Terra Australis

Terra Australis (lat.terra „Erde, Land“;australis „südlich“) ist die Bezeichnung eines in der Antike postulierten, hypothetischen Südkontinentes. Geprägt hat den NamenClaudius Ptolemäus (100–175) in seinem WerkGeographike Hyphegesis. Er ging davon aus, dass die bekannten Landmassen im Norden durch eine entsprechend große auf der anderen Seite der Erde (Terra australis incognita;altgr.: ἄγνωστος γῆ,ágnōstos gê „unbekanntes Land“) ausbalanciert sein müsste. Er nahm dabei an, dass diese hypothetische südliche Landmasse mitAfrika über einenIsthmus verbunden sei, so dass alle Meere von Land umgeben wären.[1]
Fiktiver Südkontinent
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Antike und mittelalterlicheKartografen trugen daher in ihre Weltkarten einen fiktivenSüdkontinent ein, der sich vom Indischen Ozean bis zumSüdpol erstreckte. Manche versahen diese Landmasse noch mit Eintragungen von erfundenen Gebirgen und Flüssen und oft auch mitFabelwesen. Der damaligen Vorstellung nach handelte es sich um einenKontinent mit angenehmem, warmemKlima, reichenBodenschätzen und einerzivilisiertenBevölkerung, zu der man Handelsbeziehungen aufbauen könnte (siehe auchKerguelen).
Gegen Ende desMittelalters wandte sich das Interesse, hervorgerufen durch die großen Entdeckungsfahrten, wieder verstärkt der These von der Existenz eines riesigen, sagenhaften Südkontinents zu. So glaubteMagellan, mit derMagellanstraße 1520 die Durchfahrt zwischenAmerika und dem Südkontinent entdeckt zu haben, weshalb der mutmaßliche Südkontinent in der Folgezeit auch alsMagallanica oderMagellanica bezeichnet wurde.[2]Francis Drake bewies jedoch aufseiner Weltumsegelung 1577–80, dass die Magellanstraße kein Kanal zwischen zwei Kontinenten ist: Südlich Südamerikas entdeckte er zahlreiche Inseln, und als er schließlichKap Hoorn erreichte, erstreckte sich vor ihm nur noch die offene See.
Tatsächlich befand sich jedoch weiter südlich noch eine größere Landmasse –Antarktika, das 1820 entdeckt wurde, jedoch deutlich kleiner ausfiel als der lange Zeit angenommene Südkontinent.
Entdeckungsfahrten rund um Australien
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am 3. Mai 1606 erreichtePedro Fernández de Quirós dieNeuen Hebriden (heuteVanuatu). Eine dieser Inseln,Espiritu Santo, erschien ihm derart groß, dass er mutmaßte, es könnte sich hierbei um den legendären Südkontinentterra australis incognita handeln. Er nannte die Insel daraufhinLa Austrialia del Espiritu Santo („das Südland des Heiligen Geistes“). Hier gründete er dieKolonieNova Jerusalem.[3]
AuchAbel Tasman glaubte zunächst, das unbekannte Südland finden zu können, als er 1642 für dieNiederländische Ostindien-Kompanie auf Erkundungsfahrt zur 1619 gesichtetenTerra incognita (Westaustralien) aufbrach. Auf seiner Seeroute rund umAustralien bewies er aber stattdessen, dass dieser Kontinent sich bei weitem nicht bis zum Südpol erstreckt.
Charles Bouvet hielt stattdessen die von ihm 1739 gesichteteBouvetinsel im südlichen Atlantik für einen Teil des Südkontinents.Alexander Dalrymples Schriften und Überzeugung waren der Anlass,James Cook die Gebiete um den 60. Breitengrad Süd genauer erforschen zu lassen. Erst Cook zeigte 1772 mit seiner Umrundung derAntarktis, dass Indischer undPazifischer Ozean ineinander übergehen und die Landmasse erheblich kleiner sein muss, also die postulierteTerra Australis nicht existiert.
Dies und die Einbürgerung des NamensAustralien sind wohl die Gründe, dassAntarktika, als einzig echter Anwärter, schließlich mit einem anderen Namen bedacht wurde.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Relation Herrn Petri Fernandes de Quir / Spanischen Hauptmans e[t]c. So er König. May. in Spanien e[t]c. Von dem new erfundnem vierten theil der Welt (so bißher in Mappis oder Landafflen Terra Australis incognita genannt) vnd desselben Länder / Reichtumb vnd Fruchtbarkeit e[t]c. vbergeben. In Spanischer Sprach zu Pampelona mit deß Königlichen Raths erlaubnuss getruckt / jetzo aber meniglich zu gutem ins Teutsch gebracht. Bey Chrysostomo Dabertzhofer, Augsburg 1611.
- Gerald Sammet:Die Welt der Karten. Historische und moderne Kartografie im Dialog (=Atlantica. Die Welt der Karten). Wissen-Media-Verlag, Gütersloh u. a. 2008,ISBN 978-3-577-07251-9.
- Jules Verne:Die großen Seefahrer und Entdecker. Eine Geschichte der Entdeckung der Erde im 18. und 19. Jahrhundert. Diogenes-Verlag, Zürich 1974,ISBN 3-257-00935-6, S. 44–73 (erster Teil, Kapitel 2:Auf der Suche nach dem südlichen Kontinent).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑The Invention of Terra Australis Incognita
- ↑Die BezeichnungMagallanica findet sich u. a. auf den Weltkarten vonPetrus Plancius 1594 undWillem J. Blaeu 1606.
- ↑Relation Herrn Petri Fernandes de Quir / Spanischen Hauptmans e[tc. So er König. May. in Spanien e[t]c. Von dem new erfundnem vierten theil der Welt (so bißher in Mappis oder Landafflen Terra Australis incognita genannt) vnd desselben Länder / Reichtumb vnd Fruchtbarkeit e[t]c. vbergeben.] In Spanischer Sprach zu Pampelona mit deß Königlichen Raths erlaubnuss getruckt / jetzo aber meniglich zu gutem ins Teutsch gebracht. Bey Chrysostomo Dabertzhofer, Augsburg 1611.