AktuelleGösch der U.S. Navy (1960–2002; seit 2019)
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DieUnited States Navy (USN, auchU.S. Navy oder einfachNavy, deutsch auchUS-Marine) ist dieMarine derVereinigten Staaten von Amerika. Sie ist eineTeilstreitkraft derStreitkräfte der Vereinigten Staaten und einer der achtUniformed Services of the United States. Sie war im September 2020 mit 341.996 aktiven Marinesoldaten und 59.152 Reservisten[4] die personalstärkste und kampfkräftigste Marine der Welt und umfasste zu diesem Zeitpunkt 293 Schiffe sowie zahlreiche Flugzeuge und Hubschrauber.[5] Des Weiteren beschäftigt die Navy 206.303 zivile Mitarbeiter.[4]
Die MarinehistorikerJames L. Holmes undToshi Yoshihara sahen 2008 die unangefochtene Kontrolle der Weltmeere durch die U.S. Navy als „geradezu axiomatisches Merkmal der gegenwärtigen internationalen Politik“ an.[6] Intern dominiert die Navy die Streitkräfte, beispielsweise aufgrund ihres faktischen Nachfragemonopols im inländischen Schiffbau, und genießt nach AnsichtHarvey Sapolskys u. a. den Status eines „zweitenVerteidigungsministeriums.“[7]
Die United States Navy geht auf die großeContinental Navy zurück, die am 13. Oktober 1775 vom amerikanischenKontinentalkongress eingerichtet wurde. Zunächst bestand sie lediglich aus zwei bewaffneten Schiffen, deren Aufgabe es war, den Nachschub der Briten zu stören, die zu dieser Zeit gerade Krieg gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Amerikaner führten. Der Kontinentalkongress richtete außerdem ein Marine-Komitee ein, das die Operationen und den Aufbau der neuen Marine leiten sollte. Auf dem Höhepunkt desUnabhängigkeitskrieges besaß dieContinental Navy etwa 50 Schiffe, von denen immer ca. 20 aktiv waren. Nach dem Krieg verkaufte der Kontinentalkongress die verbliebenen Schiffe und entließ die Seeleute und Offiziere.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts leitete dieBundesregierung ein groß angelegtes Aufrüstungs- und Modernisierungsprogramm der Navy ein. In diesen Jahren entwickelte die US-Industrie mit rasantem Tempo ihr gewaltiges Potential. Bereits einige Jahre vor demErsten Weltkrieg stiegen die USA zur größten Wirtschaftsmacht der Welt auf. Motiviert war der Marinerüstungsschub auch durch die Thesen von AdmiralAlfred Thayer Mahan. 1914 verfügte die U.S. Navy unter anderem über mehr als 30Schlachtschiffe und war nach der britischenRoyal Navy und der deutschenKaiserlichen Marine zur drittstärksten Kriegsflotte der Welt herangewachsen. 1918 hatten sich einige Kräfteverhältnisse verändert (sieheGeschichte der Französischen Marine#20. Jahrhundert). Das Verhältnis der U.S. Navy und der Royal Navy war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von einer Rivalität auf bürokratischer und strategischer Ebene geprägt. Im Ersten Weltkrieg beschränkte das Vereinigte Königreich sein Hilfegesuch bezüglich der Rolle der US-Marine aufKonvoioperationen. Des Weiteren erhob die Royal Navy beharrlich Lizenzgebühren von der U.S. Navy auf Ausrüstung, die für letztere für ihre Mobilmachung unabdingbar waren. Infolgedessen setzte die U.S. Navy bei derWashingtoner Flottenkonferenz von 1921/22 ihr Anliegen nach Parität mit der Royal Navy durch. Ihr Interesse an einer Vorreiterrolle in denalliiertenSeekriegsoperationen desZweiten Weltkrieges untermauerte die U.S. Navy, indem sie im Streitfall der Royal und derRoyal Canadian Navy in den USA gebaute Schiffe zu deren Verstärkung vorenthielt, sodass diese sich überwiegend mit der Konvoibegleitung begnügen mussten.[8]
Kampfverband der U.S. Navy beim Verlegen nach Cape Gloucester (Pazifikkrieg 1943)
BeimAngriff der Japaner auf Pearl Harbor zunächst schwer getroffen, hatte die U.S. Navy im Zweiten Weltkrieg imPazifikkrieg maßgeblichen Anteil an der Niederwerfung des japanischen Reiches, insbesondere bei den Kämpfen
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs betrug die Flottengröße der U.S. Navy etwa das Fünffache der britischen Royal Navy, ein Vorsprung, der sich seitdem kontinuierlich vergrößert hat. Einen einseitigen Schlusspunkt unter die Rivalität setzte die U.S. Navy, indem sie 1948 zunächst ihre Zustimmung zumNordatlantikvertrag verweigerte. Aufgrund ihres Prestiges verhinderte diese Haltung die für die völkerrechtliche Verbindlichkeit des Bündnisses notwendige Ratifizierung imSenat.
Hintergrund war die ursprünglich angedachte Rollenverteilung zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich in derNATO-Kommandostruktur. Im Rahmen diplomatischer Verhandlungen hatten die Vereinigten Staaten ihren britischen Verbündeten die Nominierung desSupreme Allied Commander Atlantic zugestanden. Im Gegenzug beanspruchten die USA den allgemeinen Führungsauftrag desSupreme Allied Commander Europe (SACEUR) durch einen General derUS Army, der im Krisenfall dieGesamtverteidigung Westeuropas befehligen sollte. Der Widerstand der U.S. Navy ließ sich erst auflösen, als sie selbst die Kommandogewalt über den Atlantik übernehmen durfte, woraufhin sie derRoyal Navy im Rahmen des weniger bedeutsamenChannel Command die Verteidigung desÄrmelkanals zugestand.[9] Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Navy schwere Einschnitte in ihrem Budget hinnehmen. So lag die gesamte Flottenstärke 1945 noch bei 6768 Schiffen (inklusive Landungsbooten und Versorgern), aber 1950 nur noch 634 bei Einheiten. Neben den Landungseinheiten wurden ca. 80 Flugzeugträger und 150 U-Boote außer Dienst gestellt. Schwer traf die Navy auch die Suspendierung ihres neuenSupercarriers, derUnited States, deren Bau 1949 nur fünf Tage nach Kiellegung gestoppt wurde. Dies löste den so genanntenAufstand der Admirale aus. In den folgenden Jahren begann die US-Navy mit dem Bau neuer Flugzeugträger und Kreuzer. Um dabei der wachsenden U-Boot-Flotte der Sowjetunion zu begegnen, wurden ab 1959 alte Zerstörer im ProgrammFleet Rehabilitation and Modernization aufgerüstet. Während desKalten Krieges war die US-Navy wie alle anderen Gattungen Teil desWettrüstens. 1987 wurde mit 568 Schiffen die größte Einheitenstärke dieser Epoche erreicht. Ab Anfang der 1960er Jahre wurde diestrategische U-Flotte der U.S. Navy stark ausgebaut. Sie umfasste zeitweise mehr als 40 Schiffe. Ihr kommt seit Jahrzehnten im Rahmen dernuklearen Abschreckung eine große Rolle zu; sie soll im Falle einesAtomkrieges dieZweitschlagfähigkeit der USA gewährleisten.
1991/92 erschütterte derTailhook-Skandal die U.S. Navy und beschädigte ihren Ruf und besonders den derMarineflieger. Anfang November 2023 wurde mitLisa Franchetti erstmals offiziell eine Frau zur Leiterin der Navy ernannt.[10] Die Außen- und Militärpolitik der USA stützt sich wesentlich auf die Macht ihrerFlugzeugträger, die, in so genanntenTrägerkampfgruppen (Carrier Strike Groups oder kurzCSG, früher:Carrier Vessel Battle Groups oderCVBG) organisiert, schnell in der Lage sind, Drohpotenzial von See her aufzubauen und über längere Zeit unabhängig von Verbündeten und landgebundenen Stützpunkten Militäroperationen auszuführen. Die US-Navy operiert von großenHeimatstützpunkten auf dem Territorium der USA aus, von denen die größten und bekanntesten inNorfolk (Virginia) (Naval Station Norfolk) undSan Diego (Kalifornien -Naval Base Coronado) liegen. Bekannt ist auch die Marinebasis inGuantánamo Bay aufKuba.
Verfassungsrechtlich ist die Marine der Vereinigten Staaten wie die Gesamtheit der Streitkräfte in Artikel II, Abschnitt 2, Absatz I, Satz 1 und Artikel I, Abschnitt 8, Satz 11 und 14 derVerfassung der Vereinigten Staaten legitimiert.[11] Die Ausgestaltung des Auftrags derNavy findet in Untertitel C, Teil I, Kapitel 507, § 5062, Absatz(a) des Zehnten Buches desUnited States Code statt. Dieser Paragraph[12] legt neben dem Auftrag auch die Zusammensetzung der Landstreitkraft und die Zugehörigkeit zu ihr fest. Sie lautet in der Übersetzung:
„Die Navy, die eine Abteilung desDepartment of the Navy ist, umfasst im Allgemeinen Streitkräfte zur Seekriegsführung, Kräfte zu deren Unterstützung, und Luftstreitkräfte, soweit diese sich in diesen Zusammenhang einfügen. Sie soll vorrangig für unverzügliches und dauerhaftes Kampfgeschehen zu See organisiert, ausgebildet und ausgerüstet werden. Sie ist für die Vorbereitung der nötigen Kräfte zur effektiven Kriegsbetreibung, mit Ausnahme anderweitiger Anweisungen, und soll, in Übereinstimmung mit streitkräfteübergreifendenMobilisierungsplänen, für die [ausreichende] Ausweitung [ihrer] Truppenteile in Friedenszeiten vorsorgen, um den Anforderungen des Krieges zu erfüllen.“
Als wichtigster Theoretiker der USN gilt AdmiralAlfred Thayer Mahan, der seineSeemachttheorien 1890 in dem BuchThe Influence of Sea Power upon History veröffentlicht hat. Sie bestimmen bis heute das Denken der USN in erheblichem Maße. Später hat AdmiralChester W. Nimitz die Ziele und Aufgaben seiner Marine definiert. Die Regierung unterRonald Reagan und speziell der Secretary of the NavyJohn F. Lehman formulierte 1982/83 das Ziel, die Marine auf600 Schiffe zu vergrößern. Das war jedoch auf Dauer aus Kostengründen nicht aufrechtzuerhalten. Immerhin wurden in dieser Zeit die mächtigsten verbliebenenSchlachtschiffe des Zweiten Weltkrieges reaktiviert und mehrere Jahre im aktiven Dienst gehalten.
Die USN hat im Laufe der Zeit gemeinsam mit demU.S. Marine Corps eine Anzahl vonDoktrinen entwickelt und teilweise auch veröffentlicht.[13] Die erste veröffentlichte Strategie erschien 1986 unter dem NamenThe Maritime Strategy. Sie enthielt unter anderem das Programm der 600-Schiffe-Marine.[14]1992 wurde das strategische Konzept…From the sea erlassen, das 1994 unter dem TitelForward … from the sea[15] erweitert wurde. 2002 entstand auch in Reaktion auf dieAnschläge vom 11. September 2001 ein weiteres Konzept mit dem TitelSea Power 21,[16] das für den Bereich der USN durchNaval Power 21[17] ergänzt wurde. Im Oktober 2007 wurde erstmals eine gemeinsame Strategie von USN, USMC undUSCG verabschiedet. Sie trägt den TitelA Cooperative Strategy for 21st Century Seapower.[18]
Befehlskette derU.S. Navy auf der politischen Ebene. Über dem Marinestaatssekretär stehen noch der Präsident und der VerteidigungsministerSECNAV Ray Mabus mit dem damaligen CNO Gary Roughead
Die Organisation der United States Navy richtet sich nach den Vorgaben desGoldwater-Nichols Acts. Die administrative Führung liegt beimDepartment of the Navy, einer Abteilung desUS-Verteidigungsministeriums imPentagon, an deren Spitze derSecretary of the Navy (SECNAV) steht. Ihm ist der ranghöchste Offizier der Navy, derChief of Naval Operations (CNO) und dessen Stellvertreter, der Vice Chief of Naval Operations unterstellt. Der Chief of Naval Operations ist zuständig für die militärischen Belange der Navy und ist Mitglied derJoint Chiefs of Staff. Er ist verantwortlich für Organisation, Ausbildung und Ausrüstung der Navy.
1Nur in Kriegszeiten mit Zustimmung des US-Kongresses verliehen. 2Der RangRear Admiral unterteilt sich in zwei Soldstufen (lower half undupper half). Heute sind diese Dienstgrade jeweils Admiralsränge. Im 19. Jahrhundert hingegen wurde der heutige Rear Admiral (lh), also ein 1-Sterne-Admiral,Commodore genannt und war kein Flaggoffizier, sondern ein Captain mit erweitertem Verantwortungsbereich.
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die USN strukturell in nummerierteFlotten unterteilt, von denen jede für ein bestimmtes Gebiet zuständig ist. Diese Nummerierung ist in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nicht immer durchgängig gewesen, da einige Flotten bei Strukturänderungen zusammengefasst wurden. Entstanden dabei Lücken, wie z. B. 1973 bei der Neustrukturierung der Ersten Flotte als Dritte Flotte, so wurden diese einfach freigelassen und nicht durch Neunummerierung der restlichen Flotten gefüllt. Nach der Wiederaufstellung einer Vierten und Fünften Flotte fehlt zurzeit nur eine Erste Flotte.
In Friedenszeiten ist dieZweite Flotte verantwortlich für das Kampftraining der Marine-Einheiten im Atlantik, entwickelt und evaluiert neue Taktiken und hält eine Kampfgruppe in Einsatzbereitschaft. Ihr Hauptoperationsgebiet ist derAtlantische Ozean vomNord- bis zumSüdpol und von der Küste der Vereinigten Staaten bis zur Westküste Europas. Sie operiert außerdem entlang beider Küsten Südamerikas und Teilen der Westküste Mittelamerikas. Insgesamt beträgt ihr Einsatzgebiet mehr als 98 Millionen km² (38 Millionen Quadratmeilen). DasHauptquartier der Zweiten Flotte istNorfolk, dasFlaggschiff ist dasamphibische Angriffsschiff derWasp-KlasseIwo Jima. Der Verband besteht aus einer Mischung aus Flugzeugträgern, Über- und Unterseeeinheiten, Aufklärungsgruppen, amphibischen Landungstruppen und Logistikeinheiten. Am 30. September 2011 wurde die Zweite Flotte aufgelöst, um das so eingesparte Geld in neue Schiffe zu investieren. Am 4. Mai 2018 gab die Navy bekannt, die Zweite Flotte – im Zuge derSpannungen mit Russland und dermilitärischen Fortschritte Chinas – wieder zu reaktivieren. Formell fand dies am 24. August 2018 statt.[20][21]Vize-Admiral Andrew Lewis übernahm das Kommando.[22]
Hauptaufgabe der3. Flotte ist die Überwachung der Gewässer des östlichen und zentralen Pazifik, von Alaska bis Hawaii. Zur Bewältigung dieser Aufgabe wurden die vier FlugzeugträgerNimitz,Carl Vinson,Ronald Reagan undJohn C. Stennis der Flotte zugewiesen. Das Hauptquartier der Dritten Flotte befindet sich imPearl Harbor inHawaii. Es existiert kein ausgewiesenes Flaggschiff.
Vierte Flotte, Karibik und Zentral- und Südamerika
DieFünfte Flotte unterhält eine sichtbare Präsenz imPersischen Golf sowie in den angrenzenden Seegebieten. Sie wurde am 26. April 1944 ursprünglich aus Verbänden der Zentralpazifik-Flotte gebildet und nach dem Krieg aufgelöst. Während desErsten Golfkrieges wurde die Region sowohl von Kräften der Atlantik- als auch der Pazifikflotte überwacht. Im Juli 1995 machten die Ereignisse eine eigene Flotte für diese Region notwendig. Nach 48 Jahren wurde die Fünfte Flotte ein zweites Mal aufgestellt und kreuzt nun im Persischen Golf,Roten Meer und in derArabischen See. DasHauptquartier befindet sich inManama (Bahrain). Dieser Verband besteht normalerweise aus mindestens einer Trägergruppe, einer amphibischen Gruppe sowie weiteren landgestützten Marinefliegern und weiteren Über- und Unterwasser-Einheiten. Es existiert kein ausgewiesenesFlaggschiff.
Das Hauptquartier derSechsten Flotte (Sixth Fleet) befindet sich auf dem amphibischen Kommandoschiff derBlue-Ridge-KlasseMount Whitney mit HeimathafenGaeta (Italien). Die Sechste Flotte besteht aus etwa 40 Schiffen, 175 Flugzeugen und 21.000 Mann in Kampf- und Unterstützungseinheiten, die sich auf mindestens eine Trägergruppe, eine amphibische Gruppe, eine Marineexpeditionseinheit (MEU), eine Logistikgruppe und eine U-Boot-Gruppe aufteilen.
Siebte Flotte, Westlicher Pazifik und Indischer Ozean
DieSiebte Flotte, aufgestellt während desZweiten Weltkriegs, ist die größte aller US-amerikanischen Frontflotten mit 50–70 Schiffen, 150 Flugzeugen und 27.000 Mann.[26] Die Siebte Flotte und ihre Einsatzgruppen haben drei Hauptaufgaben:
Hilfe bei Naturkatastrophen und gemeinsamen militärischen Operationen
Operative Führung aller Navy-Einheiten in der Region
Verteidigung der koreanischen Halbinsel.
Von den derzeit der Siebten Flotte zugeteilten Schiffen operieren 18 von US-Stützpunkten inJapan undGuam aus, darunter dieGeorge Washington als einziger permanent außerhalb der USA stationierter Flugzeugträger. Diese 18 Schiffe sind das zentrale Element der US-amerikanischen Präsenz in Asien. Sie sind 17 Tage näher an potenziellen Konfliktgebieten in Asien als ihre Gegenstücke auf Stützpunkten in den USA. Das Flaggschiff der Siebten Flotte ist das AmphibienschiffBlue Ridge, beheimatet inYokosuka, Japan.
Zehnte Flotte; U.S. Fleet Cyber Command / U.S. Tenth Fleet
Die10. Flotte wurde ab 1941 aufgebaut und offiziell am 20. Mai 1943 aufgestellt. Ihre Aufgabe war der Schutz der US-Heimatgewässer gegen Angriffe vor allem deutscher U-Boote.[27] Dabei war sie insbesondere für die Entwicklung neuer U-Jagd-Verfahren zuständig.[28] Sie wurde 1945 aufgelöst. 2010 stellte die U.S. Navy ein eigenes Cyber-Kommando auf und bezeichnete es als 10. Flotte mit Hinweis auf deren Tradition als experimentelles Kommando. Es untersteht demChief of Naval Operations. Das Hauptquartier befindet sich imFort George G. Meade,Maryland. Aufgabe des Befehlshabers der 10. Flotte ist es, alle Cyber-Kräfte der U.S. Navy weltweit zu führen und Cyber-Operationen zu leiten. Das schließt dieElektronische Kampfführung ein.[29]
Innerhalb der Streitkräfte der Vereinigten Staaten betreibt die Marine das größte Maß an Traditionspflege.[30] Die meisten Marinesoldaten sehen sich als Teil einer von hauptsächlich drei Gemeinschaften, die jeweils in einer bestimmtenWaffenplattform verankert sind(platform communities), und selbst weitere soziale Untergliederungen aufweisen; dies sind die Schiffe an der Wasseroberfläche(surface warfare), U-Boote und dieMarinefliegerei.[31] Im Rahmen einer starken allgemeinen Identifikation kommen diese verschiedenen Identitäten vor allem in politischen Prozessen, beispielsweise der jährlichen Verteilung desVerteidigungsetats, zum Tragen.
Gegenwärtig absolvieren 20 Prozent der Marineoffiziere und 11 Prozent der Offiziere des USMC das NROTC. Bewerber mit abgeschlossenem College-Studium können sich außerdem durch Teilnahme an einem 12-wöchigen Lehrgang an derOfficer Candidate School der U.S. Navy inNewport (Rhode Island) zum Offizier in der U.S. Navy qualifizieren. Die höhere akademische Ausbildung findet an derNaval Postgraduate School inMonterey (Kalifornien) statt, während dasNaval War College in Newport, R.I. der höheren militärischen Ausbildung und Forschung dient.
In quantitativer Hinsicht ist der Schiffsbestand der U.S. Navy insgesamt rückläufig. Im Zweiten Weltkrieg verfügte die Teilstreitkraft über knapp 6.700 Schiffe. Die Gesamtflotte wurde nach dem Kalten Krieg, in dem die Marine der 600 Schiffe hervorstach, auf 350 Einheiten verkleinert. Im Jahr 2009 summierte sich die Anzahl der Schiffe dann auf ungefähr 282.[33]
Die U.S. Navy benutzt Buchstabenkürzel, um einen Schiffstyp zu klassifizieren. Diese Kürzel mit einer Ordnungsnummer sind Bestandteil des Schiffsnamens, z. B. „USS NIMITZ (CVN-68)“.
Flugzeugträger sind militärisch und politisch die wichtigste Waffe der Navy. Mit ihren Flugzeugen können sie von einem neutralen Ort (Internationale Gewässer) weit in feindliches Gebiet hinein militärische Macht demonstrieren und an jedem Punkt der Welt politischen Druck ausüben.
Independence-Klasse, entstand während des Zweiten Weltkriegs durch Umbau von Kreuzerrümpfen.
Enterprise (CVN-65), erster Flugzeugträger der U.S. Navy mit Nuklearantrieb.
Kitty Hawk (CV-63), letzter US-Flugzeugträger mit ölbefeuertem Antrieb, der 2009 nach 47 Jahren außer Dienst gestellt wurde.
U-Boote sind die strategische Waffe der Navy und können sowohl zur Überwachung feindlicher Marineaktivitäten als auch als Plattform für (auch nukleare) Lenkwaffen dienen.
George Washington – erstes Atom-U-Boot mit ballistischen Raketen (wird oft als erstes U-Boot mit ballistischen Raketen bezeichnet, allerdings hatte die Sowjetunion damals schon umgebaute Zulus.)
Missouri – Schlachtschiff derIowa-Klasse, auf dem Japan 1945 die Kapitulation unterschrieb, außerdem das letzte in Dienst gestellte Schlachtschiff der U.S. Navy
Die Navy unterhält außerdem diverse Hubschrauber. Die Standard-Plattform ist heute derSH-60 „Sea Hawk“. Von Land aus setzt sie dieP-8 „Poseidon“ ein, der derzeit ihr einzigerSeeaufklärer ist. Historisch von der Navy eingesetzte Fluggeräte umfassen unter anderem folgende weitere Starr- und Drehflügler:
Die U.S. Navy unterhält außerdem eine Kunstflugstaffel, dieBlue Angels. Die Elite-Flugschule der Navy, dieUnited States Navy Fighter Weapons School, besser bekannt durch den gleichnamigenFilm alsTop Gun, genießt einen exzellenten Ruf. Sobald sich derUS-Präsident an Bord eines Flugzeuges der Navy befindet, erhält dieses das RufzeichenNavy One.
Die Navy plant drei Flugzeugträger der neuenGerald-R.-Ford-Klasse. Die Kreuzer der Navy sollen durch Schiffe aus demCG(X)-Programm ersetzt werden, Näheres über Bauzahlen ist noch nicht bekannt. DasArleigh-Burke-Zerstörer-Programm soll fortgeführt werden. Die Jagd-U-Boote derLos-Angeles-Klasse sollen nach und nach durch die neueVirginia-Klasse ersetzt werden. Ein Ersatz für dieOhio-Klasse ist vorerst nicht geplant. Der 2006 dem Kongress vorgelegte Schiffbauplan sieht eine Größe der Marine von 313 Schiffen vor. Bis 2038 sollten demnach 31 Unterstützungsschiffe, 20 Versorger, 20 Küstenkampfschiffe, 12 U-Boote mit ballistischen Raketen, mehr als 50 Jagd-U-Boote, fast 80Littoral Combat Ships, 70 Kreuzer und Zerstörer und sieben Flugzeugträger gebaut werden.
Dem stehen jedoch erhebliche finanzielle Probleme entgegen. 2008 schätzte die Haushaltsabteilung der US-Kongressverwaltung, dass das 30-Jahres-Programm der Marine 25 Milliarden Dollar pro Jahr kosten würde, fast ein Drittel mehr als im Budget vorgesehen. Zudem wird das Bauprogramm von Krisen begleitet: DasZumwalt-Zerstörerprogramm wird nach drei Schiffen vorzeitig abgebrochen; vorgesehen waren einmal 32 Einheiten. Die Entwicklung des Littoral Combat Ships übersteigt die Kostenpläne um das Doppelte. Eines davon, das TypschiffUSSFreedom, lief am 23. September 2006 vom Stapel und wurde im November 2008 in Dienst gestellt. Zudem werden die Flugzeugträger der Ford-Klasse die geplanten Kosten von 13,7 Milliarden Dollar pro Stück deutlich übersteigen.
1859 erhieltMartha Coston (1826–1904) ein Patent (Nr. 23.596) auf das von ihr in mehr als zehn Jahren entwickelte Systempyrotechnischer Signale, die bis heute fester Bestandteil der Kommunikation der United States Navy sind. Coston gründete eigene Firmen, die Coston Signal Company und die Coston Supply Company, die bis 1985 existierten. Vor allem in denSezessionskriegen kam ihrer Erfindung eine bedeutende Rolle zu.[34]
Die Größe, Komplexität und die internationale Präsenz erfordern eine hohe Anzahl anBasen, die die Operationen der Streitkraft aufrechterhalten. Die inländischenStützpunkte befinden sich bis auf wenige Ausnahmen an derWest- undOstküste des Landes. Daneben betreibt die Marine eine bedeutende Anzahl an Stützpunkten in Ländern, mit denen die Vereinigten StaatenTruppenstationierungsstatute abgeschlossen haben.
In der RegionHampton Roads im BundesstaatVirginia hat sich durch eine Ansammlung von Rüstungsfirmen, Institutionen und Docks der größte Marinestützpunkt der Welt herausgebildet, was an den sehr günstigen geographischen Bedingungen dieser Region liegt. Insgesamt besitzt die US-Marine hier über 146 km² Land. DieNaval Station Norfolk ist der Heimathafen derAtlantikflotte. In der Reihe der Basen an der Ostküste ragt ebenfalls der BundesstaatFlorida heraus, da er den drittgrößten Stützpunkt der Navy,Naval Station Mayport, ebenso beherbergt wie einen der wichtigsten Marineflugplätze, dieNaval Air Station Pensacola. Die wichtigste U-Boot-Basis, dieNaval Submarine Base New London, befindet sich inGroton,Connecticut. Zwei der vier Navy-eigenen Werften, dieNorfolk Naval Shipyard und diePortsmouth Naval Shipyard, befinden sich an der Ostküste.
Gaeta (Italien) – Hauptquartier der Sechsten Flotte
Yokosuka (Japan) – Hauptquartier der Siebten Flotte und Heimathafen des Flaggschiffes der Siebten FlotteBlue Ridge
Guantánamo Bay – Kleiner Teil der SüdküsteKubas, von den USA gepachtet. Wird als Marinestützpunkt und umstrittenes Gefangenenlager für mutmaßliche Terroristen genutzt.
Dirk Bönker:Militarism in a global age. Naval ambitions in Germany and the United States before World War I. Cornell University Press, Ithaca NY u. a. 2012,ISBN 978-0-8014-5040-2.
Sebastian Bruns:Weltseemacht und maritime Sicherheit: Ausgewählte Strategien, Kapazitäten und Herausforderungen der Vereinigten Staaten von Amerika. In: Sebastian Bruns, Kerstin Petretto, David Petrovic:Maritime Sicherheit. VS-Verlag, Wiesbaden 2013,ISBN 978-3-531-18479-1, S. 165–182.
Sebastian Bruns:Zwischen Top Gun und Homer Simpson. Die US-Navy und die Populärkultur. In:MarineForum, 10/2010, S. 51–53.
↑US Navy Traditions, Customs, & Core Values. United States Navy, abgerufen am 11. Februar 2018: „The Navy's colors themselves have special meaning: Blue represents the ocean and seas; gold is the color of integrity and valor.“
↑Hegseth fires Navy’s top officer, Air Force No. 2 (Zitat:When a service chief is removed or unable to do their job, the current vice automatically takes over in the interim, meaning Franchetti’s removal puts VCNO Adm. Jim Kilby in command of the service until a new top Navy officer is nominated and confirmed.)
↑James R. Holmes, Toshi Yoshihara:Chinese Naval Strategy in the 21st Century – The Turn to Mahan. Routledge, Abingdon 2008, S. 1.
↑“The Navy is a second DoD.” Harvey M. Sapolsky u. a.:US Defense Politics – The Origins of Security Policy. Routledge, New York / Abingdon 2009, S. 118.
↑Harvey M. Sapolsky u. a.:US Defense Politics – The Origins of Security Policy. Routledge, New York / Abingdon 2009, S. 118f.
↑Harvey M. Sapolsky u. a.:US Defense Politics – The Origins of Security Policy. Routledge, New York/Abingdon 2009, S. 119.
↑Harvey M. Sapolsky u. a.:US Defense Politics – The Origins of Security Policy. Routledge, New York / Abingdon 2009, S. 123, zit. nach Carl Builder:The Masks of War: American Military Styles in Strategy and Analysis.Johns Hopkins University Press, Baltimore 1989.
↑Harvey M. Sapolsky u. a.:US Defense Politics – The Origins of Security Policy. Routledge, New York / Abingdon 2009, S. 123.