Anfang der 1970er Jahre stieg er zu einem der erfolgreichstenUnterhaltungskünstler der USA auf. Er gilt als „Erneuerer“schwarzer Musik, deren Spielarten –Spiritual,Blues,R&B, Soul,Funk – er beherrscht und fortentwickelte. Die Jahre 1971 bis 1976 mit den AlbenMusic of My Mind,Talking Book (1972),Innervisions (1973),Fulfillingness’ First Finale (1974) undSongs in the Key of Life (1976) gelten als seine künstlerisch bedeutendste Phase.
Stevie Wonder ist das dritte von sechs Kindern der Songwriterin Lula Mae Hardaway (1930–2006), sein Vater war Calvin Judkins. Wonder kam alsFrühgeburt zur Welt und wurde imInkubator mit hohen Sauerstoffkonzentrationen beatmet. Dies führte zurFrühgeborenen-Retinopathie und letztlich zurBlindheit.[1] Als Wonder vier Jahre alt war, zog die Familie nachDetroit, wo er imKirchenchor sang. Seit seinem neunten Lebensjahr beherrscht erKlavier,Mundharmonika undSchlagzeug.
1961 entdeckte ihn Ronnie White vonThe Miracles. White verhalf ihm zu einem Vorsingtermin bei demMotown-ChefBerry Gordy, der ihn daraufhin unter Vertrag nahm.Little Stevie Wonder nahm 1962 seine ersten Platten auf:A Tribute to Uncle Ray (mitCoversongs vonRay Charles) undThe Jazz Soul of Little Stevie. Ein erster Erfolg war der 1963 erschienene SongFingertips, Part 2, bei dem Stevie Wonder Mundharmonika spielte und sang. Der Song wurde bei einerMotor Town Revue live aufgenommen, mit dem jungenMarvin Gaye am Schlagzeug. Das dazugehörige AlbumThe 12 Year Old Genius wurde zu Motowns erster Nummer-eins-LP. Mit 14 kam Wonder in denStimmbruch. Er studierte zu dieser Zeit klassisches Klavier an der Michigan School for the Blind.
Stevie Wonder (1967)
Mit 18 begann Wonder erstmals, in größerem Stil Einfluss auf dieKompositionen und dasArrangement seiner Musik zu nehmen:For Once in My Life (1968) undMy Cherie Amour (1969) landeten als Alben und als Single-Hits weit oben in denCharts. Anfang der 1970er Jahre gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern im Hause Motown. Er nutzte die Chance, um ein eigenes Tonstudio zu bekommen, seineTantiemen bedeutend aufzustocken und mehr Kontrolle über seine Musik zu erlangen. Er gründete sein eigenes Label, Black Bull Music. Mit den Jahren entwickelte er einen eigenen Stil und beeinflusste dieSoulmusik damit nachhaltig.
Von 1970 bis 1972 war Stevie Wonder mit der Sängerin und SongwriterinSyreeta Wright verheiratet. Er produzierte auch ihre ersten beiden Alben und schrieb zahlreiche Songs mit ihr (Signed, Sealed, Delivered I’m Yours, 1970;Never Dreamed You’d Leave in Summer, 1971;Come Back As A Flower, 1979). Auch Syreetas erster Top-20-Hit in Großbritannien,Your Kiss Is Sweet (1975), wurde von beiden geschrieben.Never Dreamed You’d Leave in Summer wurde vonJoan Baez undPhil Collinsgecovert (AlbumGoing Back). Syreeta wirkte zudem alsBackgroundsängerin bei Songs von Wonder mit.
1972 trat Wonder im Vorprogramm der BandThe Rolling Stones in den USA auf.[2] Im selben Jahr brachte er das AlbumTalking Book heraus, das mit den SongsYou Are the Sunshine of My Life undSuperstition herausragende Soul- und Funknummern enthält.Superstition wird von vielen Keyboardern als Lehrstück für funkigesClavinetspiel angesehen. Bei dem SongLookin’ for Another Pure Love dieses Albums wurde er vom GitarristenJeff Beck unterstützt. Im selben Jahr erschien auch das AlbumMusic of My Mind, das er weitgehend im Alleingang einspielte, bis auf die Gitarre im StückSuperwoman und die Posaune im ersten Stück sowie den Backgroundgesang.
1973 erschien das AlbumInnervisions mit dem HitLiving for the City. 1974 erschien das AlbumFulfillingness’ First Finale, 1976Songs in the Key of Life, das mit den StückenSir Duke,I Wish,As undAnother Star einige Hits enthält. Außerdem erschien auf diesem Album der SongPastime Paradise, der dem RapperCoolio 1995 als Inspiration undSamplequelle für seinen TitelGangsta’s Paradise diente. Unterstützt wurde Wonder bei diesem Album unter anderem von dem 19-jährigenGreg Phillinganes und vonHerbie Hancock an den Keyboards sowieGeorge Benson an der Gitarre. 1979 kaufte er für zwei Millionen US-Dollar den RadiosenderKJLH inLos Angeles und gründete eigens dafür die BetreibergesellschaftTaxi Productions.[3][4]
1982 wurdeEbony and Ivory veröffentlicht, ein 1980 geschriebenes Lied vonPaul McCartney, das 1981 in einem Studio vonGeorge Martin in Montserrat nur von Stevie Wonder und Paul McCartney eingespielt, in zahlreichen Ländern die Charts eroberte. Der auch auf dem AlbumTug of War befindliche Titel bedeutet eigentlich „Schwarz und Weiß“, was wiederum das friedliche Zusammenleben aller Menschen symbolisiert. Zur Verdeutlichung des Themas sang der seit 1966 mit Stevie Wonder bekannte McCartney („weiß“) das Lied als Duett mit Stevie Wonder(„schwarz“).[5] Letztlich rief sich Stevie Wonder durch seine Beteiligung wieder in die Erinnerung der Popwelt und hatte eine Gelegenheit für sein bürgerrechtliches Engagement.
1987 sang er zusammen mitMichael Jackson auf dessen AlbumBad das DuettJust Good Friends. Seine in immer größeren Abständen erscheinenden Plattenproduktionen wurden von der Kritik als unter den Möglichkeiten des Künstlers bemängelt.[6] Für sein 1995 erschienenes SoloalbumConversation Peace nahm er sich acht Jahre Zeit. Dazwischen arbeitete er amSoundtrack zuSpike LeesJungle Fever, mit dem er befreundet ist und auf dessen Hochzeit er 1992 auch spielte.
2005 erlangte er nach längerer Pause mit derFunk-SingleSo What the Fuss mitPrince an der Gitarre und der GruppeEn Vogue als Nebenstimme wieder größere Beachtung. Das von den Kritikern gelobte neue AlbumA Time 2 Love erschien im Oktober 2005. 2007 gewann Wonder zusammen mitTony Bennett denGrammy Award für dieBeste Zusammenarbeit mit Gesang – Pop für den gemeinsamen SongFor Once in My Life.
Stevie Wonder (2006)
2007 und 2008 ging Wonder nach zehnjähriger Pause wieder auf eine Welttournee, die ihn im Herbst 2008 auch nach Deutschland führte. Die Konzerte wurden vom Publikum und von der Kritik begeistert aufgenommen. Im Januar 2009 veröffentlichte er zurAmtseinführung des Präsidenten der Vereinigten Staaten,Barack Obama, den SongAll About the Love Again. Zuvor hatte er Obama im Wahlkampf stark unterstützt. Anfang 2009 erschien die DVDLive at Last: A Wonder Summer’s Night. Im Jahr 2010 trat er mitWe Can Work It Out und zusammen mit Paul McCartney mitEbony and Ivory im Weißen Haus vor Obama auf.[7] Im September 2014 kündigte Stevie Wonder an, im November/Dezember 2014 auf eine mehrwöchige USA-Tournee zu gehen, deren Programm ausschließlich aus Liedern seines 1976er AlbumSongs in the Key of Life bestehen würde. Schon im Dezember 2013, anlässlich seines jährlichen BenefizkonzertesHouse Full of Toys, hatte er mit einigen Gastmusikern das komplette Album aufgeführt. Diese Tour wurde 2015 sowohl im März/April als auch im Zeitraum von September bis November innerhalb der USA und Kanadas fortgesetzt. Ein bislang einziges Europakonzert mit diesem Programm fand im Juli 2016 inLondon imHyde Park statt.
Zur Weihnachtszeit 2015 sang Stevie Wonder das LiedSomeday at Christmas zusammen mit der Soul-SängerinAndra Day für einen Werbespot des US-amerikanischen UnternehmensApple.[8][9] Zum 50. Todestag vonMartin Luther King am 4. April 2018 startete Stevie Wonder die Aktion#DreamStillLives. Dabei geht es Stevie Wonder darum, das Andenken an den Traum von einem Amerika ohneRassismus wieder zu beleben. Unterstützt wird die Kampagne von 70 Prominenten wie Barack Obama, Paul McCartney,Bon Jovi undBruce Springsteen.[10]
An der Trauerfeier am 7. Juli 2009 anlässlich des Todes vonMichael Jackson trat er mit einer Ansprache auf und sang seine beiden LiederNever Dreamed You’d Leave in Summer undThey Won’t Go When I Go.
Ebenso sprach Stevie Wonder auf der Trauerfeier fürWhitney Houston am 19. Februar 2012 und sang dannRibbon in the Sky; er hatte einige Textzeilen seines Liedes zu Ehren der Verstorbenen geändert.
Anlässlich des Todes vonPrince (21. April 2016) fand am 13. Oktober 2016 inSaint Paul (US-Bundesstaat Minnesota) imXcel Energy Center ein Tribute-Abend zu Ehren des Musikers statt, an dem unter anderem auch Wonder auftrat.[11]
Wonders Ehe mit Syreeta Wright wurde 1972 geschieden. Beide blieben bis zu ihrem Tod 2004 befreundet. 2001 heiratete Wonder die Modedesignerin Kai Millard. Im Herbst 2012 gab er die Trennung von seiner Frau bekannt; die Ehe wurde im Oktober 2015 geschieden. Seit Juli 2017 ist er mit Tomeeka Robyn Bracy verheiratet.[12]
Wonder ist Vater von neun Kindern mit sechs Frauen.[13][14][15] Eine Tochter (* 1975) und einen Sohn (* 1977) hat er mit der Sekretärin Yolanda Simmons, einen weiteren Sohn (* 1983) mit Melody McCulley, eine weitere Tochter und einen weiteren Sohn (* 1988) von zwei nicht öffentlich genannten Müttern, zwei Söhne (* 2001, 2005) aus der Beziehung mit der Modedesignerin Kai Millard Morris und eine weitere Tochter (* 2013) mit Tomeeka Robyn Bracy.[16][17] 2014 kam sein neuntes Kind auf die Welt, eine Tochter, ebenfalls mit Tomeeka Robyn Bracy.[18]
Im September 2019 unterzog er sich einer Nierentransplantation.[19] 2021 erwarb er eine Villa inBel Air,[20] die zuvor demsaudischen Prinzen Mohammed bin Faisal Al Saud (1937–2017) gehört hatte. Daneben besitzt er zwei Häuser imSan Fernando Valley, zwei Häuser in denHollywood Hills und ein Anwesen inAlpine,New Jersey.[21] Im Mai 2024 wurde ihm dieghanaische Staatsbürgerschaft verliehen.[22]
Stevie Wonders Stern auf demHollywood Walk of FameStevie Wonder und Barack Obama, (2009)
1999 wurde er mit demPolar Music Prize ausgezeichnet. Wonder erhielt bislang 25 Grammys.[6] 1985 wurde ihm der Golden Globe für den Soundtrack zum FilmThe Woman in Red verliehen.[23] Für dessen TitelsongI just called to say I love you erhielt er bei den 57. Academy Awards 1984 außerdem einen Oscar für denbesten Song. Am 25. Februar 2009 wurde ihm durch den amerikanischen PräsidentenBarack Obama der renommierteGershwin-Preis verliehen.[24] 2014 wurde er mit derPresidential Medal of Freedom ausgezeichnet.
↑ZPA (Zeitschrift für praktische Augenheilkunde). März 2010, S. 162.
↑Marc Spitz:Jagger. Rebel, Rock Star, Ramble, Rogue. 2011 (GewidmetBrendan Mullen). Deutsch:Mick Jagger. Rebell und Rockstar. Aus dem Amerikanischen von Sonja Kerkhoffs. Edel Germany, Hamburg 2012,ISBN 978-3-8419-0122-4, S. 184.
↑Vgl. auch Paul McCartney:The Lyrics: 1956 to Present.W. W. Norton & Company, New York 2021; deutsch:Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung vonPaul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021,ISBN 978-3-406-77650-2, S. 146–149.
↑abEdo Reents:Stevie Wonder wird 60: Der Sonnenschein unseres Lebens. In:FAZ.NET. (faz.net [abgerufen am 15. Januar 2023]).
↑Paul McCartney:The Lyrics: 1956 to Present. W. W. Norton & Company, New York 2021; deutsch:Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung vonPaul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021,ISBN 978-3-406-77650-2, S. 146–151, hier: S. 149.