Speisepilz

Speisepilz ist derküchensprachliche Oberbegriff fürFruchtkörper verschiedenerPilzarten, die genießbar und wohlschmeckend sind. Die meisten Speisepilzarten gehören in dermykologischenSystematik zu denStänderpilzen, allerdings gibt es auch unter denSchlauchpilzen einige beliebte Speisepilze wieTrüffeln oderMorcheln. Es gibt mehrere hundert Arten von Speisepilzen in Mitteleuropa, von denen aber nur einige Dutzend allgemein bekannt sind und häufiger verzehrt werden.
InÖsterreich undmundartlich in Bayern werden sie auchSchwammerl, imErzgebirgeSchwamme, inSachsenSchwämmeln genannt, in derSchweiz verwendet man nebenPilz auchSchwümm.
Nährwert und Giftigkeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Speisepilze werden die Pilze genannt, die für Menschen genießbar sind. Sie enthalten kaum Fett oder Kohlenhydrate und haben daher nur einen geringenphysiologischen Brennwert. Für die menschliche Ernährung sind sie vor allem wegen ihres Protein-, Vitamin- und Mineralstoffgehalts interessant.
Nährwert pro 100 g Pilze frisch gegart[1] | |
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Brennwert | 63 kJ (15,1 kcal) |
Wasser | 93,3 g |
Eiweiß | 2,7 g |
Kohlenhydrate | 0,5 g |
-Ballaststoffe | 2,1 g |
Fett | 0,1 g |
Vitamine undMineralstoffe | |
Vitamin A | 2,0 µg |
Vitamin B1 | 0,1 mg |
Vitamin B2 | 0,4 mg |
Vitamin B6 | 0,1 mg |
Vitamin C | 3,8 mg |
Vitamin E | 0,1 mg |
Calcium | 11 mg |
Eisen | 1,1 mg |
Magnesium | 11 mg |
Natrium | 7,0 mg |
Phosphor | 123,0 mg |
Kalium | 305,0 mg |
Zink | 0,5 mg |
Anders als bei Pflanzen besteht das stützende Zellgerüst der Pilze ausChitin, was zu ihrer teils schwereren Verdaulichkeit beitragen mag.
Nicht alle Pilze, wohl aber alle Speisepilze sind nach ausreichendem Garen genießbar. Mit wenigen Ausnahmen sind die meisten Arten roh unbekömmlich oder giftig, beispielsweise enthält derPerlpilzhitzelabileHämolysine. Einige essbare Pilze enthalten Substanzen, die in Kombination mitalkoholischen Getränken zu Beschwerden führen können, z. B. derFalten-Tintling.
Speisepilze sollten frisch verarbeitet werden, da sich die Proteine schnell zersetzen und unbekömmlich oder sogar giftig werden können. Deshalb kann der Verzehr von verdorbenen oder ungenügend erhitzten Speisepilzen zu einerPilzvergiftung führen. Solche „unechten Pilzvergiftungen“ sind viel häufiger als echte Pilzvergiftungen, die durchGiftpilze verursacht werden. Allerdings wird die Zersetzung der Proteine durch die verbreitete Nutzung vonKühlschränken deutlich verlangsamt. Bei Wildpilzen ist aber zu beachten, dass deren Inhaltsstoffe oft noch nicht ausreichend erforscht sind, und es daher nicht sicher ist, ob bei der Lagerung und beim Aufwärmen ungenießbare Inhaltsstoffe entstehen.
Kulinarischer Wert
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das geschmackliche Spektrum der Speisepilze reicht von würzig oder scharf bis zu mild aromatisch oder gar fad. Die am meisten geschätzten Arten verleihen einem Gericht, sei es als Hauptbestandteil oder als Zutat, eine charakteristische Note. Je nach Art werden Speisepilze am besten gebraten,geschmort, gekocht oder zuerst getrocknet, um eingeweicht oder gemahlen als Zutat beziehungsweise Gewürz zu dienen.Manche Speisepilzarten werden bei der Zubereitung schleimig, was durch vorheriges Entfernen von Huthaut und Lamellen, Mischen mit festeren Arten oder durch vorherige Trocknung vermindert werden kann.
Alle Speisepilze lassen sich nach gründlichem Säubern undBlanchieren einfrieren. Die traditionelle Methode zur Konservierung ist das Trocknen, wozu frische, madenfreie Exemplare feinblättrig geschnitten und anschließend für einige Tage auf eine Schnur gezogen oder auf Papier ggf. auf einem Heizkörper ausgebreitet werden. Vollständig ausgetrocknet sind sie dann unter Luftabschluss jahrelang haltbar. Nicht alle Pilzarten sind für das Trocknen zu empfehlen; besonders gut geeignet sindSteinpilze undMaronenröhrlinge, die dadurch ein intensiveres Aroma entwickeln.
Galerie einiger bekannter Speisepilze
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Röhrlinge:Steinpilz
- Röhrlinge:Goldröhrling
- Blätterpilze:Kleiner Waldchampignon
- Blätterpilze:Edelreizker
- Blätterpilze:Parasol
- Blätterpilze:Schopftintling
- Stachelpilze:Semmelstoppelpilz
- Nichtblätterpilze:Pfifferling
- Nichtblätterpilze:Speisemorchel
- Nichtblätterpilze:Krause Glucke
- Trüffel:Perigord-Trüffel
Speisepilze im Handel
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Viele Pilzarten leben in Symbiose mit bestimmten Pflanzen (Mykorrhiza) und können bisher nicht gezüchtet werden. Erfolgreich züchten lassen sich nur einigeSaprophyten, die dann in der Lebensmittelwirtschaft eine Rolle spielen. Dazu gehörenZuchtchampignon,Austern-Seitling,Kräuterseitling,Shiitake,Stockschwämmchen undJudasohr („Mu-Err“ bzw. „Chinamorchel“) und seit neuerem auch der rotbrauneRiesen-Träuschling (Stropharia rugosoannulata), auch als „chinesischer Mandelpilz“ in den Supermarktregalen. Als Konserve findet man eine Zuchtform desSamtfußrüblings aus China, dort „Goldnadelpilz“ (Jīn Zhēn Gū) genannt und weltweit eine der am meisten angebauten Pilzarten.
Ein Zuchtpilz mit wirtschaftlicher Bedeutung in Südostasien ist derReisstrohpilz (thailändisch: „Het Fang“, เห็ดฟาง), eine Zuchtform des auch in Europa vorkommendenSchwarzstreifigen Scheidlings (Volvariella volvacea). Er wird auf Reisstrohsubstrat gezüchtet, in dem man diePilzkulturen mit schattenspendenden Palmwedeln abdeckt und so ein wachstumsförderndesMikroklima erzeugt. Die Art wird mittlerweile auch in Mitteleuropa als Konserve im asiatisch geprägten Lebensmittelhandel angeboten.[2] Dort werden auf den Märkten auch verbreitet „Zuchtpilze“ angeboten, die in der Natur gesammelt, dort aber von Termitenvölkern in einer Symbiose aktiv kultiviert werden, genannt „Termitenbau- oder Termitenpilze“ (Arten der GattungTermitomyces, zum BeispielTermitomyces albiceps,T. fuliginosus,T. striatus, thailändisch: „Het Kon“, เห็ดโคน bzw. „Hed Kha Kai“, เห็ดขาไก่).[3]
Im Sommer und Herbst kommen meist in den Wäldern Ost- und Südosteuropas gesammelte Speisepilze in größeren Mengen auf den Markt, vor allemPfifferlinge,Steinpilze undMaronenröhrlinge, gelegentlichSemmelstoppelpilze undRiesenboviste. Eine Sonderrolle spielen die sehr seltenen und äußerst begehrtenTrüffeln aus Frankreich und Italien. All diese aus dem Ausland importierten Arten stehen in Deutschland unter Naturschutz. Sie sind nach derBundesartenschutzverordnung in Anlage 1 als „besonders geschützt“ aufgeführt, mit der Ausnahmeregelung, dass sie in geringen Mengen zum Eigenbedarf gesammelt werden dürfen (nicht aber zu kommerziellen Zwecken).[4]
Bis vor wenigen Jahren wurden auchGrünlinge verkauft, bis diese als ursächlich für einige Fälle von einer tödlich verlaufendenRhabdomyolyse identifiziert wurden.
Sammeln und Bestimmen
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Speisepilze können das ganze Jahr über gesammelt werden, die ergiebigste Jahreszeit ist allerdings die „Pilzsaison“ etwa von August bis Ende Oktober, in der die bekanntesten Arten ihre Fruchtkörper ausbilden. Günstig für deren Wachstum sind hinreichende Wärme und mäßige Feuchtigkeit. Bei anhaltender trockener Hitze oder auch kühler Nässe ist nur mit geringen Funden zu rechnen.
Es gibt kein allgemeines Kriterium zur Unterscheidung von Speisepilzen undGiftpilzen. Daher sind genaue Kenntnisse über das Aussehen ihrer Fruchtkörper unabdingbar. Unbekannte oder nicht sicher bestimmte Pilze sollte man nicht verzehren.
Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass einige Pilze (zum BeispielGrünling,Nebelgrauer Trichterling undKahler Krempling), die vor einigen Jahrzehnten noch als Speisepilze galten, sich inzwischen als giftig herausgestellt haben. Bei der Bestimmung sollte also auf aktuelle Kenntnisse und Bücher zurückgegriffen werden.
Ausrüstung
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Pilze sollten immer in luftigen, geräumigen Behältern wie Körben gesammelt und aufbewahrt werden, da sie meist druckempfindlich sind und bei Feuchtigkeit vorschnell verderben. Zum Ernten und Putzen wird ein handliches, scharfes Messer benötigt, möglichst ein Klapp- oder Taschenmesser. Schließlich sollte ein handliches, praxisorientiertes Pilzbestimmungsbuch mitgeführt werden, das vor allem Speisepilze und die mit ihnen verwechselbaren ungenießbaren oder giftigen Arten darstellt. Um sich lohnende Standorte für das nächste Jahr notieren zu können, sind Papier und Kugelschreiber oderGPS-Standortbestimmung von Nutzen. Eine Pilzbürste oder ein Pinsel ermöglichen das Reinigen. Nach einer neueren Untersuchung darf man stattdessen Pilze entgegen verbreiteter Ansicht durchaus abspülen, ohne einen Aromaverlust befürchten zu müssen.[5]
Sammeln
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nur junge oder weitgehend unversehrte Pilze mittleren Alters lohnt es zu sammeln. Ältere Exemplare sind häufig von Maden befallen, von schlechterem Geschmack und zerfallen sehr schnell. Allzu junge Fruchtkörper sollten ebenfalls stehengelassen werden, weil sie ein hohes Verwechslungsrisiko bergen. Es ist zu empfehlen, die Pilze sofort zu reinigen, also Stielansatz, madige Stellen, Schnecken, Blätter, Erde und Nadeln und gegebenenfalls Huthaut und Lamellen beziehungsweise Röhren zu entfernen. Später ist die Reinigung wesentlich aufwendiger, da sich im Sammelkorb die Verunreinigungen verteilen.
Ist ein Pilz nicht gleich eindeutig zu bestimmen, sollte er herausgedreht werden, denn der Stielansatz kann wichtige Hinweise auf die Art geben. Genügt auch das nicht, sollte der Pilz weggeworfen oder gegebenenfalls ungeputzt in einem getrennten Behälter zur späteren Bestimmung mitgenommen werden.
Es wird immer wieder behauptet, man solle Pilze mit einem scharfen Messer abschneiden, da sonst die „Wurzeln“ – also dasMyzel, der eigentliche Pilz – verletzt werden könnte. Dreht man den Pilz vorsichtig aus dem Boden, ist dies aber grundsätzlich nicht zu befürchten. Einige Pilzarten lassen sich überdies nur schwer ohne die Stielbasis bestimmen (zum BeispielKnollenblätterpilze).
In einer mehr als dreißigjährigen Untersuchung auf verschiedenen Versuchsflächen kam die SchweizerForschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) 2005 zu dem Ergebnis, dass sich weder Methode (Schneiden oder Ausdrehen) noch Ausmaß des Pilzsammelns auf die Zahl und Artenvielfalt der Pilze auswirken. Dagegen wurde festgestellt, dass sichStickstoffeintrag, also Düngung, negativ auf das Pilzwachstum auswirkt (siehe auchMagerwiesen).
Anfänger sollten nach dem Sammeln einen örtlichenPilzsachverständigen bitten, das Sammelgut zu beurteilen. Eine aktuelle Liste der zugelassenen Sachverständigen für Deutschland findet man auf der Homepage derDeutschen Gesellschaft für Mykologie.
- In den Niederlanden ist das Sammeln von Pilzen und Waldfrüchten strikt verboten. Es drohen hohe Bußgelder; Kontrollen sind häufig.[6]
- In Deutschland darf manin Naturschutzgebieten die Wege nicht verlassen (auch nicht zum Sammeln von Waldfrüchten). Siehe auchLandeswaldgesetze der Bundesländer.
Bestimmung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Zur Bestimmung werden Pilze zumeist in drei Gruppen eingeteilt (die nicht mit dermykologischen Systematik übereinstimmen):
- die ehemals als Röhrlinge bezeichnetenDickröhrlingsverwandten undStielporlingsartigen
- Blätter- oderLamellenpilze
- Nichtblätterpilze (Gallert-, Bauch- und Schlauchpilze)
Dieser leicht erkennbaren Einteilung (oder einer ähnlichen, feiner abgestuften) folgen die meisten praxisorientierten Pilzbestimmungsbücher.
Zur ersten Gruppe gehört als bekanntester Vertreter derSteinpilz. Charakteristisch bei Dickröhrlingsverwandten ist das schwammige, meist leicht ablösbare Röhrengewebe auf der Hutunterseite, das dieSporen enthält. In dieser Gruppe kommen nur sehr wenige ungenießbare oder giftige, aber keine tödlich giftigen Arten vor; Anfänger sollten daher zunächst nur Röhrlinge sammeln.
In der zweiten Gruppe gibt es wesentlich mehr Arten, davon neben hervorragenden Speisepilzen viele ungenießbare und giftige. Bekannteste Vertreter sind dieChampignons (diese sind allerdings schwierig untereinander unterscheidbar, einige Arten sind giftig), berüchtigt sind die tödlich giftigenKnollenblätterpilze.
Die dritte Gruppe lässt sich nicht exakt beschreiben, sie umfasst so verschiedene Arten wiePfifferlinge,Stäublinge,Glucken,Morcheln undTrüffeln. Zu dieser Gruppe gehören relativ viele nur jung genießbare oder ganz ungenießbare Pilze und einige giftige, von denen aber nur dieFrühjahrslorchel tödlich wirken kann.
Zur genaueren Bestimmung müssen Farbe, Form und Struktur des Huts, desStiels und der Lamellen beziehungsweise der Röhren anhand eines aktuellen Handbuchs verglichen werden. Vorhandensein und Eigenschaften vonRing oder Scheide sind bei Blätterpilzen ebenfalls ein wichtiges Merkmal. Weitere Merkmale können der Geruch und/oder der Geschmack sein, wobei Geschmacksproben nur bei mit Sicherheit ungiftigen Pilzen erfolgen dürfen (Ausnahme:Täublinge undMilchlinge). Bei vielen Pilzarten verfärbt sich das Fleisch des Fruchtkörpers durch Verletzungen (Madenfraß, Druckstellen oder Zerschneiden) auf charakteristische Weise, was zur Unterscheidung sehr nützlich sein kann. Ebenso die Farbe der Flüssigkeit, die bei einigen Arten nach Verletzungen austritt.
Die Sporenfarbe – ein weiteres Unterscheidungsmerkmal – lässt sich bestimmen, indem man einen nicht zu ausgereiften Hut auf ein Blatt Papier legt, mit einem Glas oder ähnlichem abdeckt, und einige Stunden wartet. Anschließend sind Lamellenstruktur und Sporenfarbe auf dem Papier deutlich zu erkennen. Eine genaue Untersuchung der Sporen erfordert ein Mikroskop mit etwa 1000-facher Vergrößerung. Solche Sporenuntersuchungen sind jedoch für normale Pilzsammler meist nicht notwendig, sondern eher von pilzkundlichem Interesse.
Kenner vermögen essbareTäublinge undMilchlinge von giftigen oder ungenießbaren Arten ihrerGattungen zu unterscheiden, indem sie dieTäublingsregel sachgerecht anwenden.
Umweltgifte in Pilzen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Freien gesammelte Pilze können mit Schadstoffen belastet sein. Besonders Pilze aus exponierten Lagen (Straßenränder und Grünflächen im Innenstadtbereich) sollte man nicht verzehren, derSchwermetallgehalt kann hier sehr hoch sein. Dagegen sind Zuchtpilze unproblematisch, weil sie unter möglichst sterilen, abgeschotteten Bedingungen ohne Einsatz von Agrargiften gezogen werden.
Radioaktivität
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Obwohl dasReaktorunglück von Tschernobyl sich schon 1986 ereignete, sind immer noch einige Pilze überdurchschnittlich hoch mitCaesium-137radioaktiv belastet. Die gemessenen Werte sind zwar schon zurückgegangen, doch sie variieren regional sehr stark. Daher solltenMaronenröhrlinge,Frostschnecklinge,Reifpilze (auch alsZigeuner bekannt) undTrompetenpfifferlinge nicht in großen Mengen verzehrt werden, da vor allem diese Speisepilze Caesium in besonders hohem Maße anreichern können. Des Weiteren besteht eine erhöhte Grundbelastung durch die oberirdischenAtomtests der 50er- und 60er-Jahre. Jedoch lassen sich teils enorme Schwankungen der Belastung auch innerhalb einer Art damit nicht erklären. Weitere Faktoren für den Grad der Belastung sind Wald- undBodenart, Bodenparameter wiepH-Wert und Feuchtigkeit sowie die herrschenden Wetterbedingungen. BeiMykorrhizapilzen undParasiten spielen auch die physiologischen Eigenschaften des Symbionten beziehungsweise der Wirtspflanze eine Rolle.[7] Da diebiologische Halbwertszeit von Caesium in Säugetieren gering ist,[8] sollte gelegentlicher Verzehr auch verhältnismäßig stark belasteter Pilze im Vergleich zur natürlichen Strahlungsbelastung kaum ins Gewicht fallen. Tiere, die viele Pilze verzehren, wie zum Beispiel Wildschweine, können jedoch Strahlungswerte aufweisen, die den Verkauf in Deutschland rechtlich unmöglich machen.[9][10] In einer Erhebung aus dem Jahr 2023 hat dasBundesamt für Strahlenschutz (BfS) für einige Wildpilzarten in Deutschland Werte von über einemKilobecquerel pro Kilogramm (kBq/kg) ermittelt. Der gesetzlich vorgeschriebene Höchstwert für Lebensmittel, die in Deutschland für den Handel bestimmt sind, beträgt 0,6 kBq/kg. Laut BfS führt der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit 2 kBq/kg Caesium-137 zu einerStrahlendosis von etwa 0,005 Millisievert. Bei einem Flug von Frankfurt nach New York beträgt die effektive Dosis zum Vergleich 0,032 bis 0,075Millisievert.[11]
Schwermetalle
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einige Arten von Pilzen, die entlang stark befahrener Straßen, im Abgasstrom von Kohlekraftwerken, oder auf mit Klärschlamm gedüngten Feldern wachsen, reichern sich besonders mit schädlichenSchwermetallen an. InsbesondereBlei undCadmium tragen so bei Verzehr zu einer erhöhten Gesundheitsbelastung bei. Zu diesen Arten gehören bekannte Speisepilze wie derWeiße Anischampignon, derParasol und derFichtensteinpilz. Arten, die keine Schwermetalle anreichern, sind derWiesenchampignon,Hexenröhrlinge,Morcheln und alle holzbewohnenden Pilze.[12] Der Bleigehalt ist insaprophytisch lebenden Arten höher als inMykorrhiza-Pilzen.[13] Die Belastung mit Schwermetallen ist – insbesondere für Laien – schwieriger zu messen (einGeigerzähler schlägt nur bei radioaktiven Schwermetallen wie Uran an) und gefährlicher als allfällige radioaktive Kontamination, wird jedoch im medialen Diskurs oftmals weit weniger thematisiert.
Pflanzenschutzmittel
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Innerhalb oder am Rande von intensiv bewirtschafteten Kulturen (z. B. Mais, Obst, Hopfen, Wein) besteht eine erhöhte Gefahr, dassPestizide undHerbizide von Pilzen aufgenommen werden und somit in den menschlichen Körper gelangen können.
Speisepilz des Jahres
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Seit 2016 wird im Rahmen desEuropäischen Pilztages derSpeisepilz des Jahres proklamiert.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Gottfried Amann:Pilze des Waldes. Neumann-Neudamm, Melsungen 2003,ISBN 3-7888-0763-6.
- Rose Marie Dähncke:200 Pilze für die Küche und ihre giftigen Doppelgänger. Ein Bestimmungsbuch für den Speisepilzsammler. EBG-Verlags-GmbH/Bertelsmann-Club, Kornwestheim und Gütersloh 1987,ISBN 3-85502-145-7.
- Ewald Gerhardt:Pilze sammeln, aber richtig. Unsere besten Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger. BLV, München, Wien, Zürich 2004,ISBN 3-405-16818-X.
- Hans E. Laux:Eßbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger. Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 2005 (Erstauflage 1985),ISBN 3-440-10240-8.
- Walter W. A. Pätzold, Hans E. Laux:1 mal 1 des Pilzesammelns. Kosmos-Naturführer. Kosmos, Stuttgart 2004,ISBN 3-440-09692-0.
- Roger Phillips:Der große Kosmos-Naturführer Pilze. Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 1998 (Erstauflage 1982),ISBN 3-440-07501-X.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Deutsche Gesellschaft für Mykologie e. V.:Verbraucherschutztafeln,Liste der Pilzsachverständigen aufdgfm-ev.de
- AS 2002 781 – „Verordnung über Speisepilze“ – in der Schweiz offiziell als marktfähige Speisepilze zugelassene Arten (PDF, 55 kB),fedlex.admin.ch
- Geeignete Speisepilze – Text und Liste von Speisepilzen vonpilze.ch
- Montag, K. & Ebert, H.:Speisepilze im Lebensmittelgesetz auftintling.com
- Speisepilze und ihre Doppelgänger aufawl.ch
- Eva Kabai, Kathrin Baginski, Angela Poppitz-Spuhler: Radioaktive Kontamination von Speisepilzen : Aktuelle Messwerte (Stand: 2017). Fachbereich Strahlenschutz und Umwelt. In: doris.bfs.de. Bundesamt für Strahlenschutz – BfS, 15. November 2018; abgerufen am 6. Februar 2025.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Inhaltsstoffe für Kartoffel, Pilze. Ernährungsinformationssystem der Universität Hohenheim. In: uni-hohenheim.de. Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft,Universität Hohenheim, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2014; abgerufen am 6. Februar 2025 (Die tatsächlichen Gehalte können je nach Sorte und Standort erheblich von den Durchschnittswerten abweichen.).
- ↑Artikel auf Fundkorb.de vom 3. Januar 2008 „Thailands beliebtester und meistverzehrter Speisepilz“.
- ↑Clay’s Kitchen – Thai Food Glossary:Termite mushrooms. In:panix.com (englisch).
- ↑Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung – BArtSchV) Anlage 1 (zu § 1), aufgesetze-im-internet.de, abgerufen am 6. Februar 2025.
- ↑Sonja Helms:Küchenmythen – Verlieren Pilze ihr Aroma, wenn man sie abspült? In:Der Stern, 17. September 2017.
- ↑Ludger Peters: ‚Boswachter‘ = Waldwächter. Nettetal – Bußgeld für Pilzsammler. In: rp-online.de. Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH, 27. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. September 2018; abgerufen am 6. Februar 2025.
- ↑Republik Österreich –BMG Sektion III,BMLFUW Sektion V (Hrsg.):Radioaktivität und Strahlung in Österreich 2005 und 2006. Daten und Bewertung. Republik Österreich – BMG Sektion III, BMLFUW Sektion V, Wien Mai 2009,S. 57 f. (sozialministerium.at [PDF;742 kB; abgerufen am 6. Februar 2025]).
- ↑Cäsiummessung. Services – Cäsiummessung. In: jagd-freising.de. Jagdschutz- und Jägerverein Freising Stadt und Land e. V., abgerufen am 6. Februar 2025.
- ↑Bayern nach Tschernobyl: Pilze und Wildschweine immer noch belastet | Themen. In: br.de. Bayerischer Rundfunk, 20. April 2016, abgerufen am 13. März 2024.
- ↑Radioaktive Belastung von Pilzen und Wildbret. Themen → Ionisierende Strahlung → Radioaktivität in der Umwelt → Lebensmittel → Strahlenbelastung von Pilzen und Wildbret. In: bfs.de. Bundesamt für Strahlenschutz – BfS, 10. September 2024, abgerufen am 6. Februar 2025.
- ↑Belastung von Pilzen und Wildschweinen mit radioaktivem Cäsium-137. In: grs.de. Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, 15. September 2023, abgerufen am 1. August 2024.
- ↑Jochen Kurth:Pilze nach Jahreszeiten. Verlag für die Frau, Leipzig 1990. S. 22.
- ↑P. K. Ouzouni, K. A. Riganakos:Nutritional value and metal content profile of Greek wild edible fungi. In:Acta Alimentaria. Band 36, Nr. 1, 2007,ISSN 0139-3006, S 99–110,doi:10.1556/AAlim.36.2007.1.11, hier S. 107 (englisch).