DieUniversity of Wisconsin–Madison (kurzUW,UW–Madison oder einfachMadison) ist eine staatliche Universität inMadison imUS-BundesstaatWisconsin. Sie ist die größte Hochschule des Staates und der wichtigste Standort desUniversity of Wisconsin System. Die University of Wisconsin–Madison ist Mitglied derAssociation of American Universities, eines seit 1900 bestehenden Verbunds führender forschungsintensiver nordamerikanischer Universitäten, und wird als sogenanntePublic Ivy bezeichnet.
Gegründet wurde sie 1848, nachdem Wisconsin als 30. Bundesstaat den Vereinigten Staaten von Amerika beigetreten war. Der Unterricht der ersten 17 Studenten begann am 5. Februar 1849. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist sie eine der führenden Universitäten der USA. Am 4. April 1892 wurdeThe Daily Cardinal als heute ältesteStudentenzeitung gegründet. 1913 wurde hier die heute bekannteste Ehrengesellschaft für Absolventen der WirtschaftswissenschaftenBeta Gamma Sigma gegründet. Im August 1970 zündeten Attentäter eine Autobombe, da sie gegen die Zusammenarbeit der Universität mit dem US-Militär protestieren wollten. Ein Forscher, Robert Fassnacht, wurde getötet. Drei Mitarbeiter wurden verletzt[4].
Der GeographDavid Ward war von 1993 bis 2000 Kanzler der UW–Madison und von 2011 bis 2013 diente er nochmals als Interimskanzler.[5] Ab 2013 war die Ökonomin Rebecca Blank Kanzlerin.[6]
Die Universität liegt inMadison, nahe dem Kapitol am Südufer desLake Mendota. DerHauptcampus erstreckt sich über eine Fläche von 3,8 km². Das gesamte Universitätsgelände einschließlich aller Forschungseinrichtungen ist 43 km² groß. Die Universität hat ihre eigene Polizei sowie ein eigenes Krankenhaus.
Als bedeutendste Einrichtung des Universitätssystems von Wisconsin wurde sie 2016 in der Rangfolge der besten öffentlichen US-amerikanischen Bildungseinrichtungen an dreizehnter Stelle[7] sowie in der Reihung der besten amerikanischen Universitäten an 45. Stelle[8] geführt. ImShanghai-Ranking 2012 befand sie sich auf Platz 19 global.[9]
Gegenwärtig ist die Universität ein international anerkanntes Zentrum derStammzellforschung.James Thomson war hier der erste Forscher, der menschlicheembryonale Stammzellen isolieren konnte.[10]
Die Grid-Computing-Software Condor wird seit 1988 an der University of Wisconsin–Madison entwickelt und heißt seit 2012HTCondor.[11]
Das „Max Kade Institute“ (MKI) der Universität ist Teil des „College of Letters and Science“ (Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften) und verfügt über eine eigene Verwaltung aus Direktorium, Bibliothekaren, Büropersonal und freiwilligen Helfern. Diese Einrichtung wurde nach dem deutsch-amerikanischen UnternehmerMax Kade benannt, der im Jahr 1905 Deutschland verlassen hatte und nach New York City emigrierte. Dort machte er sich einen Namen in der pharmazeutischen Industrie und rief eine Stiftung ins Leben, um sowohl den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt als auch das friedliche Zusammenleben der Völker zu fördern. So förderte Kade auch die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Die Initiative zur Gründung des „Max Kade Institutes“ geht auf den SprachwissenschaftlerJürgen Eichhoff zurück, der 1983 eine Startfinanzierung durchErich Markel, den Präsidenten der „Max Kade Foundation of New York“ erfolgreich beantragte. Das Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, wissenschaftliche Forschung und deren Dokumentation zu betreiben und diese einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Ein Teil der Forschung befasst sich mit den deutschen Einwanderern und deren Nachkommen sowie ihren Einfluss auf ihre Umgebung. Seit 2014 befindet sich das MKI im vierten Stock des altehrwürdigen University Clubs, der im Jahr 1907 als ein Ort zur Förderung der Gemeinschaft innerhalb des Campus gegründet wurde. Zuvor befand es sich im „Keystone House“, einem historischen Wohngebäude aus dem Jahr 1853.[12]
Die Universität betreibt umfangreiche Forschung im BereichKernfusion und beherbergt unter anderem einen sphärischenTokamak und einenStellarator auf ihrem Campus.[13]
Die Universität unterhält einen Auslandsstandort in Schottland, imDalkeith House bei Edinburgh.
Im Herbst 2020 waren 44.640 Studierende an der UW–Madison eingeschrieben.[14] Davon strebten 32.688 (73,2 %) ihren ersten Studienabschluss an, sie waren alsoundergraduates.[14] Von diesen waren 52 % weiblich und 48 % männlich; 8 % bezeichneten sich als asiatisch, 2 % als schwarz/afroamerikanisch, 6 % als Hispanic/Latino und 68 % als weiß.[14] 11.952 (26,8 %) arbeiteten auf einen weiteren Abschluss hin, sie warengraduates.[14] Die UW–Madison zählt über 450.000 Personen als Ehemalige (Alumni).[3] 2020 lehrten 4.816 Dozenten an der UW–Madison, davon 3.724 in Vollzeit und 1.092 in Teilzeit.[14]
Die Wirtschaftsfakultät der Universität, seit November 2007 auch als „Wisconsin School of Business“ bekannt, erhielt als erste Business School einen hohen Spendenbeitrag von Ehemaligen, ohne dass dieser an eine Umbenennung der Fakultät gebunden ist. Ein Kreis von 13 Spendern stiftete 85 Mio. USD, jeder Einzelne einen Mindestbeitrag von 5 Mio. USD. Darunter Wirtschaftsgrößen wiePaul J. Collins, ehemaliger Vice Chairman derCitigroup Inc. undWade Fetzer ehemaligerGoldman-Sachs-Partner. Die Spende fließt zum Großteil in dasMBA-Programm und den Ausbau der Lehre der Business School.
„Windkraftwerk mit Atomantrieb“: Studentische Kernenergiegegner der Universität Wisconsin planten im Jahre 1980 ursprünglich das erste Solar-Konzert der Welt: Strom aus Photozellen sollte die Verstärker und Lautsprecher während der Veranstaltung versorgen. Das Vorhaben konnte nicht realisiert werden, da sich herausstellte, dass es 8000 Quadratmeter Sonnenzellenfläche erfordert hätte. Die Studenten installierten deshalb als Ersatz drei Windkraftwerke. Während des Konzerts herrschte jedoch Windstille, die Rotoren der Windkraftanlagen rotierten trotzdem, einer sogar rückwärts. Man hatte die Windkraftwerke vorsichtshalber an das Stromnetz angeschlossen, so dass die Generatoren mangels Windkraft als Motoren wirkten und die Propeller mit Energie aus dem Stromnetz drehten. Ein Generator wurde falsch gepolt an das Netz gelegt und drehte damit den Propeller in die falsche Richtung. In der Stadt Madison wurde 1980 gut ein Drittel des Stromes in Kernkraftwerken erzeugt, mindestens eines der Aggregate kann somit als das erste nuklear angetriebene Windkraftwerk der Welt betrachtet werden.[16]
Am 6. August 2021 wurde, nach Protesten der WisconsinBlack Student Union der 70 Tonnen schwereChamberlain Rock, ein ca. zwei Milliarden alter Gletscherstein, vom Madison Campus entfernt und auf einen anderen Campus gebracht, da er ein rassistisches Symbol darstelle, welches am einen abgetrennten Kopf einesPeople of Color erinnere.[17]
Die Sportteams der UW–Madison sind unter dem NamenWisconsin Badgers bekannt. Die Hochschule ist Mitglied derBig Ten Conference, in derNCAA. Zu den betriebenen Sportarten gehören unter anderemAmerican Football,Eishockey, Ringen,Volleyball undFußball, in denen die Badgers auch sehr erfolgreich sind. Die Badgers besitzen mehrere Sportwettkampfstätten, wie das 1917 erbauteCamp Randall Stadium, welches mehr als 80.000 Zuschauer fasst. Die Eishockey-Männer sowie die Basketball-Frauen und -Männer sind imKohl Center beheimatet.
Die Teamfarben sind rot-weiß. Das Maskottchen ist einDachs (englischBadger) mit Namen „Buckingham U. Badger“.
Die UW–Madison beansprucht für denSüßstoffBrazzeinPatentrechte als eigene Erfindung, obwohl inZentralafrika die den Wirkstoff enthaltenden Früchte derPentadiplandra brazzeana seit langem bekannt sind, aus der auchPentadin isoliert wurde. Einen Zusammenhang mit den natürlichen Vorkommen inGabun bestreitet die Universität.[18] Sie hält drei Patente auf Verbindungen, die ausPentadiplandra brazzeana isoliert werden respektive auf dessen industrielle Herstellung (US 5,326,580, US 5,346,998, US 5,527,555). Die Patentierung von Brazzein wird in diesem Zusammenhang vonGRAIN undGreenpeace alsBiopiraterie eingestuft.[19]
Im Jahr 2012 wurden von der TierrechtsorganisationPETA Vorwürfe veröffentlicht, welche tierquälerische Versuche der biologischen Fakultät am Gehör von Katzen beinhalteten. Zur Gewinnung von Informationen über die Lokalisierung der Klangwahrnehmung imGehirn der Tiere wurden diesen Sonden in denauditiven Cortex implantiert, die Ohren und Teile des Gehirns chirurgisch bearbeitet und zur Steigerung der Reizwahrnehmung wurde einige Tage die Fütterung ausgesetzt.[20]
Brewster Shaw (* 1945), Astronaut (Space Shuttle Columbia); früherer Direktor des Space-Shuttle-Programms der National Aeronautics and Space Administration (NASA)
Arthur Hove, Anne Biebel:The University of Wisconsin. A pictorial history. University of Wisconsin Press, Madison 1991,ISBN 0-299-13000-2.
Studies of the Max Kade Institute for German-American studies. Friends of the Max Kade Institute for German-American Studies, Madison,OCLC314170402.
Max Kade Institute for German American Studies (Hrsg.):Quelleneditionen zur Geschichte der Deutschen in Amerika. (= On the history of the Germans in America.) Belser Wissenschaftlicher Dienst, WildbergOCLC313335419.
↑Office of the Chancellor. In: University of Wisconsin–Madison > About UW–Madison > Leadership. Board of Regents of the University of Wisconsin System, abgerufen am 15. August 2022 (amerikanisches Englisch).
↑abCollege Navigator – University of Wisconsin-Madison. In: Integrated Postsecondary Education Data System > College Navigator > University of Wisconsin-Madison. National Center for Education Statistics (NCES), U.S. Department of Education, Institute of Education Sciences IES, 2022, abgerufen am 15. August 2022 (englisch).
↑abFacts: University of Wisconsin–Madison. In: University of Wisconsin–Madison > About UW. Board of Regents of the University of Wisconsin System, abgerufen am 16. Februar 2022 (englisch).
↑David Ward (Chancellor: 1993-2000). In: Libraries UW–Madison > Exhibits > Campus History Projects > Chancellors and Presidents of the University of Wisconsin-Madison. Board of Regents of the University of Wisconsin System, abgerufen am 16. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
↑About Rebecca Blank. In: University of Wisconsin > About UW > Leadership Team. Board of Regents of the University of Wisconsin System, abgerufen am 16. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
↑National University Rankings. In: colleges.usnews.rankingsandreviews.com. U.S.Nes – Education, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2016; abgerufen am 3. März 2024 (englisch).
↑abcdeCollege Navigator – University of Wisconsin-Madison. In: Integrated Postsecondary Education Data System > College Navigator > University of Wisconsin-Madison. National Center for Education Statistics (NCES), U.S. Department of Education, Institute of Education Sciences IES, 2020, abgerufen am 16. Februar 2022 (englisch).
↑About UW–Madison, auf der Internetseite der University of Wisconsin–Madison, abgerufen am 22. Juni 2011 (englisch).
↑Cornelius Keller:Spuk und Rock vom Windkraftwerk. In:Bild der Wissenschaft. Akzent-Nr. 12, S. 3, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, Dezember 1980.
↑The European Patent Directive: License to Plunder. Briefing published by Genetic Resources Action International, GRAIN, Barcelona. In: grain.org.GRAIN, Mai 1998, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. September 2012; abgerufen am 3. März 2024 (englisch).