| Team Visma-Lease a Bike | |
| Teamdaten | |
| UCI-Code | TVL |
| Nationalität | Niederlande |
| Lizenz | UCI WorldTeam |
| Betreiber | Blanco Pro Cycling Team |
| Erste Saison | 1984 |
| Disziplin | Straße |
| Radhersteller | Cervélo |
| General-Manager | Niederlande |
| Sportl. Leiter | Niederlande Niederlande Niederlande Deutschland Niederlande |
| Namensgeschichte | |
| Jahre | Name |
| 1984–1986 1987–1989 1990–1992 1993–1994 1995 1996–2010 2011–2012 2013 (bis Ende Juni) 2013–2014 2015–2018 2019 2020–2023 2024– | Kwantum Superconfex Buckler Wordperfect Novell Rabobank Rabobank Cycling Team Blanco Pro Cycling Team Belkin-Pro Cycling Team Team Lotto NL-Jumbo Team Jumbo-Visma Jumbo-Visma Team Visma-Lease a Bike |
| Mannschaftsfoto | |
| Website | |
| www.teamvismaleaseabike.com | |
DasTeam Visma | Lease a Bike ist das erfolgreichsteRadsportteam derNiederlande und hat seinen Sitz inAmsterdam. Es wurde im Jahr 1984 vonJan Raas unter dem NamenKwantum-Decosol gegründet.
Zu den größten Erfolgen der Mannschaft gehören zweiTour-de-France-Gesamtwertungssiege durch Jonas Vingegaard in den Jahren 2022 und 2023. Im Jahr 2023 konnte das Team als erste Mannschaft alle drei Grand Tours in einem Jahr für sich entscheiden, wobei sie mit Jonas Vingegaard,Primož Roglič undSepp Kuss drei unterschiedliche Gesamtsieger stellte.[1]
Des Weiteren erzielte die Mannschaft Gesamtsiege beimGiro d’Italia (2019,2023,2025) und derVuelta a España (2007,2019,2020,2021,2023,2025). MitLüttich–Bastogne–Lüttich (2020),Mailand–Sanremo (2020) und derFlandern-Rundfahrt (1986,1989,1991,1997) stellte das Team bereits sechs Sieger bei den fünfMonumenten des Radsports.
Seit dem Jahr 2024 startet die niederländische Mannschaft als Team Visma-Lease a Bike, wobei das Unternehmen offiziell den NamenYellow B. trägt.[2] Die Umstrukturierung erfolgte Ende 2023 im Zuge eines Sponsorenwechsels, im Bemühen eine eigene Identität zu schaffen, die nicht an den Geldgeber gebunden ist.[3] AlsCEO fungiert der NiederländerRichard Plugge, der die Leitung des Teams im Jahr 2013 übernahm. Weiters sind im sportlichen ManagementGrischa Niermann,Jacco Verhaeren,Mathieu Heijboer,Robbert de Groot undPatrick Broe tätig (Stand 2024).[4] Die Mannschaft ist Träger einerUCI-WorldTeam-Lizenz und somit bei den größten Rennen des Straßenradsports startberechtigt.
Die Gründung der Mannschaft geht auf den niederländischen RadsportlerJan Raas zurück, der das Team im Jahr 1984 um sich formierte und nach seinem Karriereende bis ins Jahr 2003 leitete.[5][6] Nachdem die Mannschaft in ihren Jahren viele unterschiedliche Namen getragen hatte, konnte sie mit demKreditinstitutRabobank einen großen Sponsor lukrieren, der sich im Zuge mehrererDoping-Skandale im Jahr 2012 aus dem Radsport zurückzog. Im Zuge einer Neustrukturierung fuhr die Mannschaft unter den NamenBelkin-Pro Cycling Team,Team Lotto NL-Jumbo undJumbo-Vimsa, wobei sie in jenen Jahren von Richard Plugge aufgebaut wurde.[7]
Neben der Männer-Mannschaft verfügt das Team Visma-Lease a Bike auch über einFrauen-Team und eine Nachwuchsmannschaft (Team Visma-Lease a Bike Development).

Nach einer Auseinandersetzung zwischen dem FahrerJan Raas und dem sportlichen LeiterPeter Post kam es am Ende der Saison 1983 zur Teilung der niederländischenTI-Raleigh Mannschaft. Es entstanden die Mannschaften Kwantum-Decosol undPanasonic, wobei mitLudo Peeters,Leo van Vliet,Ad Wijnands,Cees Priem,Jacques Hanegraaf undAdri van Houwelingen sechs Fahrer Jan Raas folgten. Weiters konnte sich das Team die Dienste von bekannten Radsportlern wieJoop Zoetemelk,Hennie Kuiper undAdrie van der Poel sichern.[5] In der ersten Saison (1984) der neugegründeten Kwantum-Decosol-Mannschaft trugen Jacques Hanegraaf und Adrie van der Poel auf den ersten Etappen dasGelbe Trikot bei derTour de France. Zu den größten Erfolgen zählte der Sieg beimAmstel Gold Race, sowie einTour-de-France-Etappensieg durch Jan Raas, der seine Karriere im Frühjahr 1985 beendete und die sportliche Leitung übernahm. In den beiden nachfolgenden Jahren folgten vier weitere Tour-de-France-Etappensiege, jeweils ein Erfolg beiZüri Metzgete, derClásica San Sebastián und der Sieg von Adrie van der Poel bei derFlandern-Rundfahrt 1986. Weiters wurde Joop Zoetemelk im Jahr1985Weltmeister und bestritt die anschließende Saison imRegenbogentrikot.
Mit dem Jahr 1987 erhielt die weiterhin von Jan Raas geführte Mannschaft mit Superconfex einen neuen Hauptsponsor.Adrie van der Poel verließ die Mannschaft undJoop Zoetemelk beendete seine Karriere mit dem Ende der Saison 1987, wobei er zuvor dasAmstel Gold Race gewann. Für Erfolge sorgte nun der vomSkala-Skil Team neu hinzugekommene SprinterJean-Paul van Poppel, der im Alter von 24 Jahren bei derTour de France 1987 zwei Etappen und diePunktewertung gewann. Nachdem er bei derTour de France 1988 vier Etappen für sich entschieden hatte, verließ er die niederländische Mannschaft jedoch wieder. Bis ins Jahr 1989 sorgten mitRolf Gölz undJelle Nijdam zwei weitere Fahrer für Etappensiege beim größten Radrennen der Welt. In der Gesamtwertung gelang dem, eher klassikerorientierten Team jedoch kein Top-Ergebnis. Weitere große Siege in jenen Jahren warenZüri Metzgete (1987), Amstel Gold Race,Mailand–Turin (jeweils 1988 und 1989) und der zweite Sieg bei derFlandern-Rundfahrt im Jahr1989 durchEdwig Van Hooydonck.
Ab dem Jahr 1990 ging die niederländische Mannschaft unter dem Namen Buckler-Colnago-Decca an den Start. Bis ins Jahr 1992 nahm die Anzahl der Tour-de-France-Etappensiege stetig ab, wobei das Team im Jahr 1992 erstmals seit seiner Gründung keinen Tageserfolg feierte. Bei den großen Eintagesrennen war man im Jahr 1991 mitEdwig Van Hooydonck bei derFlandern-Rundfahrt und mitFrans Maassen beimAmstel Gold Race erfolgreich. Weiters verpflichtete die Mannschaft den NiederländerSteven Rooks, der mit dem neunten Gesamtrang bei derVuelta a España 1991 für den ersten Top 10-Platz im Gesamtklassement einerGrand Tour sorgte. Das Jahr 1992 stellte mit nur 28 Siegen die bis dahin schlechteste Saison in der Geschichte der Mannschaft dar.
NachDavid Dekker im Jahr 1992, begann im Jahr 1993 auchMichael Boogerd seine Karriere bei der niederländischen Mannschaft, die nun für zwei Saisonen unter dem Namen Wordperfect–Colnago–Decca fuhr. Weiters verpflichtete das Team den MexikanerRaúl Alcalá für eine Saison, in der er dieTour DuPont vorLance Armstrong gewann, ehe er sich dem US-Amerikaner auf der 8. Etappe derTour de France 1993 geschlagen geben musste.Frans Maassen unterlagJohan Museeuw im Zweier-Sprint bei derFlandern-Rundfahrt und auchEdwig Van Hooydonck konnte mit demPfeil von Brabant nur ein größeres Eintagesrennen gewinnen. Im Jahr 1994 sicherte sich die Mannschaft die Dienste des 28-jährigen RussenViatcheslav Ekimov, der nach dem Gesamtsieg bei derValencia-Rundfahrt den dritten Rang bei der FernfahrtParis–Nizza belegte. Wie in den vorangegangenen Jahren konnte die Mannschaft jedoch keinen großen Sieg einfahren.
Im Jahr 1995 trug die Mannschaft den Namen von Novell Software, das Wordperfect als Produkt verkaufte. Der Sponsor blieb somit trotz der Namensänderung derselbe. Mit demUsbekenDschamolidin Abduschaparow verpflichtete die Mannschaft einen Top-Sprinter, der im Jahr1994 die Punktewertung derTour de France gewonnen hatte. Bei derTour de France 1995 setzte er sich im Sprint auf derChamps Élysées durch und sorgte so für den ersten Tour-de-France-Etappensieg der niederländischen Mannschaft seitJelle Nijdam im Jahr 1991.Edwig Van Hooydonck gewann zum insgesamt vierten Mal denPfeil von Brabant und wurde Zweiter desOmloop Het Volk, währendViatcheslav Ekimov als Vierter nur knapp einen Podestplatz beiParis–Roubaix verpasste. Für einen weiteren größeren Erfolg sorgte der FranzoseFrédéric Moncassin, derKuurne–Brüssel–Kuurne als Solist gewann.

Mit dem niederländischenKreditinstitutRabobank konnte die Mannschaft im Jahr 1996 einen neuen Hauptsponsor lukrieren, der bis ins Jahr 2012 im Radsport tätig blieb. In jenen Jahren konnte das Rabobank ProTeam, späterRabobank Cycling Team, mehrere große Erfolge einfahren. Im Zuge derUSADA Ermittlungen um den FallUS-Postal konnte der Mannschaft jedoch systematischesDoping nachgewiesen werden. Bereits in der ersten Saison wechselten mitRolf Sørensen undJohan Bruyneel zwei bekannte Fahrer zu der niederländischen Mannschaft. AuchAdrie van der Poel kehrte ins Team zurück, wobei er sich zwischenzeitlich vermehrt auf denCyclocross-Sport fokussierte und im Jahr1996Weltmeister wurde.Edwig Van Hooydonck beendete im Jahr 1996 seine Karriere undDschamolidin Abduschaparow wurde durch den 23-jährigen australischen SprinterRobbie McEwen ersetzt. Rolf Sørensen gewannKuurne–Brüssel–Kuurne und eine Etappe derTour de France 1996. Im Jahr1997 sorgte er für den vierten Erfolg bei derFlandern-Rundfahrt. AuchMichael Boogerd konnte im Jahr 1996 eine Etappe der Tour de France gewinnen und entwickelte sich in den nachfolgenden Jahren zu einem Leistungsträger der Mannschaft. Mit dem fünften Gesamtrang bei derTour de France 1998, fuhr er als erster Fahrer der niederländischen Mannschaft in die Top 10 der Gesamtwertung. Im Jahr darauf gewann er die FernfahrtParis–Nizza, dasAmstel Gold Race und denGiro dell’Emilia. Mit dem Jahr 2000 konnte auch sein LandsmannErik Dekker seine ersten großen Erfolge einfahren. Bei derTour de France 2000 gewann er drei Etappen, ehe er sich auch bei derClásica San Sebastián durchsetzte. In den nachfolgenden Jahren siegte er beim Amstel Gold Race (2001) und gewann die Gesamtwertung der FernfahrtTirreno–Adriatico (2002). Bis ins Jahr 2002 konnte die Mannschaft unter ihrem neuen Namen zehn Etappen bei der Tour de France gewinnen, wobei sich auchLéon van Bon, Robbie McEwen,Marc Wauters undKarsten Kroon in die Siegerlisten des größten Radrennens der Welt eintrugen. Während Adrie van der Poel seine Karriere nach dem Ende der Cyclocross-Saison 1999/2000 beendete, hatte sich das Rabobank ProTeam im Jahr 1998 die Dienste des BelgiersSven Nys gesichert, der als der erfolgreichste Cyclocross-Fahrer der Jahrtausendwende gilt.[8]

Im Vorfeld der Saison 2003 wurdeJan Raas als Teamchef durchTheo de Rooij ersetzt, nachdem es zu Spannungen zwischen dem Sponsor und dem Gründer der Mannschaft gekommen war.[6] Mit dem damals zweifachenWeltmeisterÓscar Freire sicherte sich die Mannschaft die Dienste eines Sprinters und Klassiker-Spezialisten. Der Spanier gewann in seiner Zeit beim Rabobank ProTeam drei Austragungen vonMailand–Sanremo (2004,2007,2010) und wurde im Jahr2004 ein drittes Mal Straßenradsport-Weltmeister, womit die niederländische Mannschaft in der Saison 2004 dasRegenbogentrikot in ihren Reihen hatte. Ein weiterer Neuzugang des Jahres 2003 war der ehemalige MountainbikerMichael Rasmussen, den das Team im Alter von 28 Jahren unter Vertrag nahm. Der Däne entwickelte sich nebenLevi Leipheimer (2002–2004) undDenis Menschov (ab 2005) zum Kapitän bei den großen Landesrundfahrten und gewann in den Jahren2005 und2006 dieBergwertung der Tour de France. Nachdem Denis Menschov mit dem zweiten Gesamtrang bei derVuelta a España 2005 für den erstenGrand-Tour-Podestplatz in der Geschichte des Teams gesorgt hatte, übernahm Michael Rasmussen im bei derTour de France 2007 auf der8. Etappe erstmals dasGelbe Trikot, dass er auf den nachfolgenden Abschnitten ohne größere Probleme verteidigen konnte. Nachdem er dieBergankunft der16. Etappe auf demCol d’Aubisque gewonnen hatte, betrug sein Vorsprung im Gesamtklassement mehr als drei Minuten, wobei ihn nur noch drei flache Etappen und ein Einzelzeitfahren vom Gesamtsieg trennten. Aufgrund von Doping-Vorwürfen, wurde er jedoch vor dem Start der17. Etappe von seiner eigenen Mannschaft aus dem Rennen genommen und mit sofortiger Wirkung suspendiert.[9] Michael Rasmussen wehrte sich lange Zeit gegen die Anschuldigungen, ehe er im Jahr 2013 ein umfangreiches Geständnis ablegte, bei dem er zugleich mitwissende im Team beschuldigte.[10] Wenige Wochen nachdem Michael Rasmussen von der Tour de France ausgeschlossen worden war, sorgte Denis Menschov bei derVuelta a España 2007 für den ersten Grand Tour-Sieg in der Geschichte der niederländischen Mannschaft. Zwischen den Jahren 2005 und 2007 konnte das Rabobank ProTeam acht Etappen bei der Tour de France gewinnen, wobei sich neben Michael Rasmussen, Denis Menschov und Óscar Freire auchPieter Weening in die Siegerliste des größten Radrennens der Welt eintrug.[8]

Als Nachwirkung des Dopingskandals um Michael Rassmusen tratTheo de Rooij als Teamchef zurück und wurde durch seinen LandsmannHarald Knebel ersetzt.[11] Denis Menshov etablierte sich als Kapitän bei den großen Rundfahrten und rückte nach der Disqualifikation vonBernhard Kohl auf den dritten Gesamtrang derTour de France 2008 vor. Im Jahr2009 gewann er denGiro d’Italia, ehe ihm sein zweiter Podiumsplatz bei derTour de France 2010 wegen Dopings aberkannt wurde.[12] Im Jahr 2011 verließ er das Rabobank ProTeam nach sechs Saisonen. Gemeinsam mit dem Russen wechselte auch Óscar Freire die Mannschaft, nachdem er im Jahr 2008 diePunktewertung und eine Etappe der Tour de France gewonnen hatte. MitRobert Gesink,Bauke Mollema undLaurens ten Dam stiegen junge, niederländische Fahrer aus demDevelopment Team zu den neuen Leistungsträgern auf, wobei Ersterer bei seinem Grand Tour-Debüt den siebten Rang bei derVuelta a España 2008 belegte. Bei der Tour de France blieb er zumeist jedoch hinter den Erwartungen zurück. Für den vorläufig letzten Podiumsplatz sorgte Bauke Mollema, der dieVuelta a España 2011 im Alter von 24 Jahren auf dem dritten Gesamtrang beendete, nachdem der SiegerJuan José Cobo im Nachhinein disqualifiziert worden war.[13] Bei den größeren Eintagesrennen sorgten nach dem Abgang von Óscar FreireSebastian Langeveld (Omloop Het Nieuwsblad 2011) undLuis León Sánchez (Clásica San Sebastián 2010 und 2012) für die einzigen Siege. Zwischen 2008 und 2012 konnte das Rabobank Cycling Team nur vier Tour-de-France-Etappen gewinnen, wobei sichJuan Manuel Gárate und Luis León Sánchez neben ihrem Landsmann Óscar Freire in die Siegerlisten eintrugen.[8]
Im Zuge der Aufklärung des Dopingskandals umLance Armstrong gab das Kreditinstitut Rabobank am 19. Oktober 2012 bekannt sich aus dem Straßenradsport zurückzuziehen.[14] In den Jahren zuvor war die niederländische Mannschaft immer wieder in Doping-Skandale involviert. Im Jahr 2008 wurde ein positiver Dopingtest von David Dekker veröffentlicht, ehe drei Fahrer des Teams in dieHumanplasma-Affäre verwickelt waren.[15]
Mit dem Jahr 2013 übernahm der ehemalige Sportjournalist und Presse- bzw. KommunikationsdirektorRichard Plugge die Leitung der Mannschaft, die zunächst aufgrund von fehlenden Sponsoren unter ihrem eigentlichen NamenBlanco Pro Cycling Team an den Start ging. Zwar wurde die Mannschaft für ein weiteres Jahr vonRabobank gesponsert, doch die niederländische Bank wollte nicht mehr mit dem Rad-Team in Zusammenhang gebracht werden.[16] Kurz vor dem Start derTour de France wurde mitBelkin ein neuer Sponsor vorgestellt.[17] Für den ersten Saisonhöhepunkt sorgtTom-Jelte Slagter, der mit derTour Down Under eine Rundfahrt derUCI WorldTour gewinnen konnte. Bei den Klassikern zeigte der NeuzugangSep Vanmarcke auf, der beiParis–Roubaix gemeinsam mitFabian Cancellara im Velodrom einfuhr, sich im Sprint jedoch geschlagen geben musste. Bei denGrand Tours konnte einzigBauke Mollema als Gesamtsechster der Tour de France ein Top-Resultat erzielen, ehe er auch eine Etappe derVuelta a España gewann. Am Ende der Saison dominierte das Belkin Pro Cycling Team bei der kleinerenTour of Hainan, wo es mit den SprinternTheo Bos undMoreno Hofland alle neun Etappen und die Gesamtwertung gewann.

Die Nachwirkungen des Ausstiegs vonRabobank zogen sich auch in die Saison 2014. Obwohl die Zukunft des Teams durch den Einstieg vonBelkin vorerst gesichert war, beschriebRichard Plugge den Zustand der Mannschaft in jenem Jahr als chaotisch. Bereits im Oktober der vorangegangenen Saison trennte sich das Belkin Pro Cycling Team vonLuis León Sánchez, der Berichten zufolge in denDopingskandal umEufemiano Fuentes involviert war, obwohl der Spanier noch einen für zwei Jahre laufenden Vertrag hatte.[18] MitRobert Gesink,Bauke Mollema,Laurens ten Dam,Steven Kruijswijk und dem aufstrebendenWilco Kelderman verblieben jedoch zahlreiche niederländische Leistungsträger in der Mannschaft. Auch der BelgierSep Vanmarcke überzeugte erneut bei den Frühjahresklassikern und wurde Dritter derFlandern-Rundfahrt, ehe er als Vierter nur knapp das Podium vonParis–Roubaix verpasste. BeimGiro d’Italia bestritt der erst 23-jährige Wilco Kelderman seine ersteGrand Tour und beendete diese auf dem siebten Gesamtrang. Mit Laurens Ten Dam und Bauke Mollema platzierten sich gleich zwei Fahrer des Belkin Pro Cycling Teams in den Top 10 der Tour de France, wobei die Mannschaft durchLars Boom auf der5. Etappe einen Tagessieg feiern konnte. Bereits im Juni des Jahres 2014 kündigte Belkin seinen Rückzug aus dem Radsport an, wodurch sich Richard Plugge erneut nach einem neuen Sponsor umsehen musste.[19]
Die Saison 2015 signalisierte einen Neustart des Teams, das mit der nationalenLotterie (Lotto NL) und derSupermarktketteJumbo zwei neue Sponsoren lukrieren konnte.[20] Dank der finanziellen Möglichkeiten begann nun eine Phase der Reorganisation und Bildung einer neuen DNA und Team-Kultur.[16] Mit dem damaligen KapitänBauke Mollema verließen gleich elf Fahrer die Mannschaft, die durch sieben großteils junge Fahrer ersetzt wurden. Aus Sicht der Resultate erreichte das Team Lotto NL Jumbo jedoch mit nur sechs Saisonsiegen einen neuen Tiefpunkt. Zwar fuhren sowohl der mittlerweile 29-jährigeRobert Gesink als auchSteven Kruijswijk als Sechster bzw. Siebter in die Top 10 derTour de France bzw. desGiro d’Italia, doch durchBert-Jan Lindeman konnte die Mannschaft einzig bei derVuelta a España eine Etappe einerGrand Tour gewinnen. Am Jahresende belegte das Team Lotto NL-Jumbo den 14. Rang im Ranking derUCI WorldTeams, wobei es nur besser als drei anderen Mannschaften abschnitt.[21]

Nach einer durchwachsenen Saison des Jahres 2015 begann im Jahr 2016 der Aufstieg der niederländischen Mannschaft. Im Zuge der Transfers wurden weitere Nachwuchsfahrer verpflichtet. Neben dem SprinterDylan Groenewegen und dem Zeitfahr-SpezialistenVictor Campenaerts sicherte sich das Team die Dienste des 25-jährigen SlowenenPrimož Roglič, der zuvor alsSkispringer erfolgreich gewesen war, und mit starken Leistungen beiAdria Mobil aufgezeigt hatte.[22] Bereits beimGiro d’Italia, wo Primož Roglič seinGrand-Tour-Debüt gab, belegte er Platz zwei im Auftaktzeitfahren und gewann kurze Zeit später dasEinzelzeitfahren der 9. Etappe.[23] Neben dem Slowenen überzeugte auchSteven Kruijswijk, der die Italien-Rundfahrt als Kapitän des Team Lotto NL-Jumbo in Angriff genommen hatte und nach der 14. Etappe dasRosa Trikot übernahm. Der 28-jährige Niederländer sah lange Zeit wie der mögliche Gesamtsieger des Giro d’Italia aus, ehe er auf der 19. Etappe in der Abfahrt desCol Agnel zu Sturz kam und schlussendlich als Vierter das Podium nur knapp verpasste.[24] Nachdem die Mannschaft bei derTour de France hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, gewannRobert Gesink eine Etappe derVuelta a España, dieGeorge Bennett auf dem Zehnten Gesamtrang beendete. Insgesamt konnte das Team Lotto NL-Jumbo im Jahr 2016 19 Siege feiern, von denen elf auf das Konto des Sprinter Dylan Groenewegen gingen. AuchSep Vanmarcke konnte bei den Frühjahres-Klassikern an seine früheren Leistungen anschließen und stand als Dritter erneut auf dem Podium derFlandern-Rundfahrt.

Im Vorfeld der Saison 2017 verließen mitWilco Kelderman undSep Vanmarcke zwei Leistungsträger das Team Lotto NL-Jumbo. Dafür sicherte sich die Mannschaft die Dienste des erfahrenen Rundfahrt-SpezialistenJürgen Van Den Broeck, der als Helfer vonRobert Gesink undSteven Kruijswijk verpflichtet wurde.[25] Nachdem das niederländische Team bei den Frühjahres-Klassikern nur eine Nebenrolle gespielt hatte, folgten die ersten Erfolge bei den größeren einwöchigen Rundfahrten. BesondersPrimož Roglič zeigte mit Etappensiegen bei derBaskenland-Rundfahrt und dem Gesamtsieg bei derAlgarve-Rundfahrt auf, ehe er sich sowohl beiTirreno–Adriatico als auch bei derTour de Romandie als einer der besten Gesamtklassement-Fahrer erwies. MitGeorge Bennett konnte das Team Lotto NL-Jumbo zudem dieKalifornien-Rundfahrt gewinnen. NachdemJos van Emden das Abschlusszeitfahren desGiro d’Italia gewonnen hatte, sorgten Primož Roglič undDylan Groenewegen für die ersten Etappensieg bei derTour de France seit dem Jahr2014. Steven Kruijswijk konnte nicht an seine Leistungen im vergangenen Jahr anschließen und gab zunächst den Giro d’Italia auf, ehe er dieVuelta a España als Gesamtneunter beendete.

Im Dezember des Jahres 2017 wurdenJuan José Lobato,Antwan Tolhoek undPascal Eenkhoorn aus disziplinarischen Gründen vom Trainingslager inGirona ausgeschlossen.[26] Das Trio wurde nach der Einnahme der SchlafmittelNoctamid undStilnox ins Krankenhaus eingeliefert.[27] Während der Vertrag von Juan José Lobato aufgelöst wurde, erhielten der 23-jährige Antwan Tolhoek und der 21-jährige Pascal Eenkhoorn eine zweite Chance. Beide wurden jedoch für zwei Monate suspendiert.[28]
MitSepp Kuss undNeilson Powless verpflichtete das Team Lotto NL-Jumbo zur Saison 2018 zwei junge US-Amerikaner, währendVictor Campenaerts undJürgen Van Den Broeck die Mannschaft verließen.Primož Roglič setzte seine Entwicklung zum Gesamtklassement-Fahrer fort und gewann mit derBaskenland-Rundfahrt,Tour de Romandie undSlowenien-Rundfahrt dreiEtappenrennen, ehe er an der Seite vonSteven Kruijswijk bei der Frankreich-Rundfahrt an den Start ging. Bei derTour de France erwies sich der Slowene als stärkster Fahrer der niederländischen Mannschaft und konnte mit der19. Etappe den letzten Abschnitt in denPyrenäen für sich entscheiden. Vor dem Zeitfahren der20. Etappe lag er zwischenzeitlich sogar auf dem dritten Gesamtrang, den er schlussendlich anChris Froome abgeben musste. Hinter Primož Roglič wurde Steven Kruijswijk Fünfter der Gesamtwertung.Dylan Groenewegen sorge mit zwei Etappensiegen für die bislang erfolgreichste Tour de France seit der Neustrukturierung im Jahr 2013. Auch abseits der Frankreich-Rundfahrt konnte das Team Lotto NL-Jumbo überzeugen. Nach dem Achten Gesamtrang vonGeorge Bennett beimGiro d’Italia verpasste Steven Kruijswijk bei derVuelta a España als Vierter nur knapp das Podium. Durch Dylan Groenewegen konnte die Mannschaft mitKuurne–Brüssel–Kuurne wieder ein größeres Eintagesrennen gewinnen, ehe Sepp Kuss gegen Ende der Saison mit drei Etappensiegen und dem Gesamtsieg bei derTour of Utah aufzeigte.

Ab dem Jahr 2019 ging das Team unter dem Namen Jumbo-Visma an den Start. Mit dem vierfachen ZeitfahrweltmeisterTony Martin und dem dreifachenCyclocross-WeltmeisterWout van Aert unterschrieben weitere bekanntere Radsportler bei der niederländische Mannschaft, die auch den RückkehrerMike Teunissen, den BelgierLaurens de Plus und den 22-jährigen DänenJonas Vingegaard unter Vertrag nahm.Primož Roglič gewann im Frühjahr mit derUAE Tour,Tirreno–Adriatico und derTour de Romandie dreiEtappenrennen derUCI WorldTour und ging im Anschluss als Mitfavorit beimGiro d’Italia an den Start. Nachdem er das Auftaktzeitfahren der Italien-Rundfahrt für sich hatte entscheiden können, trug er dieMaglia Rosa für fünf Tage und stand nach einem weiteren Etappensieg als Gesamtdritter erstmals auf dem Podium einerGrand Tour. Wenige Wochen später konnte das Team Jumbo-Visma auch bei derTour de France überzeugen. Nachdem Mike Teunissen die1. Etappe gewonnen und dasGelbe Trikot für zwei Tage getragen hatte, sorgtenDylan Groenewegen (7. Etappe) und Wout van Aert (10. Etappe) für die nächsten Etappen-Erfolge. MitSteven Kruijswijk stand zudem erstmals seit2008 wieder ein Fahrer der niederländischen Mannschaft auf dem Podium der Gesamtwertung. Der größte Erfolg der Saison 2019 folgte jedoch bei der letzten Grand Tour des Jahres, als Primož Roglič die 74. Austragung derVuelta a España für sich entschied. Der Slowene und sein HelferSepp Kuss gewannen zudem jeweils eine Etappe. Später war Roglič auch bei denEintagesrennenGiro dell’Emilia undTre Valli Varesine erfolgreich und führte am Jahresende das UCI-Ranking als bester Fahrer an.[29]

Nach den Erfolgen des Vorjahres stieg die Jumbo-Visma Mannschaft im Jahr 2020 zum dominanten Team im Fahrerfeld auf. MitTom Dumoulin sicherte sich die Mannschaft die Dienste des bis damals letzten niederländischenGrand-Tour-Siegers. Weiters konnte sie den NorwegerTobias Foss verpflichten, der im Jahr 2019 mit derTour de l’Avenir die größte Nachwuchsrundfahrt gewonnen hatte. Die Saison des Jahres 2020 stand ganz im Zeichen derCOVID-19-Pandemie, die im März zur vorläufigen Absage aller Rennen führte. Mit August wurde der Rennbetrieb wieder aufgenommen, wobei dieTour de France im September und somit vor demGiro d’Italia und derVuelta a España abgehalten wurde.[30]
Bereits in den ersten Rennen nach der COVID-19 bedingten Rennpause zeigteWout van Aert auf und gewann nach derStrade Bianche mitMailand–Sanremo das ersteMonument des Radsports nach der Neuformierung der Mannschaft. Nach derTour de l’Ain zeigte sich die Überlegenheit der Jumbo-Visma Mannschaft auch beimCriterium du Dauphine, dasPrimož Roglič vor dem letzten Etappentag im Gelben Trikot fahrend aufgrund eines Sturzes verlassen musste.[31] Trotz seiner Verletzungen ging der Slowene als Favorit bei der anschließendenTour de France an den Start, wo er dieBergankunft der4. Etappe inOrcières Merlette gewann und am Ende der ersten Woche das Gelbe Trikot des Gesamtführenden übernahm. Im weiteren Verlauf der Frankreich-Rundfahrt etablierte sichTadej Pogacar als größter Kontrahent, wobei Primož Roglič vor der vorletzten Etappe einen Vorsprung von 57 Sekunden aufwies. Im 36,2 Kilometer langen Zeitfahren der20. Etappe, das auf derPlanche des Belles Filles zu Ende ging, musste sich Primož Roglič seinem jüngeren Landsmann jedoch geschlagen geben und verlor fast zwei Minuten, wodurch er tags drauf als Gesamtzweiter in Paris ankam. Nach der Tour de France gewann Roglič für Jumbo-Visma mitLüttich–Bastogne–Lüttich ein weiteres Monument des Radsports, wobei ihm der Sieg per Jury-Entscheid zugesprochen wurde.[32] Am Ende der Saison wiederholte der Slowene seinen Gesamtsieg bei derVuelta a España und feierte zudem vier Etappensiege. Neben Primož Roglič überzeugte auch Wout van Aert, der nach zwei Tour-de-France-Etappensiegen Zweiter beim Zeitfahren und Straßenrennen derWeltmeisterschaften in Imola wurde und sich bei derFlandern-Rundfahrt nurMathieu van der Poel geschlagen geben musste. Das Team Jumbo-Visma führte am Jahresende die UCI-Rangliste an und stellte zudem mit Primož Roglič zum zweiten Mal in Folge den besten Fahrer.[33]

Im Jahr 2021 stiegen mitOlav Kooij,Gijs Leemreize undMick van Dijke drei Fahrer der Development-Mannschaft ins WorldTeam auf. Zudem verpflichtete Jumbo-Visma nebenEdoardo Affini undNathan Van Hooydonck den niederländischen Rundfahrt-SpezialistenSam Oomen.Laurens De Plus verließ die niederländische Mannschaft, nachdem er im Jahr zuvor aufgrund einer Erkrankung und Hüftverletzung kaum Rennen bestritten hatte. Am 21. Januar gabTom Dumoulin bekannt auf unbestimmte Zeit keine Rennen mehr zu bestreiten und eine Pause vom Profi-Radsport zu nehmen.[34] Aufgrund der Abwesenheit des Niederländers stieg der 24-jährige DäneJonas Vingegaard in der Mannschaftshierarchie auf und gewann nach einem Etappensieg bei derUAE Tour die Gesamtwertung derSettimana Internazionale Coppi e Bartali, ehe er hinterPrimož Roglič Zweiter derBaskenland-Rundfahrt wurde. Primož Roglič hatte zuvor die Gesamtwertung beiParis–Nizza aufgrund eines Sturzes am letzten Etappentag verloren.[35] Dennoch ging der Slowenen neben seinem LandsmannTadej Pogačar als Favorit an den Start derTour de France 2021. Auf der3. Etappe der Frankreich-Rundfahrt kam Primož Roglič jedoch erneut zu Fall und verlor mehr als eine Minute auf seine Kontrahenten. Nachdem er auf der8. Etappe noch mehr Zeit geeinbüßt hatte, verließ er die Tour de France.[36] In Abwesenheit des Kapitäns erhielten die Jumbo-Visma Fahrer nun mehr Freiheiten, was sich in insgesamt vier Etappensiegen durchWout van Aert undSepp Kuss äußerte. Der Belgier Wout van Aert, der im Frühjahr mitGent–Wevelgem und demAmstel Gold Race zweiEintagesrennen derUCI WorldTour gewonnen hatte, siegte dabei sowohl auf einer Bergetappe, die über denMont Ventoux führte, und gewann einEinzelzeitfahren, sowie den abschließenden Sprint auf derAvenue des Champs Élysées. Die Entdeckung der Tour de France war jedoch Jonas Vingegaard, der sich nach dem Ausscheiden von Primož Roglič als größter Herausforderer von Tadej Pogačar präsentierte und am Ende den zweiten Gesamtrang belegte. Bei denOlympischen Spielen von Tokio kehrte Primož Roglič in den Rennbetrieb zurück und holte die Gold-Medaille im Einzelzeitfahren, ehe er erneut dieVuelta a España in Angriff nahm. Mit drei Etappensiegen gewann er kurz darauf die Spanien-Rundfahrt zum dritten Mal in Folge. Am Ende der Saison gewann der Slowenen bei den italienischen Herbstklassikern erneut denGiro dell’Emilia undMailand–Turin und verpasste als Vierter nur knapp das Podium derLombardei-Rundfahrt. Nachdem er in der ersten Jahreshälfte kein Rennen absolviert hatte, kehrte Tom Dumoulin bei der Tour de Suisse ins Fahrerfeld zurück. Der Gesamtsieger desGiro d’Italia 2017 konnte jedoch nicht an seine früheren Leistungen anschließen, wenngleich er Zweiter im Zeitfahren der Olympischen Spiele wurde.

Für die Saison 2022 verstärkte sich die Jumbo-Visma Mannschaft mit weiteren Klassiker-Spezialisten. NebenChristophe Laporte undTiesj Benoot nahm sie auch den zweifachen ZeitfahrweltmeisterRohan Dennis und denMountainbikerMilan Vader unter Vertrag. Prominente Abgänge warenTony Martin,George Bennett undDylan Groenewegen, der aufgrund der zunehmenden Gesamtklassement-Ambitionen des Teams einen neuen Arbeitgeber suchte.[37] Die niederländische Mannschaft zeigte ihre Dominanz nun auch bei den Frühjahresklassikern, wobeiWout van Aert sowohl denOmloop Het Nieuwsblad als auchGent–Wevelgem gewann. Christophe Laporte und Tiesj Benoot sorgten für weitere Podestplätze bei den großen belgischenEintagesrennen. Nachdem Wout van Aert dieFlandern-Rundfahrt aufgrund einerCOVID-19-Erkrankung verpasst hatte, wurde er Zweiter beiParis–Roubaix und Dritter beiLüttich–Bastogne–Lüttich.[38] BeimGiro d’Italia nahmTom Dumoulin nebenTobias Foss die Kapitänsrolle ein, wobei beide bereits in der ersten Woche viel Zeit verloren.[39]Koen Bouwman konnte jedoch zwei Etappen und dieBergwertung für die Jumbo-Visma Mannschaft entscheiden. Unterdessen konnten sowohlPrimož Roglič als auchJonas Vingegaard mit ihren Leistungen überzeugen. Während der Slowene die Gesamtwertung vonParis–Nizza gewann, wurde Jonas Vingegaard hinterTadej Pogačar Zweiter beiTirreno–Adriatico. In Vorbereitung auf dieTour de France bestritten beide dasCritérium du Dauphiné, wobei sie sich überlegen vor den anderen Fahrern durchsetzten.[40] Auch bei der Frankreich-Rundfahrt gingen die beiden als Co-Leader ins Rennen, wobei Primož Roglič bereits auf der5. Etappe neuerlich zu Sturz kam und wertvolle Zeit im Gesamtklassement verlor.[41] Auf der11. Etappe nutzte das Jumbo-Visma Team seine Mannschaftsstärke und griff abwechselnd mit beiden Kapitänen im vorletzten Anstieg des Tages, demCol du Galibier an. Im Schlussanstieg desCol de Granon distanzierte Jonas Vingegaard den gesamtführenden Tadej Pogačar und übernahm dasGelbe Trikot, das er anschließend nicht mehr abgeben sollte.[42] Eine Schlüsselrolle beim ersten Tour-de-France-Sieg der niederländischen Mannschaft spielte erneut Wout van Aert, der zu Beginn der Rundfahrt das Gelbe Trikot trug, drei Etappen gewann und imGrüne Trikot in Paris einfuhr. Insgesamt konnte die Jumbo-Visma Mannschaft sechs Etappensiege, drei Wertungstrikots und die Mannschaftswertung gewinnen und war somit das erfolgreichste Team der 109. Austragung.[43] Am Ende der Saison ging Primož Roglič bei derVuelta a España an den Start, wo er mitRemco Evenepoel um den Gesamtsieg kämpfte, ehe er die Rundfahrt kurz vor deren Ende erneut wegen eines Sturzes aufgab.[44] Der Slowene sorgte jedoch mit einem Tageserfolg auf der 4. Etappe für den insgesamt neuntenGrand-Tour-Etappensieg in der Saison 2022. Am 15. August verkündete Tom Dumoulin sein sofortiges Karriereende, nachdem er auch in der Saison 2022 nicht an seine früheren Erfolge hatte anschließen können.[45]



Nach dem frühzeitigen Karriereende vonTom Dumoulin verstärkte sich das Team Jumbo-Visma für die Saison 2023 mit demParis–Roubaix-SiegerDylan Van Baarle,Attila Valter,Jan Tratnik und dem jungen BritenThomas Gloag. Zudem kehrteWilco Kelderman zu der niederländischen Mannschaft zurück, wobei er keine Kapitänsrolle einnahm, sondern dieGrand Tours als wichtiger Helfer absolvierte. Die Überlegenheit des Team Jumbo-Visma zeigte sich bereits bei den Frühjahresklassikern, wo es sowohl beimOmloop Het Nieuwsblad als auch beiKuurne–Brüssel–Kuurne,E3 Saxo Bank Classic,Gent–Wevelgem undDwars door Vlaanderen den Sieger stellte.[46] Nach Platz drei beiMailand–Sanremo konnte der KapitänWout van Aert bei derFlandern-Rundfahrt jedoch keinen weiteren Erfolg einfahren und musste sich auch beiParis–Roubaix mit Platz drei geschlagen geben. NachdemPrimož Roglič in den vergangenen drei Jahren bei der Tour de France gestartet war, fokussierte er sich im Jahr 2023 auf denGiro d’Italia, wo er nach Gesamtsiegen beiTirreno–Adriatico und derKatalonien-Rundfahrt als Favorit an den Start ging. Der Slowene präsentierte sich als einer der stärksten Fahrer, konnte dieMaglia Rosa jedoch erst amvorletzten Etappentag übernehmen, als er dasEinzelzeitfahren auf denMonte Lussari für sich entschied.[47] Schlussendlich gewann Primož Roglič die Italien-Rundfahrt mit einem Vorsprung von nur 14 Sekunden vorGeraint Thomas. Bei derTour de France gingJonas Vingegaard in der Abwesenheit seines slowenischen Teamkollegen als Kapitän ins Rennen. Der Däne hatte zuvor mitGran Camiño, derBaskenland-Rundfahrt und demCritérium du Dauphiné dreiEtappenrennen gewinnen können, musste sich beiParis–Nizza jedoch seinem größten KontrahentenTadej Pogačar geschlagen geben. Nachdem sich die beiden Dominatoren in den ersten Wochen ein knappes Duell geliefert hatten, fuhr Jonas Vingegaard im Zeitfahren der16. Etappe mit seinem einzigen Etappensieg einen größeren Vorsprung heraus und fixierte tags drauf im Anstieg desCol de la Loze seinen zweiten Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt. Am letzten Etappentag bestätigte Jonas Vingegaard seinen Start bei derVuelta a España, wo er an der Seite von Primož Roglič als Co-Leader an den Start ging.[48] MitSepp Kuss bestritt auch der wichtigste Helfer der beiden die Spanien-Rundfahrt. Nachdem der US-Amerikaner bereits den Giro d’Italia und die Tour de France des Jahres 2023 absolviert hatte, ging er auf der6. Etappe in die Fluchtgruppe, gewann die Etappe und übernahm zwei Tage später dasRote Trikot des Gesamtführenden.[49] Da sich Sepp Kuss auch auf den anschließenden Etappen beweisen konnte, erhielt er die Möglichkeit auf den Gesamtsieg zu fahren, wobei er teils von seinen eigenen Teamkollegen angegriffen wurde. Sowohl Jonas Vingegaard als auch Primož Roglič gewannen zwei Etappen und distanzierten dabei ihren Teamkollegen, der sie bei den vorangegangenen Grand Tours unterstützt hatte. Die Fahrweise der beiden Jumbo-Visma Kapitäne sorgte für Unverständnis, sodass die Mannschaft ab der18. Etappe geschlossen um Sepp Kuss fuhr.[50] Mit dem US-Amerikaner gewann die niederländische Mannschaft kurz darauf auch die dritte Grand Tour innerhalb eines Jahres, wobei Jonas Vingegaard als Gesamtzweiter und Primož Roglič als Gesamtdritter die Übermacht des Teams unterstrichen.
Bereits im Juni des Jahres 2023 gabJumbo bekannt sich als Hauptsponsor zurückzuziehen, wodurch der Teamchef Richard Plugge nach einem neuen Geldgeber suchen musste.[51] Am 24. September berichtete die niederländische ZeitschriftWielerflits von einer möglichen Fusion mit der belgischen MannschaftSoudal Quick-Step, wobei Richard Plugge als CEO weiterhin an der Spitze des Teams verbleiben würde.[52] Wenige Tage später verkündete Primož Roglič beimGiro dell’Emilia, dass er die niederländische Mannschaft verlassen würde, wenngleich der Slowene noch einen für zwei Jahre laufenden Vertrag hatte.[53] Als Grund für seinen Abschied gab der Langzeit-Kapitän die unterschiedlichen Interessen zwischen ihm und dem Team an und unterschrieb kurz darauf beiBora-hansgrohe.[54] Nach heftiger Kritik von Seiten der Fahrer der Soudal Quick-Step Mannschaft wurden die Fusion mit Jumbo-Visma am 6. Oktober abgesagt.[55] Da die Jumbo-Visma Mannschaft zunächst noch keinen neuen Sponsor vorgestellt hatte, löste sie die Lizenz für das Jahr 2024 alsBlanco Pro Cycling Team, ehe am 24. November der neue NameVisma-Lease a Bike bestätigt wurde.[56] Am 9. Dezember 2023 wurde bekanntgegeben, dassCian Uijtdebroeks zum Team Visma-Lease a Bike wechseln würde, obwohl der 20-jährige Belgier einen laufenden Vertrag bei der Bora-hansgrohe Mannschaft hatte.[57]

Beim Team Visma-Lease a Bike war die Saison 2024 maßgeblich von Stürzen und Krankheit geprägt. Nach seinem Sieg beiKuurne–Brüssel–Kuurne kamWout van Aert beiDwars door Vlaanderen schwer zu Sturz und verpasste so die wichtigsten Rennen des Frühjahres.[58] Nur eine Woche später wurdeJonas Vingegaard nach seinem Gesamtsieg beiTirreno–Adriatico in einem Massensturz bei derBaskenland-Rundfahrt verwickelt und zog sich dabei schwere Verletzungen zu.[59] Der Start des Titelverteidigers bei derTour de France wurde erst kurz vor dem Start des Rennens bestätigt.[60] Anders als in den vorangegangenen Jahren konnte der Däne nicht mitTadej Pogačar mithalten und belegte schlussendlich den zweiten Gesamtrang. Auf der11. Etappe feierte er jedoch einen emotionalen Etappensieg, als er seinen Kontrahenten im Sprint bezwang.[61] BeimGiro d’Italia führte der 20-jährigeCian Uijtdebroeks nach der Hälfte des Rennens die Nachwuchswertung an, ehe er die Rundfahrt krankheitsbedingt aufgeben musste.[62] Auch derOlav Kooij, der einen Massensprint der Italien-Rundfahrt für sich entschieden hatte, schied krankheitsbedingt frühzeitig aus.[63]Sepp Kuss, der nach dem Abgang vonPrimož Roglič zum Co-Leader aufgestiegen war, verpasste die Tour de France aufgrund einer COVID-19 Infektion und blieb am Ende der Saison als 14. derVuelta a España hinter den Erwartungen zurück.[64] Wout van Aert gewann am Ende der Saison drei Etappen der Spanien-Rundfahrt und trug für zwei Tage dasRote Trikot, ehe er als Führender derPunkte- undBergwertung seine Saison nach einem weiteren Sturz frühzeitig beenden musste.[65] Auch Jonas Vingegaard beendete seine Saison bereits im August, nachdem er diePolen-Rundfahrt für sich entschieden hatte.[66] Für ein Aufsehen sorgte der NeuzugangMatteo Jorgenson, der im FrühjahrParis–Nizza und Dwars door Vlaanderen gewann und sich später als wichtigster Helfer von Jonas Vingegaard bei der Tour de France präsentierte. Für weitere große Erfolge sorgtenJan Tratnik undChristophe Laporte, die sich beimOmloop Het Nieuwsblad bzw. beiParis–Tours durchsetzten. Letzterer verpasste im Trikot des Europameisters den Großteil des Frühjahres wegen einerMagen-Darm-Grippe.[67]


Nach 13 Jahren verließ der SportdirektorMerijn Zeeman das Team Visma-Lease a Bike und wechselte zum FußballvereinAZ Alkmaar. Der Niederländer galt neben Richard Plugge als Hauptakteur des Aufstiegs, den die niederländische Mannschaft seit dem Jahr 2013 erlebte.[68] WährendRobert Gesink seine Karriere im Alter von 38 Jahren beendete undJan Tratnik zum TeamRed Bull-Bora-hansgrohe wechselte, verstärkte sich die Mannschaft mitSimon Yates, der dieVuelta a España 2018 gewonnen hatte. Weitere Neuzugänge warenVictor Campenaerts undAxel Zingle, sowie die NachwuchsfahrerJørgen Nordhagen,Tijmen Graat,Menno Huising,Matthew Brennan undNiklas Behrens, der im Vorjahr U23 Weltmeister wurde. Im Frühjahr blieb das Team-Visma Lease a Bike erstmals seit dem Jahr 2020 ohne Erfolg bei den Frühjahresklassikern, wobeiWout van Aert sowohl bei derFlandern-Rundfahrt als auch beiParis–Roubaix nur knapp einen Podestplatz verpasste. Symbolisch für die Klassiker-Saison der Mannschaft stand jedoch das Finale vonDwars Door Vlaanderen, wo sich das Trio Wout van Aert,Tiesj Benoot undMatteo Jorgenson dem US-AmerikanerNeilson Powless aus einer vier Fahrer umfassenden Gruppe geschlagen geben musste.[69] BeimGiro d’Italia feierte die Mannschaft jedoch zwei Etappensiege durch Wout van Aert undOlav Kooij, ehe der Neuzugang Simon Yates am vorletzten Etappentag sehenswert dieMaglia Rosa übernahm. Der 32-jährige Brite setzte sich dabei imColle delle Finestre von dem in Rosa fahrendenIsaac Del Toro und dem EcuadorianerRichard Carapaz ab. Er überquerte die Passhöhe mit einem Vorsprung von eineinhalb Minuten und baute diesen durch die Hilfe von Wout van Aert auf dem Weg nachSestriere auf fast fünf Minuten aus. Tags drauf fuhr fixierte er seinen Gesamtsieg inRom, nachdem er das Rosa Trikot im Jahr2018 ausgerechnet auf dem Colle delle Finestre wenige Tage vor dem Ende der Rundfahrt verloren hatte.[70] Nachdem das Team-Visma Lease a Bike mit dem Giro d’Italia die erste Grand Tour des Jahres gewonnen hatte, setzte sie mitJonas Vingegaard und Matteo Jorgenson auf eine Doppelspitze bei derTour de France. Jonas Vingegaard hatte zuvor dieAlgarve-Rundfahrt gewonnen, ehe erParis–Nizza mit einerGehirnerschütterung aufgeben musste.[71] BeimCritérium du Dauphiné konnte er dem SlowenenTadej Pogačar nicht folgen, der zum großen Dominator aufgestiegen war. Matteo Jorgenson wiederholte zwar seinen Gesamtsieg bei Paris–Nizza, sah sich jedoch in der Helferrolle seines Teamkollegen.[72] Bei der Tour de France verlor Jonas Vingegaard bereits imZeitfahren der5. Etappe wertvolle Zeit gegenüber Tadej Pogačar, wobei er dem Slowenen auf den kurzen Anstiegen der ersten Woche folgen konnte. Die Vorentscheidung fiel jedoch bereits bei der erstenBergankunft in Hautacam, bei der Jonas Vingegaard als Etappenzweiter mehr als zwei Minuten verlor. Im Anschluss parierte Tadej Pogačar alle weiteren Angriffe amMont Ventoux und den anspruchsvollen Alpen-Etappen, womit Jonas Vingegaard erneut als Zweiter auf dem Podium vonParis stand.[73] Für Etappensiege bei der Frankreich-Rundfahrt sorgten Simon Yates und Wout van Aert, wobei letzterer dieabschließende Etappe gewann, die auf einem hügligen Rundkurs über denMontmartre führte. Im Schatten der Radsport-Stars zeigte auch der erst 20-jährige Matthew Brennan auf, der mehrere Saisonsiege feierte.[74] AuchCian Uijtdebroeks meldete sich mit seinem ersten Sieg als Profi bei derTour de l’Ain zurück.[75]
Aufgrund von mehreren Aussagen gilt es als gesichert, dass im Rabobank ProTeam zwischen den Jahren 1996 und 2012 systematisch gedopt wurde.[76] So meinteThomas Dekker, dass damals fast jeder Top-Fahrer Bluttransfusionen erhalten hatte, die von den Mannschaftsärzten durchgeführt wurden. Zudem soll die Mannschaftsleitung die Fahrer zum Doping aufgefordert haben. Als Auslöser nannten mehrere Zeugen die schwache Frühjahressaison des Jahres 1996. Da das gesamte Fahrerfeld damals mitEPO gedopt worden war, habe die Teamleitung ein umfangreiches Dopingsystem aufgebaut.[77] Eine zentrale Rolle spielte der MannschaftsarztGeert Leinders, der als Dreh- und Angelpunkt des Doping-Systems gilt.[78]
Als Erster Rabobank-Fahrer gestand der NiederländerJans Koerts seinen Doping-Missbrauch im Jahr 2007.[79] Wenige Tage zuvor suspendierte die niederländische Mannschaft den DänenMichael Rasmussen, der zu diesem Zeitpunkt die Gesamtwertung derTour de France anführte.[80] Im Jahr 2008 wurden mehrere Fahrer mit der HumanPlasma-Affäre in Verbindung gebracht, woraufhin ein Doping-Geständnis von David Dekker im Jahr 2009 folgte.[81] In den nachfolgenden Jahren wurde das systematische Dopingnetzwerk durch Aussagen vonTheo De Rooij, Michael Rasmussen undLevi Leipheimer aufgedeckt. Im Anschluss kam es zu einem Verfahren gegen den ehemaligen MannschaftsarztGeert Leinders.[82]
Seit der Neustrukturierung im Jahr 2012 kam es zu drei weiteren Auffälligkeiten. Im Dezember des Jahres 2017 wurdenJuan José Lobato,Antwan Tolhoek undPascal Eenkhoorn von einem Trainingslager ausgeschlossen, da sie aufgrund der unerlaubten Einnahme vonSchlafmitteln ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Der erstgenannte Spanier wurde daraufhin von der Mannschaft suspendiert.[83] Am 22. November 2022 machte derTour-de-France-SiegerJonas Vingegaard in einem Interview mit dem dänischenEkstra Bladet öffentlich, dass er im Jahr 2019 eine unangekündigte Dopingkontrolle verpasst hatte. Laut eigener Aussage funktionierte damals seine Türklingel nicht und er konnte nicht über sein Mobiltelefon erreicht werden.[84] Im Juni 2023 wurde beim DeutschenMichel Heßmann einDiuretikum nachgewiesen.[85] Nachdem auch die B-Probe positiv ausgefallen war, wurde die Staatsanwaltschaft tätig.[86] Heßmann erhielt eine 21-monatige Sperre, wobei das Team Jumbo-Visma angab, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.[87]
Drei Tage nachdemMichael Rasmussen dasGelbe Trikot bei derTour de France übernommen hatte, gab der dänische Radsportverband bekannt den 33-jährigen aus der Nationalmannschaft auszuschließen, da er den Dopingkontrolleuren mehrmals seine Aufenthaltsorte verschwiegen hatte. In einem Interview meinte Rasmussen von der Suspendierung bereits seit mehreren Wochen gewusst zu haben, da der Beschluss des Verbandes bereits am 21. Juni gefallen sei, jedoch noch nicht öffentlich kommuniziert wurde. Trotz der Berichte meinte der damalige Tour-DirektorChristian Prudhomme, dass Rasmussen aufgrund von mangelnden Ausschlussgründen weiterfahren dürfe.[88] Im Zuge einer Pressekonferenz, die nach der12. Etappe am 20. Juli abgehalten wurde, stellte Michael Rasmussen klar, dass er zwei Verwarnungen vom internationalen Radsportverband (UCI) und eine Verwarnung vom dänischen Verband (DCU) erhalten hatte. Er äußerte sich jedoch nicht zum Zeitpunkt der dritten Verwarnung, die erst von der UCI auf ihre Gültigkeit geprüft wurde. Im Falle von drei verpasstenDoping-Tests innerhalb von 18 Monaten drohte dem Dänen jedoch eine zweijährige Sperre. Der damalige Teamchef des Rabobank ProTeams,Theo de Rooij, stellte sich zu diesem Zeitpunkt hinter seinen Fahrer und wies auf drei negative Dopingkontrollen im vergangenen Monat hin. Der DCU-GeschäftsführerJesper Worre sprach unterdessen von einer vierten Verwarnung, die ebenfalls von der UCI geprüft werden musste.[89]
Am 21. Juli verdichtete sich der Doping-Verdacht als der US-amerikanische MountainbikerWhitney Richards berichtete, dass er im März des Jahres 2002 als Doping-Kurier für Michael Rasmussen fungieren hätte sollen. Dieser wies ihn an eine Schachtel mit Radschuhen zu dessen Trainingslager nach Italien zu bringen. Anstelle der Schuhe meinte Richards jedoch 14 Infusionsbeutel vorgefunden zu haben, die er entsorgte. Rasmussen äußerte sich nicht zu den Aussagen, wobei er nicht leugnete Whitney Richards namentlich zu kennen.[90]
Trotz der anhaltenden Kritik setzte Michael Rasmussen die Tour de France als Gesamtführender fort und gewann am 25. Juli dieabschließende Bergankunft, wobei er von den Zusehern ausgebuht wurde.[91] Nachdem er das Gelbe Trikot am Podium übergestreift hatte, wurde er noch am selben Abend von seiner eigenen Mannschaft aus dem Rennen genommen.[80] Als Begründung meinte ein Sprecher der Rabobank-Mannschaft, dass Rasmussen durch Lügen die teaminternen Regeln gebrochen habe, da er „mehrmals“ falsche Trainingsorte angegeben habe. Als Auslöser gilt eine Aussage des früheren Rad-ProfisDavide Cassani, der in derRai Live-Übertragung vom 15. Juli erzählt hatte, dass er Michael Rasmussen am 13. Juni beim Training imVal di Fassa gesehen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Däne jedoch angegeben sich in Mexiko aufzuhalten. Die Aussagen von Davide Cassani wurden vom dänischen Fernsehen aufgegriffen, wobei der Italiener beteuerte Michael Rasmussen ursprünglich nicht schaden zu wollen, da er dessen Trainingsausfahrt bei regnerischen Bedingungen als Zeichen von Präzision und Hingabe brachte. Am Abend des Ausschlusses berichtete Davide Cassani ein Telefonat mit dem Rabobank-Teamchef Theo De Rooy geführt zu haben, wobei er ihm die Wahrheit der Geschichte bestätigte.[92]
Michael Rasmussen wies die Doping-Anschuldigungen zurück, obwohl er mit sofortiger Wirkung von Rabobank-Mannschaft suspendiert wurde und mit 26. Juli 2007 für zwei Jahre von der UCI gesperrt wurde.[93] Am Ende seiner Karriere gestand er am 31. Januar 2013 in seiner gesamten Zeit als Radprofi gedopt zu haben.[94] Nachdem er im Sommer des gleichen Jahres ein umfangreiches Geständnis abgelegt hatte, meinte er in einem späteren Interview, das alle Fahrer des Rabobank ProTeams während der Tour de France 2007 gedopt hatten, womit er seine TeamkollegenDenis Menchow,Michael Boogerd,Bram de Groot,Thomas Dekker,Juan Antonio Flecha,Pieter Weening,Grischa Niermann und den dreifachenWeltmeisterÓscar Freire unter Druck setzte.[95] Im Anschluss relativierte er jedoch seine Aussagen.[96] Weiters warf erBjarne Riis,Ryder Hesjedal,Nicki Sørensen,Rolf Sørensen,Frank Høj und dem damaligen Rabobank TeamarztDr. Geert Leinders ebenfalls Dopingpraktiken in seiner AutobiographieYellow Fever vor.[97][98]
Im Februar 2008 begann das österreichischeBundeskriminalamt mit Ermittlungen gegen 30 Sportler aus der Ausdauerszene, die von einer Wiener Firma namens HumanPlasma beim Blutdoping unterstützt wurden. Als Kronzeuge fungierte unter anderen auch der ehemalige österreichische Rad-ProfiBernhard Kohl, der selbst im Jahr 2008 positiv auf CERA getestet worden war. Im Zuge der Aufklärung wurde ein Dopingnetzwerk um den Humanplasma-Mediziner Paul Höcker undStefan Matschiner aufgedeckt, wobei sich die Hinweise verdichteten, dass mehrere Fahrer des Team Rabobank als Kunden nach Wien gereist waren.[99]
Im Mai des Jahres 2009 gab das Team Rabobank bekannt von den österreichischen Behörden bezüglich der HumanPlasma-Affäre kontaktiert worden zu sein.Luuc Eisinga, der Pressesprecher der niederländischen Mannschaft, meinte damals, dass es keinen Anhaltspunkt dafür gebe, dass die Fahrer seiner Mannschaft in den Skandal involviert waren, und versprach volle Kooperation. Der RusseDenis Menschov, der zu diesem Zeitpunkt denGiro d’Italia anführte, äußerte sich nicht zu der HumanPlasma-Affäre, wobei er von einem deutschen TV-Reporter als Kunde beschuldigt worden war.[100] Im Sommer desselben Jahres wurden mit Denis Menschov,Joost Posthuma undPieter Weening drei Fahrer des Rabobank ProTeams vom österreichischen Bundeskriminalamt verhört, ehe auchMichael Boogerd undThomas Dekker einvernommen wurden, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr für die niederländische Mannschaft fuhren.[101] Laut einer Aussage von Bernhard Kohl hatten die beiden letztgenannten die Blutzentrifuge von Stefan Matschiner genutzt.[101] Ende September legte Thomas Dekker ein Doping-Geständnis ab.[81]
Am 5. Mai 2012 berichtete die niederländische TageszeitungDe Volkskrant, das Doping im Rabobank ProTeam unter der Führung vonTheo De Rooij bis ins Jahr 2007 geduldet wurde. Der damalige Teamchef war im Jahr 2007 nach dem Dopingskandal umMichael Rasmussen von seiner leitenden Position zurückgetreten. In einem Interview sprach er von medizinischer Betreuung, wobei die Fahrer selbst entscheiden konnten, wie weit sie im medizinischen Feld gingen. Er gab jedoch an, dass die Fahrer keinerlei finanzielle Unterstützungen erhielten und weder zu Doping gezwungen noch ermutigt wurden. Weiters bestritt von den Verwicklungen seiner Fahrer in die HumanPlasma-Affäre gewusst zu haben.[102] Einen Tag nachdem das Interview veröffentlicht worden war, gestand auch Michael Boogerd seinen Doping-Missbrauch, nachdem er sich jahrelang gegen die Anschuldigungen von Stefan Matschiner gewehrt hatte.[103]
Im Zuge der USADA-Untersuchung im FallUS-Postal, sagte der US-AmerikanerLevi Leipheimer aus in seiner Zeit beim Rabobank ProTeam (2002–2004) vom TeamarztGeert Leinders mitEPO versorgt worden zu sein. Dies berichtete die niederländische Zeitschrift NRC Handelsblad im Dezember des Jahres 2012. Weiters soll ein nicht namentlich genannter Mitarbeiter Leinders beschuldigt haben den Doping-Missbrauch seiner Fahrer beaufsichtigt zu haben.[104] Nach den Aussagen von Ex-TeamchefTheo De Rooij undThomas Dekker, die systematisches Doping im Rabobank ProTeam angedeutet hatten,[105] leitete die Staatsanwaltschaft im belgischen Dendermonde am 16. Februar 2013 ein Verfahren gegen den ehemaligen Teamarzt Geert Leinders ein.[106] Nach mehreren Zeugenaussagen kam die niederländischen Anti-Doping-Agentur (NAD) zu dem Schluss, das Geert Leinders in seiner Zeit beim Rabobank ProTeam (1996–2009) als Dreh- und Angelpunkt des Doping-Systems fungierte. Er beriet die Fahrer darüber was sie wann und wie verwenden sollten und half ihnen nicht erwischt zu werden. Weiter hatte er sie beim Blutdoping unterstützt und stellte sicher das die Fahrer einenHämatokrit-Wert von weniger als 50 % aufwiesen. In den frühen 2000er Jahren dopte Geert Leinders seine Athleten mit EPO und Bluttransfusionen, die entweder von Familienmitgliedern oder gelagerten Blutbeuteln stammten.[78]
Nach einer Aussage von Michael Rasmussen schlug ihm Geert Leinders nach derTour de France 2005 vor Kontakt zuMichael Boogerd aufzunehmen, der bereits damals Kunde der HumanPlasma-Klinik war. Auf diese Weise konnte er mehrere Blutbeutel lagern, da sein Vater nach einem Test nicht als Spender in Frage kam. Während desGiro d’Italia 2007 testeten Michael Rasmussen und Geert Leinders die Auswirkungen der Verabreichung von zwei Blutbeutel, wobei sie ein Sysmex-Gerät der Rabobank-Mannschaft nutzten, das damals von derUCI bei Dopingkontrollen eingesetzt wurde.[78] Die Anschaffung der Blutanalyse-Maschine kostete 75.000 €, wobei die Rabobank-Teamleitung umTheo de Rooij den Einkauf beschloss.[107] Da der Test keine Auffälligkeiten aufwies, wurde Rasmussen während derTour de France 2007 vom TeamarztJan-Paul van Mantgem dieselbe Menge verabreicht. Während derVuelta a España 2003 leitete Geert Leinders eine Bluttransfusion bei Levi Leipheimer, der das Blut von seinem Bruder bekommen hatte. Nach der Rundfahrt machte ihn Geert Leinders darauf aufmerksam, dass die Dopingtests der UCI das fremde Blut ab dem Jahr 2004 erkennen würden. Sowohl Michael Rasmussen als auch Levi Leipheimer sagten aus, dass sie in ihrer Zeit beim Rabobank ProTeam mit EPO,Testosteron undCortison versorgt wurden, wobei letzteres in einem Vitamin-Kanister aufbewahrt wurde.[78]
Neben Geert Leinders belastete Michael Rasmussen mit seinen Aussagen auch den damaligen UCI-ChefmedizinerMario Zorzoli. Im Vorfeld der Tour de France 2005 informierte die UCI das Rabobank ProTeam darüber, dass Rasmussen bei einer Dopingkontrolle eine niedrigeRetikulitenzahl aufgewiesen hatte, was auf eine Blutmanipulation schließen lässt. Nach einem anschließenden Treffen zwischen Geert Leinders und Mario Zorzoli soll Leinders gegenüber Rasmussen gemeint haben, dass er der am besten geschützten Fahrer im Rennen sei. Während der Tour de France 2005 verabreichte Geert Leinders seinem Schützling eine Injektion, wodurch sich sein luteinisierender Hormonspiegel (LH) erhöhte. Obwohl ein Dopingtest zeigte, dass sich sein LH-Wert 20-mal höher war als eine Woche zuvor, kam es von Seiten der UCI zu keinen Maßnahmen.[78]
Am 22. Jänner 2015 erhielt Geert Leinders von der UCI eine lebenslängliche Sperre, womit er nicht mehr mit Profi-Teams zusammenarbeiten darf.[108] Dieser meinte, dass er sich als Arzt in dieser Angelegenheit für unschuldig halte.[109] Die Behauptungen gegen Mario Zorzoli wurden an die Cycling Independent Reform Commission (CIRC) weitergeleitet. Diese fand keine Beweise, die die Behauptungen stützen könnten, womit er seine Aufgaben als UCI-Arzt und wissenschaftlicher Berater wieder aufnehmen konnte.[110]
| Jahr | Teamwertung | Einzelwertung | |
|---|---|---|---|
| 2016 | — | ||
| 2017 | — | ||
| 2018 | — | ||
| 2019 | 3. | ||
| 2020 | 1. | ||
| 2021 | 3. | ||
| 2022 | 1. | ||
| 2023 | 2. | ||
| 2024 | 2. | ||
| 2025 | 2. | ||
| Quelle:UCI | |||
UCI-Weltrangliste (bis 2004)
| Saison | Team | Fahrer |
|---|---|---|
| 1995 | 12. | Russland |
| 1996 | 11. | Danemark |
| 1997 | 6. | Danemark |
| 1998 | 3. | Niederlande |
| 1999 | 2. | Niederlande |
| 2000 | 6. | Niederlande |
| 2001 | 3. | Niederlande |
| 2002 | 9. | Niederlande |
| 2003 | 8. | Niederlande |
| 2004 | 5. | Spanien |
UCI ProTour
| Saison | Team | Fahrer |
|---|---|---|
| 2005 | 3. | Russland |
| 2006 | 3. | Niederlande |
| 2007 | 8. | Spanien |
| 2008 | 10. | Spanien |
UCI World Calendar
| Saison | Team | Fahrer |
|---|---|---|
| 2009 | 9. | Niederlande |
| 2010 | 4. | Niederlande |
UCI World Tour
| Saison | Team | Fahrer |
|---|---|---|
| 2011 | 10. | Niederlande |
| 2012 | 8. | Niederlande |
| 2013 | 11. | Niederlande |
| 2014 | 12. | Niederlande |
| 2015 | 14. | Niederlande |
| 2016 | 12. | Belgien |
| 2017 | 16. | Slowenien |
| 2018 | 10. | Slowenien |
| Name | Geburtsdatum | Land | Vorheriges Team |
|---|---|---|---|
| Edoardo Affini | 24. Juni 1996 | Mitchelton-Scott (2020) | |
| Niklas Behrens | 6. November 2003 | Lidl-Trek Future Racing (2024) | |
| Tiesj Benoot | 11. März 1994 | Team DSM (2021) | |
| Matthew Brennan | 6. August 2005 | Team Visma | Lease a Bike Development (2024) | |
| Victor Campenaerts | 28. Oktober 1991 | Lotto Dstny (2024) | |
| Thomas Gloag | 13. September 2001 | Trinity Racing (2022) | |
| Tijmen Graat | 10. Januar 2003 | Team Visma | Lease a Bike Development (2024) | |
| Per Strand Hagenes | 10. Juli 2003 | Jumbo-Visma Development Team (2023) | |
| Menno Huising | 8. April 2004 | Team Visma | Lease a Bike Development (2024) | |
| Matteo Jorgenson | 1. Juli 1999 | Movistar Team (2023) | |
| Wilco Kelderman | 25. März 1991 | Bora-Hansgrohe (2022) | |
| Olav Kooij | 17. Oktober 2001 | Jumbo-Visma Development Team (2021) | |
| Steven Kruijswijk | 7. Juni 1987 | Rabobank Continental (2009) | |
| Sepp Kuss | 13. September 1994 | Rally Cycling (2017) | |
| Christophe Laporte | 11. Dezember 1992 | Cofidis (2021) | |
| Bart Lemmen | 14. Oktober 1995 | Human Powered Health (2023) | |
| Daniel McLay | 3. Januar 1992 | Arkéa-B&B Hotels (2024) | |
| Jørgen Nordhagen | 10. Januar 2005 | Team Visma | Lease a Bike Development (2024) | |
| Ben Tulett | 26. August 2001 | Ineos Grenadiers (2023) | |
| Cian Uijtdebroeks | 28. Februar 2003 | Bora-Hansgrohe (2023) | |
| Attila Valter | 12. Juni 1998 | Groupama-FDJ (2022) | |
| Wout van Aert | 15. September 1994 | Cibel (2019) | |
| Dylan van Baarle | 21. Mai 1992 | Ineos Grenadiers (2022) | |
| Loe van Belle | 24. Januar 2002 | Jumbo-Visma Development Team (2023) | |
| Tosh Van der Sande | 28. November 1990 | Lotto-Soudal (2021) | |
| Julien Vermote | 26. Juli 1989 | Secteur-Duolar (2023) | |
| Jonas Vingegaard | 10. Dezember 1996 | ColoQuick (2018) | |
| Simon Yates | 7. August 1992 | Team Jayco AlUla (2024) | |
| Axel Zingle | 18. Dezember 1998 | Cofidis (2024) | |
| Anton Schiffer (1. Okt.–31. Dez.) | 1. September 1999 | Bike Aid (2025) | |
| Quelle:ProCyclingStats | |||