Staatssozialismus ist eine Begriffsvariante desSozialismus, die sich auf dieVerstaatlichung derProduktionsmittel und des politischen Monopols bezieht. Staatssozialismus wird oft einfach nur als „Sozialismus“ bezeichnet. Das Attribut „Staat“ wird vor allem verwendet, um sich von denrealsozialistischen Staaten des ehemaligenWarschauer Pakts, derVolksrepublik China und anderendemokratischen,antiautoritären oder staatskritischen sozialistischen Bewegungen und Theorien zu unterscheiden.
Nach marxistischer Auffassung heißt es, dass der Staat nach einer erfolgreichenRevolution nach und nach auf dem Weg zumKommunismus „einschlafen“ (Friedrich Engels) werde, wenn er nicht mehr notwendig beziehungsweise überflüssig geworden sei. In einer Übergangszeit wird der Staat für dieDiktatur des Proletariats gebraucht. ImManifest der Kommunistischen Partei fordern Marx und Engels dieVerstaatlichung aller Produktionsinstrumente:„Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d. h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.“[1]
Karl Marx undFriedrich Engels traten, besonders nach dem Scheitern derPariser Kommune, für die Erringung der politischen Macht durch dieArbeiterklasse ein, die sich eben dazu in Arbeiterparteien organisieren müsse. So wurde innerhalb derInternationalen Arbeiterassoziation (IAA oder später „erste Internationale“, Londoner Konferenz vom 17. bis 23. September 1871 und Haager Kongress 2.–7. September 1872) auf ihr Betreiben hin eine von ihnen formulierte Resolution verabschiedet, die die Solidarität mit der Pariser Kommune bekundete und herausstellte, dass die „Konstituierung der Arbeiterklasse als politische Partei unerlässlich ist für den Triumph der sozialen Revolution und ihres Endzieles – der Abschaffung der Klassen“ sei. Daneben wurden später die Statuten um diesen Punkt, Konstituierung von Arbeiterparteien und die Eroberung der politischen Macht, ergänzt.[2]
Realsozialistische Staaten, die von einerKommunistischen Partei geführt werden, berufen sich zwar auf denMarxismus beziehungsweiseMarxismus-Leninismus; es gibt jedoch auch Differenzen zwischen der Theorie von Karl Marx und diesen sozialistischen Staaten.
Einige Kritiker meinten, dass diese Staaten überbürokratisiert seien und sich auf eine reine Verstaatlichung der Industrie beschränkt haben.[3]In der Realität konnte keiner der ehemaligen sozialistischen Staaten, auch wegen der ausgebliebenenWeltrevolution, „einschlafen“.Der Charakter dieser Staaten ist innerhalb des Marxismus umstritten. DieTrotzkisten bezeichnen die sozialistischen Staaten alsstalinistisch und behaupten, dass der sozialistische Anspruch einer bürokratischenDiktatur gewichen sei. Bestimmte Richtungen des Trotzkismus (unterTony Cliff) halten die ehemaligen Staaten derUdSSR sogar fürstaatskapitalistisch und nicht staatssozialistisch.
Anarchisten kritisieren den Marxismus (mit dessen Anspruch zur Machteroberung und dessen Staatsidee) als Staatssozialismus, da nach ihren Vorstellungen für eine gesellschaftliche Inbesitznahme der Produktionsmittel kein Staat benötigt wird.
Historisch gesehen wurde die Bezeichnung auf dieBismarckscheSozialpolitik bezogen, häufig vonLiberalen – aber auch von Bismarck selbst.
Heute unterstützen viele linksgerichtete europäische Parteien verschiedene Formen der Verstaatlichung in der Form desdemokratischen Sozialismus. Viele dieser zumeist gemäßigten sozialistischen Parteien negieren jedoch die Überwindung desKapitalismus in Form einer sozialistischen Revolution, sie befürworten ein Weiterbestehen des kapitalistischen Staates, jedoch mit erweiterten sozialen Komponenten. Dies wird häufig auch als Staatssozialismus bezeichnet, ist letztendlich aber eine Variante derSozialdemokratie, der Idee den Kapitalismus durchwohlfahrtsstaatliche Maßnahmen zu „zähmen“.