Turkana-See

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Turkanasee
Rudolfsee
Satellitenaufnahme vom Turkana-See mit gelb eingezeichneten Staatsgrenzen
Geographische LageAthiopien Äthiopien,
Kenia Kenia
ZuflüsseOmo,Turkwel,Kerio
Abflusskeine
InselnNorth, Central, South, 4 kleinere
Daten
Koordinaten3° 35′ N,36° 7′ O3.588055555555636.117222222222375Koordinaten:3° 35′ N,36° 7′ O
Turkana-See (Kenia)
Turkana-See (Kenia)
Höhe über Meeresspiegel375 m
Fläche6 405 km²
Länge268 km
Breite50,1 km
Volumen204 km³
Maximale Tiefe73 m
Mittlere Tiefe30 m
Einzugsgebiet207.600 km²[1]
Vorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-FLÄCHEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-SEEBREITEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-VOLUMENVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-MAX-TIEFEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-MED-TIEFE

DerTurkana-See (auch noch unter seinem früheren NamenRudolfsee bekannt) ist mit 6405 km² das größteBinnengewässerKenias sowie einer der größten „Endseen“ der Erde, wobei der nördlichste Teil mit 22,7 km² zuÄthiopien gehört. Der Turkanasee versalzt immer mehr und sein Wasserspiegel sank bis zum Jahr 2010 ab, da der See mitOmo,Turkwel undKerio zwar Zuflüsse hat, aber durchVerdunstung mehr Wasser verliert und sich dieMineralsalze anreichern („Versalzung“). Seit 2010 hat sich der See um etwa zehn Prozent ausgedehnt[2][3] und dabei rund 800 Quadratkilometer Land überflutet[4].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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1887 erreichte der ungarische ForschungsreisendeGraf Sámuel Teleki von Szék den See und benannte ihn nachKronprinz Rudolf.

Nach der Unabhängigkeit Kenias wurde der See 1975 von der kenianischen Regierung in Turkana-See umbenannt – dieTurkana sind die größte ansässige Volksgruppe.

In der Nähe des Turkana-Sees befinden sich auch die Fundstelle desNariokotome-Jungen und die erste Fundstelle einesHomo rudolfensis, der nach dem damaligen Rudolfsee benannt wurde, hier befinden sich ebenso die ersten Fundstellen vonTurkanapithecus kalakolensis undAfropithecus turkanensis, zweier ausgestorbenerArten derPrimaten, die vor rund 17 Millionen Jahren lebten.

Die Turkanasee-Parks wurden 1997 in die Liste desUNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen. In das Schutzgebiet eingeschlossen ist der bereits 1973 von Kenia alsNationalpark unter Schutz gestellteSibiloi-Nationalpark. Der See gehört administrativ zu den CountysTurkana undMarsabit.Im Juni 2018 trug die UNESCO die Turkanasee-Parks in ihreListe des gefährdeten Welterbes ein.[5]

Geografie

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Luftbild vom kenianischen Teil, links untenCentral Island

Der See weist drei größere Inseln auf: North,Central und South Island. Er liegt imOstafrikanischen Graben, einer geologischenSchwächezone derErdkruste, an der sich der afrikanische Kontinent teilt. Der See hat eine größte Nord-Süd-Länge von 250,4 Kilometer und eine maximale Ost-West-Breite von 48,8 Kilometer. Rund um den See erheben sich aktiveVulkane. DasKlima im Norden Kenias ist sehr starkarid und die Vegetation somit sehr karg. Es herrschen Gräser vor, Bäume sind selten.

Fauna

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Das sodahaltige Wasser des Turkana-Sees ist äußerstfisch- undalgenreich. An den Ufern lebenNilkrokodile. Größte Raubfischarten sind derTigersalmler (Hydrocynus vittatus) und derNilbarsch (Lates niloticus), der teilweise über 100 Kilogramm schwer werden kann.

Der Turkana-See wird von fast 60 Fischarten bewohnt, neun weitere kommen in seinem Hauptzufluss, dem Omo, vor.Endemisch im See sind dieSalmlerBrycinus ferox,Brycinus minutus undCitharinus citharus intermedius, derKarpfenfischEnteromius turkanae, dieBärblingeNeobola jeanneli undNeobola stellae, der WelsChrysichthys turkana, dieLeuchtaugenfischeAplocheilichthys rudolfianus undAplocheilichthys jeanneli sowie dieBuntbarscheHaplochromis macconneli,Haplochromis rudolfianus,Haplochromis turkanae undRubricatochromis exsul.Coptodon zillii wurde vom Menschen eingeführt.[6][7] Größter Raubfisch ist derRiesenbarschLates longispinis.[8] Ebenfalls endemisch ist die SchneckeGabbiella neumanni. Die MuschelCaelatura monceti kommt außer im Turkana-See auch imVictoriasee vor. Die nichtendemischen Arten teilt der Turkana-See mit demNil und seinen Nebenflüssen, einige Karpfenfische auch mit den Flüssen des Äthiopischen Hochlands undSomalias (Shabelle undJuba).[9]

Fischfang

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Blick auf den Turkana-See (2004)

Viele Anwohner leben – wie schon ihre Vorfahren – vom Fischfang. Der See liefert jährlich etwa 1000 Tonnen Fisch; die Bestände der wichtigsten Speisefische – Nilbarsch,Tilapia und Tigersalmler – sind rückläufig. Um die Fangmenge auf dem gleichen Niveau zu halten, werden immer mehr Fischarten als Speisefische abgefischt. Der See wird auch von Anglern, hauptsächlich in Kenia, genutzt.

Aufstauung des Omo

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Der Turkana-See hat neben zahlreichen saisonalen Zuflüssen nur einen ständigen Zufluss, denOmo. Dieser entspringt inÄthiopien und speist den See zu rund 90 Prozent. 600 Kilometer stromaufwärts baute Äthiopien bis 2016 den StaudammGilgel Gibe III. Er ist nach Fertigstellung der zweitgrößteStaudamm in Afrika nach demAssuan-Staudamm.

Im benachbarten Norden Kenias wird befürchtet, dass der Aufstau des Hauptzuflusses den Wasserspiegel des Sees um bis zu 12 Meter sinken lassen könnte – womit die Lebensgrundlage der regionalen Bevölkerung zerstört wäre.[10] Die entsprechenden gravierenden ökologischen Folgen könnten auch militante Konflikte zur Folge haben.[11] Manche Quellen besagen, der Wasserstand des Sees sei in den letzten 20 Jahren um acht Meter gefallen. „Wissenschaftler schätzen, dass der Staudamm den Zufluss der umliegenden Gewässer in den See in absehbarer Zeit um 70 Prozent reduzieren wird mit dem Effekt, dass der niedrige Wasserspiegel den Kollaps der Ökosysteme verursachen wird.“[12]

Satellitenbilder belegen jedoch, dass sich entgegen den Befürchtungen bisher keine negativen Auswirkungen zumindest auf den Wasserspiegel des Turkana-Sees eingestellt haben. Gegenüber 2014, dem letzten Jahr vor dem Beginn des Einstaus, zeigt sich der Wasserspiegel leicht erhöht;[13] von 2010 bis 2020 hat sich der See um etwa zehn Prozent ausgedehnt[2][3] und dabei rund 800 Quadratkilometer Land überflutet[4].

Paläo-See Turkana

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Ursprünglich floss der Omo am Südende des heutigen Turkana-Sees in RichtungIndischer Ozean. Durchtektonisch verursachte Hebungen entstand vor etwa 4,1 Millionen Jahren ein Becken und der See staute sich auf. Zunächst floss der Omo nach dem Verlassen des Sees weiterhin zum Indischen Ozean. Der See verlandete nach etwa 100.000 Jahren. Vor etwa 3,5 Millionen Jahren entstand ein neuer See, der ebenfalls nach 60.000 Jahren verlandet war. Vor etwa 2,4 Millionen Jahren versperrten die Auswurfmassen eines Ausbruchs desMount Kulal den Abfluss des Omo. Vor etwa 2 Millionen Jahren entstand ein dritter See, der etwa 400.000 Jahre überdauerte. Der heutige See entstand vor etwa 200.000 Jahren. Während der letzten Feuchtphase in Afrika vor etwa 10.000 Jahren lag die Seeoberfläche 130 m über dem heutigen Niveau und der See floss im Nordwesten über die Lotigipi-Sümpfe und den Kangen, einen Quellfluss desPibor, in das Nil-System. Vor 3250 Jahren schließlich war dann der Seespiegel so niedrig, dass der Turkanaendorheisch wurde.[14][15]

Siehe auch

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Literatur

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  • Klaus H. A. Jacob:Exkursion zum Rudolfsee, mit Illustrationen. In:Die Waage, Zeitschrift der Chemie Grünenthal. Bd. 10, 1971.
  • Herbert Tichy:See an der Sonne – Auf den Spuren der frühen Menschen. Orac, Wien 1980,ISBN 3-85368-871-3.
  • Mohamed Amin:Turkana-See, Lebendiges Gestern. Mit einem Vorwort von Richard Leakey, 1. Auflage, Landbuch, Hannover 1981,ISBN 3-7842-0248-9.

Film

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  • Der Turkana-See. Dokumentarfilm, USA, Großbritannien, Frankreich, 2010, 43 Min., Regie: Richard Kirby, Produktion:arte France, Reihe: Naturparadiese Afrikas, deutsche Erstausstrahlung: 1. Januar 2012 bei arte,Film-Informationen von arte.

Weblinks

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Commons: Lake Turkana – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Source Book - Africa’s River Basin Organisation
  2. abKeriako Tobiko: Rising Water Levels in Kenya's Rift Valley Lakes, Turkwel Gorge Dam and Lake Victoria. In: Kenya Government and UNDP. 2021, abgerufen am 16. März 2022 (englisch). 
  3. abCarey Baraka: A drowning world: Kenya's quiet slide underwater. In: the Guardian. 17. März 2022, abgerufen am 17. März 2022 (englisch). 
  4. abAlina Schadwinkel:El Molo: Das Fischervolk der schwarzen Wüste geht unter. Spektrum.de, 28. März 2023.
  5. UNESCO World Heritage Centre:Lake Turkana National Parks (Kenya) inscribed on List of World Heritage in Danger. auf whc.unesco.org (englisch)
  6. Fish Species in Lake Turkana
  7. Species in Lake Turkana
  8. Lates longispinis aufFishbase.org (englisch)
  9. Petru Bănărescu:Zoogeography of Fresh Waters (=General distribution and dispersal of freshwater animals. Bd. 1). Aula-Verlag, Wiesbaden 1990,ISBN 3-89104-480-1, S. 1139.
  10. Deutschlandradiokultur.de,Weltzeit, 19. Februar 2013, Antje Diekhans:Keine Angst mehr vor der Dürre (30. April 2016)
  11. Horand Knaup:Tödlicher Fortschritt am Turkana-See, aufSpiegel.de, (3. Juni 2012)
  12. Jasmina Trifoni:Bedrohte Schätze der Welt, Eine Reise zu einmaligen Naturdenkmälern und Naturwundern, München :National Geographic, 2018, S. 80,ISBN 978-3-86690-671-6
  13. Landsat. Abgerufen am 20. April 2016. 
  14. Anonymus:Paleogeography of Lake Turkana. Kurzbeschreibung vonNational Geographic aufwww.nationalgeographic.org (englisch).
  15. Sean Avery:Hydrological Impacts of Ethiopia’s Omo Basin on Kenya’s Lake Turkana Water Levels & Fisheries. African Development Bank Group, Nairobi 2010 (englisch, PDF).


Normdaten (Geografikum):GND:4061250-8(lobid,OGND,AKS) |LCCN:sh85115717 |VIAF:315149360
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