Bei denIUCN-Kategorien für Schutzgebiete iststrenges Naturreservat (englischstrict nature reserve) die Kategorie Ia undWildnisgebiet (englischwilderness area) ist die Kategorie Ib. Es sind die strengsten Schutzkategorien derInternational Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) fürSchutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz.
Strict nature reserves undwilderness areas sindTotalreservate, die hauptsächlich zum Zwecke der Forschung oder des Schutzes großer, unbeeinflussterWildnisareale verwaltet werden. Sie dienen primär der Erhaltung derBiodiversität und als unentbehrlicheReferenzareale für die wissenschaftliche Arbeit und dasUmweltmonitoring.
Nutzung und Tätigkeiten werden streng überwacht. Dabei bilden oft die strengen Naturreservate die Kernzone, die Wildnisgebiete eine Pufferzone, ähnlich dem Konzept derNationalparks (die auch IUCN II darstellen), aber auch derUNESCO-Welterbe-Gebiete. Die Kernzone der Kategorie I darf im Allgemeinen allenfalls für wissenschaftlicheFeldforschung nach Auswahl durch die Betreuungsorganisation betreten werden, in den Pufferzonen sind beispielsweise auch betreute Führungen möglich.
Eine Ausnahme vom Konzept des Sich-selbst-überlassen-Seins stellen Fälle dar, in denen das Wildnisgebiet zu klein ist, um ein stabilesÖkosystem zu bilden. In solchen Fällen sind regulative Eingriffe zulässig (etwa Schutz vor durchziehenden Wildtieren). Einen Sonderfall stellen auch der Befall mitinvasiven Spezies (Neobiota wie auch im Prinzip heimischen) dar, sowie Zusammenbrüche des Ökosystems (auch durch Umweltkatastrophen wie etwa Windbruch). Hier herrscht auch im wissenschaftlichen Naturschutz noch ein Disput, wie eng oder weit der Begriff der „natürlichen“ Dynamik der Wildnis zu sehen sei.
In derUN-Liste geschützter Gebiete befanden sich im März 2012 weltweit etwa 12.000 Gebiete der Kategorie Ia oder Ib.
In Europa gibt es 2023 insgesamt 23 Schutzgebiete mit einer Fläche von jeweils über 1000 km² (vergleichbar mitRügen), die der 1. IUCN-Kategorie genügen. Davon zählen fünf Gebiete zur Kategorie Ia (Striktes Naturreservat) und 18 zur Kategorie Ib (Wildnisgebiet).[1]
Das größte europäische Wildnisgebiet ist das NaturreservatVindelfjällen inSchweden (Västerbottens län) mit 5551 km² (etwa doppelt so groß wie dasSaarland), gefolgt vom UrwaldschutzgebietTorneträsk-Soppero Fjällurskog mit 3366 km², das ebenfalls in Schweden (Norrbottens län) liegt. Außerdem befindet sich hier mit dem NaturreservatSjaunja (2814 km², Norrbotten) auch das größte strikte Naturreservat Europas.
Anzahlmäßig hatFinnland ebenso viele große Kategorie I-Gebiete wie Schweden (9). Das größte ist mit 2946 km²Kaldoaivin erämaa, das nördlich desInarisees infinnisch Lappland liegt.
Im europäischen TeilRusslands liegen zwei strikte Naturreservate, die jeweils über 2000 km² große sind (Visherski in derRepublik Komi undYUzhno-Ural`skij inBaschkortostan).
2016 entstand inBelarus das 2264 km² große strikte NaturreservatBiosphärenreservat und Strahlenschutzgebiet Tschernobyl. Belarus hat mit dem 2159 km² großenPaleski Radyaytsina-Ekalagichny noch ein weiteres großes striktes Naturreservat.
Island ist das fünfte Land Europas, das mit dem WildnisgebietÞjórsárver (1560 km², Südisland) ein so großes IUCN-I-Schutzgebiet aufweist.
Alle anderen Gebiete dieser Kategorie in anderen Ländern Europas sind wesentlich kleiner.
DerSchweizerische Nationalpark (170 km²) ist ein Schutzgebiet der IUCN-Kategorie Ia.[2]
In Österreich sind 2023 acht sehr kleine Gebiete als IUCN Ia und die beiden folgenden als IUCN Ib ausgewiesen:[3]
Die Bundesregierung hat sich in der 2007 beschlossenenNationalen Strategie zur biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2020 zum Ziel gesetzt, dass sich die Natur auf 2 % der Fläche von Deutschland wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten ungestört entwickeln darf und Wildnis entsteht.[5] Bis 2020 hat Deutschland dieses Ziel nicht erreicht, da lediglich 0,6 % der Fläche als Wildnis eingestuft wurde.[6] Das NaturschutzgebietKönigsbrücker Heide (56,11 km²) bekam 2023 als erstes Wildnisgebiet Deutschlands den Schutzstatus Ib verliehen. Andere Schutzgebiete der Kategorien Ia/b gibt es bislang nicht.
In Frankreich fallen dieRéserves biologiques intégrales in die IUCN-Kategorie Ia.
In den USA sindWilderness Areas die strengste Schutzgebietskategorie. Sie werden gemäß demWilderness Act von 1964 durch denKongress der Vereinigten Staaten per Gesetzgewidmet. Sie müssen mindestens 20 km² umfassen (Ausnahme: Inseln) und dürfen nur zu Fuß sowie gegebenenfalls per Kanu oder Pferd betreten werden, Ausnahmen gibt es in den großflächigen Gebieten Alaskas. Anfang 2010 waren über 750 Wilderness Areas ausgewiesen.