Sven Hedin war der Sohn des Stockholmer Stadtarchitekten Abraham Ludvig Hedin (1826–1917) und dessen Ehefrau Anna Berlin.[1]Er studierte bei dem deutschen Geographen und ChinaforscherFerdinand Freiherr von Richthofen. Nach der Promotion, dem Erlernen zahlreicher Sprachen und Dialekte sowie nach zwei Reisen durchPersien befolgte er nicht den Rat von Richthofens, sein Geographiestudium fortzusetzen und sich mit den Methoden der geographischen Forschung vertraut zu machen; deshalb musste er später die Auswertung seiner Expeditionsergebnisse anderen Wissenschaftlern überlassen.
In drei Expeditionen zwischen 1894 und 1908 durch die Gebirge und die Wüstengebiete von Zentralasien kartierte und erkundete er die Gebiete vonChinesisch-Turkestan (jetzt Xinjiang) undTibet. Bereits 1902 war er in den Adelsstand erhoben worden, als bis heute letzter Schwede, der nicht Mitglied des Königshauses war. Als Mitglied zweier wissenschaftlicher Akademien hatte Hedin Stimmrecht bei der Wahl vonNobelpreisträgern. Im Jahr 1909 wurde er zum Mitglied derLeopoldina gewählt, derenCothenius-Medaille er 1925 erhielt.
Sven Hedin 1908 nach der Reise durch den Himalaya
Text auf der Rückseite der Aufnahme: „Sven von Hedin“ kommt nach seiner berühmten Forschungs=Reise ‚Trans=Himalaya‘ zum ersten Mal wieder in Fühlung mit der Kultur, u. zwar auf der Missions=Station ‚Pu‘ [Poo, Himachal Pradesh]. Ein Missionar dort war mein früherer Freund u. Mitarbeiter, namens Schnabel.
Mit seinen Expeditionsaufzeichnungen legte er die Grundlagen für eine genaue Karte Zentralasiens. Durch wissenschaftliche Dokumentationen und populäre Reisebücher mit eigenen Fotografien, Aquarellen und Zeichnungen, durch Abenteuerberichte für junge Leser und Vortragsreisen im Ausland wurde er weltweit bekannt.
In seiner Eigenschaft als Mitglied derSchwedischen Akademie der Kriegswissenschaften befürwortete Hedin den Bau des KriegsschiffesSverige. Er beeinflusste dieBorggårdskrise auf Seiten der Konservativen. ImErsten Weltkrieg stellte er sich in seinen Veröffentlichungen ausdrücklich auf die Seite der deutschen Monarchie und ihrer Kriegsführung. Durch dieses politische Engagement verlor er bei den Kriegsgegnern Deutschlands sein wissenschaftliches Renommee, die Mitgliedschaft in deren geographischen Gesellschaften und gelehrten Vereinigungen sowie jede Unterstützung bei seinen geplanten Expeditionen.
Mit finanzieller Unterstützung der Regierungen von Schweden und Deutschland führte er 1927 bis 1935 die internationale undinterdisziplinäreChinesisch-Schwedische Expedition durch, bei der sich 37 Wissenschaftler aus sechs Ländern an der wissenschaftlichen Erforschung derMongolei und Chinesisch-Turkestans beteiligten. Trotz der chinesischen Gegendemonstrationen gelang es Hedin nach monatelangen Verhandlungen in China, die Expedition durch chinesische Forschungsaufträge und durch die Teilnahme chinesischer Wissenschaftler auch zu einer chinesischen Expedition zu machen und einen Vertrag auszuhandeln, der dieser Expedition, die im Kriegsgebiet mit ihrer Bewaffnung und 300 Kamelen wie eineInvasionsarmee aussah, Reisefreiheit gewährte; die Finanzierung blieb die private Aufgabe von Hedin.
Hedin begab sich 1927 mit 60 Mann Begleitung, 300 Kamelen und 40 Tonnen Gepäck auf seine letzte Forschungsreise. Im Auftrag der deutschen Regierung, getarnt als Finanzierung durch dieLuft Hansa,[2] sollte er prüfen, ob eine Flugverbindung zwischen Deutschland und China über die großen Wüstenflächen möglich sei. Während der laufenden Expedition hatte es Hedin wegen seiner angegriffenen Gesundheit, wegen des Bürgerkrieges in Chinesisch-Turkestan und wegen langdauernder Kriegsgefangenschaft sehr schwer, nach der Geldentwertung in derWeltwirtschaftskrise notwendige finanzielle Mittel für die Expedition zu beschaffen, dieLogistik für die Versorgung der Expedition im Kriegsgebiet sicherzustellen und den Zugang der Expeditionsteilnehmer zu den zwischenWarlords umkämpften Forschungsgebieten zu erreichen. Die Durchquerung der riesigen WüsteGobi und der „Todeswüste“Taklamakan verlangten Mensch und Tier alles ab. Nach acht Jahren blieb Hedin am Ende „Sieger über die Wüste“ und erfüllte sich einen Lebenstraum – er löste das Rätsel um den wandernden SeeLop Nor.[3]
In diesem Haus in Stockholm,Norr Mälarstrand 66, bewohnte Sven Hedin ab 1935 mit seinen Angehörigen die oberen drei Stockwerke
Nach seiner Rückkehr wohnte Hedin in Stockholm zusammen mit seinen Geschwistern in einer modernen Hochhausanlage. Dort lebte er bis zu seinem Tod.
Die nach Schweden gesandtenarchäologischen Fundstücke wurden drei Jahre lang wissenschaftlich ausgewertet und danach entsprechend dem Vertrag an China zurückgegeben. Das während der Expedition zusammengetragene wissenschaftliche Material wurde von Hedin und den anderen Expeditionsteilnehmern ab 1937 für die weltweite Ostasienforschung in mehr als 50 Bänden veröffentlicht. Als ihm schließlich das Geld für die Druckkosten ausging, verpfändete er seine große, wertvolleBibliothek, die mehrere Räume füllte, um die Herausgabe weiterer Bände zu ermöglichen.
1935 stellte er sein exklusives Wissen über Zentralasien nicht nur der schwedischen Regierung, sondern auch den Regierungen in China und Deutschland in Vorträgen und Vier-Augen-Gesprächen mit den politischen RepräsentantenChiang Kai-shek undAdolf Hitler zur Verfügung. Hedins Nähe zumNationalsozialismus zerstörte sein Ansehen und führte ihn in eine gesellschaftliche und wissenschaftliche Isolation.
Bei Kriegsende beschlagnahmten Truppen derUS Army im deutschen VerlagJustus Perthes inGotha die Unterlagen für Hedins geplantenCentral Asia atlas. DerUS Army Map Service bat Hedin anschließend um Mitarbeit und finanzierte den Druck und die Veröffentlichung.
Während die Sven-Hedin-Forschung in Deutschland und Schweden wegen Hedins Verhaltens in derZeit des Nationalsozialismus jahrzehntelang stagnierte, wurden die wissenschaftlichen Dokumentationen seiner Expeditionen von derChinesischen Akademie der Sozialwissenschaften(Chinese Academy of Social Sciences) in diechinesische Sprache übersetzt und dann in der chinesischen Forschung aufgearbeitet und erschlossen. Gemäß den Empfehlungen, die Hedin der chinesischen Regierung 1935 gegeben hatte, wurden auf den von ihm ausgewählten Wegstrecken Straßen und Eisenbahnlinien gebaut, Staudämme und Kanäle zur Bewässerung der neuen Farmen imTarim- undYanji-Becken angelegt sowie die von derChinesisch-Schwedischen Expedition gefundenen Lagerstätten von Erzen, Eisen, Mangan, Öl, Kohle und Gold für die Förderung erschlossen.
Zu den Entdeckungen der Chinesisch-Schwedischen Expedition gehörten auch viele bis dahin unbekannte asiatische Pflanzen und Tiere sowieFossilien vonDinosauriern und ausgestorbenen Horntieren. Sie alle wurden nach Hedin benannt; ihre Namen wurden mit dem Zusatzhedini versehen. Den Chinesen blieb bei ihren Forschungen bis zur Jahrtausendwende verborgen, dass Hedin in den Jahren 1933 und 1934 in derWüste Lop Nor Ruinen von Signaltürmen entdeckte, die belegen, dass dieChinesische Mauer einst bis nachXinjiang gereicht hatte.
„Am 24. April 1880 lief dieVega in Stockholms Ström ein. Die ganze Stadt war illuminiert. Die Häuser rings um den Hafen flammten im Schein unzähliger Lampen und Fackeln. Auf demSchloss leuchtete in Gasflammen das Sternbild derVega. Mitten in diesem Lichtermeer glitt das berühmte Schiff in den Hafen. Mit meinen Eltern und Geschwistern stand ich auf den Bergen vonSödermalm, von wo wir eine beherrschende Aussicht hatten. Größte Spannung hatte mich erfasst. Mein ganzes Leben lang werde ich an diesen Tag zurückdenken, er wurde entscheidend für meinen künftigen Weg. Von Kais, Straßen, Fenstern und Dächern dröhnte donnernder Jubel. ‚So will ich einst heimkommen‘, dachte ich.“
Im Mai 1885 machte Hedin sein Abitur an der Beskowschen Schule(Beskowska skolan) inStockholm. Danach nahm er das Angebot an, den Schüler Erhard Sandgren als Hauslehrer nachBaku zu begleiten, wo dessen Vater als Ingenieur auf dem Erdölfeld vonRobert Nobel arbeitete. Anschließend nahm er im Sommer 1885 einen Monat lang an einem Kurs inTopographie für Generalstabsoffiziere und einige Wochen lang am Unterricht imPorträtzeichnen teil, was seine einzige Ausbildung in Topographie undZeichnen blieb.
Am 6. April 1886 verließ Hedin Baku und fuhr mit dem Raddampfer über dasKaspische Meer und ritt durch dasElburs-Gebirge nachTeheran,Isfahan,Schiras und zur HafenstadtBuschehr. Von dort fuhr er mit dem Schiff denTigris aufwärts bisBagdad, kehrte überKermānschāh nach Teheran zurück und reiste durch denKaukasus über dasSchwarze Meer nachKonstantinopel und von dort aus heim nach Schweden, wo er am 18. September 1886 eintraf. Über diese Reise veröffentlichte er 1887 das BuchDurch Persien, Mesopotamien und Kaukasien.
Am 12. April 1890 begleitete er als Dolmetscher und Vizekonsul eine schwedische Gesandtschaft nachPersien, die dem Schah von Persien die Insignien desSeraphinenordens überreichen sollte. In Teheran nahm er 1890 zusammen mit der schwedischen Gesandtschaft an der Audienz des SchahsNaser od-Din teil. Er unterhielt sich mit ihm und begleitete ihn in dasElburs-Gebirge. Am 11. Juli bestieg er mit drei Begleitern denDamavand (5604 m) und sammelte dort Primärmaterial für seineDissertation. Ab September reiste er auf derSeidenstraße überMaschhad,Aschgabat,Buchara,Samarkand,Taschkent undKaschgar an den Westrand der WüsteTaklamakan. Auf der Heimfahrt besuchte er das Grab des russischen AsienforschersNikolai Michailowitsch Prschewalski (= Przewalski) inKarakol am Ufer des SeesYssykköl. Am 29. März 1891 kehrte er nach Stockholm zurück. Über diese Reise veröffentlichte Hedin die BücherKönig Oscars Gesandtschaft zum Schah von Persien im Jahre 1890 undDurch Chorasan und Turkestan.
Am 27. April 1892 fuhr Hedin nach Berlin, um sein Studium bei von Richthofen fortzusetzen.Anfang Juli reiste er weiter nachHalle, hörte Vorlesungen beiAlfred Kirchhoff undpromovierte bei ihm im selben Monat zum Doktor der Philosophie mit der 28-seitigen DissertationDerDemawend nach eigener Beobachtung. Diese Dissertation ist eine Kurzfassung eines Abschnittes aus seinem BuchKönig Oscars Gesandtschaft zum Schah von Persien im Jahre 1890. Eric Wennerholm schreibt dazu: „Ich kann zu keinem anderen Ergebnis kommen, (als) dass Sven den Dr. phil. mit 27 Jahren nach einem zusammengerechnet nur achtmonatigen Studium und dem eineinhalbtägigen Sammeln von Primärmaterial auf dem schneebedeckten Gipfel des Demavend bekam.“
Ferdinand Freiherr von Richthofen hatte Hedin nahegelegt, nicht nur ein flüchtiges Studium zu absolvieren, sondern sich gründlich mit allen Zweigen der geographischen Wissenschaft und den Methoden der Forschungsarbeit vertraut zu machen, damit er später alsForschungsreisender arbeiten könne. Hedin verzichtete darauf und erklärte das im Alter so: „Ich war dieser Forderung nicht gewachsen. Ich war zu früh auf die wilden Wege Asiens hinausgekommen, ich hatte zu viel von der Pracht und Herrlichkeit des Orients, von der Stille der Wüsten und der Einsamkeit der langen Wege verspürt. Ich konnte mich mit dem Gedanken nicht befreunden, wieder für längere Zeit auf der Schulbank zu sitzen.“
Damit hatte sich Hedin entschlossen,Entdeckungsreisender zu werden. Ihn reizte es, die letzten weißen Flecken auf der Landkarte Asiens aufzusuchen und diese in Europa unbekannten Gebiete zukartieren. Als Entdeckungsreisender wurde Hedin wichtig für die asiatischen und die europäischen Großmächte, die ihn hofierten und zu zahlreichen Vorträgen einluden, um von ihm topografische, wirtschaftliche und strategische Informationen über Innerasien zu bekommen, das sie zu ihrem Einflussbereich zählten. Als die Zeit der Entdeckungsreisenden um 1920 vorüber war, begnügte sich Hedin damit, für ausgebildete Forschungsreisende dieChinesisch-Schwedische Expedition zu organisieren.
Zwischen 1893 und 1897 erforschte Hedin das Hochgebirge desPamir, bereiste inXinjiang das Tarimbecken mit der SandwüsteTaklamakan, dem SeeKarakoshun und demBosten-See und erforschte schließlich Nord-Tibet. Er legte dabei 26.000 km zurück und kartografierte davon 10.498 km auf 552 Blättern. Etwa 3.500 km führten durch ein vorher unbekanntes Gebiet.
Zu dieser Expedition brach er am 16. Oktober 1893 in Stockholm auf, reiste überSankt Petersburg undTaschkent zum Pamir. Mehrere Versuche, 1894 den 7.546 Meter hohenMuztagata, den „Vater der Eisberge“, im Pamir-Gebirge zu besteigen, schlugen fehl. Er blieb bis zum April 1895 inKaschgar und brach dann am 10. April mit vier einheimischen Begleitern vom Dorf Merket auf, um die Wüste Taklamakan über Tusluk bis zum Fluss Khotan-darja zu durchqueren. Da der Trinkwasservorrat nicht ausreichte, verdursteten sieben Kamele sowie (nach Sven Hedins dramatisierter und wahrscheinlich unhistorischer Darstellung) zwei seiner Begleiter. Einen Großteil seiner Ausrüstung musste Hedin in der Wüste zurücklassen.Bruno Baumann bereiste im April 2000 diese Route mit einer Kamelkarawane und recherchierte, dass wenigstens einer der beiden nach Hedins Beschreibung verdursteten Begleiter die Expedition überlebt hatte: der ortskundige Führer Kasim Akhum, dem Hedin selbst in seinem Werk schwere Vorwürfe machte. Baumann erfuhr zudem selbst, dass es einer Kamelkarawane im Frühjahr auf dieser Route nicht möglich ist, ausreichend Trinkwasser für Kamele und Reisende mitzunehmen.[4]
Die Forschungsreisen von Hedin 1886–1935. Die Reiserouten der Mitarbeiter Hedins während der Chinesisch-Schwedischen Expedition 1927–1935 sind nicht dargestellt.
Nach anderen Quellen verhielt es sich so, dass Hedin bei Expeditionsbeginn versäumte, die Trinkwasservorräte seinerKarawane vollständig aufzufüllen und nur mit der Hälfte der möglichen Wassermenge in dieWüste aufbrach. Als er den Fehler bemerkte, war es für die Rückkehr zu spät. Hedin soll – besessen von seinem Forschungsdrang – die Karawane im Stich gelassen haben und allein mit seinem Diener zu Pferde weitergezogen sein. Als auch der Begleiter wegen Wassermangels zusammenbrach, ließ Hedin auch ihn zurück und erreichte mit letzter Kraft eineWasserstelle. Von dort kehrte Hedin mit Wasser zu seinem Diener zurück und rettete ihn. Dennoch trug ihm sein rücksichtsloses Verhalten massive Kritik ein.[5]
Nach einem Zwischenaufenthalt in Kaschgar suchte Hedin im Januar 1896 die 1500 Jahre alten RuinenstädteDandan Oilik (= Dandan Öiliq) und Kara Dung auf, die nordöstlich vonHotan in der Wüste Taklamakan liegen. Anfang März entdeckte er denBosten-See (= Bagrasch-köl = Bagrax-hu), einen der größten Binnenseen Zentralasiens. Er berichtete, dass der Bosten-See von einem einzigen starken Zufluss, dem Hädik-gol (=Chaidu-gol (=Kaidu-he)), gespeist wird. Er kartografierte den SeeKarakoshun und kehrte am 27. Mai nach Khotan zurück. Am 29. Juni brach er von dort mit seiner Karawane auf zur Durchquerung von Nord-Tibet undChina bis hin nachPeking, wo er am 2. März 1897 eintraf. Über die Mongolei und Russland kehrte er nach Stockholm zurück.
1899 bis 1902 folgte in Zentralasien eine erneute Expedition durch dasTarimbecken, durch Tibet undKaschmir nachKalkutta. Dabei befuhr Hedin die FlüsseJarkent-darja,Tarim undKontsche-darja und fand das trockene Flussbett desKum-darja und das ausgetrocknete Seebecken desLop Nor. In der Nähe des Lop Nor entdeckte er die Ruinen der 340 × 310 m großen, von einer Mauer umgebenen ehemaligen Königsstadt und späteren chinesischen GarnisonsstadtLoulan mit dem Ziegelgebäude des chinesischen Militärkommandanten, einemStupa und 19 aus Pappelholz gebauten Wohnhäusern. Außerdem fand er ein Holzrad, das von einem pferdegezogenen Karren (Arabas genannt) stammte, sowie einige hundert Schriftdokumente aus Holz, Papier und Seide in derKharoshthi-Schrift. Sie gaben Aufschluss über die Geschichte der Stadt Loulan, die am See Lop Nor gelegen hatte und von den Bewohnern um 330 verlassen wurde, weil der See austrocknete und damit das Trinkwasser fehlte.
Bei seinen Reisen 1900 und 1901 nach Tibet versuchte Hedin vergeblich, in die für Europäer verbotene StadtLhasa zu kommen. ÜberLeh im heutigenLadakh und über Kaschmir kam er nachIndien und reiste dort überLahore,Delhi,Agra,Lucknow undBenares nach Kalkutta, umGeorge Nathaniel Curzon, den englischen Vizekönig von Indien, zu besuchen. Bei dieser Expedition entstanden 1149 Kartenblätter, auf denen Hedin neu entdecktes Land darstellte. Er beschrieb 1903 als erster die sogenanntenYardangs in der WüsteLop Nor.
Karte zu Sven Hedins Reise in den Jahren 1906 bis 1908
1905–1908 erforschte er die Wüsten Persiens, das westliche Hochland Tibets und denTranshimalaya, der danach vorübergehend Hedin-Gebirge genannt wurde. Er besuchte den 9.Panchen Lama in der KlosterstadtTaschi Lhumpo (=Taschilunpo oderZhaxilhünbo) inSamzhubzê. Hedin war der erste Europäer, der in die Kailash-Region gelangte, zum heiligen SeeManasarovar und zum heiligen BergKailash, dem Mittelpunkt der Welt nach der buddhistischen und hinduistischen Mythologie. Wichtigstes Ziel der Expedition war die Suche nach den Quellen desIndus und desBrahmaputra, die Hedin auch beide fand. Von Indien aus kehrte er mit dem Schiff überJapan nach Stockholm zurück.
Von dieser Expedition brachte er eine Sammlung von Gesteinsproben als geologisches Material mit, die im Magazin der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in der Münchener Universität aufbewahrt und ausgewertet wird. DieseSedimentgesteine wieBrekzien,Konglomerate,Kalksteine undTonschiefer sowievulkanische Gesteine undGranite, dokumentieren die geologische Vielfalt der Gebiete, die Hedin bei dieser Expedition besuchte.
Hedin und die Monarchien in Schweden und Deutschland
Hedin warmonarchistisch geprägt. Ab 1905 nahm er in seiner schwedischen Heimat Stellung gegen die heranwachsendeDemokratie. Er warnte vor den Gefahren, die seiner Meinung nach von Russland ausgingen und forderte eine militärische Aufrüstung.August Strindberg war in diesen Fragen einer seiner Widersacher. 1912 engagierte sich Hedin öffentlich für denSchwedischen Panzerkreuzer-Verein. Mit Spenden aus der Bevölkerung konnte daraufhin das KriegsschiffSverige gebaut werden.
Sven Hedin besucht im Ersten Weltkrieg die deutscheOstfront
„Mit dem neuen Schweden war Hedin niemals in Berührung gekommen: die Emigration, der Vormarsch der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften, die zunehmende Industrialisierung und die volkstümliche Erweckungsbewegung waren ihm fremd, für die Forderung nach allgemeinem Stimmrecht und vor allem nach Demokratie in der Reichsregierung hatte er kein Verständnis […] Hedin war durch und durch Royalist, war Antiparlamentarier, Nationalist, Militarist, da er glaubte, nur ein Land, das willens sei, sich bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, sei seiner Freiheit wert.“
Zum Deutschland desKaiserreichs, das er während des Studiums kennen gelernt hatte, entwickelte er eine besondere Affinität. Dies zeigte sich in seiner Verehrung des deutschen KaisersWilhelm II, den er auch noch in dessen Exil in den Niederlanden besuchte. Hedin fühlte sich zu den führenden Personen seiner Zeit hingezogen und mystifizierte sie, oft ohne deren Handeln zu hinterfragen, weil er davon ausging, dass ihre Integrität durch ihr Amt verbürgt sei. So verhielt er sich auch loyal zuMao Tse-tung undAdolf Hitler. Zeit seines Lebens behielt er ein romantisiertes Deutschlandbild, in dem Deutschland die Rolle einer Weltmacht hatte, deren Aufgabe es auch war, Schweden und Norwegen vor Übergriffen Russlands zu schützen.
Den Ersten Weltkrieg sah er als „Kampf der Germanen“ (insbesondere gegen Russland) und ergriff in Büchern wieEin Volk in Waffen. Den deutschen Soldaten gewidmet entsprechend Partei. Als Folge verlor er seine Freunde inFrankreich undEngland und wurde aus der britischenRoyal Geographical Society ausgeschlossen.
Die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg und der damit verbundene internationale Bedeutungsverlust Deutschlands trafen ihn tief. Dass Schweden 1920, nach dem Scheitern desKapp-Putsches,Wolfgang Kapp als politischen Flüchtling aufnahm, soll in erster Linie seinem Wirken zuzuschreiben sein.[7]
1923 kam Hedin über dieUSA, wo er denGrand Canyon besuchte, und über Japan nachPeking.Wegen derUnruhen in China musste er auf eine Expedition nachXinjiang verzichten. Stattdessen reiste er zusammen mit dem landeskundigen Kaufmann Herzog Frans August Larson (genanntDer Herzog der Mongolei) im November und Dezember in einemDodge-Automobil von Peking durch dieMongolei überUlan Bator nachWerchneudinsk und von dort in derTranssibirischen Eisenbahn weiter nachMoskau.
Hedin sprach von derwandernden Universität, in der die beteiligten Wissenschaftler nahezu selbstständig arbeiteten, während Hedin wie ein Manager vor Ort mit den Behörden verhandelte, Entscheidungen fällte, alles Notwendige organisierte, Geld beschaffte und die zurückgelegten Routen aufzeichnete. Er gab Archäologen, Astronomen, Botanikern, Geographen, Geologen, Meteorologen und Zoologen aus Schweden, Deutschland und China die Möglichkeit, an der Expedition teilzunehmen und Forschung in ihren Spezialgebieten zu betreiben.
Umschlag eines Briefes von Sven Hedin an seine Schwester Alma mit chinesischen Briefmarken, die aus Anlass der Chinesisch-Schwedischen Expedition herausgegeben wurden
InNanjing traf erChiang Kai-shek, der daraufhin zum Förderer der Expedition wurde. Die Chinesisch-Schwedische Expedition wurde mit einer chinesischen Briefmarkenserie (Michel-Katalog Mittel- und Ostasien: China Nr. 246–249) in einer Auflage von 25.000 Exemplaren geehrt. Die vier Briefmarken zeigen Kamele an einem Standlager mit dem Wimpel der Expedition und tragen den chinesischen SchriftzugPostverwaltung des blühenden Reichs der Mitte und in lateinischer Sprache darunter:Wissenschaftliche Expedition in die nordwestliche Provinz Chinas 1927–1933. Als Vorlage für die Briefmarken diente das GemäldeNomaden in der Wüste im Palastmuseum Peking. Von den 25.000 Sätzen kamen 4.000 Sätze in den Schalterverkauf und 21.000 Sätze in den Besitz der Expedition. Hedin verwendete sie zur Finanzierung der Expedition und verkaufte sie zu einem Preis von 5 Dollar pro Briefmarke.
Der erste Teil der Expedition führte in den Jahren 1927 bis 1932 von Peking überBaotou zur Mongolei, wobei er mit derEuropa fuhr und ein Interview für die Deulig-Tonwoche gab, das sich als Filmaufnahme erhalten hat.[8] Er kam auf seiner Expedition in die WüsteGobi und durch Xinjiang nachÜrümqi und in den nördlichen und östlichen Bereich desTarimbeckens. Die Expedition brachte eine Fülle wissenschaftlicher Ergebnisse, die bis in die Gegenwart hinein veröffentlicht werden. Für China war beispielsweise die Entdeckung bestimmter Lagerstätten von Erzen, Eisen, Mangan, Öl, Kohle und Gold von großer wirtschaftlicher Bedeutung. In Anerkennung seiner Leistungen überreichte ihm dieGesellschaft für Erdkunde zu Berlin im Mai 1933 die erstmals vergebeneFerdinand-von-Richthofen-Medaille.[9] Dieselbe Ehrung wurde auchErich von Drygalski für seine Gauß-Expedition in die Antarktis undAlfred Philippson für seine Ägäis-Forschung zuteil.
Von Ende 1933 bis 1934 führte Hedin im Auftrag derKuomintang-Regierung unterChiang Kai-shek in Nanjing eine chinesische Expedition durch, um Möglichkeiten für Bewässerungsmaßnahmen zu überprüfen und um Pläne und Karten für den Bau zweier Autostraßen vonPeking nach Xinjiang zu erstellen. Nach seinen Plänen wurden später große Bewässerungsanlagen erstellt, Siedlungen errichtet und Autostraßen von Peking bisKaschgar gebaut, die es erlauben, das Tarimbecken vollständig zu umfahren.
Ein Thema der Geografie Zentralasiens, mit dem Hedin sich jahrzehntelang besonders intensiv auseinandersetzte, war der von ihm so genannte „wandernde See“Lop Nor. Im Mai 1934 begann er seine Flussexpedition zu diesem See. Er fuhr zwei Monate lang im Boot auf demKontsche-darja und demKum-Darja bis zum Lop Nor, der seit 1921 mit Wasser gefüllt worden war. Nachdem der See durch Bewässerungsmaßnahmen seit 1971 ausgetrocknet war, ermöglichte die oben erwähnte Verkehrsanbindung derVolksrepublik China, im Lop Nor das chinesischeKernwaffentestgelände Lop Nor zu errichten. Während dieser Expedition wurde er zusammen mit seinen Mitstreitern von Banditen beiKorla inXinjiang gefangen genommen und nach der Eroberung von Korla von chinesischen Regierungstruppen befreit.[10]
Für die Rückfahrt wählte Hedin die südliche Route derSeidenstraße überHotan bisXi’an, wo die Expedition am 7. Februar 1935 ankam. Er reiste weiter nachPeking zum Präsidenten Lin Sen und nach Nanjing zu Chiang Kai-shek. Seinen 70. Geburtstag feierte er am 19. Februar 1935 in Anwesenheit von 250 Mitgliedern derKuomintang-Regierung, denen er alles Wissenswerte über dieChinesisch-Schwedische Expedition mitteilte. An diesem Tage wurde er von der chinesischen Regierung mit dembrillierenden Jadeorden 2. Klasse[11] ausgezeichnet.
Am Ende der Expedition befand sich Hedin in einer schwierigen finanziellen Lage. Bei der Deutsch-Asiatischen Bank in Peking hatte er beträchtliche Schulden hinterlassen. Er zahlte sie ab mit den Honoraren, die er für seine Bücher und Vorträge bekam. In den Monaten nach seiner Rückkehr hielt er 111 Vorträge in 91 deutschen Städten, außerdem 19 Vorträge in Nachbarländern. Dazu legte er in 5 Monaten eine Strecke von der Länge desÄquators zurück, 23.000 Kilometer mit der Bahn und 17.000 Kilometer mit dem Auto. Vor seinem Vortrag am 14. April 1935 inBerlin traf er Adolf Hitler.
Hedin traf wiederholt Adolf Hitler und andere führende Nationalsozialisten,[12] mit denen er auch in regelmäßiger Korrespondenz stand. Inhalt der höflich formulierten Briefwechsel waren in der Regel Terminabsprachen, Geburtstagsglückwünsche, geplante oder fertiggestellte Veröffentlichungen von Hedin sowie dessen Bitten um Begnadigung zum Tode Verurteilter oder um Verschonung, Hafterleichterung, Freilassung und Ausreise von in Gefängnissen oder Konzentrationslagern Internierten. In Briefwechseln mitJoseph Goebbels undHans Draeger erreichte Hedin Jahr für Jahr den Druck derHerrnhuter Losungen.[13]
Die Nationalsozialisten versuchten, Hedin mit Ehrungen an sich zu binden. Er erhielt den Auftrag, bei denOlympischen Sommerspielen 1936 imBerliner Olympiastadion die AnspracheSport als Erzieher zu halten, und wurde Ehrenmitglied derDeutsch-Schwedischen Vereinigung Berlin e. V. Im Jahr 1938 erhielt er dieEhrenplakette der Stadt Berlin und wurde anlässlich seines 75. Geburtstages am 19. Februar 1940 mit demGroßkreuz des Deutschen Adlerordens geehrt; kurz zuvor warenHenry Ford undCharles Lindbergh damit ausgezeichnet worden. Zum Jahresende 1942/1943 wurde (auf Hedins Wunsch hin) der Osloer Philologieprofessor und UniversitätsrektorDidrik Arup Seip aus demKonzentrationslager Sachsenhausen entlassen,[14] um Hedins Einverständnis zu weiteren Ehrungen während der 470-Jahr-Feier der Universität München zu erreichen. Am 15. Januar 1943 erhielt Hedin dieGoldmedaille der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Am 16. Januar 1943 wurde ihm dieEhrendoktorwürde der Naturwissenschaftlichen Fakultät derUniversität München verliehen.[15] Am selben Tag gründeten die Nationalsozialisten in seiner Anwesenheit dasSven-Hedin-Institut für Innerasienforschung mit Sitz imSchloss Mittersill, das angeblich der langfristigen Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Erbes der Asienforscher Hedin undWilhelm Filchner dienen sollte. Es wurde aber stattdessen von Heinrich Himmler als Institut derForschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. missbraucht.[16]
Hedin setzte sich medienwirksam für denNationalsozialismus ein, zum Beispiel auf dem 1. Treffen der pro-nazistischenReichsvereinigung Schweden-Deutschland, deren Mitglied er war, am 28. März 1939 in Stockholm. Er hielt die Hauptrede auf dieser öffentlichen Versammlung. Darin griff er die „Verleumdung der linken schwedischen Presse gegen Hitler“ scharf an und bezeichnete sie als eine „Taktlosigkeit gegenüber einem großen Nachbarn“. Auch nach demZusammenbruch des Dritten Reiches bereute er seine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten nicht: sie habe ihm ermöglicht, zahlreiche Opfer des Nationalsozialismus vor Hinrichtungen oder dem Tod in Vernichtungslagern zu retten.
Seiner Bewunderung für das Dritte Reich und dessen Führer gab Hedin vielfach Ausdruck, so beispielsweise in seinem 1938 erschienenen autobiographischen BuchFünfzig Jahre Deutschland. In dessen Einleitung schreibt er:
„In Deutschland entrollt die Weltgeschichte heute ihre dramatischen Geschehnisse und gigantischen Veränderungen in ununterbrochener Folge, und die Menschen werden ständig in atemloser Spannung gehalten. Für die Ungerechtigkeit, die in Versailles herrschte, hat die Stunde der Rechenschaft geschlagen. Jetzt werden die künstlichen Grenzen, die eine dauernde Kriegsgefahr bildeten, in ihre natürliche Lage gebracht. Über das grandiose Schauspiel erhebt sich höher als alle anderen die Gestalt Adolf Hitlers, des unbekannten Soldaten.“
–Fünfzig Jahre Deutschland, S. 7–8
Noch in einem 1945 in der liberalen TageszeitungDagens Nyheter, der größten Tageszeitung Schwedens, veröffentlichtem Artikel gab Hedin seiner Bewunderung für Hitler Ausdruck. Er schloss mit den Sätzen:
„Heute bewahre ich eine tiefe und unauslöschliche Erinnerung an Adolf Hitler und betrachte ihn als einen der größten Menschen, den die Weltgeschichte besessen hat. Nun ist er tot. Aber sein Werk wird weiterleben. Er verwandelte Deutschland in eine Weltmacht. Jetzt steht dieses Deutschland am Rande eines Abgrunds, da seine Widersacher seine anwachsende Stärke und Macht nicht ertragen konnten. Aber ein Volk von achtzig Millionen, das sechs Jahre lang gegen die ganze Welt mit Ausnahme Japans Stand gehalten hat, kann nie vernichtet werden. Die Erinnerung an den großen Führer wird im deutschen Volk Jahrtausende von Jahren weiterleben.“
„Manches in der Anfangszeit der nationalsozialistischen Herrschaft fand seinen Beifall. Er scheute sich jedoch nicht, Kritik zu üben, wo ihm dies notwendig erschien, so besonders in der Frage der Judenverfolgung, des Kampfes gegen die Kirchen und der Unterbindung der freien Wissenschaft.“
Im Jahr 1937 weigerte sich Hedin, sein BuchDeutschland und der Weltfrieden in Deutschland zu veröffentlichen, weil dasReichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda auf der Streichung NS-kritischer Passagen bestand. In seinem Brief vom 16. April 1937 an StaatssekretärWalther Funk übt Hedin in der Zeit vor der Einrichtung von Vernichtungslagern vorsichtige Kritik am Nationalsozialismus:
„Als wir zuerst über meinen Plan, ein Buch zu schreiben, gesprochen haben, erklärte ich, dass ich nur objektiv, wissenschaftlich, eventuell kritisch nach meinem Gewissen schreiben wollte, und Sie fanden dies vollkommen richtig und natürlich. Jetzt habe ich auch in sehr freundlicher und milder Form hervorgehoben, dass die Entfernung der bedeutenden jüdischen Professoren, die der Menschheit große Dienste geleistet hatten, Deutschland schädlich gewesen ist und dass dadurch vieleAgitatoren im Ausland gegen Deutschland entstanden sind. Die Haltung, die ich hier eingenommen habe, geschah also nur im Interesse Deutschlands.
Dass ich beängstigt bin, dass die von mir sonst überall gelobte und bewunderte Erziehung der deutschen Jugend zu wenig mit den Fragen der Religion und Ewigkeit in Berührung kommt, geschieht auch aus Liebe und Sympathie für das deutsche Volk, und als Christ empfinde ich es als eine Pflicht, dies offen zu sagen, und zwar in der Überzeugung, dass das Volk Luthers, das durch und durch religiös ist, mich verstehen wird.
Vor meinem Gewissen habe ich bis jetzt niemals kapituliert und werde es auch diesmal nicht tun. Deshalb wird nichts gestrichen.“[18]
Gleichzeitig stellte Hedin in diesem Buch (abgesehen von Auswüchsen) dieantijüdischen Maßnahmen (gegen, wie er schrieb, „jüdische Macht und Zerstörungswut“) als nachvollziehbare Schritte im Sinne einer angeblichen notwendigen Selbstverteidigung dar. Juden seien für die Annahme desVersailler Vertrags, der Unglück über Deutschland gebracht habe, wie auch durch ihren Einfluss in Presse oder Kunst, für den Verfall von Kultur und Sitten in Deutschland verantwortlich.[19]
Hedin veröffentlichte das Buch anschließend in Schweden.[20]
Einsatz für die Freilassung deportierter Juden und Norweger
Nachdem er sich geweigert hatte, seine Kritik am Nationalsozialismus aus seinem BuchDeutschland und der Weltfrieden zu entfernen, entzogen die Nationalsozialisten Hedins jüdischem FreundAlfred Philippson und seiner Familie 1938 die Reisepässe, um sie an der beantragten Ausreise ins amerikanische Exil zu hindern und als Faustpfand Hedin gegenüber in Deutschland zu behalten. Nun äußerte sich Hedin in seinem BuchFünfzig Jahre Deutschland wohlwollender gegenüber den Nationalsozialisten, unterwarf sich der Zensur desReichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda und veröffentlichte das Buch in Deutschland.
Am 8. Juni 1942deportierten die Nationalsozialisten Alfred Philippson mit seiner Familie in dasKZ Theresienstadt und erreichten dadurch, dass Hedin 1942 das BuchAmerika im Kampf der Kontinente gegen sein Gewissen in Kooperation mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda und anderen Regierungsstellen schrieb und in Deutschland veröffentlichte. Als Gegenleistung stuften die Nationalsozialisten Alfred Philippson als „A-prominent“ ein und gewährten seiner Familie Hafterleichterungen, sodass diese letztlich überleben konnte.
Hedin stand jahrzehntelang im Briefwechsel mit Alfred Philippson und sandte ihm regelmäßig Lebensmittelpakete in das KZ Theresienstadt. Am 29. Mai 1946 schrieb ihm Philippson (wörtliches Zitat, gekürzt):
„Mein lieber Hedin! Die Eröffnung der Briefpost nach dem Ausland giebt mir die Möglichkeit, Ihnen zu schreiben … Wir denken oft mit herzlicher Dankbarkeit an unseren Lebensretter, dem allein es zuzuschreiben ist, dass wir die schreckliche Zeit dreijähriger Einschließung und Hungers im KZ Theresienstadt lebend überstanden haben, in meinem Alter ein wahres Wunder. Es ist Ihnen bekannt, das wir wenigen Überlebenden schließlich, einige Tage vor dem uns bevorstehendenGastod, befreit worden sind. Wir, meine Frau, Tochter und ich sind dann am 9/10. Juli 1945 in einem Autobus der Stadt Bonn hierher in unsere fast zur Hälfte zerstörte Heimatstadt zurückgebracht worden …“
Sven Hedin antwortete am 19. Juni 1946 (wörtliches Zitat, gekürzt):
„… Es war zu schön zu erfahren, dass unsere Bemühungen nicht vergebens gewesen waren. In diesen schweren Jahren haben wir über hundert ähnliche gehabt, unglückliche Menschen, die nach Polen geschleppt wurden, zu retten, aber in den aller meisten Fällen ist es uns nicht gelungen. Einigen Norwegern haben wir doch helfen können. Mein Heim in Stockholm wurde zu einer Art Informations- und Hilfsbüro verwandelt und ich hatte dabei vorzügliche Hilfe von Dr. Paul Grassmann, Presseattaché in der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm. Auch er hat keine Mühe gespart, um in der humanitären Arbeit tätig zu sein. Aber in fast keinem Fall ist es so glücklich gegangen wie in Ihren, lieber alter Freund! Und wie schön, dass Sie wieder in Bonn sind. …“[21]
Die Namen und Schicksale der über hundertdeportierten Juden, für deren Freilassung sich Hedin eingesetzt hat, sind noch nicht erforscht. Die Namen und Schicksale der Norweger sind bekannt: Hedin setzte sich für den norwegischen DichterArnulf Øverland und für den Osloer Philologieprofessor und UniversitätsdirektorDidrik Arup Seip ein, die sich imKonzentrationslager Sachsenhausen befanden. Er erreichte die Freilassung Seips, aber seine Bemühungen um die Freilassung Øverlands blieben vergeblich; dieser überlebte das Konzentrationslager. Darüber hinaus setzte sich Hedin auch für die Begnadigung einer Gruppe zum Tode verurteilter Norweger ein:
Nachdem der dritte Senat desReichskriegsgerichts in Berlin die zehn Norweger Sigurd Jakobsen, Gunnar Hellesen, Helge Børseth, Siegmund Brommeland, Peter Andree Hjelmervik, Siegmund Rasmussen, Gunnar Carlsen, Knud Gjerstad, Christian Oftedahl und Frithiof Lund am 24. Februar 1941 wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt hatte, setzte sich Hedin über den GeneraloberstNikolaus von Falkenhorst bei Adolf Hitler erfolgreich für deren Begnadigung ein. Die Todesstrafe wurde am 17. Juni 1941 von Hitler durch zehn Jahre Zwangsarbeit ersetzt. Die wegen gleicher Anklage zur Zwangsarbeit verurteilten Norweger Carl W. Mueller, Knud Naerum, Peder Fagerland, Ottar Ryan, Tor Gerrard Rydland, Hans Bernhard Risanger und Arne Sørvag erhielten auf Hedins Gesuch hin am 17. Juni 1941 von Hitler reduzierte Strafen. Hans Bernhard Risanger starb im Gefängnis wenige Tage vor seiner Entlassung.
Als Nikolaus von Falkenhorst seinerseits am 2. August 1946 von dem englischen Militärgericht als Verantwortlicher für die Erschießung von Angehörigen britischer Kommando-Unternehmen zum Tode durch Erschießen verurteilt worden war, erreichte Hedin dessen Begnadigung mit dem Hinweis, Nikolaus von Falkenhorst habe sich ebenfalls für die Begnadigung der zehn zum Tode verurteilten Norweger eingesetzt. Am 4. Dezember 1946 wurde die Todesstrafe von dem englischen Militärgericht durch 20 Jahre Haft ersetzt. Nikolaus von Falkenhorst wurde am 13. Juli 1953 vorzeitig aus demKriegsverbrechergefängnis Werl freigelassen.[22]
Laut einer Studie der Historikerin Sarah Danielsson hatte Hedin weitaus genauere Kenntnis der Deportationspläne der Nationalsozialisten für Juden als von ihm zugegeben. Er habe diese Pläne auch aktiv unterstützt und Hitlers Außenministervon Ribbentrop einen eigens angefertigten Deportationsplan vorgelegt.
Seit 1935 lebte Hedin in Stockholm, in vornehmer Wohnlage – einer modernen Hochhausanlage – im Haus Norr Mälarstrand 66. Dort bewohnte er mit seinen Geschwistern die oberen drei Stockwerke; vom Balkon aus hatte er einen weiten Blick über den StromRiddarfjärden und den SeeMälaren bis hin zur InselLångholmen. Im Eingangsbereich des Treppenhauses finden sich Stuckarbeiten mit einem Landkartenrelief von Hedins Forschungsgebiet Zentralasien und mit einem Relief des Lamatempels, den er in einer Kopie nachChicago zurWeltausstellung 1933 gebracht hatte.
Am 29. Oktober 1952 vermachte er die Rechte an seinen Büchern und seinen umfangreichen Nachlass in seinemTestament derKöniglich Schwedischen Akademie der Wissenschaften; die bald danach gegründete Sven-Hedin-Stiftung(Sven Hedins Stiftelse) besitzt alle Eigentumsrechte.
Am 26. November starb er im Alter von 87 Jahren in seiner GeburtsstadtStockholm. Die Trauerfeier fand am 1. Dezember statt. Vertreter des schwedischen Königshauses, der schwedischen Regierung, derSchwedischen Akademie und des Diplomatischen Corps nahmen an der Feier teil.
1902 wurde Hedin aufgrund seiner Verdienste, als letzter Schwede überhaupt, von KönigOskar II. geadelt. Oskar II. schlug ihm vor, dem Namen Hedin eines der beiden in Schweden gebräuchlichen Adelsprädikateaf odervon vorauszustellen; aber Hedin verzichtete in dem Briefwechsel mit dem König darauf. Der Verzicht auf das Adelsprädikat war in Schweden bei vielen Adelsfamilien üblich. Das Wappen von Sven Hedin befindet sich zusammen mit den Wappen der etwa zweitausend Adelsgeschlechter an einer Wand des großen Saales imRiddarhuset, dem Versammlungshaus des schwedischenAdels in der Stockholmer AltstadtGamla Stan.
Er war Ehrenmitglied zahlreicher schwedischer und ausländischer wissenschaftlicher Gesellschaften und Institutionen, die ihn mit etwa 40 Goldmedaillen auszeichneten; 27 dieser Medaillen sind in Stockholm in demKungliga Myntkabinettet in einer Vitrine ausgestellt.
Zahlreiche Länder verliehen ihmOrden;[24] unter anderem wurde er am 9. November 1909 von KönigEduard VII. zumKnight Commander of the Order of the Indian Empire ernannt. Als Ausländer war er zwar nicht befugt, den damit verbundenen TitelSir zu führen, doch konnte er seinem Nachnamen die BezeichnungKCIE nachstellen.
Epitaph für Sven Hedin in der Adolf Fredriks kyrka
In derAdolf-Friedrich-Kirche in Stockholm befindet sich das 1959 errichtete Sven-Hedin-Epitaph vonLiss Eriksson. Es zeigt Asien auf dem Globus, und es wird gekrönt von einem Kamel. In schwedischer Sprache trägt es die Inschrift:Asiens unbekannte Weiten waren seine Welt – Schweden blieb sein Zuhause.
Eine Dauerausstellung mit Funden von Hedin gibt es imEtnografiska Museet in Stockholm.
Eine Übersicht über die umfangreichen Quellen der Sven-Hedin-Forschung zeigt, dass es zurzeit schwierig sein dürfte, eine angemessene Beurteilung der Persönlichkeit und des Werkes von Hedin zu finden. Der überwiegende Teil der Quellen ist noch nicht wissenschaftlich ausgewertet. Selbst das DFG-ProjektSven Hedin und die deutsche Geographie musste sich auf eine enge Auswahl und auf die stichprobenartige Überprüfung von Quellen beschränken.
Die Quellen für die Sven-Hedin-Forschung sind in umfangreichen Archivalien (Primärliteratur, Schriftwechsel, Zeitungsberichte, Nachrufe und Sekundärliteratur) enthalten.
Die eigenen Veröffentlichungen von Sven Hedin umfassen etwa 30.000 Seiten.
Etwa 2500 Zeichnungen und Aquarelle, Filme und viele Fotografien liegen vor.
Dazu kommen 25 Bände mit Aufzeichnungen von den Reisen und Expeditionen und 145 Bände der regelmäßig geführten Tagebücher 1930–1952 mit insgesamt 8267 Seiten.
Der umfangreiche Bestand der Sven-Hedin-Stiftung (Sven Hedins Stiftelse), die den Nachlass von Hedin verwaltet, befindet sich imEtnografiska museet bzw. imRiksarkivet in Stockholm.
Sven Hedins Briefwechsel liegen im Archiv des Auswärtigen Amtes in Bonn, im Bundesarchiv in Koblenz, im Institut für Länderkunde Leipzig und vor allem im Etnografiska museet bzw. im Riksarkivet in Stockholm. Der größte Teil des Briefnachlasses ist im Riksarkivet untergebracht und für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich. Dieser Bestand umfasst ca. 50.000 nach Ländern und Absendern alphabetisch geordnete Briefe. Bis 30.000 weitere Briefe sind noch ungeordnet archiviert.
Umfangreiche Korrespondenz mit Sven Hedin und seiner Schwester Alma sowie weitere Verlagsunterlagen zu Hedin befinden sich im Bestand 21083 F. A. Brockhaus, Leipzig, im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig.
Der wissenschaftliche Nachlass sowie eine nach Jahren (1895–1952) geordnete, in 60 Folianten gebundene Sammlung von Zeitungsartikeln über Hedin befinden sich im Etnografiska museet in Stockholm.
Die Fundstücke ausTibet, derMongolei undXinjiang befinden sich unter anderem inStockholm im Etnografiska museet (rund 8000 Einzelstücke), inUppsala in den Geologischen, Mineralogischen und Paläontologischen Instituten der Universität, in den Magazinräumen der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie inMünchen und im History Museum inBeijing.
Hedin sah bei seinen Expeditionen den Schwerpunkt seiner Arbeit in derFeldforschung. Er fertigte Routenaufnahmen an, in denen er viele Tausende von Kilometern seiner Karawanenwege mit den Details einesMesstischblattes festlegte und durch zahllose Höhenmessungen und astronomische Ortsbestimmungen ergänzte. Dabei kombinierte er die Feldkarten mit gezeichneten Panoramen. Er entwarf die ersten genauen Karten von bis dahin unerforschten Gebieten:Pamir,Taklamakan,Tibet,Seidenstraße undHimalaya. Wahrscheinlich war er der erste Europäer, der erkannte, dass der Himalaya ein zusammenhängendes Gebirge ist.
Er untersuchte systematisch die Seen Innerasiens, machte durch viele Jahre sorgfältige klimatologische Beobachtungen und legte umfassende Sammlungen von Gesteinen, Pflanzen, Tieren und Altertümern an. Unterwegs fertigte er Aquarelle, Skizzen, Zeichnungen und Fotografien an, die er später in seinen Werken veröffentlichte. Die beste Druckqualität der Fotografien und Landkarten findet sich in den schwedischen Originalwerken.
Hier sieht man das gesamte Gebiet von Zentralasien, das Sven Hedin durch seine Expeditionen für die Kartografie und die Forschung erschlossen hat: unten den Himalaya und den Transhimalaya, darüber die Hochebene von Tibet, oben den Pamir, daneben das Tarimbecken mit der Taklamakan-Wüste.
Über die Forschungsergebnisse seiner Expeditionen gab Hedin jeweils ein wissenschaftliches Werk heraus. Der Umfang dieser Dokumentationen stieg von Expedition zu Expedition gewaltig an. Seinen Forschungsbericht über die erste Expedition veröffentlichte er im Jahr 1900 unter dem Titel:Die geographisch-wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien 1894–1897 (Ergänzungsband 28 zu Petermanns Mitteilungen), Gotha 1900. Das Werk über die zweite ExpeditionScientific Results of a Journey in Central Asia wuchs auf sechs Text- und zwei Atlasbände an.Southern Tibet, die wissenschaftliche Veröffentlichung über die dritte Expedition, umfasst insgesamt zwölf Bände, davon drei Atlanten. Die Ergebnisse derChinesisch-Schwedischen Expedition wurden in denReports from the scientific expedition to the north-western provinces of China under leadership of Dr. Sven Hedin. The sino-swedish expedition veröffentlicht; diese Edition hat 49 Ausgaben.
Diese Dokumentationen waren von Hedin kostbar ausgestattet, und der Preis wurde dadurch so hoch, dass nur wenige Bibliotheken und Institute sie bezahlen konnten. Die immensen Kosten für die Drucklegung musste Sven Hedin, ebenso wie die Kosten der Expeditionen, zum größten Teil selbst tragen. Er verwendete dazu die Honorare, die er für seinepopulärwissenschaftlichen Bücher und für seine Vorträge bekam.
Sven Hedin wertete seine Dokumentationen nicht selbst wissenschaftlich aus, sondern übergab sie anderen Wissenschaftlern zur Auswertung. Da er die Erlebnisse bei seinen Expeditionen populärwissenschaftlich verbreitete und in einer Vielzahl von Vorträgen, Reiseberichten, Jugend- und Abenteuerbüchern verarbeitete, wurde er jedoch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Er galt bald als eine der bekanntesten Persönlichkeiten seiner Zeit.
Dietmar Henze schrieb im Zusammenhang mit der Ausstellung des Deutschen MuseumsSven Hedin, der letzte Forschungsreisende im Jahr 1997 über Sven Hedin:
„Er war Pionier und Wegweiser im Übergang zum Jahrhundert der Spezialforschung. Kein Einzelner hat als Erheller und Darsteller unbekannter Länderräume mehr vollbracht als er. Allein seine Karten stellen eine einmalige Schöpfung dar. Dem Reisekünstler stand der Gelehrte nicht nach, der in entrückten Nachtstunden mit Schnelle und scheinbar mühelos ehrfurchtgebietende Werke schuf. Die Geographie, zumindest die deutsche, hat sich bislang nur an seine volkstümlichen Berichte gehalten. Noch steht der konsequente Einbau der ungehobenen Riesenschätze seines wissenschaftlichen Werks in der Länderkunde Asiens aus.“
Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre wurde eine wissenschaftliche Überprüfung der Persönlichkeit von Sven Hedin und seiner Beziehungen zumNationalsozialismus in der Universität Bonn von Professor Hans Böhm, Astrid Mehmel und Christoph Sieker im Rahmen des DFG-ProjektsSven Hedin und die deutsche Geographie vorgenommen.[26]
Sven Hedin:Die geographisch-wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien 1894–1897. Ergänzungsband 28 zuPetermanns Mitteilungen. Gotha 1900.
Sven Hedin:Scientific results of a journey in Central-Asia. 10 Text- und 2 Atlasbände. Stockholm 1904–1907.
Sven Hedin:Southern Tibet. 11 Text- und 3 Atlasbände. Stockholm 1917–1922.
ReiheReports from the scientific expedition to the north-western provinces of China under leadership of Dr. Sven Hedin. The sino-swedish expedition. Mit bisher über 50 Bänden, enthält Primär- und Sekundärliteratur. Stockholm 1937ff.
Sven Hedin:Central Asia atlas. Maps, Statens etnografiska museum. Stockholm 1966. (Erschienen in der ReiheReports from the scientific expedition to the north-western provinces of China under the leadership of Dr. Sven Hedin. The sino-swedish expedition; Ausgabe 47. 1.Geography; 1).
Deutsche Ausgaben (meist bearbeitet und häufig gekürzt)
Die meisten deutschen Veröffentlichungen von Sven Hedin wurden imF.A. Brockhaus-Verlag aus dem Schwedischen in das Deutsche übersetzt. Insofern sind schwedische Ausgaben jeweils die Originalausgabe. Der F.A. Brockhaus-Verlag veröffentlichte nach der Erstausgabe oft auch gekürzte Versionen unter dem gleichen Titel.
Wissenschaftliche Werke
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien. 2 Textbände + 1 Kartenmappe. 1918–1927.
Biographische Werke
Verwehte Spuren. Orientfahrten des Reise-Bengt und anderer Reisenden im 17. Jahrhundert. Leipzig 1923.
Populäre Werke
Durch Asiens Wüsten. Drei Jahre auf neuen Wegen in Pamir, Lop-nor, Tibet und China, 2 Bände, Leipzig 1899; neue Ausgabe Wiesbaden 1981.
Im Herzen von Asien. Zehntausend Kilometer auf unbekannten Pfaden. 2 Bände. Leipzig 1903.
Abenteuer in Tibet. Leipzig 1904; neue Ausgabe Wiesbaden 1980.
Transhimalaja. Entdeckungen und Abenteuer in Tibet. 3 Bände. Leipzig 1909–1912; neue Ausgabe Wiesbaden 1985.
Zu Land nach Indien durch Persien. Seistan und Belutschistan. 2 Bände. Leipzig 1910.
Von Pol zu Pol. 3 Bände. Leipzig 1911–1912; neue Ausgabe Wiesbaden 1980.
Rund um Asien.
(Neue Folge)Vom Nordpol zum Äquator.
(Letzte Folge)Durch Amerika zum Südpol.
Bagdad – Babylon – Ninive. Leipzig 1918.
Jerusalem. Leipzig 1918.
General Prschewalskij in Innerasien. Leipzig 1922.
Meine erste Reise. Leipzig 1922.
An der Schwelle Innerasiens. Leipzig 1923.
Mount Everest. Leipzig 1923.
Persien und Mesopotamien, zwei asiatische Probleme. Leipzig 1923.
Von Peking nach Moskau. Leipzig 1924.
Gran Canon. Mein Besuch im amerikanischen Wunderland. Leipzig 1926.
Auf großer Fahrt. Meine Expedition mit Schweden, Deutschen und Chinesen durch die Wüste Gobi 1927–1928. Leipzig 1929.
Rätsel der Gobi. Die Fortsetzung der Großen Fahrt durch Innerasien in den Jahren 1928–1930. Leipzig 1931.
Jehol, die Kaiserstadt. Leipzig 1932.
Die Flucht des Großen Pferdes. Leipzig 1935. (Auszug bearbeitet durch Ehrhard Rühle, Verlag Brockhaus, Wiesbaden 1959)
Die Seidenstraße. Leipzig 1936.
Der wandernde See. Leipzig 1937.
Politische Werke
Ein Warnungsruf. Leipzig 1912.
Ein Volk in Waffen. Leipzig 1915.
Nach Osten! Leipzig 1916.
Deutschland und der Weltfriede. Leipzig 1937 (Der Titel wurde zwar gedruckt aber nie ausgeliefert; nur fünf Exemplare wurden gebunden – eins von ihnen ist im Besitz des F. A. Brockhaus Verlagsgesellschaft, Wiesbaden).
Fünfzig Jahre Deutschland. F. A. Brockhaus, Leipzig 1938
Amerika im Kampf der Kontinente. Leipzig 1942.
Autobiographische Werke
Mein Leben als Entdecker. Leipzig 1928.
Eroberungszüge in Tibet. Leipzig 1940.
Ohne Auftrag in Berlin, Buenos Aires 1949; Tübingen-Stuttgart 1950. (Wiederveröffentlicht imArndt-Verlag 1991)
Große Männer, denen ich begegnete. 2 Bände. Wiesbaden 1951.
Meine Hunde in Asien. Wiesbaden 1953.
Mein Leben als Zeichner. Hg. von Gösta Montell zum 100. Geburtstag. Wiesbaden 1965.
BriefeMit dem VerlegerAlbert Brockhaus verband Sven Hedin nicht nur eine wichtige Geschäftsbeziehung, sondern auch eine enge Freundschaft. Ihr Briefwechsel befindet sich in demRiksarkivet in Stockholm. Es gibt dazu folgende Veröffentlichung:
Sven Hedin, Albert Brockhaus:Sven Hedin und Albert Brockhaus. Eine Freundschaft in Briefen zwischen Autor und Verleger. F. A. Brockhaus, Leipzig 1942.
Willy Hess:Die Werke Sven Hedins. Versuch eines vollständigen Verzeichnisses (=Sven Hedin – Leben und Briefe, Vol. I). Stockholm 1962. dgl.: Erster Nachtrag. Stockholm 1965.
Manfred Kleiner:Sven Anders Hedin 1865–1952. Eine Bibliografie der Sekundärliteratur. Eigenverlag Manfred Kleinert, Princeton 2001.
Astrid Mehmel:Sven Hedin und nationalsozialistische Expansionspolitik. In:Geopolitik. Grenzgänge im Zeitgeist. Bd. 1.11890 bis 1945. Hrsg. von Irene Diekmann, Peter Krüger undJulius H. Schoeps. Potsdam 2000, S. 189–238.
Sarah K. Danielsson:The Intellectual Unmasked. Sven Hedin’s Political Life from Pan-Germanism to National Socialism. (Diss.) University of Minnesota, 2005. Erschienen als: Sarah K. Danielsson:The Explorer’s Roadmap to National-Socialism: Sven Hedin, Geography and the Path to Genocide. Routledge, London 2012,ISBN 978-1-4094-3212-8.
Wolfgang Kaufmann:Das Dritte Reich und Tibet. Die Heimat des „östlichen Hakenkreuzes“ im Blickfeld der Nationalsozialisten. 2. korrigierte und ergänzte Auflage. Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2010,ISBN 978-3-933022-58-5 (Es wird die Zusammenarbeit Hedins mit den Tibetforschern der SS beschrieben; desgleichen finden sich vielfältige Informationen über das Reichsinstitut Sven Hedin für Innerasienforschung, bei dem Hedin aber nicht mitarbeitete, obgleich es nach ihm benannt worden war).
Matthias Hannemann:Die Freunde im Norden. Norwegen und Schweden im Kalkül der deutschen Revisionspolitik 1918–1939. (Diss.), LIT Verlag, Münster 2011,ISBN 978-3-643-11432-7, insb. S. 423f., 455-457, 533-538 (weitere Abschnitte der Studie gehen auf Hedins Rolle für die deutsche Politik in den Jahren vor 1933 ein).
Tommy Lundmark:Sven Hedin-institutet : En rasbiologisk upptäcksresa i Tredje riket. Ordvisor förlag, 2014,ISBN 978-91-86621-95-7 (schwedisch).
↑Der jüdische Einwanderer AbrahamBrode oderBrody aus Preußen nahm bei seiner christlichen Taufe am 17. März 1771 in Malmö den Namen Johann ChristianBerlin an. (nach: Bruno Binder:Sven Hedins Vorfahr aus Frankfurt a. d. O. In:Mitteilungen des Historischen Vereins für Heimatkunde zu Frankfurt an der Oder, 31 (1930) S. 69–72.)
↑Hans Böhm:Finanzierung der Zentralasienexpedition Hedins: „Strengste Geheimhaltung wird von allen Beteiligten als unerlässlich angesehen“. In:Erdkunde. Bd. 57, H. 1 (2003), S. 40–54.
↑Chinesisches Kulturzentrum Berlin:Fremde Teufel. ZDF-Dokumentarfilme des Regisseurs Bernd Liebner
↑Bruno Baumann:Karawane ohne Wiederkehr. Das Drama in der Wüste Takla Makan. München 2000, S. 113–121, 203, 303–307.
↑Bernd Liebner:Söhne der Wüste – Durch Gobi und Taklamakan. Dokumentarfilm.
↑Sven Hedin von Banditen gefangengehalten.. In: Grazer Tagblatt / Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer / Neues Grazer Tagblatt / Neues Grazer Morgenblatt. Morgenausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / Neues Grazer Abendblatt. Abendausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / (Süddeutsches) Tagblatt mit der Illustrierten Monatsschrift „Bergland“, 4. Juni 1934, S. 2 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gtb, abgerufen am 2. März 2024
↑Jobst Reller: Ein nützliches Rädchen in der NS-Propagandamaschine. Sven Hedin, Joseph Goebbels und die Herrnhuter Losungen, in: Deutsches Pfarrerblatt 2015, S. 442-446; abgedr. In Claudia Mai / Rüdiger Kröger / Dietrich Meyer: 250 Jahre Unitätsarchiv. Beiträge der Jubiläumstagung vom 28. bis 29. Juni 2014 (Unitas Fratrum Beih. 28), Herrnhut 2017, S. 55–71.
↑Siehe Brief von Hans Draeger vom 17. Januar 1942 an Hedin aus dem Riksarkivet in Stockholm, Akte: Sven Hedins Arkiv, Korrespondens, Tyskland, 457 und das Buch von Michael H. Kater:Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945. Oldenbourg Verlag, 2001,ISBN 3-486-56529-X.
↑Elisabeth Kraus:Die Universität München im dritten Reich: Aufsätze. Herbert Utz Verlag, München 2006, S. 494–502.
↑Siehe Akte R 135 desBundesarchivs, gelagert in der Dienststelle Berlin-Lichterfelde.
↑Johannes Paul:Der letzte Entdeckungsreisende, In:Abenteuerliche Lebensreise – Sieben biografische Essays. Wilhelm Köhler Verlag, Minden 1954, S. 367.
↑Bisher unveröffentlichter Brief aus dem Riksarkivet in Stockholm, Akte von Heinrich Himmler: Sven Hedins Arkiv, Korrespondens, Tyskland, 470. Die Rechtschreibung und Zeichensetzung wurden aktualisiert.
↑Wolfgang Benz (Hrsg.):Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Bd. 2/1. De Gruyter, Berlin 2009, S. 341 f.
↑Siehe dazu: Astrid Mehmel:Sven Hedin und nationalsozialistische Expansionspolitik. In: Irene Diekmann, Peter Krüger,Julius H. Schoeps (Hrsg.):Geopolitik. Grenzgänge im Zeitgeist. Bd. 1.1,1890 bis 1945. Potsdam 2000, S. 189–238.
↑Bisher unveröffentlichte Briefe aus dem Riksarkivet in Stockholm, Akte: Sven Hedins Arkiv, Korrespondens, Tyskland, 487.
↑vgl.Sven Hedin’s German Diary 1935–1942. Dublin 1951, S. 204–217; Eric Wennerholm:Sven Hedin 1865–1952. S. 229–230.
↑vgl. Christian Thorén:Upptäcktsresanden Sven Hedins ordenstecken i Kungliga Livrustkammarens samlingar. In:Livrust Kammaren. Journal of the Royal Armoury 1997-98. Stockholm. S. 91–128.ISSN0024-5372. (Schwedischer Text mit englischen Bildunterschriften und englischer Zusammenfassung, farbige Abbildungen der Orden von Sven Hedin, Literaturangaben.)