Verarbeitungsstufe

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UnterVerarbeitungsstufen versteht man in derProduktionswirtschaft die derUrproduktion folgendenProduktionsprozesse (oft in anderenBetrieben), die durchBearbeitung,Raffination,Veredelung oderWeiterverarbeitung ausRohstoffenmarktreifeEndprodukte herstellen. Pendant imHandel ist dieHandelsstufe.
Wenn es um die Veränderung von Stoffeigenschaften durch die Verarbeitung geht, spricht man stattdessen eher vonVerarbeitungsgrad.

Die zwischen Ausgangs- undFertigprodukt liegendenZwischenprodukte werden je nach Zusammenhang auch alsHalbzeug oderHalbfabrikat bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

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Verarbeitungsstufen sind das Ergebnis modernerArbeitsteilung undSpezialisierung. Der Begriff „Verarbeitungsstufen“ ist mehr empirischer als theoretischer Natur. Man versteht darunter einen oder mehrere Bearbeitungsprozesse auf dem Weg derProdukte vomRohstoff undGrundstoff zumFertigerzeugnis, die sich durch die Art der verwendetenAnlagen, denBetriebszweck oderOrganisationsmittel der Bearbeitung von anderen Bearbeitungsprozessen unterscheiden.[1] BeiDienstleistungen werden Leistungen an einem Objekt erbracht (beispielsweise bei derAutoreparatur amKraftfahrzeug oder dieBehandlung durch denArzt amPatienten). Deshalb besteht bei Dienstleistungen entsprechend die Dienstleistungskette aus einzelnenLeistungsstufen anstelle von Verarbeitungsstufen.[2]

Mehrere Verarbeitungsstufen

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Aufzuteilen sind die Betriebe der Rohstoffgewinnung (primärer Sektor), die beispielsweise imBergbauEisenerzabbauen, andere Betriebe imsekundären Sektor übernehmen diesesVorleistungsgut etwa für dieStahlerzeugung (erste Verarbeitungsstufe), der Stahl wird beispielsweise imKarosseriebau (zweite Verarbeitungsstufe) verwendet, der alsZulieferer für dieAutomobilindustrie (dritte Verarbeitungsstufe) fungiert. Der sich anschließendeHandel gehört keiner Verarbeitungsstufe an, weil er das Produkt lediglichlagert undwieder verkauft. Je geringer dieFertigungstiefe in einem Unternehmen ist, umso mehr Verarbeitungsstufen sind für das Endprodukt erforderlich. Umgekehrt können horizontaleMischkonzerne mehrere Verarbeitungsstufen in sich vereinigen.[3] VollsynthetischeChemiefasern durchlaufen bis zu drei Verarbeitungsstufen zur Marktreife, nämlichSpinnen,Weben oderWirken undKonfektionieren.[4]

Produkt1. Verarbeitungsstufe2. Verarbeitungsstufe3. Verarbeitungsstufe
GetreideErnteGetreideflocken,Mehl,SchrotBrot,Müsli,Nudeln
RinderRindermastSchlachtung und Zerlegung in Viertel oder HälftenSchinken,Steaks,Wurst
EisenerzStahlerzeugungKarosseriebauAutomobilherstellung
NutzholzHolzgewinnungHolzverarbeitungMöbelbau
MetallgewinnungGießereienMetallverarbeitungWerkzeugbau
MineralölindustrieDestillationCrackenHydrierung

Die Leistungsstufen im Dienstleistungssektor müssen über mehrere Betriebe stattfinden wie etwa die Komplettierung einerPauschalreise durch Leistungsketten wieFlugreise,Hotel undReiseleitung. BeiKreditinstituten besteht beispielsweise dasKreditgeschäft lediglich aus derFertigungstiefe innerhalb desselben Unternehmens, diese umfasst dieRefinanzierung aus demPassivgeschäft, es folgt dieFristen-,Losgrößen- sowieRisikotransformation und schließlich dieKreditauszahlung.

Wirtschaftliche Aspekte

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Mehrere Verarbeitungsstufen gehören zu einerWertschöpfungskette, dieRessourcen verbraucht, inProzessen miteinander verbunden ist und letztlichWerte schafft. Die Wertschöpfungskette ist nichts anderes als eine vertikale Reihe von Verarbeitungsstufen. Zwischen den einzelnen Stufen der Wertschöpfungsketten bestehen so genannteTransaktionsschnittstellen, bei denen Produkte oder Dienstleistungen von einer technisch definierbaren Verarbeitungsstufe an die nächste übergeben werden.[5] Die engste Verknüpfung zwischen zwei Verarbeitungsstufen ist dieJust-in-time-Produktion. Bei Produkten findet eine Transformation statt, etwa von Kakao zu Schokolade; bei Dienstleistungen gibt es beispielsweise die Komplettierung einer Pauschalreise durch Leistungsketten wie Flugreise, Hotel und Reiseleitung.

DieGeschäftsbeziehungen zwischen denLieferanten/Zulieferern und ihren Kunden einzelner Verarbeitungsstufen führen zu wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Das wirkt sich einerseits etwa beiLieferengpässen insbesondere in der Just-in-time-Produktion aus, andererseits auch bei denAnschaffungskosten. Monopolistische Tendenzen bei Zulieferern verhindern Redundanzstrategien. Die Kombination von Wertschöpfungsketten und Vernetzung führt zurNetzwerkketten (englischnetchain), die auf demAgrarmarkt sogar zwei Wirtschaftszweige (Agrarproduktion undHandel) umspannen.[6][7]

Bei derVorwärtsintegration werden nachgelagerte Verarbeitungsstufen integriert, während bei derRückwärtsintegration vorgelagerte Verarbeitungsstufen übernommen werden. Stellt ein Unternehmen bisher von Lieferanten bezogene Vorleistungsgüter selbst her, so führt es eine Rückwärtsintegration durch und erhöht die Fertigungstiefe.[8] Wenn umgekehrt ein Unternehmen Vorleistungsgüter für seine Abnehmer herstellt und deren nachgelagerte Verarbeitungsstufe übernimmt, liegt Vorwärtsintegration vor.

DerExport einer höheren Verarbeitungsstufe bringt größere Deviseneinnahmen.[9] DieIndustrialisierung inEntwicklungs- undSchwellenländern wird deshalb dazu führen, dass diese die Rohstoffe im eigenen Land weiterverarbeiten, so dass bestimmte niedrige Verarbeitungsstaufen in denIndustriestaaten verschwinden werden (etwa Fertigkupfer statt Rohkupfer).[10] Hier setzt häufigProtektionismus ein, wenn Staaten bei unerwünschtenImporten aus Entwicklungs- und Schwellenländern ihre Zölle am Verarbeitungsgrad der Produkte ausrichten. In der Literatur wird für diese Eskalation nominaler Zollraten von niederen zu höheren Verarbeitungsstufen der Begriff „Kaskadenzoll“ verwendet.[11]

Abgrenzung

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Die Verarbeitungsstufe muss von derFertigungsstufe unterschieden werden. Während mehrere Fertigungsstufen in einem einzigen Betrieb imProduktionsprozess vorhanden sein können, gibt es Verarbeitungsstufen nur zwischen mehrerenBetrieben. Verwendet die Stahlerzeugung den Stahl im obigen Beispiel nicht zum Karosseriebau, sondern für Stahlband, so umfasst der Prozess der elektrolytischen Stahlbeschichtung beispielsweise drei Fertigungsstufen. Zunächst wird die Bandoberfläche durch Beizen gereinigt, in der zweiten Stufe durchläuft das Band Beschichtungszellen, wo es durch eine elektrolytische Lösung geführt wird. In einer dritten Fertigungsstufe wird das Band mit einer Phosphatschicht versehen.[12]

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Walter E. Becker,Die koordinierte Spezialisierung in der Industrie, 1963, S. 80
  2. Axel Lehmann,Dienstleistungsmanagement: Strategien und Ansatzpunkte zur Schaffung von Servicequalität, 1993, S. 57
  3. Walter E. Becker,Die koordinierte Spezialisierung in der Industrie, 1963, S. 103
  4. Peter Thurmann,Grundformen des Markenartikels: Versuch einer Typologie, 1961, S. 71 f.
  5. Thomas Bieger,Das Marketingkonzept im St. Galler Management-Modell, 2019, S. 44
  6. Brigitte Petersen/Manfred Nüssel (Hrsg.), Qualitätsmanagement in der Agrar- und Ernährungswirtschaft, 2013, S. 75
  7. Sergio G. Lazzarini/Fabio R Chaddad/Michael Lee Cook,Integration supply chains and network analysis, in: Journal on Chain and Network Science vol. 1, 2001, S. 7–21
  8. Jochem Piontek,Controlling, 2005, S. 38
  9. Verlag Die Wirtschaft (Hrsg.),Sozialistische Außenwirtschaft, Band 13, 1963, S. 34
  10. Wilhelm Cornides Verlag für Internationale Politik (Hrsg.),Europa-Archiv, Band 26, 1971, S. 190
  11. Markus Kramer,Effektive Protektion von Rohstoffproduktion und -Verarbeitung, 1988, S. 3
  12. Matthias Wichmann,Auftragsbasierte Belegungsplanung von Stranggießanlagen in der stahlerzeugenden Industrie, 2014, S. 22
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