Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Urchristentum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

AlsUrchristentum oderFrühchristentum wird die Anfangszeit desChristentums von derKreuzigung desJesus von Nazaret (um 30 n. Chr.) bis zur Trennung der Christen vomJudentum (um 100) oder bis zu den jüngsten Schriften (um 130) desNeuen Testaments (NT) bezeichnet. Christen fassen jene Anfangszeit oft als das ursprüngliche oder wahre Christentum auf und stellen die Schriften des NT der späterenKirchengeschichte normativ gegenüber, oft verbunden mit einemWahrheitsanspruch gegenüber anderen christlichen Richtungen.

Bezeichnung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der Ausdruck „Urchristentum“ erscheint erstmals ab etwa 1770 in deutschsprachiger Literatur derAufklärung. Er beinhaltet ein Geschichtsbild, wonach das Ursprüngliche von späteren Verfremdungen frei gewesen sei und daher als normatives Ideal dem folgenden Christentum gegenüberstehe. Gleichwohl akzeptierte die Forschung die Bezeichnung für dessen Entstehungsepoche. Um die normative Nebenbedeutung zu vermeiden, bevorzugen manche Historiker dafür den Ausdruck „Frühchristentum“.[1]

Im NT kommen diese Bezeichnungen nicht vor. Jesus von Nazaret und seine Anhänger in derJesusbewegung waren Juden, die das Judentum erneuern, aber keine neue Religion gründen wollten. Auch fast alle Autoren der später im NT vereinten Texte waren Juden, die sich wie die ersten Jesusanhänger als Teil des Judentums sahen. Diese wurden erstmals in der römischen ProvinzhauptstadtAntiochiaChristianoi oderChristiani („Christianer“, „Christen“, „Anhänger des Christus“) genannt (Apg 11,26 EU). Damit bezeichneten Römer diese jüdische Gruppe nach ihrem vermuteten Anführer, um sie von anderen Juden zu unterscheiden. Denn Jesu Anhänger bezeugten ihn mit dem griechischen HoheitstitelChristós (latinisiertChristus) als den im Judentum erwarteten „Gesalbten“ (hebräischmaschiach, latinisiertMessias). Römer missverstanden den Titel als Eigennamen dieser Person, analog zum geläufigen römischen VornamenChrestus.[2]

Das deutsche Wort „Christentum“ übersetzt das griechische SubstantivChristianismos, das ab etwa 110 in denIgnatiusbriefen und weiteren frühchristlichen Schriften auftaucht. Es war dort explizit Gegenbegriff zumIoudaismos und beinhaltete dessen Ablehnung im Sinne derSubstitutionstheologie, setzte also die Trennung der Christen vom Judentum voraus.[3] Die Bezeichnungen „Ur-“ oder „Frühchristentum“ enthalten also eigentlich eine antijüdische Konnotation. Demgemäß stellten viele Kirchenhistoriker den Glauben der Jesusanhänger früher als Kontrast zum Judentum dar, fassten Jesus ahistorisch alsReligionsstifter auf und behaupteten irreführend: „Jesus war der erste Christ“.[4] Dies verfehlte das Selbstverständnis Jesu und seiner Nachfolger. Die aktuelle Forschung ordnet die messianische Jesusbewegung als in sich vielfältigen Teil des ebenfalls vielfältigen damaligen Reformjudentums ein.[5]

Quellen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Fast alles Wissen über die frühen Christen stammt aus ihren Texten, die von Missions- und Verkündigungsabsichten geprägt sind. Dazu zählen die 27 später ins NT aufgenommenen sowie die außerkanonischen frühchristlichen Schriften, darunterApostolische Väter,Apokryphen undPseudoepigraphen. DieApostelgeschichte des Lukas (Apg) ist die einzige frühchristliche Schrift mit dem Anspruch eines Geschichtsberichts. Sie ist Hauptquelle zurJerusalemer Urgemeinde, zumApostelkonzil (48 oder 49) und zu denMissionsreisen des Paulus (34–60). DiePaulusbriefe enthalten dazu ebenfalls wichtige Hinweise, gerade auch wo sie der Apg widersprechen. Eine sekundäre Quelle ist dieHistoria ecclesiastica desEusebius von Caesarea (um 324). Nichtchristliche Autoren wieFlavius Josephus,Sueton,Tacitus undPlinius der Jüngere überlieferten nur wenige, meist auf Einzelereignisse bezogene Informationen zum Urchristentum. Für ganze Phasen und Regionen dazu fehlen Quellen, etwa für die Jerusalemer Urgemeinde seit dem Apostelkonzil bis zur Zerstörung desJerusalemer Tempels im Jahr 70 und für das Urchristentum inNordafrika.[6]

Das NT wurde erst durch dieKanonbildung im zweiten Jahrhundert zur Urkunde des Christentums. Es beansprucht und behielt bis heute normativen Charakter für die meisten christlichen Kirchen und Konfessionen. Jedoch sind von keiner NT-Schrift außer den echten Paulusbriefen Autor und Umstände der Abfassung zweifelsfrei bekannt. Die historischen Daten lassen sich meist nur indirekt aus diesen Schriften erschließen.

Zeitrahmen und Zeittafel

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weil das Urchristentum erst nach Jesu Tod entstand, werden Leben und Lehre des Jesus von Nazaret noch nicht dazu gezählt.[7] Jedoch beginnen die meisten Darstellungen dieser Epoche mit Jesu Auftreten, da sich alle urchristlichen Texte darauf beziehen und viele seiner erstenNachfolger tragende Vertreter des Urchristentums wurden.[6]

Das Urchristentum fällt in dieRömische Kaiserzeit. Das NT nennt nur ein Fixdatum: LautLk 3,1 EU tratJohannes der Täufer im 15. Regierungsjahr desTiberius, also etwa ab dem Jahr 28 öffentlich auf. Weitere Datierungen ergeben sich aus im NT genannten Namen damaliger römischer und jüdischer Regenten, deren Amtszeiten aus anderen Quellen bekannt sind. Ausgangspunkt ist Jesu Hinrichtung unterPontius Pilatus, der von 26 bis 36 römischer Statthalter inJudäa war. Laut densynoptischen Evangelien starb Jesus am Hauptfesttag einesPessach vor einemSabbat, also an einem Freitag bzw. einem 15.Nisan imjüdischen Kalender. Laut demEvangelium nach Johannes (Joh) starb er am Vorabend des Pessach, das damals auf einen Sabbat fiel, also an einem 14. Nisan. Nach ungefähren Kalenderberechnungen war der 15. Nisan in den Jahren 31 und 34, der 14. Nisan 30 und 33 ein Freitag.[8] Weil viele Historiker die Angaben des Joh für glaubwürdiger halten,[9] Jesus frühestens ab 28 und höchstens drei Jahre öffentlich auftrat und Paulus im Jahr 32 oder 33 Christ wurde,[10] gilt das Jahr 30 als wahrscheinliches Todesjahr Jesu.[11]

Von da aus datiert man nach Angaben der Paulusbriefe, der Apg und späterer Gemeindebriefe mit Hilfe außerchristlicher Quellen weitere frühchristliche Ereignisse:[12]

14–37: KaiserTiberius
Regionale RegentenEreignisseGemeindenSchriften
4–39:Herodes Antipas
26–36: Pontius Pilatus
36–37:Marcellus
30: Kreuzigung Jesu;
Gründung der Urgemeinde
32: Hinrichtung desStephanus
33: Berufung des Paulus
35/36: Jerusalembesuch des Paulus
ab 36: Paulusmission in Syrien und Kilikien
32/33: Jerusalem, Samaria, Antiochia, Damaskusab 30: Credoformeln, Passionserzählung
37–41: KaiserCaligula; 41–54: KaiserClaudius
37–41:Marullus
41–44:Herodes Agrippa I.
44–46:Cuspius Fadus
46–48:Tiberius Alexander
48–52:Ventidius Cumanus
~42:Jakobus der Ältere hingerichtet
49: Christen aus Rom ausgewiesen; Apostelkonzil
ab 42: Paulus in Antiochia
48: Paulus und Barnabas in Zypern und Kleinasien
~45: Christen in Rom
50: Paulus in Philippi, Thessaloniki, Beroia
51/52: Paulus in Korinth
52: Paulus in Caesarea und Antiochia
52–54: Paulus in Ephesus
~40:Logienquelle,
Anteile desThomasevangeliums
51:1 Thess
52–54:1 Kor;Gal;2 Kor;Phil;Phlm
54–68: KaiserNero

52–58:Marcus Antonius Felix
58–62:Porcius Festus
62–64:Lucceius Albinus
64–66:Gessius Florus
56: Kollektenreise
56–58: Paulus in Jerusalem und Caesarea inhaftiert
58/59: Paulus nach Rom überstellt
59–61: Paulus in Rom inhaftiert
~61: Paulus stirbt in Rom
62:Jakobus (Bruder Jesu) in Jerusalem hingerichtet
64: Christen in Rom verfolgt; Tod des Petrus
ab 66:Jüdischer Krieg;
evtl. Flucht der Urgemeinde nachPella
55: Paulus in Korinth55:Röm
69–79: KaiserVespasian
70: Zerstörung Jerusalems~70:Kol
72–75:Mk
79–81: KaiserTitus; 81–96: KaiserDomitian
80–90:Lk,Mt,Eph
~90: Apg
90–100: Joh;1 Clem
96–98: KaiserNerva; 98–117: KaiserTrajan
111/112: Prozesse gegen Christen in Pontus und Bithynien
115–117: Jüdische Aufstände in Ägypten
~100:Didache
~100–110:1–3 Joh
112–115:1 Petr

Die um 90 verfasste Apg umfasst rund 60 Jahre von der Gründung der Jerusalemer Urgemeinde bis zur Ausbreitung des Urchristentums bis nachRom. Ihr folgend unterscheidet man dasApostolische Zeitalter der unmittelbaren Auferstehungszeugen (Apostel) bis zum Tod des Paulus (30–61) von der nachapostolischen Zeit, in der die Briefe der Paulusschüler,Pastoralbriefe undKatholische Briefe verfasst wurden (~60–120). Diese Zeit wurde oft unscharf „Frühkatholizismus“ genannt, weil damals die erstenKirchenämter entstanden.[6]

Das Ende des Urchristentums wird verschieden festgelegt, je nachdem, welche Glaubensinhalte man dafür als wesentlich einstuft.[1] Manche Kirchenhistoriker zählen nur die bis zur Trennung vom Judentum (um 100) entstandenen, die meisten jedoch alle 27 NT-Schriften dazu. Dann endete das Urchristentum mit der um 130 verfasstenOffenbarung des Johannes. Diese hielt, anders als einige etwas ältere frühchristliche Schriften, in akuter römischer Bedrohung die unlösbare Verbindung der Jesusbewegung zum erwählten Gottesvolk Israel fest.[13]

Im Jahr 136 schlugen die Römer den jüdischenBar-Kochba-Aufstand nieder, zerstörten Jerusalem erneut, vertrieben die Juden inklusive der restlichen Urchristen aus der Stadt und verboten ihnen streng die Rückkehr.[14] Spätestens damit endete die Zeit des Urchristentums. Danach erkannten die Römer die nun außerhalb derRegion Palästina ansässigen Christen als eigene, vom Judentum verschiedene Religionsgruppe.[15]

Entstehung der Jerusalemer Urgemeinde

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hauptartikel:Jerusalemer Urgemeinde

Jesu ersteNachfolger ausGaliläa hatten sich von ihm lautLk 24,21 EU eine Befreiung Israels von der römischen Fremdherrschaft erhofft. Bei seiner Festnahme waren lautMk 14,50 EU alle männlichen Jünger geflohen.Seine Kreuzigung enttäuschte ihre Hoffnung vollends, so dass sie nach Galiläa zurückkehrten. Doch kurz darauf versammelten sie sich erneut in Jerusalem (Lk 24,33 EU). Der Anstoß dafür war laut frühen Bekenntnissätzen, dass Jesus einigen von ihnen zwei Tage nach seinem Tod lebend „erschien“ (1 Kor 15,5 EU: „Kephas, dann den Zwölfen“;Lk 24,34–36 EU: „Simon“, den zwei Emmausjüngern und den Elf;Mt 28,9 EU: Frauen am leeren Grab;Joh 20,14ff. EU:Maria Magdalena). Sie deuteten diese Seherfahrung mit der in derhebräischen Bibel verankerten Hoffnung auf dieAuferstehung der Gerechten als Gottesurteil:JHWH, der Gott Israels, habe den gekreuzigten Jesus „auferweckt“ (1 Kor 15,12 EU;Mk 16,6 EU) und damit gemäß biblischen Verheißungen zum Messias erhöht (Apg 2,32-36 EU). Weil alle frühen Anhänger Jesu Juden waren, konnten sie ihre Seherfahrung und den Sinn des Todes Jesu nur in biblischen Kategorien verstehen und weitergeben. Weil sie die Ankunft des Messias in der „Stadt Davids“ erwarteten, begannen sie dort, dem „Haus Israel“ dieAuferstehung Jesu Christi zu verkünden.[16]

Die Urgemeinde entstand aus demZwölferkreis der ersten Jünger, die Jesus zu Beginn seines Auftretens in seine Nachfolge berufen hatte (Mk 3,13-19 EU par.). Der Kreis symbolisierte das ganze von JHWH erwählte Bundesvolk derZwölf Stämme Israels, dessen Wiederherstellung dieProphetie im Tanach vom zukünftigen Messias erwartete. Demgemäß hatte Jesus nur Israeliten dasReich Gottes verkündet und die Zwölf lautMt 10,5f. EU nur zu ihnen gesandt. Weil dieser Kreis zu den ersten Zeugen der Auferweckung Jesu gehörte, leitete er anfangs die Urgemeinde (Apg 6,2 EU). Trotz legendarischer Anteile dieser Darstellung gilt die Kontinuität von der frühenJesusbewegung zur Urgemeinde daher als historisch.[17]

Der Passionsbericht

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hauptartikel:Passion Jesu

Die Auferstehungserfahrung war der Kern- und Ausgangspunkt der apostolischen Botschaft von Jesus Christus: Sie konfrontierte Jesu Anhänger zunächst mit der Frage nach dem Sinn seines gewaltsamen Todes und eröffnete ihnen eine neue Perspektive, diesen zu deuten. Mithilfe der Erinnerung an Jesu Eigenverkündigung wurde seine Kreuzigung als stellvertretenderSühnetod, als ultimative Übernahme desEndgerichts Gottes und gnädige Einladung zurUmkehr gedeutet. Deshalb sind Kreuz und Auferstehung (Auferweckung) in allen urchristlichen Glaubensbekenntnissen eng miteinander verbunden. Sie bilden den gemeinsamen Hauptinhalt der nachösterlichen Verkündigung.

Von diesem Kristallisationskern aus wurde offenbar bald auch das vorherige Leben Jesu auf die zentralen Heilsdaten, seinen Tod und seine Auferstehung, hin nacherzählt. So entstand wohl schon im ersten Jahrzehnt der vormarkinische Passionsbericht in Jerusalem, den der erste Evangelist in seinMarkusevangelium einbaute. Es gilt als das älteste der vier Evangelien des NT, das ihnen ihre Grundstruktur vorgab.

Urchristliche Gemeinden in Galiläa und Syrien

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Parallel dazu müssen in Galiläa ebenfalls sehr früh christliche Gemeinden entstanden sein. So fand man inKafarnaum eine frühchristliche Pilgerstätte. Sie wird mit dem ehemaligen Wohnhaus des Petrus identifiziert, wo sich die ersten Jesusanhänger trafen. NachMk 16,7 EU fanden Jüngerbegegnungen mit dem Auferweckten in Galiläa statt; dies bestätigtMt 28,16–20 EU undJoh 21 EU.

Galiläische Jesusanhänger sammelten auch Reden, Streitgespräche und Gleichnisse, die Jesu zugeschrieben wurden. Diese Sammlung wurde erst mündlich, dann schriftlich tradiert und später als gemeinsameLogienquelle in das Matthäus- und Lukasevangelium aufgenommen.

InDamaskus existierte nachGal 1,17 EU undApg 9,2 ff. EU bereits vor der Berufung des Paulus (um 32–35) eine christliche Gemeinde. Angenommen wird, dass diese wahrscheinlich von in Jerusalem verfolgten Anhängern des UrchristenStephanus gegründet worden war.

Der Missionsauftrag

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hauptartikel:Mission (Christentum)
Hauptartikel:Missionsauftrag

Die Aufgabe der Jünger und Apostel war es nun, nicht nur die Lehren des Wanderpredigers aus Nazaret, sondern auch die „frohe Botschaft“ (Evangelium) von seiner Auferstehung zu verkünden. Die erste Gemeinde, die sich diesem Auftrag zur Mission verpflichtet sah, war jeneJerusalemer Urgemeinde. Hier bildeten die sogenannten „Säulen“ Petrus, Jakobus undJohannes (Gal 2,9 EU;Mk 5,37 EU und andere) das Zentrum der jüdischen Bewegung. Ihr erster Sprecher wurde Petrus, der später vermutlich von Jakobus abgelöst wurde. Petrus könnte dann über Syrien nachKleinasien gelangt sein, wo inAntiochia eine weitere große Gemeinde entstanden war, und schließlich nach Rom, wo vermutlich schon in den 40er Jahren eine Urchristengemeinde entstanden war, an die auch Paulus seinenRömerbrief adressierte.

Der Missionsauftrag wurde zunächst unter den Juden ausgeführt und später auf die Heiden ausgeweitet.

Sowohl in der Jerusalemer Urgemeinde als auch den hinzukommenden Gemeinden und Zirkeln war die Erwartung der Wiederkunft (Parusie) Jesu als Messias bestimmend, die jedoch keine Grundlage in der jüdischen Schrift hat, da seine Anhänger ihn immer noch als christlichen Messias sahen. Auch bestanden alle frühen Gemeinden aus Judenchristen und qualifiziert konvertierten,beschnittenen Nichtjuden und waren Teil des Judentums, wie die Beachtung derMitzwot und derTempeldienst der Jerusalemer Urchristen veranschaulichen. Daneben gab es aber auch Griechisch sprechende Urchristen, die sogenanntenHellenisten, die sich kritisch zum Tempel äußerten und wohl nicht zuletzt deshalb von den jüdischen Machthabern verfolgt wurden. Selbst innerhalb der urchristlichen Gemeinde bekamen sie wirtschaftliche Probleme, da sie keinen Zugang hatten zur Armenversorgung des Tempels: Dies war der Hintergrund der Wahl der siebenDiakone (ApgEU).

Das Apostelkonzil

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hauptartikel:Apostelkonzil

Gegen den anfänglichen Widerstand konservativerjudenchristlicher Kreise in der Jerusalemer Urgemeinde wurde im Verlauf eines Apostelkonzils (zwischen 44 und 49) vereinbart, dass die von derantiochenischen Gemeinde ausgehendeHeidenmission als Konsens des Urchristentums akzeptiert wurde. Beginnend mit derBekehrung vonDiaspora-Juden (Gal 2,9 EU) und römisch-griechischenHeiden, gewannen überwiegendheidenchristliche Gemeinden außerhalb Palästinas wie Antiochia in der urchristlichen Sekte an Zahl und Bedeutung. Paulus und seine Helfer prägten die Theologie dieser neuen Gemeinden. Die neue paulinische Theologie wurde im gesamtenMittelmeerraum verbreitet. Im Rückblick ist so die Entstehung einer neuenWeltreligion eingeleitet worden. Eine totale Loslösung der urchristlichen Sekte aus dem Judentum und die Abwendung des neutestamentlichen Glaubens von den religiösen Traditionen und Lehren des Judentums – die jetzt vollzogen war – hatte der hellenisierte Jude undrömische BürgerPaulus, als Hauptvertreter der Heidenmission und Stifter des Auferstehungsmythus Jesu, anfänglich jedoch ausgeschlossen (Röm 9–11 EU).

Das Ende der Urgemeinde

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hauptartikel:Jerusalemer Urgemeinde

Mit der Hinrichtung ihres LeitersJakobus im Jahr 62 verlor die judenchristliche Jerusalemer Urgemeinde ihre Führungsrolle im Urchristentum. Die Jerusalemer Christen wollten nicht amjüdischen Aufstand von 66 teilnehmen. Nach historisch zweifelhaften Angaben von Eusebius floh die Urgemeinde damals nachPella, das heute zuJordanien gehört. Sie soll aber nach Kriegsende (70) in das von den Römern zerstörte Jerusalem zurückgekehrt sein und noch bis 135 bestanden haben, unter anderen geleitet von Judas, einem jüngeren Bruder von Jakobus und Jesus.[18] Mit dem Scheitern dieses letzten jüdischen Aufstandsversuchs endete auch die Existenz der Urgemeinde. Die von ihr beeinflussten Gemeinden in Syrien und im Ostjordanland galten einigenKirchenvätern im 2. Jahrhundert bereits als „Häresie“. Spätestens mit der Entstehung desIslam gingen die letzten Reste des nahöstlichen Judenchristentums unter.

Herausbildung kirchlicher Ämter

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Umso sichtbarer wurden die kleinen (heiden)christlichen Gemeinden.[19] Von ihren Problemen und Streitigkeiten berichten diekanonisierten wie auch die nicht kanonisierten Briefe der ersten Christen. Paulus selbst schrieb mit die ersten dieserBriefe, die schon auf die Zeit von 50 bis 64 datieren.BischofClemens von Rom, der 99 den Märtyrertod starb, schrieb mit die ersten Briefe, die nicht mehr in das Neue Testament aufgenommen wurden. Innerhalb dieser Zeitspanne verschwanden dann auch zunehmend dieApostel,Propheten undEvangelisten (1. Clem 37,3) als Würdenträger und Autoritäten. Und auch wenn Clemens noch forderte: „Haltet euch an die Heiligen“ (1. Clem 46,2), wurde bereits von Paulus vor sogenannten „falschen Heiligen“ gewarnt (vgl.Eph 7,1 EU;Apg 15,1 EU).

Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mitBelegen (beispielsweiseEinzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst undgute Belege einfügst.
Auf welcher Literatur beruhen die folgenden Absätze?

Die Praxis der brüderlichen Belehrung (Mt 18,15–18 EU) verschob sich so auf die „Erstlinge“, die Erstgetauften einer Gemeinde, und schließlich die ersten sich herausbildenden Ämter: Episkopen (= Vorsteher, Bischöfe) (vgl.Eph 4,1 EU),Presbyter undDiakone ersetzten die charismatischen Ämter und konsolidierten die weiterhin autonomen Gemeinden. Dabei war in dem Versuch, die Einmaligkeit Jesu in der irdischen Hierarchie abzubilden, jeweils nur ein Bischof vorzufinden. Diesem monarchanischen Bischof unterstanden zur Hilfe bei der Liturgie die (oft an der Zahl der Apostel orientierten: zwölf) Presbyter. Presbyter war hier noch ein Ehrenamt und wurde erst später mit eigenenpfarrähnlichen Verpflichtungen versehen. Die praktischen Arbeiten oblagen dann den Diakonen, von denen eine bestimmte Anzahl nicht bezeugt ist.

Die Herausarbeitung von Hierarchie und Gemeindestruktur erwies sich als umso notwendiger, als sich die Erwartung vom nahen Ende der Welt und der Wiederkunft Christi (Parusie), von denen die Jünger noch geprägt schienen, nicht erfüllte. Die Phase der sogenannten „Parusieverzögerung“ wurde nun aber nicht als Ende dereschatologischen Perspektive gesehen, sondern als verlängerte Zeit für die Vorbereitungen verstanden. Die gepflegten Werte sollten dies in „Tat und Wahrheit“ belegen (1 Joh 3,18 EU): Der Dienst an der und für die Gemeinde wurde hervorgehoben sowie auch dieGastfreundschaft, dasBeten undFasten. DasLiebesmahl (Joh 13,34 EU) und der Liebesdienst (Agape) gewannen so erweiterte Bedeutung.

Gerade in dieser Kombination vonasketischen Vorschriften, die sich auf die Christen selbst bezogen und auch vor deren eigenem Tod (Martyrium) nicht brachen, und der praktischenNächstenliebe, die sich am Dienst an denArmen, Kranken und Verlassenen, den Witwen und Waisen und denSklaven vollzog, bereiteten sich nicht nur die Anhänger der neuen Religion auf das nahe Ende vor, sondern diese Gemeinschaft gewann auch nach außen enorme Anziehungskraft. Schon Paulus hatte dies im Ansatz erkannt und daher für die Anfänge einer lokalen Mission nicht die größeren Städte selbst, sondern deren arme Vororte bevorzugt.

Als dieChristenverfolgungen unterDomitian (81–96) die Mission erschwerten, konnte sich die organisierte Kirche insgesamt behaupten, ihren Zusammenhalt festigen und ihre Mitgliedschaft sogar vergrößern. Die verfolgten und getöteten Christen wurden als Märtyrer (Blutzeugen) Christi anerkannt und verehrt, deren Bekennertod ihnen Rettung im Endgericht versprach. Dies erhöhte die Attraktivität des jungen Christentums.

Erster heidnischer Autor, der sich mit den Christen befasste,[20] ohne sie sogleich zu verdammen, war der Philosoph und ArztGalenos, der die Christen weniger als Religionsgemeinschaft denn als in der Nähe derStoa zu verortende philosophische Schule ansah.[21]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Wiktionary: Urchristentum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. abFriedrich Wilhelm Horn:Das Urchristentum. In: Karl-Wilhelm Niebuhr (Hrsg.):Grundinformation Neues Testament, Göttingen 2020, S. 388f.
  2. Klaus Wengst:Wie das Christentum entstand, München 2021, S. 90–93
  3. Klaus Wengst:Wie das Christentum entstand, München 2021, S. 317–332, besonders S. 327ff.
  4. Klaus Wengst:Wie das Christentum entstand, München 2021, S. 17
  5. Hubert Frankemölle:Frühjudentum und Urchristentum: Vorgeschichte - Verlauf - Auswirkungen (4. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.). Kohlhammer, Stuttgart 2006,ISBN 978-3-17-019528-8, S. 27–41 (Einleitung)
  6. abcFriedrich Wilhelm Horn:Das Urchristentum. In: Karl-Wilhelm Niebuhr (Hrsg.):Grundinformation Neues Testament, Göttingen 2020, S. 389f.
  7. Hans Conzelmann:Geschichte des Urchristentums. Göttingen 1989, S. 1
  8. Hans Conzelmann:Geschichte des Urchristentums. Göttingen 1989, S. 19
  9. Michael Theobald:Das Herrenmahl im Neuen Testament, in: Theologische Quartalsschrift 183/2003, S. 261
  10. Udo Schnelle:Paulus: Leben und Denken. De Gruyter, Berlin 2003,ISBN 978-3-11-015164-0,S. 34
  11. Gerd Theißen, Annette Merz:Der historische Jesus. Ein Lehrbuch. 4. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011,ISBN 978-3-525-52198-4, S. 152ff.
  12. Zeittafel nach Dietrich-Alex Koch:Geschichte des Urchristentums, Göttingen 2014,S. 517ff.
  13. Klaus Wengst:Wie das Christentum entstand, München 2021, S. 229–244
  14. Hubert Frankemölle:Frühjudentum und Urchristentum, Stuttgart 2006,S. 264
  15. Karl Martin Fischer:Das Urchristentum, Band 1/1. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 1985, S. 130
  16. Klaus Wengst:Wie das Christentum entstand, Gütersloh 2021, S. 42 und 45–50
  17. Friedrich Wilhelm Horn:Die Apostelgeschichte. In: Karl-Wilhelm Niebuhr (Hrsg.):Grundinformation Neues Testament, Göttingen 2020, S. 191f.
  18. Hubert Frankemölle:Frühjudentum und Urchristentum, Stuttgart 2006,S. 264
  19. Rainer Gugl:Zum spannungsvollen Nebeneinander von griechischrömischer und christlicher Religiosität in antiken Haushalten. Protokolle zur Bibel 25 (2016) 97–118 ([1] auf protokollezurbibel.at)
  20. Vgl. Gary B. Ferngren:Galen and the Christians of Rome. In:Istoriya meditsiniy (History of Medicine). Band 2, 2015, S, 291–297.
  21. Ferdinand Peter Moog:Galen liest „Klassiker“ – Fragmente der schöngeistigen Literatur des Altertums im Werk des Pergameners. In:Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2020), S. 7–24, hier: S. 19 (Jüdische und christliche Schriften).
Normdaten (Sachbegriff):GND:4062115-7 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Urchristentum&oldid=260001094
Kategorien:
Versteckte Kategorie:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp