Tekke

EineTekke (osmanischتكيهtekye;bosnischtekija;albanisch teqe;arabisch زاوية zāwiya;persisch درگاه dargāh[1] bzw.خانقاه chāneqāh, aus letzterem auch transkribiertKhanqah,Khaniqah oderKhanqa; Mehrzahl:Tekken) ist ein Zentrum einerSufi-Bruderschaft (Derwisch-Orden, bzw.tariqa) und bedeutet „Rückzugsort“, „Schutz“ oder „Asyl“. Seltener ist von einemKonvent die Rede, denn man kann eine Tekke nicht mit der christlichen Vorstellung eines Klosters vergleichen.
Es finden dort hauptsächlichDhikr-Zeremonien statt, wobei Derwische Gott mit seinenschönsten Namen anrufen. Der Ort kann aber auch zum Studium oder zu anderen Arbeiten dienen.
Entstehung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Zeitalter desislamischenProphetenMohammed gilt den Muslimen als das „goldene Zeitalter des Islams“, in dem die damaligen Muslime im Einklang mit den Gesetzen der noch so jungenReligion gelebt hätten. Diese Situation änderte sich aber ziemlich bald nach dem Tod des Propheten, als der Islam durch Eroberungszüge inNordafrika undAsien verbreitet wurde. Der Islam erlitt damals das Schicksal so mancher Religion und wurde in der breiten Bevölkerung zunehmend zum Lippenbekenntnis.
Aus Protest gegen diese Situation begannen die Sufis damit, eine asketische Lebensweise zu führen. Vereinzelt existieren schon Berichte über muslimische Asketen aus der Zeit Mohammeds, jedoch erst Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte nach Mohammeds Tod begannen die Sufis, sich in immer größer werdenden Orden zu organisieren. Zu jener Zeit trafen sie sich in größeren Häusern oder einfach im Freien auf dem Land, um gemeinsame Gottesdienste abzuhalten. Da diese Plätze aber nicht gegen Störung von außen geschützt waren, entstanden allmählich die ersten Tekken.
Die Gründung der ersten Tekke erfolgte laut gängiger Meinung im Jahr 150H / 767 n. Chr. inDamaskus. Es folgten weitere Gründungen imIrak und inChorasan, bevor sie sich in der gesamten islamischen Welt etablierten.[2]
Verschiedene Arten von Tekken
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In den verschiedenen Kulturräumen haben Tekken unterschiedliche Bezeichnungen und teilweise auch geringfügig abweichende Funktionen.
Im östlichen islamischen Gebiet sowie im mittelalterlichen Ägypten nennt man die Versammlungsortechānegāh. Sie waren dort kulturelle sowie theologische Zentren und wurden meist von der Regierung unterstützt. In den anderen Fällen bestanden sie aus Stiftungen und wurden von einflussreichen Wohltätern unterhalten.
Der Begriffzāwiya bedeutet wörtlich übersetzt „Winkel“. Diese Art von Versammlungsort wird eher für kleinere Gebäude verwendet, auch nennt man so die Wohnung desScheichs, dem Oberhaupt einer Tekke oder eines Ordens, in der sich die Derwische zum Dhikr treffen.[3] Außerdem befanden sie sich in früherer Zeit oft an Kreuzungen großer Reisewege und dienten somit den wandernden Derwischen als Ruheplatz.[4] Die Türken nennen die Sufi-Zentrentekke bzw.dargāh (persisch), letzteres bedeutet „Türschwelle“ oder „etwas, was zwischen zwei Orten ist“.[5]
Aufbau einer Tekke
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Der Baustil einer Tekke ist für gewöhnlich einfach und anspruchslos. Alle Tekken, auch die kleinsten, besitzen einen großen Hauptraum welcher, je nach Tariqa,sama'hane,Tevhidhane oder auchZikrhane genannt wird. In diesem finden die Dhikr-Zeremonien, bei den Mevlevis derSema, sowie auch das gemeinschaftliche rituelleGebet (arab.salat) statt.
Größere Tekken haben oft zusätzliche Räume. Beispielsweise besitzen manchesama'hananen einen abgeteilten Bereich,Mutrib, für MusikerMutriban, die den Dhikr wie bei denMevlevis musikalisch untermalen.
In manchen Tekken gibt es auch kleine Wohnräume für den Scheich, für seine Ehefrau, seine Töchter und jüngeren Söhne. Manchmal sind auchhudschras („Zellen“) vorhanden, die von Derwischen bewohnt sein können.
Manche Tekken, die sich auch für wohltätige Zwecke einsetzen, haben dafür zusätzliche große Räumlichkeiten oder sogar separate Gebäude. Ein Beispiel hierfür ist dieMiskinler Tekkesi inIstanbul, die bekannt ist für ihr großesLeprosorium.
Innerhalb des Tekken-Komplexes gibt es neben demsama'hana noch einen Ort namenstschilachana, der dazu dient,tschila (türkischçile) auszuüben. Hierfür begibt sich derDerwisch für den Zeitraum von 40 Tagen in absolute Abgeschiedenheit, um bestimmten geistigen Aufgaben und Übungen zu folgen.Bei großen Tekken, die beispielsweise das Zentrum einerTariqa (Derwisch-Orden, Weggemeinschaft) darstellen, ist oft auch eine Grabstätte des Ordensgründers (Pir) Bestandteil des Gebäudes. Diese ist in der Regel ein „Ort des Besuches“ (türk.Ziyaret) gläubigerMuslime.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Khanqa-Gebetshallen in Baltistan in der Tibet-Encyclopaedia
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Wörtlich: „Türschwelle, Schloss“ (Junker, Alavi:Persisch-Deutsches Wörterbuch. Leipzig/Teheran 1970). Damit inhaltlich verbunden ist der BegriffDerwisch (persisch درويش,DMGDarwīš), „an der Türschwelle Stehender“.
- ↑Y. N. Öztürk:The Eye of the Heart. Redhouse Press, Istanbul 1988,S. 27.
- ↑Annemarie Schimmel:Mystische Dimensionen des Islam. Frankfurt am Main / Leipzig 1995,S. 328.
- ↑Y. N. Öztürk:The Eye of the Heart. Redhouse Press, Istanbul 1988,S. 28.
- ↑Hz. Mevlana und die Mevlevi tariqa:Dschihâdî Dede. IFI-Publikationen.