| Universität Stuttgart | |
|---|---|
| Gründung | 1829 (Vereinigte Kunst-, Real- und Gewerbeschule) TH seit 1876,Universität seit 1967 |
| Trägerschaft | staatlich (Land Baden-Württemberg) |
| Ort | |
| Bundesland | Baden-Württemberg |
| Land | Deutschland |
| Rektor | Peter Middendorf[1] |
| Studierende | 20.898(WS 2024/25)[2] |
| Mitarbeiter | 5.556(2024)[2] |
| davon Professoren | 303(2024)[2] |
| Jahresetat | 662,8 Mio. €(2024)[2] Drittmittel: 306,3 Mio. € |
| Netzwerke | DFH,[3]TU9, Ge4,EUA,CESAER |
| Website | www.uni-stuttgart.de |

DieUniversität Stuttgart ist eine staatlicheUniversität inStuttgart und pflegt ein interdisziplinär orientiertes Profil mit Schwerpunkt in denIngenieur-,Natur-,Geistes- undSozialwissenschaften. Dieser „Stuttgarter Weg“ prägt als Leitgedanke der vernetzten Disziplinen das besondere Profil der Universität Stuttgart und ist zu einem ihrer Markenzeichen geworden.[4] Sie gliedert sich in zehnFakultäten und 150 Institute.[5]
Die früher in derStadtmitte angesiedelten technisch-naturwissenschaftlichen Institute wurden seit den 1960er-Jahren weitgehend auf denCampus inStuttgart-Vaihingen umgesiedelt, während die Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie die Studienrichtung Architektur in der Zentrumslage in der Nähe desHauptbahnhofs verblieben. Die Universität betreibt mehrere eigeneForschungsinstitute, davon einige zusammen mitFraunhofer-Instituten und demDeutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Die Gründung einer Universität im nahegelegenenTübingen im Jahre 1477 durchEberhard im Bart als damaligenGrafen von Württemberg-Urach und späterenHerzog von Württemberg führte zunächst dazu, dass keine weitere Universität in Stuttgart eingerichtet wurde. Auch wurde dieEberhard Karls Universität Tübingen, anders als beispielsweise dieLudwig-Maximilians-Universität München (ursprünglich Ingolstadt, dann Landshut), trotz Wechsels der Residenz im Jahre 1495 nicht nachträglich nach Stuttgart verlegt.
Es gab dann bereits am Ende des 18. Jahrhunderts in Stuttgart für wenige Jahre eine Universität, als die 1770 gegründeteHohe Karlsschule 1781 zur Universität erhoben wurde. Unter HerzogLudwig Eugen wurde sie 1794 aber wieder aufgelöst. Die Karlsschule bildete vor allemJuristen für landeshoheitliche Aufgaben sowieMediziner für die württembergische Armee aus. Einer der berühmtesten Studenten warFriedrich Schiller, der von 1773 bis 1780 an der Karlsschule zumMilitärarzt ausgebildet wurde.
Die heutigeUniversität geht auf die Gründung derVereinigten Kunst-, Real- und Gewerbeschule im Jahre 1829 unterWilhelm I. von Württemberg zurück. Dabei wurde die 1796 gegründete Realschule per Dekret vom 27. März 1829 um eine Kunst- und Gewerbeschule erweitert, die am 26. Oktober 1829 mit 34 Schülern (darunterChristian Friedrich von Leins) den Betrieb aufnahm.[7] 1832 wurde eine Trennung zwischen Gewerbeschule, Kunstschule (heutigeStaatliche Akademie der Bildenden Künste) und Realschule (heutigesFriedrich-Eugens-Gymnasium) vorgenommen.[8] Im Januar 1840 erhielt die Gewerbeschule den Rang einerPolytechnischen Schule.[7] 1864 fand der räumliche Umzug von der Königstraße 12 in das vonJoseph von Egle erbaute neue Hauptgebäude amStadtgarten (heutiges Rektorat in der Keplerstraße 7) statt. Entsprechend der zunehmenden Bedeutung derIngenieurwissenschaften und der damit verbundenen Akademisierung der Studien wurde die Polytechnische Schule im Oktober 1876 zumPolytechnikum und 1890 zurTechnischen Hochschule (TH).[7] Den seit 1882 offiziell bestehenden LehrgegenstandElektrotechnik verdankt sieWerner von Siemens (1816–1892).[9] Sie erhielt 1900 vonWilhelm II. von Württemberg auch dasPromotionsrecht für technische und naturwissenschaftliche Disziplinen. Ab Dezember 1905 warenFrauen zum Studium an der TH Stuttgart zugelassen.[10]

Die Entwicklung der nichttechnischen Fachrichtungen an der TH Stuttgart führte im Dezember 1967 zur Umbenennung in Universität Stuttgart.[11] 1958 waren erstmals mehr als 5.000 Studenten an der Universität Stuttgart eingeschrieben, 1973 erstmals mehr als 10.000 Studenten, 1988 erstmals mehr als 20.000 Studenten und 2013 erstmals mehr als 25.000 Studenten.[12]Der größte Teil der Universität befindet sich heute inStuttgart-Vaihingen (Campus Vaihingen), wo ab 1959 die ersten Gebäude bezogen wurden[13] und bis heute mehr als 100 Hektar desPfaffenwaldes für die Gebäude der Natur- und Ingenieurwissenschaften gerodet wurden. 1985 wurde das Logo der Universität Stuttgart entwickelt und am Campus Vaihingen derBahnhof Stuttgart Universität eröffnet. Am angestammten Platz im Zentrum (Campus Stadtmitte) sind rund um den Stadtgarten und am Azenberg die Geistes- und Sozialwissenschaften sowie dieArchitektur angesiedelt. 2017 wurde am Campus Vaihingen das Haus der Studenten eröffnet, in dem sich dieZentrale Studienberatung, dasStudiensekretariat, dasPrüfungsamt, dieStudentenvertretung „stuvus“[14] und der Uni-Shop befinden.

Zwei Drittel aller Institute und Forschungseinrichtungen sind heute auf dem Campus Vaihingen untergebracht.[16] Der dortige Bereich ist alsUniversitäts-Campus errichtet worden. Zu den teilweise verstreuten Einrichtungen im Bereich der Stadtmitte heißt es bei der Beschreibung der Kollegiengebäude KI und KII: Siemarkieren das „Eingangstor“ zum 1956–1965 neu entstandenen Universitätsviertelam Stadtgarten.[17] Seit Oktober 2002 gliedert sich die Universität Stuttgart in folgende 10 Fakultäten:

Angeboten wird eine breite Palette von Bachelor- und Masterstudiengängen aus den Ingenieurwissenschaften, den Naturwissenschaften (einschließlich Mathematik), den Sprach- und Kulturwissenschaften sowie den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (sieheListe der Studiengänge an der Universität Stuttgart). Insgesamt sind dies – Stand Juni 2019 – 71 Bachelor- und 98 Masterstudiengänge. Davon sind drei der Studiengänge, darunter ein Bachelorstudiengang, kombiniert deutsch- und französischsprachig, 16 der Masterstudiengänge sind ganz bzw. teilweise englischsprachig. Zu den größten zulassungsbeschränkten Studiengängen bezogen auf die Studienplätze pro Jahr gehören die BachelorstudiengängeLuft- und Raumfahrttechnik (350),Architektur undStadtplanung (208),Elektrotechnik undInformationstechnik (200), Technisch orientierteBetriebswirtschaftslehre (150), LehramtGeschichte (150),Informatik (150) undMathematik (125).[18] Zu den größten zulassungsfreien Studiengängen zählen die BachelorstudiengängeMaschinenbau, Fahrzeug- und Motorentechnik,Technologiemanagement,Bauingenieurwesen undPhysik.
Seit 2007 bietet die Universität Stuttgart zudemWeiterbildungsstudiengänge an. Diese richten sich an Absolventen mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung. Fünf der derzeit sechs Weiterbildungsstudiengänge, unter dem OberbegriffMaster:Online zusammengefasst, können durch dasBlended Learning-Konzept berufsbegleitend studiert werden.
Aktuell fördert derEuropäische Forschungsrat (ERC) an der Universität Stuttgart zwölf ERC-Preisträger für ihre herausragenden Forschungsprojekte über eine Laufzeit von fünf Jahren mit Zuwendungen (Grants) von insgesamt 26,5 Mio. Euro.[19][20] Die Zeitschrift „forschung leben“ berichtet regelmäßig in Magazinformat von Ergebnissen aus der universitären Forschung.[21]
Eine ausführlichere Auflistung der von der DFG derzeit geförderten Projekte und Einrichtungen an der Universität Stuttgart findet sich in derListe der DFG-Förderungen der Universität Stuttgart. Gefördert werden derzeit (Stand: September 2020)

Der Campus Vaihingen ist auch Standort desDeutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). In sechs Instituten (Bauweisen und Strukturtechnologie, Fahrzeugkonzepte, Solarforschung, Technische Physik, Technische Thermodynamik, Verbrennungstechnik) sowie demSystemhaus Technik und demDLR School Lab sind rund 700 Mitarbeiter beschäftigt. Zu den Forschungsschwerpunkten gehören Hochleistungsstrukturen aus Verbundwerkstoffen, Konzepte für Landfahrzeuge, Lasersysteme, Energiespeicherkonzepte, Gasturbinen und technische Verbrennungsprozesse sowie die Entwicklung von Receivern für solarthermische Kraftwerke.[22]


Das Gebäude von ARENA2036 (ActiveResearchEnvironment for theNext Generation ofAutomobiles), einer Forschungsplattform für automobile Mobilität in Deutschland, steht auch auf dem Campus Vaihingen der Universität. Zusätzlich beheimatet das Gebäude das Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung der Universität[23] sowie die Innovationsplattform Startup Autobahn, die branchenführenden Firmen und junge Technologieunternehmen verknüpft.[24] Die Universität ist hier eines der Gründungsmitglieder.
Seit Dezember 2016 ist die Universität Stuttgart Teil des Forschungsnetzwerks Cyber Valley. Weitere Partner sind dieUniversität Tübingen, dasMax-Planck-Institut für Intelligente Systeme, dieFraunhofer-Gesellschaft, das LandBaden-Württemberg und sieben Industriepartner:Amazon,BMW Group,Daimler AG,IAV GmbH,Porsche AG,Robert Bosch GmbH undZF Friedrichshafen AG. Das Cyber Valley wird außerdem von der Christian-Bürkert-Stiftung, der Gips-Schüle-Stiftung, derVector Stiftung und derCarl-Zeiss-Stiftung unterstützt.
Im vom Land geförderten InnovationsCampus Mobilität der Zukunft (ICM) arbeiten Wissenschaftler der Universität Stuttgart und desKIT zusammen. Durch Grundlagenforschung in verschiedenen Gebieten der Ingenieur- und Naturwissenschaften sollen bahnbrechende neue Technologien in den Bereichen Mobilität und Produktion hervorgebracht werden.[25]
Zusammen mit derUniversität Ulm beherbergt die Universität Stuttgart den Zukunftscluster QSens,[26] der im Rahmen der Clusters4Future-Initiative desBMBF gefördert wird. QSens widmet sich der Entwicklung vonQuantensensoren, einer neuartigen Technologie im BereichMesstechnik undSensorik, die über eine Empfindlichkeit am Rande des theoretisch Möglichen verfügt.[27]

Zur Universität gehört dasHöchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS), eines von dreiBundeshöchstleistungsrechenzentren. Es beherbergt u. a. einNEC Nehalem Cluster sowie weitere Rechnercluster, darunter einCray XC40 mit 7,42 PFLOPS Rechenleistung, genannt „Hazel Hen“. Dieser befindet sich seit Ende 2015 in der dritten und finalen Ausbaustufe und ist (Stand November 2017) auf Platz 19 derTOP500.[28] Seit Februar 2020 ist 'Hazel Hen' ersetzt durch das neue HPE Apollo 9000 System, genannt 'Hawk'; es verfügt über eine maximale Rechenleistung (System peak performance) von 26PFLOPS und ist damit auf Platz 5 der TOP500.[29]
Das HLRS kooperiert imHöchstleistungsrechner-Kompetenzzentrum Baden-Württemberg mit dem Karlsruher Institut für Technologie. Ferner arbeitet es mit zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen für auswärtige Kunden in der Betriebsgesellschaft hww mit den FirmenT-Systems Solutions for Research GmbH undPorsche zusammen.
Daneben betreibt das HLRS eigene Forschung in den Bereichen Höchstleistungsrechnen, Visualisierung und Modellierung und Simulation, die auch in der Lehre vertreten werden. 1997 hat das HLRS gemeinsam mit demPittsburgh Supercomputing Center zum ersten Mal zwei Rechner zwischen Europa und USA zu einem Rechnerverbund gekoppelt. 1999 wurde es von der amerikanischenNational Science Foundation (NSF) für diese und andere Arbeiten auf dem Gebiet des verteilten Höchstleistungsrechnens ausgezeichnet. 2003 gewann das HLRS die HPC Challenge der Supercomputing ’03.
Das IKE ging aus demInstitut für Kernenergetik hervor. Ehemalige Leiter waren die ProfessorenK. H. Höcker (ab 1959),Voß, Schatz (1986), Bach und Lohnert (1997).[30] 1999 waren rund 120 Mitarbeiter beschäftigt. Die aktuelle Leitung (2023) hat Prof. Starflinger.
Das Institut beschäftigt sich mit den folgenden Themen:[31]
Das IKE betreibt einenForschungsreaktor vom TypSUR-100.

Seit 1971 betreibt die Universität Stuttgart zusammen mit demKarlsruher Instituts für Technologie im ehemaligen BergwerkGrube Anton inSchiltach im Schwarzwald dasgeowissenschaftlicheObservatoriumBlack Forest Observatory.[32]
Seit 1972 ist die Universität durch eine Schenkung im Besitz derSternwarte Pfaffenwald, die das älteste Gebäude am Campus Vaihingen ist. Beginnend mit demMirka2-rx-Experiment hat sich 2016 an der Universität diestudentische Kleinsatellitengruppe (KSat e. V.) angesiedelt[33].
Die Universität besitzt zudem ein internationales Begegnungszentrum (IBZ), welches in unmittelbarer Nachbarschaft vom Campus Vaihingen liegt, und auch „Eulenhof“ genannt wird. Dessen Ursprung liegt dem berühmten ForscherehepaarEugen Sänger undIrene Sänger-Bredt sowie dem bekannten Stuttgarter ArchitektenPaul Schmitthenner.[34] Heute wird es durch einen Verein getragen und kann für Veranstaltungen von wissenschaftlichen Einrichtungen der Universität sowie von anderen gemeinnützigen Gesellschaften und Organisationen gebucht werden.[35]
DieUniversitätsbibliothek Stuttgart (UB) hat seit ihrer Gründung im Jahre 1829 ihren Hauptsitz in der Stadtmitte von Stuttgart. Im Zuge des Ausbaus des Universitätsbereiches in Stuttgart-Vaihingen bekam die UB 1973 eine Zweigstelle in Stuttgart-Vaihingen, wo heute der größte Teil der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Bestände lagert. Architektur und Geisteswissenschaften sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften blieben am Hauptsitz. Die UB fungiert als klassische Universitätsbibliothek für die Ingenieur- und Naturwissenschaften. Für Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften übernimmt diese Funktion ergänzend dieWürttembergische Landesbibliothek. Seit 2018 steht das vom ArchitektenHans Volkart[36] geplante Bibliotheksgebäude am Campus Stadtmitte als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.[37][38]





DieMaterialprüfungsanstalt Universität Stuttgart war der TH Stuttgart ab 1884 zugeordnet und für die beiden Bereiche Bauwesen und Maschinenbau zuständig. 1930 fand eine Trennung der beiden Bereiche in zwei Abteilungen sowie die Umbenennung der Abteilung Maschinenbau inStaatliche Materialprüfungsanstalt statt. Im Juli 2003 erfolgte schließlich die Wiedervereinigung vonStaatlicher Materialprüfungsanstalt undForschungs- und Materialprüfungsanstalt für das Bauwesen zur Materialprüfungsanstalt Universität Stuttgart (MPA Stuttgart, Otto-Graf-Institut (FMPA)).Im universitären Bereich besteht eine Kooperationsvereinbarung der MPA Stuttgart mit demInstitut für Materialprüfung, Werkstoffkunde und Festigkeitslehre (IMWF) und demInstitut für Werkstoffe im Bauwesen (IWB) der Universität Stuttgart.
Seit 2002 hat die Universität ein zentralesAlumni-Netzwerk aufgebaut, das sich an Absolventen, Studierende und Universitätsangehörige sowie Partner und Förderer der Universität Stuttgart richtet. „alumnius“ ist das zentrale Äquivalent zu den zahlreichen Alumni-Clubs und Fördervereinen der Universität Stuttgart und vernetzt nationale und internationale Mitglieder aus allen Disziplinen und Fachbereichen.
Als bundesweit erste Hochschule hat die Universität 1998 einComputer Emergency Response Team eingerichtet, das für die IT-Sicherheit der gesamten IT-Infrastruktur der Hochschule, die Bearbeitung aller IT-Sicherheitsvorfälle und ihre Dokumentation sowie die Ergreifung von Notfallmaßnahmen zuständig ist.
Das CERT entstand aus einer am damaligen Rechenzentrum der Universität Stuttgart (RUS, heuteTIK fürTechnische Informations- und Kommunikationsdienste[39]) gegründeten Arbeitsgruppe. Aus dieser Zeit stammt der noch heute verwendete Name RUS-CERT.[40] Im Jahr 2001 wurde das CERT als Stabsstelle des Kanzlers der Universität Stuttgart etabliert und ist seither unabhängig vom Rechenzentrum bzw. den TIK. Beide Einrichtungen arbeiten eng zusammen.
Bis 2018 lautete der offizielle Name „Stabsstelle DV-Sicherheit (RUS-CERT)“. Nachdem ihr Auftrag von derIT-Sicherheit auf dieInformationssicherheit erweitert[41] worden war, wurde die Einrichtung in „Stabsstelle Informationssicherheit (RUS-CERT)“ umbenannt. Sie wird vom Informationssicherheitsbeauftragten (CISO) der Universität Stuttgart geleitet.
Um den Campus Vaihingen der Universität Stuttgart inklusive 3000 Studentenwohnungen, die anliegenden Institute, Forschungseinrichtungen und dieHochschule der Medien mitWärme,Strom aber auchKälte zu versorgen, wurde 1959 das Heizkraftwerk Pfaffenwald (damals: 9 MW Wärmeleistung) in Betrieb genommen. Heute weist der gesamte Campus einen jährlichen Energiebedarf auf, der einer Stadt mit etwa 40.000 Einwohnern entspricht. Das Kraftwerk wurde mit einemKraft-Wärme-Kopplungs-System (KWK) gebaut, einem Verfahren bei dem die Abwärme der Anlage ebenfalls für Fernwärme genutzt wird. Das Kraftwerk kann dadurch einenBrennstoffausnutzungsgrad (Nutzungsgrad) von ca. 85 % aufweisen, mehr als bei damals herkömmlichen Kraftwerken. Die erzeugte Energie wird über Rohre, die in einem mittlerweile über 10 km langen Tunnel-System das den gesamten Campus Vaihingen bis zu denMax-Planck-Instituten inStuttgart-Büsnau unterstreckt, verteilt.
Sofern es mit der Versorgungsaufgabe vereinbar ist, kann das Kraftwerk auch zu Lehr- und Forschungszwecken verwendet werden. Die Energieerzeugung erfolgt durch eineGuD-Anlage, bestehend aus zwei Gasturbinen mit Abhitzekesseln und einer Dampfturbine, sowie durch zwei KWK-Blöcke mit jeweils einem Kessel und einer Dampfturbine. Als Brennstoff kannErdgas aber auchHeizöl verwendet werden. Das Erdgas wird über eine Leitung mit 100 MW Anschlussleistung vom Gasnetz bezogen. Das Heizöl (HEL) wird in 5 Tanks mit insgesamt 1750 m³ Speicherkapazität aufbewahrt, welche im Notfall 10 Tage lang bei kalter Witterung die Versorgung gewährleisten können. Im Winter produziert das Kraftwerk in der Regel mehr Wärme, Strom muss währenddessen vom 110-kV-Netz derEnBW über eine bestehende Anbindung dazugekauft werden.
Um die Fernkälte zu produzieren, betreibt das Heizkraftwerk zwei Kältezentralen, die Kältezentrale Nord, gelegen am Heizkraftwerk, die in der Regel das nördliche Gebiet des Campus versorgt, sowie die Kältezentrale Süd, welche am Institut für Mikroelektronik liegt und das südliche Gebiet, unter anderem das Höchstleistungsrechenzentrum, mit Kühlwasser versorgt. Im Winter genügt die Kältezentrale Nord für die Versorgung. Die Kälteerzeugung erfolgt über mehrereTurboverdichter und etwa 8,9 t Kältemittel. Das an die beiden Zentralen angeschlossene Fernkältenetz unter dem Campus Vahingen ist das größte Fernkältenetz Deutschlands. Für zwei Großversuchsanlagen produziert und verteilt das Heizkraftwerk außerdem Hochdruckdampf.[42][43][44][45][46]
| Leistungsbedarf | installierte Leistung | Speicherkapazität | |
|---|---|---|---|
| Elektrische Leistung | 20 MW (Regelbetrieb) / 40 MW (Großversuchsbetrieb) | 38,8 MW | (1.750 m³HEL in 5 Heizöltanks) |
| Fernheizleistung | 52 MW | 92,7 MW | 95 MWh, 1.640 m³ in 8 Wassertanks |
| Kälteerzeugungsleistung | 18 MW | 23,4 MW |
| 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
|---|---|---|---|---|---|
| Strom | 118,4 | 109,2 | 119,0 | 115,9 | 112,7 |
| davon HKW | 57,4 | 48,2 | 46,7 | 41,0 | 44,9 |
| Wärme | 121,5 | 116,7 | 136,3 | 114,3 | 106,6 |
| Kälte | 45,8 | 41,8 | 40,0 | 42,0 | 42,1 |
| Dampf | 3,0 | 2,6 | 2,3 | 0,009 | 0,7 |
Eine Untersuchung des BildungsanbietersWBS im Jahr 2019 ergab, dass die Universität Stuttgart mit einem Anteil von nur 15,6 % den drittkleinsten Frauenanteil unter den Professuren aller untersuchten 44 Hochschulen aufwies,[47] obwohl sich die Universität zur Gleichstellung vonFrauen undMännern in allen Bereichen der Wissenschaft verpflichtet hat. Um diese Belange der Chancengleichheit undDiversität kümmern sich an der Hochschule Gleichstellungsbeauftragte und Gleichstellungsreferat.[48]
Zum Wintersemester 1905/06 wurden Frauen erstmals zum ordentlichen Studium an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart zugelassen. Da die ersten Studentinnen vor allem Pharmazie und Lehramtsfächer belegten, die mit Staatsprüfungen abschlossen, erwarb erst am 28. Januar 1914 eine Frau einen Abschluss der Hochschule,Nora Kräutle, Diplom-Ingenieur für Chemie. Sie promovierte auch im Juli 1915 als erste Frau an der TH.[10] Als erste Dozentin habilitierte sich 1946Anneliese Niethammer und wirkte dann auch als erste außerplanmäßige Professorin bis 1970.[49] Die nächste Habilitation erfolgte 1956 (Käte Hamburger).[50] Erst 1978 wurde mitElisabeth Walther-Bense die erste ordentliche Professorin der Universität berufen.[51] 2014 konnte die Universität bei den Studierenden einen Frauenanteil von 32 %[52] und bei den Professoren von fast 12 %[53] vorweisen.
Am 11. Juli 1990 beschloss der Senat der Universität die Einrichtung einer Senatskommission fürFrauenförderung, die sich im November 1990 konstituierte. Nachdem das Universitätsgesetz vom 12. Mai 1992 die Universitäten zur Wahl einer Frauenbeauftragten verpflichtete und ihre Aufgaben und Mitwirkungsrechte regelte, wählte der Senat Ende 1992Monika Auweter-Kurtz zur ersten Frauenbeauftragten der Universität Stuttgart.[51]
Die Studierendenvertretung Universität Stuttgart, kurz „stuvus“, setzt sich in erster Linie für die Interessen der Studierenden an der Universität Stuttgart in den Bereichen Studium und Lehre ein. Um das soziale Leben der Studierenden an der Universität zu bereichern, organisieren die Studierenden der stuvus Projekte und Veranstaltungen. Die verschiedenen Tätigkeitsbereiche der stuvus verteilen auf Arbeitskreise und Referate.
Studierendenproteste im Sommer 2003 gegen die von der Universitätsleitung geplante „Zukunftsoffensive der Universität Stuttgart“ (u. a. Abschaffung der geisteswissenschaftlichen Lehramtsstudiengänge und einiger Professuren) führten zu deren Abänderung, im Februar 2005 wurde schließlich beschlossen, die Lehramtsstudiengänge zunächst nicht anzutasten. Dennoch wurden die Institute fürGeographie (2010),Geologie (2012), sowieMineralogie undGeophysik (2019) geschlossen und die geowissenschaftlichen Studiengänge Mineralogie, Geologie und Geographie aufgehoben.
Auch die nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung am 3. Juni 2009 vom Rektorat geplante Umwidmung von 25 Professuren („Masterplan“), davon 10 in den Geistes- und 6 in den Wirtschaftswissenschaften, wurde, auch aufgrund massiver Widerstände, nicht umgesetzt. Neu aufgestellt wurden allerdings die Erziehungswissenschaften (Berufspädagogik) und die Lehramtsausbildung (Gewerbelehrer). Weiterentwickelt wurden die Geisteswissenschaften, so mit dem Masterstudiengang Wissenskulturen (ab WS 2010/2011) und der Stiftungsprofessur „Wirkungsgeschichte der Technik“. Mit dieser Professur will dieBerthold-Leibinger-Stiftung die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen Naturwissenschaft, Technik, Gesellschaft und Kultur in historischer Perspektive fördern, die an der Universität Stuttgart ferner durch den Lehrstuhl für Geschichte der Naturwissenschaften und Technik[54] sowie das Internationale Zentrum für Kultur- und Technikforschung[55] vorangetrieben werden.
Um die Neuausrichtung von Forschung und Lehre weiter voranzutreiben, beauftragte die Universität Stuttgart im Mai 2011 eine siebenköpfige externe Strukturkommission, die Entwicklungspotentiale der Universität auszuloten und daraus Strukturempfehlungen abzuleiten. Die Kommission war mit Experten aus Universitäten im In- und Ausland, außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie der Wirtschaft besetzt, die zu gleichen Teilen die Natur- und Ingenieurwissenschaften wie auch die Geistes- und Sozialwissenschaften widerspiegelten. Den Vorsitz hatte der Literaturwissenschaftler und frühere Rektor der Universität Konstanz,Gerhart von Graevenitz. Die Ergebnisse wurden am 6. Oktober 2011 vorgestellt.[56]
Im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern wurden an der Universität ab November 2007 das Exzellenzcluster „Simulation Technology“ (SimTech) und die Graduiertenschule „Advanced Manufacturing Engineering“ (GSaME) gefördert, bei beiden war auch der Fortsetzungsantrag ab November 2012 erfolgreich.Seit Januar 2019 werden an der Universität Stuttgart im Rahmen derExzellenzstrategie die Exzellenzcluster „Daten-integrierte Simulationswissenschaft“ und „Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur“ gefördert.
Eine Reihe bekannter oder berühmter Persönlichkeiten hat an der Universität Stuttgart studiert oder gelehrt oder wurde von der Universität selbst geehrt. DieListe bekannter Persönlichkeiten der Universität Stuttgart führt viele davon auf.
nach Erscheinungsjahr geordnet
48.78179.1752Koordinaten:48° 46′ 54,1″ N,9° 10′ 30,7″ O