Swarmandal

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Swarmandal im ethnographischen Museum inPieniężno, Polen
Pandit Jasrai (1930–2020), einKhyal- undThumri-Sänger der Mewati-Gharana, begleitet seinen Gesang mit einerswarmandal.

Swarmandal (Hindiस्वरमण्डल), auchsurmandal, sur mandal, svarmandal, vonSanskritsvaramandala(„Ton-Kreis“), seltensrimandal, ist eine gezupfte Kastenzither in Nordindien undPakistan, die hauptsächlich Sänger der nordindischen Musik in den leichten klassischen GesangsstilenKhyal undThumri nebenbei und kaum hörbar spielen. Der Nameswarmandal wurde vermutlich auf die orientalische Kastenzitherqānūn übertragen, die mit muslimischen Eroberern eingeführt wurde und in den Herrscherchroniken ab demSultanat von Delhi im 13. Jahrhundert erwähnt wird. In derMogulzeit (1526 bis 1858) bezeichnetenqānūn undswarmandal entweder dasselbe oder ein ähnliches Instrument, das anders als heute zur Melodiebildung in derklassischen Musik eingesetzt wurde. Der Rückbezug derswarmandal auf den altindischen Namenmattakokila für einenvina-Typ erscheint dagegen wenig wahrscheinlich.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

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Saiteninstrumente waren offenbar in altindischer Zeit sehr beliebt. Dies legt der Sammelbegriffvina nahe, mit dem sie bezeichnet wurden und der bereits in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends häufig in den Sanskritquellen vorkommt. Die älteste Form dervina war die Bogenharfe, die schon vor dem 6. Jahrhundert v. Chr. in Textabbildungen erkennbar ist. Ab den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wurde auf buddhistischen Reliefs eine Langhalslaute mit schlankem Korpus abgebildet und ab dem 8. Jahrhundert, als die Bogenharfen praktisch verschwunden waren, traten die ersten Stabzithern auf, die in zahlreichen Variationen die für die indische Musik typischsten Saiteninstrumente sind.[1]

Einen anderen Zithertyp, der in Südostasien beheimatet ist, bilden die Bambusröhrenzithern, bei denen wie bei derguntang auf der indonesischen Insel Bali eine oder mehrere Saiten aus der äußeren Schicht eines Bambusabschnitts herausgetrennt sind. Die westliche Verbreitungsgrenze der Bambusröhrenzithern stellen Ostnepal mit deryalambar und die nordöstlichen Bundesstaaten Indiens dar, wo unter anderemgintang undchigring vorkommen. Mehrere parallel verbundene Bambusröhren ergeben Floßzithern wie diedendung in Assam, die in Indien ebenfalls nicht weiter westwärts vorgedrungen sind. Diesurmungla ist oder war eine selteneFloßzither in den nordostindischen Berggebieten, die aus mehreren parallel verbundenen Bambusröhren besteht, deren aus der äußeren Schicht der Röhren herausgelöste Saiten der Musiker mit dem Finger quer überstreicht, um einen warmen und angenehmen Klang zu erzeugen.[2] Der Namesurmungla taucht in der Unterschrift zu einem Bild des flämischen Malers François Balthazar Solvyns auf, der sich von 1791 bis 1803 inKalkutta aufhielt.[3] Die Vorsilbesur- ist bedeutungsgleich mitsvara oderswara (Sanskrit, „Ton“, „Tonstufe“ einesRagas) inswarmandal und ist auch im Namen der Langhalslautensurbahar,sursingar undswarabat enthalten.

Brettzithern, deren Saiten auf einem langrechteckigen Brett montiert sind und die am variantenreichsten in Gestalt der ostasiatischen Wölbbrettzithern (guzheng in China,ajaeng in Korea) vertreten sind, erscheinen Alastair Dick (2014) zufolge offenbar nicht auf altindischen Abbildungen. Dessen ungeachtet verweistKaraikudi S. Subramanian (1985) auf ein Relief vom Stupa vonSanchi aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., das sich im dortigen archäologischen Museum befindet. Die nach dem Relief gezeichnete Skizze zeigt einen Musiker, der eine lange, schlanke, an den Enden gerundete Brettzither quer vor dem Körper hält und die Saiten mit beiden Händen zupft. Subramanian hält das abgebildete Instrument für einen Vorläufer „der späterenmattakokila“ oder der mittelalterlichenswaramandala.[4] Auf mittelalterlichen Reliefs sind keine Brett- oder Kastenzithern abgebildet und heute kommen sie allenfalls selten vor.

Aus dem Westen stammende Kastenzithern werden in Indien ab dem 13. Jahrhundert erwähnt; ob es unabhängig davon ein altindisches Vorbild gibt, ist spekulativ. Die Frage hängt mit dem Sanskritwortmattakokila („toller Kuckuck“) zusammen, das in dem von Bharata Muni um die Zeitenwende verfasstenNatyashastra für ein Saiteninstrument des Theaterorchesters genannt wird. DasNatyashastra ist die früheste indische Quelle, die sich speziell der Musik widmet. Darin wird die Anordnung der Sänger und Sängerinnen, der drei Bogenharfenspieler und der beiden Flötenspieler im Ritualtheater begleitenden Orchester beschrieben. Die Harfenspieler verwenden drei unterschiedliche Instrumente: diemattakokila als die bedeutendstevina (mukha-vina, die „Haupt-vina“ des altindischen Theaters) mit 21 Saiten, die neunsaitigevipanchi-vina und die siebensaitigecitra-vina (chitravina, heute ein anderer Name der südindischengottuvadyam). Ein nach diesen Vorgaben angeordnetes Ensemble ist – nach der Interpretation von Walter Kaufmann (1981) – auf einem buddhistischen Relief aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. dargestellt, das sich am Stupa vonAmaravati befand.[5] Obwohl imNatyashastra die Bedeutung dermattakokila hervorgehoben wird, sind keine brauchbaren Abbildungen aus altindischer Zeit überliefert. John Napier (2005) schließt daraus, ein Instruments mit 21 Saiten (das dreisthana, „Register“ hat) habe eher als ein theoretisches Konstrukt gedient, um das Tonsystem zu demonstrieren, und sei weniger in der Praxis gespielt worden.[6]

Im musiktheoretischen WerkSangitaratnakara des Sarngadeva aus dem 13. Jahrhundert findet sich eine entsprechende Beschreibung, wobei weiterhin unklar bleibt, welche Form dasmattakokila genannte Instrument hatte, ob der Schreiber es selbst sah oder ob er sich auf einen älteren Text bezieht. Es könnte sich um eine kurzzeitig wiedereingeführte, alte Bogenharfe handeln, von der ansonsten nichts bekannt ist.[7] DasSangitaratnakara listet mit dermattakokila zehn namentlich unterschiedenevina-Typen, die zumindest zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert in Gebrauch waren. Das von Ahobala Pandit im 17. Jahrhundert verfassteSangita-Parijata erwähnt acht völlig andere Namen vonvina-Typen, es fehlt damit auchmattakokila, dafür ist der Nameswaramandala darunter.[8]

Kallinatha, der im 15. Jahrhundert mit seinem WerkKalanidhi einen Kommentar zumSangitarathakara verfasste, bemerkt,swarmandal sei der gängige Name dermattakokila. Welcher Instrumententyp gemeint ist, geht aus dem Text nicht hervor.[9] Es ist möglich, dass sich der Nameswarmandal schon früh auf die arabisch-persische Trapezzitherqānūn bezog, die von denMamluken eingeführt wurde, als diese im 13. Jahrhundert dasSultanat von Delhi gründeten. Seit jener Zeit wird dieqānūn in den muslimisch-indischen Herrscherchroniken erwähnt.

Zeichnung eines arabischenqānūn-Spielers in Palästina, 1859

Abbildungen von Saiteninstrumenten in mittelalterlichen islamischen Quellen lassen mehr oder weniger zuverlässig auf deren Aussehen schließen. ImKitāb al-ʿadwār („Buch der Modi“) des arabischsprachigen MusiktheoretikersSafi ad-Din al-Urmawi (1216–1294) ist eine große rechteckige Kastenzithernuzha mit 32 Saiten abgebildet, die von al-Urmawi erfunden worden sein soll. Die Erfindung der halb so großen, trapezförmigenqānūn wirdal-Fārābī (um 872–950) zugeschrieben, in dessenKitāb al-Mūsīqā al-kabīr („Das große Buch der Musik“) ferner eine schwer identifizierbare Zeichnung einesschahrud genannten Instruments mit 40 und in einer anderen Handschrift mit 48 parallelen Saiten in zwei Saitenebenen enthalten ist. Eine weitere Zeichnung bei al-Urmawi stellt die Winkelharfetschang mit 34 Saiten dar. Die HandschriftKaschf al-humūm eines im 14. Jahrhundert in Ägypten lebenden anonymen Autors beinhaltet die Miniatur eines sitzenden Musikers, der eine Trapezzither in senkrechter Position vor seinem Oberkörper spielt. Mit der linken Hand hält er die Oberkante des Instruments, mit der rechten Hand zupft er die Saiten. Entgegen der gezeigten – auch für dieswarmandal heute typischen Spielposition heißt es im Text, das in Syrienqānūn und in Ägyptensantīr genannte Instrument werde „flach liegend“ gespielt.[10] Flach liegend ist jedenfalls die Spielposition der heutigen arabischenqānūn, die typischerweise mit 78 Saiten für 26 dreisaitigeChöre bespannt ist.

Im 1526 vonBabur gegründetenMogulreich verbanden sich persische, arabische undturkisch-zentralasiatische Einflüsse mit der indischen Kultur, wie aus demBaburnama, der Autobiographie Baburs, hervorgeht. Zu den eingeführten und im Palast gespielten Musikinstrumenten gehörten neben derqānūn die arabisch-persische Kurzhalslauteʿūd, die arabisch-persische Längsflötenay und das zentralasiatische Streichinstrumentghichak. Im Freien vor dem Palast wurde unterAkbar I. (reg. 1556–1605) täglich zu den Gebetszeiten das große Orchesternaqqāra khāna mit Instrumenten aus Westasien gespielt, darunter dem Kesseltrommelpaarnaqqāra und Trompeten (qarnā undnafīr).[11] Im Ende des 16. Jahrhunderts vonAbu 'l-Fazl verfasstenĀʾīn-i Akbarī, dem dritten Teil der offiziellen Geschichtschronik der Mogulherrscher,Akbar-nāma, in dem es hauptsächlich um die Verwaltungsangelegenheiten Akbars geht, wird diesurmandal als derqānūn ähnliche, 21-saitige Zither mit Stahl-, Messing- und Darmsaiten beschrieben.[12] Der Musiker und Musiktheoretiker Faqīrullāh (eigentlich Nawab Saif Khan) fertigte zwischen 1663 und 1666 eine persische Übersetzung des Anfang des 16. Jahrhunderts verfassten MusiktraktatsMan Kutuhāl an. Darin wird ein für die indische Musiktheorie zentrales System vonRaga-Familien aufgestellt. Faqīrullāhs Übersetzung und starke Bearbeitung des Textes ist alsRāgadarpana bekannt. Anders als Abu 'l-Fazl unterscheidet Faqīrullāh die beiden Instrumentenbezeichnungen. Dieswarmandal hatte demnach 25 Saiten, einige aus Kupfer und die übrigen aus Stahl. Dieqānūn besaß 40 Saiten, davon drei an einer Seite, vier an der anderen und die übrigen paarweise gestimmt.[13]

Das Instrument scheint eine gewisse Bedeutung in der höfischen Musik der Mogulherrscher gehabt zu haben.Miniaturmalereien aus dem 16. Jahrhundert zufolge war dieswarmandal/qānūn eine Kastenzither, deren Saiten mitPlektren oder mit Metallklammern an den Fingerspitzen angerissen wurden. Über die Namensgebung der Kastenzither sagen die Abbildungen nichts aus, aber sie teilen etwas über ihre Form und Verwendung im Ensemble mit. Zur Zeit Akbars kamen demnach drei Grundformen von Kastenzithern vor: mit winkelförmigen Korpus und geschwungenen Innenkanten, einseitig trapezförmig (zwei parallele Seiten) sowiepsalterförmig mit zwei schrägen Kanten (keine Seite parallel). Entweder war der importierte Zithertyp schlicht nicht standardisiert oder es waren zu unterschiedlichen Zeiten andere Zithertypen aus dem Mittleren Osten nach Mogulindien gelangt. Die Zithern wurden von Männern und Frauen gespielt. Die Abbildungen zeigen außerdem zwei Spielweisen. Das Instrument liegt flach auf den Knien und wird mit beiden Händen gezupft oder es wird senkrecht vor dem Oberkörper gehalten und mit der rechten Hand gespielt.[14]

Zwischen der Regierungszeit Akbars und dem Ende des 19. Jahrhunderts sind die Quellen zurswarmandal spärlich. Vermutlich verschwand im Verlauf der Mogulzeit dieswarmandal als Melodieinstrument der klassischen Musik, um Ende des 19. Jahrhunderts mit einer anderen Spielweise zur Gesangsbegleitung zurückzukehren.[15] Dem britischen Infanteristen Charles Russel Day (1860–1900) zufolge, der 1891 ein Werk über indische Musikinstrumente veröffentlichte, war dieswarmandal zu seiner Zeit selten und wurde überwiegend von Musikern imPunjab gespielt. Er bezeichnet mitqānūn undswarmandal gleichermaßen eine einseitig trapezförmige Kastenzither mit 21 Saiten, die teilweise aus Stahl und Messing (seltener noch Darm oder Seide) bestehen und die mit Metallklammern an den Fingerspitzen angerissen werden, was einen weichen, warmen Ton ergibt. Hiervon unterscheidet Day diesantir (gemeintsantur) als ein seltenes persisches Instrument mit wesentlich mehr Saiten, die mit Holzklöppeln geschlagen werden.

Nachhinduistischer Legende erfand einRishi (ein mythischer Weiser) namens Katyayana das erste, derswarmandal ähnliche Musikinstrument, weshalb man esKatyayana vina genannt habe. Den invedischen Texten aus der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. genannten Nameshatatantri vina („hundertsaitigevina“) verbindet Day ebenfalls mit derswarmandal.[16] A. M. Meerwarth (1917)[17] gibt an,shatatantri sei ein anderer Name vonKatyayana vina und ähnele in Spielweise und Klang stark derqānūn.Curt Sachs (1915) greift diese Überlieferungen auf und gibt für die indische Kastenzither, die er als rückgebildete Form der größeren arabischenqānūn beschreibt, mehrere gleichbedeutende und nur nach ihrer Herkunft zu unterscheidende Namen an:katyayana vina, shatatantri vina, svaramandala, surmandal, außerdemMarathisarmandal undTamilcuramantalam.[18] Den Sanskrittexten zufolge dürfte jedoch dieshatatantri vina, die wohl eine Signalfunktion bei vedischen Ritualgesängen besaß, mit zwei Schlägeln gespielt worden sein und eine andere Form gehabt haben.[19]

Die einzige andere Kastenzither, die in Indien heute verwendet wird, ist diesantur: ein trapezförmiger Hackbretttyp, der von Südosteuropa über den Nahen und Mittleren Osten bis nach China vorkommt. Von Iran ausgehend gelangte diesantur in die regionale MusikKaschmirs und von dort im 20. Jahrhundert in die nordindische Kunstmusik. Im Nordwesten Indiens und im Süden von Pakistan kommt darüber hinaus der in den 1920er Jahren aus Japan eingeführten langrechteckigen Brettzither mit Tastaturbulbultarang eine gewisse Bedeutung in der populären Unterhaltungsmusik und devotionalen Musik zu.

Bauform und Spielweise

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Rashid Khan, vonHarmonium undsarangi begleitet, 2017

Dieswarmandal ist eine der arabischenqānūn ähnliche, jedoch kleinere Kastenzither ohne Griffbrett mit einem einseitig trapezoiden oder halbtrapezoiden Korpus. Sie ist etwa 50 Zentimeter lang, 30 Zentimeter breit und mit 25[20] oder ungefähr 40 Metallsaiten bespannt. In der Mitte der Decke befindet sich ein großes rundes Schallloch. Die Saiten verlaufen von Befestigungsschrauben über einen durchgehenden Steg auf der rechten Seite zu senkrecht stehenden Metallstimmschrauben am linken Rand. Einfachere Konstruktionen besitzen Holzwirbel an der Seitenwand des Korpus. Die Saiten werden auf die Töne des zu spielendenRagas gestimmt. Eine Alternative zursurmandal ist die Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland entwickelte und in den Vereinigten Staaten am Markt eingeführteAutoharp, deren Tastenmechanik entfernt wird.

Anders als die bis zur Mogulzeit als Melodieinstrument der klassischen Musik gespielteqānūn wird dieswarmandal heute nicht von einem Instrumentalisten, sondern ausschließlich vom Sänger zur Begleitung seines Gesangs verwendet. Das Instrument wird auch nicht in waagrechter Position gespielt, sondern senkrecht vor der Brust gehalten. DerKhyal-,Thumri oderGhasel-Sänger zupft hin und wieder zwei oder drei Saiten oder gleitet mit dem Finger über alle oder einen großen Teil der Saiten hinweg (bei der Gitarre englischstrumming genannt) und produziert in zeitlichen AbständenArpeggios. Dieswarmandal hat nicht die Funktion dertanpura, die ein Musikstück mit dem konstanten gleichmäßigen Klang vonBorduntönen unterlegt. Solange Sänger und Begleitmusiker in Aktion sind, ist dieswarmandal praktisch nicht zu hören und trägt höchstens zur Verstärkung des Gesamtklangs bei. Nur zu Beginn oder am Ende eines Stücks treten die mit der Komposition unverbundenen Töne derswarmandal kurz hervor.

Diese Spielweise scheint sich erst im 20. Jahrhundert herausgebildet zu haben. Sänger der Patiala-Gharana, der Musiktradition ausPatiala in der ProvinzPunjab, geben an, dieswarmandal als Gesangsbegleitung bekannt gemacht zu haben. Dasswarmandal-Spiel ist ein charakteristisches Merkmal des pakistanischen Ghasel-Sängers Ghulam Ali (* 1940) der Patiala-Gharana.[21] Sie wurde außerdem neben vielen anderen vom pakistanischen Khyal-SängerSalamat Ali Khan (1934–2001) und der zur Jaipur-Gharana gehörenden Sängerin Kishori Amongkar (1931–2017) verwendet. Rashid Khan (* 1966) singt mit derswarmandal im Khyal-Stil der Rampur-Sahaswan-Gharana. Jenseits dieser gesangsunterstützenden Funktion wird dieswarmandal praktisch nicht verwendet.[22]

Sich selbst auf einem Instrument begleitende Sänger sind in der indischen Musik selten und auf den leichten klassischen Stil Thumri oder gelegentlich den Khyal beschränkt. Zu den Ausnahmen gehören ferner einige pakistanischeQawwali-Sänger wie Fateh Ali Khan und Rustam Ali Khan, die einindisches Harmonium spielen.[23] Häufig wird der Sänger rhythmisch von einertabla und melodisch von einer zweiten Gesangsstimme oder einer Streichlautesarangi (regional auch von einersarinda) begleitet. Im Verhältnis zum ersten Sänger haben die Begleitsänger oder -musiker die untergeordnete Aufgabe, dessen musikalische Vorgaben zu wiederholen und auszuschmücken. Manche Begleiter verstehen sich als Solisten in Wartestellung und verlassen zeitweilig die Begleitrolle für eine solistische Einlage. Der währenddessen schweigende Solosänger kann dennoch fortfahren, seineswarmandal zu zupfen, ohne auf das Spiel seines Begleiters zu achten.[24]

Shyam Sundar Goswami, Khyal-Sänger in Kalkutta der Kirana-Gharana.

Ein ungewöhnlich groß besetztes Volksmusikensemble der Manganiyar, einer muslimischen Ethnie im westlichenRajasthan besteht aus den Streichinstrumentenkamaica (kamacha) undsarangi, swarmandal, Harmonium,surna(i) (ein Doppelrohrblattinstrument, das sich in Form und Spielweise von dershehnai unterscheidet),murli (Doppelklarinette),morchang (Maultrommel),kartal (Holzklapper),dhol (große zweifellige Fasstrommel),dholak (kleinere Fasstrommel) und eingharra (Tontopf wie der südindischeghatam). Dies zeigt die musikalische Vielseitigkeit der Manganiyar, deren Hauptaufgabe als Musikerkaste ist, für ihre Auftraggeber bei zeremoniellen Anlässen und sonstigen Familienfeiern aufzutreten.[25]

Zusammen mit der Anverwandlung indischer Musikinstrumente als exotische Ergänzung für westliche Musikstile wird gelegentlich auch dieswarmandal verwendet. BeimBeatles-TitelWithin You Without You von 1967 werdendilruba,sitar, tabla, tanpura undswarmandal zusammen mit achtViolinen und dreiCelli eingesetzt. Dermixolydische Modus des Stücks steht mit der indischen Raga-Tonalität in Verbindung und die Rhythmik basiert auf den Zyklentintal (16 Schläge) undjhaptal (7 Schläge). Zu Beginn des Stücks gibt diedilruba den Modus vor, unmittelbar gefolgt von der dazu gehörendenpentatonischen Tonreihe derswarmandal-Saiten, die nacheinander gezupft werden. Damit wird das typische Klangbild dessitar-Spielers nachgeahmt, der zu Beginn seines Vortrags die Resonanzsaiten seines Instruments leer anreißt.[26] In einem weiteren Song der Beatles,Strawberry Fields Forever von 1967, spielt dieswarmandal eine absteigende Ragaskala.[27]

Literatur

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  • Alastair Dick:Surmandal. In: Laurence Libin (Hrsg.):The Grove Dictionary of Musical Instruments. Band 4, Oxford University Press, Oxford/New York 2014, S. 655f
  • John Napier:The Svarmaṇḍal and Its “Ancestors”: From Organological to Aesthetic Continuity. In:The Galpin Society Journal, Band 58, Mai 2005, S. 124–131, 225

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Walter Kaufmann:Altindien. Musikgeschichte in Bildern. Band II.Musik des Altertums. Lieferung 8. Hrsg. Werner Bachmann. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1981, S. 35f
  2. Robert L. Hardgrave, Jr., Stephen M. Slawek:Instruments and Music Culture in Eighteenth Century India: The Solvyns Portraits. In:Asian Music, Band 20, Nr. 1, Herbst 1988–Winter 1989, S. 1–92, hier S. 62
  3. Robert L. Hardgrave:François Balthazar Solvyns: A Flemish Artist in Bengal, 1791–1803. In:IIAS Newsletter, Nr. 28, 2002, S. 15
  4. Karaikudi S. Subramanian:An Introduction to the Vina. In:Asian Music, Band 16, Nr. 2, Frühjahr–Sommer 1985, S. 7–82, hier S. 10
  5. Walter Kaufmann, 1981, S. 96
  6. John Napier, 2005, S. 127
  7. Alastair Dick, 2014, S. 655
  8. Louise Wrazen:The Early History of the Vīṇā and Bīn in South and Southeast Asia. In:Asian Music, Band 18, Nr. 1, Herbst–Winter 1986, S. 35–55, hier S. 36
  9. Bigamudre Chaitanya Deva:Musical Instruments of India: Their History and Development. Firma KLM Private Limited, Kalkutta 1978, S. 146
  10. Henry George Farmer:Islam. (Heinrich Besseler,Max Schneider (Hrsg.):Musikgeschichte in Bildern. Band III.Musik des Mittelalters und der Renaissance. Lieferung 2). Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1966, S. 96, 102
  11. Emmie te Nijenhuis:Indien. III. Nordindische (Hindustānī-) Musik. 1. 1200 bis 1700. In:MGG Online, November 2016 (Musik in Geschichte und Gegenwart, 1996)
  12. Bigamudre Chaitanya Deva:Musical Instruments. National Book Trust India, Neu-Delhi 1977, S. 86
  13. John Napier, 2005, S. 125
  14. Bonnie C. Wade:The Meeting of Musical Cultures in the 16th-century Court of the Mughal Akbar. In:The World of Music, Band 32, Nr. 2 (India) 1990, S. 3–26, hier S. 19, 21
  15. John Napier, 2005, S. 125; Christian Poché:Qānūn. In:Grove Music Online, 2001, vermerkt in einem knappen Satz, dieqānūn sei im 19. Jahrhundert auch in Indien verwendet worden, ohne auf die Geschichte des Instruments einzugehen.
  16. Charles Russel Day:The music and musical instruments of southern India and the Deccan. Novello, Ewer & Co., London/New York 1891, S. 133f
  17. A. M. Meerwarth:A Guide to the Collection of Musical Instruments Exhibited in the Ethnographical Gallery of the Indian Museum, Calcutta. 1917
  18. Curt Sachs:Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens. Zugleich eine Einführung in die Instrumentenkunde. (2. Auflage 1923) Georg Olms, Hildesheim 1983, S. 104
  19. John Napier, 2005, S. 126
  20. Gallery of Musical Instruments. Museum of Performing Arts.Sangeet Natak Akademi, Neu-Delhi, S. 39
  21. Bonnie C. Wade:Khayal: Creativity within North India’s Classical Music Tradition. (Cambridge Studies in Ethnomusicology) Cambridge University Press, Cambridge 1985, S. 234
  22. John Napier, 2005, S. 124
  23. Ustad Fateh Ali Khan & Rustam Ali Khan performing raga Aiman. Youtube-Video
  24. John Napier:The Distribution of Authority in the Performance of North Indian Vocal Music. In:Ethnomusicology Forum, Band 16, Nr. 2, November 2007, S. 271–301, hier S. 295
  25. Nazir A. Jairazbhoy:Music in Western Rajasthan: Stability and Change. In:Yearbook of the International Folk Music Council, Band 9, 1977, S. 50–66, hier S. 55
  26. Gerry Farrell:Reflecting Surfaces: The Use of Elements from Indian Music in Popular Music and Jazz. In:Popular Music, Band 7, Nr. 2 (The South Asia/West Crossover) Mai 1988, S. 189–205, hier S. 196
  27. Pedro van der Lee:Sitars and Bossas: World Music Influences. In:Popular Music, Band 17, Nr. 1, Januar 1998, S. 45–70, hier S. 56
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