Sturm

Der BegriffSturm steht für ein Starkwindereignis.
Meteorologische Definition
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Wellenhöhe 12 m

Als Sturm werdenWinde mitGeschwindigkeiten von mindestens 20,8 m/s (74,9 km/h) oder 9Beaufort bezeichnet. Ein Sturm mit einer Windgeschwindigkeit von mindestens 32,7m/s (117,7 km/h) oder 12 Beaufort wird alsOrkan bezeichnet. Dazwischen spricht man bei 10 Beaufort von einemschweren und bei 11 Beaufort von einemorkanartigen Sturm. Erreicht der Wind nur kurzzeitig (für wenige Sekunden) Sturmstärke, so spricht man von einerSturmböe.
In der Regel sind mit einem Sturm auch starkeRegenfälle verbunden, weshalb die Bezeichnung umgangssprachlich oft als Synonym für einen schwerenSchauer oder einGewitter verwendet wird, beide stellen jedoch nur Begleiterscheinungen bzw. Spezialfälle eines Sturms dar. Auf See ist für den windbedingt hohenWellengang ebenfalls die Bezeichnung Sturm gebräuchlich, mit einer geringeren Betonung auf den meist gleichzeitigen Niederschlägen. Je nachdem, was ein Sturm aufwirbelt bzw. womit er zusammen auftritt, spricht man des Weiteren von einemSchneesturm,Hagelsturm,Sandsturm (Buran) oderStaubsturm. In Gebirgen entstehenFöhnstürme als Trockenwindereignis.
Auch eine Unterscheidung nach der Jahreszeit wird manchmal genutzt, man spricht dann beispielsweise von einemWintersturm. Solche Unterscheidungen sind insbesondere bei land- und forstwirtschaftlichen Schäden in der Folgenabschätzung von Bedeutung (etwaErnteausfälle nach Überschwemmungen,Windbruch undBorkenkäfergefahr).
Weitere Sturmarten sind derTornado, gelegentlich(Klein-)Trombe, Windhose, Wasserhose oder Twister genannt, sowie der SchneesturmBlizzard.
In Küstenregionen kann es durch das Zusammenwirken von Sturm undGezeiten zuSturmfluten kommen.
Entstehung und Erscheinung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Sturmwinde können entstehen, wenn hoheDruckgradienten (hohe Druckunterschiede auf relativ kurzer Distanz) auftreten. Diese sind alsSturmtief häufig im Einflussbereich starkerTiefdruckgebiete vorhanden. Ferner können Sturmwinde durch topographisch bedingte Kanalisierung des Windes entstehen, zum Beispiel alsTalwind in engen Tälern.
Stürme treten häufig über demMeer auf, da dort weniger Bodenreibung vorhanden ist. So können sich die Winde besser entfalten als auf demFestland und erreichen wesentlich häufiger Sturmstärke. Zudem könnentropische Wirbelstürme, alsoHurrikane undTaifune, nur über dem Meer entstehen und schwächen sich über Landmassen rasch ab.
Darüber hinaus könnenGewitter auch durch elektrische Aktivitäten in der Atmosphäre verursacht werden.Blitze sind ein häufiges Zeichen für ein nahes Gewitter. Ein Blitz entsteht, wenn einElektronenfluss von einem Ort mit hoherelektrischer Ladung zu einem Ort mit niedriger elektrischer Ladung stattfindet.[1] Dies geschieht, wenn warme Luft schnell aufsteigt und abkühlt, wodurch ein Unterschied in der elektrischen Ladung in derAtmosphäre entsteht. Blitze sind ein häufiges Phänomen bei Sommergewittern und können gefährlich sein.
Gefahren, Schäden und Sturmversicherung
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Direkte Sturmschäden betreffen vor allem das Abdecken von Dächern oder andere Windverfrachtungen, bei waldreichen Gebieten kommt der Sachschaden durch umgeworfene Bäume hinzu (Sturmholz). Von Bedeutung sind auch indirekte Schäden, zum Beispiel durch die Ablagerungen von Sand auf Landwirtschaftsflächen bei einem Sandsturm oder Hagelschäden. Für Menschen geht die größte Gefahr von herumfliegenden Gegenständen, herabfallenden Ästen und umfallenden Bäumen, sowie gegebenenfalls von beschädigten oberirdischen Stromleitungen aus, so dass es in der Regel am sichersten ist, sich für die Dauer eines Sturms im Inneren von Gebäuden aufzuhalten.
VieleVersicherungsgesellschaften bezahlen einen Sturmschaden – bei abgeschlossenerSturmschadensversicherung – erst, wenn der Wind nachweislich Windstärke 8 (stürmischerWind, der Versicherungsbegriff „Sturm“ ist hier anders zu interpretieren) erreicht hat. Unter Sturm verstehen die allgemeinenVersicherungsbedingungen für Wohngebäude (Deutschland etwa § 8 VGB 88) eine wetterbedingte Luftbewegung von mindestens Windstärke 8. Ähnlich ist die Definition im deutschen § 3 Abs. 3 a FEVB, wonach es sich um eine atmosphärisch bedingte Luftbewegung von mindestens Windstärke 8 nach Beaufort handeln muss. Damit weicht der versicherungsrechtliche Begriff von den meteorologischen Begrifflichkeiten ab. Stärke 8 bedeutet nach der maßgeblichen Beaufortskala „stürmischer Wind, der Zweige von Bäumen bricht und das Gehen im Freien erheblich erschwert“.
DerVersicherungsnehmer einer Gebäudeversicherung, der das Vorliegen eines Sturms behauptet, kann in Grenzfällen Beweisschwierigkeiten ausgesetzt sein. Zum Nachweis eines Sturmschadens ist es freilich nicht erforderlich, dass der Beweis für ein direktes Auftreffen einer Luftbewegung von mindestens Windstärke 8 auf das versicherte Gebäude erbracht wird. Viele neuere Versicherungsbedingungen lassen genügen, dass (auch) in der Nachbarschaft Sturmschäden aufgetreten sind. Ansonsten genügt nach Ansicht desOberlandesgerichts Karlsruhe sogar, dass am Gebäude von Luftbewegungen verursachte Schäden aufgetreten sind und in seiner näheren Umgebung zu gleicher Zeit ein Sturm der Windstärke 8 aufgetreten ist.[2]
In derSchifffahrt kann bei Sturm dasAbwettern Gefahren vermeiden. Eine besondere Gefahr besteht beimContainertransport, wo Verluste auf See immer wieder vorkommen. An der Verbesserung der Situation werde angeblich bereits seit Jahren gearbeitet. Sowohl für die Freizeitschifffahrt als auch die Berufsschifffahrt bestehen in vielen Ländern offizielle Sturmwarndienste, die für die Schiffsführer über unterschiedliche technische Medien eine offizielleSturmwarnung herausgeben.
Historische Sturmereignisse und deren Schäden
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Deutschland
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bedeutende Sturmkatastrophen in Deutschland:
- 13. November 1972:OrkanQuimburga, 245 km/h (Brocken), über England,Benelux, Norddeutschland, 73 Tote, Schaden ca. 1,34 Mrd. DM
- 25.–26. Januar 1990:OrkanDaria, 130 km/h, 8 Tote in Deutschland, Schaden ca. 4,4 Mrd. Euro
- 27. Februar 1990OrkanVivian, 64 Todesopfer, 1,5 Mrd. Euro versicherter Schaden in Deutschland
- 28. Februar – 1. März 1990OrkanWiebke 35 Todesopfer, 1,5 Mrd. Euro versicherter Schaden
- 26. Dezember 1999:OrkanLothar, 272 km/h (Hohentwiel), 13 Todesopfer in Deutschland und weitere in der Schadensbeseitigung, Schaden ca. 1,2 Mrd. Euro
- 18. Januar 2007:OrkanKyrill, 200 km/h (Wendelstein), 13 Todesopfer und weitere in der Schadensbeseitigung, Schadenshöhe 2,3 Mrd. Euro
- 31. März – 1. April 2015:OrkanNiklas, 192 km/h (Zugspitze), 9 Todesopfer, Schadenshöhe ca. 750 Millionen Euro
- 18. Januar 2018:Sturmtief Friederike, 205 km/h als Spitzenbö (Brocken), 8 Todesopfer, Schadenhöhe (geschätzt) 500 Millionen Euro
- 23. September 2018:Sturmtief Fabienne, Spitzenböen bis 158 km/h[3]
- 9.–11. Februar 2020OrkanSabine, 178 km/h als Spitzenbö (Feldberg), 4 Tote, Schadenhöhe (geschätzt) 600 Millionen Euro
Österreich
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bedeutende Sturmkatastrophen in Österreich:[4][5][6]
- 8. November 1982, der „Jahrhundertföhn“[7]
- Februar/März 1990Vivian undWiebke (Spitzen Wiebke mit 147 km/h (Hörsching), gemeinsamer Schaden drei MilliardenSchilling (ca. 218 Mio. Euro))
- 5. April 1997, verbunden mit starken Schneefällen in den nächsten Tagen
- 5. Februar 1999,Lara mit Sturmspitzen von 130 km/h (Flughafen Wien)
- 26. Dezember 1999,OrkanLothar
- 19. März 2001, SturmtiefEmma (eine Tote und zwei Schwerverletzte in Niederösterreich)
- 15. Dezember 2005, SturmtiefDorian
- 18. Januar 2007OrkanKyrill, 216 km/h (Gaisberg), 100 Millionen Euro Schaden, zahlreiche Todesopfer in der Schadensbeseitigung
- 26.–27. Jänner 2008SturmtiefPaula, 230 km/h (Schneeberg), große Schäden insbesondere in der Steiermark
- 1.–2. März 2008Emma, 222 km/h (Wendelstein)
- 29. Oktober 2017,Sturmtief Herwart, bis zu 179 km/h, tausende Haushalte ohne Strom, große Schäden in ganz Österreich
- 21. bis zum 25. Juni 2021 schwere Unwetter mit großem Hagel in Ober- und Niederösterreich, später in der Steiermark[8]
Weltweit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die weltweit größten Versicherungsfälle:
- Hurrikan Katrina 2005: 125 Mrd. USD. Der Versicherungsschaden belief sich auf 62,2 Mrd. USD.[9]
- Hurrikan Andrew 1992: über 20 Mrd.USD[10]
- TaifunMireille 1991: über 7 Mrd. USD[10]
- OrkantiefDaria 1990: über 6 Mrd. USD[10]
- OrkantiefLothar 1999: über 6 Mrd. USD[10]
- HurrikanHugo 1989: fast 6 Mrd. USD[10]
Namensgebung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Um Unwetter zu benennen, erstellen meteorologische Institute jedes Jahr Listen mit Namen, die dann im Laufe des Jahres alphabetisch an Hoch- und Tiefdruckgebiete verteilt werden. Jede Weltregion hat dabei eigene Namenslisten. Lange Zeit wurden Stürme nur nach Frauen benannt. Dies, weil der amerikanische Autor des Buches "Storm",George Rippey Stewart Jr. (1895–1980) erschienen 1941, Unwetter nach den Namen seiner Exfreundinnen (Camille,Eloise,Elena etc.) zu benennen pflegte. In Europa wiederum wurden Hochdruckgebiete mit männlichen, Tiefdruckgebiete jedoch mit Frauennamen versehen. Dagegen protestierten Frauen in Deutschland hartnäckig und schließlich mit Erfolg. Seither wird abgewechselt. Dennoch zeigt sich, dass Stürme mit weiblichen Namen oft unterschätzt werden, dies einzig aufgrund geschlechtsspezifischer Wahrnehmungen, die auf Stereotypen beruhen. So wird ein Sturm namensAlexa als weniger gefährlich eingestuft als ein Sturm namensAlex (mit fatalen Folgen). Dies, da Männer tendenziell eher als aggressiv wahrgenommen werden denn Frauen.[11]
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Infoterio: La ciencia de las tormentas eléctricas: comprendiendo los fenómenos atmosféricos. Abgerufen am 23. Januar 2023.
- ↑OLG Karlsruhe, Urteil vom 12. April 2005, Az. 12 U 251/04, Volltext.
- ↑Sturmtief Fabienne bringt am 23. September 2018 Sturm und Regen auf den Internetseiten des Deutschen Wetterdienstes (PDF-Datei), abgerufen am 11. Oktober 2020
- ↑Definitionen & Übersicht der letzten Jahrzehnte zu Starksturmereignissen in Österreich,Analysen von Extremwetterereignissen aus Österreich 2002–2006, unwetterstatistik.at
- ↑Seit 1990: Immer wieder starke Stürme in NÖ (Memento vom 17. Juli 2012 imInternet Archive)
- ↑Mächtigste Stürme über Österreich 1990 bis 2005, Salzburger Nachrichten online, 18. Jänner 2007
- ↑K. Frey:Der „Jahrhundertföhn“ vom 8. November 1982. Eine synoptische Betrachtung. In:Meteorologische Rundschau 37 (1984), S. 209–220
- ↑Großer Hagel und über 240.000 Blitzentladungen in wenigen Tagen. Abgerufen am 17. Juli 2021.
- ↑Wetterlexikon - Hurrikan Eintrag auf wetter.net
- ↑abcdeNatur- und anthropologische Katastrophen 2001: Man-made-Schäden einer neuen Dimension. In:sigma 1/2002, Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft, S. 23 (Webdokument (Memento desOriginals vom 7. Februar 2022 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swissre.bb, PDF)
- ↑ Andrea Marti:" Alexa" ist schlimmer als "Alex": Stürme mit weiblichen Namen werden oft unterschätzt, das hat tödliche Folgen.NZZ vom 4. Okt. 2024, S. 18