
EinSpiegelzelt (flämisch: spiegeltent), auchSpiegelpalast genannt, ist eine transportable Veranstaltungshalle ausHolz undLeinwand, die von der Form und der Mobilität an einZirkuszelt erinnert. Ursprüngliches Herkunftsland der Spiegelzelte ist Belgien.[1]
Die Spiegelzelte dienten Anfang des 20. Jahrhunderts vornehmlich als Tanzpaläste (danspaleis) oder als Orte der Weinverkostung.[2] Ein früher Betreiber war derAntwerpener Oscar Horebeke, der ein Spiegelzelt auf Jahrmärkten aufbaute. Von ihm erwarb Willem Klessens sein erstes Zelt. Die Familie Klessens reiste seit 1935 mit demKempisch danspaleis ebenfalls auf Kirmessen zwischenLommel,Mol undBalen. Sie betreibt bis heute, Stand 2022, neun Spiegelzelte,[3] davon ist neben demKempisch danspaleis[4] noch derCristal Palace (1947) aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.[5]
Aus der Anfangszeit der Spiegelzelte sollen sich noch sieben oder acht Exemplare erhalten haben.[6] Hierzu gehörenThe Grand Spiegeltent,[7]The Famous Spiegeltent (1920)[8] sowieLe moulin rouge (1910).[9] Die BerlinerBar jeder Vernunft ist in einem Spiegelzelt von 1912 untergebracht.
Vereinzelt gibt es heute auch Neubauten, die den historischen Vorbildern in der Ausstattung folgen. Spiegelzelte sind trotz ihres temporären Verweilens meist prachtvoll ausgestattet,[10] so sind die Holzaußenwände oft mitBleiglas durchsetzt und das Interieur mit Samt ausgestattet. Manche bieten neben der Tanzfläche noch eine Bühne. Facettiertes Glas oder Spiegel erlauben den Besuchern, leichtAugenkontakt aufzunehmen und somit gegebenenfalls einenFlirt zu beginnen.[11]
Eine neue Wertschätzung erlebten die Spiegelzelte seit den 1970er Jahren dank diverser Musik- und Theaterfestivals.[12] Die erste Szene vonVolker BraunsIphigenie in Freiheit spielt in einem Spiegelzelt.