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Turkmenen

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Turkmenen (turkmenischTürkmenler) sind einzentralasiatischesTurkvolk und bilden dieTitularnationTurkmenistans, wo sie heute rund 72 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Die Turkmenen sind bis heute stark in zahlreicheStämme gegliedert. In der Steppe leben sie meistnomadisch und in den Städten sind sie sesshaft.

Von den Turkmenen in Turkmenistan sind die Turkmenen imIrak, inSyrien,Jordanien und in derTürkei zu unterscheiden, die früher auch alsTurkomanen bezeichnet wurden und die einer anderen Sprachgruppe innerhalb derTurksprachen zugerechnet werden; zu diesen siehe auchTurkmenen (Vorderasien).

Name

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Ethnisch turkmenische Kinder in Afghanistan

Die Turkmenen werden auch alsTürkmenen oder inRussland alsTruchmenen (russischТрухменыTruchmeny) bezeichnet. Eine deutsche und englische Altbezeichnung für die Turkmenen lautet „Turkomanen“ bzw.Turkoman.[1]

Etymologie

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Es gibt viele Theorien für den Ursprung des Namens:

  • Der NameTürkmen kommt aus deniranischen Sprachen (persisch ترکمن Turk-mânand) und bedeutete ursprünglich „den Türken ähnlich“. Diese Bezeichnung wurde auch von denArabern (arabisch التركمان) verwendet und bezeichnete ab dem 10. Jahrhundert diemuslimischen Türken Asiens (Seldschuken). Moderne Studien lehnen diese populäre persische Etymologie allerdings ab.[2]
  • Eine weitere verbreitete These ist, dass der NameTürkmen aus demTürkischen stammt und für die muslimischen Türken verwendet wurde. Der Name soll sich ausTürk‚Türke‘ undiman‚Glaube‘ gebildet haben.
  • Eine andere Variante der Namensgebung ist, dass der Name „Türkmen“ vomNomenTürk‚Türke‘ und demSuffixmen‚-schaft‘ zusammengesetzt wurde. Dann wären die heutigen Turkmenen mit: „die Türkenschaft“ zu übersetzen.

Geschichte und Anwendungsbereich des Namens

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Erstmals erscheint der Name in Form vontrwkkmn in einem sogdischen Brief aus dem 8. Jahrhundert. Falls dieses Wort in diesem Brief nicht ‚Übersetzer‘ (trkwmn, siehe zur weiteren Herleitung dieses Worts über das AramäischeDragoman) bedeutet, wäre es die erstmalige Referenz auf dieses Ethnonym. Das chinesische GeschichtswerkT’ung-tien (um 801) schreibt über die T’e-chü-meng inSogdien, was ein weiterer Verweis auf die Turkmenen sein kann. Erst später bezeichnete Türkmen ausschließlich jeneOghusen, die zum Islam übergetreten waren.[3]

Der Name der „Turkmenen“ (Türkmen) als solcher gehört zu den wenigen überlieferten und gegenwärtig verwendeten Volksbezeichnungen eines Turkvolkes, die bereits vor der Zeit desMongolischen Reiches in Gebrauch waren.[4] Allerdings ist diesesEthnonym seit dem Mittelalter bis zur Gegenwart eine Sammelbezeichnung für diverse Turkvölker, die imIran, inAfghanistan, imIrak, in derTürkei, inSyrien, inJordanien, imMittleren Osten und in Zentralasien leben.

Die in den mittelalterlichen Quellen vor der Mongolenzeit erwähnten Turkmenen, ebenso wie diejenigen, die heute in den Ländern des Mittleren Osten als Turkmenen bezeichnet werden, sind mit den Turkmenen Turkmenistans und der angrenzenden Gebiete zwar sprachverwandt, aber nicht identisch. Zu diesen gehörten ursprünglich auch die Vorfahren der heutigen Türken und Aserbaidschaner, für diese kam aber bis auf kleine Gruppen die Bezeichnung Turkmenen im Laufe der Neuzeit außer Gebrauch. Die heutigen Turkmenen Turkmenistans gehen vermutlich auf oghusische Stämme zurück, die im 11. Jahrhundert in ihrer alten Heimat am Unterlauf desSyr-Darya und amAralsee verblieben waren und sich erst nach der Eroberung durch die Mongolen islamisierten und in der Folge ihre heutigen Wohnsitze einnahmen.[5][6]

Größe und Siedlungsgebiete

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Zu den Turkmenen rechnen sich aktuell knapp 9 Millionen Menschen. Knapp 5,2 Millionen Turkmenen leben in der nach ihnen benannten RepublikTurkmenistan (Zensus 2011), wo sie rund 77 % der Gesamtbevölkerung und somit die Bevölkerungsmehrheit stellen. Als Minderheiten sind die Turkmenen im Nordost-Iran (2,3 Millionen, vor allem in den ProvinzenGolestan,Nord-Chorasan undRazavi-Chorasan), in Nordwest-Afghanistan (589.000 in den ProvinzenFaryab undBaglan),Usbekistan (169.000),Pakistan (60.000),Russland (33.000) undTadschikistan (27.000) ansässig.

Die Turkmenen setzten sich aus mehrerenStammeskonföderationen zusammen: Den Tekke, Yomut, Salor, Ersari, Sari, Göklen, Caudor u. a. m.[7]

Religion

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Turkmenen sind überwiegendsunnitischeMuslime, wobei es aber auch großeschiitische Gemeinden gibt.

Auch derSufismus undDerwischorden spielen bei ihnen seit jeher eine große Rolle. Überdies finden sich sehr alte Glaubensvorstellungen, wie etwa derAhnenkult oderschamanische Praktiken als Reste in derVolksreligiosität.[8]

Sprache

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Die Turkmenen sprechen dasTurkmenische, eineTurksprache desOghusischen Zweiges. Es gibt etwa 5,2 Millionen Sprecher des Turkmenischen in Turkmenistan und etwa 3 Millionen Sprecher verteilt imIran,Afghanistan undRussland.[9]

Geschichte

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Turkmenischer Teppich im typischen Muster desTekke-Stammes

Ein direkter Zusammenhang der modernen Turkmenen Mittelasiens mit den Turkmenen zur Zeit der Seldschuken und ihrer Nachfolger ist nicht nachweisbar. Ihre Geschichte kann wegen der schlechten Quellenlage erst ab dem 16. Jahrhundert verfolgt werden. In dieser Zeit erscheinen sie als Bewohner der HalbinselMangyschlak, desUstjurt-Plateaus, derBalkhan-Berge und derKarakum und begannen, unter dem Druck derKalmücken nach Süden zu wandern. Nachdem sie vorübergehend derKhan von ChiwaAbu’l Ghazi Bahadur (1643–1663) in Schach gehalten hatte, wurden sie wieder weitgehend unabhängig. Auch der iranische HerrscherNadir Schah (1736–1747) erreichte nur eine kurzfristige Unterwerfung der Turkmenen. Im Übrigen waren sie als Räuber und Sklavenjäger gefürchtet, die die nördlichen Grenzgebiete des Irans immer wieder heimsuchten. Nach dem Niedergang der Macht des Khanats von Chiwa herrschte ab Beginn des 19. Jahrhunderts ein ständiger Kriegszustand mit diesem und die Einfälle in den Iran wurden mit Vergeltungsmaßnahmen der Iraner beantwortet. Nach Siegen gegen die Truppen des Irans und Chiwas in der Zeit zwischen 1855 und 1861 konnten die Turkmenen ihre Unabhängigkeit behaupten und sichern.[10][11]

Zwischen 1881 und 1885 wurden die Turkmenen von Russland unterworfen. So sollen 1881 bei der Schlacht um denGöktepe rund 14.500 Turkmenen den Tod gefunden haben.[12] Die Überlebenden zogen sich auf persisches und afghanisches Gebiet zurück. Mit Abschluss derrussischen Eroberung Turkestans war das Gebiet aber noch nicht befriedet. Vor allem die Turkmenen leisteten inTranskaspien bis Mitte des 20. Jahrhunderts Widerstand, zahlreiche Aufstände konnten nur durch die moderne Bewaffnung der Kolonisten niedergeschlagen werden.[13][12]

Nach der Zerschlagung Turkestans wurde 1918 auf dem Gebiet der Turkmenen dieAutonome Sozialistische Sowjetrepublik Turkestan gebildet, und die neueSowjetführung versuchte, die Stammestraditionen der Turkmenen zu brechen. So wurden dieBeyler, die turkmenische Oberschicht, auf BefehlJosef Stalins als sogenannteKulaken (Wucherer) ermordet. 1935 wurde der turkmenische Widerstand endgültig gebrochen.[13] Aber alle Versuche der Sowjetführung, die turkmenischen Stämme zu einerNation zu formen, schlugen fehl: Die Turkmenen fühlten sich weiterhin vor allem den Stämmen wie der Yomud, Tekke, Ersary, Alili usw. zugehörig. Anstelle der staatlich verordneten „turkmenische Hochsprache“ wurden von den Turkmenen weiterhin Dialekte verwendet. Auch weigerten sich die Turkmenen, Russisch zu lernen. Nach eigenen Angaben beherrschten bis 1989 nur etwa 27,8 Prozent der Turkmenen diese Sprache.[14]

Nach demdeutschen Überfall auf die Sowjetunion (1941) kollaborierten ca. 180.000 Turkmenen mit den Deutschen.[1]

Mit dem beginnendenZerfall der Sowjetunion begann ab 1989 in Turkmenistan die Rückbesinnung auf Traditionen und eine eigene Geschichte. So räumte die turkmenische Sowjetführung mit der Legende auf, die Turkmenen hätten sich freiwillig der russischen Herrschaft unterstellt.

Am 22. August 1990 erklärte sich die turkmenische Führung fürsouverän und rief am 27. Oktober 1991 dieUnabhängigkeit aus. Seit dem Untergang der UdSSR gehört Turkmenistan derGemeinschaft Unabhängiger Staaten an.

Siehe auch

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Literatur

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Weblinks

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Commons: Turkmenen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. abHeinz-Gerhard Zimpel:Lexikon der Weltbevölkerung, S. 557.
  2. Artikel:Türkmen. In:Encyclopaedia of Islam. Band 10. Brill, Leiden 2000,ISBN 90-04-11211-1, S. 682.
  3. Peter B. Golden:An Introduction to the History of the Turkic Peoples: Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East. S. 212 f.
  4. W. Barthold:Turkmenen. in:Enzyklopaedie des Islam. Band 4:S–Z. Leiden / Leipzig 1934.
  5. Gerhard Doerfer, Wolfram Hesche:Chorasantürkisch. Wiesbaden 1993, S. 4.
  6. Milan Adamovic:Die alten Oghusen, In:Materialia Turcica, Bd. 7/8 (1983), S. 45,ISSN 0344-449X
  7. Jürgen Paul:Zentralasien. 2012, S. 383.
  8. Hartmut Motz:Sprachen und Völker der Erde – Linguistisch-ethnographisches Lexikon. 1. Auflage, Band 3, Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2007,ISBN 978-3-86634-368-9, S. 272.
  9. Turkmen. Abgerufen am 9. September 2019 (englisch). 
  10. Barbara Kellner-Heinkele, Art.Türkmen. In:The Encyclopaedia of Islam, Band 10 (T-U), Brill, Leiden 2000, S. 682–685
  11. Gavin Hambly,Der Verfall der usbekischen Khanate. In: Gavin Hambly (Hrsg.):Zentralasien (Fischer Weltgeschichte Band 16), S. 186–197, 193–195
  12. abErhard Stölting:Eine Weltmacht zerbricht. S. 187.
  13. abErhard Stölting:Eine Weltmacht zerbricht, S. 169.
  14. Erhard Stölting:Eine Weltmacht zerbricht. S. 189.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4078474-5 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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