Toulon
Toulon | ||
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![]() | ||
Staat | Frankreich![]() | |
Region | Provence-Alpes-Côte d’Azur | |
Département (Nr.) | Var (83) | |
Arrondissement | Toulon | |
Kanton | vier Wahlkreise | |
Gemeindeverband | Toulon Provence Méditerranée | |
Koordinaten | 43° 8′ N,5° 56′ O43.1255.9305555555556Koordinaten:43° 8′ N,5° 56′ O | |
Höhe | 0–589 m | |
Fläche | 42,84 km² | |
Einwohner | 180.834(1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte | 4.221 Einw./km² | |
Postleitzahl | 83000 | |
INSEE-Code | 83137 | |
Website | toulon.fr | |
![]() Blick vom Mont Faron über Toulon |
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Toulon [tuˈlõ] (okzitanischTolon,italienischTolone) ist einefranzösischeStadt mit 180.834 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) imDépartement Var in derRegionProvence-Alpes-Côte d’Azur. Toulon ist die Hauptstadt des Départements Var und liegt an derMittelmeerküste (Côte d’Azur) am östlichen Ende desGolfe du Lion, rund 70 Kilometer südöstlich vonMarseille. Die Hafenstadt ist der Heimathafen derFranzösischen Marine im Mittelmeer (siehe auchMilitärhafen Toulon). Mit dem Umland zusammen hat Toulon über 570.000 Einwohner.
Geschichte
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Die Küstenregion um Toulon ist mindestens seit derAltsteinzeit von Menschen besiedelt, wie Funde in derCosquer-Höhle gezeigt haben. Seit etwa dem 7. Jahrhundert v. Chr. bestanden Handelsniederlassungen an der Küste, die von griechischen Seefahrern ausKleinasien gegründet worden waren. Ab etwa dem 4. Jahrhundert v. Chr. sindKelten in der Gegend nachweisbar. Im 2. Jahrhundert v. Chr. besetzten römische Truppen die Küstenregion und gründeten die HafenstadtTelo Martius, benannt möglicherweise nach einer ligurischen Göttin „Telo“ oder von lat.tolus („Fuß eines Hügels“) und demKriegsgott Mars, aus der später Toulon hervorging. In der Antike warTelo Martius als ein Zentrum der Herstellung vonPurpur bekannt. Gegen Ende des Römischen Reichs wurden die Stadt und Region christianisiert. Im frühen Mittelalter war die Stadt wiederholt Angriffen vonSarazenen und Piraten ausgesetzt.Nach der Angliederung der Provence an Frankreich im Jahr 1486 wurde Toulon allmählichzum Militärhafen ausgebaut. Insbesondere unter dem MinisterLudwigs XIV.Jean-Baptiste Colbert wurden die Befestigungsanlagen und Hafenanlagen nach Plänen vonSébastien Le Prestre de Vauban erweitert. ImSpanischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt durch Koalitionstruppen im Jahr 1707 erfolglosbelagert. Im 18. und 19. Jahrhundert war Toulon Ausgangspunkt für verschiedene französische Marineoperationen im Mittelmeer. Am 22. Februar 1744 fand dieSeeschlacht bei Toulon während desÖsterreichischen Erbfolgekrieges statt.


Während derFranzösischen Revolution war die Auslieferung Toulons im September 1793 durchGirondisten und Royalisten an die Briten Auslöser derSeptemberbewegung in Paris. Am 19. Dezember 1793 eroberte nach sechswöchigerBlockade die Revolutionsarmee die Stadt und vertrieb die Briten aus dem Ort. (→ Belagerung von Toulon (1793)) Dabei spielteNapoleon Bonaparte erstmals eine wichtige militärische Rolle. Nach der Einnahme der Stadt folgte ein blutiges Strafgericht durch dieJakobiner. Am 19. Mai 1798 brach Napoleon mit seiner Armee von Toulon aus zurÄgyptischen Expedition auf.
Im August 1935, ein Jahr vor der Regierungszeit derFront populaire, kam es in Toulon zu gewaltsamen Aufständen der Werftarbeiter gegen dierestriktive Sparpolitik der Regierung. Dabei kam es zu einer Vielzahl von Toten und Verletzten; derAusnahmezustand wurde verhängt.[1]
Toulon vor und während des Zweiten Weltkriegs
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Toulons NachbarortSanary-sur-Mer war Exilort zahlreicher deutscher Schriftsteller und Maler in derZeit des Nationalsozialismus:Heinrich undThomas Mann,Arnold Zweig,Lion Feuchtwanger,Franz Hessel,Anton Räderscheidt undBertolt Brecht. Am 27. November 1942 besetztendeutsche Truppen im Rahmen desUnternehmens Lila Toulon. Um nicht in deutsche Hände zu fallen, versenkte sich daraufhin die in Toulon ankerndefranzösische Flotte selbst (Selbstversenkung der Vichy-Flotte). Der 24. November 1943 brachte der Stadt den schwersten alliiertenBombenangriff mit rund 500 Toten.
Adolf Hitler ernannte im Januar 1944 alle wichtigen Hafenstädte im Westen, so auch Toulon, zur „Festung“ – eine vor allem symbolische Handlung. InOKW-Befehlen von Februar 1944 zur Verteidigung von Festungen wurde befohlen, „bis zum letzten Mann“ zu kämpfen und keinesfalls zu kapitulieren. Dies geschah in keiner der Hafenstädte.[2]

Am 15. August 1944 landeten die Alliierten an der Küste des Var und starteten dieOperation Dragoon. Sie führte zur Kapitulation der deutschen Truppen und der Befreiung von Toulon am 28. August 1944. Am 20. September 1944 war der Hafen für die Alliierten wieder operativ.[3] 1964 wurde auf demMont Faron (Lage) ein Denkmal zur Erinnerung an die Landung der Alliierten eingeweiht, dasMémorial Mont Faron.[4]
Toulon: Stadt der Internierungen und Deportationen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]AmBoulevard du 112e Régiment d’Infanterie (Lage) befindet sich eine größere Gedenkstätte, über deren Eingang der SchriftzugMémorial de la Déportation et de l'Internement prangt.[5] Die Geschichte dieses Ortes erschließt sich fast ausschließlich aus den im Außenbereich angebrachten Gedenktafeln; eine systematische Darstellung der Internierungs- und Deportationsgeschichte fehlt.
Ein Hinweis findet sich bei Christian Eggers, der im StadtteilLa Rode rund um das heutige Lycée Dumont D’Urville (Lage) ein Lager für „feindliche Ausländer“ verortet, in dem ab September 1939 vorwiegend deutsche und österreichische Emigranteninterniert wurden. Das Lager wurde aber bereits im Oktober 1939 wieder geschlossen und die Internierten nach demCamp des Milles verlegt.[6]
Eine Gedenktafel links über der Tür zum Inneren der Gedenkstätte widmet diese den Opfern der unter demVichy-Regime begangenen rassistischen und antisemitischen Verfolgungen.[7] Eine weitere Gedenktafel ehrt die, die gestorben sind, damit Frankreich am Leben bleibt: die durch dieFaschisten undNazis internierten, deportierten, getöteten, erschossenen und gefolterten Widerstandskämpfer. Diese Gedenktafel befindet sich am Fuße einesLothringerkreuzes am linken Rand der Anlage. Die dritte Gedenktafel befindet sich rechts der Anlage am Fuße einer Skulptur, die einen gequälten und bis auf die Knochen abgemagerten KZ-Häftling symbolisiert. Die Gedenktafel beinhaltet ein Gedicht von Marcelle Dudach-Roset (1918–1948), einer französischen Widerstandskämpferin, die ImKZ Ravensbrück inhaftiert war.[8]

Die Überschrift lautetLa rose "Résurrection" de Ravensbrück (Die Rose der Auferstehung von Ravensbrück) und der Text: „...Ich bin "Auferstehung" // Und durch alle Jahre hindurch // Durch alle Jahreszeiten hindurch // Werde ich der Zeuge des Lebens bleiben // Der vor der Barbarei // Alle Kinder der Welt schützen wird // Selbst wenn ich zur Hagebutte geworden bin // Alle Wege erhellend...“[9] Marcelle Dudach-Roset initiierte 1973 die Züchtung dieserRose von Ravensbrück, die nach einer zwischenzeitlichen Nachzüchtung an mehr als 600 Gedenkorten gepflanzt.wurde, darunter vielen Orten in Frankreich, wo auch die erste Anpflanzung derRose Résurrection[10] stattfand.[11]
1984 wurden von der GedenkstätteYad Vashem die Familie Teillard und die beiden Ordensschwestern Marie-Thérèse Roux und Jeanne Hertel alsGerechte unter den Völkern ausgezeichnet, weil sie während der Zeit der Besatzung einer jüdischen Familie geholfen hatten.[12] Am 16. Juli 2023 standen sie Mittelpunkt einer Gedenkveranstaltung amMémorial de l’internement et de la déportation.[13]
Toulons jüngste Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1968 wurde dieUniversität Toulon-Var gegründet. DieGendarmerie Maritime richtete ihr Nationales Ausbildungszentrum (C.N.I.G.M) in Toulon ein.
1995 erreichte die rechtsextreme ParteiFront National bei Kommunalwahlen in Toulon erstmals in einerfranzösischen Großstadt die Mehrheit und stellte mitJean-Marie Le Chevallier den Bürgermeister; dieser wurde 2001 vonHubert Falco (UMP) abgelöst.
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2016 |
Einwohner | 161.797 | 174.746 | 181.801 | 179.423 | 167.619 | 160.639 | 167.816 | 171.953 |
Quellen: Cassini undINSEE |
Wappen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Stadt Toulon verfügt über eingroßes und kleinesWappen.

Kleines Wappen der Stadt Toulon | |
![]() | Blasonierung: „In Blau ein durchgehendes goldenesKreuz.“ |
Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Bürgermeister seit 1900:
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Sehenswürdigkeiten
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Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen:
- Place Puget mit derFontaine aux Dauphins (1780)
- Place Raimu mit Oper
- Place de la Liberté
- Kathedrale von ToulonSainte-Marie de la Seds, Bischofskirche desBistums Fréjus-Toulon
- KircheSaint-Louis, klassizistisch
- Mont Faron (542 m) mit Zoologischem Garten
- Fort Balaguier
- Le Musée national de la Marine
- Le Marché du Cours Lafayette
- Les Anciennes Fortifications de la Rade
- DenkmalHeinrich Heine im Botanischen Garten / Mourillon. Das Heine-Denkmal wurde vonLouis Hasselriis 1873 im Auftrage der KaiserinElisabeth von Österreich-Ungarn für den Park ihres SchlossesAchilleion aufKorfu geschaffen. NachdemKaiser Wilhelm II. das Schloss erworben hatte, wurde das Denkmal entfernt und gelangte zuerst nachHamburg und schließlich nach Toulon.
Wirtschaft
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bedeutendste Wirtschaftszweige sind derSchiffbau sowie der Handel, der über den Hafen abgewickelt wird. Auch dasMilitär ist ein bedeutenderArbeitgeber.
Verkehr
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Neben dem Hafen, von dem aus Schiffsverbindungen u. a. nachKorsika und zu denÎles d’Hyères angeboten werden, existiert einFernbahnhof an derBahnstrecke Marseille–Ventimiglia mit Verbindungen nachMarseille undNizza. Beide Städte sind auch über die KüstenautobahnenA 50 (Marseille) undA 57 (Nizza) zu erreichen, die Toulon untertunneln. DerFlughafen Toulon-Hyères liegt ca. 20 Kilometer östlich von Toulon, zu erreichen über dieA 570 bzw. mit dem Airport-Bus von Sodetrav. Von dort aus gibt es Flüge unter anderem nachParis-Orly undLondon-Stansted (Stand: Februar 2006). Der nächste größere Flughafen istMarseille.
Bildung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Partnerstädte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Toulon unterhältStädtepartnerschaften mitMannheim (Deutschland) sowie mit den (Kriegs-)HafenstädtenLa Spezia (Italien),Norfolk (Virginia,Vereinigte Staaten) undKronstadt (Russland). Zudem ist Toulon Mitglied desBundes der europäischen Napoleonstädte.[14]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ehrenbürger
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- SchwesterAndré (1904–2023) ist mit 118 Jahren die ältesteOrdensschwester der Welt und zugleich ältesteEuropäerin.[15]
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Jean-François Carteaux (1751–1813), General;belagerte Toulon 1793
- Jean-Antoine Verdier (1767–1839), Général de division; bewahrte Toulon 1815 vor der Plünderung
- Capucine (1928–1990), Schauspielerin
- Boris Cyrulnik (* 1937), Neurologe, Psychiater und Ethologe; Studiendirektor der Fakultät der Humanwissenschaften derUniversität Toulon-Var
- Michael Hollington (* 1942), Anglist; Englischprofessor an der Universität Toulon
- Lucile Bordes (* 1971), Hochschullehrerin an der Universität Toulon-Var
- Josuha Guilavogui (* 1990), Fußballspieler
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Maurice Arreckx:
- Vivre sa ville. La Table ronde, Paris 1982
- Toulon, ma passion, 1985
- Jean-Pierre Thiollet:Le Chevallier à découvert. Laurens, Paris 1998
Weblinks
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- Offizielle Website der Stadt Toulon (französisch)
- Website des Tourismusbüros von Toulon (französisch, englisch, deutsch)
- Toulonnais.com (französisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Herbert L. Matthews:5 slain at Toulon, disorders spread in French strikes; 200 wounded in riots. InThe New York Times (Archiv) vom 9. August 1935, abgerufen am 24. November 2019.
- ↑Peter Lieb:Konventioneller Krieg oder Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. Oldenbourg Verlag, 2007, S. 484 (onlinebei google books).
- ↑Olivier Wieviorka, Cyriac Allard:Le Débarquement : Son histoire par l’infographie. Éditions du Seuil, Paris 2023,ISBN 978-2-02-154215-8,S. 167.
- ↑Mémorial Mont Faron
- ↑Eine Vielzahl von Fotos über diesen Ort finden sich bei Google Maps.
- ↑Christian Eggers:Unerwünschte Ausländer. Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940–1942. Metropol Verlag, Berlin 2002,ISBN 3-932482-62-X, S. 50.
- ↑Les monuments aux morts: Toulon. Auf dieser Webseite finden sich neben einigen Fotos die Transkriptionen dreier Gedenktafeln.
- ↑Jean Maitron:Dictionnaire Biographique du Mouvement Ouvrier et Mouvement Social –DUDACH Marcelle, Aimée, épouse JEANNIN puis épouse ROSET.
- ↑„...Je suis "Résurrection" // Et tout au long des ans // Tout au long des saisons // Je resterai le témoin de vie // Qui protégera de la barbarie // Tous les enfants du monde // Même lorsque je serai devenu églantine // Illuminant tous les chemins...“. Zitiert nachLes monuments aux morts: Toulon
- ↑In der französischsprachigen Wikipedia gibt es einen eigenen Artikel über sie:fr:Résurrection (rose).
- ↑Internationales Ravensbrück Komitee (IRK): Die Geschichte der Rose von Ravensbrück
- ↑Einträge in der Righteous-Datenbank für Teillard, Roux und Hertel
- ↑Amandine Roussel: „Elles ont eu le courage de ne pas se soumettre“: l’émouvant hommage de Boris Cyrulnik à deux héroïnes méconnues à Toulon. In: Var-Matin. 17. Juli 2023, abgerufen am 27. Juni 2024.
- ↑Jumelages: Toulon et ses villes jumelées. Mairie d’honneur de Toulon, abgerufen am 15. Februar 2015 (französisch).
- ↑Älteste Ordensfrau der Welt und zugleich älteste Europäerin wird 117. In: katholisch.de. 9. Februar 2021, abgerufen am 10. Februar 2021.