Theodore Doney McCown (*18. Juni1908 inMacomb,Illinois; †17. August1969 inBerkeley) war einUS-amerikanischerPaläoanthropologe und Hochschullehrer an derUniversity of California, Berkeley. Er wurde in den 1930er-Jahren in Fachkreisen international bekannt aufgrund seinerAusgrabungen im Gebiet desKarmel-Gebirges im heutigenIsrael. Zu seinen bedeutendsten Funden zählen dieFossilien aus derSkhul-Höhle, die heute demfrühen anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) zugeschrieben werden. McCown verfasste ferner 1939 gemeinsam mitArthur Keith die erste ausführliche Beschreibung von Knochenfunden aus derTabun-Höhle,[1] die heute demNeandertaler zugeschrieben werden. In den 1950er- und 1960er-Jahren befasste er sich unter anderem mit der Interpretation von Funden derGattungHomo ausIndien.
Theodore McCown wuchs ab 1914 in Berkeley auf, da sein Vater dort zum Direktor derPacific School of Religion berufen worden war. Nachdem der Vater Direktor desPalestine Exploration Fund geworden war, lebte die Familie in den 1920er-Jahren mehrere Jahre lang inPalästina. Die Anwesenheit bei Ausgrabungen weckte Ted McCowns Interesse anarchäologischer Forschung, so dass er ab 1926 in BerkeleyAnthropologie studierte und dort 1929 mit demBachelor-Abschlussgraduiert wurde. In den folgenden zwei Jahren nahm er unter anderem an ausgedehnten archäologischen Exkursionen in Frankreich, Spanien, Deutschland, der Schweiz und Österreich teil, ferner war er als Assistent derYale-American School of Oriental Research bei Ausgrabungen inGerasa im heutigenJordanien tätig.
1931 wurde McCown ins Graduiertenprogramm derYale University aufgenommen. Danach war er bis Mitte 1932 verantwortlich für die Planung und Durchführung der Ausgrabungen imKarmel-Gebirge im heutigenIsrael, deren GesamtleitungDorothy Garrod oblag. Zu seinen Aufgaben gehörte in dieser Zeit auch der Kontakt zur damals für dasGebiet des Völkerbundmandats für Palästina zuständigen Antiquitäten-Behörde; diese Verhandlungen hatten zur Folge, dass die in Höhlen des Karmel-Gebirges entdecktenhomininen Fossilien zwecks eingehender wissenschaftlicher Untersuchung insVereinigte Königreich ausgeführt und imRoyal College of Surgeons verwahrt wurden.
Das akademische Jahr 1932/33 verbrachte er in Berkeley. Danach ging er nachLondon, wo er bis 1937 gemeinsam mitArthur Keith die alsMount CarmelNeanderthals bezeichneten Fossilien zunächst aus ihrer Einbettung inKalkstein-Brekzie freilegte, sie detailliert beschrieb und Rekonstruktionen anfertigte. Die 1939 erfolgte Publikation dieser Untersuchungen wurde bereits 1940 vonAshley Montagu als „mustergültig“[2] und im Nachruf der Berkeley University auf Theodore McCown als „Klassiker der archäologischen Ausdeutung“ beschrieben.[3] Diese Publikation, veröffentlicht als zweiter Teil des WerkesThe Stone Age of Mount Carmel, stieß eine anhaltende Fachdiskussion über die verwandtschaftliche Nähe der Neandertaler mit dem anatomisch modernenMenschen an: McCown hatte darauf hingewiesen, dass die Funde aus derTabun-Höhle eher „neanderthaloid“ (dem bis dahin nur aus Europa bekannten Neandertaler ähnlich) waren, die Funde aus derSkhul-Höhle eher denCro-Magnon-Menschen ähnelten.
Im Juni 1938 wurde McCown Dozent im Institut für Anthropologie der Berkeley University, noch bevor er seineDoktorarbeit fertiggestellt hatte. DiePromotion folgte 1940; sie beruhte auf der Erforschung von fossilen Schädelknochen aus dem Karmel-Gebirge[4] in der Arbeitsgruppe vonAlfred Kroeber. Danach verbrachte er ein Jahr mitFeldstudien in Peru, wo er inHuamachuco undCajabamba an Grabungsarbeiten im Bereich von Siedlungen aus der Präinka-Epoche beteiligt war.[5] Von 1942 bis 1945 leistete McCown imPresidio inSan Francisco seinen Militärdienst als medizinischerForensiker ab; zu seinen Aufgaben gehörte insbesondere die Identifizierung von getöteten Soldaten desZweiten Weltkriegs.
Ab 1946 war McCown in Berkeley als Außerordentlicher Professor (Associate Professor) tätig. 1951 folgte die Berufung zum ordentlichen Professor; diese Professur hatte er in Berkeley bis zu seinem Tod inne. Forschungsreisen unternahm er 1958 und 1964/65 insNarmada-Tal inIndien und kooperierte dort mit indischen Kollegen. Außerhalb von Fachkreisen wurde McCown in den USA bekannt durch seine Tätigkeit als Forensiker. Er war unter anderem beteiligt an einerExhumierung und Identifizierung der Leiche vonJuan Bautista de Anza inArizpe (Bundesstaat Sonora inMexiko), der als Gründer vonSan Francisco gilt; ferner leitete er die Exhumierung vonJunípero Serra inCarmel-by-the-Sea, als dessenSeligsprechung vorbereitet wurde. McCown war zudem eingeschaltet in die Untersuchung einer Leiche, die – wie sich herausstellte: fälschlich – der FlugpionierinAmelia Earhart zugeschrieben worden war.
Personendaten | |
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NAME | McCown, Theodore D. |
ALTERNATIVNAMEN | McCown, Theodore Doney; McCown, Ted |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Paläoanthropologe |
GEBURTSDATUM | 18. Juni 1908 |
GEBURTSORT | Macomb,Illinois |
STERBEDATUM | 17. August 1969 |
STERBEORT | Berkeley |