Taubenschlag

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Taubenturm ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unterTaubenturm (Begriffsklärung) aufgeführt.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum polnischen Rechtshistoriker sieheRafał Taubenschlag.
Taubenhaus in Luxemburg-Stadt, Versuch der stadtweiten Populations-Kontrolle
Das Haus der Tauben am ehemaligen Schloss inCadenberge, Landkreis Cuxhaven

EinTaubenschlag dient der Zucht und Haltung vonHaustauben und bietet ihnen Schutz vor Witterungseinflüssen und natürlichen Feinden. Nach der Bauweise werden Taubenschläge auch alsEinbauschlag,Bodenschlag,Gartenschlag oderOffenschlag bezeichnet. Besondere Formen freistehender Taubenschläge sind Taubentürme undTaubenhäuser.Taubenkästen und Taubenhöhlen dienten ebenfalls der Unterbringung von Tauben. Wegen unzureichenden Schutzes und schlechter hygienischer Bedingungen werden sie aber kaum noch genutzt.

In einigen Städten Mitteleuropas wird auch versucht, Taubenschläge zur Verringerung der Population vonStadttauben zu verwenden, ein Erfolgsnachweis der Maßnahme in diesen Städten durch exakte Bestandserhebungen (vorher – nachher) ist nicht bekannt. Die verschiedenen Nutzungsweisen der Haustaube alsAusstellungstaube,Brieftaube (bzw. Flugsporttaube), oderFleischtaube stellen unterschiedliche Bedingungen an Aufteilung und Einrichtung des Schlages.

Inhaltsverzeichnis

Taubenschläge in Deutschland

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Taubenhaus inSchorssow-Bristow

Da die Anschaffung eines Taubenschlages oft die finanziellen Möglichkeiten eines Hobbytaubenzüchters übersteigt, finden sich häufig mehrere Züchter zusammen und gründen eine Schlaggemeinschaft, wirtschaftlich vergleichbar mit einem Reitstall, wobei sich mehrere Personen ein Taubenhaus teilen und ihre Tauben dort unterbringen.

Bis vor wenigen Jahrzehnten war in Deutschland die Freiflughaltung von Tauben in ländlichen Gebieten, aber auch bei den Bergleuten in ihren Kolonien im Ruhrgebiet, weit verbreitet.

Mittlerweile werden Haustauben in Deutschland fast nur noch zur Zucht oder für denBrieftaubensport gehalten, während sich in den Städten riesige Populationen von verwilderten Haustauben angesiedelt haben. Die Nutzung als Fleischlieferant geriet in Vergessenheit; die Nutzung als Düngerlieferant wurde durch Verordnungen erschwert: Der Kot von Stadttauben gilt alsRestmüll.

Beispiel Basel: Taubenschläge als Maßnahme der Populationskontrolle

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Taubenhaus auf derNeckarinsel in Tübingen.
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Die Taubenplagen in den Städten brachten auch Taubenschläge ins Gespräch. So verringerte die StadtBasel ihre Taubenpopulation von etwa 20.000 Tieren durch das Töten von mehreren Tausend Tieren und durch eine Aufklärungskampagne gegen das Füttern von Tauben auf die Hälfte. Als Geste gegenüber dem Tierschutz wurden gleichzeitig wenige kleine Taubenhäuser errichtet, in denen 500 Tiere kontrolliert brüten und übernachten. Eine übermässige Vermehrung dieser kleinen neuen Population wird laufend durch das teilweise Austauschen der Eier gegen Eierattrappen verhindert. Der Erfolg der Maßnahme in Basel wurde und wird fast ausschließlich durch das drastisch verringerte Futterangebot in der Stadt bewirkt. Die Zahl der Taubenpopulation einer Stadt ist im Wesentlichen abhängig vom jeweiligen Brutplatzangebot und vom jeweiligen Futterangebot. Durch Umzug von Tauben in Taubenschläge freiwerdende Brutplätze werden sehr rasch durch Jungtauben ohne vorherige Brutmöglichkeit nachbesetzt. In den Taubenhäusern wird mit dem teilweisen Austausch der Eier gegen Plastikeier zwar der Bestand der Taubenhaus-Tauben, nicht aber der freilebenden Straßentaubenpopulation kontrolliert.

Geschichte und Verbreitung der Taubenschläge

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Bereits inaltägyptischer Zeit wurde die domestizierte Form der Felsentaube in eigens dafür errichteten Taubenschlägen gehalten. Taubenzucht war auch beiAssyrern,Phöniziern und imantiken Griechenland bekannt. Die Haltung der Tauben wurde durch dieRömer in Mitteleuropa und in Nordafrika verbreitet. Das römischecolumbarium ist die erste überlieferte Bauform eines Taubenschlags. Taubenschläge dienten in erster Linie zur Produktion von wertvollem Dünger, der auch exportiert wurde und erst danach zur Nahrungserzeugung und der Zucht vonBrieftauben.

Im europäischen Mittelalter waren Taubenschläge große freistehende Gebäude auf dem Gelände von Klöstern oder Herrenhäusern; oft standen sie auch mitten in den Feldern. Ihr Betrieb war lukrativ, bedurfte aber der Genehmigung durch den König. Taubenzucht war eine vergnügliche Angelegenheit des Adels. Taubenschläge waren manchmal – wie in derVilla Barbaro inVenetien – als Pavillons in die Parkgestaltung integriert. Dieses Klassenprivileg wurde erst mit derFranzösischen Revolution abgeschafft, und Tauben wurden besonders im Winter für die Bevölkerung die einzige Alternative zu getrocknetem Fleisch.

Dovecote oderDoocot auf einer Farm beiSalisbury,Wiltshire

Britische Inseln

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Im Mittelalter konnten nur Grundherren die Vögel halten, so dass die verbliebenen mittelalterlichen Taubenschläge mit Herrenhäusern (Parke’s Castle), ehemaligen Klöstern und Pfarrhäusern verbunden sind. Als sich etwa ab 1600 die Gesetzeslage entspannte, besaßen auch viele Bauern Taubenschläge.

Viele Taubenschläge (engl.dovecotes) haben die Jahrhunderte überlebt, weil sie als Gebäude von besonderem historischem oder architektonischem Interesse angesehen werden. Für das Jahr 1126 ist der älteste erhaltene Taubenschlag im Rochester Castle überliefert. Von 1326 ist im englischen Ort Garway in der GrafschaftHerefordshire der älteste freistehende Taubenschlag belegt. Der vermutlich früheste erhalteneschottische Taubenschlag ist auf seiner Türinschrift 1576 datiert. Er steht beiMertoun House inSt Boswells (RegionScottish Borders).[1]

Auf denBritischen Inseln wurden im 17. Jahrhundert über 26.000, teilweise aufwendig gestaltete Taubenschläge meist in Klostergärten und Parkanlagen von Adelshäusern gezählt. Die meisten dieser Taubenschläge, die als hohe Rundtürme einen Blickfang boten, konnten 200 bis 500 Paare beherbergen. Der Taubenschlag des Dorfes Culham in der GrafschaftOxfordshire erreichte die Dimension eines kleinen Hauses und bot Nistkästen für 3000 Vögel. Ab Ende des 18. Jahrhunderts ging die Taubenhaltung in Großbritannien deutlich zurück, kleinere Taubenschläge wurden nur noch auf den Dächern bestehender Gebäude eingerichtet. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden einige der erhaltenen Gebäude durch denNational Trust oder die staatliche OrganisationEnglish Heritage als Denkmäler gepflegt und sind für die Besichtigung zugänglich.[2][3]

Taubenhaus (palomar) beiMontealegre de Campos

Spanien

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Vor allem in den äußerst fruchtbaren aber für die Viehzucht ungeeigneten Ebenen derTierra de Campos in den ehemaligen KönigreichenLeón undKastilien zeugen noch heute viele Taubenhäuser (palomares) oder deren Ruinen von der Bedeutung der Taubenzucht im 16., 17. und 18. Jahrhundert; einige wurden wohl noch bis ins frühe 20. Jahrhundert genutzt. Sie wurden zumeist ausStampflehm erbaut und stehen in freiem Gelände, d. h. inmitten der Felder; ihre Urheberschaft ist weitgehend unklar – in den meisten Fällen dürften es Großbauern gewesen sein, die sich diesem Zweig der Viehzucht widmeten. In anderen Gegenden derIberischen Halbinsel sind sie eher selten, aber Ortsnamen wiePalomares deuten auf ihr ehemaliges Vorhandensein hin. Der Grundriss der noch erhaltenen oder erschließbaren Exemplare ist meist rund, aber auch quadratische Bauten kommen vor.

Frankreich

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Manoir d'Ango
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In Frankreich waren Taubenhäuser (pigeonniers odercolombiers) über das ganze Land verbreitet, wobei sie natürlich in Weizenanbaugebieten häufiger waren als auf den kargen und steinigen Böden beispielsweise großer Teile derBretagne, derProvence oder derCevennen. Ende des 17. Jahrhunderts sollen es 42.000 gewesen sein. Aus dem Jahr 1261 gibt es eine Nachricht, dass der königliche Hof täglich 400 Tauben verschlang und die Hofhaltung der Königin ebenso viele. Ab einer Höhe von etwa400 m kommen sie kaum noch vor.

Datierungen der meisten Taubenhäuser sind schwierig, da es sich um Zweckbauten handelt, die nur in geringem Maße stilgeschichtlichen Veränderungen (Moden) unterworfen sind; die Bauformen wiederholen sich deshalb oft. Die meisten noch existierenden Bauten werden meist dem 17. und 18. Jahrhundert, also der vorrevolutionären Epoche zugerechnet. Während man davon ausgeht, dass im Früh- und Hochmittelalter jedermann das Recht hatte, ein Taubenhaus zu bauen und zu betreiben, finden sich im Jahr 1312 erste Einschränkungen zugunsten der Feudalherren, die in der Folgezeit mehr und mehr beachtet wurden. Erst im Jahre 1789 wurde die Rechtsgleichheit durch entsprechende Gesetze und Erlasse derNationalversammlung wiederhergestellt.

Taubenhäuser gibt es an allen möglichen Orten: Die meisten gehörten zu einem – in der Französischen Revolution oft zerstörten – Adelssitz; andere haben sich auf feudalen Gutshöfen erhalten; wieder andere stehen inmitten kleinerer Orte und bilden einen Aufsatz oberhalb von Toreinfahrten etc. An den ehemaligenPrioratskirchen vonCivray imDépartement Vienne und an derChapelle de Tresséroux beim OrtLes Lèches imDépartement Dordogne finden sich sogar Taubenschläge an der Südseite derApsis.

Ägypten und Nubien

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Großer, nicht mehr versorgter Taubenschlag im Zentrum einer Siedlung naheKarima in Nordsudan

VomNildelta gab es nilaufwärts bis nachNubien schon imAltertum auf den jährlich überschwemmten Feldern an den Ufern desNil Getreide- und Gemüseanbau. Zusätzlich zur natürlichen Düngung mitNilschlamm wurde Taubenmist verwendet. Das Eintreffen der durch Regenfälle inÄthiopien verursachten Nilflut wurde mittels Brieftauben weitergemeldet. Aus der Zeit derrömischen Herrschaft sind in Unterägypten einige Taubenschläge erhalten geblieben. Ausgrabungen, die in den 1920er und 1930er Jahren inKaranis südwestlich vonKairo gemacht wurden, zeigen fünf großteils erhaltene Taubenschläge inmitten der städtischen Siedlung. Die Taubenschläge wurden aus ungebrannten Lehmziegeln errichtet, sie sind im Grundriss zumeist quadratisch, teilweise turmhoch und mehrere Meter breit. Da die meisten dieser Lehmbauten auf den Dächern der Häuser errichtet waren und so zwangsläufig zuerst zusammengestürzt sind, wird von einer einstmals wesentlich höheren Zahl ausgegangen. Die Wände der freistehenden Gebäude waren an der Basis bis zu 1,5 Meter dick, ins Innere gelangte man bei drei der erhaltenen Türme nur über eine Leiter zur einzigen drei Meter höher gelegenen Tür. Die Größe der Taubenschläge deutet auf den Taubenmist als Handelsware hin. In der Ausgrabungsschicht des 4. und 5. Jahrhunderts fand man die Taubenschläge generell auf den Hausdächern. Taubenschläge wurden in römischer Zeit auch bei Landwirtschaftsbetrieben außerhalb der Städte gebaut, sie waren Teil dieser Gebäude oder standen frei, oft in der Nähe von Weingärten.[4]

Kleine Taubenschläge außerhalb oder im Innenhof einzelner Gehöfte werden geschätzt und gepflegt. BeiKerma in Nordsudan. Ungefähre Form einesnubischen Tonnengewölbes

InPapyrusrollen des 2. Jahrhunderts v. Chr. werden die Methoden der Taubenzucht beschrieben und Größenangaben zu Taubenschlägen gemacht. Mit den als Nistplätze in die Wände eingefügten Tonröhren ist es dieselbe rechteckige, kastenförmige Bauweise, die heute noch am Unterlauf des Nil anzutreffen ist. Es gibt äußerst schmuckvolle Taubenschläge, deren Dachform durch Reihen nach innen ansteigender Türmchen (italienisch:Cupola) gegliedert ist. Bei einer anderen Bauweise, die in Ägypten und weiter südlich, im nubischen TeilSudans in Dörfern zu sehen ist, werden die Tonröhren mit der Öffnung nach innen in kreisrunde Türme aus Lehmziegeln eingebaut. Als Einflugöffnungen dienen einige offene Röhren in der Wand oder es werden Löcher aus zu einem Dreieck zusammengestellten Ziegeln gebildet. Der flache Dachabschluss besteht aus einer Lage Asthölzer mit Lehmbewurf. Wo Tauben in erster Linie als Produzenten von Dünger gehalten werden, befinden sich an diesen Türmen außen im oberen Teil ein oder zwei umlaufende Reihen von Ästen, die als Sitzgelegenheiten aus der Wand ragen. Auf einer mit Matten ausgelegten weiteren Reihe unten sammelt sich der Taubenmist. Die zum Landschaftsbild beitragenden Taubenschläge sind in Ägypten Teil der nationalen Volkskultur.[5]

Eine ähnliche Bauweise mit konischen Turmbauten und rundem Lehmziegeldach findet sich im gesamten nordafrikanischen Raum; Taubenzucht in lokalem Maßstab wird als kostengünstige Fleischgewinnung für die ländliche Bevölkerung empfohlen.[6]

Große Taubentürme im Zentrum nordsudanesischer Dörfer, die früher gemeinschaftlich betrieben wurden, werden oft nicht mehr gepflegt. Dafür sind kleinere, zwei bis drei Meter hohe Türme, die einzelnen Familien gehören, an den Umfassungsmauern der Gehöfte verbreitet. Taubenfleisch besitzt für Moslems allgemein einen hohen Stellenwert, es isttahir („rein“). Im islamischen Norden Sudans werden Taubenschläge auch wegen der kulturellen Bedeutung der Vögel gebaut. Tauben stehen in Verbindung zu Frauen, Fruchtbarkeit und Reinheit, die alle das Konzept vonsharaf („Ehre“) bestimmen. Der wichtigste Teil der mehrtägigen Heiratszeremonie ist der von der Braut vor ihrem zukünftigen Ehemann aufgeführte Taubentanz.

Kykladeninsel Tinos

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Wie auf anderen griechischen Inseln wurde die Taubenzucht auf der InselTinos vermutlich in griechisch-römischer Zeit eingeführt und später aufgegeben. Taubenschläge wurden erst wieder nach der Eroberung durch dievenezianische Republik gebaut. Das Recht zur Taubenzucht und der Bau von Taubenschlägen war wie anderswo in Europa auf Adlige und die herrschende Schicht beschränkt. Auf Tinos waren das die Venezianer. Erst während der Türkenzeit (1715–1821) gab es das allgemeine Recht zur Taubenzucht. Nur wenige Taubenschläge wurden auf Dächern errichtet, die meisten standen frei an Feldrändern. Ab dem 18. Jahrhundert wurden rechteckige, zwei bis drei Stockwerke hohe Gebäude errichtet, die um die noch schönere ornamentale Fassadengestaltung im oberen Bereich konkurrieren. Sie sind als Sehenswürdigkeiten der Insel und in ihrer Funktion erhalten geblieben. Im Erdgeschoss befindet sich ein Platz für Geräte, die Nistplätze werden über eine Leiter und eine Öffnung im Boden erreicht. Die mit wenig Lehm als Mörtel gefügten Steinmauern haben unten eine Stärke von etwa 80 Zentimeter, werden oben schmaler und enden in kleinen Ecktürmchen. Die Türme bieten Platz für in der Regel 200, maximal 500 Tauben.[7]

Vorderasien

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Taubenhaus inIsfahan, Iran

Der britische GeschichtsschreiberThomas Herbert hielt sich zwischen 1629 und 1631 im persischenIsfahan, der Hauptstadt derSafawiden-Dynastie auf und berichtete über die Verwendung von Taubenkot als Düngemittel. Wenig später, ab 1666, lebte der französische ReisendeJean Chardin für mehrere Jahre in der Stadt, wo er in der Umgebung über 1000 Taubentürme sah.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts sollen es 3000 Türme gewesen sein, etwa 100 sind in der Provinz Isfahan erhalten.[8] Sie werden aufPersischBorj-e-Kabutar („Taubenturm“) oder verallgemeinertKabutar-Chaneh („Taubenhaus“) genannt. Es gibt zwei Basistypen: abgestumpfte Pyramiden und Rundtürme mit flachen Dächern, wobei auch sich stufenförmig nach oben verjüngende Türme vorkommen. Die Durchmesser können über 15 Meter betragen, bei 10 bis 20 Meter Höhe. Die Wände sind aus Lehmziegeln gemauert und teilweise mit Kalkputz überzogen.

Mit der Machtergreifung vonSchah Abbas Ende des 16. Jahrhunderts erreichte Isfahan eine wirtschaftliche Blütezeit. Vom FlussZayandeh Rud wurden Kanäle abgeleitet, die Wasser erst durch Wasserbecken in städtischen Parks und dann zur Bewässerung auf die außerhalb liegenden Felder leiteten. Für die wenig fruchtbaren Böden dieser Felder waren große Mengen Dünger nötig. Taubenkot wurde ebenso als Beize in der Lederindustrie verwendet und zur Herstellung vonSchwarzpulver (Taubenkot ist eine Quelle fürKaliumnitrat).[9] Der Verkauf von Taubendünger wurde zu einem profitablen Geschäft, wodurch weitere Taubenschläge gebaut wurden, obwohl der Schah eine Steuer auf ihren Besitz einführte. Jeder Taubenschlag fasste etwa 5000 Tauben, von denen jede etwa zweieinhalb Kilogramm Dung pro Jahr produziert.[10]

  • Taubenturm von Meybod, Iran. Innen.
    Taubenturm von Meybod, Iran. Innen.
  • Einer der Sieben Türme von Charun in Nadschafabad, Isfahan, Iran.
    Einer derSieben Türme von Charun in Nadschafabad, Isfahan, Iran.
  • Die „vierzig Türme“ von Kelisan nahe Isfahan, Iran. Die Türme sind miteinander verbunden.
    Die „vierzig Türme“ von Kelisan nahe Isfahan, Iran. Die Türme sind miteinander verbunden.
  • Ruinen von Taubentürmen nahe Isfahan, Iran.
    Ruinen von Taubentürmen nahe Isfahan, Iran.
Griechische Taubenschläge aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts in Gesi bei Kayseri, Türkei.

Eine weitere Region mit besonderen Taubennistplätzen ist Zentralanatolien. In denbizarren Felsformationen (türkisch:peribacaları) aus weichemTuffgestein in der LandschaftKappadokien ließen sich leicht Hohlräume bilden, die jahrhundertelang von Menschen bewohnt wurden und in der Nähe von Siedlungen auch als Viehunterstände und Taubenunterkünfte gedient haben. Tauben besiedelten höher gelegene Felslöcher, wo sie in Sicherheit waren und wo der Taubenkot als Dünger für den Gemüse- und Weinbau gesammelt werden konnte. Hier wie in Isfahan wird die Bedeutung des Taubendüngers für denWassermelonenanbau hervorgehoben. In dem porösen vulkanischen Gestein wurden auch Höhlen für Tauben an Felswänden künstlich geschaffen und im Innern Wandnischen als Nistplätze ausgehauen. Von der Ferne sind die bemalten Fassaden dieser Taubenhöhlen zu sehen, einige stammen aus dem 18. Jahrhundert, die meisten aus dem 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts.[11]

Die türkische Kleinstadt Gesi liegt 20 Kilometer nördlich vonKayseri in einem üppig grünen Flusstal. In der Nähe der umliegenden Dörfer gibt es in Gruppen zusammenstehende, insgesamt etwa 1000 kaminartige Steintürme mit einem schrägen, teilweise getreppten oberen Abschluss. Der Grundplan kann quadratisch, rechteckig oder rund sein. Sie bilden den oberirdischen Teil und den Eingang zu dem unter dem Boden liegenden Taubenraum, der aus dem Tuff gehauen wurde und etwa fünf Meter in der Ebene und vier Meter in der Höhe misst. An den Wänden sind hunderte Nistplätze eingetieft. Als Zugang zu dem Raum, um den Taubenkot zu sammeln, dient ein schräger Stollengang, der mit einer Holztür verschlossen ist. Die zwei bis sechs Meter hohen Steintürme bilden Schutz vor Wildtieren, Stürmen und einen schneefreien Eingang im Winter. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Taubenzucht stark zurückgegangen, die Einführung von Kunstdüngern auf Feldern, moderne Hühnerzuchtbetriebe und die Landflucht der Bevölkerung sind Gründe dafür.[12]

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu Taubenturm von Mertoun House in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
  2. Klara Spandl:Exploring the round houses of doves. In:British Archaeology. Nr. 35, Juni 1998 (Memento vom 29. Juli 2012 im Webarchivarchive.today).
  3. A. O. Cooke:Dovecotes of Old England, Wales and Scotland. (Memento desOriginals vom 19. Mai 2006 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pigeoncote.com PigeonCote.com, umfangreiche Webseite zur Geschichte englischer Taubenschläge.
  4. Elinor M. Husselman:The Dovecotes of Karanis. In:American Philological Association. Band 84, 1953, S. 81–91 (Memento vom 13. Januar 2013 imInternet Archive).
  5. vgl. etwa dasPorträt des ägyptischen Präsidenten,Mubarak. Abdin-Palast-Museum, Kairo (Abbildung beiFlickr). Das Gemälde zeigt den Präsidenten symbolisch mit Elementen der ägyptischen Kultur, unter anderem auch mit Taubenschlägen.
  6. Alessandro Finzi:Integrated Backyard Systems. A Contribution to the Special Programme for Food Security. Kapitel 7: Backyard small species. Animal Production Department, University of Tuscia, Viterbo / FAO 2000.
  7. Roberto Orazi:The Dovecotes of Tinos. In:Environmental Design. Rom 1988, S. 52–63 (englisch, PDF: 12,0 MB).
  8. Isfahan Dovecotes (Memento vom 27. Juli 2018 imInternet Archive). IranianTours.com.
  9. Eric Hansen:Castles of the Fields. In:Aramco World. März/April 2011, S. 2–4.
  10. Sina Vodjani und Gabriele von Kröcher:Zarathustra. Membran International, Hamburg 2006,ISBN 978-3-86562-739-1, S. 228 f.
  11. Capadocia’s Dovecotes. TurkishTumblers.com (Memento vom 4. Mai 2008 imInternet Archive).
  12. Vacit Imamoğlu u. a.:A Fantasy in Central Anatolian Architectural Heritage: Dovecotes and Towers in Kayseri. In:METU JFA. Bd. 2, 2005 – PDF, 217 kB (Memento vom 7. April 2016 imInternet Archive).

Literatur

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  • Wolfram Kleiss und Liselotte Soltani:Taubenhäuser in Deutschland und Europa. Reimer Verlag, Berlin 2006,ISBN 978-3-496-02791-1.
  • Wolfram Kleiss und Liselotte Soltani:Taubenhäuser in Europa, Iran und Ägypten. Reimer Verlag, Berlin 2017,ISBN 978-3-496-01575-8.
  • Elisabeth Beazley:The pigeon towers of Isfahan. Iran 4, 1966, S. 1–20.
  • Jean and Peter Hansell:Doves and Dovecotes and A Dovecote Heritage. Millstream Press, 1988,ISBN 0-948975-11-3.

Weblinks

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Commons: Taubenschläge – Sammlung von Bildern und Videos
Wiktionary: Taubenschlag – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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