. Mai 2021. 
  16. William Mandel:Pyridoxine and the Isoniazid-Induced Neuropathy. In:Chest.Band 36,Nr. 3, 1959,S. 293–296,doi:10.1378/chest.36.3.293. 
  17. Arzneimittel und Mikronährstoffe. In: Deutsche Apothekerzeitung. 3. April 2005, abgerufen am 8. Januar 2022. 
  18. Dominique Turck et al.: Scientific opinion on the tolerable upper intake level for vitamin B6. (PDF) EFSA Panel on Nutrition, Novel Foods and Food Allergens, 29. März 2023, abgerufen am 19. Juli 2024 (englisch). 
  19. abDepartment of Health, Committee On Toxicity Of Chemicals In Food, Consumer Products And The Environment (Hrsg.):Statement On Vitamin B6 (Pyridoxine) Toxicity. Juni 1997 (gov.uk [PDF]). 
  20. abcdeKlaus Pietrzik, Ines Golly, Dieter Loew:Handbuch Vitamine: Für Prophylaxe, Therapie und Beratung. 1. Auflage. Urban & Fischer, München 2007,ISBN 978-3-437-59162-4,S. 414–415. 
  21. O. Braun-Falco, H. Lincke:The problem of vitamin B6/B12 acne. A contribution on acne medicamentosa. In:Münchener Medizinische Wochenschrift, 1976, Band 118, S. 155–160,PMID 130553.
  22. ICD-10-GM Version 2020. In: DIMDI. 20. September 2019, abgerufen am 11. Mai 2021. 
  23. Theodore M. Brasky, Emily White, Chi-Ling Chen:Long-Term, Supplemental, One-Carbon Metabolism-Related Vitamin B Use in Relation to Lung Cancer Risk in the Vitamins and Lifestyle (VITAL) Cohort. In:Journal of Clinical Oncology: Official Journal of the American Society of Clinical Oncology.Band 35,Nr. 30, 20. Oktober 2017,S. 3440–3448,doi:10.1200/JCO.2017.72.7735,PMID 28829668,PMC 5648175 (freier Volltext). 
  24. Anja Garms:Schaden hochdosierte B-Vitamine mehr als sie nützen? In:DAZ.online. 23. August 2017 (deutsche-apotheker-zeitung.de [abgerufen am 30. Juli 2018]). 
  25. Simone Mocellin, Marta Briarava, Pierluigi Pilati:Vitamin B6 and Cancer Risk: A Field Synopsis and Meta-Analysis. In:Journal of the National Cancer Institute.Band 109,Nr. 3, 1. März 2017,S. 1–9,doi:10.1093/jnci/djw230,PMID 28376200. 
  26. Ahmad Jayedi, Mahdieh Sadat Zargar:Intake of vitamin B6, folate, and vitamin B12 and risk of coronary heart disease: a systematic review and dose-response meta-analysis of prospective cohort studies. In:Critical Reviews in Food Science and Nutrition.Band 59,Nr. 16, 2019,S. 2697–2707,doi:10.1080/10408398.2018.1511967,PMID 30431328. 
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  28. Andrew H. Ford, Osvaldo P. Almeida:Effect of Vitamin B Supplementation on Cognitive Function in the Elderly: A Systematic Review and Meta-Analysis. In:Drugs & Aging.Band 36,Nr. 5, Mai 2019,S. 419–434,doi:10.1007/s40266-019-00649-w,PMID 30949983. 
  29. Yanjun Wu et al.:Associations of dietary vitamin B1, vitamin B2, vitamin B6, and vitamin B12 with the risk of depression: a systematic review and meta-analysis. In:Nutrition Reviews. 29. April 2021,S. nuab014,doi:10.1093/nutrit/nuab014,PMID 33912967. 
  30. Anna-Leila Williams et al.:The role for vitamin B-6 as treatment for depression: a systematic review. In:Family Practice.Band 22,Nr. 5, Oktober 2005,S. 532–537,doi:10.1093/fampra/cmi040,PMID 15964874. 
  31. Yong-Jiang Li et al.:Supplement intervention associated with nutritional deficiencies in autism spectrum disorders: a systematic review. In:European Journal of Nutrition.Band 57,Nr. 7, Oktober 2018,S. 2571–2582,doi:10.1007/s00394-017-1528-6,PMID 28884333. 
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