Varta AG

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VARTA AG

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RechtsformAktiengesellschaft
ISINDE000A0TGJ55
Gründung27. Dezember 1887
SitzEllwangen,Deutschland Deutschland
Leitung
  • Michael Ostermann, CEO[1]
  • Rainer Hald,CTO
  • Marc Hundsdorf,CFO
Mitarbeiterzahl4.498 (Ende 2022)[2]
Umsatz806,9 Mio. Euro (2022)[2]
BrancheElektrotechnik
Websitewww.varta-ag.com
Stand: 31. Dezember 2022
Luftansicht von Varta Microbattery inEllwangen

DieVarta AG ist ein deutscher Batteriehersteller mit Sitz imbaden-württembergischenEllwangen.

Varta ist der Markenname fürAkkumulatoren undBatterien. Der Markenname wird auch beim jährlich erscheinendenVarta Hotel- und Restaurantführer verwendet.

Die Varta AG produzierte an ihren Produktionsstandorten in Ellwangen,Nördlingen undDischingen sowie inBrașov (Rumänien) undBatam (Indonesien) im Jahr 2022 rund 3 Mrd. Batteriezellen und war der führende Hersteller von Haushaltsbatterien in Europa.[3]

Nach einerRestrukturierung gemäßUnternehmens­stabili­sierungs- und -restruk­turierungs­gesetz im Jahr 2024 soll das Kapital derAktiengesellschaft zu je 32 % derMT InvestCo und einerBeteiligungsgesellschaft derDr. Ing. h.c. F. Porsche AG sowie zu den übrigen 36 % existierenden Investoren gemeinsam gehören.[4] Vor der Restrukturierung war derSchweizer IndustriekonzernMontana Tech Components AG Mehrheitsaktionär mit 50,1 % derAktien.[5] Mitglied des Aufsichtsrates von Varta ist auchSven Quandt, Sohn des ehemaligen VorstandsvorsitzendenHerbert Quandt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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Entstehung der AFA

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Ursprung der Varta AG war dieAccumulatoren-Fabrik Tudor’schen Systems Büsche & Müller oHG, die am 27. Dezember 1887 imHagener OrtsteilWehringhausen vonAdolph Müller gegründet wurde. Er hatte das große Marktpotenzial fürAkkumulatoren zu dieser Zeit erkannt. Neben Paul Büsche waren mehrere Unternehmer und Bankiers aus Hagen als stille Teilhaber beteiligt. Im Jahr 1888 begann das Unternehmen mit der industriellen Fertigung von ortsfestenBleiakkumulatoren nach der Konstruktion vonHenri Owen Tudor, einem Ingenieur ausRosport (Luxemburg). Der Kapitalanteil von Paul Büsche wurde durch den Ingenieur Paul Einbeck übernommen. Daher wurde dieFirma am 1. Januar 1889 inAccumulatoren-Fabrik Tudor’schen Systems Müller & Einbeck oHG geändert. Um der Konkurrenz der beiden ElektrokonzerneSiemens undAEG zu entgehen, die ebenfalls die Produktion von Bleiakkumulatoren aufgenommen hatten, strebte Adolph Müller eine Kooperation mit diesen an. Nach Abschluss der Verhandlungen wurde unter Kapitalbeteiligung der oben genannten Konzerne und unter Mitwirkung derDeutschen Bank das Unternehmen am 1. Januar 1890 in dieAccumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft (AFA) umgewandelt. Als erstes Tochterunternehmen der AFA wurde 1890 die Generalrepräsentanz Wien mit eigener Fabrikation gegründet.[6][7]

Um jedem möglichen Patentstreit aus dem Wege zu gehen, erwarb die AFA am 4. April 1890 die Lizenzrechte für Deutschland des Patents vonCamille Alphonse Faure über auf die Bleiplatten aufgetragene Bleioxide. Der Besitz dieses Patentrechts ermöglichte der AFA ganz unerwartet strategische Maßnahmen größeren Ausmaßes. In den Jahren 1890 bis 1896 und darüber hinaus führte das Unternehmen gegen die zahlreichen deutschen Konkurrenten Patentverletzungsklagen, die zugunsten der AFA entschieden wurden. Somit konnte die AFA ihre Dominanz auf dem Markt weiter stärken und ihre technische Basis ausbauen.[8]

Die AFA wurde ab 1894 an derBerliner Börse notiert. Im Jahr 1897 verlegte die AFA ihre Hauptverwaltung nachBerlin.

Anfang des 20. Jahrhunderts

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Pertrix-Taschenlampe im Musée Somme, Frankreich

1904 erwarb die AFA dieWatt Accumulatoren-Werke AG, die an ihrem StandortBerlin-Oberschöneweide tragbare Akkumulatoren herstellte. Diese wurden fürTaschenlampen,Telegraphen und Signalapparate verwendet. Das Werk wurde zum zweitwichtigsten Standbein des Konzerns, seine Vertriebsgesellschaft namensVarta (Vertrieb,Aufladung,ReparaturtransportablerAkkumulatoren) weltbekannt.[9][10] Die bei den Watt-Werken entwickelte Gitterplatte wurde Ausgangspunkt für die Entwicklung derStarterbatterie für Automobile, die ab 1920 in die Fertigung ging.

Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs das Unternehmen schnell. 1912 erwirtschafteten etwa 4000 Beschäftigte im Deutschen Reich einen Umsatz von rund 31,4 MillionenMark. Bis 1914 wurden im In- und Ausland zahlreiche Werke und Tochterunternehmen gegründet oder übernommen, und zwar in Österreich (1890), Schweiz (1892), Russland (1897), Ungarn (1904),Galizien (1906), Italien (1907),Böhmen (1909), Rumänien (1911) und Schweden (1914).

Bis 1904 erwarb die AFA einen Großteil des Kapitals vonThe Tudor Accumulator Company Limited in England.[11] 1912 schloss sie einen sogenannten „Freundschaftsvertrag“ mit den FirmenSociété de l’Accumulateur Tudor (Paris) undSociété Anonyme Accumulateurs Tudor (Brüssel).[12] Daraus ergab sich eine erhebliche Ausweitung ihres Wirkungsbereiches.[13] Im Zuge dieser Entwicklung wurde 1924 auch das Akkumulatorenwerk für „Tudor- & Edison-Akkumulatoren“ inHirschwang nachLiesing im Süden Wiens verlegt.[14]

1905 entstand zusammen mit Siemens und AEG dieGesellschaft für elektrische Zugbeleuchtung, abgekürztGEZ, mit Sitz in Berlin.[15] 1913 wurde dieDeutsche Edison-Akkumulatoren-Company DEAC, die 1905 in Berlin zur Herstellung vonStahlakkumulatoren nachEdison-Bauart gegründet worden war, übernommen.[16] Im Stammwerk in Hagen wurden zu dieser Zeit hauptsächlich große ortsfeste Blei-Akkumulatoren produziert. Bereits 1904 wurde die ersteU-Boot-Batterie geliefert. Während desErsten Weltkrieges wurde die Produktion zunehmend auf die Bedürfnisse des Militärs umgestellt. Beispielsweise war das Werk in Hagen der einzige Produzent von U-Boot-Batterien im Deutschen Reich. Daher plante die britische Admiralität bereits im Ersten Weltkrieg Luftangriffe auf das AFA-Werk in Hagen.

Nach der Niederlage Deutschlands am Ende des Ersten Weltkrieges verlor die AFA ihre Tochtergesellschaften in England, Russland, Rumänien und Galizien. Dank qualitativ hochwertiger Produkte konnte sie jedoch bald ihre Geschäftstätigkeit im zivilen Bereich wieder aufnehmen.

Übernahme durch die Industriellenfamilie Quandt

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Aktie der Accumulatoren-Fabrik AG über 100 Reichsmark vom November 1941

Ab 1922 nutzte derIndustrielleGünther Quandt die momentanen wirtschaftlichen Fluktuationen, um systematisch Anteile an der AFA zu erwerben. Die Geschäftsleitung der AFA konnte sich nicht gegen diese Aktionen wehren, die als feindliche Übernahme empfunden wurden. Nach dem Erwerb der Aktienmehrheit wurde Quandt am 13. Juni 1923 Aufsichtsratsvorsitzender der AFA und 1938 Vorstandsvorsitzender. Bis zum Ausbruch desZweiten Weltkrieges wurde die AFA zu einem bedeutenden Teil der wirtschaftlichen Aktivitäten und Industriebeteiligungen der FamilieQuandt.

Weitere Diversifizierung zwischen den beiden Weltkriegen

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1926 erwarb die AFA die 1922 inHamburg gegründetePertrix Chemische FabrikAktiengesellschaft. Im neuen Pertrix-Werk inBerlin-Niederschöneweide entstandenTrockenbatterien und Taschenlampen.[17] Unter den Produkten dieses Werkes sind insbesondere dieAnodenbatterien fürRundfunkempfänger zu erwähnen. 1927 übernahm die AFA die 1921 gegründete GrubenlampenfabrikDominit-Werke GmbH ausDortmund. 1939 änderte sich die Gesellschaftsform derPertrix und Dominit-Werke, die Aktiengesellschaften wurden zu Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH). Beide Unternehmen blieben aber Tochterunternehmen der AFA.

Pertrix-Werbung auf Rechnungszettel 1942. Die Zeichen CC2 und CCH1 bezeichnenElektronenröhren.

In Hannover-Stöcken errichtete die AFA von 1936 bis 1938ein neues Werk, das ausschließlich für dieKriegsmarine Akkumulatoren für U-Boote undTorpedos herstellte.[18]

Die AFA in der Zeit des Nationalsozialismus

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Viele U-Boote derKriegsmarine im Zweiten Weltkrieg waren mitAkkus aus demAFA-Werk Hannover-Stöcken ausgerüstet

Günther Quandt gehörte zur Elite der deutschen Wirtschaft, die die Rüstungspolitik Hitlers bejahte und aktiv unterstützte.[19] Er sympathisierte ab 1931 mit derNSDAP, auch durch die Vermittlung vonGoebbels, der seine Ex-FrauMagda Behrend geheiratet hatte. 1937 wurde Quandt zumWehrwirtschaftsführer ernannt.

Die AFA war Hauptlieferant von Antriebsbatterien für U-Boote, vorwiegend der TypenVII,IX undXXI,Torpedos (G 7e/G 7es), sowie Bordbatterien der FernraketeV2.

1943 gründete Quandt einen Fertigungsstandort größeren Ausmaßes inPosen. Dieses Werk zeichnete sich durch seine überaus rationale Raumaufteilung aus, wodurch der Aufwand an Transportvorgängen auf ein striktes Minimum reduziert wurde.

In den Betrieben der AFA in Hagen,Hannover-Stöcken,Posen undWien wurden während des Zweiten Weltkrieges neben ausländischenZwangsarbeitern undKriegsgefangenen auchKZ-Häftlinge zur Sicherung der „kriegswichtigen Produktion“ eingesetzt. Hunderte von inhaftierten Frauen verrichteten im Pertrix-Werk von Niederschöneweide Zwangsarbeit.[20] Die Betriebe der AFA gehörten zu den wenigen Orten, wo Häftlinge von Konzentrationslagern in Kontakt mit der Zivilbevölkerung kamen. Die für das Personal gültigen Sicherheits- und Hygienevorschriften wurden allerdings bei den Häftlingen nicht angewandt. Sie waren u. a. Gefahren durch die Handhabung mit giftigemBlei ausgesetzt,unterernährt und erschöpft.[19]

In Hannover gehörten die Häftlinge zumAußenlagerKZ Stöcken (Akkumulatorenwerke) desKZ Neuengamme. Das Lager bestand zwischen Juli 1943 und April 1945 direkt neben dem Werksgelände der Akkumulatorenfabrik. Rund 400 der durchschnittlich 1.500 Häftlinge[21] starben an den schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie einemTodesmarsch zumKZ Bergen-Belsen im April 1945.[22] Etwa 600 marschunfähige Häftlinge wurden nachGardelegen transportiert, wo sie in derIsenschnibber Feldscheune ermordet wurden.

Mahnmal für die Zwangsarbeiter der Akkumulatorenfabrik

Zur Erinnerung wurde 1987 in Hannover-Stöcken nahe dem ehemaligen Lager ein Mahnmal mit Skulptur und Gedenktafeln aufgestellt. Es ist den west- und osteuropäischen Häftlingen gewidmet, die unter unmenschlichen Bedingungen zur Kriegsproduktion gezwungen wurden. Unter Einflussnahme des damaligen Hauptanteilseigners, derFamilie Quandt, weigerte sich die Varta AG, das Mahnmal auf dem Firmengrundstück aufstellen zu lassen.

Günther Quandt war bestrebt, auch das Tudor-Werk in Florival beiWavre in sein Industrie-Imperium einzuverleiben. Dieses Werk stand unter der Leitung von Léon Laval, dem Schwiegersohn vonHenri Tudor. Im Jahre 1942 beanspruchte Quandt die Dienste derGestapo, um Laval zu einer Verhandlung über eine Anteilnahme der AFA zu zwingen. Laval war unnachgiebig. Er wurde sogleich in Luxemburg und später bis Kriegsende in Deutschland inhaftiert. Das Werk Florival blieb der AFA jedoch vorenthalten.[23]

Gegen Kriegsende erlitt das Stammwerk in Hagen durchalliierte Luftangriffe starke Beschädigungen.

Nachkriegszeit

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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Werke in Berlin enteignet, sie lagen imsowjetischen Sektor der Stadt. Trotz Bombenschäden undDemontage wurden in Berlin-Oberschöneweide ab 1946 von der neugegründetenVEBBerliner Akkumulatoren- und Elementefabrik (BAE) wieder Batterien fürGabelstapler undSchienenfahrzeuge produziert. Das ehemalige Pertrix-Werk in Berlin-Niederschöneweide produzierte unter dem NamenBatropa bis 1999 Taschenlampen und Batterien. Im Jahr 1946 nahm die AFA unter der FirmenbezeichnungBMF – Batterie- und Metallwarenfabrik die Herstellung von Trockenbatterien inEllwangen auf. Dazu wurden in einer ehemaligenPropeller-Nabenfabrik die Fertigungen aus Hannover undUllersricht zusammengelegt. Aus den Unternehmen BMF und der Pertrix-Werke entstand 1949 die Pertrix-Union in Ellwangen. In der Folgezeit wurde die Produktion vonZink-Kohle-Batterien in Ellwangen nach und nach ausgebaut – mit Zellen in den BaugrößenMono undBaby begann in den 1950er-Jahren die Massenfertigung.

Umbenennung der AFA in Varta und Verlegung des Hauptsitzes

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Da sich in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg der NameVARTA als Marken- und Qualitätsbegriff immer weiter durchsetzte, beschloss die Hauptversammlung des Konzerns im Jahr 1962 die AFA inVarta Aktiengesellschaft umzubenennen. Im Jahr 1965 verlegte Varta den Sitz von Hagen nachFrankfurt am Main und 1969 schließlich nachHannover.[24] Seit 1956 lieferte Varta wieder U-Boot-Batterien an die damaligeBundesmarine und für den Export. Das Geschäft mit U-Boot-Batterien ist das gewinnträchtigste und wird – als einer der wenigen ursprünglichen Fertigungsbereiche – vonHawker (dem Nachfolger der Varta AG) im Stammwerk Hagen fortgeführt.

1977 wurde die alte Varta AG aufgeteilt in dieVarta AG für Batterien und Kunststoffe,CEAG für Elektronik und dieAltana fürPharmazieprodukte.

Jahrzehntelang war das Unternehmen in verschiedenen Bereichen der Batterieherstellung tätig. Im In- und Ausland produzierte Varta Industrie- und Fahrzeugbatterien,Rund- undKnopfzellen. Im Jahr 1993 machte die Varta AG erstmals in ihrer Geschichte keinen Gewinn. Durch weltweiten Wettbewerb und Kostendruck, sowie infolge von verkrusteten Strukturen sei Varta„in vielerlei Hinsicht ein typischer Fall für eine deutsche Firma in der Mitte der neunziger Jahre“, urteilte dieFinancial Times. In der Folge begann ein tief greifender Umbau des Konzerns. 1995 wurde der Unternehmensbereich Industriebatterien und damit das historische Kerngeschäft an den britischen Mischkonzern BTR (British Tyre & Rubber Company) verkauft. Zu etwa derselben Zeit wurde das Autobatterie-Geschäft in einJoint Venture mit derRobert Bosch GmbH eingebracht. 1998 wurden im Zuge einer Umstrukturierung die gesamten Gerätebatterieaktivitäten in der neuenVarta Gerätebatterie GmbH zusammengefasst und Varta-Plastic verkauft. Damit wurde die Konzentration auf die Unternehmensbereiche Geräte- und Autobatterien abgeschlossen und dieVarta AG zur reinenKonzernholding. 1999 wurde die Fertigung vonZink-Kohle-Batterien in Ellwangen eingestellt.

Zerschlagung des Konzerns

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Zum Ende des Jahres 2000 wurden 92 % der Aktien gegen knapp 300 Millionen Euro von einerTochtergesellschaft der Deutschen Bank namens DB Investor übernommen und an dieGopla GmbH weitergereicht, an der die Deutsche Bank zu 39 % und die beiden früheren Hauptaktionäre aus der FamilieQuandt zu 25,1 % beteiligt waren.[25]

2001 wurde der GeschäftsbereichMicrobatterien ausgegliedert, die entstandeneVarta Microbattery wurde eine Tochtergesellschaft derVarta AG in Hannover.

Im Sommer 2002 wurden die beiden größten Arbeitsbereiche von Varta verkauft.[25] Zuerst wurde dieMehrheitsbeteiligung im Bereich derGerätebatterien an den BatterieherstellerRayovac abgegeben. Eine Woche später kaufte der KooperationspartnerJohnson Controls für 312,5 Millionen Euro die 80 % von Varta gehaltenen Anteile an derVB Autobatterie GmbH mit derRobert Bosch GmbH und damit den größten Bereich. Varta blieben 1.700 Beschäftigte und rund 130 Millionen Euro Umsatz im Bereich der Mikrobatterien.

2004 wurde die Beteiligung an Microlite, einembrasilianischen Gerätebatteriehersteller, an Rayovac verkauft. Im Juli 2005 kündigteSpectrum Brands, wie sich Rayovac nun nannte, das Joint Venture mit Varta und übernahm den Geschäftsbereich Handelsbatterien komplett. Somit blieb nur der Bereich Microbatterien bei Varta. Dieser wurde im Februar 2007 für einen vorläufigen Kaufpreis von etwa 30 Millionen Euro an die österreichische VEG Beteiligungsgesellschaft und Buy-Out Beteiligungs-Invest, die beide zur Global Equity Partners Gruppe gehören, und schließlich Ende 2007 an dieMontana Tech Components verkauft, die ebenfalls eine Beteiligung der Global Equity Partners Gruppe darstellt.

Mit dem Verkauf aller operativen Geschäftsbereiche verabschiedete sich Varta nach über 100 Jahren ganz aus dem Batteriegeschäft. Varta mit Sitz in Hannover bestand weiter und beschäftigte sich mit der Verwaltung eigenen Vermögens sowie der Verwertung und Abwicklung von Vermögensgegenständen, Verträgen, Verbindlichkeiten und Beteiligungen der Gesellschaft und ihrer Tochtergesellschaften. Unter dem Dach von Varta befanden sich die Varta-Unterstützungskasse sowie die Immobiliengesellschaft Pertrix.

Der Produktionsstandort in Hannover gehört seit 2019 zuClarios Hannover. Die Clarios VARTA Hannover GmbH produziertBlei-Säure-Autobatterien für PKWs und LKWs.

DieVolkswagen AG und Varta Microbattery gründeten 2009 eine Forschungskooperation, um die Entwicklung vonLithium-Ionen-Akkumulatoren fürElektro-Autos voranzutreiben.[26] Das dazu gegründete Unternehmen trägt heute den NamenVW-VM Forschungsgesellschaft mbH & Co. KG.[27]

Neuer Anfang und Neugliederung des Konzerns

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Die Varta AG wurde im August 2011 vom selben Unternehmenskonsortium aufgekauft, das auchVarta Microbattery übernommen hatte.[28] Nach der Übernahme brachteMontana Tech Components ihre bis dahin direkt gehaltenen TochtergesellschaftenVarta Microbattery GmbH undVarta Storage GmbH in dieVarta AG ein.

Im November 2016 kündigte die Konzernleitung einen erneuten Börsengang an,[29] der jedoch am 29. November 2016 kurzfristig abgesagt wurde.[30] Am 19. Oktober 2017 erfolgte schließlich der Börsengang im regulierten Markt (Prime Standard). Bei einemEmissionspreis von 17,50 Euro wurde der Konzern mit 668,5 Mio. Euro bewertet.[31][32] Gelistet ist die Varta AG in den AktienindizesGerman Entrepreneurial Index, DAX International Mid100 und war seit dem 23. Dezember 2019 auch imMDAX[33] bis zum 19. Dezember 2022, als sie in den SDAX abstieg.[34]

Im Mai 2019 gab die Varta AG bekannt, den Bereich der Handelsbatterien (Haushaltsbatterien) und Ladegeräte wieder zu übernehmen, daEnergizer das europäische Geschäft unter der Marke Varta auf Anordnung der EU-Kartellbehörden abgeben musste.[35] Im Kauf sind die weltweiten Namensrechte der Marke VARTA für Handelsbatterien und Ladegeräte enthalten, sowie das operative Geschäft in der RegionEMEA. Die ehemaligen Niederlassungen außerhalb der Region bleiben bei Energizer. Energizer wird für Asien und Amerika weiterhin die Marke VARTA über einen Lizenzvertrag nutzen.[36] Am 2. Januar 2020 gab die Varta AG bekannt, dass der Erwerb des VARTA Consumer Batteries-Geschäfts von Energizer erfolgreich abgeschlossen wurde.[37]

Das Clarios-Werksgelände inHannover-Marienwerder, ehemalsVARTA

Durch Umstrukturierung der Varta-Beteiligungen in den 2010er Jahren ist die Varta AG heute wieder die Holding-Gesellschaft der gesamten Varta-Gruppe.[38] Der Konzern gliedert sich seitdem in dieVARTA Microbattery GmbH, dieVARTA Storage GmbH sowie seit 2020 dieVARTA Consumer Batteries GmbH & Co. KGaA als operative Einheiten und in dieVW-VM Forschungsgesellschaft mbH & Co. KG als Kooperation mit der Volkswagen AG.[26][38] Die Sparte Varta Autobatterien wird weiterhin von derClarios Germany GmbH & Co KgaA geführt, die 2019 vonJohnson Controls Power Solutions abgespalten wurde. Die weltweit operierende Clarios-Gruppe ist Teil der Industry-Sparte der kanadischen HoldinggesellschaftBrookfield Business Partners.[39]

Varta treibt die Weiterentwicklung der Lithium-Ionen Technologie mithilfe vonIPCEI-Fördergeld voran. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie die Länder Baden-Württemberg und Bayern unterstützen mit rund 300 Millionen Euro finanziell die Entwicklung einer neuen Generation kleinformatiger Lithium-Ionen Zellen mit hohen Energiedichten sowie die Übertragung der Lithium-Ionen-Technologie auf größere Formate zur Nutzung in Energiespeichern, Robotern oder im Bereich der Mobilität.[40][41] Die besonders schnellladefähigen Zellen des Formats 21700 für Autos sindrecyclebar, die Pilotanlage im bayerischenNördlingen ging Ende Juni 2021 in Betrieb.[42][43]

Von 2016 an warHerbert Schein Vorstandsvorsitzender der Varta AG, bis er im September 2022 nach einer Gewinnwarnung von seinem Posten zurücktrat. Er sollte jedoch bis Ende des Jahres 2022 im Vorstand bleiben und künftig die Sparte E-Mobility und Batterypacks in einer eigenen Varta-Gesellschaft unter dem NamenV4Drive vorantreiben. Den Posten des Varta-Vorstandssprechers übernahm Markus Hackstein.[44][45][46]

In der Nacht zum 12. Februar 2024 wurde die Varta AG Opfer einerCyberattacke, die zu einem wochenlangen Produktionsausfall an den Standorten Ellwangen, Nördlingen, Dischingen,Brașov (Rumänien) undBatam (Indonesien) führte.[47][48] Die Auswirkungen der Cyberattacke sowie die erfolglosen Restrukturierungsmaßnahmen führten zu einer Verschlechterung der finanziellen Lage, weshalb die Varta AG am 21. Juli 2024 mitteilte, die Einleitung einesRestrukturierungs-Verfahrens gemäßUnternehmens­stabili­sierungs- und -restruk­turierungs­gesetz (StaRUG) beim Amtsgericht Stuttgart beantragen zu wollen.[49][50] Gemäß Restrukturierungsplan erfolgt einKapitalschnitt, bei dem das Grundkapital der Varta AG auf Null gesetzt wird, so dass auch die bis dahin in Streubesitz befindlichen Varta-Aktien ihren Wert verlieren.[51] Auf den Kapitalschnitt folgend wollen dieMT InvestCo sowie eine Beteiligungsgesellschaft derDr. Ing. h.c. F. Porsche AG als neuer Investor Mittel für eine Kapitalerhöhung einbringen. Große Gläubiger übertragen gemeinschaftlich einvorrangig besichertes Darlehen an die Varta AG.[4][51]

Produkte (Auswahl)

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  • Batterien und andere Produkte von Varta
  • Akkumulatoren
    Akkumulatoren
  • Lithium-Ionen-Akkumulator
    Lithium-Ionen-Akkumulator
  • Zink-Kohle-Batterie: Monozelle im Design der 1970er Jahre
    Zink-Kohle-Batterie: Monozelle im Design der 1970er Jahre
  • Varta Li-Mn-Knopfbatterie
    Varta Li-Mn-Knopfbatterie
  • Varta 9-Volt-Batterie
    Varta 9-Volt-Batterie
  • Mignon-Batterie von Varta
    Mignon-Batterie von Varta
  • LED-Taschenlampe
    LED-Taschenlampe
  • Varta Solar Charger Model 57082 mit zwei 2100-mAh-Ni-MH-Akkus
    Varta Solar Charger Model 57082 mit zwei 2100-mAh-Ni-MH-Akkus

Die Varta Storage GmbH produziert Energiespeichersysteme für den privaten Haushalt und die Industrie[52][53] und zählte 2017 zu den drei größten Anbietern von Stromspeichern fürPhotovoltaikanlagen im Eigenheimbereich am europäischen Markt.[54]

Durch eine neue Silizium-dominierte Anode realisiert Varta eine Steigerung der Energiedichte beiLithium-Ionen-Batterien und bekam dafür 2020 dendeutschen Innovationspreis.[55]

Im Rahmen desIPCEI-Bereichs Batteriezellen arbeitet VARTA an großformatigen Lithium-Ionen Zellen. Dafür wurde eine Pilotlinie aufgebaut, welche Ende Juni 2021 in Betrieb ging.[56][57]

Batterien für die Raumfahrt

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Varta hat dreimal Batterien fürWeltraummissionen bereitgestellt: Zuerst bei der Mondmission vonNeil Armstrong 1969, bei der RaumsondeGalileo[58] und bei der 2018 gestarteten Mission zurInternationalen Weltraumstation wurden Li-Ionen-Polymerbatterien für ein medizinisches Projekt zur ISS geschickt.[59]

Literatur

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  • Ralf Blank:Hagen im Zweiten Weltkrieg. Bombenkrieg, Rüstung und Kriegsalltag in einer westfälischen Großstadt 1939–1945. Klartext, Essen 2008,ISBN 978-3-8375-0009-7 (Ausführliche Darstellung der AFA/Varta als Rüstungsunternehmen)
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel,Angelika Königseder:Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 5:Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. C. H. Beck, München 2007,ISBN 978-3-406-52965-8.
  • Ralf Blank, Karl-Peter Ellerbrock (Hrsg.):Die Accumulatoren Fabrik AG. Vom Pionierunternehmen zum Weltkonzern VARTA. Batterien aus Hagen. Aschendorff, Münster 2022,ISBN 978-3-402-24819-5.
  • Oskar Clemens:50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888–1938. AFA, Berlin/Hagen/Wien 1938.
  • Rüdiger Jungbluth:Die Quandts. Ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands. Campus-Verl., Frankfurt a. M. 2002,ISBN 3-593-36940-0.
  • Gabriele Layer-Jung, Cord Pagenstecher:Vom vergessenen Lager zum Dokumentationszentrum? Das ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager in Berlin-Schoneweide.GedenkstättenRundbrief. Nr. 111. Berlin 2003.
  • Burkhard Nadolny,Wilhelm Treue:Varta – ein Unternehmen der Quandt-Gruppe. Verlag Mensch und Arbeit, München 1964 (Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum, die die Unternehmensgeschichte darstellt).
  • Adolph Müller:25 Jahre der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888–1913. AFA, Berlin 1913.
  • Henri Werner, Ernest Reiter:Henri Owen Tudor. L'impact d’une idée. Les Amis du Musée Henri Tudor asbl, Rosport 2009,ISBN 978-99959-629-0-6.
    • Henri Werner, Ernest Reiter:Henri Owen Tudor. An Idea … and Where it Led. Les Amis du Musée Henri Tudor asbl, Rosport 2012,ISBN 978-99959-629-1-3.
  • Gijs Mom:Das Holzbrettchen in der schwarzen Kiste: Die Entwicklung des Elektromobilakkumulators bei und aus der Sicht der Accumulatorenfabrik AG (AFA) von 1902–1910. In:Technikgeschichte, Bd. 63 (1996), H. 2, S. 119–151.

Weblinks

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Commons: Varta AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Impressum | VARTA AG. Abgerufen am 19. Januar 2025 (deutsch). 
  2. abVARTA AG Geschäftsbericht 2022. In: varta-ag.com. 28. April 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023. 
  3. Unternehmenspräsentation VARTA AG. In: varta-ag.com. Abgerufen am 21. März 2023. 
  4. abVARTA AG einigt sich mit Finanzgläubigern und strategischen Investoren auf ein Sanierungskonzept und schafft Basis für eine nachhaltige Unternehmensperspektive. Varta AG, 17. August 2024, abgerufen am 19. August 2024. 
  5. Varta AG - Aktie. Abgerufen am 21. März 2023. 
  6. Oskar Clemens:50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888-1938. Hrsg.: AFA. Berlin-Hagen-Wien 1938,S. 50. 
  7. 50 Jahre deutsche Akkumulatorenindustrie. In: HELIOS Export Trade Journale of Electricity and Radio, Leipzig und Wien, 44. Jg. Nr. 21 vom 22. Mai 1938, S. 678–680
  8. Adolph Müller:25 Jahre der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888-1913. Hrsg.: AFA. Berlin 1913,S. 40–46. 
  9. Die Geschichte der Marke VARTA von 1887 bis 1909. Alle wichtigen Entwicklungen in diesen Jahren. Abgerufen am 17. August 2024 (deutsch). 
  10. Oskar Clemens:50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888–1938. Hrsg.: AFA. Berlin-Hagen-Wien 1938,S. 66–67. 
  11. Adolph Müller:25 Jahre der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888–1913. Hrsg.: AFA. Berlin 1913,S. 224. 
  12. Adolph Müller:25 Jahre der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888–1913. Hrsg.: AFA. Berlin 1913,S. 277–279. 
  13. Henri Werner, Ernest Reiter:Henri Owen Tudor. L’impact d’une idée. Hrsg.: Les Amis du Musée Henri Tudor asbl. Rosport 2009,ISBN 978-99959-6290-6,S. 123–125, 153–161. 
  14. Manfred Hohn:5 Jahrhunderte Bahnen in Österreich. Band 2. Railway-Media-Group, Wien,ISBN 978-3-902894-89-2, S. 65.
  15. Hartwig Willmes:Batterien für die Bahn. In: Ralf Blank, Karl-Peter Ellerbrock (Hrsg.):Die Accumulatoren Fabrik AG. Vom Pionierunternehmen zum Weltkonzern VARTA. Batterien aus Hagen. Aschendorff, Münster 2022, S. 266–271.
  16. Oskar Clemens:50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888–1938. Hrsg.: AFA. Berlin/Hagen/Wien 1938,S. 70–71. 
  17. Oskar Clemens:50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888-1938. Hrsg.: AFA. Berlin-Hagen-Wien 1938,S. 97. 
  18. Burkhard Nadolny, Wilhelm Treue:Varta – Ein Unternehmen der Quandt Gruppe 1888–1963, Verlag Mensch und Arbeit, München 1964.
  19. abRüdiger Jungbluth:Die Quandts. Ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands.Band 61550. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2004,S. 190–199. 
  20. Gabriele Layer-Jung, Cord Pagenstecher:Vom vergessenen Lager zum Dokumentationszentrum? Das ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager in Berlin-Schöneweide. In:GedenkstättenRundbrief.Nr. 111. Berlin März 2003,S. 3–13. 
  21. Außenlagerliste. Abgerufen am 20. Mai 2019. 
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Normdaten (Körperschaft):GND:5267165-3(lobid,OGND,AKS) |LCCN:no93008777 |VIAF:131638393
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