Die VAE haben etwa 10 Millionen Einwohner, davon sind allerdings nur rund 10 Prozent Staatsangehörige. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Arbeitsmigranten; dies ist die höchste Quote an Arbeitsmigranten weltweit vorKatar. 40 Prozent aller Einwohner der VAE kommen aufgrund derArbeitsmigration allein ausIndien (28 Prozent) undPakistan (12 Prozent). Da die Migranten überwiegend Männer sind, haben die VAE auch denweltweit zweithöchsten Anteil von Männern an der Gesamtbevölkerung.
Bevölkerungsentwicklung in Millionen Einwohnern[12]Alterspyramide in 1000 Einwohnern 2017[12]
Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten 2020 9,9 Millionen Einwohner.[13] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug 1,2 Prozent. Bei der Gründung 1971 wohnten 240.000 Menschen in den Emiraten; die letzte offizielle Schätzung Ende 2008 gab 4.765.000 Einwohner an. Der rasante Bevölkerungszuwachs ist vor allem auf die vielen Arbeitsimmigranten zurückzuführen. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 1,5, die der Region Naher Osten und Nordafrika betrug 2,7.[14] DieLebenserwartung der Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate ab der Geburt lag 2020 bei 78,9 Jahren[15] (Frauen: 81,1,[16] Männer: 77,5[17]). DerMedian des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 32,6 Jahren.[18] Im Jahr 2020 waren 14,9 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[19] während der Anteil der über 64-Jährigen 1,7 Prozent der Bevölkerung betrug.[20]
Bevölkerungsentwicklung in den Vereinigten Arabischen Emiraten[21]
Die Ausländerquote beträgt fast 90 Prozent (Stand 2015). Von den inländischen Staatsbürgern sind wiederum 70 ProzentAraber, darunter 10 ProzentNomaden. Die übrigen 30 Prozent verteilen sich auf ethnischeIraner, Inder,Bangladescher, Pakistaner undFilipinos. Von der gesamten Bevölkerung kamen 2015 knapp 60 Prozent ausSüdasien.[22] Weil die meisten Arbeitsmigranten Männer sind, haben die VAE eines der unausgeglichensten Geschlechterverhältnisse weltweit. 2016 kamen auf 100 Frauen 218 Männer.[22] Die Gesetze der VAE sehen in der Regel keineEinbürgerung vor. Kinder, die im Land geboren werden, erhalten dieStaatsbürgerschaft der VAE nur, wenn der VaterStaatsangehöriger der VAE ist. Im Emirat Dubai ist eine Einbürgerung für dort geborene Personen ab dem 30. Lebensjahr unter bestimmten Bedingungen möglich. Ausländern ist es möglich, eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, um sich in den VAE dauerhaft niederzulassen.
Die VAE haben einen ungewöhnlichen Bevölkerungsaufbau. Etwa 80 Prozent der Einwohner sindArbeitsmigranten (expatriates genannt), was einem der weltweit höchsten Ausländeranteile entspricht. Ausländische Arbeitnehmer, die eine Anstellung finden, erhalten eine Aufenthaltserlaubnis, wobei zusätzlich ein Gesundheitstest zu bestehen ist. Die Regel, dass bei Verlust der Arbeitsstelle der Arbeitnehmer nach 30 Tagen das Land zu verlassen hat, wenn er in diesem Zeitraum keine neue Anstellung findet, wurde 2009 abgeschafft. Es gibt Berichte von Fällen, in denen inländische Arbeitgeber die Löhne ihrer einfachen ausländischen Mitarbeiter nicht ausgezahlt hatten. Migranten aus Industrieländern erhalten im Regelfall umfangreiche Vergütungspakete(compensation packages) mit hohen Basisgehältern und zusätzlichen Bezügen. Dies hat seit den 1990er-Jahren zu einem Zustrom an westlichen Arbeitsmigranten geführt, vor allem aus Großbritannien (120.000) und den Vereinigten Staaten (28.000), auch zunehmend aus Frankreich (10.000) und Deutschland (8.000).
Eine gewisse Rolle spielen auch dieBedoons,staatenlose Menschen arabischer Herkunft. Sie stammen oft vonBeduinen ab. Der Bedoonstatus wird vererbt und hat erhebliche sozialeDiskriminierung zur Folge.
Laut denVereinten Nationen gab es 2015 in den VAE rund 8.095.000 Arbeitsmigranten.[23] Bei vielen Beschäftigten ausAsien undAfrika kommt dasKafala-System, eineBürgschaft, in den VAE zum Tragen. Folgende Zahlen der Herkunftsländer sind Schätzungen der jeweiligenBotschaften (Auswahl, es fehlen Angaben aus den meisten arabischen Ländern):
Amtssprache istArabisch. Außerdem werdenHindi,Urdu undPersisch gesprochen.Englisch gilt als Handelssprache und wird zunehmend im Alltag zwischen den ethnischen Gruppen als „lingua franca“ eingesetzt.
76 Prozent der Gesamtbevölkerung (Staatsbürger und Einwanderer zusammen) sindMuslime, 9 Prozent der Bevölkerung sindChristen und die übrigen 15 Prozent vor allem Hindus und Buddhisten.[24] Anderen Angaben zufolge soll der Anteil der Christen vor allem unter den Ausländern deutlich höher liegen. Unter den Staatsbürgern liegt der Anteil der Muslime bei 96 Prozent.[25]
Die Entwicklung und Verbesserung des Bildungssektors ist eine der Hauptaufgaben der föderalen Regierung sowie der einzelnen Emirate. Der größte Teil des föderalen Haushalts 2008 (34 Prozent) ist für Bildung vorgesehen. Seit derGründung der VAE 1971 besteht allgemeine Schulpflicht für Sechs- bis Zwölfjährige, dieAlphabetisierungsrate liegt 2016 bei 93,8 Prozent (Frauen 95,8 Prozent, Männer 93,1 Prozent). Für Emiratis ist Bildung generell kostenlos, für Ausländer sindSchulgebühren zu entrichten. Seit dem Schuljahr 2006/07 können ausländische Kinder staatliche Schulen besuchen. Die VAE haben mit 15 zu 1 einen der weltbesten Schüler-Lehrer-Quotienten.
Das Bildungsministerium implementiertBildung 2020(education 2020), eine Reihe von Fünfjahresplänen, die darauf abzielen, fortschrittliche Lehrmethoden einzuführen, die Innovationskompetenz stärken sollen und den Akzent mehr auf die Fähigkeiten der Schüler zumSelbststudium setzen. Ein weiteres Ziel ist es, den Anteil einheimischer Lehrer an staatlichen Schulen auf 90 Prozent zu erhöhen.[26] Das „Lehrer für das 21. Jahrhundert“-Projekt, für das 200 MillionenDirham (37 Millionen Euro) vorgesehen sind, zielt darauf ab, in den nächsten Jahren 10.000 Schullehrer auszubilden.[27]
Die staatlicheUnited Arab Emirates University wurde 1976 inal-Ain gegründet und umfasst heute 10 Fakultäten mit 600 Lehrkräften. 2007 waren etwa 17.000 Studenten immatrikuliert, davon über 70 Prozent Frauen. Insgesamt zwölfHigher Colleges of Technology (HCT) in den verschiedenen Emiraten bieten, getrennt nach Geschlechtern, ihren 15.000 Studenten über 75 verschiedene akademische Abschlüsse an. Außerdem gibt es die 1998 gegründete staatliche Zayed-Universität für Frauen.
Hinzu kommen eine Anzahl privater Universitäten mit internationalem Profil, wie z. B. dieAbu Dhabi University (gegründet 2003), sowie Ausgründungen von ausländischen Universitäten, darunter dieAmerican University in Dubai (gegründet 1995) und dieAmerican University of Sharjah (gegründet 1997), und seit 2006 dieUniversité Paris Sorbonne in Abu Dhabi. Im Jahr 2003 wurde in Dubai dasDubai Knowledge Village eingeweiht, das derDubai Internet City angeschlossen ist. Der Campus vereintNiederlassungen weltweit anerkannter Universitäten, Trainingszentren, sowieE-Learning- und Forschungseinrichtungen. Internationale Partner sind z. B. dieManchester Business School, dieUniversität von Wollongong (Australien), dieUniversität Sankt Petersburg für Ingenieurswesen und Wirtschaft und die Mahatma-Gandhi-Universität.
Die Hochschulen der VAE streben aktiv die Kooperation mit ausländischen Spitzenuniversitäten an. Mittels einer großzügigen Stipendienvergabe sollen die Studenten zu Auslandsaufenthalten ermuntert werden. Auch im Schulbereich wird durch zunehmende Privatisierung (und damit einen erhöhten Wettbewerb) sowie die Integration einheimischer Kinder in internationale Schulen (darunter auch die Deutsche Schule Abu Dhabi) eine Verbesserung des Schulniveaus angestrebt. Auch im Berufsbildungsbereich wird durch eine Mischung von staatlichen Investitionen und internationaler Zusammenarbeit eine Verbesserung des Ausbildungsniveaus angestrebt. So bietet dieDeutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag des Emirats Abu Dhabi seit 2008 an den Standorten al-Ain und Madinat Zayed eine gewerblich-technische Berufsausbildung für Emiratis an.
Das StadtviertelHealthcare City von Dubai ist speziell darauf ausgerichtet, medizinische Einrichtungen, Ausbildungs- und Forschungszentren zu beherbergen.
Die VAE gelten als ein Land mit einem qualitativ hochwertigen Gesundheitswesen. Von 1996 bis 2003 wurden von der Regierung mehr als 400 Millionen US-Dollar in diesem Sektor investiert. LautWeltgesundheitsorganisation geben die VAE knapp drei Prozent ihresBruttosozialproduktes für das Gesundheitswesen aus. In der Region sind Dubai und Abu Dhabi nachJordanien zweit- bzw. drittbeliebtestes Ziel desGesundheitstourismus.
Bürger der VAE werden gratis versorgt. Ausländische Einwohner habenKrankenversicherungen oder haben für Behandlungen zu bezahlen. Im Jahr 2019 praktizierten in den Vereinigten Arabischen Emiraten 26 Ärzte je 1000 Einwohner.[28] DieLebenserwartung der Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate ab der Geburt lag 2020 bei 78,1 Jahren[15] (Frauen: 79,5,[16] Männer: 77,4[17]).
Im Februar 2008 veröffentlichte das Gesundheitsministerium einen Fünfjahresplan für das Gesundheitswesen der nördlichen Emirate, da sie im Gegensatz zu Abu Dhabi und Dubai über keine eigenen Gesundheitsbehörden verfügen und deshalb in seine Kompetenz fallen. Der Plan richtet sich auf die Vereinheitlichung der Gesundheitsrichtlinien und die Verbesserung der Versorgung. Das Ministerium plant, neben den bereits vorhandenen 14 Krankenhäusern drei neue zu bauen, sowie die momentan 86 Gesundheitszentren um 29 zu verstärken, von denen neun im Jahr 2008 eröffnet wurden.[29]
Im Emirat Abu Dhabi ist für Ausländer eine Krankenversicherung inzwischen obligatorisch. Für Einheimische gilt dies bereits seit 1. Juni 2008. Dubai hat Gleiches für seine Staatsbediensteten eingeführt. Perspektivisch ist ein landesweites Pflichtversicherungssystem sowohl für Emiratis als auch Ausländer geplant.[30]
Die Haupttodesursache sind mit 28 ProzentHerz-Kreislauf-Erkrankungen. Andere wichtige Gründe sind Unfälle, Feindseligkeiten und angeborene Krankheiten.[31] Aufgrund der hohen Diabetesrate wurde 2009 zum „Anti-Diabetes-Jahr“ erklärt.[32] 2015 waren lautWeltgesundheitsorganisation 37,2 Prozent der Bevölkerung fettleibig, was eine der höchsten Raten weltweit darstellt.
Statistische Lebenserwartung in den Vereinigten Arabischen Emiraten[21]
Archäologische Funde ausJebel Faya sind rund 210.000 Jahre alt, Funde ausSila sind 7000 Jahre alt.[33][34]
Weitere Funde auf der InselUmm an-Nar bei Abu Dhabi lassen auf eine Besiedlung schon im 4. Jahrtausend v. Chr. schließen. Bei Al-Ain fanden sich außerdem Zeugnisse einer um 2500 v. Chr. datierten Kultur, die imHadschar-GebirgeKupfer abbaute und damit handelte.[35] Der Fernhandel erhielt durch die Domestizierung desKamels am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. einen großen Aufschwung.[36]
An den Landweg vonSyrien in den heutigen südlichenIrak schloss sich der Seeweg über den Persischen Golf nach Indien an, unter anderem über den wichtigen Hafen Omana (wahrscheinlich das heutigeUmm al-Qaiwain). Perlentaucherei war seit alter Zeit ein wichtiger Erwerbszweig. Große Messen wurden unter anderem inDibba abgehalten, zu denen Kaufleute aus der Region und ausChina kamen.[37]
Entlang der antiken Handelswege nach Indien breitete sich im 6. Jahrhundert das Christentum bis in den südlichen Teil des Persischen Golfes aus. Das in den 1990er-Jahren auf einer vorgelagerten Insel (Sir Bani Yas Island) entdeckte christlicheKloster von Sir Bani Yas bestand bis ins 8. Jahrhundert und wurde offenbar ohne kriegerische Auseinandersetzungen aufgegeben. Im Jahr 630 trafen Boten des ProphetenMohammed ausMekka ein und bekehrten die einheimischen Stämme zum Islam. Nach dem Tode Mohammeds 632 kündigten sie das Bündnis und lösten sich von der neuen Religion. Die Entscheidungsschlacht der anschließendenRidda-Kriege fand in Dibba statt und brachte die Niederlage der abtrünnigen Nichtmuslime und den endgültigen Triumph des Islams auf der arabischen Halbinsel.
Im Jahr 637 warJulfar (heute Ra’s al-Chaima) einer der Ausgangsorte für die InvasionPersiens und entwickelte sich in den darauf folgenden Jahrhunderten zu einem reichen Hafen und zum Zentrum des Perlenhandels, dessenDaus den gesamtenIndischen Ozean befuhren.
Im 7. Jahrhundert geriet die Küste unter den Einfluss derCharidschiten. Vom 9. bis 11. Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Staat der schiitischenQarmaten.
Anfang des 16. Jahrhunderts kam das Gebiet unter direkten Einfluss desOsmanischen Reiches,[38] das jedoch bald von denPortugiesen verdrängt wurde, die am Golf Stützpunkte zur Sicherung der Handelsroute nach Indien bauten.[39] Auf seiner Suche nach der „Gewürzroute“ nachAsien, die ihn schließlich nach Indien führte, warVasco da Gama auf die Hilfe vonAhmad ibn Majid, einemNavigator und Kartographen aus Julfar, angewiesen.[40][41]
Die Portugiesen kontrollierten den Persischen Golf, bis sie um 1650 von omanischen Stämmen vertrieben wurden.
Flagge derTrucial StatesTopographische Karte der Briten vonOman und der Piratenküste aus dem Jahre 1838
1747 ließen sich die Beduinen der Qawasim an der südlichen Golfküste nieder und nutzten das Machtvakuum am Golf, um nicht nur Perlenfischerei zu betreiben, sondern auch Piraterie gegen die Handelsschifffahrt, was zur Bezeichnung „Piratenküste“ führte. Zentren waren die Häfen Schardscha und Ra’s al-Chaima. Um 1780 war die Macht der Qawasim so stark gewachsen, dass sie eine Flotte von 60 Schiffen mit 20.000 Seeleuten mustern konnten, damit auch große Teile der persischen Golfküste beherrschten und den Handel Omans bedrohten. Gegenangriffe Omans blieben erfolglos.
Da die Piraterie denIndienhandel bedrohte, unternahm Großbritannien zwischen 1806 und 1819 mehrere Strafexpeditionen, die 1820 in einem Friedensvertrag mit allen Emiraten mündeten. Dennoch gab es weiterhin immer wieder Angriffe auf Handelsschiffe, bis es 1853 zu einer Erklärung eines „ewigen Seefriedens“ kam. Sukzessive wurden die Emirate zu britischen Protektoraten und als „Befriedetes Oman“, „Vertragsoman“ oder „Vertragsküste“ (Trucial States) bezeichnet.[42]
Ein Vertrag von 1892 zwischen Großbritannien und einer Reihe von Golfemiraten zementierte die enge Verbindung und legte fest, dass ohne britische Zustimmung die Scheichs kein Territorium veräußern oder Beziehungen mit anderen Staaten eingehen durften. Im Gegenzug gelobte Großbritannien, die „Vertragsküste“ gegen Angriffe von See und Land zu beschützen.[43]
Mit der Übernahme der Macht durch Scheich Shakbuth bin Diab 1793 siedelte die Al-Nahyan-Familie aus dem Bani-Yas-Stamm von derInlandoase Liwa nach Abu Dhabi (gegründet 1761) um, das sich zu einem wichtigen Zentrum der Perlenfischerei entwickelt hatte. Dort gründete er ein Fort und dehnte seine Macht auf die Oase al Ain aus. Trotz ihrer neuen Hauptstadt an der Küste lag die Wurzel und das Herz der Bani-Yas-Stämme in ihren beduinischen Wurzeln.
Den zweiten großen Stammesverband bildeten die Qawasim. Dieser Stamm kontrollierte einen großen Teil der nördlichen Emirate. Ihre Stärken waren weniger das Perlentauchen als Handel und Seefahrt.
Einige Jahrzehnte danach wanderte ein weiterer Zweig der Bani Yas nordwärts, spaltete sich von der Familie ab und gründete in der Gegend des heutigen Creeks im Jahr 1833 Dubai (1822 wird die Siedlung Bar Dubai erstmals erwähnt), das nicht nur Perlenfischerei betrieb, sondern auch zu einem bedeutenden Handelsplatz wurde. Perlenfischerei und -handel bildeten bis weit in das 20. Jahrhundert einen der wichtigsten Erwerbszweige. DieWeltwirtschaftskrise 1929 und die Verbreitung von billigen Zuchtperlen ausJapan führten zum Niedergang der Perlenindustrie am Golf.[44]
In den folgenden Jahren gab es immer wieder teilweise kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen.
Anfang der 1930er-Jahre erlangten die erstenÖlfirmen Konzessionen, um auf dem Gebiet der „Trucial States“ Bohrungen durchzuführen. Anfang der 1960er-Jahre wurde Öl in großem Umfang gefunden und 1962 die erste Schiffsladung von Abu Dhabi aus exportiert.
Anders als sein Vorgänger und erstgeborener Bruder ScheichSchachbut bin Sultan Al Nahyan nutzte ab 1966 ScheichZayid bin Sultan Al Nahyan von Abu Dhabi die steigenden Einnahmen aus der Erdölförderung für ein umfangreiches Entwicklungsprogramm, von dem auch die ärmeren Nachbaremirate profitierten. Nachdem 1969 auch Dubai begonnen hatte, Öl zu exportieren, konnte ScheichRaschid bin Said Al Maktum, seit 1939 de facto Herrscher des Emirats, den neuen Reichtum auch dazu nutzen, dieLebensqualität seines Volkes zu verbessern.[45]
Ab 1955 half Großbritannien Streitigkeiten Abu Dhabis mit Saudi-Arabien über den südlichen Grenzverlauf des Emirates beizulegen. Im Jahre 1952 boten die damals schon durch den Handel mit Öl über große Geldreserven verfügenden SaudisScheich Zayid 42 Millionen Dollar – über Jahre galt dies als die höchste jemals an eine Einzelperson gezahlte Bestechungssumme – an, falls er den Kampf gegen ihren Anspruch aufBuraimi aufgibt. Der spätere Gründer der VAE lehnte die Summe mit der Begründung, er sei nur am Wohl seines Volkes interessiert, ab.
Eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und den VAE trat ein, alsFaisal ibn Abd al-Aziz die saudische Regierung übernahm und Scheich Zayid 1966 Herrscher von Abu Dhabi wurde. 1974 unterschrieben beide ein Grenzabkommen, das den seit 170 Jahren währenden Kampf um die Buraimi-Gegend beendete. Unmittelbar danach erkannte Saudi-Arabien die VAE an. Als Teil dieses Abkommens wurde die Verbindung (Hafen von Khor al Udaid und weiteres erdölhaltiges Land) zwischen Katar und Abu Dhabi getrennt.[46] Im Jahre 1974 trafen die beiden Staaten eine Vereinbarung, die diese Streitigkeiten beilegte. Allerdings ist diese noch nicht von der VAE-Regierung ratifiziert und die saudische Regierung erkennt sie nicht an. Die Grenze zwischen den beiden Staaten ist daher größtenteils eine De-facto-Grenze. Der genaue Grenzverlauf spielte bisher keine große Rolle, da im Grenzgebiet eine Sandwüste liegt.
Die bei der Al-Ain/Buraimi-Oase ebenfalls umstrittene Grenze zum Oman ist bis heute offiziell nicht festgelegt. Beide Regierungen haben sich im Mai 1999 darauf geeinigt, sie zu markieren.[47]
Ab 1952, verstärkt nach dem Einsetzen der Erdölförderung, hatte sich eine engere Zusammenarbeit der Emirate entwickelt. Im Laufe der 1960er-Jahre verloren britische Ölfirmen zunehmend an Einfluss zugunsten von US-amerikanischen Unternehmen.[48]
Das bereits bestehende britische Büro für Entwicklung wurde vomTrucial States Council abgelöst, einem von den Herrschern der Emirate gegründeten Koordinierungsrat, zu dessen Generalsekretär und Rechtsbeistand Adi Bitar ernannt wurde, der Rechtsberater von ScheichRaschid bin Said Al Maktum.[49]
Großbritannien verkündete 1967 dieEast-of-Suez-Politik, wonach es sich bis Ende 1971 von seinen Militärbasen und anderen Verpflichtungen östlich desSueskanals zurückziehen würde. Damit würden zum 31. Dezember 1971 auch die Schutzverträge mit den Gebieten am Persischen Golf – außer denTrucial States auch Bahrain und Katar – enden.[50]
Die Herrscher von Abu Dhabi und Dubai beschlossen, ihre Emirate zu einer Union zusammenzuschließen, eineVerfassung (von Adi Bitar) ausarbeiten zu lassen, und danach die Herrscher der anderen fünf Emirate einzuladen, der Union beizutreten.[51]
Am 2. Dezember 1971 entließ Großbritannien dieTrucial States in die Unabhängigkeit. Am selben Tag trafen sich die Herrscher von Abu Dhabi, Adschman, Fudschaira, Schardscha, Dubai und Umm al-Qaiwain. Sie gründeten unter der Leitung und Vermittlung von ScheichZayid bin Sultan Al Nahyan die Vereinigten Arabischen Emirate, mit Scheich Zayid selbst als Präsident, die eine Woche später, am 9. Dezember, denVereinten Nationen beitraten. Am 11. Februar 1972 trat Ra’s al-Chaima als siebtes und letztes Emirat der ehemaligenTrucial States den VAE bei.[52][53]
1981 wurde mit Saudi-Arabien,Katar,Bahrain,Kuwait und Oman derGolf-Kooperationsrat gegründet. Nach derAnnexion Kuwaits durch den Irak im August 1990 unterstützten die VAE die Maßnahmen der Vereinten Nationen zur Befreiung des Landes. Die Luftwaffenstützpunkte der VAE wurden während desZweiten Golfkriegs von den westlichen Alliierten als Ausgangspunkt für Militärschläge gegen den Irak genutzt. Mit den Vereinigten Staaten und Frankreich wurden 1994 bzw. 1995 Verteidigungsbündnisse geschlossen.
Die VAE unterstützen die US- und andere Koalitionsstreitkräfte bei deren Operationen in Afghanistan, wohin die VAE auch Truppen entsandt haben, sowie im Irak und imKampf gegen den Terror vorwiegend vom Flugstützpunkt Al Dhafra Air Base aus.
Am 2. November 2004 starb der erste Präsident und Gründer der VAE, ScheichZayid bin Sultan Al Nahyan. Sein ältester Sohn, ScheichChalifa bin Zayid Al Nahyan, folgte ihm auf den Thron als Herrscher von Abu Dhabi; außerdem wählte ihn der Oberste Herrscherrat gemäß Verfassung zum Präsidenten der VAE. ScheichMuhammad bin Zayid Al Nahyan, ein Bruder von Scheich Chalifa, wurde demgemäß Kronprinz von Abu Dhabi.[54] Im Januar 2006 starb ScheichMaktum bin Raschid Al Maktum, der Herrscher von Dubai und Premierminister der VAE; sein Bruder, Kronprinz ScheichMuhammed bin Raschid Al Maktum, trat die Nachfolge an. Im Mai 2022 starb Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan.[55]
Seit Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate im Jahr 1971 haben die Emirate ihrenationale Identität stetig weiterentwickelt und dabei von einem für die Region sehr hohen Maß an politischer Stabilität profitiert. Gemäß derprovisorischen Verfassung von 1971 sind die VAE eineFöderation von sieben autonomenEmiraten. Im Mai 1996 genehmigte der Oberste Rat der Herrscher(Federal Supreme Council) Änderungen an der Verfassung, mit denen Abu Dhabi endgültig als Hauptstadt festgelegt und die vorher provisorische Konstitution zur definitiven erklärt wurde. Das Staatswesen wird vom deutschen Auswärtigen Amt als „patriarchalisches Präsidialsystem mit traditionellen Konsultationsmechanismen“ definiert. Es handelt sich um eine Kombination aus traditionellen und modernen Elementen, wobei die Regierung versucht, einen starken Modernisierungskurs mit der Erhaltung der islamischen und regionalen Traditionen zu konsolidieren.
Das Staatsrecht sieht auf Bundesebene den Obersten Herrscherrat(Federal Supreme Council), das Bundeskabinett(Federal Cabinet), einen Ministerrat(Council of Ministers), ein Parlament(Federal National Council) sowie eine unabhängige Judikative, an deren Spitze das Oberste Bundesgericht(Federal Supreme Court) steht, vor. Die Mitglieder des Obersten Herrscherrates wählen aus ihrer Mitte den Präsidenten und den Vizepräsidenten, die jeweils für fünf Jahre im Amt bleiben, bis eine Wiederwahl stattfindet. Dem Einigungsvertrag von 1971 zufolge hat der Scheich von Abu Dhabi die Präsidentschaft inne; als Vizepräsident fungiert in der Regel der Premierminister.
Der Herrscherrat hat sowohl legislative als auch exekutive Vollmachten. Er ratifiziert Bundesgesetze und Dekrete, gibt die Richtlinien der Politik vor, genehmigt die Nominierung des Premierministers und akzeptiert seinen Rücktritt. Auf Empfehlung des Präsidenten kann er auch den Premierminister seines Amtes entheben.
Der Ministerrat und das Kabinett, in der Verfassung beschrieben als die „exekutive Behörde der Föderation“, kennen die üblichen Ministerialressorts und werden vom Premierminister geführt. Dieser wird vom Präsidenten in Absprache mit den anderen Mitgliedern des Obersten Herrscherrates gewählt und ist gewöhnlich der Scheich von Dubai. Der Premierminister (seit dem 4. Januar 2006Muhammed bin Raschid Al Maktum) schlägt die Minister vor, die vom Präsidenten ernannt werden.
DerFöderative Nationalrat (englischFederal National Council, Kürzel FNC) ist das Bundesparlament. Seine Zusammensetzung ergibt sich aus den Emiraten, basierend auf deren Bevölkerungszahlen. Seit Ende 2006 wird die Hälfte seiner Mitglieder durchindirekte Wahlen bestimmt.
Der FNC spielt eine wichtige Rolle in der Konsolidierung derSchura in den VAE und hat gemäß Verfassung sowohl eine legislative als auch eine Aufsichtsrolle. Seine Pflicht ist die Untersuchung und – sofern notwendig – die Änderung von Entwürfen zu allen Bundesgesetzen. Er kann jederzeit einen Bundesminister einberufen und zur Effizienz seines Ministeriums befragen. Der Vorsitzende des FNC wird unter den Mitgliedern gewählt.
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben für die Wahl der Hälfte der Mitglieder des Föderativen Nationalrats eine von der Verwaltung bestimmte, handverlesene Wählerschaft.[61] 2006, bei den ersten Wahlen überhaupt, befanden sich nach Adams darunter 1163 Wählerinnen und 6595 Wähler.[61] Dies wird, da die Bedingungen für Frauen und Männer gleich sind, hier als allgemeines aktives und passivesFrauenwahlrecht gewertet.[61] 2006 und 2011 wurde je eine Frau ins Parlament gewählt.[62][63]
Parallel zu den föderalen Institutionen hat jedes einzelne der sieben Emirate eine eigene Regierung. Die Komplexität der Regierungen variiert von Emirat zu Emirat, abhängig von Faktoren wie Bevölkerung, Fläche und dem Grad der Entwicklung.
Das flächengrößte Emirat, Abu Dhabi, hat einen eigenen zentralen Regierungsapparat, denExecutive Council. Diesem gehören wiederum verschiedene Ministerien an. Das Emirat Abu Dhabi ist in zwei Regionen aufgeteilt: DieWestern Region und dieEastern Region, die wiederum von offiziellen Repräsentanten des Herrschers geführt werden. Die beiden größten Städte, Abu Dhabi und Al Ain, werden von Stadtgemeinden verwaltet, die jeweils einen Stadtrat haben, der demDepartment of Municipalities and Agriculture unterstellt ist. Für dieWestern Region wurde eine neue Stadtbehörde ins Leben gerufen. DerAbu Dhabi National Consultative Council besteht aus 60 Mitgliedern führender Stämme und Familien und nimmt eine Rolle ein, die in etwa der desFederal National Council auf Bundesebene entspricht.
Im Emirat Dubai erfüllt der 2003 gegründeteDubai Executive Council ähnliche Funktionen wie derExecutive Council Abu Dhabis. Ende 2006 wurde Scheich Hamdan bin Mohammed bin Raschid Al Maktum, der Sohn des Herrschers von Dubai, zum Vorsitzenden des Rates ernannt. DerExecutive Council unterstützt den Herrscher des Emirats und Premierminister der VAE, ScheichMuhammad bin Raschid Al Maktum, bei der Vorbereitung von Entwicklungsplänen für Dubai und bei der Formulierung und Implementierung von Gesetzen auf Emirats- und Bundesebene. In den letzten Jahren gehörten zu den wichtigsten Projekten die Restrukturierung der Dubaier Behörde für Straßen und Transport(Dubai Roads and Transport Authority) sowie desLand Departments, die beide eine entscheidende Rolle in der rasanten Entwicklung des Emirats spielen.
Die Emirate Sharjah und Ajman haben ebenfallsExecutive Councils. Sharjah hat überdies einenConsultative Council, der für das gesamte Emirat zuständig ist. In seinen drei fernenExklaven an der Ostküste des Landes hat Sharjah diverse Befugnisse an die lokalen Regierungen abgegeben, insbesondere inKalba undKhor Fakkan.
In den übrigen Emiraten existiert ein vergleichbares Muster von Stadträten, Ministerien, Behörden und unabhängigen Institutionen. In den kleineren und fern gelegenen Ortschaften kann der Herrscher jedes Emirats einen lokalen Repräsentanten ernennen, einenEmir oderWali, durch den die Anliegen der Einwohner der Emiratsregierung vorgetragen werden können. Oft sind die Repräsentanten Mitglieder der führenden lokalen Stämme.
Die Kompetenzen der verschiedenen föderativen Institutionen und deren Beziehungen zu den einzelnen lokalen Regierungen haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. Gemäß Verfassung können die Herrscher bestimmte Kompetenzen an die Bundesregierung abgeben. Ein historisches Beispiel hierfür war die Vereinigung derStreitkräfte Mitte der 1970er-Jahre. Bis heute sind die Verhältnisse zwischen der föderativen und den lokalen Regierungen kontinuierlichen Veränderungen unterworfen; dennoch bleiben die traditionellen Regierungsmechanismen im Kern bestehen und entwickeln sich selbst weiter.
Traditionell ist in den VAE der Herrscher eines Emirats – der Scheich – Führer des mächtigsten, aber nicht unbedingt des bevölkerungsreichsten Stammes, während jeder einzelne Stamm einen eigenen Führer hat. Die Scheichs konnten ihre Herrschaft so lange aufrechterhalten, wie sie die Unterstützung des Volkes hatten. Ein essentieller Bestandteil dieses Prozesses von Herrschaft war das ungeschriebene, aber dennoch zentrale Prinzip, wonach die Bevölkerung freien Zugang zum Scheich haben sollte, und dass der Emir häufig einen offenenMadschlis abhalten sollte, in dem jeder Bürger seine Meinung frei äußern konnte.
Bis heute hat die Institution des Madschlis ihre Bedeutung im politischen System der VAE erhalten. In den größeren Emiraten halten nicht nur die Herrscher, sondern auch andere hochrangige Mitglieder der Herrscherfamilien regelmäßig offene Madschlis-Sitzungen, in denen jeder Interessent ein beliebiges Thema von persönlichem oder allgemeinerem Interesse ansprechen kann. In den kleineren Emiraten bleibt der Madschlis des Herrschers selbst bzw. seines Thronfolgers oder stellvertretenden Herrschers, im Kernfokus. Diese Zusammenkünfte werden unter anderem von traditionell denkenden Stammesangehörigen besucht, die Monate darauf warten, um dem Emir direkt ihre Anliegen oder Beschwerden vorzutragen, statt den Weg über die nach dem modernen westlichem Vorbild strukturierten Behörden zu gehen. Auf diese Weise haben die bewährten Methoden traditioneller Herrschaft ihre Wichtigkeit erhalten und spielen in der Fortentwicklung des politischen Systems eine Kernrolle.
Die VAE bestehen aus den folgenden sieben Emiraten. Diese werden weiter in insgesamt 20Municipalities (etwa Gemeinden) gegliedert, wobei drei Emirate nicht weiter untergliedert sind und in diesen Fällen dieMunicipality (Stadtgebiet) deckungsgleich mit dem jeweiligen Emirat ist. DieMunicipalities werden noch weiter untergliedert.[69]
Abu Dhabi (‚Vater der Gazelle‘) ist das größte der sieben Emirate und hat rund 1,5 Millionen Einwohner. Die mit Abstand größte Stadt des Emirats ist Abu Dhabi, die auch gleichzeitig die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist.
Das Gebiet von Adschman zerfällt in drei Teilstücke und ist mit 260 km² das kleinste der Vereinigten Arabischen Emirate. Das Scheichtum wird von der an-Nuʿaimi-Familie regiert und ist mangels Ölvorräte oder Möglichkeiten zur Landwirtschaft das ärmste Emirat, wodurch es von Subventionen der reichen Nachbarn abhängig ist.
Da 99 % der Einwohner des Emirats Dubai in dergleichnamigen Stadt leben, spielt sich dort nahezu das gesamte wirtschaftliche, soziale und politische Leben des Emirats ab. Dubai ist vor allem für seine vielen spektakulären Bauprojekte wie Wolkenkratzer, Hotels, Einkaufszentren, künstlich angelegte Inseln und Vergnügungsparks bekannt. Es verfügt auch über den wichtigsten Hafen. Besondere Bedeutung hat es als internationales Handelszentrum v. a. als Gold- und Diamantenumschlagplatz, als Stätte des Reexports von Konsumgütern sowie als Freizone für Kommunikation und Technologie.
Fudschaira (‚Sonnenaufgängchen‘) besteht aus zwei Hauptgebieten. Als Hamad II. 1975 an die Macht kam, schaffte er die bisherige komplett rote Flagge ab und übernahm die Bundesflagge der Vereinigten Arabischen Emirate
Das Emirat Ra’s al-Chaima (‚Spitze des Zeltes‘), das aus zwei Teilterritorien besteht, lebt hauptsächlich von Tourismus, Handel und Landwirtschaft. Diverse archäologische Ausgrabungsstätten zeigen einiges von der Geschichte des Emirats.
Schardscha (‚Von der Sonne beschienen‘) besteht aus fünf Teilterritorien und ist das drittgrößte der Vereinigten Arabischen Emirate. Es war bis Mitte der 1950er Jahre das bedeutendste der VAE, konnte aber aufgrund der vergleichsweise geringen Erdöl-Vorkommen nicht mit dem Wachstum Abu Dhabis und Dubais mithalten. Die ExklaveKalba war von 1903 bis 1952 ein von Schardscha losgelöstes selbständiges Emirat.
Das Territorium von Umm al-Qaiwain (‚Mutter zweier Kräfte‘) besteht aus einem zusammenhängenden Stück und nicht wie die meisten anderen Emirate aus Teilterritorien. Es hat die geringste Einwohnerzahl und nimmt etwa ein Prozent der Gesamtfläche der VAE ein. Wichtig für die Wirtschaft der Emirate sind Fischerei und Dattelanbau.
Guido Steinberg schrieb 2020, die Außenpolitik der Vereinigten Arabischen Emirate sei von drei Hauptanliegen geprägt: der Bekämpfung vonIslamismus sowie despolitischen Islams in der arabischen Welt, der Eindämmungiranischer Expansionsinteressen und der Kontrolle der Seewege vomGolf von Aden insRote Meer.[72] Besonders hohe Priorität genießt (Stand 2014) aus der Sicht der VAE der Kampf gegen dieMuslimbrüder. So unterstützten sie wohl denMilitärputsch in Ägypten 2013 finanziell, um den damaligenägyptischen PräsidentenMohammed Mursi, der der von der Muslimbruderschaft gegründetenFreiheits- und Gerechtigkeitspartei angehörte, zu stürzen.[73]Außerdem gehörten die Vereinigten Arabischen Emirate zu einer Gruppe von Staaten, die von 2017[74] bis 2021Katar boykottierten, weil sie dem Emirat vorwarfen, die Muslimbrüder und verschiedene islamistische Terrorgruppen zu unterstützen.
Botschaften und Konsulate der VAE in der WeltLänder mit Botschaften und Konsulaten in den VAE
Saudi-Arabien ist seit der Gründung der VAE einer der wichtigsten Alliierten der Emirate. In den 1970er-Jahren wurde die Grenze zwischen Saudi-Arabien und den VAE verbindlich festgelegt. Allerdings wurde der genaue Grenzverlauf zuerst nicht veröffentlicht. Im Jahre 1995 wurde der Vertrag bei den Vereinten Nationen eingereicht.[75] Die VAE haben den Vertrag jedoch nie ratifiziert. 2004 verleibte sich Saudi-Arabien den Landkorridor, der bis dahin das Emirat Abu Dhabi mit Katar verbunden hatte, ein. Dies hatte immense Auswirkungen auf den Straßenverkehr zwischen Katar und den VAE. Zum einen gab es zeitintensive Grenzkontrollen, zum anderen konnten Frauen diese Strecke nun nicht mehr ohne männlichen Fahrer zurücklegen, weil ihnen in Saudi-Arabien das Führen von Kraftfahrzeugen nicht gestattet war. Aus diesem Grund war eine Brücke über das Meer zwischen den VAE undKatar im Gespräch. Seit Juni 2018 dürfen auch Frauen in Saudi-Arabien Kraftfahrzeuge führen.[76] Die Vereinigten Arabischen Emirate agierten lange Zeit als Juniorpartner Saudi-Arabiens. Dass sie mittlerweile außenpolitisch zuweilen auch eigene Wege gehen, zeigt etwa der 2019 vollzogene Abzug ihrer Truppen aus demJemen. Zuvor waren die VAE Teil der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition gewesen, die dieMilitärintervention im Jemen 2015 gestartet hatte.
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind darüber hinaus ein wichtiger Verbündeter der Vereinigten Staaten. Sie waren an vielen größeren Militäroperationen der Vereinigten Staaten wie etwa demzweiten Golfkrieg, demKrieg in Afghanistan und demersten libyschen Bürgerkrieg beteiligt – lediglich imIrakkrieg verweigerten sie jegliche Unterstützung.[77] Die Beziehungen zu Iran sind aufgrund dreier seit 1971 besetzter Inseln (Abu Musa) angespannt, weshalb die VAE auch dasAtomabkommen mit Iran kritisierten.[78] Während derersten Präsidentschaft Donald Trumps intensivierten sich die Beziehungen zwischen den VAE und den Vereinigten Staaten nicht zuletzt aufgrund der offen antiiranischen HaltungDonald Trumps. Seit dem Abschluss eines Sicherheitsabkommens 2017 sind etwa 3.500 US-Truppen sowie mehrere Kampfflugzeuge und Aufklärungsdrohnen auf mehreren Luftwaffenstützpunkten der VAE stationiert.[79] Bereits 2008 erlaubte der Emir von Abu DhabiFrankreich, einen Flottenstützpunkt einzurichten; auch wurde die Errichtung zweier französischer Kernreaktoren vereinbart.[80] Im Dezember 2009 gewann ein Konsortium geführt vom staatlichen südkoreanischen StromversorgerKEPCO die Ausschreibung zum Bau von vier Reaktoren.Die VAE teilten am 1. August 2020 mit, imKernkraftwerk Barakah den ersten Reaktor in Betrieb genommen zu haben.[81]
Die VAE unterstützen den libyschenWarlordChalifa Haftar in seinem Feldzug gegen die libysche Regierung in Tripolis imBürgerkrieg in Libyen seit 2014. Die VAE gelten als Lieferant von Nachschub für dessen Armee. Genutzt wird dazu unter anderem eine Luftwaffenbasis inEritrea.[82]
Die VAE sind inzwischen zum führenden Investoren in Afrika aufgestiegen. So sagten Unternehmen aus den VAE zwischen 2019 und 2023 Investitionen in Höhe von 110 Milliarden US-Dollar zu. Das emiratische HafenunternehmenDP World investiert z. B. in Häfen in ganz Afrika. Ein weiterer Schwerpunkt emiratischer Investitionen sind die Bereiche erneuerbare Energien und Bergbau, um sich den Zugang zu wichtigen Rohstoffen zu sichern.[85][86] Den Emiraten wurde vorgeworfen denKrieg im Sudan seit 2023 durch die Unterstützung derRapid Support Forces anzuheizen.[87]
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind lautAmnesty International,Human Rights Watch und anderen Menschenrechtsorganisationen für verschiedene Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen verantwortlich, insbesondere in den Bereichen Umgang mit Arbeitsmigranten, Frauenrechte, Bürgerrechte, Pressefreiheit, Arbeitsbedingungen der ausländischen Bauarbeiter (darunter zahlreiche Todesfälle), Strafbarkeit von homosexuellen Handlungen, Körperstrafen und mehr.
Die VAE haben kontinuierlich in großem Umfang Hilfe für von Konflikten und Naturkatastrophen heimgesuchte Länder und Regionen in derDritten Welt geleistet.[88] Die wichtigste Agentur für Entwicklungshilfe in den VAE ist derAbu Dhabi Fund for Development (ADFD), der 1971 gegründet wurde und seitdem mehr als 12,6 Milliarden Dirham (3,45 Milliarden US-Dollar) an Hilfsleistungen bereitgestellt hat. Zusammen mit anderen Ausgaben belaufen sich die Leistungen durch den Fonds sowie die Regierung von Abu Dhabi auf insgesamt 24 Milliarden Dirham (6,54 Milliarden US-Dollar), womit 258 verschiedene Projekte in 52 Ländern versorgt wurden.[89]
Andere Hilfseinrichtungen sind die VAE-Abteilung des Roten Halbmondes sowie Dubai Cares und Noor Dubai.
Seit 2016 ist Scheich Khalid bin Mohammed Chef der Nationalen Sicherheit im Rang eines Ministers.[90] Ihm untersteht der als Nachrichtendienst fungierende Staatssicherheitsdienst und die 2012 geschaffeneSignals Intelligence Agency (SIA).
In den 2010er-Jahren verstärkten die VAE ihre Bemühungen, moderne Nachrichtendienste aufzubauen. Während traditionell eine enge Kooperation in der HUMINT mit der Polizei und den Streitkräften mit dem Fokus auf Kriminalitätsbekämpfung vorhanden ist, werden die SIGINT-Fähigkeiten massiv ausgebaut. Die Aufklärung im IT-Bereich und dieverdeckten Ermittlungsoperationen werden forciert. Im Februar 2017 unterzeichnete das Land einen Vertrag im Wert von 189 Millionen USD mit dem US-MilitärkonzernHarris Corporation für ein elektronisches Führungssystem für die Streitkräfte. Der Vertrag enthält auch den Aufbau eines Trainingszentrums nahePort Zayed für Geheimdienstoffiziere. Dort sollen Mitarbeiter nach dem Vorbild derCentral Intelligence Agency in Aufklärungstechniken geschult werden.[91]
2021 wurde deutlich, dass auch die VAE zu den Nutzern der SpionagesoftwarePegasus der israelischenNSO Group gehörte. Als Saudi-Arabien der Zugang zu dem Werkzeug nach der Ermordung des JournalistenJamal Khashoggi 2018 vonIsrael verwehrt wurde, spionierten die VAE in dessen Umfeld weiter.[92]
Unterstützt wird der Aufbau des Staatssicherheitsdienstes stark von ehemaligen Militärs westlicher Länder, die sich als Berater mittels privater Firmen in den Dienst der VAE stellen. Eine wichtige Rolle nimmt der ehemalige US-GeheimdienstoffizierLarry Sanchez,[93] ein Vertrauter der Herrscherfamilie und Chef vonCAGN Global Ltd in Baltimore, ein. Daneben ist ALUAALLC, geleitet von einem Ex-Geheimdienstoffizier derRoyal Air Force, und die FirmaDarkMatter, die im BereichIntelligence Cyber Security arbeitet. AuchErik Prince (Blackwater) gründete 2010 in Abu Dhabi die FirmaReflex Response (R2), an der 51 Prozent Personen aus den Emiraten Anteile halten.[91]
Die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate (Union Defense Force, UDF) umfassen 63.000 Soldaten (Stand 2020) und setzen sich ausHeer (44.000 Mann),Marine (2.500 Mann),Luftstreitkräfte (4.500 Mann) undPräsidialgarde (12.000 Mann) zusammen.[94] In absoluten Zahlen lässt sich die Größe der Streitkräfte der VAE mit der Größe derStreitkräfte der Niederlande oderKanadas vergleichen. Im Jahr 2015 wurde eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Das Personal ist zu 70 Prozent einheimisch.Mariam al-Mansuri ist die erste Kampfpilotin der VAE-Streitkräfte, was international für Aufsehen sorgte.
Oberbefehlshaber der UDF war bis Mai 2022 der Herrscher von Abu Dhabi, ScheichChalifa bin Zayid Al Nahyan. Im Tagesgeschehen wurde die Armee vom Kronprinzen Abu Dhabis, ScheichMuhammad bin Zayid Al Nahyan, befehligt. Muhammad bin Zayid wurde im Mai 2022 Herrscher von Abu Dhabi. Verteidigungsminister ist ScheichMuhammad bin Raschid Al Maktum, der Herrscher von Dubai.
In der Verteidigungspolitik der VAE kommt den Vereinigten Staaten eine zentrale Rolle zu. Ein 1996 ratifiziertes Abkommen erlaubt ihnen die Aufbewahrung von militärischem Material und die Nutzung von Flugplätzen. Die Vereinigten Staaten sind neben Frankreich auch einer der Hauptwaffenlieferanten. Soldaten und Offiziere aus den VAE üben regulär in US-amerikanischen Militäreinrichtungen; zahlreiche ehemalige US-Offiziere sind als Militärberater beschäftigt.[95]
Die VAE haben 2016 nach US-Angaben 23,5 Milliarden US-Dollar für Verteidigung ausgegeben.[96] DieVerteidigungsausgaben als Anteil der Wirtschaftsleistung gehören zu den höchsten der Welt.[97]
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben eine duale Rechtsordnung aus weltlichem und islamischem Recht. Während die Verfassung der VAE zwar das islamische Recht, dieScharia, als Hauptrechtsquelle nennt, spielt diese laut dem deutschenAuswärtigen Amt in der praktischen Anwendung des Zivilrechts keine Rolle, mit Ausnahme von familienrechtlichen Angelegenheiten. Zugleich basiert das weltliche Recht insofern auf der Scharia, als alte und neue Gesetze stets auf ihre Kompatibilität mit dem islamischen Recht geprüft werden und mit diesem vereinbar sein sollten. Laut Information der deutschen Auslandsvertretung in Dubai sind bei zivilrechtlichen Fragen die „relevanten Rechtsquellen in der Reihenfolge ihrer Bedeutung“ demnach: „1. Verfassung, 2. Bundes- und Emiratsgesetzgebung, 3. Scharia, 4. Handelsbräuche und Praxis.“[98]
Die Unabhängigkeit der Judikative in Fragen des Zivil-, Straf- und Öffentlichkeitsrechts ist in den VAE verfassungsrechtlich festgesetzt. In legislativen und exekutiven Fragen ist der Oberste Herrscherrat, bestehend aus den Herrschern der sieben Emirate, auf Bundesebene die höchste Autorität.
Höchste gerichtliche Instanz im Staat ist das Hohe Bundesgericht der Union(High Federal Court of the Union). Dieser besteht aus einem Oberanwalt, demChief of Justice, und nicht mehr als fünf Richtern, die vom Präsidenten ernannt werden. Das Hohe Bundesgericht ist dazu befugt, die Rechtsprechung zu überprüfen; auch kann es in Streitigkeiten zwischen Bund und Emiraten oder zwischen den Emiraten schlichten bzw. Urteile fällen. Nicht zuletzt ist das Bundesgericht dazu befugt, rechtliche Verstöße und Fehlverhalten seitens der Kabinettsmitglieder und hoher Regierungsbeamter zu verfolgen und zu ahnden. Die föderative Rechtsordnung besteht aus mehreren Bundesgerichten(Federal Courts) erster Instanz. Diese sind verantwortlich für Angelegenheiten innerhalb deren territorialen Kompetenzbereich bzw. Angelegenheiten, die gemäß Verfassung für sie vorbehalten sind. Die von diesen Bundesgerichten gefällten Urteile können in den nächsthöheren Gerichten, denFederal Appellate Courts (Bundesberufungsgericht) und in letzter Instanz demHigh Federal Court (Hohes Bundesgericht, siehe oben), angezweifelt werden. Eine Ausnahme bilden hierbei die Emirate Dubai und Ra’s al-Chaima, deren lokale Gerichte juristische Kompetenzbereiche verantworten, die nicht zwingend zu den Bundesgerichten gehören.[99]
Vergewaltigungen werden nicht mit dem zivilen Strafrecht verfolgt, sondern wie in vielen islamischen Ländern nach dem islamischen Recht der Scharia.[100] Das hat zur Folge, dass die Beweislast bei Vergewaltigungen beim Vergewaltigungsopfer liegt. Ohne stichhaltige Beweise kann das Vergewaltigungsopfer wegen „außerehelichem Sex“ verurteilt werden.[101][102]Am 7. November 2020 teilte die Regierung mit, sie werde künftigEhrenmord und andere sogenannte Ehrenverbrechen genauso hart wie alle anderen Verbrechen bestrafen. Das Straf- und Familienrecht werde umfassend überarbeitet.[103]
Die Emirate zählen zu den Staaten, in denen dieTodesstrafe Anwendung findet. Mit der Todesstrafe geahndete Vergehen sind u. a. das Verüben von Terroranschlägen, Ehebruch, homosexuelle Handlungen undAbkehr vom islamischen Glauben. Exekutionen wurden in den letzten zwanzig Jahren ausschließlich im Fall von Mördern bzw. einer Mörderin ausgeführt. In der Theorie ist die Exekution durchSteinigung möglich, in der Praxis erfolgt sie ausschließlich durchErschießung.[104][105] 2014 wurde eine Frau in Abu Dhabi zum Tod durch Steinigung verurteilt,[106] das Urteil vermutlich jedoch nicht vollstreckt.
Neben Haftstrafen werden von Gerichten auchAuspeitschungen angeordnet.
Im Familienrecht wird für Muslime die Scharia angewendet. Ausländische Staatsbürger haben das Recht, ihren Fall nach islamischem Recht verhandeln zu lassen, jedoch keine Verpflichtung dazu.[107] Seit 2005 können emiratische Staatsbürgerinnen nur mit Zustimmung eines männlichen Verwandten heiraten.[108][109] Verweigert der „Tutor“ die Zustimmung, so hat ein Richter über das Zustandekommen der Ehe zu entscheiden.[110] Das Gesetz schreibt Ehemann und Ehefrau weiterhin unterschiedliche Rechte zu.[111] Ehen zwischen muslimischen Frauen und Nichtmuslimen sind nicht möglich. Muslimische Männer dürfen nur Frauen einerabrahamitischen Religion ehelichen.[112]
Abu Dhabi ermöglichte 2021 als erstes Emirat das Schließen vonZivilehen, was Nichtmuslimen vorbehalten ist. Nichtmuslime können sich in diesem Emirat zudem das Sorgerecht für Kinder teilen sowie ihr Erbe testamentarisch frei regeln.[113]
Obwohl seit Jahren an einem Gesetz gearbeitet wird, um die Rechte des Privatverbrauchers festzulegen, existiert bis heute noch keine verbindliche Regelung. Das bedeutet, dass es keine gesetzlicheGewährleistung gibt; der Verkäufer kann sich stets auf den Standpunktgekauft wie gesehen berufen. In der Praxis räumen viele große Kaufhäuser und Supermarktketten teilweise großzügige Umtauschmöglichkeiten ein, beispielsweise eine Rückgabe bei Nichtgefallen innerhalb einer Woche. Bei Streitigkeiten mit kleinen Händlern kann jedoch die Behörde bei der Schlichtung des Streites behilflich sein.
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Ab 1. Januar 2022: 1.) Verlegung des Wochenendes auf Samstag/Sonntag, Beginn am Freitagmittag; 2.) damit verbunden Einführung der 4,5-Tage-Woche, Wochenarbeitszeit 36,5 Stunden, gleitende Arbeitszeit, Option des Homeoffice; diese Neuregelungen sind zunächst nur für Behörden der Bundesregierung, den öffentlichen Dienst mehrerer Emirate und die Schulen verbindlich, die Privatwirtschaft soll sie aber sukzessive auf freiwilliger Basis übernehmen; 3.) Einführung einer festen Freitagsgebetszeit.faz.net
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In den VAE gibt es ein stark an den Interessen der Arbeitgeber orientiertesArbeitsrecht, das die meisten Aspekte, wie Arbeitszeiten, Ausscheiden aus dem Unternehmen undKündigungsrecht regelt. Die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer bedarf grundsätzlich der Genehmigung des Arbeitsministeriums. Die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung wird jeweils für drei Jahre, seit 2011 nur noch für zwei Jahre, erteilt und kann erneuert werden. Sie gilt für einen bestimmten Arbeitsplatz, kann jedoch beim Arbeitgeberwechsel mit dessen Einverständnis auf einen anderen Arbeitsplatz übertragen werden.
Die normaleArbeitszeit beträgt acht Stunden pro Tag bei sechs Tagen in der Woche, d. h. 48-Stunden-Wochen sind die Regel. Im Einzelhandel sowie Gaststätten- und Hotelgewerbe können diese Arbeitszeiten auf neun Stunden pro Tag ausgeweitet werden. Im Gegensatz dazu werden bei zum Beispiel körperlich anstrengenden Tätigkeiten die Arbeitszeiten oft verkürzt und in Schichten aufgeteilt, dies ist besonders im Baugewerbe üblich. In Regierungsbehörden, die relativ viele Einheimische beschäftigen, ist eine 35-Stunden-Woche die Regel. Wie in vielen muslimisch geprägten Ländern ist der Freitag arbeitsfrei. Traditionell bestand das Wochenende für Büroangestellte aus Donnerstagnachmittag und Freitag. Mittlerweile wird häufiger eine Fünf-Tage-Woche eingeführt, wobei Freitag und Samstag frei sind. Während desRamadans werden die regulären Arbeitszeiten bis auf zwei Stunden pro Tag reduziert. Ansonsten sind zum Teil unbezahlte Überstunden nicht selten.
Es gibt zehn gesetzlicheFeiertage pro Jahr. Hinzu kommen Urlaubstage, deren Anzahl von der Beschäftigungszeit abhängt. Wer zwischen sechs und zwölf Monaten arbeitet, bekommt monatlich zwei Tage dazu. Wer länger als ein Jahr beschäftigt ist, erhält ab dem zweiten Jahr 30 Tage bezahlten Urlaub zusätzlich zu den gesetzlichen Feiertagen, Krankheitsurlaub sowie (für Frauen) Mutterschutz und Erziehungsurlaub.
Gewerkschaften gibt es in den VAE nicht, die Koalitionsfreiheit für Arbeitnehmer und die betriebliche Mitbestimmung sind unbekannt. Im Streitfall zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber fungiert das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung als Schiedsrichter und versucht zu vermitteln. Falls diese Bemühung nach Ansicht einer der Parteien erfolglos bleibt, kann das Verfahren vor Gericht gehen. Streiks sind in den VAE verboten, begrenzte Arbeitsniederlegungen z. B. wegen ausbleibender Löhne oder groben Verstößen gegen die Arbeitsnormen fanden in der Vergangenheit statt.
Die Vereinbarung einer Probezeit ist in den VAE üblich. Drei Monate nach erfolgreicher Probezeit beginnt das Recht aufLohnfortzahlung im Krankheitsfall, bereits nach 90 Tagen Arbeitsausfall steht dem Arbeitgeber ein Kündigungsrecht zu. Nur im Emirat Abu Dhabi existiert eine gesetzliche Krankenversicherungspflicht, Dubai plant deren Einführung. Da in den VAE keine Arbeitslosen- und Rentenversicherungspflicht besteht, hat hier jeder Arbeitnehmer selbst privat vorzusorgen.
Homosexualität ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten illegal und kann den Gesetzen zufolge mit der Todesstrafe geahndet werden. Laut deutschem Auswärtigen Amt sind Homosexualität und außerehelicher Geschlechtsverkehr sowie der Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit undCross-Dressing verboten und werden bei Anzeige strafrechtlich geahndet.[114]
Die VAE gehören zu den ölreichsten Staaten der Erde und liegen in der sogenanntenstrategischen Ellipse. DasBruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf gehört zu den höchsten der Welt. ImGlobal Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegen die VAE Platz 16 von 138 Ländern (Stand 2016).[115] ImIndex für wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 8 von 180 Ländern.[116] Die VAE zählen inzwischen zu den liberalsten Volkswirtschaften der Welt. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Emiraten sind jedoch extrem, da nur drei der sieben Emirate Erdöl fördern. Die Einnahmen aus dem Ölexport schwankten in den letzten Jahren aufgrund des scharfen Wettbewerbs auf dem internationalen Ölmarkt beträchtlich. Trotzdem ist das BIP 2016 um 3,0 Prozent gewachsen. 0,7 Prozent des BIP wurden im gleichen Jahr in der Landwirtschaft, 44,6 Prozent in der Industrie und 54,7 Prozent im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. Die Militärausgaben lagen 2003 bei 3,1 Prozent des BIP, die Ausgaben für Bildung bei 1,6 Prozent und die für Gesundheit bei 3,3 Prozent. Im Jahr 2000 waren 8 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft erwerbstätig, 33 Prozent in der Industrie und 59 Prozent im Dienstleistungssektor. Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2016 bei nur 1,6 Prozent, es herrschtVollbeschäftigung. Jedoch wird von einer steigenden Arbeitslosigkeit unter der einheimischen Bevölkerung ausgegangen. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 5,8 Millionen geschätzt; davon sind 12,4 Prozent Frauen und ca. 85 Prozent Ausländer. Die Inflation lag 2016 im Durchschnitt bei 1,5 Prozent.[117]
Aufgrund der ungleich verteilten Erdöl- und Erdgasvorkommen in den einzelnen Emiraten wird auf der Ebene der Staatseinnahmen der VAE ein solidarischer Einkommensausgleich praktiziert. Inaustarierter Abstufung fließt das Geld von reicheren Emiraten wie Abu Dhabi in wirtschaftlich benachteiligte und rohstoffarme Gebiete, wie zum Beispiel Ra’s al-Chaima, um eine gleichmäßige ökonomische Entwicklung zu gewährleisten.
Obwohl die VAE abnehmend auf Einnahmen aus der Öl- und Gasproduktion angewiesen sind, spielen die diesbezüglichen Exporte eine große Rolle, besonders in Abu Dhabi. Ein Bauboom, eine expandierende verarbeitende Wirtschaft und ein blühender Handels- und Dienstleistungssektor helfen den VAE, ihre Wirtschaft zu diversifizieren. Über das Land verteilt gab es im Jahr 2007 Bauprojekte im Wert von 350 Milliarden US-Dollar.[118] Unter diesen waren derBurj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, derFlughafen Dubai-World Central, drei künstlichePalmeninseln, dieDubai Mall und, in Abu Dhabi, die InselnSaadiyat undYas, für Kultur und Motorsport.
Fertigerzeugnisse, Maschinen und Transportausrüstung machen zusammen 80 Prozent der Importe aus.
Al-Ain ist einer der wenigen Orte der VAE, an denen Landwirtschaft betrieben werden kann.
Seit den 1970er-Jahren werden viele Wüstengebiete durch systematische Bewässerung inlandwirtschaftlich nutzbare Gebiete verwandelt. Oft werden zur Bewässerung fossile Grundwasservorräte angezapft, meist sehr salzhaltig und nicht trinkbar, deren Versiegen absehbar ist.Tabak,Gemüse,Datteln undZitrusfrüchte können daher in kleinen Mengen angebaut werden. Auch in den grundwasserreichen Gebieten um al-Ain und imHadschar-Gebirge können Landwirtschaft undViehzucht betrieben werden. Die Geflügelzucht wurde stark ausgebaut. In den Emiraten Adschman und Umm al-Qaiwain ist derFischfang Haupterwerbsquelle.
Abu Dhabi fördert mit Abstand die größten MengenErdöl undErdgas; es folgen Dubai und Schardscha. Abgesehen von der Erdöl- und Erdgasverarbeitung gibt es Aluminiumproduktion (mit Erdgas als Energiebasis), Herstellung von Düngemitteln, Zement und anderen Baustoffen sowie Metallverarbeitung. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich zudem eine nennenswerte Rüstungsindustrie angesiedelt: Der StaatskonzernEDGE Group stieg Ende 2020 in die Gruppe der 25 größten Rüstungsunternehmen der Welt auf, und Abu Dhabi gilt als regionales Drehkreuz für Rüstungsgüter.[119] Abu Dhabi verfügt über den Großteil der Industrie.
Es gibt (außer in denFreihandelszonen) einen generellen Importzoll von 5 Prozent; für bestimmte Warengruppen gelten Ausnahmen. Die nicht-erdölfördernden Emirate setzen auf Handel und in den letzten Jahren verstärkt auf den Tourismus. Die Stadt Dubai ist in dieser Hinsicht federführend. Auch derIT-Sektor mit eigenen Stadtteilen für Unternehmensniederlassungen ist in Dubai am weitesten entwickelt. Unternehmensgründungen durch Ausländer sind nur bei Beteiligung Einheimischer (Unternehmen) von mindestens 51 Prozent möglich, mit Ausnahme von Zweigstellen.
Vermehrt investiert das Land in neue Dienstleistungs- und Technologiebranchen, um sich weiter vom Rohstoffmarkt unabhängig zu machen. Eine wichtige Rolle spielen hierbei unter anderem die diversenStaatsfonds:
Die größte Investitionsbehörde, dieAbu Dhabi Investment Authority (ADIA), verwaltet zirka 360 Milliarden US-Dollar in Auslandsinvestitionen und hat zirka 1.057 Milliarden US-Dollar in Anlagen.[120]
In Dubai sitzt die BörseNasdaq Dubai, die ehemaligeInternational Financial Exchange (DIFX), an der neben einheimischen Werten auch Zertifikate auf Fonds oder ausländische Indizes angeboten werden.[122]
DieZentralbank ist dieCentral Bank of United Arab Emirates und die staatliche Behörde, die für die Verwaltung der Währung (des VAE-Dirham), der Geldpolitik und der Bankenregulierung in den VAE zuständig ist. Ihr Hauptsitz befindet sich inAbu Dhabi.
DerTourismus hat eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für das Land. Mit über 14,9 Millionen Touristen standen die VAE 2016 auf Platz 24 dermeistbesuchten Länder der Welt. Die Tourismuseinnahmen beliefen sich im selben Jahr auf 19,4 Milliarden US-Dollar. Mit 28 Millionen ausländischen Besuchern lagen die Emirate 2023 bereits auf Platz 11 der meistbesuchten Länder weltweit und die Einnahmen lagen bei mehr als 50 Milliarden US-Dollar.[123] Der Großteil der Tourismuseinnahmen kommt den beiden Emiraten Dubai und Abu Dhabi zugute. Zunehmend versuchen auch kleinere Emirate, den Tourismus gezielt zu fördern.[124]
Alle Unternehmen (ausgenommen in Freihandelszonen) haben zu mindestens 51 Prozent einem Einheimischen zu gehören. Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass nur Emirater in Führungspositionen sitzen. Allerdings tritt der Einheimische häufig nur als sogenannter „Sponsor“ auf, das heißt, dass durch vertragliche Absprachen versucht wird zu erreichen, dass der ausländische Partner die Kontrolle über die Geschäftsführung erhält sowie einen größeren Anteil am Gewinn, als es seiner Beteiligung am Unternehmen entspricht. In den vielen Freihandelszonen können Unternehmen von Ausländern in der Regel unabhängig von einem einheimischen Bürger betrieben werden. Meist darf jedoch von einer Freihandelszone kein Wirtschaftsverkehr in die Emirate hinein stattfinden, obwohl diese Regel kaum eingehalten wird. Die Regierung leitet eine Kampagne, die zum Ziel hat, in allen staatlichen Stellen – wie zum Beispiel bei der Post, der Polizei, in der Verwaltung, in Banken oder beim Militär – eine bestimmte Quote von einheimischen Arbeitnehmern sicherzustellen. Diese Kampagne wird betrieben unter dem Namen „Emiratisierung“.
Die Bekämpfung von gefälschten Markenprodukten wird in den einzelnen Emiraten sehr unterschiedlich verfolgt. Sie reicht von regelmäßigenRazzien in den Verkaufsläden und der Verhängung von Haftstrafen gegen die Händler in Dubai bis zum offenen Verkauf in den staatlichen KaufhäusernCooperative Society in Abu Dhabi. Hierbei ist besonders Dubai bemüht, internationalen Unternehmen zu zeigen, dass es den Schutz desgeistigen Eigentums ernst nimmt.
In den VAE fallen keinedirekten Steuern an. Die Kosten der Verwaltungsbehörden werden mit Gebühren finanziert, und auf Alkohol ist eine Abgabe in Höhe von 30 Prozent zu zahlen. Am 1. Januar 2018 wurde gemeinsam mit Saudi-Arabien eineMehrwertsteuer in Höhe von 5 Prozent eingeführt. Die anderenGCC-Länder – Kuwait, Bahrain, Oman und Katar – beabsichtigten diesen Schritt im Jahr 2019[veraltet] zu gehen. Ziel der Einführung ist es, neue Einnahmequellen zu erschließen, um Steuermindereinnahmen durch den gesunkenen Ölpreis entgegenzuwirken.[125] Gesetze zur Einkommens- oder Unternehmensbesteuerung bestehen seit Jahrzehnten, doch ist der Steuersatz auf 0 Prozent festgelegt, was eine Nichtbesteuerung bedeutet.
DieBundesrepublik Deutschland hatte 1996 mit den VAE einDoppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen. Es war das einzige dieser Art von Deutschland mit einerSteueroase und trat nach zweijähriger Verlängerung zum 10. August 2008 außer Kraft. Am 23. Dezember 2008 wurde zwar ein neues Doppelbesteuerungsabkommenparaphiert,[126] jedoch nie unterzeichnet und veröffentlicht. Neuverhandlungen führten zu einem am 1. Juli 2010 unterzeichneten Doppelbesteuerungsabkommen,[127] in dem eine rückwirkende Anwendung ab dem 1. Januar 2009 vereinbart wurde. Das Doppelbesteuerungsabkommen wurde am 14. Juli 2011 ratifiziert. Es trat allerdings mit Ablauf des 31. Dezember 2021 außer Kraft, nachdem Deutschland am 14. Juni 2021 die VAE auf diplomatischem Wege darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass eine Verlängerung des Doppelbesteuerungsabkommens um weitere zehn Jahre nicht beabsichtigt ist.[128]
DieRepublik Österreich hat mit den VAE ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen. Es ist seit 2005 anwendbar und sieht insbesondere eine vollständige Entlastung von Quellensteuern für Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren vor.
DieSchweizerische Eidgenossenschaft kennt seit dem 8. Januar 1992 ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von Unternehmen, die Luftfahrzeuge im internationalen Verkehr betreiben. Dieses Abkommen befreit die Unternehmen gegenseitig (ungeachtet vom Standort der Dienstleistungserbringung) von Einkommen-, Vermögens- und Kapitalgewinn- und Vermögenssteuern.
Grundstücke konnten bisher von Ausländern ausschließlich in Dubai in besonders ausgewiesenen Gebieten erworben werden. Darüber hinaus gestattet Dubai die Pacht von Grundstücken und Eigentumswohnungen nach englischem Muster über 99 Jahre. In letzter Zeit sind unbefristete Pachtverträge möglich. Durch die Pacht erwirbt der Eigentümer eine Aufenthaltserlaubnis für die Dauer der Laufzeit. Diese ist allerdings alle drei Jahre für zirka 1000 Euro zu verlängern. Mit diesem Titel ist allerdings keine Arbeitserlaubnis verbunden, dazu ist ein Arbeitsvisum notwendig. Trotzdem zieht diese Möglichkeit insbesondere Pakistaner und Inder an, die sich damit einen Zweitwohnsitz erwerben. Seit 2005 bietet auch das Emirat Ra’s al-Chaima Ausländern den Besitz von Grundstücken und Immobilieneigentum in besonders ausgewiesenen Gebieten an, wie zum Beispiel imAl Hamra Village. Weitere Emirate planen ähnliche Änderungen.
Viele Ausländer haben in derDubai Marina Wohnungen gekauft.
Eintragungen von Eigentumsrechten behandeln die meisten Emirate allerdings noch konservativ. Auch hier übernimmt Dubai eine Vorreiterrolle und erließ im März 2006 das Gesetz Nr. 7 zu Eigentumsrechten undGrundbucheinträgen. Es behandelt derzeit ausschließlich die Eigentumsrechte von Villen undStadthäusern. FürApartments, wie zum Beispiel in The Greens oder derDubai Marina, besteht keine einheitliche Rechtsprechung, welche die Eintragung in dasLand Department verbindlich regelt. Der Eigentumsübertrag ist ausschließlich über die ImmobilienunternehmenEmaar,Nakheel und Dubai Properties möglich, zudem finden noch Diskussionen über die Beiträge für Instandhaltungsmaßnahmen sowie die allgemeinen Nebenkosten (Wartung, Servicegebühren etc.) statt. Die Regierung strebt diesbezüglich eine schnelle Einigung und Regelung der noch offenen Punkte an, um ausländischen Immobilienkäufern die notwendige Rechtssicherheit bieten zu können.
Probleme im Arbeitsalltag ergeben sich durch den unterentwickelten Rechtsschutz der Arbeitnehmer (siehe oben:Arbeitsrecht). Bei Arbeitgeberwechsel oder Kündigung eines Arbeitsverhältnisses innerhalb des ersten Beschäftigungsjahres hat der Arbeitgeber eine Bescheinigung(Non-Objection Certificate) auszustellen, der keine Bedenken sieht, dass sich der Mitarbeiter eine neue Beschäftigungsstelle sucht. Sollte diese nicht ausgestellt werden, wobei der Arbeitgeber seine Entscheidung nicht zu begründen hat, folgt ein sechsmonatiges Arbeitsverbot und teilweise auch Einreiseverbot in die VAE. Dieses unausgewogen starke Arbeitgeberrecht wird gegen „einfache“ Arbeitnehmer aus Entwicklungsländern angewendet und ermöglicht Erpressungen über Lohnfragen und Urlaubsansprüche am Ende des Arbeitsverhältnisses. Bei hochqualifizierten Arbeitnehmern wird meist ein individueller Arbeitsvertrag geschlossen.
Durch den schwachen Schutz des Arbeitnehmers kommt es regelmäßig im niedrig entlohnten Bausektor, wo bis etwa 500.000 der ausländischen Arbeitskräfte beschäftigt sind, zu Unregelmäßigkeiten bei den Lohnzahlungen der geringverdienenden Arbeiter. Diesen mittellosen Arbeitern bleibt allerdings nichts anderes übrig, als zeitweise ohne Lohn weiterzuarbeiten, da diese sonst ohne Arbeit, die im Vergleich zu ihrem Ursprungsland gut bezahlt wird, ihre Familien in ihren Heimatländern nicht mehr versorgen könnten.
Die durchschnittlichen Einkommen im Niedriglohnsektor lagen 2005 bei:[129]
Facharbeiter: 750 bis 1500 AED/Monat (zirka 190 bis 375 Euro)
Ungelernte Arbeiter: 400 bis 650 AED/Monat (zirka 100 bis 160 Euro)
Sonstige: Zwischen 2,50 und 6,50 AED/Stunde (zirka 0,50 bis 1,60 Euro)
Es ist gängige Praxis, dass Arbeitgeber die Reisepässe ihrer Arbeiter zur Sicherheit für die Dauer des Arbeitsverhältnisses einbehalten. Dies dient unter anderem dazu, Diebstähle und Betrug am Unternehmenseigentum von Mitarbeitern zu verhindern, da diese nicht mehr ohne Weiteres das Land verlassen können. Außerdem erschwert es den Wechsel der Arbeitnehmer zu einer besser bezahlten Stelle. Anfang 2005 wurde diese Praxis öffentlich kontrovers diskutiert. Unter anderem verlangten auch die Behörden von Angestellten, die dienstlich mit Geld zu tun hatten, die Einbehaltung von Reisepässen. Dies führte schließlich zu einem gesetzlichen Verbot (Reisepässe sind persönliche Reisedokumente), Reisepässe einzubehalten, außer bei der Erledigung von Behördengängen. Bei Missachtung können mehrere Zehntausend Dirham als Geldstrafe gegen den Arbeitgeber festgesetzt werden. Trotzdem ist das Einbehalten der Pässe bei einfachen Arbeitnehmern weiterhin gängige Praxis.
Arbeitnehmern steht ein Beschwerderecht bei den lokalen Arbeitsministerien im Falle von Problemen mit dem Arbeitgeber zu. Durch die schwerfällige Bürokratie dauern Entscheidungen teilweise lange. In den letzten Jahren hat der Visumsbetrug zugenommen. Vielen Interessenten vom indischen Subkontinent wurden gegen Zahlung von für sie sehr hohen Gebühren versprochen, problemlos eine Arbeitsstelle und somit auch eine Aufenthaltserlaubnis in den VAE zu erlangen. Im Nachhinein stellte sich in fast allen Fällen heraus, dass sie Betrügern aufgesessen waren. Da dieses Vorgehen der Visumsbeschaffung gegen die einheimischen Gesetze verstößt, werden diese Vorfälle von den Betroffenen selten angezeigt, was auf eine hohe Dunkelziffer dieser Betrügereien schließen lässt.
DerStaatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 113 MilliardenUS-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 90,1 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich einHaushaltsdefizit in Höhe von 6,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.[131] DieStaatsverschuldung betrug 2016 73,2 Milliarden US-Dollar oder 19,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.[132]
2020 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in Prozent des Bruttoinlandsprodukts) folgender Bereiche:[133]
Die Emirate verfügen über eine der fortschrittlichsten Infrastrukturen für Transport und Verkehr im gesamtenNahen und Mittleren Osten. Getrieben vom wirtschaftlichen Rekordwachstum der letzten Jahre entstehen riesige Infrastrukturprojekte in allen Emiraten, vor allem aber in Abu Dhabi und Dubai. ImLogistics Performance Index, der von derWeltbank erstellt wird, belegte das Land 2018 den elften Platz unter 160 Ländern. Besonders gut schnitten die Parameter für internationale Schifffahrt und dem logistischen Zeitaufwand ab.[134]
Das Emirat Abu Dhabi investiert in den kommenden vier bis fünf Jahren insgesamt rund 100 Milliarden US-Dollar in Infrastrukturprojekte. Neben Großinvestitionen in Energie und Industrie plant Abu Dhabi einen neuen Flughafen, einen der weltgrößten Seehäfen, eine Industriezone in Taweelah, die Mohammed bin Zayed City, die Khalifa Cities A und B sowie die riesigen neuen Stadtteile aufSaadiyat Island, Reem Island, Lulu Island und Al Raha Beach. Viele dieser Projekte wurden als Antwort auf die rasant ansteigende Bevölkerung der Hauptstadt konzipiert. Die Restrukturierung des gesamten Innenstadtgebietes ist weit fortgeschritten.
Auch in Dubai entstehen riesige Infrastrukturprojekte, die bei einem jährlichen Bevölkerungswachstum von rund 20 Prozent notwendig sind. Hierzu gehören Städte, die an verschiedenen Stellen des Emirats entstehen und in den nächsten Jahren mehrere Millionen neue Einwohner beherbergen sollen. (SieheArtikel Dubai)
Um den Anstieg der Zahl privaterPersonenkraftwagen zu bremsen, hat die Regierung im November 2008 entschieden, dass etwa 100 verschiedenen Personengruppen die Ausstellung vonFührerscheinen verweigert wird.[135] Davon betroffen sind Arbeitsimmigranten ohne akademischen Grad, wie Köche, Handwerker, Hausmädchen, Wachleute etc.
Stadttaxis sind ausreichend in allen Hauptstädten der einzelnen Emirate sowie in al-Ain vorhanden. Die Fahrtkosten eines Taxis können je nach Strecke ausgehandelt werden.
In Dubai verantwortet die VerkehrsbehördeRoads and Transport Authority (RTA) den Bau neuer Straßen wie auch denöffentlichen Personennahverkehr. Im Juli 2007 hat die RTA das automatisierteMautsystemSalik eingeführt, um den Verkehrsfluss auf Dubais Hauptstraßen zu verbessern.[136]
Es existieren ein staatlich betriebener, emirateübergreifenderBuslinienverkehr sowie private Kleinbusunternehmen.
Die Verkehrssicherheit liegt im weltweiten Mittelfeld. 2013 kamen im Land insgesamt 10,9 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt kamen damit 1021 Personen im Straßenverkehr ums Leben.[137]
Alle Hauptstädte der Emirate und Al-Ain unterhalten internationale Flughäfen. Teilweise sind die Routen auf die Nachbarländer beschränkt. Im Inlandverkehr existieren Flugverbindungen etwa von Abu Dhabi nach Dubai oder von Abu Dhabi nach Ra’s al-Chaima. Ein Abflug gilt als Ausreise aus dem Land, selbst wenn der Flug nur in ein anderes Emirat führt. 40 Kilometer von Dubai entfernt entsteht einer der größten Flughäfen der Welt, derFlughafen Dubai-World Central.
Die nationale Fluglinie des Emirats Abu Dhabi war früherGulf Air, die über Drehkreuze inBahrain und Oman verfügte. Im September 2005 kündigte das Emirat an, sich aus Gulf Air zurückzuziehen, um sich aufEtihad Airways zu konzentrieren. Etihad ist seit 2003 die neue nationale Airline der VAE. Die in Dubai ansässige AirlineEmirates, welche nicht zur bekannten Airline Etihad Airways gehört, wurde 1985 gegründet und ist heute die am schnellsten wachsende Fluglinie der Welt. Im Emirat Schardscha hat die führendeBilligfluggesellschaft der Region,Air Arabia, ihren Sitz. Aus Dubai kommt die staatliche Billigfluggesellschaft des Emirats Dubai, flydubai, die auch Ziele in Europa, vor allem Osteuropa, anfliegt.
In den VAE gibt es mehr als 20Häfen. Die größten sindJebel Ali und Port Rashid in Dubai, Port Zayid in Abu Dhabi, Port Khalid in Schardscha, Port Saqr in Ra’s al-Chaima und der Hafen von Fudschaira.[138]
Der Hafen von Jebel Ali in Dubai ist der größte imNahen Osten.
In Abu Dhabi kommen 80 Prozent aller Importe über den Seeweg. Ein neuer Hafen, die Khalifa Port and Industrial Zone (KPIZ) auf halbem Weg zwischen den Städten Abu Dhabi und Dubai gelegen, wird ab 2011 der Haupthafen des Emirats sein und bis zu zwei MillionenZwanzig-Fuß-Standardcontainer (TEU) abfertigen können.
Jebel Ali, am südlichen Stadtrand von Dubai, ist mit einer Fläche von 134,68 Quadratkilometern und 67 Ankerplätzen der größte Hafen desNahen Ostens und der größte künstliche Hafen der Welt. Mit Umwandlung von Port Rashid, dreizehntgrößter Containerhafen der Welt, in ein Gebiet für urbane Bauprojekte und Tourismusverkehr, z. B. Reiseschifffahrt, wird dessen Güterverkehr nach Jebel Ali verlegt. Jebel Ali wurde 13 Jahre in Folge zum „Besten Hafen des Nahen Ostens“ gekürt.[139]
Fährverbindungen bestehen zwischen allen großen Häfen und mit Iran.
DieDubai Metro wurde am 9. September 2009 eröffnet.
In Dubai ist dieRoads and Transport Authority (RTA) für den öffentlichen Personennahverkehr zuständig und betreibt die am 9. September 2009 eröffnete und im Ausbau befindlicheDubai Metro, die 2014 eröffneteStraßenbahn Dubai sowie den Bus- und Schiffsverkehr.[140]
Abu Dhabi plant den Bau derAbu Dhabi Metro mit einer Ringlinie mit 19 Stationen. Später soll eine Metro bis zur Grenze des Emirates Dubai führen und mit der roten Linie der Dubai Metro verbunden werden.
Generaldirektor derIAEO,Yukiya Amano, an der Baustelle des Kernkraftwerks Barākah
Strom wird mit Hilfe von gasbefeuertenGuD-Kraftwerken erzeugt. Oftmals existieren große Kraftwerkskomplexe mit mehreren Kraftwerken. Beispiele sind die Anlagen Al Taweelah (Emirat Abu Dhabi) undDschabal Ali (Dubai), mit 10 bis 25 einzelnen Blöcken. An diese Kraftwerke sind meistMeerwasserentsalzungsanlagen angeschlossen.
Einsüdkoreanisches Konsortium hat 2009 den Auftrag bekommen, vierKernkraftwerke vom TypAPR-1400 mit je 1400 MWe Leistung zu bauen, derSpatenstich der ersten zwei Blöcke desKernkraftwerks Barākah war am 17. März 2011.[141] Der erste Reaktor wurde am 1. August 2020 in Betrieb genommen.[142] Das Kraftwerk von Barākah ist damit Vorreiter in der Nutzung der Kernkraft zur Energiegewinnung in der arabischen Welt.[143]
Der Nettostromverbrauch ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen: 1987 betrug er 11,88 TWh, 1997 24,87 TWh, 2007 68,57 TWh und 2017 114,71 TWh.[144]
Die Quellen rund um al-Ain werden nicht mehr zur Trinkwasserversorgung genutzt. DasTrinkwasser wird aufwändig mit Hilfe vonMeerwasserentsalzungsanlagen gewonnen. Von der Küste wird es überPipelines in die Städte gefördert. Aufgrund des Klimas hat das Wasser im Sommer teilweise „Kalttemperaturen“ von über 30 Grad Celsius, wenn es aus dem Wasserhahn kommt. Häufig ist das Wasser stark gechlort. Unzählige Bäume, Büsche,Blumenrabatten und Rasenflächen in den Städten werden künstlich bewässert, ebenso große Flächen der zahlreichen Golfplätze und Hotelgärten.
Die VAE liegen im Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser weltweit an dritter Stelle nach den Vereinigten Staaten und Kanada. Etwa 70 Prozent des Trinkwassers werden in der Landwirtschaft verbraucht. Hierzu zählen auch die zahlreichen Anzuchtanlagen für Bäume, Büsche und Palmen, die später in die Städte umgesetzt werden.Mineralwasser wird aus Quellen der Städte al-Ain und Masafi hergestellt. Dieses Wasser kommt fast ausschließlich als stilles Wasser in den Handel und enthält nach der Entsalzung keine nennenswerten Mengen an Mineralien mehr. Es wird begrenzt Mineralwasser mit Sprudel angeboten und verkauft.
Das Postsystem befindet sich in staatlicher Hand. Briefe und Pakete werden nicht ausgeliefert, sondern sind von Postfächern abzuholen. Die Jahresgebühr beträgt je nach Größe mindestens 10 Euro. Alternativ können Briefe an ein Sammelpostfach des nächstgelegenen Postamtes gesandt werden, hierfür sind 0,10 bis 0,50 Euro für einen abgeholten Brief oder ein Paket zu zahlen.
Nach dem Bundesgesetz Nr. 1 von 1976 wurde die staatliche Emiratische Gesellschaft für Telekommunikation gegründet:Etisalat. Sie hatte bis Februar 2006 ein Monopol auf alle Telefondienstleistungen. Des Weiteren stellt Etisalat die Zensur „schädlicher Einflüsse“ über dasInternet auf die Gesellschaft sicher.
Die Regierung hat im Frühjahr 2005 beschlossen, dass ab Anfang 2006 weitere Unternehmen für Telefon- und Internetdienste ihre Dienste anbieten können, dieses sollte das Ende für das Monopol von Etisalat sein. Seit Anfang 2007 ist eine weitere Telefongesellschaft –du – am Markt. Allerdings gehört auch diese Telefongesellschaft dem Staat bzw. staatseigenenInvestmentunternehmen und wurde von diesem aufgebaut. Internationalen Unternehmen wieVodafone, die mehrfach versucht haben, Teile der VAE abzudecken, haben keine entsprechende Lizenz erhalten.
Der Charakter der VAE hat sich im 20. Jahrhundert und besonders in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert: von kleinen, homogenen Perlfischeransiedlungen an der Küste und Bauerndörfern im Inland zu einer modernen vielseitigen und multikulturellen Gesellschaft. Dies geschah durch Arbeitsmigration, zuerstPerser Anfang des 20. Jahrhunderts, dann kamen seit Beginn desÖlbooms in den 1960er-Jahren Inder und Pakistaner. Schließlich wurden seit den 1990er-Jahren Arbeitsmigranten aus der ganzen Welt angezogen.[145]
Trotz großer Vielfalt der Bevölkerung gibt es sehr wenige ethnische Spannungen bzw. Konflikte.
Da die großen demographischen Veränderungen auf Arbeitsmigration beruhen und keine Einwanderung im klassischen Sinne sind, haben sie die stark islamisch geprägte Landeskultur nur in Äußerlichkeiten beeinflusst, wie etwa in der Architektur. Die einheimische Kultur dreht sich vor allem um islamische Rituale und arabisch-beduinische Traditionen. Dieser Einfluss zeigt sich in Architektur, Musik, Kleidung, Essen und Lebensstil. Fünfmal am Tag ertönt im ganzen Land der Gebetsruf, von Minaretten genauso wie durch die Lautsprecher der Einkaufszentren. Die wichtigsten Feiertage sindEid al-Fitr am Ende desRamadan und der Nationalfeiertag, an dem dieGründung der VAE gefeiert wird.[146]
Die besondere sozioökonomische Entwicklung in den VAE hat dazu geführt, dass das Land deutlich liberaler ist als seine Nachbarn, besonders Saudi-Arabien und Iran. Wiewohl der Islam die Staatsreligion ist, wird anderen Religionen nicht nur Respekt entgegengebracht, sondern auch Freiheit in der Ausübung eingeräumt. So gibt eschristliche Kirchen, eine Synagoge, Hindu-Tempel und eineGurudwara fürSikhs. Die VAE bieten Schutz für Gruppen, die anderswo verfolgt wurden und werden. Die Vielfalt in der Bevölkerung spiegelt sich in einem Mosaik von Schulen, Kulturzentren und Restaurants wider, die sowohl westlich-europäisch als auch asiatisch geprägt sind. Dessen ungeachtet kann der Abfall vom islamischen Glauben (Apostasie) mit dem Tode bestraft werden.[147][148]
In den VAE gibt es keine islamische Bekleidungsvorschrift wie etwa inSaudi-Arabien. Viele Emirater bevorzugen jedoch die traditionelleKandura, ein knöchellanges weißes Hemd aus Baumwolle oder Wolle; viele einheimische Frauen tragen dieAbaya, ein schwarzes Übergewand, das den Körper verhüllt. Jugendliche richten sich oft nach westlichen Modetrends. Ausländer tragen ihre jeweils übliche Kleidung.[149]
Das traditionelle Essen der Emirater besteht ausReis,Fisch undFleisch. Viele Gerichte wurden von benachbarten Staaten, hauptsächlich Iran, Oman und Saudi-Arabien, übernommen.
Meeresfrüchte sind ein Hauptbestandteil der lokalen Küche. Unter den Fleischgerichten werden Lamm und Schaf gegenüber Ziegen- und Rindfleisch bevorzugt. Beliebte Getränke sind Kaffee und Tee, denen zur Verfeinerung oftKardamom,Safran oderMinze beigegeben wird.[150]
Da Muslime keinSchweinefleisch essen dürfen, wird es in gastronomischen Einrichtungen kaum angeboten. Hotels und Restaurants haben oft Schweinsersatz, wie z. B. Rinderspeck, im Angebot. Alkohol wird generell nur dort ausgeschenkt, wo sich das Angebot hauptsächlich an Ausländer richtet; in Schardscha ist er gänzlich verboten. In Supermärkten gibt es Schweinefleisch und Alkohol in speziell als „Nur für Nichtmuslime“ gekennzeichneten Abteilungen, letzteres nur gegen eine Lizenz.[151] Abu Dhabi schaffte das Lizenzsystem für Alkohol im September 2020 ab, in diesem Emirat kann Alkohol seither frei gekauft und in Privathaushalten, Hotels und Clubs konsumiert werden.[152]
Die Hauptform der Literatur der VAE ist die Poesie, die Teil der großen arabischen Poetiktradition ist. Die wichtigsten Themen sind Satire, Ritterlichkeit, Lobpreisung, Selbstlob, Patriotismus, Religion, Familie und Liebe. Gedichte können sowohl beschreibend als auch erzählend sein.
Stil und Form der alten Poesie waren stark vom Gelehrten Al-Chalil bin Ahmad beeinflusst, der im 8. Jahrhundert am Persischen Golf wirkte und in 16er-Metern schrieb. Der älteste bekannte Poet der Region der heutigen VAE ist Ibn Madschid, der zwischen 1432 und 1437 im heutigenRa’s al-Chaima geboren wurde. Aus seinemŒuvre sind 40 Kompositionen extant, 39 davon Verse.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam die einheimische Tradition unter westlichen Einfluss, was sich in der Entwicklung einer Prosaliteratur bemerkbar machte.
Die wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts waren Mubarak al-Uqaili (1880–1954), Salim bin Ali al-Uwais (1887–1959) und Ahmad bin Sulajim (1905–1976). Drei andere Poeten, alle aus Schardscha stammend, waren als „Hirah-Gruppe“ bekannt: Chalfan Musabah (1923–1946), Scheich Saqr al-Qasimi (1925–1993; 1951–1965 Herrscher von Schardscha) und Sultan bin Ali al-Uwais (1925–2000).[154]
Die VAE sind Teil der Golf-Tradition, und außerdem bekannt für die Musik derBeduinen des Hinterlandes. „Liwa“ ist eine Art von Musik und Tanz, die vorwiegend in vonOstafrikanern abstammenden Gruppen vorgetragen wird.[154] Viele der traditionellen Lieder und Tänze haben sich bis in die moderne Zeit gehalten. Die Tänze, z. B. derChalidschi involvieren oft junge Mädchen, die sich im Takt wiegen und ihr langes Haar schwingen lassen, sowie Männer, die durch symbolischen Tanz Schlachten oder erfolgreiche Jagden nachstellen, oft unter Benutzung von Stöcken, Schwertern und Gewehren.
Viele internationale bekannte Persönlichkeiten geben regelmäßig Konzerte in den VAE. Große Festivals, z. B. dasDubai Desert Rock Festival, ziehen Gäste aus der ganzen Region an.[155]
Neben den fünf arabischsprachigen und vier englischsprachigen Tageszeitungen bestehen diverse periodische Publikationen mit regionaler Bedeutung. Acht Fernsehstationen (darunter die drei großen Satellitensenderal-Arabiya, Abu Dhabi TV und Dubai TV) und fünf Hörfunksender prägen die elektronische Medienlandschaft. Im Jahr 2020 nutzten fast alle Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate das Internet.[156]
Die Verbreitung von Informationen unterliegt in den VAE einer Zensur. Importierte Zeitschriften sind vor Verkauf der Zensurbehörde vorzulegen, die auf Bildern dargestellte Geschlechtsmerkmale mit einem schwarzen Filzstift zensiert. Medien unterstellen sich einer Selbstzensur, sodass Verstöße gegen die Zensurgesetze seitens der Zeitungsherausgeber oder Radiosender nicht existieren. Das lokale Fernsehen befindet sich in staatlicher Hand.
Der Zugriff von Privatpersonen auf das Internet erfolgt überProxys, die Inhalte zensieren. Offiziell soll damit nur der Zugang zu pornografischem Material verhindert werden, tatsächlich werden auch viele andere Seiten gesperrt, die unter Umständen die islamische Kultur verletzen, so zum Beispiel ausländische Seiten, die Glücksspiel (auch Lotto) anbieten, Kochrezepte, die über die Zubereitung von Schweinefleisch berichten, israelische Internetseiten (mit der Endung.il) sowie Bekanntschaftsvermittlungen. Auch komplette IP-Listen und Bereiche öffentlicher „Anonymisierer“ werden ständig aktualisiert und sind daher nicht verfügbar. Bildungseinrichtungen sind von der Zwangsnutzung der Proxy-Server ausgenommen.
Benutzer des Internetangebots vondu unterliegen seit dem 14. April 2008 ebenso der Zensur. Zwar wird nicht rigoros wie bei Etisalat gefiltert, jedoch sind sämtliche Seiten, die mit Pornografie zu tun haben, gesperrt. Die Sperre wird durch einenInhaltsfilter des Anbieters durchgeführt. Seit Sommer 2008 werden von Etisalat undduVoIP-Applikationen blockiert (VoIP-zu-Festnetz). VoIP-to-VoIP-Anrufe sind eingeschränkt möglich (z. B. beim ehemaligenWindows Live Messenger) während andere nicht mehr funktionieren.Skype-to-Skype ist inzwischen ebenfalls wieder möglich.
Die Lage der Pressefreiheit in den Vereinigten Arabischen Emiraten beurteilt die NichtregierungsorganisationReporter ohne Grenzen als „schwierig“. In den Vereinigten Arabischen Emiraten sitzt ein Journalist (Tayseer Al-Najjar, Kulturreporter al-Dar) in Haft.[157]
Aufgrund der Bevölkerungsstruktur dominieren westliche Produktionen (überwiegendHollywood-Filme). Filme aus den Ländern des Nahen Ostens und Südasiens (Bollywood) sind unter arabischen und südasiatischen Einwohnern sehr beliebt, werden aber meist über Fernsehkanäle oder DVDs konsumiert. Alle Filme sind vom Informationsministerium zu genehmigen und können hinsichtlich religiösen, erotischen und politischen Inhaltes zensiert werden. Der FilmDie Passion Christi wurde an den Kinokassen ausdrücklich als „nicht geschnitten“ beworben.
Das traditionelle einheimische Bauwesen war größtenteils vonislamischer Architektur inspiriert und spiegelt den Lebensstil und die Bräuche der einheimischen Bevölkerung wider. Die Baumaterialien waren einfach, jedoch hervorragend an das Klima angepasst. Leicht auf- und abzubauende Zelte gaben Schutz während der Weidesaison im Winter. Die festen Gebäude im Inland wurden aus getrockneten Lehmziegeln gebaut und mit Palmenblättern gedeckt. Im Küstengebiet wurden Korallenstöcke in Blöcke geschnitten und mit Muschelkalk zusammengehalten. Ein wichtiger Aspekt beim Entwurf eines Hauses waren die Abtrennung der Privatsphäre von einem öffentlichen Raum, zugänglich für Besucher, sowie die Zufuhr von kühler Luft. Traditionelle Häuser haben daherWindtürme, die oft über Wasserbecken angelegt sind und somit sowohl kühle Brisen ins Haus als auch warme Luft aus dem Haus heraus leiten.
Die meisten Emirate verfügen über eigene Museen mit regionaler Bedeutung. Hier hat Schardscha mit seinemHeritage District, das 17 Museen beherbergt, eine herausgehobene Stellung, die durch die Wahl zurKulturhauptstadt der Arabischen Welt 1998 gewürdigt wurde.[158]
DieCultural Foundation in Abu Dhabi ist ein wichtiges Forum für die Präsentationen auch ausländischer darstellender und bildender Kunst. In Dubai ist der Stadtteil Al Quoz zu einem Zentrum fürKunstgalerien geworden.[159]
Mit der Errichtung einesKulturbezirkes auf der Insel Saadiyat beabsichtigt Abu Dhabi sich als Kulturstandort von Weltrang zu etablieren. Geplant sind bisher sechs Kulturprojekte auf Weltniveau: das „Sheikh Zayed“-Nationalmuseum (gebaut vonFoster + Partners), dasGuggenheim Abu Dhabi (gebaut vonFrank Gehry), ein Kunstmuseum in Kooperation mit demLouvre Abu Dhabi (gebaut vonJean Nouvel), einPerforming Arts Centre (gebaut vonZaha Hadid), ein maritimes Museum (gebaut vonTadao Ando) sowie ein Biennale Park mit 16 Pavillons.[160]
Dubai plant den Bau einesKunsthal-Museums und ein Stadtviertel speziell für Galerien und Künstler.[161]
Während der milden Jahreszeit (Oktober bis April) findet Freizeit im Freien statt. Beliebt sind Wassersport (Segeln, Surfen, Tauchen) und Freizeitaktivitäten in der Natur (Wüstensafaris, Bergwandern, Camping). Einheimische betreiben die in den Emiraten traditionelle Freizeitbeschäftigung derFalknerei. Insbesondere abends ist es sehr beliebt geworden, durch die großen Einkaufszentren(Malls) und Basare(Souks) zu bummeln.
Cricket ist eine der beliebtesten Sportarten in den Vereinigten Arabischen Emiraten, vor allem dank der Einwanderer aus den Cricketnationen Südasiens, demVereinigten Königreich undAustraliens. In Dubai befinden sich Büros des DachverbandesInternational Cricket Council, während sich dessen Hauptsitz nach wie vor im LondonerLord’s Cricket Ground befindet. DieCricket-Nationalmannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate qualifizierte sich bisher für zweiCricket World Cups und nahm an den Turnieren1996 und2015 teil. Ebenso wurde zweimal an der Vorrunde desT20 World Cup teilgenommen:2014 und2022. 2021 waren die Vereinigten Arabischen Emirate zusammen mit Oman erstmals Gastgeber eines wichtigen Cricketturnieres, demMen’s T20 World Cup 2021. Es war dies das erste wichtige Cricketturnier, das vollständig in assoziierten Ländern desInternational Cricket Council stattfand.[163] Es gelang der Nationalmannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate jedoch nicht, sich für dieses Turnier zu qualifizieren. Drei Jahre später folgte derWomen’s T20 World Cup 2024 und darauf dieChampions Trophy 2025 als Co-Gastgeber mit Pakistan.
In Abu Dhabi veranstaltet derAbu Dhabi Combat Club seit 1998 die Submission-Wrestling-Weltmeisterschaften.
Dubai Tennis Championships 2006
Im Tennis wurde 2003 die erste Ausgabe des Tennisturniers Dubais (für Männer und Frauen) ausgetragen. Traditionell erfreuen sich Pferde- und Kamelrennen ebenfalls großer Beliebtheit.[164]
In den Emiraten befindet sich außerdem die größte Pferderennbahn der Welt; der Meydan Racecourse wurde am 27. März 2010 für über 2 Milliarden US-Dollar fertiggestellt. Seit 2010 findet auf der Rennbahn jährlich derDubai World Cup statt, der mit einem Preisgeld von 30 Millionen US-Dollar das teuerste Pferderennen der Welt ist.
Seit 2009 trägt dieFormel 1 für zunächst sieben Jahre einenGrand Prix in Abu Dhabi aus. 2009, 2010 und 2017 hat die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi stattgefunden.
Das Wochenende in den VAE, zuvor Donnerstag und Freitag, wurde ab September 2006 auf Freitag und Samstag verlegt. Alle staatlichen und öffentlichen Institutionen, Regierungseinrichtungen sowie Privatschulen sind an die neue Regelung gebunden. Die Privatwirtschaft ist der Änderung teils gefolgt, teils wurde das alte Wochenende beibehalten. Grund für die Änderung war, die Schnittmenge an Werktagen zwischen der nichtislamischen Welt und den VAE von drei auf vier Tage zu vergrößern.
Zum 1. Januar 2022 hat das Emirat Dubai das Wochenende auf Samstag und Sonntag umgestellt. Damit hat sich das Emirat an die meisten internationalen Länder angepasst.
Frauke Heard-Bey:Die Vereinigten Arabischen Emirate zwischen Vorgestern und Übermorgen. Die Gesellschaft eines Golf-Staates im Wandel. Verlag Georg Olms, Hildesheim 2010.Rezension FAZ vom 6. April 2010, S. 10. Fazit: „Das Standardwerk über die Vereinigten Arabischen Emirate endlich auf Deutsch“.
↑Peter Siemund, Ahmad Al‐Issa, Jakob R. E. Leimgruber:Multilingualism and the role of English in the United Arab Emirates. In:World Englishes.Band40,Nr.2, 3. Juni 2020,ISSN0883-2919,S.191–204,doi:10.1111/weng.12507 (wiley.com [abgerufen am 22. März 2022]).
↑Mark Mazzetti und Emily B. Hager: Secret Desert Force Set Up by Blackwater’s Founder In:New York Times, 14. Mai 2011 (englisch). „The United Arab Emirates – an autocracy with the sheen of a progressive, modern state – are closely allied with the United States, and American officials indicated that the battalion program had some support in Washington.“
↑Home. In: SIPRI.org. Abgerufen am 10. Juli 2017 (englisch).
↑Merkblatt zur Rechtsverfolgung. In: dubai.diplo.de. Auswärtiges Amt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Mai 2012; abgerufen am 13. November 2024.
↑Friedhelm Bihn:Autostadt Dubai setzt auf öffentlichen Verkehr. In:Internationales Verkehrswesen. DVV Media Group GmbH, Hamburg 2011:63:4: S. 75–79.ISSN0020-9511.