Valchava
Valchava | |
---|---|
![]() | |
Staat: | Schweiz![]() |
Kanton: | Kanton Graubünden![]() |
Region: | Engiadina Bassa/Val Müstair |
Politische Gemeinde: | Val Müstairi2 |
Postleitzahl: | 7535 |
frühereBFS-Nr.: | 3846 |
Koordinaten: | 827496 / 16524646.59972210.408331440Koordinaten:46° 35′ 59″ N,10° 24′ 30″ O; CH1903: 827496 / 165246 |
Höhe: | 1440 m ü. M. |
Fläche: | 16,68 km² |
Einwohner: | 203(31. Dezember 2008) |
Einwohnerdichte: | 12 Einw. pro km² |
Website: | www.cdvm.ch |
![]() Valchava mit spätgotischer Dorfkirche | |
Karte | |
![]() |
Valchava ([ˌvalˈtɕavɐ]ⓘ/?; deutsch und bis 1943 offiziellValcava) ist eineFraktion der GemeindeVal Müstair imKanton Graubünden,Schweiz.
Bis Ende 2008 bildete sie eine eigenständige Gemeinde. Per 1. Januar 2009 fusionierte Fuldera mit den übrigen Schweizer Gemeinden der Talschaft (Fuldera,Lü,Müstair,Santa Maria Val Müstair undTschierv) zur heutigen Gemeinde Val Müstair.
Geographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Die ehemalige Gemeinde liegt am rechtsseitigen Hang desVal Müstair (Münstertal) 1,8 Kilometer westlich vonSanta Maria Val Müstair. Sie besteht aus dem Dorf, dem Weiler Valpaschun (1771m ü. M.) und diversen Gehöften. Sowohl im Süden wie auch im Norden reicht die Gemeindegrenze bis auf 2900 m ü. M. Höchster Punkt der Gemeinde ist der Piz Terza (2907 m ü. M.) ganz im Norden.
Vom gesamten früheren Gemeindegebiet von 1671 ha sind 566 ha bewaldet und 313 ha Gebirge. Der Grossteil des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens, nämlich 618 von 768 ha, werden alsMaiensässen bewirtschaftet. Die restlichen 24 ha des Areals sind Siedlungsfläche.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Der Ort wurde 1331 alsValchava mit der Bedeutung «tiefes Tal» urkundlich erwähnt. Valchava wurde vomKloster Müstair aus besiedelt und bildete mit Tschierv, Lü und Fuldera das Terzal Daint (inneres Terzal) des Tales. Die Kirche bestand schon 1418, diereformierte Lehre wurde in den 1530er Jahren eingeführt, eigene Pfarrer hatte Valchava 1783 bis 1870. Die katholische Kirche wurde 1896 geweiht.[1]
Zerstörungen erlitt das Dorf 1499 imSchwabenkrieg und 1621/1622 in denBündner Wirren. 1728 verkaufte derBischof von Chur das ganze Tal an Österreich; 1762 erzwangen dieDrei Bünde den Rückkauf. Von 1854 bis 2008 war Valchava selbstständige Gemeinde. 1862 verwüsteten Erdrutsche grosse Teile des Kulturlandes. Zu Valchava gehört dieExklave um die Alp Champatsch, deren alte Gebäude 1989 insFreilichtmuseum Ballenberg überführt wurden.[1]
Valchava lebt von Ackerbau, Viehwirtschaft, Gewerbe und einem sanften Tourismus. Das frühere Gemeindehaus beherbergt die Talschaftsbibliothek (Biblioteca Jaura), die Chasa Jaura das Talmuseum. Vier Fünftel der Einwohner waren 2000 romanischsprachig.[1]
Bevölkerung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bevölkerungsentwicklung | |||||
---|---|---|---|---|---|
Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 2000 | 2007 |
Einwohner | 208 | 218 | 252 | 202 | 198 |
Sprachen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im 19. Jahrhundert gab es zwar schon eine kleine deutschsprachige Minderheit, doch schrumpfte diese bis 1970 immer mehr. 1880 gaben 69 %, 1910 72 %, 1941 75 % und 1970 sogar 90 % dasRomanische als ihre Muttersprache an. Die Sprache der Mehrheit ist bis heuteJauer, ein Dialekt des bündnerromanischenVallader. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
---|---|---|---|---|---|---|
Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
Deutsch | 44 | 20,18 % | 31 | 15,20 % | 37 | 18,32 % |
Rätoromanisch | 168 | 77,06 % | 167 | 81,86 % | 163 | 80,69 % |
Italienisch | 5 | 2,29 % | 6 | 2,94 % | 2 | 0,99 % |
Einwohner | 218 | 100 % | 204 | 100 % | 202 | 100 % |
Religionen und Konfessionen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
In den 1530er-Jahren wechselten die Bewohner nach derReformation zum protestantischen Glauben. Für die katholischen Gläubigen wurde 1896 die katholische Kirche erbaut.
Herkunft und Nationalität
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Von den Ende 2005 200 Bewohnern waren 193 Schweizer Staatsangehörige.
Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde ist durch die PostautolinieZernez–Mals ans Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen.
Wappen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Beschreibung: In Gold (Gelb) ein gestürzter blauerSparren. Das Wappen versinnbildlicht den Gemeindenamen gleich zweifach: Der Sparren steht einmal für denAnfangsbuchstaben der Gemeinde und zugleich für den Begriff «Val».
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
- Unter Denkmalschutz steht diereformierte Dorfkirche.
- In derChasa Jaura steht das Talmuseum des Münstertals.[2]
- Wohnhaus Melcher, erbaut um 1800, spätes Beispiel eines Herrenhauses[3]
- Drei Chorfenster in der katholischen Kirche vonAugust Wanner[4]
- Mitte September 2006 wurde rund um Valchava der etwa 5 km lange NaturerlebnispfadSenda Trafögl eingeweiht. Dieser ist in vier Erlebnisbereiche unterteilt, die sich an den vier Elementen Wasser, Luft, Erde und Feuer orientieren (siehe auch:Vier-Elemente-Lehre). Der Weg beginnt auf der nördlichen Talseite und führt zunächst in Richtung Westen entlang desRombach (in diesem Teil beschäftigt er sich mit dem Element Wasser), steigt dann bis auf 1552 Meter an (Element Luft), um dann in Höhe Rünca Sot abzufallen und die Talstrasse zu queren. Er setzt sich auf der Südseite des Tals mit den Elementen Erde und Feuer auseinander und steigt dabei auf maximal 1648 Meter an. Dabei dominieren u. a. Holzschnitzereien und Metallskulpturen. Er endet in etwa in Höhe des alten Kalkofens am Rande von Valchava.

- Südlich des Dorfes steht am Waldrand ein mehrere hundert Jahre alter Kalkofen (Chalchera imrätoromanischenIdiomVallader), der 1943 letztmals verwendet wurde. Er wurde 1982 renoviert. Der entstehendeKalk diente derMörtelherstellung und demVerputzen von Wänden.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Not Bott (* 14. Mai 1927 in Valchava; † 24. November 1998 in Poschiavo), Holzbildhauer. Kunst am Bau und Platzgestaltung.[5]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Chur/Zürich 2003,ISBN 3-7253-0741-5.
- Paul Eugen Grimm: Valchava. In:Historisches Lexikon der Schweiz.
- Erwin Poeschel:Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin (=Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von derGesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940.DNB760079625.
- 120 ons Valchava – Valpaschun. [miss insembel da Hans-Peter Schreich-Stupan]. Biblioteca Jaura, Valchava 1999.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Valchava auf der Plattform ETHorama
- Website des MuseumsChasa Jaura
- Valchava auf e-pics.ethz.ch/index
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcPaul Eugen Grimm: Valchava. In:Historisches Lexikon der Schweiz.
Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss denNutzungshinweisen des HLS unter der LizenzCreative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht. - ↑Chasa Jaura (Foto) auf baukultur.gr.ch
- ↑Wohnhaus Melcher (Foto) auf baukultur.gr.ch
- ↑Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden S. 295
- ↑Franz Müller: Bott, Not. In:Sikart (Stand: 2007), abgerufen am 11. September 2020.