Tylosin
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Struktur der Hauptkomponente Tylosin A | ||||||||||||||||||||||
Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Tylosin | |||||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C46H77NO17 | |||||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung | fast weißes bis schwach gelbes Pulver[1] | |||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | Makrolide | |||||||||||||||||||||
Wirkmechanismus | Hemmung derProteinbiosynthese an der ribosomalen 50-S-Untereinheit | |||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 916,11g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand | fest | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Löslichkeit | schwer löslich in Wasser, leicht löslich inDichlormethan und absolutemEthanol[1] | |||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten beiStandardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Tylosin ist ein bakteriostatischesAntibiotikum aus der Wirkstoffklasse der 16-gliedrigenMakrolide. Es wurde erstmals im Boden inThailand gefunden. Es wird ausStreptomyces fradiae gewonnen und besteht neben der Hauptkomponente Tylosin A zu 20 % aus unterschiedlichen Anteilen vonDesmycosin,Macrocin undRelomycin. Die Nebenkomponenten tragen zur Wirksamkeit bei. Tylosin ist eine schwache Base mit einempKs-Wert von 7,1. Chemisch handelt es sich um einenLactonring mit 16 Atomen, derglycosidisch mit denMonosaccharidenMycinose,Mycaminose undMycarose verbunden ist. Tylosin istlipophil und dadurch gut membrangängig.
Tylosin in Reinform ist ein weißes bis blassgelbes Pulver, das eher schlecht in Wasser, aber sehr gut inEthanol und Fett löslich ist. Das Tartratsalz hingegen ist gut in Wasser löslich. Für die i.v.-Injektion wird Tylosin in einer 50-prozentigen Propylenglycollösung gelöst. Tylosin wirkt bei Hautkontakt hochallergen.
Für die meistengrampositiven und gramnegativen Bakterien sowie fürMycoplasmen hat Tylosin eineminimale Hemm-Konzentration (MHK) von 0,2 bis 0,5 μg/ml. Sein ausgeprägterpostantibiotischer Effekt sorgt für eine über das Absetzen der Medikation hinausreichende Wirkung.
Tylosin ist nur zu veterinärmedizinischem Gebrauch und in Forschungseinrichtungen zugelassen. Neuerdings wird eine Anwendung in der Therapie des humanenMorbus Crohn geprüft. In ersten Versuchen scheint Tylosin demMetronidazol zumindest gleichwertig in der positiven Beeinflussung der enteralen Entzündung zu sein.
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Wirkungsmechanismus
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Tylosin hemmt wieErythromycin dieProteinsynthese an derribosomalen 50-S-Untereinheit. Während Erythromycin nur die Bindung der Peptidyl-tRNA verhindert, blockiert Tylosin auch die Bindung von Aminoacyl-tRNA. Damit wird die Transkription wichtiger bakteriellerDNA-Informationen in ihre Endprodukte effektiver behindert.
Resistenzen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Bildung von Resistenzen gegen Tylosin erfolgt langsam. Die Übertragung erfolgt über bakteriellePlasmide. So ist eine mögliche Resistenzentwicklung vonEnterobakterien,Staphylokokken,Streptokokken,Brachyspira (Treponema) hyodysenteriae sowieMycoplasma gallisepticum bekannt. Aufgrund des oben beschriebenen Wirkmechanismus könnenKoagulase-positive Staphylokokken resistent gegen Erythromycin sein, dabei aber empfindlich auf Tylosin reagieren. Die Europäische Union hat Tylosin wegen seiner seinerzeit missbräuchlichen Verwendung alsLeistungsförderer in der Tiermast auf den Index gesetzt. Es darf seit 1999 nur noch bei tierärztlich diagnostizierter Erkrankung eines Tieres verabreicht werden. Dies soll den Verbraucher vor eventueller Zufuhr von Tylosin mit Entwicklung resistenter Darmbakterien schützen. Eine von der EU dazu in Auftrag gegebene Studie kommt zwar zum Ergebnis, dass Tylosin in niedrigen Dosen zukeiner Resistenzentwicklung in der menschlichen Darmflora in Bezug auf Enterobakterien führt. Die Indexierung bleibt sicherheitshalber bestehen. Seit 2006 sind Antibiotika als Mastbeschleuniger in der EU generell verboten.
Pharmakokinetik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Tylosinphosphat wird im Gastrointestinaltrakt schlecht resorbiert. Zur oralen Substitution ist die Tartratform geeignet, die vor allem im Dünndarm gut aufgenommen wird. Im Serum werden geringere Konzentrationen als in der Peripherie (Lunge, Niere, Leber, Euter) gemessen.
Im Plasma wird Tylosin wird analpha-1-Säureglycoprotein undAlbumin gebunden. Bei Rind und Schwein beträgt diePlasmaproteinbindung 35 bis 45 %. Tylosin wird speziesabhängig zum Teil in der Leber verstoffwechselt, zu 20 bis 40 % über die Nieren und zu 7 bis 10 % im Kot in unveränderter Form ausgeschieden.
Wechselwirkungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Wesentlichen interagiert Tylosin aufgrund der chemischen Verwandtschaft ähnlich wie Erythromycin. Es hemmt in der Leber das EnzymsystemCYP3A4. Medikamente wieLidocain,Warfarin,Diazepam und andere, die über dieses System eliminiert werden, liegen unter Tylosintherapie länger in höheren Wirkspiegeln vor. Insbesondere muss auf eine Erhöhung der Wirkung vonDigitalisglycosiden mit daraus resultierender Toxizität geachtet werden.
Labor
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei kolorimetrischer Bestimmung des AST/ALT können falschpositive Werte unter Therapie mit Tylosin resultieren. Auch bei fluorometrischer Bestimmung vonKatecholaminen aus dem Urin wurden gewisse Abweichungen festgestellt.
Erregerspektrum
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Besondere Empfindlichkeit gegenüber Tylosin zeigenStaphylococcus intermedius,Clostridium spp., insbesondereClostridium perfringens,Mycoplasma spp., grampositive Kokken undLawsonia intracellularis.
Wirksamkeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei folgenden Tierkrankheiten ist die Wirksamkeit von Tylosin erwiesen:
- Schweinedysenterie,Porcine intestinale Spirochätose,Porcine proliferative Enteritis verursacht durchLawsonia intracellularis,Mykoplasmenarthritis undPolyserositis des Schweins,Erysipeloid (Rotlauf) des Schweins
- Mykoplasmenpneumonie,Fußräude,Metritis und durch grampositive Kokken bedingteMastitis des Rinds sowie Mykoplasmenarthritis des Kalbes
- Campylobacter-Infektionen des Schafes
- Mykoplasmose undSpirochätose des Geflügels
- Lumpy jaw disease des Kängurus.
Handelsnamen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Tylan, Tylosel, Tylo-Suscit
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcEintragTYLOSIN CRS beimEuropäisches Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM), abgerufen am 3. April 2009.
- ↑Jacek Lewicki:A review of pharmacokinetics, residues in food animals and analytical methods (freier Volltextzugriff, auf Englisch).
- ↑abDatenblattTylosin tartrate beiSigma-Aldrich, abgerufen am 3. November 2016 (PDF).
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Hans-Hasso Frey und Wolfgang Löscher:Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2002,ISBN 3-7773-1797-7.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Eintrag zuTylosin bei Vetpharm
- Knothe H. (1977): A review of the medical considerations of the use of tylosin and other macrolide antibiotics as additives in animal feeds.Infection; 5(3); 183–187;PMID 334674.