Tony Bennett (*3. August1926 inNew York; †21. Juli2023 ebenda[1]; gebürtig:Anthony Dominick Benedetto) war einUS-amerikanischerJazzsänger undEntertainer. Er gehörte zu den populärsten Künstlern der USA, gewann 19Grammys und verkaufte über 50 Millionen Tonträger. Mit Titeln wieI Left My Heart in San Francisco wurde er auch international bekannt.[2] Durch Neuaufnahmen bekannter Lieder und Zusammenarbeiten mit jüngeren Künstlern erweiterte Bennett sein Publikum ab den 1980er-Jahren nochmals.
Bennett wurde als Sohn eines Lebensmittelhändlers und einer Schneiderin[3] inAstoria im New Yorker StadtbezirkQueens geboren und hatte zwei Geschwister. Er hatte bereits im Alter von 10 Jahren seinen ersten Gesangsauftritt bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung derTriborough Bridge in New York City, besuchte bis 1942 die High School of Industrial Art (mit den Schwerpunkten Musik und Malerei) und arbeitete dann als „singender Kellner“ in italienischen Restaurants in Queens.
Er wurde 1944 zurUS-Armee eingezogen und kämpfte unter anderem in derArdennenschlacht. Er kam 1944 mit der 63. US-amerikanischen Infanteriedivision nachDeutschland und war nach Kriegsende inMannheim stationiert.[3] Unter dem KünstlernamenJoe Bari trat er als Sänger mit verschiedenen Militärorchestern auf. Nach seiner Rückkehr in die USA behielt er den Namen zunächst bei, vertiefte seine musikalische Ausbildung und arbeitete in zahlreichen kleineren Musikclubs seiner Heimatstadt. 1949 verpflichtete die SängerinPearl Bailey ihn für ihr Vorprogramm; dort wurde er vonBob Hope entdeckt und entschied sich auf Hopes Anregung für den KünstlernamenTony Bennett.
1950 erhielt Bennett einen Plattenvertrag beiColumbia Records und landete mit der SingleThe Boulevard of Broken Dreams gleich einen Achtungserfolg. In den folgenden Jahren stieg Bennett rasch zu einem der populärsten Sänger der USA auf, gab umjubelte Konzertserien im New Yorker Paramount Theatre und mit seinen SinglesBecause of You (1951),Cold Cold Heart (1951),Rags to Riches (1953) undStranger in Paradise (1953) gelang ihm gleich viermal der Sprung an die Spitze der amerikanischen Charts. 1951 veröffentlichte er auch die damals noch nicht erfolgreiche SingleBlue Velvet, die sich mit den Jahren zu einem echten Klassiker und einem oft gecoverten Hit entwickelte. Mit dem Lied, das auch inGroßbritannien die Charts anführte, begründete Bennett seine Popularität in Europa.
Seiner ersten LPBecause of You (1952) folgten 1955 das AlbumCloud 7 mit dem GitarristenChuck Wayne (von 1954 bis 1957 Bennetts Orchesterleiter) und 1957 die LPThe Beat of My Heart, auf der Bennett seine Stärken als Jazz-Sänger demonstrierte, einer Musikrichtung, der er sich begleitet von seinem neuen Pianisten und langjährigen OrchesterleiterRalph Sharon ab 1957 verstärkt widmete. Als einer der ersten Sänger seiner Sparte arbeitete er auf zwei Alben mitCount Basie und seinem Orchester zusammen (Basie Swings, Bennett Sings, 1958;In Person! With Count Basie, 1959).
Als Urlaubsvertretung fürPerry Como erhielt Bennett im Sommer 1959 für einige Wochen seine eigene Fernsehshow(The Tony Bennett Show). Als Schauspieler wirkte er 1963 in einigen Episoden der Fernsehserie77 Sunset Strip mit und übernahm 1966 eine Rolle im Hollywood-StreifenThe Oscar (dt.:… denn keiner ist ohne Schuld).
1962 gab er ein Galakonzert in der New YorkerCarnegie Hall, das von Columbia auch als Live-Album herausgebracht wurde. Daneben erschienen in rascher Folge zahlreiche weitere Studioalben bei Columbia, von denenI Left My Heart in San Francisco (1962) undI Wanna Be Around (1963) besonders erfolgreich waren. Mit der SingleI Left My Heart in San Francisco gewann Bennett 1963 zweiGrammys; das Lied gilt inzwischen als eine seiner Markenmelodien. FürI Wanna Be Around (1963),Who Can I Turn To (1964) undThe Shadow of Your Smile (1965) erhielt Bennett weitere Grammy-Nominierungen.
1965 trennten sich Bennett und Sharon. Der Aufforderung seiner Plattenfirma, sich auf seinen Alben stärker zeitgenössischer Pop-Musik zu widmen, kam Bennett nur mit zunehmendem Widerwillen nach und seine LPs (darunter der AchtungserfolgFor Once in My Life, 1967) verkauften sich zusehends schlechter (wie etwaTony Sings the Great Hits of Today, 1969).
1967 engagierte BennettTorrie Zito als Tournee-Pianisten, musikalischen Leiter und zeitweise auch als Arrangeur; Zito arbeitete die nächsten sieben Jahre mit Bennett zusammen.
1972 wechselte Bennett für kurze Zeit von Columbia zum LabelMGM Records. Er erhielt keinen festen Plattenvertrag mehr, nachdem MGM zwei relativ erfolglose Alben veröffentlicht hatte.
Daraufhin gründete Bennett sein eigenes Plattenlabel Improv Records, für das er zwei Alben mit Songs vonRodgers und Hart produzierte und zusammen mit dem JazzpianistenBill Evans seine beiden wohl besten Jazz-Alben einspielte (The Tony Bennett/Bill Evans Album 1975,Tony Bennett and Bill Evans – Together Again 1977).[4] Doch blieb der kommerzielle Erfolg zunächst aus, so dass Bennett das Label Ende der 1970er-Jahre aufgeben musste.
Beinahe zehn Jahre lang nahm Bennett nun keine neuen Platten auf und hielt sich mit Konzertauftritten inLas Vegas über Wasser, während die Steuerbehörden zeitweise sein Haus inLos Angeles beschlagnahmten. Eine ÜberdosisKokain kostete ihn 1979 beinahe das Leben.
In den frühen 1980er-Jahren fand Bennett allmählich in ein geregeltes Leben zurück, zog zurück nach New York und tat sich wieder mit Ralph Sharon und dessen Trio zusammen, während sein Sohn Danny Bennett sich fortan als Manager um die Geschäfte kümmerte. Nach einer Reihe erfolgreicher Konzertauftritte auf kleineren New Yorker Musikbühnen und in einigen populären Fernsehshows gelang Bennett 1986 ein Comeback bei seinem alten Label Columbia Records, das ihn wieder unter Vertrag nahm.
Nach seinem erfolgreichen Wiedereinstieg bei Columbia mit Alben wieThe Art of Excellence (1986) und der musikalischen RückschauAstoria – Portrait of the Artist (1990) gewann Bennett 1993 einen Grammy für sein Jazz-AlbumPerfectly Frank (1992), eine Hommage an seinen Freund und BewundererFrank Sinatra. Schon ein Jahr später konnte er fürSteppin’ Out, ein Tribut anFred Astaire, erneut einen Grammy entgegennehmen. MitHow Do You Keep the Music Playing? etablierte Bennett auch einen zweiten Markensong.
Nachdem ein Video mit dem Titellied ausSteppin’ Out sehr erfolgreich beim MusiksenderMTV gelaufen war, produzierte Bennett begleitet von Ralph Sharon 1994MTV Unplugged: Tony Bennett, ein komplettes Jazz-Konzert-Special mitElvis Costello undk.d. lang als Gaststars, das für Quotenrekorde sorgte und ihm beim vorwiegend jüngeren Publikum fortdauernde Popularität sicherte. Das zugehörige Columbia-Album erreichte Platin und gewann zwei Grammys.
Seither gewann Bennett mit seinen regelmäßig erscheinenden neuen Columbia-Alben, darunter Tribute an die JazzgrößenBillie Holiday,Duke Ellington undLouis Armstrong, zahlreiche weitere Auszeichnungen; zwischen 1996 und 2011 erhielt Bennett acht weitere Grammys für das beste traditionelle Pop-Album des Jahres. Für sein KonzertspecialLive by Request – A Valentine’s Special (1996) gewann Bennett einenEmmy. 1998 wurde er in die amerikanischeBig Band and Jazz Hall of Fame aufgenommen; 2001 erhielt er einen Grammy für sein Lebenswerk. Für 2006 erhielt Bennett einJazz Masters Fellowship der staatlichenNEA-Stiftung, die höchste Auszeichnung für Jazzmusiker in den USA.
Tony Bennett mitLady Gaga auf derCheek to Cheek-Tournee, 2015
Bennett ging regelmäßig auf Konzerttourneen in den USA und in Europa (dort vor allem in Großbritannien und Italien), wo er etwa im Frühjahr 2007 vorwiegend mit kleiner Jazz-Combo-Begleitung zu sehen war. Seit Ralph Sharons Ausscheiden 2003 fungierte der PianistLee Musiker als deren Leiter. Im Oktober 2011 fand ein Konzert imLondon Palladium statt.
Im November 2011 veröffentlichte Sony mitTony Bennett – The Complete Collection eine umfassende Retrospektive, die auf 73 CDs und 3 DVDs sämtliche Alben und Singles (einschließlich bislang unveröffentlichter Studioaufnahmen) sowie eine Reihe von Konzertmitschnitten enthält.[6]
Im Oktober 2012 veröffentlichte Bennett ein drittes Duettalbum mit ausschließlich lateinamerikanischen Künstlern unter dem NamenViva Duets, auf dem Lieder in Englisch, Spanisch und Portugiesisch interpretiert wurden. Im September 2014 folgte das AlbumCheek to Cheek, das er gemeinsam mit Lady Gaga einspielte. Ein Jahr später erschienThe Silver Lining, gemeinsame Aufnahmen mitBill Charlap vonJerome-Kern-Songs. Im Oktober 2021 folgte ein weiteres gemeinsames Album mitLady Gaga unter dem NamenLove For Sale, das Bennetts letztes Studioalbum ist.[7]
Bereits im August 2021 gab Bennett mit Lady Gaga unter dem TitelOne Last Time zwei Konzerte in der New YorkerRadio City Music Hall. Weitere Soloauftritte Bennetts, die für September 2021 angekündigt waren, wurden eine Woche später abgesagt, da Bennett auf ärztlichen Rat hin keine Konzerte mehr geben wollte.[7][8]
Seine Familie machte Anfang 2021 bekannt, dass Bennett seit 2015 anAlzheimer erkrankt ist; die Diagnose sei 2016 gestellt worden. Er habe „zunehmend weniger Momente der Klarheit und des Bewusstseins“, sei aber musikalisch tätig.[9] Bennett starb im Juli 2023, rund zwei Wochen vor seinem 97. Geburtstag.[10]
1952 heiratete Bennett Patricia Beech. Aus der Ehe stammen zwei Söhne: D’Andrea (genannt „Danny“) Bennett, der seit den 1980er-Jahren als Produzent und Manager für seinen Vater arbeitete, und Daegal (genannt „Dae“) Bennett, der als Toningenieur seit den 1990er-Jahren die Aufnahmen seines Vaters betreute. 1965 trennte sich das Paar, 1971 wurde die Ehe geschieden.
Aus seiner Ehe mit der SchauspielerinSandra Grant, die er 1965 bei den Dreharbeiten zuThe Oscar kennengelernt hatte, stammen zwei Töchter. 1980 ließ sich das Paar scheiden.
Seit Mitte der 1980er Jahre war Tony Bennett mit der Lehrerin Susan Crow liiert; die beiden heirateten am 21. Juli 2007.[11]
Seit frühester Jugend widmete sich Bennett nahezu täglich der Malerei, insbesondere demAquarell, und pflegte dieses Hobby auch während seiner vielen Konzertreisen. Seine Werke, die er mit seinem Geburtsnamen Benedetto signiert, waren auf zahlreichen Ausstellungen in den USA zu sehen, unter anderem bei denVereinten Nationen, und auch in verschiedenen europäischen Galerien, zuletzt 2005 inLondon. 1996 veröffentlichte Bennett zahlreiche seiner Werke in dem von ihm selbst kommentierten BildbandWhat My Heart Has Seen; daneben betrieb Bennett eine gesonderte, seiner Malerei gewidmete Internetpräsenz.
Zusammen mit seiner dritten Ehefrau gründete Bennett 1988 die Stiftung „Exploring the Arts“, die junge Nachwuchskünstler verschiedener Sparten bei ihrer Ausbildung unterstützt.[12]
Im Gedenken an seinen Freund und BerufskollegenFrank Sinatra gründete Bennett 2001 im New Yorker Stadtteil Queens dieFrank Sinatra School of the Arts, an der die Studiengänge Instrumentalmusik, Gesang, Tanz, Theater und Schöne Künste angeboten werden und deren Finanzierung Bennett mit zahlreichen Benefizauftritten unterstützte. Im September 2009 bezog die Schule ein eigenes Gebäude in Astoria, dem Stadtviertel, in dem Bennett geboren wurde.[13]
Erstveröffentlichung: 28. September 1999 Coveralbum zum 100. Geburtstag vonDuke Ellington Grammy (Best Traditional Pop Vocal Performance) Produzenten: Danny Bennett, Tony Bennett, Phil Ramone