Summennorm

DieSummennorm,Betragssummennorm oder1-Norm ist in derMathematik eineVektornorm. Sie ist definiert als die Summe derBeträge der Vektorkomponenten und ist eine speziellep-Norm für die Wahl von. DieEinheitssphäre der reellen Summennorm ist einKreuzpolytop mit minimalem Volumen über allep-Normen. Daher ergibt die Summennorm für einen gegebenen Vektor den größten Wert allerp-Normen. Die von der Summennorm abgeleitete Metrik ist dieManhattan-Metrik.
Definition
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ist einn-dimensionalerVektor mitreellen oderkomplexen Einträgen für, dann ist die Summennorm des Vektors definiert als
- .
Die Summennorm entspricht damit der Summe derBeträge der Komponenten des Vektors und wird daher auch etwas genauer Betragssummennorm genannt.[1] Sie ist eine speziellep-Norm für die Wahl von und heißt deswegen auch 1-Norm.
Beispiele
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Reeller Vektor
Die Summennorm des reellen Vektors ist gegeben als
- .
Komplexer Vektor
Die Summennorm des komplexen Vektors ist gegeben als
- .
Eigenschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Normeigenschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Summennorm erfüllt wie allep-Normen die dreiNormaxiome, die hier besonders leicht zu zeigen sind. DieDefinitheit folgt aus der Eindeutigkeit der Nullstelle derBetragsfunktion durch
- ,
dieabsolute Homogenität folgt aus der Homogenität derBetragsnorm über
und die Subadditivität folgt direkt aus derDreiecksungleichung für reelle oder komplexe Zahlen
- .
Einheitssphäre
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DieEinheitssphäre der reellen Summennorm, also die Menge
hat in zwei Dimensionen die Form einesQuadrats, in drei Dimensionen die Form einesOktaeders und in allgemeinen Dimensionen die Form einesKreuzpolytops. DasVolumen der Einheitskugel der Summennorm ist dabei minimal über allep-Normen; es beträgt.
Vergleich mit den anderenp-Normen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Summennorm ist von allenp-Normen die größte, das heißt für einen gegebenen Vektor und gilt
- ,
wobei Gleichheit genau dann gilt, wenn der Vektor derNullvektor oder ein Vielfaches einesEinheitsvektors ist. Umgekehrt kann die Summennorm aufgrund derÄquivalenz von Normen in endlichdimensionalen Vektorräumen nach oben gegen jedep-Norm durch
abgeschätzt werden, wobei Gleichheit für einen konstanten Vektor gilt. Die Äquivalenzkonstante bezüglich derMaximumsnorm ist dabei gleich, was maximal zwischen allenp-Normen ist.
Anwendungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Abgeleitete Begriffe
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Die Summennorm ist im Gegensatz zureuklidischen Norm (2-Norm) nicht von einem Skalarproduktinduziert. Die von der Summennorm abgeleiteteMetrik ist dieManhattan-Metrik oder Taxi-Metrik
- .
Im reellen zweidimensionalen Raum misst sie den Abstand zweier Punkte wie die Fahrtstrecke auf einem gitterförmigen Stadtplan, auf dem man sich nur in senkrechten und waagerechten Abschnitten bewegen kann. Die von der Summennorminduzierte Matrixnorm ist dieSpaltensummennorm.
Betrag von Multiindizes
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Summennorm wird häufig als Betrag einesMultiindex mit nichtnegativen Einträgen verwendet. Beispielsweise kann einepartielle Ableitung einerFunktion mehrerer Veränderlicher als
geschrieben werden, wobei dann die Ordnung der Ableitung ist.
Verallgemeinerungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Summennorm kann auch auf unendlichdimensionale Vektorräume über den reellen oder komplexen Zahlen verallgemeinert werden und hat dann eigene Namen.
ℓ1-Norm
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Dieℓ1-Norm ist die Verallgemeinerung der Summennorm auf denFolgenraum der betragsweise summierbarenFolgen. Hierbei wird lediglich die endliche Summe durch eine unendliche ersetzt und dieℓ1-Norm ist dann gegeben als
- .
L1-Norm
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Weiter kann die Summennorm auf denFunktionenraum der auf einerMenge betragsweise integrierbarenFunktionen verallgemeinert werden, was in zwei Schritten geschieht. Zunächst wird die-Norm einer betragsweiseLebesgue-integrierbaren Funktion als
- ,
definiert, wobei im Vergleich zurℓ1-Norm lediglich die Summe durch ein Integral ersetzt wurde. Dies ist zunächst nur eineHalbnorm, da nicht nur dieNullfunktion, sondern auch alle Funktionen, die sich nur an einer Menge mit Lebesgue-Maß Null von der Nullfunktion unterscheiden, zu Null integriert werden. Daher betrachtet man die Menge derÄquivalenzklassen von Funktionen, die fast überall gleich sind, und erhält auf diesemL1-Raum dieL1-Norm durch
- .
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Hans Wilhelm Alt:Lineare Funktionalanalysis: Eine anwendungsorientierte Einführung. 5. Auflage. Springer-Verlag, 2008,ISBN 3-540-34186-2.
- Rolf Walter:Einführung in die Analysis 2. de Gruyter, 2007,ISBN 978-3-11-019540-8.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Eric W. Weisstein:L^1-Norm. In:MathWorld (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Rolf Walter:Einführung in die Analysis 2.S. 37.