
Villa Borghese ist die Bezeichnung für eine Parkanlage inRom. Sie ging aus dem Landgut der adligen FamilieBorghese hervor. Bekanntester Anziehungspunkt ist die Galleria Borghese, die sich im Casino nobile befindet und zu den meistbesuchten Touristenattraktionen Roms zählt. Berühmt ist auch der ausgedehnte Park.




Der Park „Villa Borghese“ ist heute einer der größten Stadtparks von Rom, ebenso wie die Parks „Villa Doria Pamphilj“ und „Villa Ada Savoia“. Unmittelbar benachbart liegt dieVilla Medici auf demPincio-Hügel, auf den dieSpanische Treppe führt und wo sich in der Antike dieGärten des Lucullus befanden. Während diese ab Ende des 3. Jahrhunderts innerhalb derAurelianischen Mauer lagen, befand sich das heutige Parkgelände außerhalb. Die Parkanlage füllt den Winkel zwischen den antiken VerkehrsadernVia Flaminia undVia Salaria. Westlich des Parks liegt diePiazza del Popolo, seit der Antike der nördliche Zugang zur Stadt. Zu dem Gelände führen vier Eingänge: an der Via Pinciana, der PiazzaH. Sienkiewicz, dem Piazzale Brasile und dem Piazzale Flaminio. Der Zugang zum Casino, in dem die Kunstsammlung derGalleria Borghese untergebracht ist, befindet sich amPiazzale Scipione Borghese 5.
Das Casino, die eigentliche Villa, die auf der nordöstlichen Seite der ausgedehnten Parkanlage liegt (ca. 5 km² groß), war die Sommerresidenz desborghesischen Fürstengeschlechts. Das gesamte Gelände war 1605 von KardinalScipione Borghese, dem Neffen PapstPauls V., erworben worden, angeblich auch mit dem konfiszierten Vermögen der FamilieCenci.
Ursprünglich gehörten zu dem alsRenaissancegarten angelegten Park Weinberge, Gärten, Ställe und Remisen sowie ein Tiergarten mit seltenen Tieren und Pflanzen, einVolierenpavillon des ArchitektenGirolamo Rainaldi und Wasserspiele. Bereits im 17. Jahrhundert war er aber auch schon wegen der Schätze antiker Kunst berühmt, die hier in dem zwischen 1613 und 1616 erbauten Casino aufbewahrt wurden. Architekten dieses Bauwerks warenGiovanni Vasanzio undFlaminio Ponzio. Der Park, obwohl Privatbesitz, war inoffiziell für jeden zugänglich, die Villa wurde Kunstinteressierten auf Anfrage gezeigt.
Mit dem Park durch eine Achse, dieValle Giulia, verbunden ist die nordwestlich liegendeVilla Giulia, erbaut bis 1553 für PapstJulius III. und auch genutzt vom Borghese-Papst Paul V. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erweiterteCamillo Borghese den Park durch Zukäufe erheblich und ließ den alten Garten imitalienischen Stil in einenenglischen Landschaftsgarten umwandeln.
In den Jahren 1898/1899 diente die Villa demPäpstlichen Portugiesischen Kolleg als Unterkunft.
1901 erwarb der Staat die Villa vomFamilienfideikommiss des FürstenhausesBorghese und reichte sie 1903 an die Stadt Rom weiter. Anlässlich derEsposizione internazionale d’arte, die parallel zurWeltausstellung Turin 1911 ausgerichtet wurde, entstanden auf historischem Parkgelände verschiedene weitere Gebäude, darunter dieGalleria Nazionale d’Arte Moderna an der Achse zur Villa Giulia (heuteViale delle Belle Arti) und die dahinter liegende heutigeBritish School at Rome, beide heute außerhalb des Parkgeländes gelegen.
Auf derPiazza di Siena wird alljährlich im Mai das internationale SpringreitturnierCSIO Rom ausgetragen.



Die heute städtische Galerie, die einst zu den berühmtesten und wertvollsten privaten Kunstsammlungen der Welt zählte, geht zurück auf die Sammeltätigkeit von KardinalScipione Caffarelli Borghese, der auch der Bauherr des Casinos war, in dem die Sammlung untergebracht ist. Einige der Bilder, wie beispielsweise das erste von einer Frau angefertigte Aktgemälde („Minerva kleidet sich an“ vonLavinia Fontana), hatte er persönlich in Auftrag gegeben.[1]
Von der ersten Innendekoration und Ausmalung des Gebäudes ist nur wenig erhalten, darunter immerhin die Fresken vonClaude Deruet in der Privatkapelle des Kardinals. Im Casino befand sich ursprünglich nur die Antiken- und Skulpturensammlung des Kardinals, während die Gemälde größtenteils imPalazzo Borghese, dem Stadtpalast der Borghese in Rom, hingen.
1682 kam ein Teil derSammlung Aldobrandini aus dem Erbe derOlimpia Aldobrandini an ihre Borghese-Kinder aus erster Ehe, während weitere Teile an die Kinder zweiter Ehe aus der FamiliePamphilj fielen. Als Letztere 1760 ausstarb, erhielten die Borghese nochmals bedeutende Werke aus der Sammlung Aldobrandini imPalazzo Doria-Pamphilj, darunter die beidenBacchanalien von Tizian und Bellini, dieAnbetung der Hirten von Mantegna und dieHeilige Katharina von Alexandria von Raffael. Die Aldobrandini'sche Gemäldesammlung, die zum großen Teil bis heute im Palazzo Doria-Pamphilj zu sehen ist, hatte ihren Ursprung wiederum in der von KardinalPietro Aldobrandini „erworbenen“ (faktisch konfiszierten) Kunstsammlung desFürstenhauses Este ausFerrara. Weniger bedeutende Reste dieser ursprünglichen Sammlung sind heute in derGalleria Estense inModena zu sehen.
Die Sammlung Borghese blieb bis ins frühe 19. Jahrhundert bis auf wenige Verluste ziemlich vollständig erhalten.Goethe besichtigte auf seinerItalienischen Reise 1787 und 1788 die Sammlungen und resümierte in einem Brief: „Es sind unsägliche Kunstschätze in dem Besitz des Fürsten“.[2] Weitere wertvolle Zugänge erhielt die Sammlung, alsGavin Hamilton 1791 auf den Besitzungen von Marcantonio IV. Borghese das antikeGabii mit zahlreichen Funden ausgrub.
Zu gravierenden Verlusten der berühmtenrömischen Antiken kam es 1807, wenige Jahre nach der Eheschließung zwischen Marcantonios SohnCamillo Borghese undPauline Bonaparte, der SchwesterNapoleons. Auf Druck Napoleons musste der Herzog eine große Anzahl antiker Kunstwerke verkaufen, von denen einige heute zu den Glanzstücken desLouvre gehören. Die Villa Borghese verlor insgesamt 154 Statuen, 160 Büsten, 170 Reliefs, 30 Säulen und mehrere Vasen an Frankreich. 1827 erwarb Camillo Borghese jedoch in ParisCorreggiosDanae und die 1805/1808 vonAntonio Canova geschaffene liegende Figur der Pauline Borghese alsVenus Victrix gehört heute zu den Hauptattraktionen der Sammlung.
In der Folge wurde der verbliebene archäologische Bestand durch Funde aus den Ausgrabungen wieder erweitert, die auf Veranlassung von Camillo Borghese auf den Besitzungen der Familie weiter durchgeführt wurden. Es wurde das sogenannteStatuenkasino eingerichtet, das eine reiche Sammlung zum Teil bedeutender Antiken enthält, darunter die sitzende StatueAnakreons, einBacchus, eineIuno Pronuba, eineTyrtäosstatue, ein sitzender Pluto und die Statue eines tanzenden Silen. Ein kulturgeschichtlich sehr bedeutender Fund ist dasGladiatoren-Mosaik, das zehnGladiatoren in verschiedenen Kampfpositionen zeigt.
Die meisten Gemälde befanden sich bis 1891 in zwölf Sälen desPalazzo Borghese und wurden dann in das Obergeschoss der Villa transferiert. Dadurch wurde diese, nachdem sie ihre einst berühmte Antikensammlung großenteils verloren hatte, zu einer ebenso berühmten Gemäldegalerie. Nach dem Erwerb der Villa und des Parks durch den Staat wurde diese 1902 als Museum geöffnet. Die Sammlung enthält unter anderen Werke vonAntonello da Messina,Bronzino,Caravaggio,Leonardo da Vinci,Raffael,Guido Reni,Rubens,Antonio Tempesta,Tizian undVeronese sowie Skulpturen vonBernini undCanova.
Zu den einst den Ruhm der Villa Borghese begründenden, jedoch 1807 gezwungenermaßen an Napoleon verkauften 344 Antiken der Sammlung Borghese, die sich heute im PariserLouvre befinden, gehören zum Beispiel:
41.91416666666712.492222222222Koordinaten:41° 54′ 51″ N,12° 29′ 32″ O