Uralkali
Uralkali | |
---|---|
![]() | |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | US91688E2063 |
Gründung | 1926 |
Sitz | Beresniki,Russland |
Leitung | Sergei Tschemesow (Chairman)[1] Dmitri Ossipow (CEO)[2] |
Mitarbeiterzahl | 20.800[3] |
Umsatz | 3,56 Mrd.US-Dollar[3] |
Branche | Bergbau,Düngemittel |
Website | www.uralkali.com |
Stand: 31. Dezember 2014 |

Uralkali (russischУралкалий, Betonung:Uralkáli) ist einrussisches Bergbauunternehmen mit Firmensitz inBeresniki,Region Perm. Das Unternehmen bautKali ab und ist der größteMineraldüngerhersteller Russlands. 2012 war es mit einer Produktion von 9,1 Millionen TonnenKaliumchlorid (KCl) weltgrößter Kaliproduzent.[4] Es exportiert einen Großteil seiner Produkte in das Ausland, vornehmlich nach China, Indien und Brasilien. Das Unternehmen ist imRTS-Index an derMoskauer Börse und war zwischen 2007 und 2015 an derLondoner Börse[5] gelistet.
Struktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Die Produktion wird aus fünf Bergwerken (Beresniki 2 und 4;Solikamsk 1, 2 und 3) und sechs Kaliumchloridfabriken (Beresniki 2, 3 und 4; Solikamsk 1, 2 und 3) erbracht (Stand Januar 2013).[6] Uralkali verfügt über ein eigenes Vertriebsnetz und die zwei TochterfirmenBelarusian Potash Company (BPC) (dt. Belarussische Kaligesellschaft) undUralkali Trading S.A. (dt. Uralkali Handels AG). Uralkali hält Bergwerksbewilligungen in Ust-Jaiwinski und für einen Teil der Werchnekamskojer Kalilagerstätte, das sogenannte Polowodowski-Lager.[6]
Das Bergwerk Solikamsk 2 wurde im November 2014 geschlossen, nachdem aufgrund übergroßen Zustroms vonSole die Untertage-Belegschaft evakuiert und zudem eine etwa 20 × 30 Meter großePinge entdeckt wurde.[7][8][9][10] Der Solezustrom vergrößerte sich bis Anfang Februar 2015 von ursprünglich 200 m3/h auf 820 m3/h und die Ausmaße der Pinge wuchsen auf 58 × 87 Meter.[11][12]
Eigentümer
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach Unternehmensangaben[13] wurden Anfang April 2013 53 % der Aktien von fünf Einzelpersonen direkt oder über Beteiligungen gehalten. Den größtenDirektanteil hielt demnach der russische OligarchSuleiman Kerimow mit 17,2 %; über seine Beteiligung an einer Holding, die weitere 12,5 % der Uralkali-Aktien hielt, hatte er zusätzlichen Einfluss auf das Unternehmen. Der Rest von 47 % befand sich inStreubesitz.
Kerimows Anteile wurden auch am 29. Juli 2013 – einen Tag vor Beginn desKali-Konflikts (→ unten) – noch dementsprechend ausgewiesen.[14] Wenige Wochen später – am 20. August 2013 und inmitten desKali-Konflikts – hielt er bereits 21,75 % der Unternehmensaktien sowie über die oben bereits benannte Holding anteilig unverändert weitere 12,5 %.[15] Als Halter wurde nunmehr indes seine Stiftung, dieSuleyman Kerimov Foundation, benannt.[15]
Im September 2013 übernahm dieChengdong Investment Corporation – eineTochter deschinesischenStaatsfondsChina Investment Corp (CIC) – den bis dato von der russischen Holding kontrollierten 12,5%igen Aktienanteil.[16][17]
Unternehmensgeschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das VorgängerunternehmenSojuskali nahm seine Produktion 1934 in Solikamsk auf, wo seit 1927 dieTagesanlagen für dasBergwerkSolikamsk 1 errichtet und die Schächteabgeteuft wurden. 1932 wurde der ersteSchacht auf derLagerstätte Beresniki begonnen, doch bereits 1936 wurden die Arbeiten wegen finanzieller Schwierigkeiten unterbrochen. Erst kurz vor demZweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und 1942 wurde in Beresniki das erste Salz gefördert. Die Luftfahrtindustrie benötigte während des Krieges dringendMagnesium für die Kampfflugzeugproduktion, deshalb wurde am 1. Mai 1944 in Werchnekamskoje die Förderung vonCarnallit aufgenommen, aus dem das begehrte Magnesium erzeugt werden konnte. Zwischen 1950 und 1960 wurden die Bergwerke grundlegend modernisiert. Im Jahre 1963 wurde die ersteFlotationsaufbereitung der UdSSR in der Kalifabrik Beresniki in Betrieb genommen. 1986ersoff das BergwerkBeresniki 3 durch einen Wassereinbruch. Die Kalifabrik wird weiterhin betrieben und mit K2O aus dem BergwerkBeresniki 4 beliefert.
Im Jahre 1992 wurdeSojuskali privatisiert und dabei der BetriebsteilSilwinit alsenglischOJSC Silvinit abgespalten. Die Privatisierung bildete ab 1991 die Basis des finanziellen Aufstiegs vonDmitri Jewgenjewitsch Rybolowlew. 2010 verkaufte Rybolowlew seine Anteile an den russischen Finanzinvestor Suleiman Kerimow.
2001 wurde in Sankt Petersburg dasBaltic Bulk Terminal (BBT) eröffnet, über das Kalidünger verschifft wird. Im Oktober 2006 gab es einen Salzwassereinbruch in Werchnekamskoje. Grund war das Anfahren einer geologischen Anomalie, die Grube musste aufgegeben werden. Seit 2007 ist Uralkali an der Londoner Rohstoffbörse gelistet.
Im Juli 2011 übernahm Uralkali Silwinit.[18] Das neue Unternehmen produzierte 2011 10,2 Mio. Tonnen Mineraldünger.
Im Jahre 2012 begannen die Teufarbeiten an den neuen Schächten in Ust-Jaiwinski.
Kali-Konflikt (2013)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ende Juli 2013 gab Uralkali bekannt, den Verkauf ihrer Produktion über die bis dato gemeinsam mit dembelarussischen KaliproduzentenBelaruskali genutzte VertriebsgesellschaftBelarusian Potash Company (BPC) zu stoppen und ihre Produktion selbst zu vermarkten, da Belaruskali seit Dezember 2012 mehrfach Geschäfte an der Vertriebsgesellschaft vorbei getätigt habe.[19]
Als Folge davon wurde an den internationalenFinanzmärkten ein deutlich sinkender Weltmarktpreis für Kali befürchtet,[20] woraufhin dieAktienkurse mehrerer Kaliproduzenten einbrachen. So fiel etwa die Aktie des deutschen KaliproduzentenK+S um mehr als 25 %.[20]
Am 19. August 2013 bezeichnete Belaruskali in einer Pressemitteilung die diesbezüglichen Erklärungen von Uralkalis damaligem Vorstandschef Baumgertner als „provokativ, emotional, beispiellos und unklug“ und argwöhnte, hinter dem Schritt stünden „Privatinteressen von Aktionären“ der Uralkali sowie „persönliche Ambitionen einiger ihrer Führungskräfte“.[21][22] Belaruskali habe nicht die Absicht, die Partnerschaft mit Uralkali unter deren jetzigem Management wieder aufleben zu lassen.[23]
Eine Woche später wurde Baumgertner während seiner Rückreise von einem Treffen mit dem belarussischen MinisterpräsidentenMichail Mjasnikowitsch auf demFlughafen Minsk zunächst festgenommen[24] und nach einem Monat Haft unterHausarrest gestellt;[25] die belarussischen Behörden werfen ihm vor, im Rahmen seiner Tätigkeit als Chairman derBelarusian Potash Company (BPC) Amtsmissbrauch „zum Zweck des persönlichen Nutzens“ betrieben zu haben.[26][27] Zudem seieninternationale Haftbefehle gegen vier weitere Topmanager der Uralkali erlassen worden,[26][28] da denStakeholdern ein Schaden von 100 MillionenUS-Dollar[26] oder mehr[28] entstanden sei.
Seit dem 2. September 2013 werde auch der russische Oligarch und größte Einzelaktionär[13][14][15] der Uralkali,Suleiman Kerimow, per internationalem Haftbefehl gesucht; ihm wird seitens der belarussischen Behörden „Machtmissbrauch und Missbrauch der Amtsstellung“ vorgeworfen.[29][30][31]Interpol dementierte am 11. September 2013 jedoch, dass bereits internationale Haftbefehle gegen Kerimow und die vier Uralkali-Manager ausgestellt worden seien; vielmehr würden die dahingehenden Anträge zunächst geprüft.[32]
Unglück in Solikamsk 2018
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei einem Brand imKaliwerkSolikamsk 3 kamen am 23. Dezember 2018 in rund 340 MeternTeufe 9Bergleute ums Leben. 8 weitere Bergleute konnten gerettet werden.[33]
Sonstige Aktivitäten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2009 wurde mit Unterstützung vonUralkali undSilwinit an derStaatlichen Technischen Universität Perm das Institut für Kalisalze gegründet.[34]
Mit derFormel-1-Saison 2021 stieg Uralkali als Hauptsponsor beimTeam Haas ein. Der VF-21-Rennwagen war in weiß-blau-rot lackiert, den Farben derFlagge Russlands.[35] Als Reaktion auf denRussischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 trennte sich Team Haas von Uralkali sowie von seinem russischen FahrerNikita Masepin, dem Sohn des Uralkali-Eigentümers.[36]
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Board of Directors. Uralkali, abgerufen am 21. November 2014 (englisch).
- ↑Management. Uralkali, abgerufen am 21. November 2014 (englisch).
- ↑abIntegrated Report 2014. (PDF) Uralkali, 26. Juni 2015, abgerufen am 26. Juni 2015 (englisch, PDF;).
- ↑Investor Presentation July 2013. (PDF) Uralkali, 8. Juli 2013, S. 6, abgerufen am 20. August 2013 (englisch, PDF; 2,2 MB).
- ↑Liste aller an der Londoner Börse gelisteten Unternehmen. Seite auf londonstockexchange.com mit Download-Link einer entsprechendenExcel-Datei
- ↑abInvestor Presentation July 2013. (PDF) Uralkali, 8. Juli 2013, S. 24, abgerufen am 30. August 2013 (englisch, PDF; 2,2 MB).
- ↑What Uralkali's mine shutdown may mean for the potash market. In: financialpost.com. 19. November 2014, abgerufen am 15. März 2022 (englisch).
- ↑Uralkali Announcement. Uralkali, 18. November 2014, abgerufen am 19. November 2014 (englisch).
- ↑Uralkali Announcement. Uralkali, 19. November 2014, abgerufen am 19. November 2014 (englisch).
- ↑Düngemittel-Aktien gewinnen nach Minenschließung. Handelsblatt, 18. November 2014, abgerufen am 19. November 2014.
- ↑Yuliya Fedorinova: Flooding Worsens at Uralkali’s Solikamsk Mine, Sinkhole Widens. Bloomberg News, 6. Februar 2015, abgerufen am 7. Februar 2015 (englisch).
- ↑Uralkali Announcement on Solikamsk-2 Mine. Uralkali, 6. Februar 2015, abgerufen am 7. Februar 2015 (englisch, Pressemitteilung).
- ↑abInvestor Presentation July 2013. (PDF) Uralkali, 8. Juli 2013, S. 31, abgerufen am 30. August 2013 (englisch, PDF; 2,2 MB).
- ↑abUralkali: Shareholder Structure (Memento vom 29. Juli 2013 imInternet Archive)
- ↑abcShareholder Structure. Uralkali, 20. August 2013, abgerufen am 3. September 2013.
- ↑K+S-Rivale Uralkali erhält neuen Großaktionär aus China. Thomson Reuters, 24. September 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2013; abgerufen am 24. September 2013.
- ↑Shareholder Structure. Uralkali, 24. September 2013, abgerufen am 24. September 2013.
- ↑In Russland entsteht ein Kali-Großproduzent.FAZ vom 21. Dezember 2010, Seite 17.
- ↑Uralkali Board Meeting Decisions. Uralkali, 30. Juli 2013, abgerufen am 18. August 2013 (englisch).
- ↑abDaniel Mohr: Kali-Aktien – Uralkali sorgt für Turbulenzen. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Juli 2013, abgerufen am 18. August 2013.
- ↑Pressemitteilung vom 19. August 2013. Belaruskali, archiviert vom Original am 28. Oktober 2013; abgerufen am 21. August 2013 (russisch).
- ↑Joint Statement by Belaruskali and Belarusian Potash Company. Belarusian Potash Company (BPC), August 2013, abgerufen am 21. August 2013 (englisch).
- ↑Lukas I. Alpert: Belaruskali will Partnerschaft mit Uralkali nicht aufleben lassen. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. August 2013, archiviert vom Original am 24. August 2013; abgerufen am 21. August 2013.
- ↑Benjamin Bidder: Konzern-Chef Baumgertner in Haft: Geisel im Kali-Krieg. Der Spiegel, 28. August 2013, abgerufen am 28. August 2013.
- ↑„Kali-Krieg“: Uralkali-Chef nun in Hausarrest. Handelsblatt, 26. September 2013, abgerufen am 27. September 2013.
- ↑abcAliaksandr Kudrytski, Yuliya Fedorinova: Verhaftung von Uralkali-Chef sorgt für diplomatische Spannungen. Die Welt, 27. August 2013, abgerufen am 27. August 2013.
- ↑Uralkali-CEO bleibt zwei Monate in Haft. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. August 2013, archiviert vom Original am 14. November 2014; abgerufen am 27. August 2013.
- ↑abTop managers of Uralkaliy put on international wanted list. Belarus 24 (belarussisches Staatsfernsehen), 27. August 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Oktober 2013; abgerufen am 29. August 2013 (englisch).
- ↑Der Fall BPC (aktualisiert): Ermittlungskomitee versetzt Sulejman Kerimow in den Anklagestand. BelTA, 2. September 2013, abgerufen am 2. September 2013.
- ↑Weißrussland erlässt Haftbefehl gegen russischen Milliardär. Handelsblatt, 2. September 2013, abgerufen am 2. September 2013.
- ↑Interpol setzt Sulejman Kerimow auf Fahndungsliste. BelTA, 3. September 2013, archiviert vom Original am 26. Februar 2014; abgerufen am 3. September 2013.
- ↑Interpol clarifies inaccurate reports on Belarus request for Red Notices against Suleiman Kerimov and others. Interpol, 11. September 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Februar 2014; abgerufen am 12. September 2013 (englisch, Pressemitteilung).
- ↑Neun Tote nach Brand in russischem Bergwerk. In: bote.ch. 23. Dezember 2018, abgerufen am 23. Dezember 2018.
- ↑History. Uralkali, abgerufen am 18. August 2013 (englisch).
- ↑Christian Nimmervoll: Haas-Team präsentiert neuen Look: Mick Schumachers Auto ist ein Russe! In: www.motorsport-total.com. 4. März 2021, abgerufen am 4. März 2021.
- ↑Christian Nimmervoll: Offiziell bestätigt: F1-Team Haas trennt sich von Nikita Masepin und Uralkali. In: www.motorsport.com. 5. März 2022, abgerufen am 5. März 2022.