Stimmlosigkeit

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Dieser Artikel befasst sich mitStimmlosigkeit als phonetischem Begriff. Für den medizinischen Fachbegriff sieheAphonie.

Stimmlosigkeit bzw.stimmlos ist ein Begriff aus dersprachwissenschaftlichen TeildisziplinPhonetik und bedeutet, dass bei derArtikulation einesLautes dieStimmlippen nicht beteiligt sind. Bei stimmlos artikulierten Lauten liegen diese so weit auseinander, dass der aus der Lunge kommende Luftstrom ungehindert durch dieStimmritze fließen kann und somit keinTon erzeugt wird. Im Gegensatz dazu wird beistimmhaften Lauten durch die Stimmlippen ein Ton mit einer bestimmten Klangfarbe gebildet. Stimmhafte Laute, insbesondereSonoranten, sind durch diesenKlang geprägt, während bei stimmlosen LautenGeräusche vorwiegen.

Stimmlose Laute sind in der Regel nurKonsonanten. Im Deutschen sind dies

  • die stimmlose Reihe der Reibelaute (Frikative), das sind​[⁠f⁠]​,​[⁠s⁠]​,​[⁠ʃ⁠]​,​[⁠ç⁠]​,​[⁠x⁠]​,​[⁠χ⁠]​ und​[⁠h⁠]​
  • und die stimmlose Reihe derVerschlusslaute (Plosive), das sind​[⁠p⁠]​,​[⁠t⁠]​​[⁠k⁠]​ und​[⁠ʔ⁠]​[Anm. 1].

Auch wort- oder silbenauslautendeVokale können ihre Stimmhaftigkeit verlieren,z. B. imLettischen, imJapanischen oder imeuropäischen Portugiesischen.[1]

ImInternationalen Phonetischen Alphabet wird die Stimmlosigkeit eines Lautes durch das IPA-Zeichen 402 angezeigt, wenn der betreffende Laut nicht wie etwa​[⁠f⁠]​ ein eigenes Zeichen hat. Die verwendete Glyphe ist ein untergesetzter Ring (IPA-Nummer 402A,UnicodeCOMBINING RING BELOW U+0325), zum Beispiel​[⁠⁠]​ (stimmloser alveolarer Nasal) oder ein aufgesetzter Ring (IPA-Nummer 402B, UnicodeCOMBINING RING ABOVE U+030A), wenn das Grundzeichen Unterlänge hat, zum Beispiel​[⁠ŋ̊⁠]​ (stimmloser velarer Nasal).

In der bildlichen Darstellung von Lauten (Spektrogramm), wie sie in derAkustik und Phonetik üblich ist, zeigt die Abwesenheit einer periodischen Komponente einen stimmlosen Laut an. Dabei ist die sogenannteVoice Onset Time (abgekürzt VOT) von Bedeutung. Die VOT ist der zeitliche Abstand zwischen dem Geräusch beim Lösen eines Verschlusses und dem Beginn der Stimmlippenschwingung, also dem Einsatz eines Tons. Setzt ein Stimmton erst mehr als 40 Millisekunden nach dem Geräuscheinsatz ein, wird der vorhergehende Verschluss als stimmlos wahrgenommen. Hingegen wird ein Verschlusslaut eindeutig als stimmhaft wahrgenommen, wenn der Stimmeinsatz vor, während oder innerhalb von 20 Millisekunden nach der Lösung des Verschlusses kommt.[2]

Anmerkungen

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  1. Die Ursache der Stimmlosigkeit desglottalen Verschlusslauts​[⁠ʔ⁠]​ unterscheidet sich von der der anderen Konsonanten, bei denen wie oben beschrieben die Stimmlippen auseinander liegen und den Luftstrom passieren lassen. Im Falle von​[⁠ʔ⁠]​ liegen im Gegenteil die Stimmlippen aneinander, so dass sie den Luftstrom vollständig blockieren. Daher kommt es, dass Phonetiker wieIan Catford den Begriffstimmlos bei der artikulatorischen Beschreibung nur auf Laute mit Luftstrompassage an den Stimmlippen anwenden, nicht aber auf​[⁠ʔ⁠]​, obwohl aufphonologischer Ebene​/⁠ʔ⁠/​ dasMerkmal[-stimmhaft] aufweist.

Einzelnachweise

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  1. Maria Helena Mateus:The phonology of Portuguese. Oxford: Oxford Univ. Press 2002.
  2. SieheGeorge A. Miller:Wörter. Streifzüge durch die Psycholinguistik. Herausgegeben und aus dem Amerikanischen übersetzt vonJoachim Grabowski undChristiane Fellbaum. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1993; Lizenzausgabe: Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995; 2. Auflage ebenda 1996,ISBN 3-86150-115-5. Siehe S. 99 im Text und Diagramm 4.12 (in der Legende zum Diagramm steht fälschlich „..stimmhaft gehört“ statt „stimmlos“).
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