
Emar,Imar, assyrisch Aštata, römischBarbalissus, arabischBālis, heuteMeskene Qadime, ist eine bronzezeitliche Stadt am Bogen des mittlerenEuphrats inSyrien, 85 km westlich vonar-Raqqa. Sie ist schon ausEbla-Texten aus dem 24. vorchristlichen Jahrhundert bekannt. Sie lag an der Kreuzung der Handelsrouten zwischen Mesopotamien und Syrien überTadmor einerseits und nach Anatolien andererseits. Die Stadt erstreckt sich über 1000 × 700 m Fläche und ist heute vom Wasser desAssad-Sees umgeben.
Die Siedlung war durch den Bau derTabqa-Talsperre bedroht. Ein französisches Team unter Leitung vonJean Margueron führte zwischen 1972 und 1976 Ausgrabungen durch. Bereits in der ersten Grabungswoche wurden Tontafeln mit dem Namen der Siedlung entdeckt. Es wurden insgesamt ca. 700 Keilschrifttafeln aufgedeckt und durch denEpigraphikerDaniel Arnaud publiziert. Weitere Tafeln aus illegitimen Grabungen gelangten in den Kunsthandel. Sie stammen vorwiegend aus der Spätbronzezeit und sind in einemmittelbabylonischen Dialekt mit starkemaramäischen oder arabischen Einschlag gehalten. Auch einigehethitische undhurritische Texte wurden entdeckt.
Nach Ende der Ausgrabungen wurde das Gelände der Stadt durch Raubgrabungen stark beschädigt. Seit 1996 führte ein Team von derEberhard Karls Universität Tübingen unter Leitung vonUwe Finkbeiner dort Grabungen und Sicherungsarbeiten durch.
Die hethitische Stadt auf dem Hochufer hatte ein regelmäßiges rechteckiges Straßennetz und der Baugrund war teilweise terrassiert.Muršili II. erwähnt den Bau der Stadt in seinen Annalen. Sie besaß demnach eine hethitische Garnison unter dem Kommando des „Oberaufsehers des Landes“. Außerdem gab es eine hethitische Zivilverwaltung, die einem Prinzen (dumu.lugal) unterstand.
Die Stadt war auf drei Seiten durch einen Steilabfall geschützt und hatte auf der vierten Seite einen 30 m breiten und 15 m tiefen Graben, der in den anstehenden Kalkstein eingetieft war. Außer zwei Tempeln auf dem Gipfel des Plateaus wurde auch ein Palast (Palast A) im Stil einesbīt ḫilāni ausgegraben. Tempel M2 hatte Keramikzylinder als Verzierungen der Fassade, wie sie auch ausNuzi undElam bekannt sind. Die Häuser der Stadt hatten einen sehr einheitlichen Plan. Sie bestanden meist aus drei Räumen, ein Treppenaufgang beweist die Existenz eines oberen Stockwerks.
Die Stadt unterhielt Handelsbeziehungen mitEbla undMari. Sie lag vermutlich direkt am Ufer des Euphrat. Zwischen der Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. und 1187 v. Chr. war Emar als die Hauptstadt von Aštata einhethitisches Protektorat und Vorposten gegen Assur. Der König von Emar war ein Vasall des Königs vonKarkemiš, der ein Verwandter des Großkönigs war und den Rang eines Vizekönigs innehatte. Die Stadt wurde zweimal über längere Zeit belagert, entweder von Mitanni oder von Assur (die Texte haben nur Truppen aus TAR.WA) und die Not war so groß, dass sich einige Bürger in die Sklaverei verkauften. Unter dem König Pilsu-Dagan wurde Emar von dem König von Mitanni angegriffen, dieser konnte aber mit Hilfe desWettergottes zurückgeschlagen werden. Arnaud[1] erwägt, dass es sich dabei umQibi-Aššur, einen assyrischen General gehandelt haben könne.
Die Stadt wurde um 1175 v. Chr.[2] oder 1185 v. Chr.[3] – möglicherweise von aramäischen Gruppen[4] – zerstört und erst in römischer Zeit wieder besiedelt.
Es sind insgesamt vier Herrscher von Emar überliefert. Baʿal-Kabar, der erste überlieferte Herrscher hatte mehrere Söhne, von denen Ahi-Reschep und Abbānu jedoch verstarben, bevor sie den Thron besteigen konnten. Pilsu-Dagan hatte einen rebellischen Bruder namens Bisu-Dagan, den Durandt jedoch für eine alternative Schreibung von Pilsu-Dagan hält.
In der Spätbronzezeit wurde auf dem Gebiet von Emar hauptsächlich Gerste angebaut, es gab auch Weingärten und Gemüsegärten. Es sind einige Listen von Feldern überliefert. Handel dürfte jedoch der wichtigste Wirtschaftszweig gewesen sein. Kaufleute aus Emar sind inUgarit,Tadmor und imassyrischen Reich nachgewiesen.
Die Einwohner benutztenRoll- oder Stempelsiegel, die teilweise zweisprachig, inHieroglyphenluwisch und akkadischer Keilschrift beschriftet waren.
Der oberste Priester der Stadt übte das Amt eines Zeichendeuters (lú-ḫal) aus Er residierte in dem Tempel M1, aus dem auch zahlreiche Tontafeln stammen. Er war dem Gottd-NIN.URTA geweiht, was alsAštar oder Bel māti gedeutet wird. Der zweite Tempel auf dem Hochplateau war einBaal-Tempel, in dem wahrscheinlich die Hohepriesterin NIN.DINGIR als Gattin des Gottes residierte. AuchDagān war ein wichtiger Gott. Er spielte vor allem imzukru-Ritual eine Rolle, das alle sieben Jahre stattfand. Aus dem Pantheon von Emar sind auch einige hethitische Götter bekannt.
Eine thematisch gegliederte Bibliographie zu Emar findet sich bei:Betina I. Faist, Josué J. Justel, Ferhan Sakal, Juan-Pablo Vita:Bibliography of Emar Studies (=Barcino Monographica Orientalia. Band 19). Edicions de la Universitat de Barcelona, Barcelona 2022,ISBN 978-84-9168-916-4 (online).
35.98724353388938.11024189Koordinaten:35° 59′ 14,1″ N,38° 6′ 36,9″ O