Hazor, auch Hasor bzw. Chazor (hebräischחָצֹרḥāṣor,altgriechischΑσωρAsōr), war einebronzezeitlichekanaanitischeMetropole auf einemTell in Ober-Galiläa nördlich desSees Genezareth. Später wurde sie eineisraelitische Stadt und heute ist sie die Ruine, Tell Hazor oder Tell al-Qeḍāh (arabisch تل القضاه) bzw. Tell Waqqas in der Nähe vonSafed.[1] Sie war um 1800 v. Chr. die größte Stadt inKanaan. 2005 wurden die Reste Hazors als Teil derBiblischen Tells – Megiddo, Hazor, Beer Sheba von derUNESCO zumWeltkulturerbe erklärt. Nach dieser historischen Stadt wurde der 1953 gegründete OrtHazor HaGelilit benannt[2], der 5 km südlich vom Tell liegt.
Tell Hazor liegt im Norden Israels östlich der FernstraßeKvisch
vonRosch Pina nachKirjat Schmona beimKibbuz Ayelet HaShahar. Der Tell ist mit fast 100 ha der größte Tell in Israel. Der Ort war an strategisch für Handel und Feldzüge wichtigen Routen gelegen, diePhönizien,Kleinasien undSyrien im Norden mitMesopotamien undÄgypten im Süden verbanden. Neben dem Handel war die Landwirtschaft in der fruchtbarenChulaebene Grundlage für den Wohlstand der für damalige Verhältnisse großen Stadt.
Die Erstbesiedlung des Hügelteils, auf dem die Oberstadt lag, geht auf den Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. zurück. Die Unterstadt wurde etwa 1800 v. Chr. errichtet. Während der Bronzezeit umfasste Hazor ein Gebiet, das zehnmal so groß war wie das seinerzeit unbedeutendeJerusalem. Die Stadt dürfte zu ihrer Blütezeit mindestens 20.000 Einwohner gehabt haben. Sie trieb Handel und ihre Herrscher hatten eine weitreichende Korrespondenz, wieTontafeln aus Hazor undMari zeigen. ÄgyptischeÄchtungstexte,Amarna-Briefe (EA 148, 227, 228, 364) und Kriegsberichte erwähnen Hazor mehrfach. In der Spätbronzezeit war Hazor als größtekanaanäische Stadt mit einer Fläche von 74 Hektar[3] etwa achtmal größer alsMegiddo oderLachisch. Aus der Stadt stammen diverseKeilschrifttafeln, darunter Briefe, die schon für die Zeit um 1700 v. Chr. internationale Korrespondenzen bezeugen. Hazor war die südwestlichste Stadt eines internationalen Städtesystems, das von Hazor bis in denIran reichte und in dem sich Herrscher mit Briefen austauschten.[4]
Im 13. Jahrhundert v. Chr. wurden Ober- und Unterstadt zerstört. Wer für diese Zerstörung verantwortlich war, ist umstritten. Ein Zusammenhang der Zerstörung mit derLandnahme der Israeliten wird diskutiert, aber auch bezweifelt.[5] Danach wurde nur noch die Oberstadt auf dem Hügel besiedelt. Ben-Hadad vonDamaskus soll Hazor erobert undOmri anschließend auf kleinerer Fläche erneut aufgebaut haben. Um 733/732 v. Chr. wurde Hazor von denAssyrern unterTiglat-Pileser III. endgültig zerstört.
In derBibel findet sich der Ortsname „Hazor“ ungefähr 20 Mal, hauptsächlich imBuch Josua und imBuch der Richter, ebenfalls in den Königsbüchern (1 Kön 9,15 EU und2 Kön 15,29 EU), bei Jeremia (Jer 49,28 EU) und Nehemia (Neh 11,33 EU). Er steht für unterschiedliche Orte: Im StammesgebietNaftali zum einen En Hazor (Jos 19,37 EU) und das hier besprochene Hazor (Jos 19,36 EU), sodann Orte im StammesgebietJuda:Jos 15,23 EU[6] undJos 15,25 EU.
Nach dem Bericht im Josuabuch führte KönigJabin eine kanaanitische Koalition gegenJosua in die Schlacht und wurde besiegt. Als Folge davon brannte Josua die Stadt Hazor vollständig nieder. Das Richterbuch berichtet von einem Konflikt zwischen König Jabin und den Stämmen unter Führung derRichterin Debora.
Die ersten Probegrabungen wurden im Jahr 1928 durch den britischen AltertumsforscherJohn Garstang durchgeführt. Gezielte Ausgrabungen wurden in den Jahren 1955–1958 und 1968/69 vonJigael Jadin in 14 Abschnitten (A–H, K–N, P und BA) in der Ober- und Unterstadt Grabungen durchgeführt.[7] Er erforschte vor allem den Aufbau der Stadt. Der Hügel konnte relativ früh als Siedlungsstätte identifiziert werden, die Funktion des umwallten – später als Unterstadt identifizierten – Areals wurde erst im Verlauf der Grabungen geklärt. Seit den 1990er Jahren werden weitere Grabungen unter der Aufsicht vonAmnon Ben-Tor durchgeführt.
Im Sommer 2012 wurde einSphinxfragment ausgegraben, das per Inschrift dem ägyptischen HerrscherMenkaura (etwa 2500 v. Chr.) aus demAlten Reich gewidmet ist. Wie die Sphinx nach Kanaan kam, ist ungeklärt. Sie ist eine der wenigen monumentalen ägyptischen Statuen, die in derLevante gefunden wurden.[8][9]
Hazor bestand aus der Unter- und der Oberstadt. Die Ruinen der Oberstadt sind offengelegt und touristisch zugänglich. Von der Oberstadt sind Teile der Stadtmauer aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. einschließlich des Stadttores mit sechs Kammern ('Salomonisches Stadttor'), auf jeder Seite drei, und zwei Türmen und südlich davon Kasematten sichtbar.
An zentraler Stelle der Oberstadt befinden sich der Palast (rekonstruierte Strukturen von originalen sichtbar getrennt), der kanaanäischen Königen im 16. bis 13. Jahrhundert v. Chr. (späte kanaanäische Periode, Bronzezeit) zeremoniellen Zwecken diente. Diese Bedeutung wird unter anderem durch den Fund einer 'Kulthöhe' ('Bamah',בָּמָה, (Ez 20,29 EU)) belegt. Stufen führen zum Palasteingang mit zwei großen rekonstruierten Säulen (syrischePilaster – in derBronzezeit waren diese in Syrien üblich), die auf original erhaltenen Sockeln stehen. Die unteren Teile der aus Lehmziegeln bestehenden Wände sind mit Basaltsteinen verkleidet (original erhalten), die oberen Teile waren aus Zedernholz. Östlich und südlich des Palastes befinden sich ältere kanaanäische Strukturen, unter anderem Stelen und Opfertische, aus der mittleren kanaanäischen Periode (18. bis 16. Jahrhundert v. Chr.).
Aus der Zeit des israelitischen KönigsAhab stammen das Wassersystem (Zisterne), die Zitadelle mit Kultplatz an der Westecke der Oberstadt sowieVierraumhäuser und öffentliche Warenlager ('Säulenhaus') im Norden der Oberstadt, während der Turm an der Westecke in der späten israelitischen Zeit Teil des Verteidigungssystems zur Abwehr der assyrischen Eroberung (732 v. Chr.) diente. Auf einer unteren Ebene vor der Zitadelle ist ein kultischer Platz ('Bamah') aus dem 11. Jahrhundert v. Chr. (Zeit derRichter) erkennbar. Östlich vom 'Säulenhaus' und nördlich vom 'Salomonischen Stadttor' befindet sich als Teil bzw. unmittelbar innerhalb der Stadtmauer ein Übergang zwischen der Ober- und der Unterstadt aus der späten kanaanäischen Zeit (16. bis 13. Jahrhundert v. Chr.) mit Basaltplatten gepflasterter Kultplatz einschließlich einer 'Bamah' aus geglätteten Basaltsteinen und mit gebohrten Hohlräumen von 2 cm Durchmesser, die zur Befestigung eines Throns gedient haben könnten. Darüberliegend benachbart sind Gebäudereste aus der Zeit der Könige Salomo (10. Jahrhundert v. Chr.) bis Ahab (9. Jahrhundert v. Chr.) mit Kasematten-Wänden im Abstand von 2,5 m und senkrecht dazu eine Reihe von Räumen, die gegenwärtig (Jahr 2018) noch archäologisch untersucht werden.
33.01823635.569053Koordinaten:33° 1′ 5,6″ N,35° 34′ 8,6″ O