Stardust ist der Titel eines Popsongs vonHoagy Carmichael aus dem Jahr 1927, der zu einem der meistgecoverten Songs aller Zeiten und als Klassiker der Bigband-Ära zumJazzstandard und zumEvergreen wurde.
Der Song wurde zunächst als 32-taktiges Instrumentalstück komponiert. Angeblich fiel der Song dem Jurastudenten Carmichael bei einem Abendspaziergang über den Campus vonIndiana ein, als er an den Abschiedsbrief seiner Studentenliebe dachte.[1] Gleich danach setzte er sich im StudentenlokalBook Nook ans Klavier, um sich die Melodie vorzuspielen. Der Song wurde zum ersten Mal vonHoagy Carmichael and His Pals am 31. Oktober 1927 fürGennett Records (Katalog #6311) als Jazzsong im mittleren Tempo als B-Seite eingespielt.[2] Aufnahmestudio war nicht eines der berühmten in New York, sondern das von Gennett Records inRichmond (Virginia).[3] Für die Aufnahmen rekrutierte er Bandleader Emil Seidel und dessen Band, aber auchJimmy undTommy Dorsey.[4] Carmichael holte angeblich in derHalloween-Nacht den Toningenieur Harold Soule um 3 Uhr nachts aus dem Bett, das ersteTake war um 5 Uhr fertig. „Hoagy fiel rückwärts von seinem Klavierstuhl und sagte: ‚Mein Meisterwerk‘, das war es dann auch.“[5] Carmichael wurde nach eigener Aussage hierzu von den ImprovisationenBix Beiderbeckes inspiriert. Zunächst wurdeStardust nach seiner Veröffentlichung im Januar 1928 nur mäßig rezipiert, hauptsächlich von befreundeten Musikern, von denen manche (u. a.Don Redman) ihre eigene Version einspielten.
Stardust istAlec Wilder zufolge mit seiner ungewöhnlichenLiedform A-B-A-C und seiner nicht einfach singbaren Melodie „sehr ungewöhnlich für einenPopsong“. Nach einemchromatischenAuftakt (h-c-cis) geht die Melodie in Viertelnoten abwärts (d-c-a-f-d), dann wieder hinauf (f-a-e-e). Obwohl der Song inC-Dur notiert ist, beginnt der Song inF-Dur, um über f-Moll, e-Moll und d-Moll zurDominante inG-Dur zu führen.[6]
1929 arbeitete Carmichael den Song zu einer langsamenBallade um und verfasste angeblich jetzt erst eine Vorstrophe (Verse), für deren Melodie er auf dem Takt 7 desChorusses aufbaute.[7]Mitchell Parish schrieb einen Text dazu, der an die vermeintliche Entstehungsgeschichte erinnerte: „Manchmal frage ich mich, wieso ich die einsame Nacht damit verbrachte, von einem Lied zu träumen.“[8]Irving Mills nahm mit seinerHotsy Totsy Gang (mitJimmy Dorsey, Klarinette, und Carmichael, Piano) Carmichaels neues, bei seinem VerlagMills Music nun alsStar Dust publiziertes Arrangement des Songs am 20. September 1929 auf und kam damit nach Veröffentlichung im Januar 1930 bis auf Platz 20 der amerikanischen Hitparade. Am 15. Mai 1930 spielte der BandleaderIsham Jones ebenfalls den Song in einer Instrumentalversion ein und erreichte damit am 18. April 1931 den Spitzenplatz der Hitparade. Seine Version machte Stardust zum Klassiker. Vermutlich ist die Fassung vonBen Selvin (1931) die erste Aufnahme mit Text; kurz darauf sang auchJack Purvis beiTed Wallace und seinenCampus Boys den Text.[9] Erfolgreicher waren die Versionen vonBing Crosby (# 15, 1931) und vonLouis Armstrong (# 16, 1931), dieStardust seine „Unsterblichkeit“ sicherten.[10]
Nach der Einspielung vonJimmie Lunceford (# 10, 1935) wurdeStardust zu einem Standard derBigband-Ära und von nahezu jedem namhaften Bandleader und Sänger dieser Generation gecovert.Glenn Millers Arrangement war ebenfalls sehr erfolgreich und kam bis Platz 3 der Charts. Erstmals erschienStardust als Titel, der von zwei Bands auf beiden Seiten einer Platte eingespielt wurde, nämlich vonTommy Dorsey (aufgenommen am 15. April 1936) und vonBenny Goodman (23. April 1936), veröffentlicht im Mai 1936 auf Victor #25320 (# 8 für Dorsey, # 2 für Goodman). AuchSammy Kaye (# 16, 1939),Artie Shaw (# 2, 1941) undFrank Sinatra (# 7, 1941) nahmen am Erfolg vonStardust teil. Artie Shaws Version war dann die erfolgreichste. Sie entstand am 7. Oktober 1940 (Victor #27230), wurde im Dezember 1940 veröffentlicht und erreichte den zweiten Platz der Hitparade. Das lyrische Trompetensolo von Billy Butterfield zu Beginn und Jack Jenneys brillantes Posaunensolo am Schluss geben dieser Aufnahme die besondere Note[11].
Der Song wurde auch vonBillie Holiday,Nat King Cole,Ella Fitzgerald,Ringo Starr und von Instrumentalisten wieDjango Reinhardt mitStéphane Grappelli (am Piano) aufgenommen. Weitere Aufnahmen, vonArt Tatum überBen Webster bis zuJohn Coltrane, belegen, dass aus dem Popsong eine Steilvorlage für Jazzinterpretationen wurde. Die Beliebtheit bleibt, wie Versionen vonPee Wee Ellis (1994) oderPhilip Catherine zeigen. Auch jüngere Musiker wieHarry Connick Jr.,Lou Donaldson,Ernestine Anderson oderWynton Marsalis haben den Jazzstandard interpretiert. Manche Kritiker sehen inStardust die schönste Liebesballade, die je geschrieben wurde: Parishs eindringlicher Text, der Einsamkeit und Nostalgie heraufbeschwört, sei perfekt in den Verlauf von Carmichaels Melodie integriert.
Stardust ist mit über 1800 Aufnahmen einer der am häufigsten eingespielten Songs des 20. Jahrhunderts und steht in den USA nachSilent Night und demSt. Louis Blues an dritter Stelle der am häufigsten produzierten Songs. Die ASCAP listet 152 Versionen hiervon auf[12].