Vichy
Vichy | ||
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![]() | ||
Staat | Frankreich![]() | |
Region | Auvergne-Rhône-Alpes | |
Département (Nr.) | Allier (03) | |
Arrondissement | Vichy (Unterpräfektur) | |
Kanton | Vichy-1 Vichy-2 | |
Gemeindeverband | Vichy Communauté | |
Koordinaten | 46° 8′ N,3° 26′ O46.1269444444443.4258333333333Koordinaten:46° 8′ N,3° 26′ O | |
Höhe | 243–317 m | |
Fläche | 5,85 km² | |
Einwohner | 25.702(1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte | 4.394 Einw./km² | |
Postleitzahl | 03200 | |
INSEE-Code | 03310 | |
Website | ville-vichy.fr | |
![]() Blick auf Vichy |
Vichy [viˈʃi] (okzitanischVichèi) ist einefranzösische Stadt mit 25.702 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) in der RegionAuvergne-Rhône-Alpes und nachMontluçon die zweitgrößte Stadt imDépartement Allier. Die Stadt ist Sitz derUnterpräfektur (französischSous-préfecture) desArrondissementsVichy und Sitz des GemeindeverbandesVichy Communauté.
Bekannt ist Vichy einerseits als bedeutendesHeilbad und andererseits als Sitz desVichy-Regimes bzw.État français („Französischer Staat“) von Juli 1940 bis August 1944, dessen Regierung ihren Sitz in dieser Stadt hatte.
Am 24. Juli 2021 nahm das Welterbekomitee derUNESCO Vichy als eine der bedeutenden Kurstädte Europas(Great Spas of Europe) zusammen mit 10 anderen Kurstädten in die Liste desWeltkulturerbes auf.
Geografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt am Ufer des FlussesAllier, an der Einmündung seines NebenflussesSichon.
Geschichte
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Der Ort wurde von denRömern an bereits von ihnen genutzten Quellen unter dem NamenAquae Calidae gegründet. In der ZeitDiokletians gehörte das Areal einem gewissenVipius und wurde daherVipiacus genannt, woraus sich der NameVichiacus und schließlichVichy entwickelte.
Im Jahr 1344 erhielt HerzogPierre I. de Bourbon die Besitzrechte an den Ländereien. 1410 wurde hier einKloster derBenediktiner namensCélestin gegründet. 1527 fielen die Besitztümer der Bourbonen wieder an die französische Krone. Ende des 16. Jahrhunderts kamen die ersten Patienten wegen derHeilquellen nach Vichy, die bald als wahre „Wunderquellen“ gelten.
Wirklich berühmt wurden die Quellen von Vichy durch dieMarquise de Sevigné, die 1676 und 1677 hierher zurKur kam, um dasRheuma in ihren Händen zu kurieren, was offenbar auch gelang. Sie äußerte sich zwar alles andere als begeistert über den Geschmack des Wassers, pries aber dessen heilende Wirkung. 1761 kamen zwei Töchter vonLudwig XV. hierher zur Kur. Deren Neffe,Ludwig XVI., ließ 1787 eine neue Badeanlage an den Quellen errichten.Laetitia Bonaparte, die MutterNapoleons, weilte hier 1799 zur Kur. Es wird ihrem Einfluss zugeschrieben, dass der Kaiser im Jahr 1812 denParc de Sources (Quellenpark) anlegen ließ. 1830 wurde das Kurhaus eingeweiht.Napoléon III. machte Vichy für einige Jahre zu seiner Sommerresidenz. In dieser Zeit wurde der Ort zu einem Modebad des internationalen Adels. Es wurden Parks nach englischem Vorbild undBoulevards angelegt sowie Villen,Chalets und Hotels gebaut. 1865 entstand dasCasino.
Von 1899 bis 1903 folgte der Bau des großenCentre Thermal des Dômes mit derTrinkhalle, einem 700 Meter langen Wandelgang und einem Bad im orientalischen Stil. 1903 wurde dasOpernhaus eingeweiht. Um 1900 kamen 40.000 Kurgäste pro Jahr nach Vichy, kurz vor demErsten Weltkrieg waren es fast 100.000. In den 1930er Jahren erlebte der Kurort eine weitere Blütezeit.
Ab Juli 1940 wurde die Stadt während desZweiten Weltkrieges Sitz des französischenVichy-Regimes unterHenri Philippe Pétain, da sie als Kurort über 300 Hotels besaß und so Unterkunft für die Offiziere bot. Von hier aus wurden die von den Deutschen nicht besetzten Landesteile Südfrankreichs verwaltet. Mit derBefreiung Frankreichs durch dieAlliierten und der Einsetzung einer provisorischen französischenRegierung unter GeneralCharles de Gaulle am 25. August 1944 endete die vierjährige „Herrschaft“ des Vichy-Regimes. Am folgenden Tag, dem 26. August, wurde die Stadt dank des vermittelnden Eingreifens des schweizerischen BotschaftersWalter Stucki von den Einheiten derWehrmacht geräumt und durch die Truppen derRésistance befreit.
Nach dem Krieg nahm Vichy den Kurbetrieb wieder auf und erwarb erneut den TitelReine des villes d'eaux (Königin der Kurbäder). Doch das änderte sich in den 1970er Jahren, als die Prominenten unter den Badegästen andere Badeorte bevorzugten. Unter Bürgermeister Pierre Coulon (1950–1967) entwickelte sich Vichy zu einer Stadt des Sports; der Allier wurde zum SeeLac d'Allier aufgestaut, um Wassersportmöglichkeiten anzubieten, und es entstand derParc Omnisports (1963–1968).
Des Weiteren wurde in Zusammenarbeit mit derUniversität Clermont-Ferrand die renommierte SprachschuleCavilam gegründet. In der Sommerzeit werden hier mehr als 1000 Studierende anderer Länder betreut, die in mehrwöchigen Kursen Französisch lernen. Den größten Anteil bilden Studierende anderer Länder, die sich so auf ihren Studienaufenthalt in Frankreich vorbereiten. Infolge der Beschäftigung zahlreicher Lehr- und Verwaltungskräfte sowie der Einnahmen aus der Unterbringung der Studierenden in Familien, Appartements und Wohnheimen ist die Schule ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt geworden.
Von 1989 bis 2017 warClaude Malhuret (UDF, ab 2002UMP) Bürgermeister der Stadt, vorher Minister fürMenschenrechte und zusammen mitBernard Kouchner der Gründer der OrganisationÄrzte ohne Grenzen. Ihm folgteFrédéric Aguilera (LR) im Amt des Stadtoberhaupts.
Zusammen mit zehn anderen Kurorten Europas, denGreat Spas of Europe, wurde Vichy 2021 in die Liste desUNESCO-Welterbes aufgenommen. Die positive Entscheidung über die Aufnahme erfolgte am 24. Juli 2021.[1]
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Jahr | 1793 | 1851 | 1896 | 1954 | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2008 | 2018 |
Einwohner | 1.763 | 1.696 | 12.330 | 30.403 | 30.614 | 33.506 | 32.117 | 30.527 | 27.714 | 26.528 | 25.221 | 24.854 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Quellen
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Vichy gilt als das bedeutendste Heilbad in Frankreich. Heute wird der Ort von jährlich rund 30.000 Gästen besucht.
Auf dem Gebiet der Stadt Vichy entspringen zwölf Quellen, von denen aktuell aber nur noch sechs genutzt werden. Es handelt sich um sogenannte Natriumhydrogencarbonat-Quellen, auchSäuerling oder Sauerbrunnen genannt, da sieKohlensäure enthalten.
Heiße Quellen
- Chomel, benannt nach einem Arzt, der sie 1750 erschlossen hat, 43 Grad Celsius
- Grande Grille (Großes Gitter), 39 Grad
- Hôpital, entspringt hinter dem Casino in der Nähe des früheren Hospitals, 34 Grad
Kalte Quellen
- Lucas, benannt nach einem Baron Lucas, der die Quelle Anfang des 19. Jahrhunderts kaufte, 27 Grad
- Du Parc, entspringt im Quellenpark, 24 Grad
- Célestins, benannt nach dem früheren Kloster, 22 Grad
Aus den Salzen der Quellen werden dieVichy Pastillen hergestellt, die dieVerdauung fördern sollen. Das Wasser der Célestins-Quellen wird auch in Flaschen abgefüllt verkauft. Als Indikationen für eineTrinkkur in Vichy gelten unter anderemStoffwechselstörungen, Magen- und Darmprobleme, Erkrankungen vonLeber undGallenblase sowie Krankheiten derHarnwege.
In derThalassotherapie ist die so genannteVichy-Dusche bekannt, eine Duschanwendung im Liegen, die in Vichy eingeführt wurde.
Das Wasser von Vichy war ein so bekanntes Markenzeichen, dass der größte Anbieter von MineralwasserKataloniens ihn mitVichy Catalan übernahm.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Musée municipal, Stadtmuseum mit archäologischer Sammlung und Stiftung dreier Sammler zeitgenössischer Kunst
- Musée des Arts d’Afrique et d’Asie, Sammlung afrikanischer und asiatischer Kunst mit rund 4000 Exponaten in einem Teil des Thermalbads
- Musée Surréaliste François Boucheix, ältestes französisches Museum für Surrealismus
Siehe auch:Liste der Monuments historiques in Vichy
Verkehr
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Zunächst lag Vichy abseits der bedeutenden Eisenbahnstrecken, dieHauptbahn von Paris nachClermont-Ferrand führte am anderen Ufer des Allier westlich an der Stadt vorbei. Bei seinem ersten Besuch in der Stadt mussteNapoléon III. daher inSaint-Germain-des-Fossés seinen Zug verlassen und die restliche Strecke in einer Kutsche zurücklegen. Dies war Anlass für den Bau einer Zweigstrecke, die nach einer kurzen Bauzeit von acht Monaten am 15. Mai 1862 eröffnet wurde. Gebaut wurden die 10,5 Kilometer lange Strecke und der Bahnhof von derEisenbahngesellschaftCompagnie des chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée (P.L.M.). 1874 verkehrten zwischen Paris und Vichy täglich vierZugpaare, die die Entfernung in rund acht Stunden zurücklegten.
Durch die Verlängerung der Strecke bisStrecke bis Courty (1881) wurde der Bahnhof Vichy zum Durchgangsbahnhof, später kamen Strecken nachCusset (1912) undRiom (1931; zurBahnstrecke Saint-Germain-des-Fossés–Nîmes) hinzu.
Film
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Vichy – Die Königin der Heilbäder. Dokumentarfilm, Deutschland, 2011, 43 Min., Buch und Regie:Meike Hemschemeier, Produktion: Tag/Traum,ZDF,arte, Erstsendung: 29. Mai 2012 bei arte, Reihe: Kur Royal (2/5),Filminformationen von arte.
Städtepartnerschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Städtepartnerschaften bestehen mit [2]
- Deutschland
Wilhelmshaven,Deutschland
- Deutschland
Bad Tölz,Deutschland; seit 1963[3]
- Vereinigtes Konigreich
Dunfermline,Vereinigtes Königreich
- Vereinigte Staaten
Saratoga Springs,Vereinigte Staaten
Persönlichkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Valery Larbaud (1881–1957), Schriftsteller und Literaturkritiker
- Maurice Germot (1882–1958), französischer Tennisspieler
- Louis Darragon (1883–1918), Radrennfahrer
- Magda Julin, geb. Mauroy (1894–1990), schwedische Eiskunstläuferin
- Albert Londres (1884–1932), Journalist und Schriftsteller
- Roger Désormière (1898–1963), Dirigent
- Guy Ligier (1930–2015), Rennfahrer und Konstrukteur
- Jean-Charles Capon (1936–2011), Jazz-Cellist
- Jean-Claude Amiot (* 1939), Komponist, Musikpädagoge und Dirigent
- Just Jaeckin (1940–2022), Filmregisseur und Fotograf
- Guy Wyser-Pratte (* 1940), US-amerikanischer Finanzinvestor
- Philippe Honoré (1941–2015), Karikaturist, Cartoonist und Journalist
- Yvan Pommaux (* 1946), Kinder- und Jugendbuchautor
- Claude Vorilhon (* 1946), Gründer des Raelismus
- Charles Wyplosz (* 1947), Wirtschaftswissenschaftler und Hochschullehrer
- Claude Malhuret (* 1950), Bürgermeister und Mitbegründer der „Ärzte ohne Grenzen“
- Guy Touvron (1950–2024), klassischer Trompeter und Hochschullehrer
- Didier Boubé (* 1957), Moderner Fünfkämpfer
- Pierre-André de Chalendar (* 1958), Manager
- Sandrine Dusang (* 1984), Fußballspielerin
- Clémence Calvin (* 1990), Langstreckenläuferin
- Stan Berkani (* 2003), algerisch-französischer Fußballspieler
- Dominique Valentin, Schauspielerin und Dramaturgin
Auf demstädtischen Friedhof liegen neben Larbaud und Désormière auchRaoul Salan begraben.[4]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Max Ihm: Aqua, Aquae 26. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 298.
- Le Patrimoine des Communes de l’Allier. Band 2. Flohic Editions, Paris 1999,ISBN 2-84234-053-1, S. 1065–1095.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Notice Communale - EHESS
- Website der Stadt Vichy (frz./engl.)
- Vichy Destinations (de)
- Ouvrages en ligne sur le thermalisme et Vichy (BU Clermont Auvergne)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Neue Welterbestätten 2021 Mitteilung der UNESCO auf der Seite der Deutschen UNESCO-Kommission, abgerufen am 24. Juli 2021
- ↑La ville de Vichy, annuaire-mairie.fr
- ↑Bürgerservice der Stadt Bad Tölz; abgerufen am 22. Juli 2022.
- ↑Angaben auf der Seite der Stadt (frz.), abgerufen am 3. Dezember 2015
- Gemeinde im Département Allier
- Vichy
- Ort in Auvergne-Rhône-Alpes
- Kurort in Frankreich
- Bestandteil einer Welterbestätte in Frankreich
- Bestandteil der Welterbestätte „Bedeutende Kurstädte Europas“
- Unterpräfektur in Frankreich
- Ehemalige Hauptstadt (Frankreich)
- Stadt in Frankreich
- Ort am Allier
- Gemeindegründung 1793