Ventotene
Ventotene | ||
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Gewässer | Golf von Gaeta,Tyrrhenisches Meer | |
Inselgruppe | Pontinische Inseln | |
Geographische Lage | 40° 47′ 35″ N,13° 25′ 36″ O40.79313.4267139Koordinaten:40° 47′ 35″ N,13° 25′ 36″ O | |
Fläche | 1,54 km² | |
Höchste Erhebung | 139 m | |
Einwohner | 700 455 Einw./km² | |
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Ventotene ist eineitalienischeInsel imTyrrhenischen Meer. Sie gehört als eine derPontinischen Inseln zurProvinz Latina in der RegionLatium. Die Insel hat 689 Einwohner (Stand 31. Dezember 2023). Ihrantiker Name lautetePandataria oderPandateria.
Geographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Insel hat eine Fläche von ungefähr 154Hektar und istvulkanischen Ursprungs. Sie ist der Hauptteil derGemeinde Ventotene, zu der auch die kleine vorgelagerte, heute unbewohnte InselSanto Stefano rechnet.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Insel diente unter denrömischen Kaisern häufig als Verbannungsort, so für weibliche Familienangehörige wieJulia, Tochter des KaisersAugustus (2 v. Chr.),Agrippina (29 n. Chr.), Enkelin des Kaisers, undOctavia. Auch die Gattin desFlavius Clemens,Domitilla, soll nach Pandataria verbannt und dort zu Todegemartert worden sein.
Nach der Antike wurde die Insel erst wieder in der Regierungszeit derBourbonen inNeapel besiedelt.
Ventotene war eine der Inseln (s. auchLipari,Tremiti,Ponza), die dasfaschistische Regime als Verbannungsort für politische Gegner, die sogenanntenConfinati, ausgewählt hatte. Die Kolonie in Ventotene wurde 1926 eröffnet und 1939 geschlossen, nachdem sie Tausende Antifaschisten aufgenommen hatte. 1940 wurde dort ein Internierungslager (campo di concentramento) errichtet.
Die ersten Internierten waren ehemaligeConfinati, deren Status von den Behörden einfach geändert worden war, um sie als Internierte auf der Insel zurückhalten zu können und nicht entlassen zu müssen. Der Winter 1941/42 setzte den Insassen besonders zu; sie litten Kälte und Hunger. Im Juni 1943 befanden sich in Ventotene 640Confinati und 230 Internierte. Im August 1943 wurden alle Internierten verlegt oder entlassen. Zu den prominenten Internierten in Ventotene gehörten führendeSozialisten,Kommunisten und andere Antifaschisten wieSandro Pertini, Francesco Fancello,Altiero Spinelli, Pietro Secchia,Mauro Scoccimarro,Giuseppe Di Vittorio, Alberto Jacometti und Mario Maovaz.[1] Altiero Spinelli wurde später auf Ventotene begraben.
Die Insel wurde durch das 1941 verfassteManifest von Ventotene „Für ein freies und einiges Europa“ bekannt. In der Tradition dieses Manifests findet jährlich das Internationale Ventotene-Seminar derJungen Europäischen Föderalisten Italien auf der Insel statt.
Seit den 1960er Jahren entwickelte sich der Tourismus, der heute die Haupteinnahmequelle der Insel bildet. Der italienische Staat hat die Insel Ventotene mit demEuropäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
Am 22. August 2016 trafen sich an Bord des HubschrauberträgersGiuseppe GaribaldiMatteo Renzi,François Hollande undAngela Merkel zu Beratungsgesprächen im Vorfeld desEU-Gipfels inBratislava vor Ventotene.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Zu den Sehenswürdigkeiten der Insel zählt die unter denBourbonen erbaute Kirche Santa Candida. Santa Candida war eineMärtyrerin inKarthago unterMaximian und ist dieSchutzpatronin von Ventotene. Zu ihren Ehren wird am 20. September eineWallfahrt veranstaltet, wobei ihre Statue aus der Kirche zum Hafen getragen wird, um dann wieder in die Kirche zurückzukehren.
Auch ließen die Bourbonen die heute als Bürgermeisteramt genutzte Burg errichten. Des Weiteren gibt es die Überreste der antiken Villa di Giulia sowie die umliegendenTauchgebiete. Auch haben die Römer an Land eine Fischzuchtanlage hinterlassen.
Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Es besteht eine tägliche Fährverbindung mitFormia. In den Sommermonaten steuern zusätzlich Fähren ausNeapel,Terracina undPonza die Insel an.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Belletristik:
- Beate Schaefer:Bacchantische Nacht. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002,ISBN 3-8218-0883-7.
- Claudio Paglieri, Christian Försch (Übers.):La cacciatrice di teste. Keine Pizza für Commissario Luciani. Roman. (deutsch). Aufbau-Verlag, Berlin 2010,ISBN 978-3-7466-2607-9.
Sachbücher:
- Alberto Jacometti:Ventotene. (italienisch). Mondadori, Mailand 1946,OBV.
- Fabrizia Ramondino,Maja Pflug (Übers.):L’isola riflessa. Im Spiegel einer Insel. (deutsch). Arche, Zürich (u. a.) 1999,ISBN 3-7160-2259-4.
- Monika Mokre:Ein Versuch über Inseln: Ventotene und Lampedusa. In: Gertrude Moser-Wagner (Hrsg.):Zugunruhe. Sonderzahl-Verlagsgesellschaft, Wien 2010,ISBN 978-3-85449-342-6, S. 41–48.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- portanapoli.de:Ventotene, Natur und Tradition im Mittelmeer, abgerufen am 19. September 2018
- X.: Die Verbrecher-Colonien Italiens. In: Neue Illustrirte Zeitung. Illustrirtes Familienblatt, Nr. 19/1881 (IX. Jahrgang), 30. Jänner 1881, S. 299, Mitte oben. (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/niz
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑ Carlo Spartaco Capogreco:I campi del duce. L’internamento civile nell’Italia fascista (1940–1943). (italienisch). Einaudi, Torino 2004,ISBN 88-06-16781-2, S. 203–204.