


DerVercors [vɛʁkɔʁ] ist ein durch tiefe Täler begrenzterGebirgsstock im äußersten Westen derfranzösischen Alpen. Er hat eine Ausdehnung von etwa 30 mal 40 Kilometer und mehrereZweitausender (Gipfelhöhen bis zu 2350 m). Da er an allen Seiten schroff ansteigt, konnte er erst im 20. Jahrhundert, teilweise mit in den Fels gesprengten Galerien, für den Straßenverkehr zugänglich gemacht werden. Aufgrund der eingeschränkten Nutzbarkeit befindet sich im Vercors das mit 170 Quadratkilometern größteNaturschutzgebiet Frankreichs.
Die Herkunft des Namens Vercors ist in derToponomastik bis heute umstritten. Die Annahme, er sei mit dem französischen Wortvert (grün) verknüpft, ist nicht haltbar, da bereitsPlinius der Ältere im 1. Jahrhundert die BezeichnungVertamocorii gebrauchte;viridis, die lateinische Bezeichnung für grün, ist dort nicht enthalten. Man nimmt an, dassVertamocorii aufgallische Ursprünge zurückzuführen ist. Das gallischever steht für „oben, hoch“ (vgl.altirischfor „über, über ... hinaus“,urgermanisch *uber,Sanskritupári, altgriech.hyper, lat.super),-tamo- ist einSuperlativsuffix (vgl. Sanskrit-tama-, lat.op-timus „der beste“,ul-timus „der äußerste“,in-timus „der innerste“), undcorios schließlich ist der Begriff für „Truppe, Heer“ (vgl. altirischcuire und urgermanisch *harjaz). So könnten sich zwei mögliche Interpretationen für den Namen ergeben: „Gebiet der Truppen aus dem Hochland“ oder „Gebiet der überlegenen, hervorragenden Krieger“.
Der Vercors liegt inSüdostfrankreich, in denDépartementsIsère undDrôme (RegionAuvergne-Rhône-Alpes des GroßraumesDauphiné) zwischen den StädtenGrenoble undDie. Der Gebirgsstock wird von den FlüssenIsère,Drac undDrôme begrenzt.Östlich des Massivs liegt das TalTrièves und die GebirgsstadtLa Mure. Die nächstgelegene größere Stadt imWesten istValence, nahe am Zusammenfluss von Isère und Rhône.
Als südlichstes Element der fünfChaînes Subalpines Septentrionales (Haut-Giffre,Aravis,Bauges,Chartreuse, Vercors) ist der Vercors ein in sich abgeschlossenesMassiv mit einem langen, nord-südlich ausgerichteten, hügeligen Hochtal. DerGrand Veymont ist mit 2341 Metern der höchste Gipfel des Massivs.

Bedeutende Berge von Norden nach Süden:



Zu Beginn desMesozoikums (vor ca. 250 Mio. Jahren), des „Zeitalters derDinosaurier“, bestand der überwiegende Teil der Landfläche der Erde aus einem einzigenSuperkontinent:Pangaea, mitLaurasia (Nordamerika, Nord- und Mitteleuropa, größter TeilAsiens) als nördlichem undGondwana (Südamerika,Afrika,Indien,Australien,Antarktis) als südlichem Teil. Diese beiden Teile öffneten sich scherenartig nach Osten und in dieser Öffnung lag der große OzeanTethys. Der westliche Teil dieses Ozeans ist die Wiege des heutigen Vercors. Es wurden in diesem Gebiet bis zu 6000 Metermariner Sedimente abgelagert.
Im Mesozoikum brach Pangaea ganz auseinander. Laurasia rotierte imUhrzeigersinn Richtung Süden, und Afrika schob sich nach Norden. Die Schere um die Tethys schloss sich langsam. Während desJura (ca. 200 bis 135 Millionen Jahre) erstreckte sich in der Gegend des Vercors noch ein tiefes Meeresbecken. 2000 Meter Tiefseetone undMergel sammelten sich an. Die Tiefseetone sind vor allem als Terres Noires, schwarze, feinblättrige Lagen, aufgeschlossen. Das Becken ging nordöstlich des Vercors, etwa imIsère-Tal, in eine Küstenregion über. In der unterenKreidezeit (ca. 135–100 Mio. Jahre) hatte sich die Küstenlinie weiter in den Südosten geschoben. Hier lagerten sich im Wechsel Mergel und Kalkbänke ab, wobei der Mergel eher auf kühleres beziehungsweise tieferes Wasser und derKalkstein eher auf wärmeres beziehungsweise flacheres Wasser hindeutet. Die Kalke sind festesGestein, während die Mergel ein weiches und mürbes Sedimentgestein bilden. Dieserblätterteigartige Wechsel bietet bei Aufschlüssen in der Gestreiftheit der Sedimente heute einen reizvollen Anblick. Die Gegend um den Vercors war nun nicht mehrTiefsee. Es breitete sich schließlich eine flache, warmeLagune mit sehr mächtigenRiffen aus, die heute bis zu 300 Meter hohe massive weißeKlippen bilden und dem Vercors seinen einzigartigen Reiz verleihen. In der oberen Kreidezeit (ca. 100–65 Mio. Jahre) hatten sich durch dieSubduktion der TethyschenOzeankruste unter dieKontinentalkruste Landstreifen aus dem Meer gehoben. Im Wechsel fielen Teile des Vercors trocken und wurden wieder von flachem Meer bedeckt.
ImTertiär (ca. 65 bis 2 Mio. Jahre) war der afrikanischeKontinent Mitteleuropa so nahe gerückt, dass sich dieAlpen hoben und somit auch der Vercors. Während sich die Kruste hochwölbte, setzte bereits die Erosion ein. Sand und Schlamm wurden deponiert. ImMiozän öffnete sich im Westen, im Gebiet der Voralpen und des heutigen Rhônetals, ein weiter Graben aufgrund der Dehnungsprozesse in der Kontinentalplatte, die eine Absenkung der Landmasse zur Folge hatten. Das Meer überflutete noch ein letztes Mal das Gebiet und lagerte vor allemAbtragungsschutt wieSand undGeröll ab. Schließlich erhielt der Vercors seine heutige Gestalt. Die Eiszeiten hobelten die Täler zu breiten Trögen aus. Das Wasser nagte an den Kalkschichten, es entstanden Risse und Klüfte. Flüsse haben diese Risse schnell durchschnitten und tiefe Schluchten erzeugt. Zahlreiche Tropfsteinhöhlen entstanden durch einstürzende Hohlräume im Kalk.

Die heutigeErdoberfläche ist auffällig geprägt durchparallele Falten in Nord-Süd-Richtung, die sich durch die gesamten westlichenVoralpen ziehen. Sie entstanden, als sich in den östlich benachbartenMassifs cristallins externes (äußere kristalline Massive)Belledonne undPelvoux steil erhoben. Dadurch wurden die Sedimente zu den parallelen Falten der heutigenChaînes Subalpines, der subalpinen Kette, zusammengeschoben. Teilweise wurden die Falten überkippt, so dass heute ältere Lagen über jüngeren angetroffen werden können.
Diese Falten sind einem ständigenErosionsprozess ausgeliefert. Die Reste der hoch liegenden Teile der Falten (Antiklinalen) bilden die mächtigen Bergketten des Vercors. Vor allem die freigelegtenRiffkalke ragen schroff empor und zeigen bis zu 300 m steil abfallende Klippen. Sie sind reich anFossilien, vor allemAmmoniten und frühen im Meer lebendenSchnecken. In den mürben Mergelschichten dazwischen finden sichpyritisierte Ammoniten undBelemniten. In den Faltentälern (Synklinalen) ist die Erosion weniger fortgeschritten. Hier haben sich die sandigen Ablagerungen des Miozäns und die Flachwasser-Kalke der oberen Kreide erhalten.
Spuren derNeandertaler lassen vermuten, dass schon in der mittlerenAltsteinzeit vor ungefähr 70.000 Jahren die Höhleneingänge (zum Beispiel derGrotte de Choranche) und überhängende Felsen als Unterschlupf genutzt wurden. Seitdem haben radikaleKlimaveränderungen Landschaft und Tierwelt mehrfach stark verändert.
Die Neandertaler benutztenFeuersteinwerkzeuge derLevalloistechnik. Sie mussten sich mit Hilfe dieser Werkzeuge mitHöhlenbären undHöhlenlöwen auseinandersetzen undBisons,Hirsche sowie Steinböcke jagen. Während derWürmeiszeit, etwa 70.000 bis 35.000 Jahre v. Chr., waren die gesamten Alpen einschließlich des Vercors vergletschert. Gegen Ende dieser Zeitspanne aber fand die Besiedelung Europas durch denmodernen Menschen(Homo sapiens) mit gleichzeitiger Verdrängung der Neandertaler statt. Der moderne Mensch siedelte zuerst in den Ebenen im südlichen und zentralen Frankreich, ab etwa 11.000 v. Chr. auch im Vercors und in den Alpentälern. Das Klima war immer noch kalt und rau, die Landschaft eineKaltsteppe mit geringem Baumbestand. Hauptlebens- und -jagdgebiete blieben daher die Ebenen (Saint-Nazaire-en-Royans undRomans), wo Rentier, Pferd und Bison neben den Kleintieren die wichtigsten Fleischlieferanten und auch die Motive für Knochengravierungen waren. Im Vercors bildeten vor allem Steinbock (La Chapelle-en-Vercors) und Forellen die Jagdbeute, während die Murmeltiere warme Pelze gegen die immer noch herrschende Kälte liefern mussten. Feuersteingeräte mit großer handwerklicher Präzision hergestellt, sowie Knochenwerkzeuge waren die notwendigen Waffen für Speere und Harpunen, Kratzer und Schaber für die Fleisch- und Fellbearbeitung, dienten aber auch als Beigaben zum Beispiel in einemMagdalénien-Grab beiSaint-Agnan-en-Vercors.
Etwa 9000 Jahre v. Chr. begann die noch andauerndeWarmzeit. Die Landschaft veränderte sich wiederum sehr schnell und stark, Kiefern- und Birkenwälder ersetzten die Kaltsteppe, die Zahl der jagdbaren Tiere ging zurück, der Steinbock wanderte in höhere, nur schwer erreichbare Hochgebirgsregionen, Rentier- und Pferdeherden zogen nach Norden ab. Der Mensch musste seine Lebensweise anpassen, das Magdalénien ging insAzilien über. Die nun mehr vereinzelt auftretenden Tiere wurden mit Pfeil und Bogen gejagt. Die Höhlen wurden nicht mehr bewohnt, die Lager mussten den Jagdtieren folgen, die Feuersteinwerkzeuge wandelten sich zuMikrolithen von etwa einem bis drei Zentimetern Länge, die universal als Schneidwerkzeuge oder als Bestandteile von Waffen (Speer- und Bogenspitzen) nutzbar waren.
In diese Zeit fällt auch dieDomestizierung des Hundes und der langsame Übergang vom rein nomadischen Jäger zum mehr sesshaften Hirten und Bauern. Im Vercors, wie überhaupt im Alpenbereich, ist dies etwa auf den Zeitraum von 4000 bis 2000 Jahre v. Chr. anzusetzen. Äxte für größere Rodungen,Keramikgefäße zur Lagerung der Ernteerträge, dauerhaftere Siedlungen für eine steigende Bevölkerung kennzeichnen die mittlereJungsteinzeit. Die Technik der Feuersteinbearbeitung bleibt im erzarmen Vercors erhalten, wird qualitativ (Sensen, Sicheln, Schmuck) und quantitativ (Export aus derHochebene vonVassieux-en-Vercors) erweitert. Erst gegen Ende derBronzezeit (ca. 1750–750 v. Chr.) gibt es auch eine regionale Metallproduktion, vor allemPfeilspitzen und Schmuck, parallel dazu aber bleibt die Bearbeitung des Feuersteins ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die immer mehr aufSesshaftigkeit, Bauern- und Hirtenarbeit abgestellte Gesellschaft im Vercors hatte als Haustiere vor allem Schweine, Rinder und Schafe, wobei bei der Fleischversorgung die Jagd auch weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Immer größere Rodungen im Vercors sowie die Entdeckung zahlreicher Mühlen und Mörser weisen auf eine starke Ausweitung der Getreidewirtschaft, aber auch auf eine steigende Bevölkerungszahl hin.
Ungefähr um 750 v. Chr. drangen Reiterstämme aus dem Norden mit eisernen Waffen in das Vercors-Gebiet ein (Grab beiSaint-Thomas-en-Royans).
Für dieRömer waren die klimatisch milden Tiefebenen um den Vercors ein bevorzugter Lebensraum. Für Denkmäler und Prachtbauten bauten sie auf den Hochplateaus Kalkstein ab. Ein Steinbruch ist noch erhalten, ebenso ein StückRömerstraße.
Eine Klimaverschlechterung machte dieRinderzucht schwieriger, Schafe und Ziegen wurden die wichtigsten Nutztiere.Germaneneinfälle am Ende des weströmischen Reiches machten den Vercors dann zu einem Schutz- und Rückzugsbereich, in dem Kultur und Gesellschaft sich ohne große Veränderungen über das Mittelalter hinaus erhielten. Reste von Befestigungsanlagen lassen auf die Kontrolle des Handelsweges zwischen Grenoble und Die schließen.
Über das Mittelalter im Gebirgsmassiv ist wenig erhalten. Es scheinen sich auf Grund fehlender Zentralgewalt zunächst mehrere ansässige Lokalfürsten herausgebildet zu haben, die ihren Anspruch mit relativ primitiven Festungsanlagen bestärkten. Diese wurden vermutlich vor allem zum Zweck der, vielleicht sogar räuberischen, Kontrolle an engen Handelswegen angelegt. In Hochlagen des Vercors siedelten sich Mönche an, die vor allem mit Landwirtschaft und Viehzucht ihr Auskommen fanden. Schließlich konnten die Herren von Sassenage die Herrschaft über einen großen Teil des Vercors erlangen.
Im 16. Jahrhundert fand derProtestantismus in der Gegend um den Vercors eine starke Anhängerschaft, was mehrere blutigeBürgerkriege hervorbrachte. DasEdikt von Nantes (1598) ermöglichte dann eine friedliche Koexistenz vonKatholiken und protestantischenHugenotten. Mit seinem Widerruf imEdikt von Fontainebleau 1685 flohen die meisten Hugenotten in die Schweiz. Einige blieben aber und schlossen sich im Widerstand zusammen.

Während derdeutschen Besatzung imZweiten Weltkrieg war der Vercors ein wichtiges Zentrum derRésistance, als Rückzugs-, Ausbildungs-,Lazarett- (Grotte de la Luire) und Versorgungsgebiet einer aktiven Gruppe vonMaquisards, die vom Vercors ausPartisanenüberfälle vor allem im Rhônetal und in den Alpen organisierten. Am 1. Februar 1944 wurden unter anderem die Vercors-Kämpfer zu denForces françaises de l’intérieur (FFI) vereinigt; nach einer (rückblickend: stark übertriebenen) EinschätzungEisenhowers hatten sie einenKampfwert von 15 Divisionen. DieAlliierten undGeneral de Gaulle sicherten dem Vercors zu,Luftlandetruppen hier abzusetzen und die Kämpfer über eineLuftbrücke mit Waffen, Munition und wichtigen Gütern zu versorgen. Diese Zusage war nur sehr unbestimmt gegeben worden, dennoch vertrauten die Widerstandskämpfer auf diese Unterstützung und riefen nach dem 6. Juni 1944 dieRépublique du Vercors aus. Über 4000 Kämpfer sammelten sich; der Partisanenkampf sollte zu einem offenen, bewaffneten Aufstand werden.
Die alliierte Zusage wurde aber nicht eingehalten: Es wurden keine zusätzlichen Truppen gesandt, die Versorgung über eine Luftbrücke blieb aus, die Vercors-Kämpfer waren isoliert und auf sich gestellt. Schwere Waffen fehlten völlig.

Die Bedrohung derEtappe durch einen offenen, bewaffneten Aufstand vom Vercors aus war für dieWehrmacht nicht tragbar; noch im Juli 1944, einen Monat vor der BefreiungGrenobles durch die Alliierten, griffen am 21. Juli zwei ausGebirgsjägern bestehende Kampfgruppen der157. Reserve-Division (Gruppe Schwehr undGruppe Seeger) die Felspässe an, von Süden drang eine gepanzerte Kampfgruppe der9. Panzer-Division (Gruppe Zabel) vor. Im Herzen des Plateaus landeten zwei Kompanien Fallschirmjäger (Gruppe Schäfer) mitLastenseglern (DFS 230). Es waren keine Truppen derWaffen-SS, wie man lange Zeit annahm. Besonders die Fallschirmjäger, die ab 23. Juli noch von rund 50 Soldaten einesOstbataillons verstärkt wurden, begingen unterSS-ObersturmbannführerWerner Knab[1] mehrere Kriegsverbrechen. Die Dörfer Vassieux-en-Vercors undLa Chapelle-en-Vercors sowie zahlreiche Einzelgehöfte wurden fast vollständig niedergebrannt, in Vassieux über 70 Zivilisten als Repressalie hingerichtet. Gefangene Widerstandskämpfer wurden alsFreischärler erschossen. Insgesamt starben so 639Widerstandskämpfer und 201Zivilisten. Die deutschen Verluste betrugen etwa 100 Mann. Bei der Eroberung des Höhlenlazaretts Saint-Martin (Grotte de la Luire) am 27. Juli wurden 19 verwundete Widerstandskämpfer ermordet, zwei Ärzte und ein Priester in Grenoble exekutiert und zwei Krankenschwestern in dasKZ Ravensbrück deportiert (eine der beiden, Rosine Cremieux, erlebte das Kriegsende und die Befreiung, da sie floh und von einem ehemaligen Kommunisten inHainsberg bei Freital versteckt gehalten wurde). Ein ebenfalls gefangener US-amerikanischerKommandosoldat wurde verschont, obwohl er laut demKommandobefehl hinzurichten gewesen wäre. Die meisten Widerstandskämpfer konnten sich in den unzugänglichen Wald von Lente zurückziehen. ImMusée de la Résistance in Vassieux-en-Vercors mit dem Ehrenfriedhof Cimetière National du Vercors für 186 Gefallene der Résistance werden die Geschehnisse dieses Widerstandes dokumentiert, ebenso imRésistance-Museum von Grenoble.

Der nördliche Teil des Vercors-Gebirge war während derOlympischen Winterspiele 1968 Austragungsort zahlreicher sportlicher Wettbewerbe. Zu diesem Zweck wurden die Zufahrtsstraßen ausgebaut und neue Sportanlagen errichtet. InAutrans fanden die Wettkämpfe imSkilanglauf undBiathlon statt; außerdem entstand dort die SkisprungschanzeLe Claret. Eine weitere Schanze wurde inSaint-Nizier-du-Moucherotte errichtet, dieDauphiné-Skisprungschanze ist jedoch seit 1990 außer Betrieb und wird dem Zerfall überlassen.Villard-de-Lans war Standort der olympischenRodelbahn.

1970 begründete der französische Staat zusammen mit den regional tangierten Gemeinden denRegionalen Naturpark Vercors (französischParc naturel régional du Vercors), was in etwa einem deutschenLandschaftsschutzgebiet entspricht. 1985 wurde mit 170 Quadratkilometer das größte Naturschutzgebiet Frankreichs, dieRéserve naturelle des Hauts plateaux du Vercors unter Schutz gestellt. Es umfasst den Ostteil des mittleren Haupttales und vor allem den steilen Ostrand des Vercors mit Wäldern, Hochwiesen, Kalkplateaus und Steilhängen.
Im Regionalpark gedeihen etwa 1800Pflanzenarten, darunter 60Orchideen. 135 Vogelarten und 65 Säugetierarten haben hier ein zum Teil letztes Reservat gefunden.
Im Süden und Westen herrschenmediterrane Ebenen und hügeliges Bergland vor, während im Norden und Osten in Bergwäldern und Hochtälern ein raueresalpines Klima regiert. Die milderen Gegenden werden landwirtschaftlich genutzt. Laubwälder mitEichen undBuchen, darunterKiefern, besiedeln die eher naturbelassenen Gebiete. In den höheren Lagen herrschen Nadelwälder, vor allem mit Kiefern undFichten vor, ebene Hochflächen werden als Weide benutzt oder sindHeideland.


In den höchsten alpinen Lagen (1600 bis 2350 Meter) wachsenweiße Narzisse,Silberdistel,gelber undStängelloser Enzian,Paradieslilie,Spinnweb-Hauswurz und dasEdelweiß. Auf den Wiesen der Hochtäler (900 bis 1600 Meter) gesellen sich nochFeldenzian,Kreuzenzian und derSeidelbast dazu.
In allen Lagen, bis auf die höchsten unwirtlichen, sind zu Hause Feldenzian und Kreuzenzian,Frühlings-Krokus,gelbe Narzisse,Türkenbund,Hunds-Zahnlilie und diewilde Tulpe, die ein Motiv des Regionalpark-Logos ist. An manchen Stellen finden sich hier derWeiße Affodill, in den wärmeren, mediterranen Waldgegenden (200 bis 900 Meter) außerdem nochGraslilie,Binsenlilie undHerbst-Zeitlose.
Berühmt ist der Vercors für den einzigartigen Reichtum anOrchideen. Etwa 60 Arten kommen im Gebiet vor. DerFrauenschuh, die Orchidee mit der größten Blüte, kommt noch verbreitet vor. In Höhenlagen sind alpine Arten wie dasschwarze Kohlröschen anzutreffen, in Tallagen dagegen eher mediterran verbreitete Orchideen wieAffen-Knabenkraut,Südfranzösisches Knabenkraut,Dreizähniges Knabenkraut,Ohnhorn undDrôme-Ragwurz. Besonderheiten sind die gehäuften Vorkommen des ansonsten extrem seltenenSpitzels Knabenkrautes sowie die Massenvorkommen desHolunder-Knabenkrautes auf den Hochplateaus. Weiterhin findet manFuchs’ Knabenkraut,Kleines Knabenkraut,Helm-Knabenkraut,Männliches Knabenkraut,Rotes Waldvöglein und viele Arten mehr.
Neben diesen eher spektakulären Pflanzen gibt es auch noch weitere rare Arten, darunter exemplarisch denWolfshut, dieKüchenschelle, denGelben Fingerhut,Schneeglöckchen,Alpenglöckchen und dieAlpenrose.


Wie fast überall in Europa waren auch im Vercors die großen Raubtiere so gut wie verschwunden. Der letzteBraunbär wurde 1938 erlegt. Mittlerweile gibt es jedoch wiederLuchse und (seit 1996) auchWölfe. Die Vielfalt der Tierwelt ist in Europa einzigartig. Speziell an den Steilhängen der Riffkalke sindSteinadler,Wanderfalke,Uhu,Alpensegler,Felsenschwalbe und derMauerläufer, der nur selten fliegt, unterwegs. Als einziges großes Säugetier findet sich hier der in den 1990er-Jahren wieder eingebürgerteAlpensteinbock. Die höheren Lagen des Vercors besiedelnRaufußkauz,Habicht,Eisvogel,Haselhuhn,Fichtenkreuzschnabel undSchwarzspecht.
DerBart- undMönchsgeier konnte in den letzten Jahren wieder eingebürgert werden. In den höchsten Lagen kommen nochTannenhäher,Steinkauz undBirkhuhn vor, das ebenfalls das Logo des Naturparks ziert, außerdem noch derSchneehase und dasAlpenmurmeltier, ebenfalls wieder eingebürgert. Eine Kostbarkeit ist der sehr selten gewordeneApollofalter, dessen Raupen vonFetthennen (Sedum) leben, einer mit dicken fleischigen Blättern ausgestatteten Pflanze, die es noch hoch oben gibt. Etwas tiefer finden sich dann auch nochGämse,Europäischer Mufflon und Hirsch sowie an ReptilienRingelnatter,Vipernatter undErdkröte.
Großen Artenreichtum weisen die warmen tieferen Lagen auf:Kernbeißer,Neuntöter,Bienenfresser,Pirol,Spechte, Steinkauz,Zwergohreule,Schwarzmilan,Rotmilan und in den wasserreichen Niederungen derFischadler,Rohrweihe,Seidensänger, und, wieder eingebürgert, derBiber.Äskulapnatter undWestliche Smaragdeidechse lieben ebenfalls die südliche Wärme.
Allgegenwärtig ist der zierliche, bunteTurmfalke. Auch die zahlreichen Grotten bergen viele Lebewesen, beispielsweise etwa 30Fledermausarten wieFransenfledermaus,Wasserfledermaus,Kleine undGroße Hufeisennase.

Im Mittelalter und früherer Neuzeit wurden die Hochtäler des Vercors vorwiegend landwirtschaftlich genutzt, vor allem durch Klöster und Einsiedeleien. Begehrt war dieHolzkohle des waldreichen Vercors. Eineeffektive wirtschaftliche Nutzung des Vercors wurde allerdings durch die erschwerte Zugänglichkeit zumeist verhindert. Es führte von der nördlichen weniger schroffen Seite des Vercors eine schmale Straße in Richtung Süden, ansonsten gab es Wege undSaumpfade. In den sechziger Jahren wurde in aufwendigen Ingenieursleistungen der Vercors für den allgemeinen Straßenverkehr zugänglich gemacht, teilweise wurden die Straßen als Galerien aus den Kalkfelsen gesprengt. Das bedeutete vor allem die Erschließung für den Tourismus, der heute einen bedeutenden Anteil im Einkommensportefeuille der Vercorianer belegt.
Wie die meisten Feriengebiete Frankreichs wird der Vercors zum größten Teil von den Franzosen selbst besucht. Auch die Bewohner der benachbarten Universitätsstadt Grenoble profitieren von den Freizeitangeboten in Vercors. Die Bandbreite der touristischen Angebote erstreckt sich von anspruchsvolleren Sportarten wieGleitschirmfliegen,Bergsteigen und Höhlenerkundungen bis zu den Klassikern des Sports,Skifahren undWandern, wobei speziell hier auch geführte Wanderungen und Packagetouren angeboten werden. Sogar Wandern mitSchlittenhundgespannen sind möglich. Tropfsteinhöhlen, die für den Besucher erschlossen worden sind, treffen auf großes Interesse.
Auch das Konzept des regionalen Naturparks trägt zur Beliebtheit dieses Feriengebietes bei. Der Park hat als Ziel die Erhaltung der Landschaft und Bewahrung der traditionellen wirtschaftlichen und traditionellen Kultur. So ist hier auch dienachhaltige Landwirtschaft wieder rentabel geworden. Einheimische Produkte wieSchafskäse und Honig erfreuen sich größter Nachfrage auf den regionalenWochenmärkten. Ein zentraler Begriff ist hier auch die Transhumance ovine, der sommerliche Auftrieb der Schafherden der französischen Provence auf die Hochweiden des Vercors, wenn die heimatlichen Wiesen in der Sommerdürre gelb werden (vgl.Transhumanz). Früher wurden die Schafe über schmale Pfade hinaufgeleitet, heutzutage werden zumeist große Viehtransporter eingesetzt, was für das Vieh schonender ist.

Die östliche Gebirgswand ohne eine einzige Straße schließt im Süden mit dem grandiosen und unverwechselbarenMont Aiguille ab. Dieser auch heute noch mit erheblichem Schwierigkeitsgrad definierte Berg war der Geburtsort des alpinen Bergsteigens. Der SöldnerführerAntoine de Ville bezwang den „Olymp des Vercors“ im Auftrag von KönigKarl VIII. und dieser markante Berg wurde somit der erste mit Seilen, Eisenhaken und Leitern erkletterte Berg.
Von Norden her führt die D531 durch dieGorges d’Engins vonGrenoble in den Vercors, der einzige empfehlenswerte Zugang für Wohnanhänger-Gespanne und große Wohnmobile. Gleich am Anfang des Aufstiegs hinauf in den Vercors liegt die OrtschaftSassenage. Dort bilden dieGrottes de Sassenage, von denen zwei durch einen Wasserfall verbunden sind, mehrere übereinander gelagerte Gewölbe.
Ebenfalls von Norden nachVillard-de-Lans führte die D218 (im Anfangsbereich ab Saint-Quentin-sur-Isère steil und schmal, mit einer weiteren ebenfalls steilen und engen Zufahrt über die D3 vonVeurey-Voroize) nachAutrans und in die Gorges de la Méaudret. Die D218 ist allerdings seit einem Erdrutsch in den 1990er-Jahren kurz vor dem Tunnel du Mortier unterbrochen und an dieser Stelle allenfalls noch zu Fuß passierbar. Es gibt nach Auskunft der örtlichen Behörden keine Pläne, sie jemals wieder herzurichten, da die Gefahr eines neuerlichen Erdrutsches an dieser Stelle als zu groß bewertet wird. Im Nordosten ist der Vercors von Grenoble aus über die D106 viaSaint-Nizier-du-Moucherotte erreichbar.
Im Nordwesten gibt es noch die teilweise gefährliche, sehr schmale und steile D35 vonRovon (Route des Ecouges) zu den oberenGorges de la Bourne. Im Nordwesten ist vonCognin-les-Gorges aus durch eine sehr enge, kurvenreiche und steile Schluchtenstraße (Gorges du Nan) der Cirque de Mallevat erreichbar. Die Westseite des Vercors ist stark zerklüftet und bietet durch die Schlucht der Bourne, dieGrands Goulets und über denCombe Laval mit dem Pass de la Machine Zufahrtsmöglichkeiten. Die Straße durch die Grands Goulets wurde allerdings 2008 für den öffentlichen Verkehr gesperrt und durch einen Tunnel ersetzt.

In den Gorges de la Bourne befindet sich die ebenfalls für Touristen erschlosseneGrotte de Choranche, mit bis zu 15 Meter hohe Sälen, Versteinerungen undTropfsteingebilden. Sie beherbergt einen unterirdischen See von etwa 50 Meter Länge und bis zu 8 Metern Tiefe. Weiter führen die Gorges de la Bourne vonPont-en-Royans zum Hauptort des Vercors, Villard-de-Lans.
Die Goulets, eine vor allem im oberen Teil, dem Galerientunnel der Grands Goulets, sehr eindrucksvolle Klamm, sind ebenfalls von Pont-en-Royans erreichbar und enden in Barraques-en-Vercors. Auf der Hochfläche dieser Zufahrt sind die Grotten de la Luire, die als Lazarett für Résistance-Kämpfer des Zweiten Weltkriegs bekannt wurde, und la Draye Blanche Serre Plume zu besichtigen.

VonVassieux-en-Vercors (Necropole du Vercors undMusée de la Résistance) geht die D76 über den Col de Lachau durch den Wald von Lente, dem Zufluchtsgebiet der Résistance-Kämpfer 1944 zum Combe Laval, einem kühn bis zu 600 Meter über der Laval-Schlucht in den Fels geschlagenen Passübergang nachSaint-Jean-en-Royans, von wo die D70 zum Col de Tourniol geht.
Dieser Pass ist von Vassieux-en-Vercors auch über den Col de la Bataille erreichbar. Am Treffpunkt dieser beiden Straßen liegt das kleine aufgelassene KlosterLéoncel, das besichtigt werden kann.
Von Süden her, ausDie kommend, wird der Vercors durch denCol de Rousset erschlossen, eine sehr kurvige, teilweise steile Straße, die das Hochtal durch einen etwa 200 Meter langen Tunnel erreicht. Dieser verbindet zwei manchmal sehr unterschiedlich ausgebildete Klimazonen; oft fährt man durch Nebel und Regen die Auffahrt auf der Hochebene und erlebt nach der Durchfahrt des Scheiteltunnels den sonnigen Süden. Von hier aus hat man außerdem einen weiten Blick über die schon provenzalisch anmutenden Berge des Diois.
44.9666666666675.41666666666672350Koordinaten:44° 58′ N,5° 25′ O