U-Bahnhof

AlsU-Bahnhof (auchU-Bahn-Station oderU-Bahn-Haltestelle, abgekürztU-Bf.,U-Bhf. oderU-Hst.) wird die Station einerU-Bahn bezeichnet, diese kann sich sowohl in Tieflage, ebenerdig oder in Hochlage befinden. Die Bezeichnung richtet sich in erster Linie an der baulichen Beschaffenheit des Bauwerkes und nicht an betrieblichen Aspekten, beispielsweise dem Betrieb eines U-Bahn-Systems, aus. So gilt als wichtige Voraussetzung für die entsprechende Bezeichnung der von Einflüssen anderer Verkehrsteilnehmer unabhängige Fahrweg. Dies wird durch das Anlegen von Querungsbauwerken über oder unter denGleisen sichergestellt. Hinzu kommt heute an vielen Orten die technische Ausstattung, die, bedingt durch den unabhängigen Fahrweg, in vielen Fällen bereits einenvollautomatisierten Betrieb der Züge ermöglicht. Bei Systemen mit automatisch gesteuerten Zügen gibt es oftBahnsteigtüren um zu verhindern, dass Passagiere ins Gleisbett stürzen.
In örtlichen Nahverkehrsnetzen übernehmen U-Bahnhöfe häufig eine Knotenpunktfunktion und dienen oft als wichtiger lokaler Umsteigepunkt zur Bündelung bzw. Verteilung der Verkehrsströme. Dabei kann es sich sowohl um Umstiege zwischen Schnellverkehrslinien (z. B. U- oderS-Bahn) als auch um den Umstieg in Oberflächen-Verkehrsträger wieStraßenbahn oderBus handeln.
Allgemeines
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In manchen deutschsprachigen Städten, die über ein U-Bahn-Netz verfügen, wird statt U-Bahnhof fast ausschließlich der Begriff U-Bahn-Station verwendet, wie zum Beispiel inWien. InHamburg wird der Begriff U-Bahn-Haltestelle benutzt.
U-Bahnhöfe sind außen sichtbar durch ein entsprechendes Schild markiert. In Deutschland ist es – spätestens seit den 1980er Jahren – das weiße „U“ auf blauem Quadrat, in Wien auf blauem Kreis. InBerlin wurde vorher zur Kennzeichnung ein weißes „U“ auf einem auf der Schmalseite stehenden Rechteck benutzt, inHamburg hatte das große „U“ nur eine blaue Kontur.
Je nach Ausführung und verfügbarem Baugrund besitzen die Stationen teilweise einenHochbau alsEingangshalle. Treppen führen zu denBahnsteigen, oft auchFahrtreppen. Ein U-Bahnhof gilt alsbarrierefrei, wenn er überAufzugsanlage(n) oder Rampen bzw. Fahrsteige verfügt, die von der Straßenebene bis zur Bahnsteigebene führen. Seit 1987 sind inNürnberg alle U-Bahnstationen mit einem Aufzug ausgerüstet bzw. ebenerdig begehbar und somit barrierefrei. Auch inWien ist das seit 2004 der Fall.
Während in Deutschland die U-Bahnhöfe inzwischen größtenteils über kein vor Ort befindliches Personal mehr verfügen, sind z. B. inLondon und in vielen östlichen Ländern die Stationen mit Personal besetzt. Diese sind – besonders im Eingangsbereich – zum Service (Fahrkartenverkauf, Hilfe bei Behinderungen) und zur Sicherheit im Dienst, die Bereiche der Bahnsteige und Treppen werden meist über Kameras überwacht. Auf den meisten Bahnsteigen deutscher U-Bahn-Stationen gibt es zudemNotrufsäulen und Nothaltschalter.
U-Bahn-Stationen werden oftmals nach topografischen Gegebenheiten in der Nähe, beispielsweise nach der Ortsbezeichnung einer Gegend, dem Stadtteil oder Fernbahnhöfen, insbesondere imInnenstadtbereich größerer Städte nach Straßen, Plätzen oder Gebäuden benannt. Ferner kann der Name an ehemalige Bauten erinnern, zum Beispiel derU-Bahnhof Görlitzer Bahnhof in Berlin oder die U-BahnhöfeStubentor undSchottentor in Wien. Seltener weist die Bezeichnung keine Verbindung zu topografischen Objekten auf und trägt den Namen einer Person oder einer Thematik wie die StationLakweon (koreanisch fürLustgarten, Paradies) derPjöngjanger Metro, möglicherweise zu dessenHeroisierung. Zumeist haben Umstiegsstationen zwischen zwei oder mehreren U-Bahn-Linien den gleichen Namen, dies ist allerdings in Systemen vor allemosteuropäischer Staaten nicht unbedingt der Fall. Dort kann ein Bahnhof mit mehreren Linien durchaus linienabhängig unterschiedliche Bezeichnungen haben.
Der größte U-Bahnhof weltweit ist die StationChâtelet – Les Halles derMétro Paris. An dieser Station treffen sich fünf Métrolinien und dreiRER-Linien.
Bauformen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Bauformen von U-Bahnhöfen lassen sich, gemäß der Bahnsteigebene in der sie errichtet werden, in drei Obertypen (Tieflage, ebenerdig und Hochlage) differenzieren. Dabei sind die baulichen Anlagen einer gleichen Ebene untereinander ähnlich und den jeweiligen spezifischen Begebenheiten angepasst.[1]

Allen Bauformen gemein sind die Varianten derBahnsteiganordnung. Diese können sowohl in Mittel- als auch in Seitenlage angeordnet werden. Dabei hat jede der Varianten ihre Vor- und Nachteile. So ermöglichen Seitenbahnsteige eine geradlinige Ein- und Ausfahrt derZüge, da hierfür dieGleise nicht verschwenkt werden müssen. Dies hat eine ruhige Lage derFahrzeuge insbesondere für stehendeFahrgäste vor dem Aussteigen und nach dem Einsteigen zur Folge. DerFahrer verfügt über eine gute Sicht auf die Gleise. Es treten geringere Abnutzungserscheinungen fürSchienen bzw.Radreifen auf, da eine Seitenbeschleunigung vermieden wird. Zudem besteht die Möglichkeit die Bahnsteiglänge bzw. -breite auch nachträglich anzupassen. Die Nachteile sind hingegen die Notwendigkeit einer doppelten Ausrüstung mit Treppenanlagen, Installationen und Einbauten auf der Bahnsteigebene. Dies erstreckt sich ebenfalls auf die technischen Überwachungsanlagen und beim Einsatz von Personal zurBahnsteigaufsicht ist eine doppelte Besetzung erforderlich. Im Normalfall sind beide Bahnsteige einander gegenüberliegend angeordnet. In verschiedenen Städten wurde solche, bedingt durch örtliche Begebenheiten die Bahnsteige jedoch auch hintereinander oder über verschiedene Ebenen verteilt ausgeführt.[1]
DieMittelbahnsteige bieten dazu die direkte Alternative. Hier steht bei einer Spitzenauslastung die volle Bahnsteigbreite für eine Lastrichtung zur Verfügung. Die Orientierung der Nutzer wird erleichtert und eine wirtschaftliche Gestaltung, insbesondere der Treppenanlagen, ermöglicht. Bei dem Einsatz von Personal zur Zugabfertigung ist auch hier eine wirtschaftlichere Lösung möglich. Die Flächen an den Bahnsteigenden können Betriebsräume und Kehr- oder Stellgleise aufnehmen. Die Nachteile sind insbesondere durch die Verziehungsstrecken vor und hinter dem Bahnsteig begründet. Hier treten zusätzlich zu den Anfahr- und Bremskräften Seitenbeschleunigungen auf, die sich auf stehende Fahrgäste merklich auswirken. Die erforderlichen Aufweitungen des Streckentunnels führen zu einem höheren Bauaufwand.[1]
An Stationen mit besonders hoher Nutzungsfrequenz hat sich vereinzelt die sogenannteSpanische Lösung durchgesetzt. Hier wird das Gleis von zwei Seiten mit Bahnsteigen erschlossen und im Idealfall über eine Seite der Ausstieg und über die andere Seite der Einstieg organisiert. Hierzu dienen dann ein Mittelbahnsteig in Kombination mit zwei Seitenbahnsteigen. So können Züge in einer kürzeren Zeitspanne abgefertigt werden. Ein sehr frühes Beispiel hierfür bildet derU-Bahnhof Chambers Street im Netz der New Yorker U-Bahn aus dem Jahr 1913. Weitere Beispiele existieren auch imU-Bahnhof Charles de Gaulle – Étoile in Paris oder im 2004 fertiggestellten DüsseldorferU-Bahnhof Merkur Spiel-Arena/Messe Nord.[1] ImU-Bahnhof Sheppard-Yonge in Toronto existiert ein Mittelbahnsteig für die spätere Einführung der Spanischen Lösung alsBauvorleistung.
Gestaltung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Allgemeines
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Die architektonische und künstlerische Gestaltung von U-Bahnhöfen wurde bereits mit der Errichtung der ersten Bauwerke thematisiert und umgesetzt. In Berlin verfügte jede der großen Bauperioden über einen hauptverantwortlichen Architekten. So waren esAlfred Grenander,Bruno Grimmek undRainer G. Rümmler, deren gestalterische Handschrift auch heute noch die Berliner U-Bahnhöfe prägen.[2] Ähnlich verhielt es sich mitPaolo Nestler bei der U-Bahn München, wobei hier auch durch das U-Bahn-Referat selbst mehrere U-Bahnhöfe gestaltet wurden. In den 1990er Jahren wurden dort vermehrt Aufträge an unterschiedliche Architekturbüros vergeben. So gestaltete das Stuttgarter BüroAuer+Weber+Assoziierte gemeinsam mit dem LichtkünstlerIngo Maurer den am 23. Mai 1998 eröffnetenU-Bahnhof Westfriedhof.[3]
InNürnberg gestaltete zunächst das U-Bahnreferat die ersten Bahnhöfe, ehe in den 1980er Jahren vom Tiefbauamt in Zusammenarbeit mit derGeorg-Simon-Ohm-Hochschule, Fachbereich Gestaltung und Design, die erstenWettbewerbe zur Bahnhofsgestaltung unter den Studentenausgelobt wurden. Ab den 1990er Jahren setzte sich vermehrt dieGlasarchitektur durch, die aufEdelstahl, helleFarben undGlas als Gestaltungselemente zurückgreift und die Bahnhofsgestaltung wurde erstmals an externe Architekten und Designer vergeben. Für die Gestaltung der Fürther Bahnhöfe waren allerdings wieder Studenten der Ohm-Hochschule verantwortlich.
Die Direktbeauftragung weicht in manchen Fällen aber auch demWettbewerb um die beste Gestaltungslösung. So wurde im Rahmen der Neugestaltung desSperrengeschosses des seit den 1970er Jahren in Betrieb befindlichenU- und S-Bahnhofs Marienplatz in München ein Realisierungswettbewerb durchgeführt, den das BüroAllmann Sattler Wappner für sich entscheiden konnte.[4] Im Zuge der Planungen für dieWehrhahn-Linie in Düsseldorf wurde ein internationaler Wettbewerb für alle U-Bahnhöfe der Gesamtstrecke ausgeschrieben. Hier wurde durch das Büro „netzwerkarchitekten“ ein Konzept für die Linie entwickelt, das die Abfolge der einzelnen U-Bahnhöfe als Raumkontinuum inszeniert.[5]
Gestaltung der Métrostationen in Paris
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Bauweisen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei den in Tieflage ausgeführten U-Bahnhöfen wird in der Bauausführung allgemeine zwischen drei Bauweisen (Offene Bauweise, Geschlossene Bauweise und Sonderverfahren) unterschieden. Dies hat seinen Hintergrund oft in mehreren Faktoren. So spielen die jeweilige Beschaffenheit desBaugrundes und derGrundwasserverhältnisse eine große Rolle und damit verbunden die geplante Tieflage und Ausdehnung der Tunnelanlagen. Daneben können der Umfang und die Art der geplanten Oberflächennutzungen bzw. besondere technische Anforderungen an das Bauwerk eine wichtige Rolle spielen. Einen besonderen Einfluss nimmt auch die auf der mit dem U-Bahnhof zu errichtenden Strecke zur Ausführung kommenden Bauweise.[1]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Liste der U-Bahnhöfe in Deutschland
- Tunnelbahnhof – Erläuterungen zum allgemeinen Begriff für unterirdisch gelegenen Bahnhöfe
- „Geisterbahnhof“ – Erläuterungen zu stillgelegten oder nicht eröffneten Bahnhöfen
- Turmbahnhof (U-Bahn)
- Liste der Städte mit U-Bahnen – Überblick über Städte mit U-Bahn-Netzen
- S-Bahnhof – Erläuterung zum allgemeinen Begriff für Stadtschnellbahn-Bahnhöfen
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Christoph Hackelsberger, Stefan Müller-Naumann:U-Bahn-Architektur in München. Prestel-Verlag, München 1997,ISBN 3-7913-1827-6
- Ralf Liptau, Verena Pfeiffer-Kloss, Frank Schmitz (Hrsg.):Underground Architecture Revisited. Internationale Fachtagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS und des Landesdenkmalamts Berlin mit der Initiative Kerberos in der Berlinischen Galerie – Museum für moderne Kunst, 20.–23. Februar 2019. ICOMOS Hefte des Deutschen Nationalkomitees, Berlin 2020
- Florian Schütz:München U-Bahn Album: Alle Münchner U-Bahnhöfe in Farbe. Robert-Schwandl-Verlag, Berlin 2008,ISBN 978-3-936573-19-0
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Architektur der U-Bahn-Stationen
- U-Bahn-Stationen in der ehemaligen Sowjetunion
- Metro Bits: Kunst und Architektur in der U-Bahn (weltweit)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcdeFriedhelm Blennemann:U-Bahnen und Stadtbahnen in Deutschland, Planung Bau Betrieb. alba, Düsseldorf 1975,ISBN 3-87094-304-1
- ↑Robert Schwandl:Berlin U-Bahn Album. Alle 192 Untergrund- und Hochbahnhöfe in Farbe. Robert-Schwandl-Verlag, Berlin 2002,ISBN 3-936573-01-8
- ↑Florian Schütz:München U-Bahn Album: Alle Münchner U-Bahnhöfe in Farbe. Robert-Schwandl-Verlag, Berlin 2008,ISBN 978-3-936573-19-0
- ↑ competitionline.com - Wettbewerbe:Neugestaltung des Sperrengeschosses am U- und S-Bahnhof Marienplatz
- ↑Landeshauptstadt Düsseldorf - Wehrhahn-Linie:Ausgezeichnete Gestaltung