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Töpferei

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Töpfer ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unterTöpfer (Begriffsklärung) aufgeführt.
Irdengut-Grünkörper im Trockenregal imConner-Prairie-Museum
Steinzeug vor dem Brand

AlsTöpferei wird heute eine Technik zur Herstellung vonKeramik genannt, bei der Gegenstände ausTon oderLehm geformt, getrocknet, dekoriert und gebrannt werden, wodurch die Endprodukte hart und teilweise wasserundurchlässig werden. DerWortstammTopf belegt, dass diese Technik zur Herstellung vonRotationskörpern im Gegensatz zu heute ursprünglich ausschließlich für die Herstellung von topfförmiger Gefäßkeramik verwendet wurde.

Wortbedeutung

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Eine Person, die Töpferei-Erzeugnisse herstellt, wird alsTöpfer (mittelniederdeutschpotter)[1] und der Ort, an dem der Töpfer arbeitet, alsTöpferei bezeichnet. Früher wurden in Norddeutschland auchOfensetzer als Töpfer bezeichnet, da sie die topf- oder becherförmigenOfenkacheln damals noch selbst herstellten. Eine ebenfalls frühere und heute noch inBayern gebräuchliche Berufsbezeichnung istHafner (von „Hafen“, Behälter),[2] worunter auch der Beruf desOfenbauers verstanden wurde.[3] Zur Abgrenzung wurde später der Begriff „Scheibentöpfer“ gebräuchlich.

Die korrekte Berufsbezeichnung derHandwerkskammern bzw. imInnungswesen lautet seit 2009 nicht mehr Töpfer (Ausbildungsberuf von 1938 bis 1984) bzw. Keramiker mit Spezialisierung „Töpfer“ oder Scheibentöpfer, sondern ausschließlichKeramiker, da neben der handwerklichen Scheibentöpferei auch industrielle Fertigungsweisen wie die Gieß- oder Presstechnik gelehrt werden. Keramiker stellen nun je nach Ausbildungsbetrieb Gebrauchskeramik, Baukeramik wieOfenkacheln (teilweise auf der Scheibe gedreht)[4] oder Fliesen und/oder Zierkeramik her. Ihre Aufgaben reichen von Planung und Entwurf über die Fertigung bis hin zum Verkauf der Produkte.[5][6][7] Die BezeichnungKeramiker wird für Personen mit künstlerischem Anspruch bevorzugt verwendet.

Formtechniken

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Video: Töpfern vonBartmannskrügen, Eifel, 1979

Bei derWulsttechnik, heute vorrangig für große Vorratsgefäße über 15 Liter Fassungsvermögen angewandt, werden dickere oder dünne Stränge von Ton ringförmig oder in Spiralen übereinander geschichtet. Beim Formen von mittelgroßen und kleinen Gegenständen mit derTöpferscheibe wird ein in schnelle Drehung versetzter Tonklumpen mit den Händen oder mit Schablonen zu einem rotationssymmetrischen Gefäß ausgezogen. Nach dem Formen werden die vorgetrockneten Werkstücke gebrannt und dadurch gehärtet. Dazu sind Temperaturen von 450 °C bis über 1280 °C erforderlich. Bei Temperaturen unterhalb von 1000 °C bleibt die Töpferware wasserdurchlässig (Terrakotta), darüber beginnt sie zu verglasen. Nur bestimmte Tone können so hoch gebrannt werden, dass sie verglasen; dies sind besonders Klinkerton, Steinzeugton undKaolin. Um auch poröse Tongefäße wasserundurchlässig zu machen und auch aus ästhetischen Gründen werden niedriggebrannte Tongefäße häufig mit einerGlasur überzogen.

Töpfer an der Töpferscheibe
Traditionelles Töpferhandwerk im TöpferdorfFredelsloh

Bei dem moderneren Scheibentöpfern wird der Ton auf einerTöpferscheibe oderRänderscheibe geformt. Töpferscheiben werden mechanisch oder elektrisch betrieben, Ränderscheiben manuell. Das Scheibentöpfern besteht aus drei grundlegenden Arbeitsschritten:

  1. Das Vorbereiten und Formen des Tons auf der Töpferscheibe: Der Ton wird geknetet und auf die Töpferscheibe gelegt. Der Töpfer formt den Ton mit seinen Händen, Wasser dient dabei als Gleitmittel. Für den Feinschliff werden sogenannteDrehschienen verwendet. Danach folgt ein 2–3-tägiges Trocknen.
  2. Das Abdrehen: Der Ton wird erneut auf die Töpferscheibe gelegt und mit sogenanntenAbdrehschlingen bearbeitet. Man kann so z. B. den Boden markanter und die Wände dünner machen. Auf das Abdrehen folgt erneutes Trocknen, diesmal etwa 5–6 Tage lang.
  3. Das Glasieren: Die Töpferware wird mit einer Glasur überzogen, 10–12 Stunden getrocknet und danach im Glattbrand 11 Stunden bei ca. 1280 °C gebrannt.

Bei derGießkeramik wird der Ton in eine Form gegossen, die dann an der Luft getrocknet wird. So kann man massenhaft exakt gleiche Produkte herstellen. Die Formen sind zweiteilig und bestehen meistens aus Gips.

Bei allen Techniken ist zu beachten, dass der feuchte Ton beim Trocknen und Brennen schwindet.Ton für traditionelle Töpfertechniken beispielsweise schwindet um rund 5,5 % von der Rohmasse bis zum fertigen Produkt.[8]

Verbreitung

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Heute werden Tongefäße, vor allem Gebrauchsgeschirre, vorwiegend industriell hergestellt. Die handwerkliche Töpferei dient in den westlichen Kulturen häufiger zu künstlerischen Zwecken, zurTraditionspflege oder alsHobby. In den Töpfergebieten z. B. des Westerwaldes (Kannenbäckerland), der Oberlausitz, des Elsass usw. findet man jedoch noch viele Töpfereien, in denen das Handwerk traditionell ausgeübt und gepflegt wird.

Beiindigenen Völkern hingegen dient der Verkauf von Töpferwaren und anderemKunsthandwerk als wichtige Einnahmequelle.

Geschichte

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Hauptartikel:Geschichte der Keramik
Brennen von Tonkrügen inOsttimor auf die herkömmliche Weise

Die frühesten europäischen Keramikfunde – gebrannte Tonfiguren – stammen aus demJungpaläolithikum. Sie wurden nach gängiger Vorstellung als Zufallsprodukt beim Lagerfeuer auf Lehm- oder Tonboden beobachtet. Die ersten Keramikfiguren sind über 24.000 Jahre alt.[9]

Die ältesten bekannten Keramikgefäße stammen aus derHöhle Xianrendong in derVolksrepublik China; sie entstanden ungefähr 20.000 bis 19.000 (cal BP).[10] Der älteste Nachweis für eine spezielle Nutzung von Keramikgefäßen wurde in die beginnendeJōmon-Zeit inJapan datiert, und zwar anhand von Gefäßen, die 15.000 bis 11.800 Jahre (cal BP) alt sind und den damaligenJägern und Sammlern zum Kochen von Meeres- und Süßwassertieren dienten.[11]Seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. wurde in Vorderasien die langsamdrehende Töpferscheibe verwendet. Bemalte Keramik ist inMesopotamien seit der neolithischenHassuna-Periode bekannt. Flächig polychrom bemalte Keramik (Buntkeramik) kennzeichnet dieäneolithischeHalaf-Periode. Durch die Erfindung der schnelldrehenden Töpferscheibe um 4000 v. Chr. in Mesopotamien begann die Produktion von Massenware.

Rekonstruktion einer Töpferwerkstatt, Museum für traditionelle Handwerke und angewandte Kunst,Trojan,Bulgarien

Glasierte Keramik ist seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. aus Mesopotamien und Ägypten bekannt. Die frühesten Keramiken inAfrika sind die 12 000 Jahre alten Funde ausOunjougou inMali in Afrika. In Amerika ist Keramik um 3900 v. Chr. belegt, in Ozeanien um 1600 v. Chr. (Lapita-Kultur).

Einige Kulturen derUrgeschichte sind nach ihren keramischen Erzeugnissen benannt, beispielsweise dieBandkeramische Kultur oder dieGlockenbecherkultur.

ImMittelalter gehörte die Töpferei zu den„unehrlichen“ Berufen. Töpfereizentren gab es etwa imRheinland, dort wurden unterschiedliche FormenRheinischer Keramik hergestellt.

Industrielle Fertigung

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In der Gegenwart wird Steingut überwiegendindustriell produziert. Die handwerkliche Töpferei wird als Kunsthandwerk betrieben. Nicht nur Gebrauchskeramik, auch Keramikskulpturen,Reliefs und Keramikschmuck werden in den unterschiedlichen Techniken wieMajolika, Fein-Steinzeug,Raku-Keramik und Rauchbrandkeramik angeboten. Auch hat sich die moderne Keramikherstellung mit hochwertigen Keramikarbeiten in derbildenden Kunst einen Namen gemacht.

Schutzheilige

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AlsSchutzpatrone der Töpfer gelten die HeiligenRadegundis,Simon Petrus sowieGoar.

Weblinks

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Commons: Töpferei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Julia Griebel: Potter. In: namenforschung.net. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, 16. Mai 2022, abgerufen am 29. Mai 2022. 
  2. Friedrich Kluge (Hrsg.):Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 21., unveränderte Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 1975,ISBN 3-11-005709-3, S. 281.
  3. Töpferei. In:friesenring.de Abgerufen am 31. August 2016.
  4. Eine Napfkachel aus Miltenberg. In:furnologia.de. Abgerufen am 31. August 2016.
  5. Ausbildungsberuf Keramiker/in bis 2008, Berufenet Bundesagentur für Arbeit (Memento vom 17. April 2015 imInternet Archive)
  6. Ausbildungsberuf Keramiker/in seit 2009, Berufenet Bundesagentur für Arbeit (Memento vom 17. April 2015 imInternet Archive)
  7. Steckbrief: Keramiker/in. (PDF; 181 kB) In: berufenet.arbeitsagentur.de. Bundesagentur für Arbeit, 1. Januar 2022, abgerufen am 29. Mai 2022. 
  8. Wie man einen Kachelofen nach Abgasnorm baut, 26.11.2023, FilmserieHandwerkskunst, SWR
  9. Keramik – Alltagsgegenstand und Hightech Werkstoff (Archivversion) (Memento vom 29. Juni 2007 imInternet Archive)
  10. Xiaohong Wu et al.:Early Pottery at 20,000 Years ago in Xianrendong Cave, China. In:Science. Band 336, Nr. 6089, 2012, S. 1696–1700,doi:10.1126/science.1218643
  11. Oliver E. Craig et al.:Earliest evidence for the use of pottery. In:Nature. Band 496, Nr. 7445, 2013, S. 351–354,doi:10.1038/nature12109
Normdaten (Sachbegriff):GND:4253993-6 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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