Der erste Vorgängerverein des heutigen 1. FC Union Berlin wurde am 17. Juni 1906 alsFC Olympia Oberschöneweide durch einen Zusammenschluss dreier kleinerer, ortsansässiger Vereine(Frisch Auf,Preußen undVorwärts) im damaligen Berliner VorortOberschöneweide gegründet. Da die Mannschaft zunächst fast nur aus Schülern bestand, schloss sie sich knapp einen Monat später als Jugendmannschaft demBTuFC Helgoland 1897 an. Aufgrund des sportlichen Misserfolgs von Helgoland 97 entschieden sich die Oberschöneweider aber ein halbes Jahr später erneut zu einem Wechsel und banden sich an denDeutschen Meister von 1905 – denBTuFC Union 1892. Dort spielte das Team zwei Jahre lang als vierte Mannschaft und konnte in der Saison 1907/08 mit dem Gewinn der Meisterschaft in der untersten Klasse desVerbands Berliner Ballspielvereine (VBB; der damals führendeFußballverband in Berlin undBrandenburg) erste Erfolge erzielen. Im Februar 1909 löste sich die Mannschaft vom BTuFC, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Aus freundschaftlicher Verbundenheit und aus Dank übernahmen die Spieler sowohl den Namen, der Verein hieß fortanUnion Oberschöneweide (später folgte noch dasPräfix ‚SC‘), als auch die Vereinsfarben Blau-Weiß von Union 92.
In der Saison 1909/10 traten die Oberschöneweider erstmals als eigenständiger Verein im VBB an und spielten von 1914 an – nach drei Aufstiegen in fünf Jahren – in der höchsten Klasse Berlin und Brandenburg, obwohl sich zu dieser Zeit der VBB mit anderen regionalen Verbänden zusammenschloss und so mehr Konkurrenz entstand. In der neuen Verbandsliga desVerbandes Brandenburgischer Ballspielvereine wurde Union 1917 Vizemeister. Allerdings waren diese sportlichen Erfolge durch die politischen Ereignisse rund um denErsten Weltkrieg überschattet. So war im Fußball ein regelmäßiger Spielbetrieb nur eingeschränkt möglich. Rund 60 Prozent der damaligen Vereinsmitglieder wurden zum Militärdienst einberufen und nur jeder Fünfte kehrte aus dem Krieg zurück.
Fast zehn Jahre spielten und trainierten die Unioner auf einem Sportplatz in der Oberschöneweider Wattstraße, bis sie 1920 in die Sportanlage Sadowa – das heutigeStadion An der Alten Försterei – in derWuhlheide umzogen, wo sie noch heute beheimatet sind. Zur offiziellen Eröffnungsfeier am 7. August 1920 kam deramtierende Deutsche Meister1. FC Nürnberg.
Deutsches Stadion in Berlin: hier wurde derSC Union Oberschöneweide 1923 Deutscher Vizemeister
Danach konnte „Union-Ob.“ – wie der Verein von seinen Anhängern genannt wurde – zwar noch 1925 die Vizemeisterschaft in Berlin und die Teilnahme am Endspiel um denBerliner Pokal 1926 als weitere Erfolge erreichen, hielt sich jedoch aufgrund der Konkurrenz durch finanziell besser aufgestellte Vereine wieHertha BSC oderTennis Borussia Berlin nicht in der Spitzengruppe. Wichtige Spieler wie z. B. Otto Martwig oderKarl Schulz verließen den Verein und Union rutschte ins Mittelfeld der Tabelle. Aus dieser Zeit resultiert der noch heute bekannte Anfeuerungsruf der Union-Fans „Eisern Union“. Erstmals soll diese Anfeuerung in einem Spiel gegen Hertha BSC erklungen sein, als ein Unentschieden gegen den überlegenen Gegner noch zugunsten der Hertha zu kippen drohte. Der Ursprung dieses Ausrufs geht auch auf die Bezeichnung „Schlosserjungs“ zurück, denn so wurden die Spieler aufgrund ihrer blauen Spielkleidung und ihrer überwiegenden Herkunft aus der Arbeiterklasse genannt.
Mit der Übertragung derRegierungsgewalt in Deutschland auf dieNSDAP und die anschließende Umwandlung derDemokratie in eineDiktatur imJahr 1933 wurde der Liga- und Spielbetrieb im deutschen Fußball stark verändert. Unter anderem wurden aus den über 30 regional höchsten Ligen mit rund 600 Vereinen 16 Gauligen mit einer Stärke von 160 Mannschaften, so dass in den jeweiligen Gauligen eine Leistungskonzentration stattfand. In der neu entstandenenGauliga Berlin-Brandenburg fand Unions allmählicher sportlicher Niedergang seine Fortsetzung und in der Saison 1934/35 stiegen die „Schlosserjungs“ ab. Schon im Jahr darauf gelang der Wiederaufstieg, aber bis zum Beginn desZweiten Weltkriegs blieb Union Mittelmaß.
Mit dem Anfang des Krieges wurde Fußball wie schon zwischen 1914 und 1918 zur Nebensache und der Spielbetrieb sowie die Vereine waren durch die politische Situation stark beeinträchtigt. Erneut mussten viele Spieler an die Front und kehrten teils nicht mehr heim. Union erreichte in dieser Zeit als Berliner Meister (1940) nochmals dieEndrunde um die deutsche Meisterschaft, schied aber in der Zwischenrunde gegen die SpitzenmannschaftRapid Wien aus. Zwei Jahre später stieg man erneut ab und erst 1944 kehrte man in die erste Liga zurück. Die folgende Saison wurde aufgrund des Vorrückens derAlliierten zum Ende des Krieges bedeutungslos und nicht mehr beendet.
Da alle Sportvereine im „Dritten Reich“ indirekt zunationalsozialistischen Unterorganisationen geworden waren, wurden sie von denBesatzungsmächten nach Kriegsende vorübergehend verboten, damit sie keinesfalls wieder als „Pflanzstätten soldatischer Tugend“ missbraucht werden konnten. In allenSektoren der Stadt Berlin war überdies auch die Gründung neuer Vereine nicht zugelassen, stattdessen wurde der Kommunalsport eingeführt (bis 1948), was unter anderem bedeutete, dass bis dahin nicht die alten Namen verwendet werden konnten. So entstanden in Berlin zahlreiche kommunale Sportgruppen (SG) wie beispielsweise die SG Gesundbrunnen (ehemals Hertha BSC und SV Norden-Nordwest), die SG Charlottenburg (ehemals Tennis Borussia) oder als De-facto-Nachfolgerin Unions dieSG Oberschöneweide. Im ersten Jahr durften ausschließlich Spieler aus dem eigenen Stadtbezirk mitwirken; diese Bestimmung wurde jedoch 1946 gelockert.
Wappen der SG Union Oberschöneweide 1948–1951
Die Oberschöneweider schafften zunächst nicht den sportlichen Anschluss und verpassten 1946 die Qualifikation für die neu geschaffene eingleisigeBerliner Stadtliga. In der Saison 1946/47 konnte die Mannschaft den Aufstieg in die Stadtliga feiern und darüber hinaus überraschend den Berliner Pokal gewinnen, wobei man im Laufe des Turniers mehrere Erstligisten aus dem Rennen warf. In der Folgesaison hielt der Aufwärtstrend der Mannschaft an und die Berliner Meisterschaft wurde gewonnen sowie der Berliner Pokal verteidigt. In der anschließendenEndrunde erwies sich derFC St. Pauli im Viertelfinale als zu stark; vor 70.000 Zuschauern imBerliner Olympiastadion unterlag man 0:7.
Von 1948 an durften die Berliner Vereine wieder ihre alten Vereinsbezeichnungen annehmen. Da diesowjetische Besatzungsmacht aber diebürgerlichen Wurzeln der ehemaligen Vereine auflösen wollte, blieb Union Oberschöneweide „politisch korrekt“ eine Sportgemeinschaft(SG Union Oberschöneweide). Dem Erfolg des Vereins tat dies keinen Abbruch, denn er blieb in Berlin weiter konkurrenzfähig, obwohl schon viele Spieler in das finanziell lukrativereWest-Berlin abgewandert waren.
Kurz darauf begann die bis dahin schwerste Krise des Vereins. DerDeutsche Sportausschuß (DS) als Sportdachverband der Sowjetischen Besatzungszone akzeptierte die geplante Einführung desVertragsspielerstatuts vom 1949 neugegründetenWest-Berliner Fußballverband für die Stadtliga nicht und zog dieOst-Berliner zur Folgesaison aus der Stadtliga ab. Die Oberschöneweider spielten daraufhin aus Protest die restlichen Saisonheimspiele imMoabiterPoststadion. Zwar qualifizierte sich die vom ehemaligen Hertha-SpielerJohannes Sobek trainierte Mannschaft als Tabellenzweiter für dieEndrunde um die deutsche Meisterschaft, jedoch wurde ihr von der politischen Führung die Reise nachKiel zum Spiel gegen denHamburger SV verboten. Daraufhin siedelte fast das komplette Team (darunter Leistungsträger wiePaul Salisch oderHeinz Rogge) endgültig nach West-Berlin über und trat danach auch gegen den HSV an. Etwa zwei Wochen später gründeten die Spieler denSC Union 06 Berlin im Westteil Berlins neu.
Die in derDDR verbliebenen Mitglieder waren durch den Verlust der nahezu kompletten ersten Mannschaft stark geschwächt. Zuerst nur der neuen zweithöchstenLiga, dann doch derDDR-Oberliga zugeordnet,[3] wurde1950/51 der Klassenerhalt knapp verpasst. Dass Union nachträglich dennoch in der Oberliga bleiben konnte, verdankte das Team nicht der eigenen sportlichen Stärke, sondern vielmehr der Entscheidung des DS, dass in der Oberliga zwei Ost-Berliner Mannschaften verbleiben mussten. Neben den Wuhlheidern profitierte noch derVfB Pankow davon.
Diese Entscheidung bedeutete jedoch, dass beide Mannschaften in dieBetriebssportgemeinschaften (BSG) vonTrägerbetrieben eingegliedert wurden, um so die vom DS begonnene Umstrukturierung „auf Produktionsbasis“ zu gewährleisten. Union wurde in die BSG desVEBTransformatorenwerkKarl Liebknecht (kurzTRO) eingegliedert und hieß nunBSG Motor Oberschöneweide. Auch die traditionellen Farben wurden geändert und aus dem Blau-Weiß des Vorgängers (und des „Brudervereins“ im Westen) wurde das heute charakteristische Rot-Weiß. Ein paar wenige versuchten noch, den alten Verein mit dem Namen Union Oberschöneweide weiterzuführen, hatten dabei aber wenig Erfolg, denn nach nur zwei Jahren in der drittklassigenBezirksliga (wobei man sich in der Saison 1952/53 mit derSVgg Grünau zusammenschloss)[4] stieg die Mannschaft weiter in die Berliner Amateurklassen ab und löste sich 1972 schließlich auf (für den bis heute bestehenden Verein ohne Fußballabteilung sieheSG Union Oberschöneweide 1910).
Die sportliche Situation der Mannschaft besserte sich aber auch als Motor Oberschöneweide nicht und in der Saison1952/53 stieg der Verein in die zweitklassigeDDR-Liga ab. Zwei Jahre später folgte der Abstieg in dieII. DDR-Liga. Kurz zuvor war die Mannschaft als Fußballabteilung in denSC Motor Berlin integriert worden. Wiederum nur zwei Jahre später (1957) wurde Motor Berlin mit den verschiedenen BSGen andererTrägerbetriebe zumTSC Oberschöneweide zusammengefasst. Dieser fusionierte 1963 mit demSC Rotation Berlin sowie demSC Einheit Berlin zumTSC Berlin. Die Gründe für die häufigen Namens- und Strukturwechsel waren vor allem sportpolitischer Natur und in der DDR zu dieser Zeit keineswegs unüblich. So entstand der TSC Berlin durch einen Beschluss der Bezirksleitung derSozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) als ziviles Gegenstück gegenüber denSportclubs (SC) derVolkspolizei (Sportvereinigung Dynamo) und derNationalen Volksarmee (Armeesportvereinigung Vorwärts).[5]
1955–1957
1957–1963
1963–1966
Zum Leidwesen derOst-Berliner Union führten derartige Umwandlungen zu einem Identitätsverlust bei den Fans, sodass bis zum Bau derBerliner Mauer 1961 noch viele Anhänger zurWest-Berliner Union ins Poststadion pilgerten und dem Verein in Köpenick weniger Beachtung schenkten. Die fehlende Fan-Unterstützung, den personellen Verlust aus der Flucht und die Delegierung hoffnungsvoller Talente zu den damaligen Ost-Berliner SpitzenmannschaftenASK Vorwärts Berlin (z. B.Günther Wirth im Jahr 1955,Horst Assmy im jahr 1954 undLothar Meyer im Jahr 1955) undSC Dynamo Berlin (Konrad Dorner im Jahr 1958) konnte die Mannschaft lange Zeit nicht kompensieren und spielte bis 1962 in der dritten Liga (zum Vergleich: Union 06 spielte im Westen noch bis 1957 in der Spitzengruppe der Berliner Meisterschaft mit und verschwand erst 1962 nach und nach aus den obersten Ligen). 1962 verpflichtete die Mannschaft zudem AngreiferRalf Quest vom SC Dynamo Berlin.
Erst danach besserten sich mit dem Aufstieg zurück in die DDR-Liga für das Team die Zeiten. In den folgenden Jahren wurde allerdings der Aufstieg in die Oberliga verpasst. In der Saison1963/64 reichte sogar ein 15:1-Sieg am letzten Spieltag gegen denSC Frankfurt nicht aus, um denSC Neubrandenburg noch zu überholen. Erst mit dem Engagement vonWerner Schwenzfeier sollte die Mannschaft wenig später wieder große Erfolge feiern.
In der Saison 1965/66 war der Wiederaufstieg in die Oberliga gelungen. Mit sechs Punkten Vorsprung wurden die Köpenicker überraschend klar Erster derLiga. Diesem sportlichen Ereignis voraus gingen allerdings wieder gravierende sportpolitische Veränderungen für den Verein. In einer Neuordnung desDDR-Fußballs sollten Leistungszentren in Form vonFußballclubs gebildet werden. Überraschenderweise wurde dabei auch das zweitklassige Team aus Oberschöneweide berücksichtigt, obwohl in Ost-Berlin beim BFC Dynamo (Nachfolger des SC Dynamo) und beim FC Vorwärts Berlin (Nachfolger des ASK Vorwärts) bereits zwei Leistungszentren entstanden waren. Darüber hinaus sollte es ursprünglich proDDR-Bezirk nur maximal einen Fußballclub geben.
Dass das Team aus Köpenick trotzdem Berücksichtigung fand, war dem Vorsitzenden des Bundesverbands desFreien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) und SED-Politbüromitglied,Herbert Warnke, zu verdanken. Dieser forderte, für die Berliner Werktätigen einen zivilen Fußballclub einzurichten, und hatte damit Erfolg. Am 20. Januar 1966 wurde der Verein als „1. FC Union Berlin“ neu gegründet. Die Gründung des Clubs wurde vom 1. Sekretär derSED-Kreisleitung in KöpenickHans Modrow organisiert.[6] 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung von Berlin und SED-PolitbüromitgliedPaul Verner hielt bei der Gründungsversammlung eine Festansprache.[7]
Union Berlin feiert den FDGB-Pokalgewinn (1968)
Union startete mit guten Leistungen in die erste Oberligasaison und wurde am Ende überraschend Sechster. Damit lag man – wie auch bei den inzwischen wieder gestiegenen Zuschauerzahlen – vor den anderen beiden Ost-Berliner Vereinen. Zudem konnten die Zuschauer in der Saisonvorbereitung 1967 auch internationale Gastmannschaften in Ost-Berlin erleben, denn der 1. FC Union trat imIntertoto-Cup 1967 an.
Ein Jahr später gelang den Unionern mit dem Gewinn desFDGB-Pokals der größte Erfolg ihrer DDR-Geschichte. Im Endspiel konnte der hohe FavoritFC Carl Zeiss Jena (zu dieser Zeit amtierenderDDR-Meister) besiegt werden, weshalb das siegreiche Team um Spieler wie„Jimmy“ Hoge,„Ate“ Wruck oder„Mäcki“ Lauck bis heute bei den Fans Heldenstatus besitzt.
Wegen der Ereignisse desPrager Frühlings wurden die Unioner in der folgenden Saison jedoch um ihre Qualifikation für denEuropapokal der Pokalsieger gebracht, da der DFV aus Protest gegen die Neuauslosung aller Europapokalpartien mit Trennung vonOstblock- undWestblock-Staaten seine Mannschaften zurückzog. Stattdessen schaffte der 1. FC Union den Klassenerhalt nicht und stieg in dieLiga ab. Doch das Team fing sich wieder, schaffte den sofortigen Wiederaufstieg und erreichte mit dem fünften Rang in der Saison 1970/71 schließlich die beste Oberliga-Platzierung aller Zeiten.
FrauenfußballIn den Jahren 1969 bis 1971 gab es eine Frauenfußballmannschaft beim 1. FC Union.[8]
Seit dem Jahr 1971 gab es in Ost-Berlin mit dem 1. FC Union Berlin und dem BFC Dynamo nur noch zwei große Fußballvereine. Der FC Vorwärts Berlin wurde nachFrankfurt (Oder) umgesiedelt, was zur Folge hatte, dass die den Fußballclubs zur Verfügung stehendenBezirke und deren angeschlossene Trainingszentren in Berlin und Brandenburg noch einmal neu aufgeteilt wurden. Aus diesen Trainingszentren rekrutierten die Vereine, die 1966 als Leistungszentren ausgesucht worden waren, ihre Nachwuchsspieler und die Neuaufteilung lief nicht zufriedenstellend für die Verantwortlichen Unions. War Ost-Berlin vorher gedrittelt, ging das freiwerdende Drittel nun an den BFC Dynamo. Da auch die Bezirke in Brandenburg neu aufgeteilt wurden und Union hier den Bezirk Potsdam an Vorwärts abgeben musste, verfügte der Verein nun nur noch über sechs Trainingszentren (zum Vergleich: Der BFC besaß 38).
Union verliert das Relegation-Heimspiel gegen denHFC Chemie mit 1:2 (1974)
Nicht zuletzt wegen dieser Schwächung stieg Union erneut aus der Oberliga ab und verlor darüber hinaus in Reinhard Lauck einen weiteren großen Publikumsliebling (bereits 1970 hatte Hoge seine Karriere bei den „Eisernen“ beenden müssen). Seit 1973 trat der 1. FC Union in der neu strukturierten DDR-Liga an, die nun nicht mehr über zwei, sondern fünf Staffeln verfügte, aus denen die zwei Aufsteiger durch eineRelegationsrunde ermittelt wurden. Für den Verein wurde dieser Modus zum „Relegationskomplex“, da die Mannschaft zweimal nacheinander als Staffelsieger in der Aufstiegsrunde scheiterte (und auch später dabei oft Pech hatte).
Das Jahr 1976 brachte für Union nicht nur den Aufstieg, sondern auch mitHeinz Werner einen neuen Trainer in die Wuhlheide. Zu Beginn der Saison 1976/77 konnte das Team gleich auf Anhieb für eine Überraschung sorgen und am ersten Spieltag vor 45.000 Zuschauern imStadion der Weltjugend den BFC Dynamo mit 1:0 schlagen. Auch das Rückspiel (ebenfalls im Stadion der Weltjugend) gewann Union mit 1:0. Union konnte die Klasse halten, und vor allem die beiden Siege gegen den bei vielen Fußballanhängern in der DDR als „Stasiverein“ verhassten BFC Dynamo bescherten Union ein Image als Kultverein und Publikumsmagneten in den 1970er Jahren. So hatte der FCU in der folgenden Saison mit durchschnittlich 17.308 Zuschauern pro Heimspiel den zweitgrößten Zuschauerschnitt hinterDynamo Dresden. Sportlich kämpfte der Verein zwar jedes Jahr gegen den Abstieg, aber durch das Image des „Underdogs“ und die Missbilligung durch die DDR-Führung war der Verein ein Sammelbecken für viele, die ihrem Unmut gegen das System Luft machen wollten. Daher stand der Verein auch unter besonderer Beobachtung der Funktionäre.
Doch trotz der vielen Zuschauer stieg man am Ende der Saison 1979/80 in die DDR-Liga ab. Auch in den Derbys gegen den BFC Dynamo konnte die Mannschaft keine weiteren Erfolge verzeichnen und teilweise wurde die Mannschaft mit Ergebnissen wie 0:6 oder 0:5 regelrecht auseinandergenommen. Im FDGB-Pokal verloren die „Eisernen“ einmal sogar mit 1:8.
Nach dem insgesamt vierten Abstieg aus der Oberliga starteten die Köpenicker 1980 wieder in der Liga und scheiterten zum dritten Mal in der Relegation; erst 1981/82 stand der Wiederaufstieg fest. Trotzdem wurde Trainer Heinz Werner nach dieser Saison vonHarry Nippert abgelöst. Die Demission des beliebten Trainers war bei den Fans sehr umstritten, da Nippert zuvor u. a. auch beim BFC Dynamo tätig war und zeitgleich mit Norbert Woick als Präsident ein weiteres ehemaliges BFC-Mitglied in einer leitenden Position tätig wurde. Für viele Union-Fans wirkten diese Personalien wie der Versuch, den Verein „von oben“ zu kontrollieren. Sowohl Nippert als auch Woick hielt es allerdings nur ein Jahr bei Union. Immerhin konnte trotz der internen Streitigkeiten 1982/83 der Abstieg vermieden werden (obwohl kein einziger Auswärtspunkt geholt wurde).
Mannschaftsfoto, Saison 1983/84
In der folgenden Saison stieg der Verein erneut in die Zweitklassigkeit ab. Dabei kam es zwischen Union und derBSG Chemie Leipzig zu einem wortwörtlichen „Abstiegsfinale“: Union hatte am letzten Spieltag der Saison den direkten Abstiegskonkurrenten Chemie mit 2:0 besiegt und belegte zusammen mit den Leipzigern punkt- und torgleich den letzten Nichtabstiegsplatz. Deswegen mussten zwei Entscheidungsspiele über den Klassenerhalt entscheiden. Nach einem 1:1 in Berlin und einem 1:2 in Leipzig stiegen die Berliner ab.
Nach dem sofortigen Wiederaufstieg spielte Union 1985/86 sehr erfolgreich und belegte bis zum drittletzten Spieltag noch einenUEFA-Pokal-Platz. Am Ende wurde das Team Siebter und stellte mitRalf Sträßer den Torschützenkönig der Oberliga (er erzielte 14 Treffer). Die größte Überraschung gelang aber im FDGB-Pokal, wo Union unerwartet das Finale erreichte und auf dem Weg dorthin Gegner wie den1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden besiegte. Im Finale war der1. FC Lokomotive Leipzig allerdings deutlich stärker und die Berliner unterlagen klar mit 1:5.
Ein weiteres Highlight für die Fans war der Intertoto-Cup in der Sommerpause 1986, in dem sich die Unioner auch mitwesteuropäischen Gegnern messen konnten. Nach Spielen gegenBayer 05 Uerdingen,Lausanne Sport undStandard Lüttich gewann das Team aus Berlin seine Intertoto-Gruppe.
In der nächsten Saison kämpfte der Verein wieder gegen den Abstieg und erreichte am Ende der Spielzeit Rang elf. Knapper verlief der Abstiegskampf in der Saison darauf, als Union sich am letzten Spieltag erst in der Nachspielzeit durch das notwendige Siegtor gegen denFC Karl-Marx-Stadt auf einen Nichtabstiegsplatz rettete. In der Saison 1988/89 stieg die Mannschaft zum sechsten und letzten Mal aus der DDR-Oberliga ab, doch kurz darauf wurde Fußball durch denFall der Berliner Mauer am9. November 1989 in der DDR zur Nebensache.
Diepolitische Wendezeit begann für Union mit einem Freundschaftsspiel vor 51.270 Zuschauern im Olympiastadion zunächst verheißungsvoll, denn beim ersten Duell der beiden Traditionsvereine seit 28 Jahren feierten Blau-Weiß (Hertha) und Rot-Weiß (Union) gemeinsam sich selbst und machten aus der Veranstaltung ein großes Fest auf den Rängen. Zu diesem Zeitpunkt lag Union in der noch bestehenden DDR-Liga mit nur einem Sieg Rückstand auf Tabellenführer Vorwärts Frankfurt auf Platz 2 und hatte noch Aussichten auf den Aufstieg. Dieser wurde am Ende der Saison jedoch verpasst, was sich ein Jahr später noch als Problem herausstellte, als es zur Vereinigung der west- und ostdeutschen Ligen kam.
DerDeutsche Fußball-Bund (DFB) billigte den ehemaligen DDR-Vereinen in seinen beiden Profiligen nur acht Plätze – zwei in derBundesliga und sechs in derZweiten Liga – zu, was vor allem an dem mangelnden Vertrauen in dieWirtschaftlichkeit der Ost-Klubs lag, da diese Probleme bei der Anpassung an denProfifußball hatten. Für die Verteilung von zwei Zweitligaplätzen wurde eine Qualifikationsrunde mit Teilnehmern aus der DDR-Oberliga und -Liga gebildet. Der 1. FC Union konnte sich in der Saison 1990/91 durch einen ersten Platz in derLiga dafür qualifizieren, scheiterte aber in seiner Relegationsgruppe und trat in der Folgesaison in derNOFV-Oberliga (damals noch die dritte Liga) an. In dieser Phase verabschiedeten sich viele Spieler in den Westen und auch die Zuschauerzahlen brachen rapide ein.
Auch 1992 wurde der Aufstieg wieder in der Relegation verpasst, weshalb der Verein immer mehr als „unaufsteigbar“ galt. Zu Beginn der Folgesaison nahmFrank Pagelsdorf auf der Unioner Trainerbank Platz und mit ihm schien für viele Fans der Traum von der Zweiten Liga wahr zu werden. Am Ende der Saison wähnten sich alle Köpenicker am Ziel, als im alles entscheidenden Relegationsspiel der 1. FC Union Berlin mit einem 1:0-Heimsieg gegen denBischofswerdaer FV 08 vor über 15.000 Zuschauern den sportlichen Aufstieg schaffte. Erst später stellte sich heraus, dass eineBankbürgschaft gefälscht worden war, um so die Lizenzauflagen des DFB zu erfüllen, woraufhin der DFB die Lizenz für die Zweite Liga verweigerte. Es wurde nie geklärt, wer im Verein die Bürgschaft gefälscht hatte.
Auch in der Saison 1993/94 wurde dem 1. FC Union Berlin zu Saisonende die Lizenz für die Zweite Liga durch den DFB aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit verweigert, da der Schuldenberg fast 2,56 Millionen DM betrug. Nur ein schwacher Trost war der Gewinn des inzwischenPaul-Rusch-Pokal genannten Berliner Landespokals zum ersten Mal nach 46 Jahren sowie die Teilnahme an derdeutschen Fußballamateurmeisterschaft. Der 1. FC Union Berlin blieb in der dritten Liga und musste viele gute und somit teure Spieler verkaufen (Martin Pieckenhagen an Tennis Borussia sowie späterMarko Rehmer undSergej Barbarez anHansa Rostock), um sich finanziell nicht vollständig zu ruinieren. Trainer Pagelsdorf verabschiedete sich ebenfalls in Richtung Rostock – und stieg dort nur wenig später mit vielen Ex-Unionern in die Bundesliga auf.
Nina Hagen (hier 2003) sang 1998 die HymneEisern Union ein
Die nächsten Jahre waren für die Unioner ein wirtschaftlicher Überlebenskampf. Sportlich war das Team zwar im oberen Tabellendrittel derRegionalliga Nordost (die neue dritte Liga) festgesetzt, doch nebenher stiegen die Schulden auch aufgrund der „Altlasten“ durch teure Spielerverträge immer weiter. In der Saison 1994/95 wurde dem Verein zum dritten Mal in Folge die Lizenz für die Profiligen verweigert (wobei die Zweite Liga diesmal auch sportlich verpasst wurde) und trotzdem handelten das Präsidium sowie das Management des Vereins weiterhin zum Teil hoch dotierte Verträge mit Spielern und Trainern aus. Bezeichnend für die Leistung des Managements war die Saison 1995/96, in welcher Union dreimal den Trainer wechselte. TrainerHans Meyer wurde wegen Streitigkeiten mit der Führungsebene entlassen, als die Mannschaft nach acht Siegen und zwei Unentschieden auf Tabellenplatz zwei stand.
Im Februar 1997 schien der Verein endgültig zu Grunde gewirtschaftet zu sein und in der Presse stand zu lesen, dass der Konkurs schon unabwendbar sei. Die Fans des FCU organisierten sich und marschierten bei einer großenRettet-Union-Demonstration (etwa 3000 Fans waren anwesend) durch dasBrandenburger Tor – erfolgreich, denn der SportartikelherstellerNike schloss einen Sponsorenvertrag über fünf Jahre mit Union ab und so wurde die Pleite vorerst noch abgewendet. Immerhin machten die Köpenicker auch ein paar sportliche Schlagzeilen und erreichten das Finale desPaul-Rusch-Pokals, in dem sie aber gegen dieReinickendorfer Füchse verloren.
Der Abwärtstrend ging zunächst weiter und Spieler sowie Trainer verließen Union, weil sie entweder unpünktlichen Gehaltszahlungen ausgesetzt waren oder keine sportliche Zukunft mehr sahen. Das Präsidium war aufgrund der finanziellen Lage (rund 2,56 MillionenMark Schulden, davon rund 256.000 Mark kurzfristige Verbindlichkeiten) zerstritten. Nur die Mannschaft spielte in der Regionalliga oben mit und die Fans versuchten weiterhin, ihren Verein zu retten, indem sie in der Öffentlichkeit sammeln gingen (mit der Aktion „Fünf Mark für Union“) oder das Spiel gegen TeBe imMommsenstadion boykottierten, um die Kartenpreise dem Verein zu spenden. Erst im Januar 1998 nahte durch einDarlehen im Umfang von 15 Millionen Mark durchMichael Kölmel und sein Unternehmen Sportwelt Beteiligungs GmbH die finanzielle Rettung, im Gegenzug erhielt Kölmel Marketingrechte und eine Beteiligung an den Fernsehrechten.[9]Nina Hagen sang für den Verein eine neue Vereinshymne.[10]
1998–2008: „Profi- und Europapokalluft schnuppern“
Der FCU startete in die Saison 1998/99 erstmals seit Jahren ohne große Existenzsorgen, landete am Ende aber nur auf Platz sechs. In der Saison 1999/2000 ging es mit dem neuen TrainerGeorgi Wassilew besser, denn der „General“ führte die Mannschaft zur Meisterschaft in der Regionalliga und damit in die Relegation um den Zweitligaaufstieg gegen den Meister der Regionalliga Nord. Aber der Verein scheiterte erneut, diesmal gegen denVfL Osnabrück imElfmeterschießen (Hin- und Rückspiel endeten jeweils 1:1). In der folgenden Amateurmeisterschaft um den verbliebenen Aufstiegsplatz brauchten die Wuhlheider im entscheidenden Spiel gegenLR Ahlen ein Unentschieden, um aufzusteigen, doch auch dieses verloren sie mit 1:2.
Trotz dieses erneuten Rückschlags sollte die folgende Saison 2000/01 eine der erfolgreichsten der Vereinsgeschichte werden. In der neugegliederten Regionalliga Nord erreichte man souverän den ersten Rang und stieg zum ersten Mal in die 2. Bundesliga auf. Parallel dazu sorgte das Team imDFB-Pokal für Schlagzeilen, als nach einem 6:4-Sieg nach Elfmeterschießen im Halbfinale überBorussia Mönchengladbach das DFB-Pokalfinale 2001 erreicht wurde. Erst dort unterlag man dem Bundesliga-ZweitenFC Schalke 04 mit 0:2.
Da der FC Schalke 04 aber als Vize-Meister für dieChampions League startberechtigt war, durfte Union dennoch in der Folgesaison erstmals im Europapokal spielen und qualifizierte sich als erster und bisher einziger deutscher Drittligist für denUEFA-Pokal. Dort erreichten die Spieler in der Saison 2001/02 durch ein 1:1 und einen 3:0-Sieg gegen denfinnischen VertreterHaka Valkeakoski die zweite Runde, wo die Mannschaft gegen diebulgarische MannschaftLitex Lowetsch ausschied.
Seit 2003 findet im Stadion das jährlicheWeihnachtssingen statt (Aufnahme aus dem Jahr 2011)
Der Verein spielte insgesamt drei Jahre in der Zweiten Bundesliga. Im ersten Jahr erreichte die Mannschaft einen überraschend guten sechsten Platz und verdarb unter anderem am letzten Spieltag durch einen 3:1-Heimsieg demFSV Mainz dessen schon sicher geglaubten Aufstieg. Auch die Saison 2002/03 beendete der Verein auf einem einstelligen Tabellenplatz (der Verein wurde Neunter), jedoch hatte die Saison einen für viele Fans unrühmlichen Höhepunkt, als am 7. Oktober 2002 das Team mit 0:7 beim1. FC Köln verlor, weshalb Wassilew eine Woche später seinen Hut als Trainer nehmen musste. Sein Nachfolger wurdeMirko Votava, doch auch er wurde in der Saison 2003/04 durch einen neuen Übungsleiter ersetzt, weil Union an das Tabellenende abgerutscht war. Neuer Coach wurde der beiFortuna Düsseldorf berühmt gewordeneAleksandar Ristić, der aber nicht mehr verhindern konnte, dass der 1. FC Union als Tabellensiebzehnter in die Regionalliga Nord absteigen musste.
Auf eine der erfolgreichsten Epochen in der Geschichte des 1. FC Union Berlin folgte im Jahr 2005 der wohl tiefste Fall, als der Zweitligaabsteiger auch in der Regionalliga nicht die Klasse hielt und in derOberliga landete. Vier verschiedene Trainer konnten den Absturz nicht aufhalten. Auch die Finanzen bereiteten dem Verein wieder Sorgen, da die für die Lizenz der Saison vom DFB gefordertenLiquiditätsreserven in Höhe von 1,46 Millionen Euro erneut nur durch Spenden zusammengebracht werden konnten (u. a. durch den Spendenaufruf „Bluten für Union“). Den 1. FC Union Berlin drückten neben den kurzfristigen Verbindlichkeiten von rund 720.000 Euro auch die langfristigen Schulden (rund 15 Millionen Euro) beim ehemaligen Retter Michael Kölmel.
Jedoch konnte sich der Verein in der Folgesaison wieder regenerieren und sicherte sich unter dem vom LigakonkurrentenMSV Neuruppin geholten TrainerChristian Schreier den Wiederaufstieg in die Regionalliga. Die Höhepunkte der Saison bildeten dabei die beiden Stadtderbys gegen den alten Rivalen BFC Dynamo: Im Hinspiel in Köpenick besiegte Union den Kontrahenten vor 14.020 Zuschauern mit 8:0, was ein Rekordergebnis gegen Dynamo bedeutete. Das von einem Großteil der Union-Fans boykottierte Rückspiel imSportforum Hohenschönhausen wurde dagegen beim Stand von 1:1 abgebrochen, nachdem Anhänger des BFC Dynamo die Absperrungen zum Stadioninnenbereich überwunden und versucht hatten, sich Zugang zum Gästeblock, in dem die Union-Fans untergebracht waren, zu verschaffen. Im Nachhinein wurde das Spiel mit 2:0 für den 1. FC Union gewertet.
In der Saison 2006/07 wurde in der Regionalliga die Klasse gehalten, wobei sich im Saisonverlauf Positiv- mit Negativserien abwechselten: Nach einem starken Saisonstart und der kurzzeitigen Tabellenführung folgte eine Schwächephase. Zur Rückrunde wurde das Team wieder besser, trotzdem verkündete Trainer Schreier überraschend seinen Abschied zum Saisonende aus persönlichen Gründen. In der Folgezeit verlor die Mannschaft mehrere Spiele nacheinander und geriet kurzzeitig in Abstiegsgefahr. Im Berliner Landespokal feierte das Team dagegen durchweg Erfolge und gewann diesen im Finale mit 7:0 gegen den benachbartenVerbandsligistenKöpenicker SC.
In der Saison 2007/08 gelang der Mannschaft unter Schreiers NachfolgerUwe Neuhaus die Qualifikation für die neue3. Profiliga. Zwar erwischte das mit den früheren Bundesliga-SpielernMichael Bemben,Marco Gebhardt undMacchambes Younga-Mouhani verstärkte Team zunächst einen Fehlstart. Im Verlaufe der Saison stabilisierten sich die Leistungen jedoch, sodass Union sich vorzeitig die Drittligaqualifikation sicherte und am Ende sogar Chancen auf den Zweitligaaufstieg hatte. Dieser wurde jedoch nach zwei Niederlagen in den letzten beiden Heimspielen verpasst. Im Berliner Pokal wurde die Titelverteidigung verpasst, als das Team im Halbfinale überraschend gegen den FünftligistenVfB Hermsdorf nach Elfmeterschießen unterlag. Dadurch wurde die Chance auf die Qualifikation für den DFB-Pokal der Folgesaison verpasst und somit auch die Möglichkeit, auf einen ähnlich attraktiven Gegner wieEintracht Frankfurt zu treffen, gegen die Union in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 1:4 unterlag.
Nach jahrelangen Verhandlungen und Planungen begannen vor der Saison 2008/09 endlich die notwendigen Sanierungsarbeiten am Stadion An der Alten Försterei. Aufgrund der Bauarbeiten trug der Verein seine Saison-Heimspiele im Jahnsportpark aus. Trotz dieser – von den Fans ungeliebten und teilweise boykottierten – Ausweichspielstätte spielte die Mannschaft eine erfolgreiche Saison, eroberte am 21. Spieltag die Tabellenspitze der dritten Liga und verteidigte diese bis zum Saisonende. Bereits drei Spieltage vor Saisonschluss sicherte sich die Mannschaft vorzeitig die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in die zweite Bundesliga. Daneben gewann das Team auch den Berliner Landespokal. Im Finale des Wettbewerbs, in dem der Verein überwiegend mit Reservespielern antrat, setzten sich die „Eisernen“ knapp mit 2:1 gegen den alten RivalenTennis Borussia Berlin durch.
Umbaumaßnahmen im Stadion An der Alten Försterei (2009)
In der Sommerpause 2009 wurde nach 13 Monaten Bauzeit das renovierte Stadion An der Alten Försterei in einem Testspiel gegen Hertha BSC (Endresultat 3:5) feierlich eingeweiht. Zum Saisonauftakt traf der Zweitligaaufsteiger in der ersten Runde desDFB-Pokals auf den PokalverteidigerWerder Bremen. Vor ausverkauftem Haus hatte der 1. FC Union gegen den klassenhöheren Gegner keine Chance und unterlag mit 0:5. Dafür startete die Mannschaft sehr erfolgreich in dieLiga und belegte bis zum 14. Spieltag durchgehend einen der ersten fünf Tabellenplätze. Nach einer Schwächephase im zweiten Saisondrittel rutschte der Verein zeitweilig bis auf den dreizehnten Tabellenrang ab, konnte aber am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt endgültig sichern und wurde am Ende Tabellenzwölfter.
Für Aufmerksamkeit außerhalb des sportlichen Bereichs sorgte die kurze Partnerschaft mit derInternational Sport Promotion (ISP), die dem Verein als Hauptsponsor bis 2014 jährlich zwei Millionen Euro Einnahmen bringen sollte, aufgrund ihres undurchsichtigen Geschäftsmodells aber auch für Kontroversen sorgte.[11] Am 24. August 2009 trennte sich der Verein von der ISP, da diese beim Zustandekommen des Vertrages falsche Angaben gemacht hätte. Ein wichtiger Grund soll dabei auch die Vergangenheit des Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Czilinsky, der beimMinisterium für Staatssicherheit tätig war, gewesen sein. Czilinsky war nach Bekanntgabe dieser Informationen von seinem Posten zurückgetreten.[12]
Dieneue Saison begann Union mit einem Misserfolg. ImDFB-Pokal unterlagen die Berliner dem zwei Klassen tiefer spielendenHalleschen FC imLeipzigerZentralstadion mit 0:1. Auch in der Liga startete das Team schwach und holte aus den ersten vier Spielen nur zwei Punkte. Danach stabilisierte sich Union und sicherte am 32. Spieltag den Klassenerhalt. Man schloss die Saison auf Platz 11 ab.
Wie schon im Vorjahr startete Union erneut schwach in die Saison2011/12. So schied die Mannschaft nach einem 5:6 im Elfmeterschießen gegenRot-Weiss Essen erneut in der ersten Runde desDFB-Pokals gegen einen unterklassigen Gegner aus. Dem folgte allerdings eine erfolgreiche Weiterentwicklung, so dass der Verein die Saison auf dem 7. Tabellenplatz abschloss. Für Aufsehen sorgte in dieser Saison aber vor allem der Verkauf derAlte-Försterei-Aktie: Um für den Bau einer neuen Haupttribüne dasStammkapital der Stadionbetriebsgesellschaft um fünf Millionen Euro zu erhöhen, wurde den Mitgliedern und Sponsoren dieZeichnung von maximal jeweils zehnAktien (von insgesamt 10.000 Wertpapieren) ermöglicht.[13] Bis Abschluss der Zeichnungsfrist am 31. Dezember 2011 gingen 5473 Aktien, also 43,88 Prozent des Grundkapitals des Stadionbetreibers in Streubesitz über. Einhergehend mit der Aktion stieg die Mitgliederzahl während dieses Zeitraums rasant an und erreichte erstmals die Marke von 10.000.[14]
In der Sommerpause 2012 begann der Neubau der Haupttribüne an der Alten Försterei, an der sich der Verein mit zwei Millionen Euro beteiligte.[15]
Nach einem starken Beginn in der Saison2013/14, aber einer schwachen Rückrunde gab der 1. FC Union Berlin am 26. April 2014 die Trennung von TrainerUwe Neuhaus zum Saisonende bekannt. Neuhaus wurde am 11. Mai offiziell verabschiedet. Union beendete die Saison auf dem 9. Platz. Neuhaus’ Nachfolger wurdeNorbert Düwel.
Zu Beginn der Saison2015/16 unterlag Union imDFB-Pokal dem ViertligistenFC Viktoria Köln mit 2:1. In der Liga zeichnete sich durch ein Unentschieden gegenFortuna Düsseldorf, eine Niederlage gegen denSV Sandhausen und weitere Unentschieden gegen1. FC Kaiserslautern,TSV 1860 München undRB Leipzig ein relativ schwacher Saisonstart ab. Am 31. August wurde die sportliche Zusammenarbeit mit TrainerNorbert Düwel schließlich beendet.[16] Düwel wurde am 2. September 2015 vonSascha Lewandowski als neuem Cheftrainer abgelöst.[17] Da Lewandowski jedoch nach bereits rund sechs Monaten aus gesundheitlichen Gründen den Posten aufgeben musste, übernahm Co-TrainerAndré Hofschneider diese Funktion interimsweise.[18] Den Umständen zum Trotz spielte Union eine sehr erfolgreiche Rückrunde 2015/16 und schloss die Saison auf Platz 6 der Tabelle ab.
Schiffsparade des 1. FC Union Berlin auf der Spree in Berlin anlässlich des Aufstiegs in die 1. Fußball-Bundesliga im Jahr 2019
In der Saison2016/17 übernahmen der zuletzt beim FC Schalke 04 tätige TrainerJens Keller und der Däne Henrik Pedersen.[19] Als Tabellenvierter verpasste die Mannschaft am Ende nur knapp die Aufstiegsplätze. In derSaison 2017/18 wurde Jens Keller nach dem 16. Spieltag entlassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Union nur drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz und stand auf Tabellenplatz 4. Nachfolger wurde André Hofschneider. Der Trainerwechsel brachte nicht den erwünschten Erfolg, erst im 6. Spiel unter Hofschneider wurde der erste Sieg eingefahren. Auch der weitere Saisonverlauf war nicht besonders erfolgreich und teilweise rutschte man bedrohlich nah an die Abstiegszone. Erst am 33. Spieltag, mit einem 3:1-Erfolg über den VfL Bochum, konnte man sich retten. Die Saison schloss man dann auf Platz 8 der Tabelle ab. Nach dieser Saison wurde der Vertrag mit Hofschneider aufgelöst. Am 1. Juni 2018 wurdeUrs Fischer als neuer Cheftrainer vorgestellt.
In der Saison2018/19 war der 1. FC Union mit 17 aufeinanderfolgenden Spielen ohne Niederlage die am längsten ungeschlagene Mannschaft im deutschen Profifußball. Am 19. Mai 2019 beendete man die Saison mit einem 2:2 beim VfL Bochum als Tabellendritter. Dadurch erreichten die Eisernen die beste Endplatzierung in ihrer Zweitligahistorie und qualifizierten sich für die Relegationsspiele zur Bundesliga gegen denVfB Stuttgart. Bei einem Sieg wäre aufgrund der gleichzeitigen Niederlage desSC Paderborn der Direktaufstieg in die erste Liga geglückt.
In der Relegation gelang dem 1. FC Union Berlin am 23. Mai 2019 ein 2:2 in Stuttgart. Das 0:0 im Heimspiel am 27. Mai 2019 nach dem 2:2 im Hinspiel in Stuttgart am 23. Mai bedeutete aufgrund derAuswärtstorregel den erstmaligen Aufstieg des Vereins in dieBundesliga.
In der Saison2019/20 spielte der 1. FC Union erstmals seit derdeutschen Wiedervereinigung erstklassig und wurde zum 56. Verein derBundesliga.[20] Am 18. August 2019 endete das erste Spiel in der 1. Bundesliga mit einer 0:4-Niederlage gegenRB Leipzig.[21] Am 2. Spieltag dieser Saison erzielte Stürmer Sebastian Andersson beim 1:1 gegen den FC Augsburg das erste Bundesligator und am dritten Spieltag gelang mit dem 3:1 gegenBorussia Dortmund der erste Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte. Die Hinrunde beendete Union mit 20 Punkten auf Rang 11. Trotz einer Schwächephase in der Rückrunde – die aufgrund derCOVID-19-Pandemie für rund zwei Monate unterbrochen werden musste – konnte Union dank dreier Siege in den letzten vier Spielen letztlich souverän die Klasse halten. Nur einmal, am ersten Spieltag, hatte man einen Abstiegsplatz belegt.
Vor der Saison 2020/21 verstärkte sich Union u. a. mit dem früheren NationalspielerMax Kruse. Im Herbst konnte sich Union überraschend im oberen Tabellendrittel festsetzen und nach der ersten Saisonhälfte bereits starke 28 Punkte vorweisen. Mit dem 4:0 gegenMainz 05 am 3. Spieltag und dem 5:0 gegenArminia Bielefeld waren dabei die zu diesem Zeitpunkt jeweils höchsten Siege der Bundesligageschichte Unions gelungen.[22][23] Zwar verlor Union in der Folge den Kontakt zu denEuropa-League-Plätzen, bewahrte aber die Chance, sich über den 7. Platz für die neu geschaffeneConference League zu qualifizieren, was mit einem 2:1-Sieg über RB Leipzig am letzten Spieltag auch gelang.
Spiel in der UEFA Champions League: 1.FC Union Berlin gegen Sporting Braga (2023)
Die internationalen Heimspiele trug der Verein imBerliner Olympiastadion aus.[24] In den Playoffs der Conference League traf man auf den finnischen VertreterKuopion PS. Nach einem 4:0-Auswärtssieg genügte im Rückspiel ein 0:0 zum Einzug in die Gruppenphase, wo man aufSlavia Prag,Feyenoord Rotterdam undMaccabi Haifa traf. Allerdings reichten den Berlinern sieben Punkte nicht, um in die Play-offs der Conference League einzuziehen. In der Bundesliga konnte Union auch in der Saison 2021/22 um die internationalen Startplätze mitspielen. Mit einem 3:2-Heimsieg über denVfL Bochum am letzten Spieltag schloss man die Saison letztlich auf dem fünften Tabellenplatz ab und qualifizierte sich für die Gruppenphase der Europa League.
In derSaison 2022/23 übernahm Union am 6. Spieltag zum ersten Mal die Tabellenspitze in der Bundesliga,[25] die auch an den folgenden sechs Spieltagen verteidigt werden konnte. Mit einem 1:0-Heimsieg überSV Werder Bremen schloss man am letzten Spieltag die Saison auf dem vierten Tabellenplatz ab und qualifizierte sich somit für die Gruppenphase derUEFA Champions League.[26]
In derSaison 2023/24 traten die Unioner in derUEFA Champions League gegenReal Madrid an. Es war das historisch erste Pflichtspiel eines Berliner Fußballklubs mit dem amtierenden CL-Rekordsieger. Nach einer sportlichen Schwächeperiode imDFB-Pokal 2023/24 und in der Bundesliga einigten sich der Verein und der langjährig erfolgreiche Cheftrainer Urs Fischer im November 2023 auf ein Ende der Zusammenarbeit.[27] Interimsweise übernahmMarco Grote für einen Spieltag die Mannschaft, ehe der KroateNenad Bjelica als neuer Cheftrainer vorgestellt wurde.[28] In der Königsklasse schied man als Gruppenletzter aus. Am 32. Spieltag verlor der Verein gegen den direkten Abstiegs-KonkurrentenVfL Bochum, woraufhin Bjelica freigestellt wurde und erneut Grote übernahm. Union Berlin konnte sich am letzten Spieltag durch einen 2:1-Heimsieg gegen denSC Freiburg den 15. Platz sichern und damit den noch möglichen Abstieg und die drohende Relegation verhindern.
ZurSaison 2024/25 übernahm der DäneBo Svensson das Amt des Cheftrainers. Er wurde jedoch bereits Ende Dezember 2024, als der Verein den 12. Tabellenplatz nach 15 Spieltagen einnahm, wieder entlassen und durchSteffen Baumgart ersetzt.
Der 1. Fußballclub Union Berlin e. V. hat eine vielfältige und in den vergangenen Jahren stark gewachsene Fan- und Mitgliederbasis. Zählte man im Jahr 2006 offizielle 4209 Vereinsmitglieder, so verzeichnete man Anfang 2025 bereits 70.002 eingetragene Mitglieder.[1]
Der Club ist seit 2019 der mitgliederstärkste reine Fußballverein im deutschsprachigen Raum und zählt seit 2020 zu den15 mitgliederreichsten Sportvereinen Deutschlands.[29] Seit 2021 ist der 1. FC Union Berlin der mitgliederreichste Sportverein in Berlin.
Für die Saison 2021/2022 verbuchte der Club Einnahmen von 122,1 Millionen Euro (2020/2021: 72,8). Der Gewinn nach Steuern im gesamten Verein, zu dem unter anderem auch die Stadion AG gehört, lag bei 12,7 Millionen Euro (2020/2021: -12 Mio. Euro).[30] Der Verein beschäftigte 2022 rund 350 Mitarbeiter. Im selben Jahr waren 480 aktive Fußballer und Fußballerinnen in den verschiedensten Mannschaften gemeldet.
Von 1966 bis 1990 wurden die Vorsitzenden des Vereins als Clubvorsitzende bezeichnet. Seit 1990 tragen die Vorstandsvorsitzenden den Titel des Präsidenten. Der aktuelle Präsident, Dirk Zingler, ist der am längsten amtierende Vorsitzende in der Vereinsgeschichte (Stand: 2024).
Die Anzahl der Sponsoren stieg von 386 im Jahr 2016 auf rund 450 im Jahr 2023.[32] Seit der Saison 2020/21 stattetadidas sämtliche Mannschaften des 1. FC Union Berlin aus. Der Vertrag wurde für fünf Spielzeiten geschlossen. Union Berlin war 2020/21 neben demFC Bayern München und demHamburger SV eines von drei DFL-Profiteams, das von Adidas ausgerüstet wurde.[33]
Ärmelsponsor ist seit 2023 das britische UnternehmenJD Sports.[34] In der Saison 2024/25 sind anstatt des Aufdrucks eines Trikotsponsors unterschiedliche Schriftzüge auf den Trikots zu sehen.[35]
Am 6. Oktober 2016 wurde durch den 1. FC Union Berlin die Stiftung „UNION VEREINT. Schulter an Schulter“ ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Der Starke hilft dem Schwachen“ soll das gesellschaftliche Engagement ausgebaut werden. Schwerpunkte der Stiftungsarbeit sind unter anderem Union-Fußballcamps, Projekttage und -wochen für Kinder und Jugendliche, Aktionen für Toleranz und Integration und gegen Rassismus, sowie die Förderung von Gesundheit und der Umweltschutz.[36][37][38]
DasMaskottchen des 1. FC Union Berlin heißtRitter Keule und ist „ein wahrhaft eisernerRitter mit einem mutigen Herz“.[39] So steht ermetaphorisch für die im Sport und insbesondere für Union wichtigen „ritterlichen“ Tugenden wieHöflichkeit,Tapferkeit, Zurückhaltung, Opferbereitschaft, Beständigkeit undTreue. Ein historisches Vorbild sind die Ritter desDeutschen Ordens. Das Maskottchen soll somit sinnbildlich die Geschichte der „Eisernen“ verkörpern.
Bevor Union im Jahr 1910 die erste feste Spielstätte in der Wattstraße am nordwestlichen Ende von Oberschöneweide bekam, hatte die Mannschaft auf dem heutigen Gelände derAEG sowie auf dem Gelände derN. A. G. gespielt. Zehn Jahre spielte der Verein in der Wattstraße, bevor die Mannschaft 1920 in den Südosten Oberschöneweides umzog. Am Ortseingang vonKöpenick entstand dasStadion An der Alten Försterei.
Das anfangs 10.000 Zuschauer fassende Stadion blieb bis in die 1970er Jahre relativ unverändert. In den frühen 1980er Jahren wurden umfangreiche Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, die die Kapazität auf 22.500 Plätze erhöhten und der Anlage einen Ansageturm sowie eine elektronische Anzeigetafel brachten. An den Umbaumaßnahmen waren Spieler, Funktionäre und Fans des Vereins unentgeltlich beteiligt. Im Jahr 2000 kam es zu Baumaßnahmen, deren Resultat eine überdachte Sitzplatztribüne war. Die Zuschauerkapazität wurde aufgrund von Sicherheitsauflagen desDFB auf 18.100 Zuschauer zurückgestuft.
2007 wurden vom Verein die Planungen zur Modernisierung des Stadions bekannt gegeben. Die Stehränge sollten renoviert und überdacht, die Haupttribüne komplett neu gebaut und mit Logen ausgestattet werden. Außerdem sollte im Stadion eine Rasenheizung und Videowand sowie außerhalb der Arena 450 Parkplätze installiert werden.[42] Nach Verhandlungen zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem Land Berlin wurden 2008 die Baumaßnahmen begonnen sowie einErbbaurechtvertrag für das Stadion abgeschlossen.[43]
Die erste Umbauphase (u. a. Einbau der Rasenheizung und Überdachung der Stehtribünen) wurde 2009 abgeschlossen. Die zweite Bauphase, die vor allem den Neubau der Haupttribüne beinhaltete, fand ihren Abschluss im Jahr 2013. Ein Teil der Finanzierung wurde dadurch gewährleistet, dass die Union-Vereinsmitglieder Aktienanteile an der StadionbetriebsAG erwerben konnten. Seit der Saison 2015/16 liegt die Zuschauerkapazität bei 22.012 (davon 18.200 Steh- und 3.812 Sitzplätze).
Seit 2017 hat der Verein das Vorhaben das Stadion mit einer Zuschauerkapazität für mindestens 37.000 Besucher auszubauen.[47] Seitdem wurde der Baubeginn mehrfach verschoben[48] und soll nach derzeitiger Planung im Sommer 2025 bis Ende 2026 abgeschlossen werden. Die Heimspiele sollen während der Saison 2025/26 im Berliner Olympiastadion ausgetragen werden. Zuvor sollen im Umfeld das Stadions verschiedene Bauvorhaben umgesetzt werden, unter anderem ein Parkhaus mit Außenbühne, eine neue Tiefgarage sowie eine neue Straßenbahnhaltestelle.[49] Allerdings muss für die größere Zahl von Zuschauern nach dem Ausbau ein Verkehrskonzept ausgearbeitet werden, das ursprünglich im September 2022 vorgestellt werden sollte. Im Januar 2023 lag es der zuständigen Senatsverwaltung noch nicht vor.[50]
Die Stadion AG (offiziell: „An der Alten Försterei“ Stadionbetriebs AG) ist das Unternehmen, das den Betrieb des Stadions geschäftsmäßig gewährleistet. Die Firma ist Inhaber des Stadions und seit 2022 Eigentümer des Grundstücks, auf dem das Stadion An der Alten Försterei errichtet wurde.[53] Vorstandsvorsitzender der Stadion AG ist Dirk Thieme; weiterer Vorstand ist Oskar Kosche. Der Aufsichtsrat der Stadion AG setzt sich zusammen aus Dirk Zingler (Aufsichtsratsvorsitzender), Dirk Gräning, Katja Jösting, Michael Kölmel, Thomas Koch und Holger Keye (Stand: 2023).
Der 1. FC Union Berlin kooperiert seit 2016 mit derCharité – Universitätsmedizin Berlin. Zahlreiche Einrichtungen der Exzellenzuniversität nehmen an der Betreuung verschiedenster Mannschaften des Vereins teil. Die erste Männer-Mannschaft wird u. a. während der offiziellen Spiele von Spezialisten der Uniklinik versorgt. Insbesondere die Bereiche zur Leistungsdiagnostik in der Sportmedizin, der Radiologie und der Sportorthopädie arbeiten eng mit den Profiathleten und dem Trainerteam zusammen.[55]
Der Bosnier nutzte Berlin als Start für seine große sportliche Karriere (u. a.Nationalspieler undBundesliga-Torschützenkönig 2001) und war ein torgefährlicher Mittelfeldspieler. Er wurde 1996 zum „Unioner des Jahres“, ein von den Fans jährlich vergebener Sympathiepreis, gewählt.
DerRathenower begann bei dem Verein mit acht Jahren seine Fußballlaufbahn und schaffte 1995 von dort den Sprung in den Profifußball. Er kehrte 2005 als Teammanager zurück und war dann bis 2011 Sportdirektor.[56][57]
Der gebürtigeBayer kam 2005 zum 1. FC Union Berlin und hielt dem Verein trotz des Abstiegs in die Oberliga die Treue. Mit ihm stieg der Verein wieder bis in die zweite Bundesliga auf. Bönig war Mannschaftskapitän und bei den Fans Publikumsliebling. Bei seinem Abschied mit 27 Jahren beendete er seine Fußballkarriere mit der Begründung „Was soll nach Union noch kommen?“.[58]
Der Stürmer schaffte es gleich in seiner Debütsaison für Union zum Torschützenkönig in der DDR-Liga und dadurch zum „Unioner des Jahres“. Er war in den 1980er Jahren fester Bestandteil der Mannschaft und erreichte mit ihr das FDGB-Pokalfinale 1986.
Der eher stille Ost-Berliner war einer der prägendsten Torhüter des Vereins. Er stand 13 Jahre lang im Dienste des Vereins und wurde insgesamt viermal zum „Unioner des Jahres“ gewählt.
Mit zehn Jahren begann „Meter“ – so wurde er von den Union-Fans genannt – in der Jugend des FCU und verließ den Verein erst 25 Jahre später als Rekordspieler und zweifacher „Unioner des Jahres“ (1990 und 1992).
Der von den Fans nur „Jimmy“ genannte Hoge wurde Unions ersterDDR-Nationalspieler. Der dribbelstarke Techniker und Pokalheld von 1968 war eigenwillig und geriet oft mit den Verbandsfunktionären aneinander. Ein Vorfall (er betrank sich mit einem seiner Ex-Trainer während des Mannschaftsurlaubs und stimmte dasDeutschlandlied an) führte zum vorzeitigen Ende seiner Karriere. Heute ist „Jimmy“ Ehrenmitglied des Vereins.
Der heutige Geschäftsführer des Vereins war noch vorRafał Gikiewicz der erste Torhüter Unions, welcher ein Pflichtspieltor erzielte. Er wurde 1997 und 1998 zweimal nacheinander zum „Unioner des Jahres“ gewählt und nach dem Ende seiner Spielerkarriere erst Nachwuchsleiter und dann auch Präsidiumsmitglied bei Union.
„Mäcki“ bestritt im Pokalfinale 1968 sein Debüt für Union und gewann auf Anhieb den Titel. Der beliebte Spieler verließ den Verein 1973 (nachdem ihm ein Wechsel nahegelegt wurde, um so seine Nationalmannschaftskarriere nicht zu gefährden) zum RivalenBFC Dynamo und feierte dort große Erfolge (Olympiasieger 1976,WM-Teilnehmer, DDR-Meister).[59]
Der Torhüter war wohl das größte Union-Idol seiner Zeit. Mit seinen Paraden war er ein Rückhalt der Mannschaft im Abstiegskampf. Die Fans verehrten ihn auch aufgrund seiner eigenwilligen Ausflüge um auf dem Feld mitzuspielen. „Potti“, so sein Spitzname, wurde viermal „Unioner des Jahres“ und 2006 zum „Wertvollsten Unioner aller Zeiten“ gewählt.
„Tusche“ war lange Jahre Kapitän und Leistungsträger des Teams und trug maßgeblich zum Aufstieg in die 2. Bundesliga bei. Außerdem galt er als Identifikationsfigur, weshalb die Union-Fans das sogenannte „Torsten-Mattuschka-Lied“ erfanden und es bei jedem Tor von ihm anstimmten.[60]
Menze war lange Jahre Kapitän des Teams und führte es 2001 in das DFB-Pokalfinale sowie in die zweite Bundesliga. Aufgrund der Ähnlichkeit des Nachnamens zum SchlagersängerAchim Mentzel wurde der „Unioner des Jahres“ 2002 auch „Achim“ genannt.
Der Verteidiger ist der Spieler mit den meisten Einsätzen in der 2. Bundesliga für den Verein. Sein erstes Profitor erzielte er in der Zweitligapartie zwischen dem 1. FC Union und demKarlsruher SC am 15. Oktober 2011 (Endstand 2:0).
Der Abwehrspieler war über ein Jahrzehnt lang ein großer Rückhalt für die Unioner Mannschaft. Der „Keiler“ (sein Spitzname) blieb ihr auch nach dem zweifachen Abstieg in die viertklassige Oberliga treu.
Raddatz war einer von Union Oberschöneweides herausragendsten Spielern in den 1930er und 1940er Jahren. Er absolvierte bei Union insgesamt 1600 Spiele für den Verein und wurde von den Anhängern auch als „König der Wuhlheide“ bezeichnet.
Der spätere deutsche Nationalspieler ging aus der Jugendabteilung des 1. FC Union hervor und debütierte bereits als 18-Jähriger in der ersten Mannschaft. Nach fünf Jahren ging er nach Rostock und startete dort seine erfolgreiche Bundesligalaufbahn.
Einer der großen Publikumslieblinge der Unioner, der in den 1980er Jahren vom Rivalen BFC Dynamo „zugeschoben“ wurde, war Olaf Seier. Der aufgrund seiner „Löwenmähne“ oft „Leo“ genannte, bestimmte von 1983 bis 1991 das Geschehen im Mittelfeld bei den Berlinern und schaffte es 1984 und 1988 zum „Unioner des Jahres“.
Der Offensivspieler und Mannschaftskapitän war ein sehr populärer Spieler und wurde gegen Ende seiner Karriere 1980 als erster Spieler von den Fans zum „Unioner des Jahres“ gewählt. Aufgrund seiner Schussstärke wurde er auch als „Bulle“ bezeichnet.
„Texas“ wurde zum großen Idol für die Fans und bekam als erster Spieler ein organisiertes Abschiedsspiel. Der Torjäger schoss Union zu zwei Aufstiegen und stand mit dem Team im DFB-Pokalfinale.
„Ate“ Wruck schoss 1966 das erste Tor in der DDR-Oberliga für den 1. FC Union und wurde später DDR-Nationalspieler, FDGB-Pokalsieger sowie Kapitän derEisernen.
1berücksichtigt sind nur Spiele für den 1. FC Union Berlin (seit Vereinsgründung 1966) 2mit Unterbrechungen
Die Wurzeln der zweiten Mannschaft des 1. FC Union Berlin gehen auf die am 1. Dezember 1949 gegründete BSG desVEBTransformatorenwerkKarl Liebknecht (kurz TRO) zurück. In der Spielzeit 1950/51 spielte man in der 2. Kreisklasse (Abteilung A). Von 1951 bis 1955 teilte man sich alsBSG Motor Oberschöneweide die Geschichte mit der ersten Mannschaft. Als die besten Spieler am 2. Februar 1955 zumSC Motor Berlin delegiert werden, spielte der „Rest“ unter dem alten NamenBSG Motor Oberschöneweide in der Bezirksklasse Ost-Berlin weiter. Parallel zur ersten Mannschaft, machte auch die zweite Mannschaft die zahlreichen Umbenennungen inTSC Oberschöneweide II,TSC Berlin II und schließlich1. FC Union Berlin II (Kurzform: Union II) mit. Von 1956 bis 1976 war sie durchgängig in derBezirksliga Ost-Berlin – der zunächst viert-, später dritthöchsten Spielklasse im DDR-Fußball – vertreten und konnte in den Jahren 1966, 1969 und 1975 denOst-Berliner Meistertitel erringen. Der damit verbundene Aufstieg in dieDDR-Liga blieb den Union-Amateuren verwehrt: 1966 waren Reservemannschaften noch nicht aufstiegsberechtigt; 1969 sowie 1975 spielte die erste Männermannschaft bereits in der DDR-Liga. Zwischen 1976 und 1983 wurden die Reservemannschaften derOberligisten in eine eigeneNachwuchsoberliga ausgegliedert, sodass Union II in den folgenden Jahren abhängig von der Spielklasse der ersten Mannschaft zwischen Bezirksliga und Nachwuchsoberliga hin- und herwechselte. So spielte sie 1976 bis 1980 und 1982/83 in der Nachwuchsoberliga. Nach der Auflösung der Nachwuchsoberliga 1983 kehrte Union II in die Bezirksliga zurück. Dort blieb sie mit Ausnahme der Saison 1989/90 bis 1991.[61] Erfolge der Mannschaft waren die Siege imOst-Berliner FDGB-Bezirkspokal 1970, 1974 und 1985.
Nach der sportlichen Wiedervereinigung Berlins wurde die Reserve 1991 in die Oberliga-Reserve-Staffel eingegliedert und kam in der Saison 1993/94 zunächst in die BerlinerLandesliga. Aufgrund des Lizenzentzugs des Vereins für die zweite Liga startete man stattdessen in der untersten Berliner Spielklasse – derKreisliga C. Erst 1995 gelang der Aufstieg in die Kreisliga B. Innerhalb der folgenden sechs Jahre stieg „Union Zwee“ (wie die Mannschaft von den Fans genannt wird) viermal auf, bis man schließlich in derVerbandsliga Berlin landete.2003 stieg man wieder in die Landesliga ab. Nach dem Wiederaufstieg 2004 platzierte sich Union II vorwiegend im Tabellenmittelfeld der Verbandsliga. Nachdem man2009 in der in „Berlin-Liga“ umbenannten Klasse den dritten Rang belegt hatte, folgte2010 der große Erfolg mit dem Gewinn derBerliner Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in dieOberliga Nordost.[62] Am Ende derSaison 2011/12 stieg Union II in die wieder gegründeteRegionalliga Nordost (4. Liga) auf und erreichte damit den größten Erfolg seit 1990. Zum Ende derSaison 2014/15 wurde die zweite Mannschaft aufgelöst.[63]Die Heimspiele wurden in der Saison 2014/15 überwiegend imHans-Zoschke-Stadion ausgetragen.
Im Jahr 2005 gelang es den A-Junioren (U19) des 1. FC Union Berlin sich für die höchste A-Jugend-Liga in Deutschland, dieA-Junioren-Bundesliga (Staffel Nord/Nordost), zu qualifizieren. Nach derFolgesaison musste die Mannschaft wieder absteigen. Zwei Jahre später gelang erneut der Sprung aus derRegionalliga Nordost in die Bundesliga. Diesmal hielten die Unioner drei Mal die Spielklasse, ehe sie am Ende derSaison 2011/12 abstiegen. In derSaison 2016/17 stiegen die A-Junioren wieder in die U19-Bundesliga auf. Mit dem Erreichen des vierten Platz in derSaison 2019/20 undSaison 2022/23 erzielte die Unioner U19 den jeweils historisch größten Erfolg (Stand: 2023). Die U19 nimmt 2023/24 erstmals an derUEFA Youth League teil.
Die B-Junioren (U-17) schafften 2003 den Sprung in dieB-Jugend-Regionalliga Nordost (die zweithöchste Liga im deutschen B-Junioren-Fußball). In der Saison 2008/09 erreichte sie den Aufstieg in dieU-17-Bundesliga, nach derSaison 2009/10 stieg die Mannschaft wieder ab. Seit dem Aufstieg 2015 spielt die U17 des 1. FC Union Berlin in der U-17 Bundesliga (Stand: 2023).
In den 1990er-Jahren diente Union Berlin für eigene Talente vor allem als Sprungbrett in den bezahlten Fußball. So gelangten z. B.Christian Beeck,Nico Patschinski,Martin Pieckenhagen oderMarko Rehmer über Union in die erste Bundesliga. Einer der bekanntesten Juniorenspieler ist der spätere deutsche NationalspielerRobert Huth. Er spielte von 1998 bis 2001 bei den Berlinern.
Der 1. FC Union Berlin betreibt seit 1990 wieder eine Frauenfußballabteilung. Zu den größten Erfolgen des ersten Frauenteams zählen die Aufstiege in die2. Bundesliga in den Jahren 2007, 2014, 2016 und 2024. In den Jahren 2006, 2007, 2014, 2016, 2019 und 2024 wurden die Frauen von Union Berliner Pokalsieger.
Spitznamen der Union-Anhänger sindEiserne bzw.Eisern Union. Das Fußball-Publikum der Vorgängervereine von Union Berlin war bis 1960 traditionell von Arbeitern geprägt, was vor allem daran lag, dass sich der spätere Berliner Stadtteil Oberschöneweide ab Ende des 19. Jahrhunderts zu einem industriellen Ballungsgebiet entwickelt hatte.
Als DDR-Fußball-Leistungszentrum genoss Union nach 1970 unter den Berlinern Sympathien, die dem Alltag undStaatssozialismus kritisch gegenüberstanden. Ein beliebter Sprechchor an der Alten Försterei war „Lieber ein Verlierer sein als ein dummes Stasi-Schwein.“[64] Bei Freistößen schallte der gegnerischen Verteidigung mitunter „Die Mauer muss weg.“ entgegen. Ab Mitte der 1980er Jahre verbreitete sich das Phänomen desHooliganismus. Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans sowie der Staatsmacht waren die Folge.[65]
Fanschal für Auswärtsfahrer
Die heterogen zusammengesetzte Fanszene zeichnete sich nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 trotz aller Unterschiede durch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl aus und ist nach dem Jahr 2000 für zahlreiche Initiativen im In- und Ausland gefeiert geworden. Im Jahr 2003 gab es 50 vom Verein offiziell registrierte Fanclubs.[66]2007 nahm der 1. FC Union Berlin einen Passus in dieHausordnung auf, in dem das grundsätzliche Recht aller auf Nichtdiskriminierung bekräftigt wurde.[67]
Die Anhängerschaft umfasst auch internationale Fans.[68] In der Saison 2019/20 zählte Union Berlin bei Auswärtsspielen der 1. Bundesliga zu den zehn Clubs mit den meisten Auswärtsfahrern.[69] Viele anreisende Unioner Gästefans, sogenannte „Exiler“, kamen dabei aus dem gesamten Bundesgebiet.
Ende der 1990er Jahre, als der Verein finanziell vor dem Aus zu stehen schien, waren es die Berliner Union-Fans, die durch verschiedene Aktionen potentielle Geldgeber auf die Situation des Vereins aufmerksam machten und auch selbst durch Spenden ihren Anteil leisteten. Es wurde beispielsweise eine Demonstration unter dem Motto „Rettet Union!“ durch dasBrandenburger Tor organisiert, an der sich rund 3.000 Anhänger beteiligten. Das Engagement der Fans ging sogar so weit, dass der langjährige Fan Andreas Freese 1997 in denAufsichtsrat des Vereins gewählt wurde.[70]
Im Vorfeld der Saison 2004/05 erwiesen sich die Fans für den Verein als eine wichtige Stütze. Für die Spielgenehmigung in der Regionalliga benötigte Union eine Liquiditätsreserve von 1,46 Millionen Euro, welche der Verein allein nicht aufbringen konnte. Daraufhin orchestrierte der Verein eine Kampagne, welche unter dem MottoBluten für Union startete.[71] Die Aktion rief die Fans auf, Blut zu spenden, um das erhaltene Geld dem Verein zukommen zu lassen. Neben dieser fanden 2004 weitere Aktionen statt, um Geld zu sammeln, darunter T-Shirt-Verkäufe, Rockkonzerte sowie Benefizspiele gegen denFC St. Pauli und den FC Bayern München.[72] Außer den Fans beteiligten sich Firmen und andere Fußballvereine (bzw. deren Fangruppen) durch Spenden an der Rettung des Vereins. Daneben unterstützten zahlreiche Prominente wie derBerliner BürgermeisterKlaus Wowereit die Kampagne. Zum Ablauf der vom DFB gestellten Frist erwies sich die Aktion als Erfolg, denn der Verein erhielt die Spielgenehmigung.
Seit dem Jahr 2003 werden von Fangruppierungen jährlichDrachenbootrennen organisiert. Teilnehmer der Rennen sind sowohl Fans als auch Spieler der Profimannschaft und Vereinsoffizielle. Die Wettbewerbe finden auf der Regattastrecke in Grünau statt.[73]
Die Union-Berlin-Fans pflegen kaum einheitlicheFanfreundschaften mit anderen Fangruppen, sondern verhalten sich in dieser Thematik überwiegend heterogen. So verbindet einige Unioner mit den Fans desFC Schalke 04 seit dem DFB-Pokalfinale 2001 eine Freundschaft. Andere Union-Anhänger pflegen wiederum Kontakte zurHertha-Fanszene, die überwiegend zwischen 1970 und 1995 entstanden. Darüber hinaus existieren auch vereinzelt Verbundenheiten mit demFC St. Pauli und Borussia Mönchengladbach.[74] Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Vereinsneugründung wurde im Januar 2016 ein Freundschaftsspiel gegenBorussia Dortmund veranstaltet.[75]
Der größte Rivale des 1. FC Union Berlin vor derdeutschen Wiedervereinigung 1990 war derBFC Dynamo.[76] Beide Vereine verband eine langjährige gegenseitige Abneigung. Die Spiele gegeneinander galten als besondersrisikoreich. Auf der einen Seite resultierte die Rivalität aus demDerbycharakter. Besondere sportpolitische Aspekte kamen jedoch hinzu. Denn der BFC erhielt Unterstützung durch dasMinisterium für Staatssicherheit. Union dagegen wurde vomFDGB sowie dem Trägerbetrieb des Vereins – demVEB Kabelwerk Oberspree Berlin – unterstützt, jedoch nicht in einem so umfangreichen finanziellen Rahmen. Spieler vom 1. FC Union Berlin wurden zum BFC und umgekehrt delegiert. So wechselten viele Talente vom FCU zum BFC und im Gegenzug erhielt Union meist Spieler, die ihren Leistungszenit überschritten hatten. Darüber hinaus war Union gezwungen, alle Derbys zwischen beiden Mannschaften ab der Saison 1976/77 nur noch imStadion der Weltjugend auszutragen.[77] Eine Auflistung aller Derbys gegen den BFC findet sich im ArtikelOstberliner Stadtderby.
Kapitän Trimmel verschenkt sein Trikot an junge Fans
Im Profifußball istHertha BSC seit der Jahrtausendwende einer der größten Konkurrenten des 1. FC Union Berlin im Bereich des Publikums- und Medienzuspruchs.[78] Dadurch entwickelte sich zwischen den Fans der beiden Berliner Fußballvereine eine Rivalität. Zu Zeiten der deutschen Teilung dagegen gab es zwischen Union und Hertha eine Fanfreundschaft (Spruch: „Hertha und Union – eine Nation“).[79] So kamen Herthaner nach Ost-Berlin, um Union-Heimspiele zu besuchen, und im Gegenzug begleiteten die Unioner Hertha zu deren Europapokal-Auswärtsspielen in der DDR (z. B. gegenDynamo Dresden 1978) oder dem „sozialistischen Ausland“ (z. B. zumUEFA-Pokal-Viertelfinale nachPrag 1979).[80] In der Nachwendezeit erlebte die Verbundenheit ihren Höhepunkt mit dem Freundschaftsspiel im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC im Jahr 1990 vor über 50.000 Zuschauern.[81] Erstmalig reguläre sportliche Aufeinandertreffen kamen durch die Abstiege Herthas 2010 und 2012 zustande, wodurch beide Vereine in der 2.Bundesliga spielten. Die Derbys zählten dabei auf beiden Seiten zu den Saisonhöhepunkten. Mit dem Aufstieg Unions kam es 2019 zum ersten Aufeinandertreffen zweier Berliner Teams in der1. Bundesliga in Zeiten der vereinigten Stadt. Der 1. FC Union Berlin konnte dabei das Spiel 1:0 für sich entscheiden.[82]
Der „Bruderverein“ aus West-Berlin und Nachfolger von Union Oberschöneweide,SC Union 06 Berlin, wurde in der Zeit vor dem Bau der Berliner Mauer 1961 zahlreich von den Eisernen unterstützt. Nach 1990 gab es Überlegungen bei beiden Vereinen, sich wieder zu vereinen, die jedoch nach Konflikten 1995 nicht weiterverfolgt wurden. 2006 kam es – anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Vereinsgründung – zu einem Freundschaftsspiel an derAlten Försterei.
Der 1. FC Union Berlin unterhält eine eigeneFanliga, dieUnion-Liga. Das Ligensystem entstand 1981 auf Initiative einiger Union-Fanclubs.[83] Infolge der schnell steigenden Anzahl an Teams wurde ab 1983/84 in mehreren Staffeln gespielt. Es gab Auf- und Abstiege zwischen den einzelnen Ligen. Nach einer Krise in der Nachwendezeit erfuhr die Liga Ende der 1990er Jahre wieder mehr Zuspruch durch junge Leute und ist gegenwärtig auf 31 Mannschaften angewachsen (Stand: 2020). Beachtenswert ist, dass in der Union-Liga im Zwei-Punkte-System gespielt wird. Zur Union-Liga gehört seit Beginn derUnion-Pokal, der von den Fanclubs ausgespielt und erstmals von derVSG Weinbergstraße gewonnen wurde. Die Endspiele des Union-Pokals werden traditionell im Stadion An der Alten Försterei ausgetragen.
Die Vereinshymne des 1. FC Union Berlin ist das 1998 vonNina Hagen eingesungene LiedEisern Union. Sie zählt zu den bekanntesten im deutschen Profifußball.[84] Die phonographischen Rechte an der Hymne besitztMichael Kölmel, Investor und Ehrenmitglied beim 1. FC Union Berlin.[85] Seit 2005 sorgt DJ Wumme an jedem Spieltag für die Musik im Stadion an der Alten Försterei. Im Wesentlichen werden die MusikstileRock,Alternative,Britpop undElectronica eingespielt.[86]
Der 1989 gedrehteDokumentarfilmUnd freitags in die Grüne Hölle vonErnst Cantzler sowie der 2014 erschienene FilmUnion fürs Leben gewähren einen Einblick in die Fankultur des Vereins.[87] Die größte Internetplattform für Fans des Vereins ist dasUnion Forum (www.unionforum.de). Der Verein betreibt mitAFTV eine eigene Video- und Informationsplattform im Internet.Jörg Steinberg inszenierte zwei Theaterstücke zur Fangeschichte des Vereins, 2006 den KlassikerUnd niemals vergessen – Eisern Union!Andora entwarf 2020 eine mediale Eckfahne[88] undAnnekatrin Hendel produzierte 2024 den DokumentarfilmUNION – Die besten aller Tage.[89] Der Club ist im Fußball-SimulationsspielFIFA von EA Sports vertreten.
Tino Czerwinski, Gerald Karpa:1. FC Union Berlin, 40 Jahre 1. FC Union Berlin, Ein Jahrhundert Fußballtradition. Sutton Verlag, Erfurt 2005,ISBN 3-89702-932-4.
Harald Tragmann, Harald Voß:Die Union-Statistik, Ein Club zwischen Ost und West. 3. Auflage. Verlag Harald Voß, Berlin 2007,ISBN 978-3-935759-13-7.
Matthias Koch:Immer weiter – ganz nach vorn, Die Geschichte des 1. FC Union Berlin. 1. Auflage. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2013,ISBN 978-3-7307-0049-5.
Frank Nussbücker:111 Gründe, den 1. FC Union Berlin zu lieben. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2013,ISBN 978-3-86265-274-7.
Jörn Luther:1. FC Union Berlin (= Bibliothek des deutschen Fußballs.Band1). Berlin 2015,ISBN 978-3-944068-39-8.
Matthias Koch:Der eiserne Aufstieg: Unions langer Weg in die Bundesliga. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2019,ISBN 978-3-7307-0490-5.
Matthias Koch:Union rockt die Bundesliga: Der eiserne Klassenerhalt. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2020,ISBN 978-3-7307-0529-2.
Christoph Biermann:Wir werden ewig leben: Mein unglaubliches Jahr mit dem 1. FC Union Berlin. KiWi-Paperback; 3. Edition Auflage. Köln 2020,ISBN 978-3-462-00111-2.
Matthias Koch:1. FC Union Berlin: Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten. Klartext; 1. Edition Auflage. Essen 2021,ISBN 978-3-8375-2385-0.
Frank Nussbücker:Eisern nach oben: Das 1. FC Union-Buch. Rotbuch Auflage. Berlin 2022,ISBN 978-3-86789-212-4.
↑Alina Schwermer:Interview zur Frauenfußball-WM: „Wir wurden damals belächelt“. In:Die Tageszeitung. 16. Juni 2019,ISSN0931-9085 (Online [abgerufen am 16. August 2019]).
↑Union vereint. Schulter an Schulter – Stiftung des 1. FC Union Berlin feierlich errichtet. In: fc-union-berlin.de. 1. FC Union Berlin e. V., 6. Oktober 2016, abgerufen am 30. März 2019: „Der 1. FC Union Berlin engagiert sich seit Jahren mit einer Vielzahl an gesellschaftlichen Projekten auch abseits des Profifußballs.Um getreu der Union-Maxime „Der Starke hilft dem Schwachen“ das gesellschaftliche Engagement ausbauen und mit neuen Partnern verstärken zu können, hat der Verein eine eigene Stiftung ins Leben gerufen.“
↑Jochen Lesching im Interview mit Gunnar Leue: „Bei uns regieren nicht nur Kommerz und Kohle“. Jochen Lesching half in der DDR, den Rock überhaupt auf die Bühne zu bringen, nach der Wende gründete er ein erfolgreiches Unternehmen, und er ist Mitglied der viel beschworenen Union-Familie. Seine Vita passt nicht ganz ins vorherrschende Bild vom Unioner, der in der DDR permanent im Widerstand war, und spiegelt doch viel Typisches der Fans des Köpenicker Kicker. In: taz. 30. März 2019, abgerufen am 30. März 2019.
↑Über Uns. www.fc-union-stiftung.de, 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2020; abgerufen am 21. Oktober 2019.
↑Infolge derCOVID-19-Pandemie mussten fünf Heimspiele ohne Zuschauer ausgetragen werden. Der Zuschauerschnitt bezieht sich auf die restlichen zwölf Heimspiele.
↑Infolge der COVID-19-Pandemie mussten 13 Heimspiele ohne Zuschauer ausgetragen werden. Bei den restlichen vier Heimspielen war die erlaubte Kapazität des Stadions erheblich reduziert. Der Zuschauerschnitt bezieht sich auf diese vier Heimspiele.
↑Infolge der COVID-19-Pandemie war bei zahlreichen Heimspielen die erlaubte Kapazität des Stadions unterschiedlich teilweise erheblich reduziert, beispielsweise am 19. Spieltag auf 3.000 Zuschauer.
↑Matthias Wolf: Der Aufpasser ist überall. In: Berliner Zeitung. 4. Oktober 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2016; abgerufen am 21. Oktober 2019.
↑Daniel Roßbach, Sebastian Fiebrig: #22 – Wie Torsten Mattuschka zu seinem Lied kam. In: Und niemals vergessen. Und niemals vergessen, 18. November 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. August 2022; abgerufen am 30. August 2022.
↑René Wiese (Sporthistoriker):Wie der Fußball Löcher in die Mauer schoss – Die Ost-West-Alltagskultur des Fußballs in Berlin (1961–1990). In: Jutta Braun,Hans Joachim Teichler:Sportstadt Berlin im Kalten Krieg. Prestigekämpfe und Systemwettstreit. Ch. Links Verlag, Berlin 2006, S. 239–284, auf S. 260.ISBN 3-86153-399-5.
↑René Wiese:Wie der Fußball Löcher in die Mauer schoss – Die Ost-West-Alltagskultur des Fußballs in Berlin (1961–1990). In: Jutta Braun, Hans Joachim Teichler:Sportstadt Berlin im Kalten Krieg. Prestigekämpfe und Systemwettstreit. Ch. Links Verlag, Berlin 2006, S. 239–284, auf S. 257–258.ISBN 3-86153-399-5.