Trumeaupfeiler waren in der Entwicklung der europäischenArchitektur notwendig geworden, weil die Eingangsportale der großen Klosterkirchen und Kathedralen immer aufwändiger und breiter wurden, so dass sie eine Mittelunterstützung vonSturz undTympanon erforderten.
Häufig ist der Trumeaupfeiler eines Kirchenportals durch eine vorgesetzte Figur („Trumeaufigur“) geschmückt – oft ist derSchutzpatron der Kirche dargestellt, seit Beginn des 13. Jahrhunderts auch eineChristus- oderMadonnenfigur. In einigen wenigen Fällen (Moissac,Souillac) ist der Trumeaupfeiler als „Bestienpfeiler“ gestaltet. Manche Trumeaupfeiler wurden später entfernt, weil sie den in Prozessionen der Barockzeit mitgeführten Baldachinen im Wege waren, andere wurden in der französischen Revolution zerstört und zum Teil durch Nachahmungen im 19. Jahrhundert ersetzt.
Madonna am Portal derChartreuse de Champmol bei Dijon, um 1390. Auf die Trumeau-Madonna beziehen sich jetzt nicht nur Heilige, sondern auch die profanen Stifterfiguren an den Gewänden.
Der Trumeaupfeiler des mittleren Nordquerhausportals derKathedrale von Chartres im Zusammenhang seines reichen Skulpturenprogramms, um 1205–1210
Hl. Anna am Mittelportal des Nordquerhauses der Kathedrale von Chartres, um 1205–10
Hans Koepf,Günther Binding:Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (=Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005,ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 3. März 2024), S. 484:Trumeau.
↑Johann Friedrich Penther:Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst. Augspurg 1744, S. 88:Jambe (Digitalisat); S. 157:Trumeau (Digitalisat)