St. Moritz mitSt. Moritzersee und den Ortsteilen Bad und DorfSt. Moritz-Dorf von Salastrains aus, 2023Historisches Luftbild vonWerner Friedli (1954)
Die Gemeinde St. Moritz besteht aus den zusammengefassten OrtsteilenSt. Moritz-Dorf, St. Moritz-Bad, Suvretta und der einen Hälfte des zwei Kilometer entferntenChampfèr – die andere Hälfte von Champfèr gehört zuSilvaplana.
St. Moritz-Dorf (1822 m) liegt am steilen Nordufer desSt. Moritzersees, das vomInn durchflossene St. Moritz-Bad (1774 m) und Champfèr (1825 m) auf je einer Ebene südwestlich des St. Moritzersees.
In südwestlicher Richtung zwischen St. Moritz undMaloja liegt dieEngadiner Seenplatte, die aus dem St. Moritzer-, Champfèrer-,Silvaplaner-,Hahnensee undSilsersee besteht. Die Höhendifferenz vom St. Moritzersee bis zum 15 Kilometer entferntenMalojapass beträgt nur knapp 50 Meter. Östlich von St. Moritz liegen derStazerwald und dieCharnadüra-Schlucht, durch die man auf die 50 Meter tiefer gelegene nächste grosse Ebene gelangt, die bis ins 20 Kilometer entfernteS-chanf nur 60 Höhenmeter Gefälle aufweist.
DerHausberg, auf dem auch das 23 Anlagen umfassende Winterskigebiet mit der grossen StationCorviglia (2489 m) liegt, ist derPiz Nair (3057 m) und liegt im Nordwesten des Dorfes. Etwas weniger bekannt und weiter westlich, aber durch seine Höhe und Form imposanter ist derPiz Güglia/Julier (3380 m).
Für dieNormalperiode 1991–2020 beträgt dieJahresmitteltemperatur 2,3 °C, wobei im Februar mit −8,4 °C die kältesten und im Juli mit 12,3 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. DieMeteoSchweiz-Wetterstation befindet sich 5 km Luftlinie entfernt in der GemeindeSamedan und liegt auf einer Höhe von1709 m ü. M.
In St. Moritz könnenKaltluftseen gebildet werden, und folglich können vor allem im Winter Nächte sehr kalt sein. An 227 Tagen des Jahres sinkt die Temperatur unter 0 Grad. Selbst im Juli gibt es durchschnittlich bis zu zweiFrosttage.Sommertage wurden in der Normperiode 1991–2020 durchschnittlich nur 3,1 pro Jahr verzeichnet. LautKöppensKlimaklassifikation gehört Samedan zum subarktischen Bereich (Dfc).
St. Moritz mit Kulm-Hotel um 1870, Radierung vonHeinrich MüllerSt. Moritz-Bad, um 1900
Die Datierung des Lärchenholzes der prähistorischen St. Mauritius-Quellfassung zeigte, dass dieHeilquellen bereits in derBronzezeit vor über 3400 Jahren bekannt waren. Die Anwesenheit der Römer in der Antike ist durch Funde belegt.
Mit der Eröffnung des ersten Hotels, desKulm-Hotels, im Jahre 1856 begann die Entwicklung des Tourismus und des Wintersports im Ort.
Dank innovativen Einheimischen und Gästen konnte St. Moritz mehrfach als erste Gemeinde in der Schweiz technische Neuigkeiten präsentieren, so zum Beispiel das ersteelektrische Licht (Weihnachten 1878), den erstenMotorflug in der Schweiz (1910) und den erstenSkilift (1935). Der später exiliertePrinz Nikolaus[8] aus demKönigreich Rumänien erwarb die vom ArchitektenKarl Koller entworfeneVilla Marguns. Der Prinz war 1919 erstmals angereist.
St. Moritz liess um 1930 als erster Ort ein Symbol («Die Sonne von St. Moritz» des Zürcher GrafikersWalter Herdeg)[9] juristisch schützen, und seit 1986 ist der Schriftzug mit Signet (St. Moritz, TOP OF THE WORLD) markenrechtlich geschützt. Letzteres war eine Initiative vonHans Peter Danuser, dem langjährigen Kur- und Verkehrsdirektor (von 1978 bis 2008).
Seit 1. Januar 2019 ist der Sänger und EntertainerChristian Jott Jenny, der 2008 dasFestival da Jazz in St. Moritz gegründet hat, Gemeindepräsident.
Obwohl sich die Bevölkerung zwischen 1803 und 1870 von 183 auf 400 Personen mehr als verdoppelt hatte, war St. Moritz bis 1880 ein kleines Dorf. Innerhalb dreier Jahrzehnte folgte ein Bevölkerungswachstum von 394 (1880) auf 3'197 Einwohner (1910; +711 %). Infolge eines Rückgangs des Fremdenverkehrs sank die Bevölkerung in den 1910er-Jahren bedeutend und wuchs daraufhin bis 1930 auf einen neuen Höchststand von 3'968 Personen an. 1941, mitten imZweiten Weltkrieg, wurden nur noch 2'418 Einwohner gezählt. Zwischen 1950 und 1980 folgte ein weiterer starker Bevölkerungsschub von 2'558 auf 5'900 Personen (+131 %). Seit diesem Höchststand sinkt die Einwohnerzahl erneut (1980–2005: −13 %).
Von den Ende 2005 5'121 Bewohnern waren 3'382 (= 66 %) Schweizer Staatsangehörige. Die letzte Volkszählung zeigte den internationalen Charakter der Einwohnerschaft und ergab folgendes Bild: Insgesamt zählte man damals nebst den 3'527 Schweizern 2'062 Ausländer (= 37 %).
St. Moritz nahm erst 1577 dieReformation an, später als die meisten anderen Engadiner Gemeinden. Heute ist die Gemeinde infolge starker Zuwanderung aus Südeuropa (vor allem Italien und Portugal) konfessionell gemischt. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 gab es 3137 Katholiken (56 %), 1736 Protestanten (31 %), 124 Orthodoxe (2 %), 351 Konfessionslose (6 %) und kleine Minderheiten an Muslimen und Juden (43 respektive 16 Personen). 165 Einwohner machten keine Angabe zu ihrem Glaubensbekenntnis.
Die ursprüngliche SprachePuter, ein Idiom desBündnerromanischen, wurde schon 1880 nur noch von 50,2 % der Einwohnerschaft gesprochen. Verdrängt wurde es nicht nur vom Deutschen, sondern auch vom Italienischen. 1900 hatte Italienisch eine relative Mehrheit (mit 31 %), ebenso 1910. Mittlerweile dominiert Deutsch deutlich, gefolgt von Italienisch. Das Romanische verlor hingegen kontinuierlich an Boden: 1941 gaben noch 20 % und 1970 8 % der Einwohner Romanisch als Muttersprache an. Nur 13 % der Bevölkerung konnten sich im Jahr 2000 auf Romanisch verständigen – der mit Abstand tiefste Wert aller Oberengadiner Gemeinden. Die Tabelle zeigt die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte.
Nach Deutsch und Italienisch ist Portugiesisch mit 7 % Bevölkerungsanteil die dritthäufigste Sprache. Seit dem Einstellen der romanischen ZeitungFögl Ladin erscheint dieEngadiner Post zweisprachig alsEngadiner Post / Posta Ladina.
DerGemeinderat bildet zusammen mit derGemeindeversammlung dieLegislative der Gemeinde St. Moritz. Er besteht aus 17 Mitgliedern und wird alle vier Jahre vom Volk imMajorzverfahren neu gewählt. In der Legislaturperiode 2023–2026 haben die Parteien folgende Sitzstärken:Next Generation: 7 Sitze,FDP undDie Mitte je 4 Sitze undSVP 2 Sitze.[11]
Der Gemeindevorstand bildet dieExekutive von St. Moritz. Es handelt sich um eine fünfköpfige Kollegialbehörde, die alle vier Jahre vom Volk imMajorzverfahren neu gewählt wird. Sie besteht aus demGemeindepräsidenten und vier Departementsvorstehern.
Wahrzeichen von St. Moritz-Dorf ist derSchiefe Turm,[12] ein Rest der im 19. Jahrhundert abgebrochenenMauritiuskirche aus der Zeit um 1500.
DasSegantini Museum beherbergt eine grosse Sammlung von Werken des KünstlersGiovanni Segantini. Eine mehrtägige Wanderung namensSenda Segantini verbindet Stationen aus dem Leben des Malers.
ImEngadiner Museum sind kulturhistorische und volkskundliche Sammlungen ausgestellt. Es ist in einem von Nicolaus Hartmann im Engadiner Stil entworfenen Gebäude untergebracht.
Im Jahr 1904 erhielt St. Moritz mit der vonThusis im Norden kommendenAlbulabahn eine Anbindung an das Netz derRhätischen Bahn (RhB). 1909 folgte die Inbetriebnahme derBerninabahn, die St. Moritz mitTirano in Italien verbindet. VonBever an der Albulabahn aus gibt es mit derEngadinerlinie seit 1913 eine Verbindung nachScuol.
Für den lokalen Verkehr im Engadin haben sich die Rhätische Bahn, PostAuto Schweiz,Engadin Bus und der Ortsbus St. Moritz zum Verbundengadin mobil zusammengeschlossen.[29]
Mit derCorvigliabahn wird seit 1928 der St. Moritzer Hausberg Corviglia erschlossen. Die erste, gut 400 m lange Sektion, die Chantarellabahn, wurde bereits 1913 eröffnet und diente ursprünglich auch der Erschliessung der Villen unterhalb des Hotels Chantarella. Die drei entsprechenden Haltestellen wurden vor Jahrzehnten aufgehoben.
DieSkischule St. Moritz,The red legends, wurde als erste Skischule der Schweiz von Giovanni Testa und Freunden 1929 in St. Moritz gegründet und gilt heute als die grösste Skischule der Schweiz.[31] Sie beschäftigt rund 350 ausgebildete Schneesportlehrer aus über 14 Nationen.[32] Giovanni Testa leitete die Skischule St. Moritz während 12 Jahren. Einer seiner Nachfolger wurde der Olympiasieger im Slalom der Olympischen Winterspiele von 1948 in St. MoritzEdy Reinalter.[33]
DerSkeleton-Sport hat in St. Moritz seine Wurzeln. In der Wintersaison 1884/1885 wurde der berühmteSt Moritz Tobogganing Club gegründet. DieCresta Run genannte Bahn wird von dem britischen Privatklub betrieben und jeden Winter von neuem aufgebaut.
1889 wurde der erste Bob in St. Moritz gebaut, und 1892 fand das erste Bobrennen in St. Moritz statt. Auch dieOlympia Bob Run genannte Natureisbahn wird jedes Jahr zur Wintersaison neu aufgebaut.2013 fanden hier dieBob- und Skeleton-Weltmeisterschaften statt.
Seinem Ruf als mondäner Tourismusort wird St. Moritz auch mit einem Angebot an für die Schweiz exotischen Sportarten wie dem Tobogganing,Cricket on Ice und den Pferderennen sowiePolo auf Schnee gerecht.
Die BarDevil’s Place des Hotels Waldhaus am See bietet lautGuinness-Buch der Rekorde mit über 2500 Sorten die grösste Auswahl an Whiskys der Welt an.[37]
Mario Florin:Bündner Belle Epoque. Das Fotoatelier Lienhard & Salzborn in Chur und St. Moritz. Chur 2004,ISBN 3-9521724-8-0.
Heini Hofmann:Gesundheitsmythos St. Moritz. Sauerwasser, Gebirgssonne, Höhenklima. 3. Auflage. Gammeter Druck und Verlag, St. Moritz 2017,ISBN 978-3-9524798-0-3 (1. Auflage 2011).
Monika Oberhänsli:St. Moritz – Mauritiusquelle Die bronzezeitliche Quellfassung. Somedia, Chur 2017,ISBN 978-3-906064-92-5.
Erwin Poeschel:Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin. (=Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940.DNB760079625.
St. Moritz auf der Plattform ETHorama (interaktive Karte und digitalisierte Dokumente, die einen direkten Bezug zur Schweiz haben und geografisch mit einem bestimmten Ort verbunden sind; deutsch)
↑Deutschschweizer sprechen den Ortsnamen mit Betonung auf dem «i» aus, entsprechend der Betonung des ursprünglichen romanischen Namens. Deutsche hingegen verwenden mehrheitlich die Aussprache[ˌsaŋktˈmoːʀits], also mit Betonung auf dem «o», das zudem gelängt wird.
↑Diana Mandache:Exil şi rivalități. Principele Nicolae (= Filip-Lucian Iorga [Hrsg.]:Colecție Istorie cu blazon). Editurii Corint Books, Bucureşti 2024,ISBN 978-6-06088483-5,S.57.