Villa Albani

DieVilla Albani (auchVilla Albani-Torlonia) inRom wurde an derVia Salaria für den KardinalAlessandro Albani, den Neffen von PapstClemens XI., zwischen 1747 und 1767 durch den ArchitektenCarlo Marchionni errichtet.
Architektur, Ausstattung und Entstehung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Villa umfasst, neben dem eigentlichen Gebäude, einen in italienischem Stil angelegten Garten, zahlreiche Brunnen und kleinere Gebäude, darunter einen verfallenen Tempel, der als gebaute Ruine antike Architekturfragmente integrierte und als eine Art Voliere diente. Die Villa selbst öffnet sich dem Besucher mit einem Gebäudeprospekt, dessen Sockelgeschoss aus einerSerliana, dessenPiano nobile aus einer Reihearchitravierter Fenster zwischenLisenen gebildet wird. Die Gesamtanlage lässt Bezüge zurVilla Adriana beiTivoli erkennen.

Die Villa diente vornehmlich der Aufstellung der herausragenden, umfangreichen und sich in ständigem Wandel befindlichen Antiken- und Gemäldesammlung des Kardinals, die sich in ihren bedeutenden Teilen nicht unwesentlich aus Ausstattungsstücken der Villa Adriana zusammensetzte. Für ihren Bau veräußerte der Kardinal nach und nach einen Teil seiner Sammlung, der sich – wie etwa der „Antinoos Albani“ – heute in denKapitolinischen Museen befindet. Die verbliebenen Antiken umfassen griechische Originale, römische Hermen, Reliefs und Marmorgefäße sowie die Fresken der Tomba François ausVulci. Die Gemäldesammlung vereinigt Werke vonPerugino,Jacopo Tintoretto,Giulio Romano,Luca Giordano,Jacques-Louis David,Anthonis van Dyck,Gerrit van Honthorst,Jusepe de Ribera,Jacques Courtois,Luigi Vanvitelli und anderen.

Im Jahr 1761 erhieltAnton Raphael Mengs, vermittelt durchJohann Joachim Winckelmann, den Auftrag für die künstlerische Ausgestaltung der Villa, für die er im Salon der Villa das DeckenfreskoDerParnass schuf. Es gilt als zentrales Werk des deutschenKlassizismus. Winckelmann, Freund und Berater des Kardinals und von diesem sehr gefördert, entwarf maßgeblich das Programm für die Ausgestaltung, an dessen Ausführung auchPaolo Anesi mitwirkte. Winckelmann selbst war als Bibliothekar des Kardinals bestellt und vor allem mit der Katalogisierung der Antikensammlung betraut.
Weitere Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Mit der Einnahme Roms am 10. Februar 1798 durchNapoleons GeneralLouis-Alexandre Berthier wurde die Villa als Besitz der Albani konfisziert, zahlreiche Stücke der Sammlung, etwa die Kolossalbüste der Pallas Athene und das Relief des Antinoos, nach Paris geschafft. Was nicht abtransportiert werden konnte, wurde oftmals zerschlagen.[1] Im Jahr 1815 wurden die konfiszierten Stücke von Frankreich zurückgegeben.
Die Villa blieb im Besitz der Familie, bis die letzte Albani, Antonietta Litta Albani, den Principe Carlo aus dem HausCastelbarco heiratete. Im Jahr 1866 trat Cesare Pompeo Castelbarco die Villa an den BankierAlessandro Torlonia und die FamilieTorlonia ab. Mit dem Wechsel des Eigentümers wurden zahlreiche Stücke der Sammlung in dasMuseo Torlonia verbracht, die Aufstellung der verbliebenen Sammlung wurde umstrukturiert. Die Münz- und Medaillensammlung des Kardinals wurde derVatikanischen Apostolischen Bibliothek vermacht. Sarkophage, Säulen und andere Skulpturen wurden auf verschiedene Standorte verteilt, das Antinoos-Relief und zahlreiche weitere Antiken befinden sich aber immer noch in der Villa Albani, in der 1870 die Kapitulation Roms unterzeichnet wurde.
Die Villa ist als Privateigentum der Öffentlichkeit nicht zugänglich und wird nur Gelehrten und Studierenden mit besonderer Erlaubnis geöffnet. Prinz Alessandro Torlonia (1925–2017) gründete kurz vor seinem Tod die StiftungFondazione Torlonia mit dem Ziel, die SammlungMuseo Torlonia sowie die Villa Albani zu erhalten und „als Kulturerbe der Familie für die Menschheit zu fördern und an künftige Generationen weiterzugeben“. In Zusammenarbeit mit demKulturministerium wird das Ziel angestrebt, neue Kataloge der Antiken- und Gemäldesammlungen zu erstellen sowie ein neues Torlonia-Museum zu schaffen, das der Öffentlichkeit zugänglich ist. Im Jahr 2020 waren 96 Stücke, etwa ein Zehntel der Antikensammlung, zum ersten Mal imPalazzo Caffarelli als AusstellungI Marmi Torlonia zu besichtigen.[2] 2022 ging die Ausstellungstournee weiter nach Mailand und soll durch weitere internationale Stationen Geld einspielen, um eine künftige Dauerpräsentation vorzubereiten.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Friederike Brun:Römisches Leben. Bd. 2. Leipzig 1833, S. 10.
- ↑World's most important private collection of ancient Roman art to go on display for first time
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Stefano Morcelli,Carlo Fea,Ennio Quirino Visconti:La Villa Albani descritta. 3. Auflage. Rom 1869, S. VII–XV (Google Books).
- Herbert Beck,Peter C. Bol (Hrsg.):Forschungen zur Villa Albani. Antike Kunst und die Epoche der Aufklärung (=Frankfurter Forschungen zur Kunst. Band 10). Mann, Berlin 1982,ISBN 3-7861-1309-2.
- Peter C. Bol (Hrsg.):Forschungen zur Villa Albani. Katalog der antiken Bildwerke. 5 Bände. Mann, Berlin 1989–1998.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]41.9151612.50006Koordinaten:41° 54′ 54,6″ N,12° 30′ 0,2″ O