Viareggio
Viareggio | ||
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Staat | Italien | |
Region | Toskana | |
Provinz | Lucca (LU) | |
Koordinaten | 43° 52′ N,10° 15′ O43.87444444444410.2566666666672Koordinaten:43° 52′ 28″ N,10° 15′ 24″ O | |
Höhe | 2 m s.l.m. | |
Fläche | 31,88 km² | |
Einwohner | 60.755(31. Dez. 2023)[1] | |
Postleitzahl | 55049 (Viareggio), 55048 (Torre del Lago Puccini) | |
Vorwahl | 0584 | |
ISTAT-Nummer | 046033 | |
Bezeichnung der Bewohner | Viareggini, Torrelaghesi | |
Schutzpatron | Maria Santissima Annunziata (25. März) | |
Website | Viareggio | |
![]() Blick auf Viareggio |
Viareggio ist eine Stadt mit 60.755 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023) im Nordwesten deritalienischen RegionToskana in derProvinz Lucca.
Das amLigurischen Meer gelegene Seebad ist Standort vonMarmorverarbeitung, Töpfereien und Schiffbau.
Geografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Viareggio liegt in der ligurischen KüstenlandschaftVersilia vor dem Bergzug derApuanischen Alpen. Die Gegend war bis ins 18. Jahrhundert ein Sumpfgebiet um den küstennahen SeeLago di Massaciuccoli. Mit der Trockenlegung gewann das Gebiet an Bedeutung. An der Küste befindet sich einer der längsten Sandstrände Italiens.
- Stadtgliederung
Viareggio gliedert sich in zwei Frazioni (Ortsteile): die eigentliche Stadt Viareggio und der südlich gelegene Ort Torre del Lago Puccini. Außerdem gibt es die Untergliederung in vier Stadtbezirke (Circoscrizioni):
- Torre del Lago Puccini
- Centro – Marco Polo
- Darsena – Ex Campo d'Aviazione
- Viareggio Nuova
- Nachbargemeinden
Die angrenzenden Gemeinden sindCamaiore,Massarosa, beide zur Provinz Lucca gehörig, sowieVecchiano in derProvinz Pisa.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Viareggio entstand aus einem Kastell, das die StädteLucca undGenua zur Verteidigung des Gebiets gegenPisa 1172 an der Küste errichteten. Dieses Kastell erhielt den NamenCastrum de Via Regia, benannt nach der Königsstraße des regierenden Römischen KaisersFriedrich Barbarossa, die hier die Küste entlangführte. An der Festung mündete der Canale Burlamacca ins Meer, der ab 1441 der einzige Zugang Luccas zum Meer war, was die Bedeutung des Ortes erhöhte und zum Bau einer kleinen Siedlung führte. Der umgebende Sumpf und mit ihm die verbreiteteMalaria verhinderten jedoch ein starkes Wachstum des Dorfes. Bereits 1480 bot die Stadt Lucca im Gebiet um die Festung kostenlos Bauland an.
1543 wurde eine weitere Befestigungsanlage, die Torre Matilde errichtet, die einen besseren militärischen Schutz garantierte und zu stärkerer Besiedlung führte. 1559 wurde die erste Kirche erbaut, 1617 wurde Viareggio Vikariatssitz für die Ansiedlungen auf den umliegenden Hügeln und erhielt schließlich 1701 das Recht einercomunità, das heißt kommunaler Selbstverwaltung, durch die Republik Lucca verliehen. Das größte Hindernis für die Entwicklung war jedoch weiterhin der umgebende Sumpf, so dass im 18. Jahrhundert größere Anstrengungen zur Trockenlegung unternommen wurden, mit deren Abschluss 1741 die Malaria langsam zurückzugehen begann.
Zum Schutz gegen die vom Meer kommenden Winde wurden entlang des Strandes Pinienwälder angepflanzt, die heute das Stadtbild prägen. Der südliche Abschnitt bildet heute einen Teil des RegionalparksMigliarino, San Rossore, Massaciuccoli.
Viareggio teilte des Weiteren historisch das Schicksal Luccas: 1799 wandelteNapoleon Bonaparte Lucca in ein Fürstentum unter seiner SchwesterElisa um; derWiener Kongress schuf 1815 einHerzogtum Lucca unterMaria Luise von Bourbon-Parma. Sie verlieh Viareggio 1820 das Stadtrecht. 1847 gelangte Viareggio an dasGroßherzogtum Toskana und ging mit ihm schließlich im vereinten Italien auf.
Im 19. Jahrhundert begann Viareggios Aufstieg als Seebad. 1822 ließ Napoleons SchwesterPaolina Borghese eine Villa errichten (Villa Paolina), in der sie ihren Lebensabend verbrachte. Nach und nach entstanden ab 1828 (zunächst nach Geschlechtern getrennt) diverse Badeanstalten am Meer. Zahlreiche Sommervillen folgten dem Beispiel Paolinas. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Viareggio ein Perle des Tyrrhenischen Meeres und ein international bekannter Badeort.
Nach dem Krieg verlor die Stadt – wie viele Orte an deritalienischen Riviera – weitgehend ihre Exklusivität. Heute ist Viareggio vorrangig ein Ferienort für die italienische Bevölkerung.
Am späten Abend des 29. Juni 2009 ereignete sich imBahnhof von Viareggio ein schweresZugunglück, bei dem 32 Menschen ihr Leben verloren.[2] EinButangas befördernder Zug entgleiste, Gas entwich und explodierte. Dies führte zu einem Großbrand, mehrere Häuser stürzten ein und etwa 100 Menschen wurden obdachlos.
Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Marco Marcucci (PD) wurde im Mai 2003 zum Bürgermeister gewählt. Seit 15. Juni 2015 ist Giorgio Del Ghingaro Bürgermeister. SeineLista Civica hat mit neun von 24 Sitzen die Mehrheit im Gemeinderat.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Torre Matilde am Kanal
- Negozio Martini undGran Caffè Margherita
- JugendstilgebäudeDuilio 48
- HotelPrincipe di Piemonte
- KircheSant’Andrea
- KircheSan Paolino
- Villa Borbone mit Kapelle
- Villa Orlando in Torre del Lago
- Musei civici: Die Musei civici befinden sich in der Villa Paolina, der ehemaligen Sommervilla von Paolina Borghese und enthalten drei Sammlungen:
- Museo Archeologico „Alberto Carlo Blanc“: Archäologisches Museum
- Pinacoteca „Lorenzo Viani“: Pinakothek zeitgenössischer Kunst
- Museo degli strumenti musicali „Giovanni Ciuffreda“: Musikinstrumentemuseum
- Villa Museo Puccini: das ehemalige Wohnhaus Puccinis ist heute Gedenkstätte und Museum
- Museo del Carnevale: Karnevalsmuseum, 2003 gegründet
- Torre del Lago Puccini
Das Gebiet vonTorre del Lago, etwa 4 km von der Küste entfernt, war bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts kaum besiedelt. Im Zuge der Trockenlegung der Sümpfe fingen Jäger, Fischer und Bauern an, das Gebiet zu kultivieren. Der Name rührt von einemWachturm, der amLago di Massaciuccoli seit dem 15. Jahrhundert stand.Giacomo Puccini war von der Natur um den See begeistert und mietete im Jahr 1891 zwei Zimmer in einer Villa. Nach dem Erfolg seiner „Tosca“ erwarb er die Villa und lebte hier bis zu seinem Tod im Jahr 1924. Nach seinem Tod wurde das Gebäude in eine Gedenkstätte umgewandelt.
Kultur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Teatro Politeama: Das Theater wurde 1869 unter dem NamenAlhambra gegründet. Seit dem Neubau 1902 trägt es den heutigen Namen. Nach Kriegszerstörungen wurde es 1947 mit 889 Plätzen in der heutigen Form wiederaufgebaut. Hier finden in einer Wintersaison sowohl Musiktheatergastspiele als auch Schauspielaufführungen statt, seit 1995 auch in Zusammenarbeit mit dem Theater des nahe liegendenPietrasanta. Außerdem dient es als Kino.
- Teatro Jenco: Das kommunale Theater mit 352 Plätzen wurde 2003 eingeweiht. Die Saison mit Gastspielen – vor allem des Unterhaltungstheaters – dauert von Februar bis April.
- In beiden Theatern finden mehrmals jährlich Aufführungen des Dialekttheaters statt.
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Festival Puccini
Festival Puccini, ein Opernfestival, das allsommerlich auf einer Freilichtbühne am Ufer des Lago Puccini Opern des Komponisten aufführt.
- Karneval

Eine wichtige Touristenattraktion ist derKarneval, der seit 1873 in Viareggio gefeiert wird. An fünf Wochenenden zieht ein großer Karnevalszug mit Triumphwagen ausPappmaché durch die Stadt. Die örtliche Karnevalsmaske ist derBurlamacco.
2001 wurde für die Wagenbau-Werkstätten und eine Pappmaché-Schule die Karnevals-„Zitadelle“ erbaut, die das Karnevalsmuseum und Veranstaltungsräume beherbergt.
- Premio Viareggio
DerPremio Viareggio gilt als einer der ältestenLiteraturpreise Italiens; er wird seit 1929 alljährlich in Viareggio verliehen.
- EuropaCinema
Das Filmfestival, ursprünglich 1984 inRimini gegründet, findet seit 1989 jährlich in Viareggio statt. Es widmet sich dem europäischen Film, mit einem Schwerpunktland, das jedes Jahr wechselt.
- Fußballturnier
Das FußballturnierTorneo di Viareggio findet seit 1948 jährlich statt und gilt als einer der wichtigsten Wettbewerbe für Jugendmannschaften weltweit. Große Spieler wieGabriel Batistuta,Alessandro Del Piero oderFrancesco Totti machten hier das erste Mal auf sich aufmerksam.
Sport
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am 23. Februar 1968 fand in Viareggio das erste Länderspiel deritalienischen Fußballnationalmannschaft der Frauen statt.
Städtepartnerschaften
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Persönlichkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Töchter und Söhne der Stadt
- Inigo Campioni (1878–1944), Admiral und Senator
- Alberto Bertuccelli (1924–2002), Fußballspieler
- Nora Ricci (1924–1976), Filmschauspielerin
- Alberto Tenenti (1924–2002), Historiker
- Eugenio Fascetti (* 1938), Fußballspieler und -trainer
- Stefania Sandrelli (* 1946), Filmschauspielerin
- Marcello Lippi (* 1948), Fußballtrainer
- Battista Lena (* 1960), Jazzmusiker und Filmkomponist
- Nicola Luisotti (* 1961), Dirigent
- Giampaolo Simi (* 1965), Schriftsteller und Journalist
- Gherardo Gambelli (* 1969), römisch-katholischer Erzbischof von Florenz
- Carlo Andrea Magnani,KünstlernameOlaf Thorsen (* 1971),Metal-Gitarrist
- Davide Sanguinetti (* 1972), Tennisspieler
- Andrea Masiello (* 1986), Fußballspieler
- Matteo Gentili (* 1989), Fußballspieler
- Persönlichkeiten mit Beziehung zur Stadt
- Pauline Bonaparte (1780–1825), in ItalienPaolina Borghese genannt, Schwester vonNapoléon Bonaparte
- Giovanni Pacini (1796–1867), Opernkomponist, lebte ab ca. 1822 in Viareggio
- Maria Louise [de la] Ramée,PseudonymOuida (1839–1908), britische Schriftstellerin, starb in Viareggio
- Giacomo Puccini (1858–1924), italienischer Opernkomponist
- Alberto Franchetti (1860–1942), italienischer Opernkomponist, lebte ab 1934 dort und verstarb in der Stadt
- Salome Kruschelnytska (1872–1952), ukrainische Opernsängerin und Gattin des zweimaligen Bürgermeisters von Viareggio, Marquis Cesare Riccione († 1938)
- Rainer Maria Rilke (1875–1926), österreichischer Dichter, schrieb 1903 in Viareggio den dritten Teil seinesStundenbuches (Das Buch von der Armut und vom Tode)
- Marino Marini (1901–1980), italienischer Bildhauer und Graphiker, starb in Viareggio
- Elke Sommer (* 1940) wurde, während sie 1958 mit ihrer Mutter in Italien Urlaub machte, überraschend in einem Café in Viareggio zur Miss des Ortes gewählt. Aufgrund der daraufhin veröffentlichten Fotos von Miss Viareggio, die Furore machten, holte sie der italienische FilmproduzentVittorio de Sica nach Rom, womit ihre Karriere begann.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2023. ISTAT. Abgerufen am 18. März 2025 (Bevölkerungsstatistiken desIstituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2023).
- ↑Europäische Eisenbahnagentur